Alles Flashcards
Wie ist Schwindung definiert?
Bei der Verarbeitung von thermoplastischen Kunststoffen im Spritzgießprozess verändert das Formteil während der Abkühlung seine Maße.
Diese Maßänderungen werden unter dem Oberbegriff »Schwindung« zusammengefasst.
Nach DIN 16901 wird die Verarbeitungsschwindung
(VS) von technischen Kunststoffen bei der Spritzgießverarbeitung als Differenz zwischen den Maßen des kalten Werkzeuges und denen des Formteils nach 16-stündiger Lagerung im Normklima angegeben.
Schwindung basiert auf den Grundprinzipien der Physik, der Volumenänderung unter Temperatureinwirkung.
Schwindung wird sich somit nie vermeiden lassen.
Wie ist Verzug definiert?
Verzug ist die Abweichung eines Formteils von seiner Sollgestalt. Wobei sich Flächen verwölben bzw. verwinden; Winkel sich verkleinern bzw. vergrößern. Grundsätzlich bleibt aber dabei das Volumen konstant.
Verzug entsteht immer als Folge von unterschiedlicher Schwindung!
Wann tritt Verzug auf?
Verzug entsteht als Folge inhomogener Schwindung
Wie verhält sich Schwindung in Tiefen, Längen- und Breitendimension eines Formteils?
Dickenschwindung: SS= 0,9 - 0,95 x SV
Längen, -Breitenschwindung: S L/B = 0,1 - 0,05 x SV
Woran liegt das unterschiedliche Schwindungsverhalten?
Unterschiedliche Schwindungsarten: Freie und behinderte Schwindung
Schwingung wird durch Reibung des Bauteils an den Werkzeugwänden behindert. Es liegt eine Teilfixierung vor. Von verhinderter Schwindung spricht man bei der Fixierung durch Kerne etc..
Nenne die vier Einflüsse auf Schwindung und Verzug? Erkläre diese:
• Kunststoff
o Teilkristallin / amorph
o Füllstoffgehalt und Füllstofforientierung
Verringerung der Schwindung um 50 – 80% in Glasfaserrichtung
• Verarbeitung / Prozess
o Nachdruckzeit: Je länger, desto weniger Schwindung (bis Einfrieren)
o Nachdruckhöhe: Je höher, desto weniger Schwindung (bis Einfrieren)
o Fromnestwandtemperatur: Je höher, desto langsamer die Abkühlung, desto mehr Verarbeitungs-Schwindung – Aber weniger Potenzial für Nachschwindung
o Schmelzetemperatur: gemischter Einfluss: mehr thermisches Kontraktionspotenzial aber bessere Druckübertragung für Nachdruck
o Einspritzgeschwindigkeit: kaum Einfluss
o Entformungstemperatur: je höher, desto mehr Schwindung
• Werkzeug
o Unterschiedliche Werkzeugtemperaturen: heiße Seite schwindet stärker
o Einfluss der Werkzeugtemperierung bei unverstärkten Thermoplasten deutlich größer
• Formteil
o Schwindungsdifferenzen durch unterschiedliche Wanddicken führen zu Verzug
o Schwindungsdifferenzen aufgrund unterschiedlicher Faserorientierungen führen zu Verzug
o Wanddickenreduzierung am Fließwegende kann Verzug verringern (siehe Chinesenhut)
o Rippengestaltung ist entscheidend
o Masseanhäufungen sollten vermieden werden
Nenne die Methoden / Funktionsprinzipien der Laserbeschriftung
Grundlage: Licht Wärme (Absorption) Kontrast
• Eingravieren
o Beim Eingravieren schmilzt der Laserstrahl das Polymer an der Oberfläche auf und verdampft es. Das führt zu einem hohen Kontrast und einer permanenten Gravur. Die Tiefe der Gravur beeinflusst den Kontrast.
• Fading / Farbwechsel
o Für Fading oder einen Farbwechsel sind laser- sensitive oder laser- aktive Additive notwendig. Das Fading oder der Farbwechsel werden durch den Laserstrahl ausgelöst.
• Aufschäumen
o Durch die Einstrahlung des Laserstrahls schmilzt das Material und wird viskos. Wenn dann Gasblasen, die sich während des Aufschmelzens bilden, während des Abkühlens des Materials eingeschlossen werden, kann eine erhabene Markierung erreicht werden.
• Schichtabtrag
o Für eine Markierung durch Schichtabtrag ist die Homogenität der Beschichtung wesentlich. Mehrfarbige Markierungen sind möglich, wenn verschiedenfarbige Schichten abgetragen werden. Der Kontrast entsteht durch die Farbe des darunter liegenden Grundmaterials oder der Beschichtung.
Wie verhält sich ein schwarzes Bauteil, wie ein naturfarbenes Bauteil bei Laserbeschriftung?
Es gibt grundsätzlich die Möglichkeit hell oder dunkel zu markieren. Die helle Variante beruht auf einer partiellen Aufschäumung des Kunststoffs und die dunkle auf einer partiellen Karbonisierung (Verkohlung)
Bei hellen Bauteile: Kontrast durch Carbonisierung
Bei dunklen Bauteilen: Kontrast durch Aufschäumen
Welcher Laser bei welcher Wellenlänge wird hauptsächlich verwendet?
• Hauptsächlich: Nd: YAG-Laser 1064 nm (Frequnzdopplung: 532 nm)
Was gibt es sonst für Laserarten und bei welchen Wellenlängen arbeiten sie?
- CO2 Laser: 10,6 µm
- Nd: YAG-Laser 1064 nm für IR optimiertes Material
- Diodenlaser: 810 – 980 nm
- Excimer Laser: 120 – 355 nm für UV optimiertes Material
Was sind die Prozessparameter bei der Laserbeschriftung?
- Geschwindigkeit
- Frequenz
- Pulsweite
- Leistung
Welche Prozessparameter bei der Laserbeschriftung sind konstant?
- Pulsweite
* Leistung
Welche Prozessparameter bei der Laserbeschriftung werden variiert?
- Geschwindigkeit
* Frequenz
Wie lassen sich die Prozessparameter bei der Laserbeschriftung charakterisieren?
Laser-Einstellungen sind entscheidend für einen gute Kontrast
Es werden Prüfplatten genutzt auf denen unterschiedliche Parameterkombinationen getestet werden.
Welche Einflüsse auf die Beschriftungsqualität gibt es?
• Zusammensetzung des Materials / Polymers
o Schwarze Durethan Typen können z.B. leichter mit einer hellen Farbe beschriftet werden als schwarze Pocan Typen
o FR Additive haben einen erheblichen Einfluss auf die Laserbeschriftbakeit
o Laser sensitive Additive
• Wellenlänge des Laserstrahls
o Der Nachweis der Beschriftbarkeit bei einer bestimmten Wellenlänge ist keine Garantie für die Beschriftbarkeit bei einer anderen Wellenlänge.
• Frequenz, Leistungsabgabe und Schreibgeschwindigkeit
o Die Reproduktion von Beschriftungsergebnissen erfordert möglicherweise eine Anpassung der Geräteeinstellungen.
• Oberflächenqualität
o Glänzende Oberflächen sind besser geeignet als matte oder texturierte Oberflächen.
Wie lässt sich die Lackhaftung beurteilen (zwei Testverfahren)?
• Gitterschnitttest
o Der Gitterschnitttest bestimmt die Lackhaftung durch das Einritzen eines Gittermusters durch den Lack in das Substrat. Anschließend wird Klebeband auf den Schnitt aufgebracht und schnell abgezogen
o Die Haftung wird bewertet auf einer Skala von “Gt 0 (gut) bis 5 (schlecht)”.
• Dampfstrahltest
o Der Dampfstrahltest bestimmt die Lackhaftung durch das Einritzen eines “Andreaskreuzes” durch den Lack in das Substrat. Anschließend wird ein definierter Dampfstrahl auf beide Flanken des Kreuzes angewendet.
o Die Haftung wird bewertet anhand des Grades der Lackablösung (Wert “0 bis 5”).
Was bewirken Flammschutzmittel? Was bewirken sie nicht?
Flame Retardants (FR) können ein voll entwickeltes Feuer nicht löschen Sie wirken nur in der Startphase eines Feuers
Welche Klassifizierungsprüfungen gibt es?
• UL 94 V
o V-Prüfung: zweimal 10 s Probekörper Einwirken der Flamme auf den vertikal eingespannten Probekörper.
o 2. Beflammung direkt nach dem Ende der 1. Nachbrennzeit
o Dabei werden die Brennzeit und bei den V-Prüfungen auch das Abfallen brennender Teile mit Hilfe eines Wattebausches, welcher sich unter dem Probekörper befindet, bewertet
o Bunsenbrenner wird unter die Probe gehalten
o Beurteilung von Nachbrennzeit (Selbstverlöschung) und Abtropfen
o UL 94 V-0 = hoher und anerkannter Flammschutz
o Nach Durchführung für verschiedene Farben erhält man eine „Yellow Card Registrierung“
o Bunsenbrenner wird unter die Probe gehalten
o Beurteilung von Nachbrennzeit (Selbstverlöschung) und Abtropfen
o UL 94 V-0 = hoher und anerkannter Flammschutz
o Nach Durchführung für verschiedene Farben erhält man eine „Yellow Card Registrierung“
• GWIT = Glow wire ignition Temperature
o Bestimmung der maximalen Glühdrahttemperatur ohne Entzündung (Endzündbarkeit)
o Bestanden, wenn Gesamtbrenndauer <5s
o Notwendig für Haushaltsanwendungen
• GWFI = Glow wire flammability Index
o Klassifizierung: max. erreichte Glühdrahttemperatur
o Bewertung nach Nachbrennzeit / Abtropfen
o Bestanden: Nachbrennzeit < 30s und kein brennendes Abtropfen
• (FMVSS = Federal motor vehicle safety standards)
Was ist beim Compoundieren zu beachten?
• Enges Verarbeitungsfenster
o Polymer muss aufschmelzen aber es darf keine Zersetzung der FSM stattfinden
o Entscheidend sind die effektive Temperatur und die Verweilzeit
• Ideale Einarbeitung:
o Gute FSM Verteilung bei geringer Scherung
o Möglichst niedrige Temperaturen
• Feuchte:
o Hoch: Nebenreaktionen
o Niedrig: Viskosität hoch Scherung
Was gilt für ein Ideales Flammschutzsystem?
- Kompatibel mit Polymer und Additiven
- Kein Ausschwitzen, geruch- und farblos
- Stabil gegen Feuchtigkeit, Wärme und UV
- Keine Korrosionsneigung (E&E)
- Ökologisch unbedenklich und rezyklierfähig
- Thermisch stabil bei Verarbeitungsbedingungen
Welche Flammschutzsysteme gibt es?
- Halogenhaltige FR Systeme (Chlor oder Brom)
- Anorganische Compounds (ATH, MDH, Zinkborat)
- Phosphorhaltige FR Systeme (roter Phosphor, organischer Phosphor)
- Stickstoffhaltige FR Systeme (Melamincyanurat, Melaminphosphat)
- Synergisten (Antimontrioxid, Schichtsilikate, Talkum)
Wie wirken die unterschiedlichen Flammschutzsysteme?• Halogenhaltige FR Systeme
• Halogenhaltige FR Systeme
o Radikalrekombination in der Gasphase Energiereiche Radikale werden gefangen
o Viel hilft viel
o Geringer Einfluss auf Materialeigenschaften
o Analoges Wirkungsprinzip bei unterschiedlichen Thermoplasten
o Sehr effektiv aber ökologisch fragwürdig
o Hohe Rauchgasdichte, Kohlenstoffmonoxid-Gehalt und korrosive Gase
Wie wirken die unterschiedlichen Flammschutzsysteme?
• Hallogenfreie FR Systeme
o Wirken überwiegend in kondensierter Phase
o Charbildung
o Depolymerisation
o Ausbildung von Barriereschichten
o Abkühlung
o Verdünnen von Brandgasen
o Die Polymermatrix ist am FR Mechanismus beteiligt Individuelle Lösungen gefordert
Wie wirken die unterschiedlichen Flammschutzsysteme?
• Anorganische Compounds
o wirken durch Freisetzung von Wasser (Kühlung / Verdünnung von Gasen)
o Diese Systeme sind nicht sehr effektiv, durch ihre hohen Füllgrade werden die mechanischen und rheologischen Eigenschaften beeinflusst.
o Borate bilden Verkohlungen Schutz vor Hitze und Sauerstoff (allein nicht sehr effektiv)
Wie wirken die unterschiedlichen Flammschutzsysteme?
• Phosphorhaltige FR Systeme
o werden in Phosphorsäure umgesetzt, die das Polymer dehydriert und dadurch zu einer Verkohlung führt. Roter Phosphor (anorganischer Phosphor) ist sehr effektiv, er kann aber nur in dunklen Einfärbungen verwendet werden. In Kontakt mit Feuchtigkeit kann sich Phosphorsäure bilden und migrieren.
Wie wirken die unterschiedlichen Flammschutzsysteme?
• Stickstoffhaltige FR Systeme
o Verzögerung der Entzündung durch die endotherme Zersetzung
o Weitere Zersetzung von Melamin in Stickstoff, Ammoniak, etc. Stickstoff verdünnt die brennbaren Gase (Sauerstoffmangel)
o Stickstoffhaltige FR Systeme sind, verglichen mit halogenhaltigen FR Systemen, weniger effizient, sie zeigen aber im allgemeinen gute elektrische Eigenschaften und einen hohen GWIT.
Was sind aktuelle Trends, die für Flammschutz relevant sind?
• Miniaturisierung (geringe Wanddicken)
o Erhöhte Flammwidrigkeit
o Verbesserte Fließfähigkeit – trotz hoher Flammschutzfüllstoffgehalte
• Zunehmend höhere Sicherheitsanforderungen
o Immer mehr Anwendungen mit FR Anforderungen
• Steigendes Umweltbewusstsein
• Erhöhte gesetzliche Anforderungen
• Verschärfte Normenanforderungen
Was ist die Idee der Hybridtechnologie?
Ein Verbund aus einem profilförmigen Metallteil und einem thermoplastischen Kunststoff mit einem im Spritzgießen erzeugten Formschluss zwischen den beiden Komponenten.
Leichtbaustrukturen (Bleche) haben unter Belastung Stabilitätsprobleme (Knicken, …)
Mit geringen Kräften (Kunststoff) kann man die Struktur stützen
Was für Ziele hat die Hybridtechnologie?
Durch Synergien leichte Strukturbauteile mit einem großserientechnischen Produktionsverfahren herzustellen, die im Vergleich zu reinen Kunststoff- Strukturbauteilen wesentlich höhere Belastungen zulassen, aber gleichzeitig die gleiche Gestaltungsfreiheit wie im Spritzguss hergestellte Kunststoffbauteile besitzen, d.h. dass sich ein hoher Funktionsumfang in einem Prozessschritt im Bauteil integrieren lässt.
Welche Stärken hat die Kunststoffkomponente?
- Große Gestalungsfreiheit
- Gute Fließfähigkeit
- Niedrige Dichte
- Gute Zähigkeit und Steifigkeit
- Hohy dyn. Belastbarkeit
- Hohe Alterungsbeständigkeit
- Beständig gegen Öle, Fette, Reinigungsmittel
Welche Stärken hat die Metallkomponente?
- Hohe Festigkeit und Steififkeit
- Duktiles Bruchverhalten
- Niedrige Wärmeausdehnung
- Gutes Tiefziehverhalten
Welche Stärken hat das Hybrid Bauteil?
- Reduzierte Beulneigung bei dünnwandigen Blechen
- Hohe Energieaufnahme
- Hohe Temperaturbeständigkeit
- niedriges Teilegewicht
- hohe Präzision in Fertigung und Einsatz
- hohe Integration von Funktionselementen
Warum wird Polyamid in der Hybridtechnologie verwendet?
- geringe Eigenspannungen beim Umspritzen von Metallteilen
- gute Kombination von Steifigkeit und Zähigkeit auch bei tiefen Temperaturen
- exzellentes Fließverhalten
- niedriger thermischer Längenausdehnungskoeffizient
- unempfindlich gegenüber Ölen, Fetten und Reinigungsmitteln
- keine nennenswerte Alterung unter praxisrelevanten Bedingungen
- Erfüllung der Brandsicherheit nach US-FMVSS 302
- stoß-, geräusch- und schwingungsdämpfende Eigenschaften
- hohe Kratzfestigkeit und antistatische Oberfläche
Was sind typische Konstruktionselemente?
- Knotenpunkte im Blechprofil (Löcher mit Kegel) Hinterschnitt
- Umklammerung am Blechflansch – Kantenumspritzung
- Formschlüssige Klammer
- Funktionsintegration Anbinden von Kunststoffstrukturen
- Partielle Stützrippen
Was sind Vorteile der Hybridtechnologie?
Kosteneinsparung
Gewichtsreduzierung
Investitionskosten (gegenüber reiner Blechlösung)
Funktionsintegration
Hohe Formstabilität und enge Toleranzen
Komplexe hochbelastbare Strukturen realisierbar
Hohe Steifigkeit und Tragfähigkeit
Duktiles Bruchverhalten
Geringe Anzahl an zusätzlichen Fügeelementen
Großserienerprobte Produktionsprozesse
Niedrige Bauteilkosten und Investitionskosten
Keine Nachbearbeitung
Leicht rezyklierbar
Strukturmechanische Anforderungen können optimal umgesetzt werden
Hohe Langzeitdauerbelastbarkeit
Zusätzliche Verarbeitungsprozesse entfallen
Optimale Werkstoff-/ Prozesspaarung
Was sind Nachteile der Hybridtechnologie?
Kostenvorteil meist nur bei Großserien
Zwei aufeinander abzustimmende Prozesse
Hohes Investitionsvolumen (gegenüber reiner Kunststofflösung)
Wie ist der Produktionsablauf?
- Rationelle Produktion durch Kombination von Metall/Press und Kunststoff/Spritzgieß – Verfahren Großserientauglich
- Ausgangspunkt Tiefgezonenes Blech
- Werkzeug öffnen
- Metalleinleger positionieren
- Einspritzen
Was ist in Mould Assembly?
Spritzgießverfahren, bei dem zwei Bauteilhälften im selben Spritzgießwerkzeug umspritzt werden können. Die Effizienz dieser neuen Technik, In Mold Assembly (I.m.a.) genannt, basiert auf ihrer Zuverlässigkeit und Produktivität.
Was ist bei Blechüberspritzungen zu beachten?
• Blechverformung bei Randumspritzung durch hohes p
o Bei großem Blechüberhang
o Bei dünnen Durchflussbereichen
o Bei hohl liegenden Blechen
Was sind Anwendungen und Stückzahlen der Hybridtechnologie?
- Hybrid Frontend
* 70 in Serie laufende Anwendungen, über 50 mio. hergestellte Hybridbauteile
Extrusionsblasformen ist ein Herstellungsprozess für Kunststoff-Hohlkörper. Wie läuft der Prozess ab?
- Plastifizierung / Schmelzebereitstellung (Extruder)
- Umlenken und Formen des Vorformlings
- Werkzeug schließen und Enden abquetschen
- Einführen des Blasdorns
- Aufblasen des Vorformlings gegen die gekühlte Kavitätswand
- Öffnen und Auswerfen des Blasformteils
- Butzen an beiden Enden entfernen
Was ist der Unterschied zwischen dem kontinuierlichen und dem diskontinuierlichen Extrusionsblasformen?
• Kontinuierliches Formen durch kontinuierliche Extrusion
o Thermoplaste mit hoher Viskosität
o Hohe Schmelzefestigkeit (z.B. Polyolefine)
o Coextrusion
o Geringe Extrusionsgeschwindigkeit
• Diskontinuierliches Formen durch Nutzung eines Speicherkopfes
o Thermoplaste mit geringerer Viskosität
o Geringere Schmelzefestigkeit (z.B. Polyamide)
o Lange, schwere Schläuche für größere Bauteile
o Hohe Extrusionsgeschwindigkeit
o Weniger „Sagging“
o Geringere Abkühlung des unteren Schlauchendes
Was gibt es für Materialvorraussetzungen? Welche Materialien werden verwendet?
- Prozessanforderungen beim Extrusionsblasformen: Sehr hohe Viskositäten bei geringen Scherraten
- Gute Schmelzesteifigkeit (Sagging Effekt, Schlauchandhabung)
- Druckniveau innerhalb akzeptabler Grenzen
- Stabiler Prozess (stabiles Einzugs- und Förderverhalten)
- Weites Prozessfenster
- Qualität der Quetschnaht
- Oberflächenqualität
- Aufblasverhältnis
- Gerüche und Emissionen
- Erzeugen von langkettigen, verzweigten PA& durch reaktive Extrusion
Was gibt es für Werkzeuge / Blasköpfe?
- Dornhalter
- Verdränger (Torpedo)
- Pinole
- Wendelverteiler
Was ist der Sagging Effekt?
Unkontrolliertes durchhängen des Schlauches nicht möglich gute Teile mit definierten Wanddickenverteilungen herzustellen
Wie wird er quantifiziert? Was ist die theoretische Länge und was ist die tatsächliche Länge?
Quantifizierung durch Vergleich von theoretischer und tatsächlicher Länge
Tatsächliche Länge: Extrudierte Länge von Werkzeug bis Ende Schmelzeschlauch
Theoretische Länge: Berechnet: Austrittsgeschwindigkeit x Zeit
Was sind Anwendungsbeispiele (Stückzahlen)? Was ist hinsichtlich der Bauteilgröße zu beachten?
- Flaschen
- Fässer
- Industrie-Verpackungen
- Medizin-Verpackungen
- Kunststoffkraftstoffbehälter
- Luftführungen
- Spielzeuge
Was sind Sonderverfahren?
- Schlauchmanipulation durch bewegliche Werkzeugteile
- Saugblasformen
- Schlauchablegen
- Mehrschichtextrusion
- Sequenzielle Extrusion
Wie kann die Wanddicke gesteuert werden?
• Axiale Wanddickensteuerung: Anpassung der Spaltweite mit Stempel
• Radiale Wanddickensteuerung:
o Die Wanddicke wird auf einer Seite des Schlauches angehoben bzw. reduziert, indem das Werkzeug dezentriert wird
o Der Schlauch wird deformiert
o Die Schlauchrichtung ändert sich aufgrund unterschiedlicher Austrittsgeschwindigkeiten
Was wird geprüft?
- Werkstoffe
- Bauteile
- Werkstoffeigenschaften nicht gleich Bauteileigenschaften
Was sind klassische Prüfverfahren?
- Biegeversuch
- Zugversuch
- Schnellzerreißzugprüfung (Hydraulisch mit Vorlaufstrecke zur Beschleunigung)
- Impact Test nach Charpy Zähigkeit des Materials
Was sind klassische Wegmesser?
- Messuhr
- Induktive Wegaufnehmer
- Beschleunigungsaufnehmer
- Dehnungsmessstreifen
- Längenänderungsaufnehmer
Welchen Vorteil bieten optische Systeme?
- Berührungslos, rückwirkungsfrei
- Prüfung empfindlicher Proben
- Ortsauflösung
- Komplexe Bauteile
- Mehrachsige Beanspruchungszustände
- Komplexe Lastfälle
- Hohe Verformungsgrade
- Duktile Proben
- Hohe Versuchsgeschwindigkeiten
- Dynamisch beanspruchte Bauteile
Welche Kategorien optischer Systeme gibt es?
• Lasermesstechnik
o Einsatz monochromatischer, kohärenter Laserstrahlung
o Analyse physikalischer Effekte (Doppler, Interferenz)
o Messwertbereitstellung in Echtzeit
• Fotomesstechnik
o Fotographische Abbildung des Versuchsgeschehens
o Analyse der Bilddaten mittels digitaler Bildverarbeitung
o Offline Auswertung der Messwerte
Beschreibe (Vorteile, Eigenschaften, das Prinzip und Probenvorbereitung) die Fotogrammmetrie:
• Messwertermittlung durch Auswertung fotografischer Aufnahmen des Testobjektes
• 3D-Koordinatenbestimmung von Messmarkierungen mittels Triangulation
• Aufnahme:
o Freihand-Fotoserien des Objektes im stationären unverformten und verformten Zustand
• Auswertung:
o Berechnung der Kameraorientierung je Aufnahme anhand von ortsfesten codierten Referenzmarken
o Räumliche Zuordnung der übrigen Messmarkierungen durch Strahlenschnitt
o 3D-Verschiebungsinformation Koordinatenvergleich mehrerer Zustände
Beschreibe (Vorteile, Eigenschaften, das Prinzip und Probenvorbereitung) die digitale Bildkorrelation:
• Verfolgung charakteristischer Muster auf der Probenoberfläche zur flächigen Bestimmung der Objektdeformation
Funktionsprinzip:
• Aufnahme eines Probekörpers mit statistisch verteiltem Fleckenmuster (Speckles)
• Punkt-Verfolgung in verschiedenen Aufnahmen unter Einbeziehung der lokalen Nachbarschaft in einem „Subset“
• Verschiebung, Drehung, Dehnung, Scherung, Verzerrung
• Einzelvergleich der Grauwerte aller korrespondierenden Pixel zwischen Subsets
• Korrelation vieler Punkte bzw. Subsets für flächige Verschiebungsinformation
• Dehnungsermittlung durch örtliche Ableitung des lokalen Verformungszustands
• 3D Bildkorrelation: Einsatz von Stereo-Kamerasystem Kombination von Bildkorrelation und Fotogrammmetrie zur flächigen Ermittlung dreidimensionaler Verformungen
Beschreibe (Vorteile, Eigenschaften, das Prinzip und Probenvorbereitung) das Laserextensometer:
- Ablenkung eines gerichteten Laserstrahls durch Ablenkeinheit
- Abscannen der Probe in Lastrichtung
- Diffuse Reflexion an aufgebrachten Reflexionsmarken
- Erfassung der Intensität des Streusignals
- Wiederholung des Scanvorgangs
- Ermittlung der Dehnung auf Basis der Veränderung der zeitlichen Impulsfolge
- 1D Dehnung mit 1 D Ortsauflösung
- 1D Dehnung mit 2 D Ortsauflösung nutzen einer Querablenkeinheit
- Biaxiale Dehnungsbestimmung Arbeiten mit 2 Lasersystemen und Refelxionsmarken in längs und quer Richtung
Beschreibe (Vorteile, Eigenschaften, das Prinzip und Probenvorbereitung) das Laservibrometer:
- Aufteilung des Laserstahls
- Beleuchtung der Probenoberfläche mit fokussiertem Messstrahl
- Geschwindigkeitsproportionale Modulation der Frequenz des Messstrahls aufgrund des Dopplereffekts
- ∆f = 2⋅v / λ
- Überlagerung des reflektierten Mess- strahls mit Referenzstrahl zur Interferenz
- Auswertung der Intensitätsmodulation des Detektorsignals
- Einpunktmessung
- Scanning Messung: Wiederholung für mehrere Messpunkte Abrasterung der Oberfläche (Interpolation zwischen den Messpunkten)
- 3D Vibrometrie: Triangulation von 3 “Out of Plane” Messungen 3D Bewegungsmessung
Welche physikalischen Effekte nutzt das Laservibrometerverfahren?
- Dopplereffekt
* Interferenz
Was sind die Vorteile von Crashsimulation:
• Crashsimulation ermöglicht:
o Verständnis für die Funktionsweise der Konstruktion
o Vermeidung von Konstruktionsfehlern in frühen Entwicklungsphasen
o Erhöhung der Sicherheit für den Endkunden
o Reduzierung von Entwicklungszeit und -kosten
o Konzeptevaluierung ohne reale Prototypen
Was für Nichtlinearitäten treten auf?
- Nichtlinears Materialverhalten
- Randbedingungen
- Geometrische Nichtlinearität
Aus was für Elementen besteht das Elastisch-viskoplastische Modell zur Beschreibung des Werkstoffverhalten?
- Feder
- Dämpfer (lineare Viskoplastizität = konstant)
- Reibelement (parallel zum Dämpfer)
Was wird bei der wahren Spannung und der wahren Dehnung berücksichtigt?
- Wahre Spannung: Einschnürung des Querschnittes
* Wahre Dehnung: nicht konstante Dehnung über der Prüflänge
Wie werden Crash – Materialdaten bestimmt?
- Servohydraulische Prüfmaschine zur Durchführung von Schnellzerreißversuchen
- Bestimmung der lokalen Verschiebungs-, Dehnungs- und Geschwindigkeitsfelder mittels optischer Messtechnik
- Ableitung der Materialkarten mittels Reverse Engineering
- Validierung zum Nachweis der präzisen Beschreibung von dehnratenabhängiger Steifigkeit und Festigkeit
Was sind die Einflüsse von Zug, Druck, Schub, Faserorientierung auf die mechanischen Eigenschaften?
• Unterschiedliche Materialsteifigkeiten
• Deutlich höhere Festigkeiten in Fließrichtung bei Faserorientierten Kunststoffen
o Eventuell Mittelung aus Daten längs und quer zur Fließrichtung
Wie sieht bei einem Crashversuch die Spannungs-Dehnungs Kurve für einen Zug, Druck und Scherversuch aus?
Oben Druck, geringste Dehnung
Mitte Zug, höchste Dehnung (keine Spitze in der Mitte)
Unten Schub, mittlere Dehnung
Welche p/q Verhältnisse sind diesen Lastfällen zuzuordnen?
Beschreibt Beanspruchungszustand
- q: von Mises-Vergleichsspannung
- p: hydrostatischer Druck
- Zug: p/q: -1/3
- Schub p/q: 0
- Druck p/q: 1/3
- Faustregel: Die plastische Versagensdehnung nimmt mit wachsendem p/q-Verhältnis zu
Was sind Organobleche?
- Flaches Halbzeug basierend auf thermoplastischem Polymer
- Verstärkung: Gewebe oder andere Endlosfasern aus Glas, Carbon oder Aramid
- Material ist vollständig imprägniert und konsolidiert Die Fasern sind komplett mit Polymer bedeckt und keine Lufteinschlüsse im Materialinnern (<2%)
- Das Material wird bei der Verarbeitung über die Schmelztemperatur erwärmt und in einem Werkzeug verarbeitet. Der besondere Vorteil ist die kurze Zykluszeit (<60 s), da keine chemische Reaktion erforderlich ist. Es entsteht ein stabiler und reproduzierbarer Prozess.
- Hinsichtlich seiner Anwendung vollständig aufgebaut bzw. konfiguriert, d.h. vom Bauteilhersteller als Zuschnitt bezogen werden kann, der direkt in den Prozess einfließt.
Was muss bei der Umformung hinsichtlich Radien und Verformungsschrägen beachtet werden?
Welche konstruktiven Aspekte müssen bei der Werkzeuggestaltung zur Drapierung betrachtet werden?
• Ageformt < Aumgeformt
• Bei der Umformung kommt es zu einer Veränderung der Faserorientierung
• Entformungswinkel > 5°
o Rekosolodierung des Tepex Fläche zum Aufbringen der Kraft
o Geringere Beanspruchung der äußeren Tepex lagen
• Entformungswinkel zum Werkzeugrand hin flacher
o Tepex kann von außen nachrutschen
o Tepex Zuschnitt ist größer als die projezierte Bauteilfläche
• Radien an Werkzeugkernen vorsehen: Ra > Ri»_space; 1 mm
Was sind Vorteile von Organoblechen?
- Geringes Gewicht und hohe Festigkeit
- Hohe Energieabsorption (Crash)
- Geringerer oder kein Invest für Tiefziehwerkzeuge
- Keine Korrosion
- Einfaches Recycling (nur ein Material, recyclingfähig z.B. als faserverstärktes Granulat)
- Verschweißbar mit gleichem Kunststoff (PA)
- Hohe Steifigkeit durch stoffschlüssige Verbindung bei Hybrid-Bauteilen
- Verkürzung des Prozesses: Halbzeugumformen, Einspritzen und In Mold Decoration in einem Schritt möglich
Was sind Herausforderungen?
- Preis für die Halbzeuge
- Aufheizen der Organobleche vor dem Einlegen empfehlenswert
- Einfluss von Feuchte und Temperatur ist stärker
Was ist integrative Simulation?
Weiterverwendung der berechneten Faserorientierung in anderen FEM Simulationen zur Erhöhung der Vorhersagegenauigkeit in der Bauteilsimulation
Wieso wird eine Spritzgießsimulation durchgeführt?
- Untersuchung der Verarbeitbarkeit (Prozessfenster)
- Identifikation von Problembereichen (Bindenähte, Lufteinschlüsse, Verzug,…)
- Bestimmung optimaler Anschnittpositionen und Angussdimensionierung
- Füllzeit Bestimmung
- Schwindungs und Verzugsanalyse
- Evaluierung von Design-Alternativen ohne Werkzeugänderungen (Hardware)
- Weiterverwendung der gewonnenen Daten in der integrativen Simulation
Wie orientieren sich Fasern im Kunststoffbauteil?
Randschicht: regellose Verteilung
Scherschicht: parallel zur FLießrichung
Kernschicht: senkrecht zur Fließrichtung
Dehnströmungen: Querorientierung
Scherströmung: Längsorientierung
Welchen Einfluss haben Fasern und ihre Orientierung auf die thermischen und mechanischen Eigenschaften des Bauteils?
• Starker Einfluss der Faserorientierung auf die mechanischen Eigenschaften:
o Deutlicher Anstieg der Festigkeit und Steifigkeit in Faserrichtung
• Starker Einfluss der Faserorientierung auf die thermischen Eigenschaften:
o Deutliche Abnahme der Wärmedehnung in Faserrichtung
Welche Optimierungsansätze gibt es?
- Global
* Lokal
Welche Optimierungsarten gibt es? Nenne 4:
Alle Ergebnisse erfordern die Interpretation des Konstrukteurs
• Topologie
o Material wird in den Bereichen konzentriert, die zur Bauteilsteifigkeit beitragen und an Orten geringer Spannungen entfernt
o Nutzung eines Gewichtungsfaktor
o Vorgabe von:
Bauraum
Kraft / Belastung
Randbedingungen
„Füllvolumen“
o Anschließende Wanddickenoptimierung der Rippen möglich
• Topographie
o „Oberflächen“ Optimierung für Bleche etc.
• Shape
o Spannungsminderung z.B. an Löchern, Kanten etc.
• Size
o Innen und Außendurchmesser von Rohren
Was für Einstellungen lassen sich bei der Optimierung vornehmen?
• Volumenanteil der verbleibt o Kann verkleinert werden um genauere Aussagen zu bekommen • Minimum und Maximum Member size o Soll Fertigbarkeit garantieren o Soll Masseanhäufungen vermeiden • Entformungsrichtung o Garantiert Entformbarkeit (keine Hinterschnitte usw.) • Symmetrieeinstellungen