3. Bewehren I (Tragschichten im Straßen- und Bahnbau) Flashcards
Eigenschaften von Bewehrungslagen:
Geogitter
Mechanisches Verhalten ist maßgebend durch die thermoplastischen Eigenschaften beeinflusst:
- Temperatur, Spannungszustand, Zeit
Zeitstandverhalten und Traglastreserven
Nach konstanter Belastung, (z.B. durch Eigengewicht der Konstruktion oder permanente Beanspruchungen aus z.B. Brückenlasten) ist für einige Geokunststoffprodukte aus PET eine sehr hohe Restfestigkeit nachgewiesen, die bei kurzzeitigen Beanspruchungen aus unplanmäßigen Lasten, Erdbebenbeanspruchungen oder Steinschlag genutzt werden können. Dieser Effekt erklärt u.a. eine extrem große Tragfähigkeitsreserve unter Erdbebenlasten.
Isochronen
- Dehnung unter konstanter Last zur einem gewählten Zeitpunkt
- Dehnung (kriechen) «1% = PET, Dehnung(kriechen)»1% = PP
Bemessungsfestigkeit (Wert der Zugfestigkeit RB,d einer Bewehrungslage verstanden)
- RB,d = RB,k0 / (γ_M * A1 * A2 * A3 * A4 * A5)
- RB,k0: charakteristische Zugfestigkeit (Kurzzeit-Nennfestigkeit, Laborwert)
- γB: Partialsicherheitsbeiwert zur Berücksichtigung von eventuellen Abweichungen des eingebauten Produktes vom Nennwert und kleinen geometrischen Änderungen des ausgeführten Bauwerkes gegenüber dem Entwurf
- A1: Beiwert für Kriechen
- A2: Beiwert für Beschädigung beim Transport, Einbau und Verdichtung
- A3: Beiwert für Fugen, Anschlüsse, Nähte etc.
- A4: Beiwert für Umgebungseinflüsse
- A5: Beiwert für dynamische Einflüsse
=> Abminderungsfaktoren sind immer produkt- und ggf. baustellenspezifisch
Bei der Rohstoffwahl insbesondere zu beachten
- UV-Strahlung
- Oxidation bei PE + PP
- Hydrolyse bei PET
> innere Hydrolyse mit Wasser
> äußere Hydrolyse in Abhängigkeit der Oberfläche in stark alkalischen Lösungen (pH >10) oder in starken Säuren (pH <4)
→ Für beide Arten der Hydrolyse gilt: je weniger Carboxylendgruppen, umso weniger Startpunkte für die Hydrolyse, umso besser das Langzeitverhalten
→ die Qualität des Rohstoffs und der Querschnitt machen den Unterschied
Einfluss von hohen pH-Werten
- Nach Bemessungsregel (EBGEO) ist bei pH-Werten 9 mit Hydrolyse bestimmter Polymere zu rechnen
- Höchste Werte des Abbindungsprozess: pH Beton C30/35<12,6, pH Beton C40/50<12,9, pH Mörtel<12,8
- Angriff durch hydrolytischen Abbau von Polyamidbindungen von aliphatischen Polyamiden, aromatischen Polyamiden
- Abminderungsfaktoren sind immer produkt- und baustellenspezifisch
Dehnsteifigkeit J (kN/m)
- Maß für das Zugkraft-Dehnungsverhalten einer Bewehrung
- J = F / ε , charakter. Kurzzeit Dehnsteifigkeit
→ F = Kraft bei vorgegeb. Dehnung ε
→ ε = vorgegebene Dehnung ε - Bei Langzeit-Dehnsteifigkeiten betrachtet man die Isochronenkurven (wegen des Kriechens geringer als Kurzeit-Dehnsteifigkeit)
Funktionsweise Geogitter (Tragschicht)
Kraftübertragung durch Reibung und Verzahnung
- Ziel:
→ Stabilisierung des Schüttmaterials durch die Geogitterstruktur
→ hohe Kraftaufnahme bei niedrigen Verformungen
- Verdoppelung der Tragfähigkeit bei vergleichbaren Setzungen bzw. Reduzierung der Setzungen bei gleichen Spannungen
Grundlagen der Bemessung
- Zwei Methoden für das Bemessungsverfahren
- Tragfähigkeit: Ev2-Methode:
Bemessung und Dimensionierung, um einen vorgegeben Ev2-Wert auf Oberkante der ungebundenen Tragschicht oder anderen definierten Zwischenschichten zu erreichen.
> Plattendruckversuche nur für Radlasten in den Zuwegungen (Nachweis) - Verformung: Baustraßenmethode:
Bemessung eines Verkehrsflächenaufbaus, um eine für das Verkehrsaufkommen ausreichend standfeste Oberfläche mit akzeptablen Verformungen für die Gebrauchstauglichkeit zu erreichen.
Flächenerschließung:
Mögliche und erforderliche Differenzierung
Zuwegungen vs. Kranstell-/ Lagerflächen/ Arbeitsebenen
Zuwegungen:
- hohe Lastübergangszahlen
- Verteilung der Gesamtlasten auf zulässige Achlasten (Anlieferungszustand)
- zeitlich eng begrenzte Beanspruchung
- zyklische Beanspruchung
- Kriechen der polymeren Bewehrung im Regelfall vernachlässigbar
- Setzungen aus Eigengewicht der Aufbauten maßgebend
- Spurrillen akzeptabel
Kranstellflächen / Arbeitsebenen/ Lagerflächen:
- geringe Lastübergangszahlen
- hohe Gesamtlasten mit großer Tiefenwirkung
- ggf. Überlagerung von Stützlasten und Lasten von Hilfskränen / Lagerflächen
- Prüfung von Horizontalkräften auf die Gründungsstruktur
- Hohe Anforderungen an Ebenheit
- Bauzustand, aber Zeiteinfluss von maßgebender Bedeutung
Plattendruckversuche
- Index für Tragfähigkeit
- Standardprüfverfahren im Straßenbau
- Einwirkungstiefe t ist aber begrenzt auf t = 2*D
- Bei größeren Lasteinleitungsflächen wie z.B. Kranpratzen liegt der Versuch auf der unsicheren Seite (hier sind Grundbruchnachweis sowie der Nachweis gegen Durchstanzen zu führen)
=> nur für Zuwegungen geeignet
=> Nachweise sind immer getrennt für die Zuwegungen und für die Kranaufstandsflächen unter Ansatz der projektspezifisch zu erwartenden Fahrzeuge / Geräte
Anforderungen an die Bewehrung Zuwegungen vs. Flächen
Zuwegungen:
- Nachweis der Gebrauchstauglichkeit im Regelfall maßgebend
- Nachweis, dass die relativ stark gedehnte Bewehrung (die hier eine Bewehrungsfunktion übernimmt) einen ausreichenden Abstand zum Bruchzustand aufweist
=> Nennfestigkeiten von rd. 30 kN/m … 60 kN/m erforderlich mit hoher Dehnsteifigkeit
Kranstell-/ Lagerflächen / Arbeitsebenen:
- Bemessung der Gebrauchstauglichkeit
- Bemessung der Tragfähigkeit
=> Nennfestigkeiten rd. 40 kN/m … 200 kN/m
Stabilisierung der Schottertragschicht durch Geogitter-Bewehrung
- Geogitter wirken bei kleinen Verformungen nicht als Membran
- nehmen unmittelbar unter der Lasteinleitungsfläche Zugspannungen auf. Bei Annähern und Entfernen der Last nehmen sie Zug- und Schubspannungen auf.
- zyklische Triaxialversuche (kleine Spannungsdifferenzen und einige 1000 Lastwechsel): Erhöhung des Elastizitäts- und Schubmoduls der bewehrten gegenüber der unbewehrten Probe
- Erhöhung der Materialparameter bereits bei sehr kleinen Dehnungen des Geogitters von 0,05 %
- Freifeldversuche und zyklische Triaxialversuche zeigen: die Akkumulation plastischer Verformungsanteile durch die Geogitter wird wirksam reduziert
=> Geogitter leisten auch in sehr steifen Tragschichten bei sehr kleinen Verformungen einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Gebrauchstauglichkeit
Geogitter-Bewehrung und Tragschichtmaterial als Verbundwerkstoff
- Befahrbarkeit sehr weicher Untergründe ohne Bodenaustausch oder Tiefgründung
- Großes Einsparpotential von mineralischen Baustoffen durch den Einsatz von bewehrten Tragschichten / Gründungspolstern
- Reduzierung der Beanspruchungen auf OK Gelände
- Größere Sicherheitsreserven durch aufnehmbare Zugspannungen durch die Bewehrung im Verbundwerksstoff
- Geotechnische Nachweisführung ist Pflicht, nicht Kür
- Wirtschaftlich, ökologisch und innovativ umsetzbar
Träger der Straßen
- Bundesfernstraßen & Autobahnen: Der Bund BMVI
- Landestraßen: Länder
- Alle anderen Straßen: Kommunen und Gemeinden