3/4 (Standardmaßnahmen II (Datenverarbeitung); Polizeiverordnung) Flashcards

1
Q

Abgrenzung Allgemeinverfügung der Polizei und Polizeiverordnung

A

nach Regelunggegenstand:

  • > Allgemeinverfügung: Einzelfall der konkreten Gefahr soll geregelt werden
  • > Polizeiverordnung: Regelung einer Vielzahl von Gefahrenfällen in Form einer abstrakten Gefahr
  • > weitere Abgrenzungskriterien (räumlicher Geltungsbereich, Adressatenkreis, zeitliche Dauer)
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2
Q

Folgen der Polizeiverordnung

A
  • Verstoß gegen die PVO automatisch als Störung der ÖffS
  • PVO jedoch kein Vollstreckungstitel; bei zwangsweiser Durchsetzung des Ge- oder Verbotes muss zuvor eine Polizeiverfügung erlassen werden
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3
Q

Typische Fälle der PVO in Baden-Württemberg

A
  • Anbringen von Hausnummern
  • Leinenzwang für Hunde in Fußgängerzonen
  • Taubenfütterungsverbot
  • Begrenzung des Alkoholkonsums im öffentlichen Straßenraum
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4
Q

Rechtmäßigkeit und Ausgestaltungsmöglichkeiten der PVO

A
  • abstraktgefahren-abwehrende Ge- oder Verbote, ggf. bußgeldbewehrt (§ 18 I PolG)
  • > auch sog. präventive Verbot mit Erlaubnisvorbehalt (Genehmigungspflichten)
  • Formelle Rechtmäßigkeit: vgl. §§ 12 ff. PolG
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5
Q

Systematik der “digitalen” Standardmaßnahmen

A
  • §§ 19-25: Datenerhebung
  • > § 19: keine EGL; Regelung allgemeiner Grundsätze, die aber tw. durch speziellere verdrängt werden
  • > Generalklausel: § 20 II
  • > heimliche Datenerhebung: §§ 20 ff. (grundrechtskonform eng auszulegen)
  • §§ 37-48a: Datenverarbeitung (eigenständige Eingriffe in das GR auf informationelle Selbstbestimmung)
  • > Generalklausel: § 37 I
  • > unterscheide: VA vs. Realakt (bspw. Datenerhebung, Videoüberwachung als Realakt -> Unterlassungsklage)
  • > vorrangig vor LDSG
  • -> LDSG enthält jedoch Regelungen zur Begriffsbestimmung
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6
Q

P: Speicherung/Nutzung rechtswidrig erlangter Daten (Rechtmäßigkeitszusammenhang bei § 37 PolG)?

A
  • eA: Rechtmäßigkeitszusammenhang erforderlich
    pro: Wertung von § 46 Abs. 1 Nr. 1 (gilt für den Polizeivollzugsdienst) als auch nach § 23 Abs. 1 Nr. 1 LDSG (gilt iVm § 48 für Polizeibehörden): “personenbezogene Daten sind zu löschen, wenn ihre Speicherung unzulässig ist”
    con: auch angesichts erheblicher Gefahren dürften relevante Daten nicht weiterverwendet werden
  • aA (hM): Rechtswidrigkeit der Datenerhebung als Kriterium im Rahmen der Verhältnismäßigkeit
    pro: Gebot der effektiven Gefahrenabwehr erfordert es, Abwehr von erheblichen Gefahren in Abwägung mit dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu bringen
  • wA: Rechtmäßigkeitszusammenhang nicht erforderlich
    pro: Wortlaut § 37
    con: Wertung von § 46 Abs. 1 Nr. 1; § 23 Abs. 1 Nr. 1 LDSG
    con: Generelle Vernachlässigung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung
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7
Q

Ermessen beim Erlass der PVO

A
  • grds. weiter Einschätzungsspielraum
  • > je größer, desto wichtiger das zu schützende RG und je geringer die Eingriffsintensität durch die Verordnung
  • Grenze: Gleichbehandlungsgebot
  • > Verordnungsgeber darf gleiche Sachverhalte ohne sachlichen Grund nicht ungleich behandeln (gleicher Lebenssachverhalt)
  • Einschränkung der gerichtlichen Kontrolldichte: bezieht sich nicht auf die Zweckmäßigkeit der Verordnung, sondern nur auf Verhältnismäßigkeit/Willkürverbot
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8
Q

P: Verfassungsmäßigkeit des Art. 297 I EGStGB (als taugliche EGL für Verordnungen)

A
  1. Gesetzgebungskompetenz des Bundes
    - > Gefahrenabwehr als Landeskompetenz, Art. 70 GG
    - > aber Art. 297 I EGStGB an § 184f StGB (und § 120 I 1 Nr. 1 OWiG) gekoppelt -> Annexkompetenz der Gefahrenabwehr mit spezifischem Bezug zum StrafR
  2. Bestimmtheitsgebot
    a) Art. 103 II
    - > Anwendbarkeit
    - -> con: Gefahrenabwehrrecht kein Bezug zur Strafe
    - -> pro: Verknüpfung mit § 184f StGB (und § 120 I 1 Nr. 1 OWiG)
    - > Beachtung
    - -> “öffentlicher Anstand” - unbestimmt, aber bestimmbar
    b) Art. 80 I
    - > Inhalt und Ausmaß unproblematisch
    - > Zweck?
    - -> “öffentlicher Anstand” unklar -> verfassungskonforme Auslegung
  3. Widerspruchsfreiheit gesetzlicher Bestimmungen (aus Art. 20 III)
    - > §1 ProstG -> Einheit der Rechtsordnung str.
    - > Widersprüchliche Normbefehle an Normadressat (-)
  4. Berufsfreiheit
    - > Schutzbereich (+)
    - > Berufsausübungsregel
  5. Eigentumsfreiheit
    - > Inhalts- und Schrankenbestimmung
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9
Q

Prüfung: Rechtmäßigkeit der Polizeiverordnung

A

I. EGL

  • § 10 iVm § 1 PolG
  • Konkurrenz zu ggf. Spezialmaterien

II. Formelle Rm

  1. Zuständigkeit, § 13 PolG
  2. Verfahren /
  3. Form, § 12 PolG

III. Materielle Rm

  1. Bestimmtheitsgebot
  2. Abstrakte Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, § 10 I PolG iVm § 1 PolG
  3. Zulässiger Verordnungsinhalt, § 11 PolG
    - insb. Verhältnismäßigkeit, Art. 20 III GG
  4. Ermessensfehlerfreiheit beim Erlass der PVO (“können”)
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