2. Vorlesung (10.10.) Flashcards

1
Q

Was trägt die Differenzielle Psychologie zum IST 2000 R bei?

A

Theoretisches Konzept: Intelligenztheorie von Thurstone, und von R. B. Cattell sowie Guilford bzw. Jäger

  • Nach Cattell (und in der Folge Horn) geht es um Fluide vs. Crystallized Intelligence
  • Nach Guilford um dessen „Produkte“, insbesondere Klassen, Beziehungen und Implikationen
  • Nach Jäger um die Materialien („Inhalte“) verbal [besser wäre: lexikalisch], numerisch und figural

Betrachtet man die Erstauflage des IST aus dem Jahr 1955, so ist die Orientierung an Thurstone ganz offensichtlich: Verbal Comprehension,

Word Fluency, Number, Space, Memory, Reasoning - Perceptual Speed als Gruppentest ohnehin in jedem Untertest!

In der Differenziellen Psychologie gilt heute die sog. Cattell-Horn-Carroll (CHC) Theorie [oft auch gleich als “Carroll’s Three-Stratum-Theory” bezeichnet] als allgemein anerkannt!

  • Cattell “teilte” die Allgemeine Intelligenz sensu Spearman bekanntlich in 2 allgemeine Intelligenzen, Fluid und Crystallized Intelligence; sein Schüler John Horn ergänzte diese beiden Komponenten um weitere “broad abilities”. Und John Carroll erweiterte die beiden hierarchischen Ebenen um eine 3. Ebene, “stratum III”.
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2
Q

Was trägt die Differenzielle Psychologie also zur Intelligenzdiagnostik bei?

  • explizit der Cattell-Horn-Carroll (CHC) Theorie folgen nur:
A
  • IDS-2 INTELLIGENCE AND DEVELOPMENT SCALES – INTELLIGENZ- UND ENTWICKLUNGSSKALEN FÜR KINDER UND JUGENDLICHE (Grob & Hagmann-von Arx, 2018)
  • KABC-II KAUFMAN ASSESSMENT BATTERY FOR CHILDREN II, Deutschsprachige Adaption (Melchers & Melchers, 2015)

… wenn es ebendort auch heißt: „Faktorenanalytisch annähernd konstruktvalidiert“; so ist doch zu bedenken, dass …

  1. bei beiden die hauptsächlich zu interpretieren empfohlenen Testkennwerte kaum Bezug zur CHC-Theorie nehmen
    • (z.B. IDS-2: Verarbeitung visuell, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Kurzzeitgedächtnis auditiv, Kurzzeitgedächtnis räumlich-visuell, Langzeitgedächtnis, Denken abstrakt, Denken verbal)
    • – das ist nicht verwunderlich, weil
  2. beide ursprünglich auf ganz andere Intelligenztestkonzepte zurückgehen: IDS-2, früher „Kramer-Test“, auf Binet-Simon KABC-II auf Wechsler
    • – und damit eigentlich auf eine pragmatische intelligenztheoretische Position: „gemessen wird, was zu messen geht“!
  3. faktorenanalytisch basierte Theorien “stehen und fallen” mit den Problemen dieser Methode:

a) es handelt sich um ein nicht-prüfbares MODELL,
b) lediglich die Anpassungsgüte zu vorliegenden Daten ist mit bestimmten Indizes zu berechnen, wobei der Grad dieser Güte zumeist sehr anspruchslos gesetzt wird;
c) die hohe “Stichprobenabhängigkeit” der Methode macht es sehr wahrscheinlich, dass gewonnene empirische Ergebnisse nicht universell gelten!

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3
Q

Was trägt die Differenzielle Psychologie also zur Intelligenzdiagnostik bei?

  • In der Praxis findet die CHC Theorie eigentlich keine Umsetzung!
A

Vielmehr liegt oft „der pragmatische Standpunkt zugrunde, ziemlich viele Fähigkeiten, die für „intelli­gentes“ Verhalten verantwortlich scheinen, zu erfassen. Aus dieser pragmatischen ,Wirklichkeit‘, nämlich schlicht gegebener Untertests, resultiert für die … gemessenen Fähigkeiten eine Dimensionalität bzw. Faktorenstruktur, die sich in keiner einschlägigen Intelligenztheorie wiederfindet.“ (Kubinger & Hagenmüller, 2019)

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4
Q

Zum Beispiel für die Intelligenz-Testbatterie AID 3 (Adaptives Intelligenz Diagnostikum – Version 3.1; Kubinger & Holocher-Ertl, 2014) gibt es tatsächlich einen empirischen Befund:

A

Ließe sich bei der Schlussfolgerung über die Güte laut Indizes diskutieren (z.B. lautet eine Faustregel von Hu & Benter, 1999, dass RMSEA < 0,08 sein soll), so zeigt der vom Stichprobenumfang abhängige c2-Test extreme Modellabweichung an, der F-Test, dass einzig das Konzept von Wechlser passt, Carrolls Theorie am aller schlechtesten!

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5
Q

Die Praxis richtet sich nach dem Machbaren!

  • Zum Beispiel wird im AID definiert:
A

Zum Beispiel wird im AID definiert:

„Intelligenz ist die Gesamtheit aller kognitiven Voraussetzungen, die notwendig sind, um Wissen zu erwerben und Handlungskompetenzen zu entwickeln“ (Kubinger & Holocher-Ertl, 2014, S. 26).

Dementsprechend ist die Testbatterie aus einem „pragmatischen“ Ansatz heraus konzipiert, nämlich ziemlich viele der verfüg- und testbaren Aufgabenstellungen zu bieten, um möglichst alle in der obigen Definition von „Intelligenz“ anklingenden basalen und komplexen Kognitionen abzuprüfen.

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6
Q

Anders als in der Intelligenzdiagnostik sind Fragebögen zur Persönlichkeitsdiagnostik ausschließlich an der „geltenden“ Theorie der Differenziellen Psychologie orientiert:

A

Big Five-Persönlichkeitsmodell

„Man nimmt also an, Menschen unterscheiden sich wesentlich hinsichtlich der Faktoren

Neurotizismus (in der Psychologie vorübergehend prägnanter bezeichnet als „Emotionale Stabilität“),

Extraversion,

Offenheit für Erfahrung,

Verträglichkeit und

Gewissenhaftigkeit.“

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7
Q

Big Five-Persönlichkeitsmodell

A

Die Entstehung des Big Five-Persönlichkeitsmodells geht auf die Sedimentationshypothese zurück, welche besagt, dass „alle Aspekte individueller Differenzen, welche bedeutsam, interessant oder nützlich sind oder waren, in die Sprache Eingang gefunden haben;

je bedeutender eine solche individuelle Differenz, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß sie ein gesondertes Wort hervorbrachte. Die Sedimentationshypothese impliziert, daß … Lexika … das Universum aller bedeutenden individuellen Unterschiede abdecken.“ (Borkenau & Ostendorf, 1993, S. 5).

Dieser Ansatz diente schon R. B. Cattell als Grundlage für die Persönlichkeits-Fragebogenbatterie 16 PF (16‑Persönlichkeits-Faktoren-Test…). Die langjährige Prozedur … ist weitläufig bekannt:

Ausgehend von nahezu 18000 persönlichkeitsrelevanten Begriffen des Webster’s New International Dictionary wurden die hinsichtlich der Anzahl 16 berühmten Faktoren gewonnen. …

Cattell setzte zunächst ausgewählte Items nur zur Fremdbeurteilung ein und errechnete in verschiedenen Studien (immer ungefähr) zwölf Faktoren. Erst umformuliert zur Selbstbeurteilung resultierten analoge zwölf und zusätzlich vier, von ihm als „questionnaire-specific“ bezeichnete Faktoren (s. Genaueres bei Bartussek, 1991

Viele nachfolgende Untersuchungen nahmen seine Daten als Grundlage für weitere Analysen. So auch die oft zitierten Studien von Tupes und Christal (1992), die Reanalysen und Analysen von insgesamt acht verschiedenen Stichproben vornahmen und dabei stets fünf Faktoren feststellten.

Letztlich schließen Paul T. Costa und Robert R. McCrae aus kulturvergleichenden und verhaltensgenetischen Studien mit dem aktuellen Repräsentanten des Big Five-Persönlichkeitsmodells, der Persönlichkeits-Fragebogenbatterie NEO-PI [-R] …, auf eine biologisch begründete universale Gültigkeit der Big Five-Faktoren (s. z. B. Becker, 1999).

Die Hervorhebung im Namen des Verfahrens von drei der fünf Faktoren durch „NEO“ erklärt sich daraus, dass es ursprünglich doch gar nur drei Faktoren waren, nämlich Neurotizismus, Extraversion und Offenheit für Erfahrung („Open versus closed to Experience“).

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8
Q

Projektive Verfahren

„Was könnte das sein?“

A

Die Definition sog. Projektiver Verfahren:

Das „sind eine Gruppe von psychol. Techniken und Vorgehensweisen, die für sich in Anspruch nehmen, die grundlegende (zugrunde liegende, verborgene) Persönlichkeitsstruktur und die Mo­tive eines Individuums aufzudecken, indem sie das Individuum auffordern, sich mit Material oder Stimuli auseinanderzusetzen oder auf sie zu reagieren in einer freien, nicht festgelegten Weise … Etwa um die Jahrhundertwende wurde mit dem Ausdruck Projektion die Tendenz eines Individuums bezeich­net, ,einer anderen Person eigene Gefühle, Gedanken oder Einstellungen zu­zuschreiben oder in ge­wisser Weise die äußere Wirklichkeit als Repräsentanz solcher Gefühle zu betrachten’ ”. (Lexikon der Psychologie – Arnold, Eysenck & Meili, 1997, S. 1690).

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9
Q

Was trägt die Differenzielle Psychologie zur Projektionsunterusuchung bei?

A
  • Allein der Begriff „Projektion“ (Sigmund Freud) macht den Bezug zur Psychoanalyse (Tiefenpsychologie) offensichtlich.
  • Da es dabei um Unbewusstes geht, verschließt sich dieser Ansatz einer Theorie dem empirisch belegbaren Zugang!

Wikipedia: Als empirische Wissenschaften oder Erfahrungswissenschaften gelten Disziplinen, in denen die Objekte und Sachverhalte der Welt, wie z. B. Planeten, Tiere, Verhaltensweisen von Menschen durch Experimente, Beobachtung oder Befragung untersucht werden.

Im Übrigen ist zu fragen: Ist die Psychoanalyse Thema der Differenziellen Psychologie oder der Allgemeinen Psychologie?

Differenzielle Psychologie trägt hier nichts bei.. kann hier nichts beitragen, da das unbewusste nicht der Emirie zugänglich ist.

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10
Q

sind Projektive Verfahren (fast definitionsgemäß) nicht interpretationseindeu­tig

A

. Da sie regelmäßig an tiefenpsychologischen Theorien orientiert sind, bestimmt die (theoriegeleitete, dennoch subjektive) Deutung und Bewertung der Testreaktionen in Bezug auf den gesamten Kontext der Umwelt der Tp zu welcher Interpretation der Gutachter schließlich gelangt.

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11
Q

Wiederholung:

Einteilung psychologisch-diagnostischer Verfahren

A
  1. Tests (im Sinne von Prüfung)
  2. Persönlichkeitsfragebogen
  3. Projektive Verfahren
  4. Objektive Persönlichkeitstests
  5. Anamneseerhebung und Exploration
  6. Verhaltensbeobachtung
  7. Biografisches Inventar
  8. Assessment-Center
  9. Arbeitsplatzanalyse
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12
Q

Was lernen „wir“ daraus?

  1. Betrifft: Unverfälschbarkeit eines psychologisch-diagnostischen Verfahrens
  2. Betrifft: Zumutbarkeit
A
  1. Die Testperson kann ihr Testergebnis nach eigenem Belieben beeinflussen (sie kann sich so darstellen, wie sie gerne gesehen werden möchte
    • ß zumeist sog. faking-good
    • Bei Tests geht das höchstens in eine Richtung: faking-bad
  2. Dieses Antwortformat verleitet mancheTestpersonen dazu, „neutral“ zu antworten
    • Damit erhält der/die Psychologe/in kaum Information (etwa hinsichtlich eher intro- oder eher extravertiert)
    • Viele Personen hätten lieber noch mehr differenzierte Antwortmöglichkeiten; einige lieber eher weniger
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13
Q

Was lernen „wir“ daraus?

  1. Betrifft: Zumutbarkeiteines psychologisch-diagnostischen Verfahrens
  2. Betrifft: Stabilität eines psychologisch-diagnostischen Verfahrens
  3. Betrifft: Objektivität eines psychologisch-diagnostischen Verfahrens
A
  1. Die Testperson mag dadurch, dass sie keine Kontrolle hat, was damit gemessen werden soll, psychisch belastet sein
  2. Es ist denkbar, dass die Testperson je Stimmung ganz andere Antworten gibt
  3. Fraglich, ob alle Psycholog(inn)en die vielen beliebig möglichen Antworten gleich bewerten
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14
Q

psychologisch-diagnostische Verfahren entwickeln Testautoren (wissenschaftlich höchst qualifizierte Psycholog/inn/en) laut psychologischer Testtheorie;

der/die praktisch in der Diagnostik tätige Psychologe/in MUSS dennoch kontrollieren (können), inwieweit die eingesetzten Verfahren diese Gütekriterien erfüllen!

A

Welche Qualitätsanforderungen gibt es?

  • (Woran also wird die Qualität eines psychologisch-diagnostischen Verfahrens gemessen?)
  • Letztlich geschieht dies an Hand bestimmter so genannter Gütekriterien, die ihren Ausgang in der psychologischen Testtheorie nehmen und heute insofern gesellschaftlich etabliert sind, als sie nahe daran sind, den Status von Rechtsverbindlichkeit zu haben
    • … zwischendurch immer wieder: Vertiefung/Ergänzung (wie es für die praktische Arbeit des psychologischen Diagnostizierens relevant ist
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