2. Semester VOL Flashcards

1
Q

Was bedeutet eigentlich Temperament?

A
  • lat Temperamentum: „rechtes Maß“ bezogen auf die antike Lehre der 4 Körpersäfte und der assoziierten Merkmale
  • sanguinisch (Blut: heiter, lebhaft)
  • phlegmatisch (Schleim: ruhig, schwerfällig)
  • cholerisch (gelbe Galle: jähzornig)
  • melancholisch (schwarze Galle: schwermütig, traurig)
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2
Q

Idiographischer vs nomothetischer Ansatz

A

Nomothetischer (von griechisch nomos „Gesetz“ und thesis „aufbauen“) Bezeichnet eine Forschungsrichtungen, bei der das Ziel wissenschaftliche Arbeit allgemein gültige Gesetze sind. Ihre Methoden sind experimentell, oft reduktionistisch, die erhobenen Daten quantitativ.
Nomothetische Theorien abstrahieren von den Phänomenen. Diese Denkweise ist typisch für die Naturwissenschaften.
-Ziel: Beschreibungssysteme entwickeln und Regeln ableiten, die von allgemeiner Bedeutung sind
-ermöglicht die Erfassung und Kategorisierung aller Personen
-Persönlichkeit als einzig artiges Muster jeweilige Ausprägungen in universellen Eigenschaftsdimension
-Quantitative Forschung (unter anderem Korrelationsanalyse)

Idiographisch (Von griechisch Ideos „eigen“ und graphein „beschreiben“) Ist eine Forschungsrichtung, bei der das Ziel wissenschaftlicher Arbeit die umfassende Analyse konkreter, also zeitlich und räumlich einzigartiger Gegenstände ist. Ihr Hauptanwendungsbereich sind die Geisteswissenschaften.

  • Betonung der Einmaligkeit der Persönlichkeit
  • Persönlichkeit ist mehr als die Summe der einzelnen Teile
  • lediglich qualitative Persönlichkeitsforschung sinnvoll (zum Beispiel Fallstudien)
  • Probleme: Ökonomie, Anwendbarkeit
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3
Q

Warum ist Persönlichkeit ein Konstrukt und was bedeutet dies für deren Erfassung?

A
  • Konstrukte beziehen sich auf theoretische Konzepte, die nicht direkt beobachtbar sind (zum Beispiel extraversion , Intelligenz…)
  • Konstrukteur müssen aus dem Verhalten erschlossen werden, Bzw operationalisiert (d.h. messbar gemacht) werden
  • > Wir erschließen Persönlichkeits Eigenschaften einer Person anhand von Beobachtungen ähnlicher Verhaltensweisen, beziehungsweise Reaktionen (R) in ähnlichen Situationen (S)
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4
Q

Persönlichkeits Eigenschaften oder Zustand?

A

Zustand (State):

Transsituationale Konsistenz

  • Tendenz, zu einem Zeitpunkt (T1) in verschiedenen Situationen (S1 bis Si) Eine bestimmte Reaktion zu zeigen
  • Beispiel: Samstagabend in der Schanze reagiert ihr Bekannter in verschiedenen Situationen aggressiv

Eigenschaft (Trait):

Transtemporale und transsituationale Konsistenz

  • Tendenz, zu verschiedenen Zeitpunkten (T1 bis Ti) In verschiedenen Situationen (S1 bis Si) eine bestimmte Reaktion zu zeigen
  • Beispiel: jedes Mal, wenn sie ihren Bekannten treffen, reagiert dieser in verschiedenen Situationen aggressiv
  • Können als Disposition (Bereitschaft) definiert werden, in bestimmten Situationen und zu verschiedenen Zeitpunkten ein bestimmtes Verhalten zu zeigen
  • diese Dispositionen weisen eine zumindest mittelfristige zeitliche Stabilität auf (über Wochen oder Monate)
  • Absolute Stabilität: Merkmal bleibt konstant, zum Beispiel einen Wert von 100 im Alter von 20 und 40 Jahren
  • Relative Stabilität: relative Ausprägung des Merkmals bleibt konstant, zum Beispiel Wert steigt im Alter von 20-40 Jahren bei Person A von 80 auf 90, bei Person B von 90 auf 100
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5
Q

Methoden der Differenzyelle und Persönlichkeits Psychologie: wie erfasst man Persönlichkeit?

A
Selbstbericht
Fremdratings
Beobachtungen 
Tests: Projektive Verfahren
Tests: Beispiel implizierter assoziationstests (IAT)
Labortests
Biologische Daten: Physiologische Aktivitäten 
Biologische Daten: Genetik
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6
Q

Vorteile und Nachteile der Erfassung von Persönlichkeits Eigenschaften durch Fragebögen

A

Vorteile:
Ökonomisch
Mitunter die Einzig sinnvolle Erhebungsquelle (man selbst kennt sich am besten)

Nachteile:
subjektiv, d.h. unter Umständen Antwort Tendenzen unterliegend
Soziale Erwünschtheit (Maßnahme: Lügenskala)
JA Sage Tendenz (Maßnahme: Items invertieren) Tendenz zur Mitte

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7
Q

Wie lassen sich nach Freud Unterschiede in der Persönlichkeit zwischen Individuen erklären?

A

Freuds Menschenbild gilt als Ergebnis intra psychische Prozesse: nicht bewusste Prozesse -> Triebe, Wünsche -> betont die Rolle des unterbewussten

Für das Verständnis individueller Unterschiede und somit die Persönlichkeits Theorie sind vor allem 5 Theorien wichtig:

  1. Dynamisches Modell (Trieblehre) Psyche als Energiesystem
  2. Topographisches Modell (topische Lehre)Bewusstseinsebenen: Bewusstsein, vor bewusstes, unbewusstes
  3. Strukturmodell (Instanzlehre) Psyche in Instanzen: Es, ich, über ich
  4. Entwicklungsmodell (Psycho sexuelle Entwicklungsphasen)
  5. Kritik und weiter wirken
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8
Q

Dynamisches Modell Freuds

A

Die menschliche Psyche als Energiesystem

  • alle psychischen Prozesse (Gedanken, Gefühle) erfordern und verbrauchen Energie
  • Energie wird durch biologisch verankerte Triebe bereitgestellt (angeborene Unterschiede in der triebstärke als Erklärung für Persönlichkeitsunterschiede)
  • triebspannung verlangt nach Entladung bzw sofortiger Befriedigung
  • Entladung von triebspannung wird als lustvoll empfunden, Aufstauung als unangenehm
  • jedes Verhalten ist motiviert bzw determiniert durch das Streben nach triebbefriedigung und den damit verbundenen Lust Gewinns

Eros (Energie: Libido)

  • Sexualtrieb
  • Selbsterhaltungstrieb

Thanatos (Energie: Destrudo)

  • Destruktionstrieb
  • Aggressionstrieb
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9
Q

Bewusstseinsebenen Freuds

A

Das bewusstsein: Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen und Bilder, die eine Person willentlich äußern und auf die sie willkürlich zugreifen kann

Das vor bewusste: Psychische Vorgänge und Inhalte, die im Augenblick nicht aktiviert, aber im Gegensatz zum unbewussten prinzipiell zugänglich sind und im Bedarf Stelle wieder aktiviert werden können (Gedächtnis Inhalte,…)

Das unbewusste: Bereich der menschlichen Psyche, der dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich ist (Triebe, nicht akzeptable, verdrängte Inhalte, Traumata)

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10
Q

Strukturmodell (Instanzen Lehre) Freuds

A

-An der Steuerung psychische Prozesse (einschließlich Triebbefriedigung) sind drei psychische Instanzen beteiligt, die in unterschiedlichen Grade dem Bewusstsein zugänglich sind: Personen unterscheiden sich bezüglich der Stärke dieser Instanzen und bezüglich der Prozesse, die zwischen den Instanzen ablaufen

ES

  • Sitz Der Triebe, verlangt nach unmittelbarer Triebbefriedigung (was von Ihnen drängt und treibt)
  • sitzt der ins unbewusste verdrängtem Glückwünsche und Erinnerungen
  • Existiert von Geburt an
  • handelt nach dem Lustprinzip (irrational)
  • hat keinen direkten Kontakt zur Außenwelt, kann daher nicht selbst Triebenergien in Verhalten umsetzen

ÜBER ICH

  • Sitzt der Internalisierungwerte, Normen und Gebote (durch Eltern und Sozialisation), repräsentiert die kulturelle Vergangenheit
  • Zwei Komponenten: ich ideal (Gebote) und Gewissen (Verbote)
  • Entwickelt sich zuletzt (circa 3. Lebensjahr) -Handelt nach dem Moralprinzip: bestraft unmoralisches Verhalten mit Schuld und Minderwertigkeitsgefühlen

ICH

  • Exekutive der Persönlichkeit, bewusste Wahrnehmung der äußeren Realität
  • entwickelt sich nach dem ES
  • Vermittelt zwischen ÜberIch, ES und Realität
  • Versucht trieb Befriedigung zu erreichen: vermittelt zwischen impulsiven Wünschen des ES und der Realität, muss dabei jedoch den moralischen Forderungen des über ich gerecht werden
  • folgt dem Realitätsprinzip: handelt vernünftig und lösungsorientiert

Falls das ich nicht in der Lage ist, den Anforderungen von ES, über ich und Realität gerecht zu werden, entstehen Konflikte, die Angst auslösen:

  • real Angst: entsteht durch Bedrohung aus der Außenwelt
  • moralische Angst: entsteht wenn das ich gegen Ansprüche des über ich verstößt (Gewissensbissen)
  • neurotische Angst: entsteht wenn das ich die triebhaften Ansprüche des ES nicht befriedigen kann beziehungsweise befürchten muss, die Kontrolle über das ES zu verlieren
  • > . Zur Vorbeugung und Bewältigung von Ängsten setzt das ich Abwehrmechanismen ein
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11
Q

Abwehrmechanismen nach Freud

A

Zur Vorbeugung und Bewältigung von Ängsten setzt das ich Abwehrmechanismen ein.

Die wichtigsten Abwehrmechanismen:

  • Verschiebung: die trieb Energie wird vom ursprünglichen Triebobjekt auf ein anderes Objekt verlagert. Beispiel: die Wut auf den (mächtigen) Vater wird verlagert auf den kleinen Bruder, der sich weniger gut wehren kann
  • Sublimierung: verbotene Formen der Triebbefriedigung werden durch zulässige oder sogar erwünschte Handlungen ersetzt. Beispiel: Aggressionen gegenüber anderen Menschen werden durch Schlagzeug spielen sublimiert.
  • Reaktionsbildung: das verbotene Verhalten wird ins Gegenteil verkehrt. Beispiel: Statt sich einer Sexuell begehrten Person zu nähern, wird diese öffentlich herab gewirkt
  • Projektion: der eigene trieb Wunsch wird einer anderen Person unterstellt. Beispiel: Die eigenen Aggressionen werden als Not wär gegen Angriffe des anderen dargestellt, der Vergewaltiger behauptet, verführt worden zu sein
  • Regression: die Person sieht sich auf eine frühere Entwicklungsstufe der trieb Befriedigung zurück. Beispiel: Statt das Wagnis Verbote nach sexueller Aktivitäten einzugehen, verschafft sich die Person Ersatzbefriedigung durch essen, trinken oder rauchen
  • Rationalisierung: verbotene Triebe Befriedigung wird in akzeptables Verhalten umgedeutet. Beispiel: der Vater, der seine Kinder schlägt, rechtfertigt sich mit seinen Erziehungsauftrag
  • Verleugnung: die Bedrohung wird bestritten. Beispiel: der notorische Brandstifter redet sich ein, dass nur die dummen erwischt werden, nicht aber er
  • Verdrängung: unerlaubte Handlungen, mit denen die Person ihren sexuellen und aggressiven Triebimpulsen nach gegeben hat, werden ins unbewusste abgedrängt und sind daher dem Bewusstsein nicht mehr zugänglich, werden also nicht mehr erinnert und können deshalb keine Gewissens Angst mehr verursachen

-> Unterschiede in der Persönlichkeit durch unterschiedliche Präferenzen für spezifische Abwehrmechanismen

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12
Q

Entwicklungsmodell (Psycho sexuelle Entwicklungsphasen)

A

Persönlichkeit wird zudem geformt durch Erfahrungen während der frühkindlichen Entwicklung

  • Freut unterscheidet verschiedene Stufen der frühkindlichen psychosexuellen Entwicklung, in denen sich die sexuelle Trieb Befriedigung des Kindes auf bevorzugte Körperregionen bezieht (Erogene Zonen)
  • Wenn Triebbefriedigung in einer dieser Phasen zu kurz oder zu intensiv möglich war kommt es zur Fixierung: Beibehaltung der phasentypischen Befriedigungswünsche und Techniken, die noch im Erwachsenen Alter den Charakter bestimmen
  1. Orale Phase (bis 1. Lebensjahr)
    - erogene Zone: Mund (Trieb Befriedigung durch saugen, beißen und kauen)
    - Erfahrung: Abhängigkeit, Lust an Aufnahme
    - bei Fixierung: Ausbildung eines oralen Charakters Vorliebe für orale Ersatzbefriedigung (übermäßiger Nahrungsgenuss, rauchen, Drogen…) Unselbstständig, selbst bezogen, passiv, fordernd
  2. Anale Phase (1.-3. Lebensjahr)
    -erogene Zone: Anus
    -Anal- expulsive Phase: Lustgewinn durch Ausscheiden von Kot
    -Anal- retentive Phase: Lust Gewinn durch zurückhalten von Kot
    -bei Fixierung: Ausbildung eines Analen Charakters:
    Anal retentiver Charakter: Geiz, Zwanghaftigkeit, Ordnungsliebe
    Anal expulsiver Charakter: Verschwendung, Geringe Selbstkontrolle, destruktiv, unordentlich
  3. Phallische Phase (3.-5. Lebensjahr)
    -erogene Zone: Genitalien (Lust an Sexualität)
    -Erfahrung: Entdeckung der Andersartigkeit, Anziehung zum gegengeschlechtlichen Elternteil, Rivalität mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil (Ödipus komplex)
    -bei Fixierung: Ausbildung eines phallischen Charakters
    Machohaftes Verhalten beim Mann
    Kokett naives Verhalten bei der Frau
  4. Latenzphase (6.-12. Lebensjahr)
    - Sexualtrieb tritt zurück, beziehungsweise wird subliminiert Und auf den Erwerb von Wissen gelenkt -geistige Entwicklung steht im Vordergrund
    - knüpfen von Freundschaften
  5. Genitale Phase (Pubertät)
    - erogene Zone: genitalien
    - Verlangen richtet sich auf gleichaltrige, Basis für Erwachsene Sexualität
    - libi döse Triebmanifestation wird durch echte Objekt Wahl abgelöst zum Beispiel sexuelle Beziehungen, Heirat, Gründung einer Familie
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13
Q

Ödipus komplex

A
  • Jungen entwickeln sexuelles Begehren der Mutter, Vater wird als überlegender Rivale erlebt
  • Angst vor dem Vater
  • kastrationsangst (gefördert durch vermeintlich verstümmeltes weibliches genital)
  • Lösung: Identifikation mit dem Vater
  • ermöglicht guten Kompromiss
  • Verdrängung der sexuellen Wünsche gegenüber der Mutter und der feindseligen Gefühle gegenüber dem Vater
  • Ergebnis: über ich Formung
  • Übernahme väterlicher Werte
  • zärtliche Zuneigung zur Mutter (Mutterliebe)
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14
Q

Welche Kritik wurde an den Theorien Freuds Vorgebracht und wie wirken die Theorien heute noch fort?

A

Vorzüge:

  • Grundlage für Entwicklung psychotherapeutischer Techniken
  • betonte Entwicklungsaspekte und Einfluss frühkindliche Erfahrungen auf die Persönlichkeit

Kritik:

  • Theorien nicht empirisch prüfbar, falsifizierbar
  • Verwendet häufig und präzise Begriffe, die nicht empirisch operationalisierbar sind (s. Kritik des Behaviorismus)
  • „Immunisierte“ Psychoanalytische Erklärungen gegenüber empirischen Überprüfung oder alternativ Erklärungen: Beispiel: Zuneigung eines jungen zur Mutter (Bestätigung der Theorie), Abneigung des jungen gegen Mutter (Reaktionsbildung: Bestätigung der Theorie)
  • Unzureichende Güte Kriterien der Methoden (zum Beispiel Traumdeutung)

Weiter wirken in der Forschung: Neuro Psychoanalyse
-Mark Solms, Neuro Wissenschaftler und Analytiker, gründete eine neue Forschungsrichtung, die Neuro Psychoanalyse: Überprüfung der Ideen Freuds mithilfe moderner Neuro wissenschaftlicher Verfahren

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15
Q

Grundzüge der Bedürfnis Theorie von Henry A. Murray

A

Ausgangspunkt: entwickelte ein Freud orientiertes Persönlichkeits Modell mit den Instanzen:
ES: Sitzt der Antriebe, jedoch nicht nur Sexualität und Aggression (insbesondere auch gesellschaftlich anerkannte Bedürfnisse)
ICH: Bewusste Planung und Durchführung konkreten Verhaltens (aktivere Rolle als bei Freud, ich erst weniger abhängig von Impulsen des F und Forderungen des über ich’s)
ÜBER ICH: Sitz der Werte und Normen: nicht nur von den Eltern, sondern auch durch wichtige andere und Kultur vorgegeben
ICH IDEAL: Idealisiertes Bild der Persönlichkeit, entsteht aus der Auseinandersetzung mit Vorbildern
-Sitz der Ziele, die eine Basis bilden für kurz, Mittel, und langfristige Handlungspläne

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16
Q

Das Zusammenspiel von needs und Press nach Murray

A

Bedürfnisse (Needs) nach Murray:

  • Regierende Kräfte, die Wahrnehmung, Informationsverarbeitung und Verhaltensplanung steuern
  • Ziel der Verhaltenssteuerung: Reduktion von Bedürfnisspannung
  • nicht der Spannungslose Zustand wird als befriedigend erlebt (Freud), Sondern der Prozess der Spannungsreduktion

-> viszerogene bedürfnisse
Angeboren, auf selbsterhaltung orientiert (bewirken Verhaltensweisen, die für das Überleben des Organismus uns seine Fortpflanzung unabdingbar sind) zum Beispiel Sexualtrieb, Bedürfnis nach Schlaf und Nahrungsaufnahme

-> psychogene Bedürfnisse
Entwicklung Aus den angeborenen vizerogenen Bedürfnissen im Verlauf der Sozialisation zum Beispiel: archievement (Leistung), affiliation (Anschluss), dominance (machtausübung), abasement (Erniedrigung)
Bsp. Die Lerngruppe

-Unterteilt in 20 Needs (Wird heute im Grunde nicht mehr vertreten, einige Needs werden aber weiterhin stark geforscht wie zum Beispiel das Leistungsmotiv)

Verhaltensdruck (press):
-Murray versteht unter Presse all jene situativen Bedingungen, die die Erfüllung von Bedürfnissen erleichtern oder erschweren
– Verhalten wird durch den Interaktionismus von Merkmalen der Person (Needs) und den Merkmalen der Situation (Press) erklärt

-> alpha press:
Objektiver Merkmale einer Situation, die einer Bedürfnisbefriedigung ermöglichen oder verhindern zum Beispiel setzt das Bedürfnis nach Macht Befriedigung voraus, dass in einer Situation andere Personen anwesend sind, die man dominieren kann

-> beta press:
Subjektive Wahrnehmung und Interpretation der Situation. Paula kann zum Beispiel glauben, dass ihr Bedürfnis nach Sexualität in einer bestimmten Situation nicht befriedigt werden kann, obwohl sich der ebenfalls anwesende Paul nichts sehnlicher wünscht als von Paula verführt zu werden

-Diskrepanzen möglich. In einem solchen Fall wird das individuelle Verhalten und erleben meistens stärker durch Beta Presse als durch Alpha Press geprägt. Dies gilt insbesondere in Situationen in denen kein eindeutiger Hinweis auf alpha Press vorliegt. Allerdings kann Alpha press der bestimmende Faktor sein wenn es sehr präsent ist. (Macht Ausübung)

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17
Q

Konzept der Bedürfnispyramide nach Maslow

A

Ausgangspunkt: Bedürfnisse als zentraler Gegenstand der Persönlichkeit, jedoch Ablehnung einer psychodynamischen Konzeption der Psychologie (zu negativ), mit Begründer der humanistischen Psychologie

Die Bedürfnispyramide:
– Annahme das angeborene Bedürfnisse einer hierarchischen Ordnung Folgen, die sich als Pyramide darstellen lässt
– Bedürfnisse einer höheren Stufe werden erst dann bedeutsam, wenn darunter liegende Bedürfnisse erfüllt sind
- Persönlichkeit: Ausprägungsprofil der Bedürfnisse und es Entwicklungsstandes in der Bedürfnispyramide

-> Mangel Bedürfnisse: zielen darauf ab, einen Mangel zu beseitigen und folgen dem Prinzip der Homöostase (Streben nach Gleichgewicht, dass als angenehm empfunden wird) machen sich in Form unangenehmer Gefühle bemerkbar, die eine ist soll Diskrepanz signalisieren (zum Beispiel Hunger/Sättigung, Chaos/Ordnung, Isolation/Gemeinschaft
– Beseitigung für zu angenehmen Zustand
– nehmen bei Befriedigung ab
-> Wachstumsbedürfnisse: Selbstverwirklichung: Bedürfnis, die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten aus zu leben
– folgt dem Prinzip der Heterostase: Personen werden nicht in aktiv, wenn der Soll Zustand erreicht wird, sondern generieren neue soll Zustände (Beispiel: Klavierspielen) -Bedürfnis nach Selbstverwirklichung kann nie ganz erfüllt werden
- Nimmt bei Befriedigung zu

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18
Q

Kritik und Weiterwirken des Konzepts der Bedürfnispyramide

A

Kritik
– Würdigung: Gegengewicht zu den dominierenden psychodynamischen und lerntheoretischen Ansätzen
– zu strenge Abfolge der Bedürfnisbefriedigung in Stufen
– konkrete Konsequenzen für Verhaltensvorhersage unklar
– extrem positive und simplizistische Sichtweise der menschlichen Natur

Weiterwirken
– Hohe Augenschein Validität: Bedürfnispyramide sehr anschaulich, findet sich vielfach in der Literatur

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19
Q

Zentrale Unterschiede zwischen den Menschenbildern der psychodynamischen, behavouristischen und humanistischen Psychologie

A

Psychodynamisch:
– auf Sexual und Aggressionstrieb beschränkt – menschliche Psyche als Energiesystem
– unterschiedliche Bewusstseinsebenen
– menschliches Verhalten ist vorbestimmt

Behavioristisch:
– Entstanden Durch die Kritik an freut
– Bedürfnisse und Motive sind immer angeboren
– die Funktion von Verhalten besteht darin, Ziele zu erreichen, deren Art und stärke durch Bedürfnisse beziehungsweise Motive bedingt sind
– Bedürfnisse und Motive stehen in Wechselwirkung mit Merkmalen der Situation, in der eine Person handelt
– Blackbox: nur ersichtliche Reaktion sind relevant

Humanistisch:
-Betont unter anderem Streben nach Selbstverwirklichung, der Mensch ist zu lebenslanger Weiterentwicklung bestrebt und motiviert
– Autonomie, Selbstfindung und Selbstverwirklichung als höchste Ziele der Entwicklung
– der Mensch ist von Natur aus gut und mit Selbstheilungskräften ausgestattet

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20
Q

Wie erklären behavioristische Modelle Unterschiede in Persönlichkeit und Verhalten?

A

Behaviorismus: Wissenschaft des Verhaltens
Mitbegründer des Behaviorismus: John B. Watson (aufbauend auf den Hunde Experimenten von Pawlow), Burrhus F. Skinner (Box mit Katzen)
- Persönlichkeitseigenschaften (-unterschiede) als Resultat der individuellen Lerngeschichte durch klassische (US/CS) & operante (positive/ negative Verstärkung) Konditionierung
Merkmale des Behaviorismus:
Grundannahme: Der Mensch ist zum Zeitpunkt der Geburt bis auf wenige angeborene Reflexe und instinkthafte Verhaltensweisen ein unbeschriebenes Blatt.
- beschränkt sich auf das rein beobachtbares Verhalten, d.h. innere Zustände und geistige Vorgänge werden nicht berücksichtigt; die Psyche ist eine Black Box→ Reiz-Reaktionszusammenhänge
- Klassische Konditionierung als zentrale Erklärung für die Entstehung von Verhaltensdispositionen
Klassische Konditionierung: Ist ein Mittel um Verhalten beizubringen und wieder zu verlernen.

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21
Q

Welche Schritte sind nach Albert Bandura sozial– Kognitive Lerntheorie zentral für den Prozess des Modell Lernens? Erläutern Sie anhand eines Beispiels!

A
  1. Aneignungsphase (Akquisition): Unterteilung in Aufmerksamkeitsprozesse und Speicherungsprozesse

1.1 Aufmerksamkeitsprozesse:
-damit das Verhalten eines Modells gelernt werden kann, muss es beobachtet werden, und dies setzt voraus, dass Dem Modell Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dazu muss das Modell nicht anwesend sein. Auch literarische Figuren oder Film Figuren ziehen Aufmerksamkeit auf sich und können als Modell dienen.
-Wie sehr ein Modell Aufmerksamkeit auf sich zieht und wie genau sein Verhalten registriert wird, hängt sowohl von den Merkmalen des Beobachters wie auch von den Merkmalen des Modells ab:
Merkmale des Beobachters: Wahrnehmungskapazität, Konzentrationsfähigkeit, Erfahrung, geringer Selbstwert und Kompetenzen, geringer sozialer Status, hohe Ähnlichkeit zum Modell
Merkmale des Modells: Aufrichtigkeit, Attraktivität, salienz, Prominenz

1.2 Speicherungsprozesse:
– Verhalten des Modells muss nicht nur beobachtet, sondern auch abgespeichert werden, damit es später erfolgreich aus dem Gedächtnis abgerufen werden kann
– die Abspeicherung geschieht über bildhafte, verbale und oder symbolische Kodierung
– das beobachtete Verhalten kann auch mehrfach codiert werden, zum Beispiel bildhaft und verbal

  1. Ausführungsphase (Performanz):
    diese Phase beginnt mit Probehandlungen, für deren weitere Verfolgung die Motivation des Beobachters entscheidend ist

2.1 Reproduktion des Beobachtetenverhaltens:
- Beobachter versucht herauszufinden, ob eigene Fertigkeiten genügen, um das Verhalten des Modells selbst auszuführen
– übt sich in Probehandlungen gegebenfalls Korrektur und zusätzliche Beobachtung des Modells (da bei der Speicherung des Verhaltens auch Fehler auftreten können, dient sie auch der Korrektur der gespeicherten Informationen. Dazu kann die beobachtende Person gezielt zusätzliche Beobachtungen anstellen)

2.2 Verstärkung – und Motivationsprozesse:
– nachdem der Beobachter geprüft hat, ob er das Verhalten des Modells selbst ausführen kann, entscheidet seine Motivation darüber, ob er das Verhalten auch weiterhin zeigt.
– Entscheidend hierfür sind drei Klassen von Verstärkern: direkte Verstärkung, die auf das Verhalten des Beobachters folgt: hat das Verhalten positive Konsequenzen, wird es auch künftig gezeigt. Hat das Verhalten keine positiven Konsequenzen, oder negative Konsequenzen, wird es künftig nicht gezeigt.

Stellvertretende Verstärker sind solche, die den Modell wieder fahren und von der beobachteten Person registriert werden. Hat das Verhalten des Modells positive Konsequenzen für das Modell, wird er beobachtet das Verhalten des Modells übernehmen. Bei keinen, negativen Konsequenzen für das Modell, übernimmt der Beobachter diese nicht. Selbst gesetzte Verstärkung (sich selbst loben, wenn persönliche Standard erreicht worden)

Selbst gesetzte Verstärker sind selbst Bewertungen des Verhaltens. Die Person kann sich für ein Verhalten, dass sie von einem Modell übernimmt, loben oder Rügen. Entscheidend für diese selbst Bewertung ist das erreichen persönlicher Standards. Beispielsweise wenn die Person ein Brettspiel gewinnen möchte und zu diesem Zweck die Spielzüge eines erfolgreichen Models imitiert, das spielt dann aber verliert, verfehlt sie das selbst gesetzte Ziel, tadelt sich für das Scheitern und wird die Spielzüge des Modells künftig nicht mehr zeigen.

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22
Q

Hauptbefunde des Bobo – Dolls Experiment von Albert Bandura Und deren Relevanz für die Gesellschaft

A

Hauptbefunde:
– Kinder, die aggressives Verhalten beobachtet hatten, zeigten selbst mehr aggressives Verhalten, Vor allem wenn der erwachsener für sein Verhalten belohnt wurde
Bedeutung des Modell Lernens, auch in Abhängigkeit beobachteter Konsequenzen
– Auch Kinder, die zunächst kein aggressives Verhalten zeigen, verhielten sich aggressiver, wenn Ihnen eine Belohnung dafür in Aussicht gestellt wurde
wichtige Unterscheidung: lernen versus Performanz (in Abhängigkeit der Verstärkung des eigenen Verhaltens)
– Generell zeigen Jungen mehr aggressive Verhaltensweisen als Mädchen
– lebendige oder Film – Modelle wurden häufiger imitiert als via Cartoons vorgestellten Modelle
– Jungen imitierten eher männliche, Mädchen eher weibliche Modelle

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23
Q

Stärken und Schwächen der lerntheoretischen Persönlichkeits Konzepte

A

Stärken
- Konzepte sind empirisch experimentell überprüfbar.
- Konzepte beschreiben grundlegende Gesetzmäßigkeiten des assoziativen Lernens
- Lerntheorien bilden die Grundlagen für wirksame, verhaltenstherapeutische Interventionsmaßnahmen
→ Konfrontation, systematische Desensibilisierung
Schwächen
- Es wird ein behavioristischer Ansatz verfolgt: Die Persönlichkeit wird auf direkt beobachtbare Reize & Reaktionen reduziert.
- Biologische/genetische Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung werden verleugnet
- Lerntheorien können Verhaltensweisen nur unzureichend erklären, die:
a. komplex sind
b. willkürlich begründet sind
c. nicht verstärkt wurden
- Bedeutung des emotionalen und kognitiven Innenlebens wird konsequente vernachlässigt.
→ Keine Berücksichtigung von:
a. Urteilsdispositionen
b. Denkstilen
c. Motiven
d. Werthaltungen
e. Fähigkeiten

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24
Q

Basisannahmen der kognitiven – und Handlungstheorien der Persönlichkeit

A

– Abkehr vom behaviouristischen Menschenbild (kognitive Wende): Denkvorgänge als zentraler Aspekt des menschlichen Verhaltens -> Verhalten kann nicht verstanden werden, wenn Denkprozesse außer Acht gelassen werden.
– Verhalten wird nicht nur durch Umweltreize gesteuert, sondern durch den gedanklichen Umgang mit mentalen Vorstellungen
– Gemeinsam haben die Theorie zu dem Thema, dass sie Denkvorgänge in der Mittelpunkt der Erklärung menschlichen Verhaltens und individuelle Unterschiede im Verhalten rücken. – Ein umfassendes Verständnis menschlichen Erlebens und Verhaltens ist ohne die Berücksichtigung der Entscheidungsfähigkeit des Menschen nicht möglich konkret wird angenommen, dass Menschen dazu fähig sind,…
-> Sich aus freiem willen Ziele zu setzen
-> Mittel zur Erreichung seiner Ziele nach Effektivität und Effizienz zu beurteilen
-> Sich Konsequenzen verschiedenen Verhaltensalternativen vorzustellen
-> Komplexe und langfristige Handlungspläne zu erstellen
-> Ausgeführte Handlungen anhand ihrer Folgen zu bewerten und daraus Schlüsse für künftige Handlungen zu ziehen
Aus Sicht kognitive Theorien sind Handlungen und Verhaltensdispositionen das Ergebnis von vernünftigen Überlegungen und Entscheidungen. Die Wände (Abwehr vom behavioristischen Menschenbild) wird von Georg Alexander Kelly eingeleitet. Zwei weitere Vertreter von kognitiven und Handlungstheorien sind Albert Bandura und Julian Rotter.

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25
Q

Menschenbild und die zentralen Annahmen der Persönlichkeitstheorie von George Kelly (mit Beispielen seiner Korollarien)

A

Kelly nimmt an, dass die uns umgeben der Umwelt nur insofern für unser Bewusstsein existiert, als wir sie wahrnehmen, interpretieren und bewerten. Statt von einer allgemein gültigen objektiven Realität geht er von beliebig vielen alternativen Interpretationen der Realität aus. Eine wichtige Entwicklungsaufgabe des Menschen besteht darin, Gesetzmäßigkeiten in Vorgängen seiner Umwelt zu erkennen, die es ermöglichen, künftige Geschehnisse vorher zu sagen und damit zu beeinflussen. Menschenbild: der Mensch geht dabei vor wie ein Wissenschaftler:

  • > Er formuliert aus der Basis einer aktuellen Interpretation der Realität eine Theorie.
  • > Aus dieser leitet er Hypothesen über das eintreten von Ereignissen ab, die die Grundlage seines Verhaltens und Erlebens bilden
  • > Überprüft fortlaufenden an der konkreten Erfahrungen die Angemessenheit seiner Theorie und verändert diese gegebenfalls er behält sie bei, wenn Ereignisse wie hervor gesagt eintreten und sein Verhalten auf der Basis der Vorhersage nützlich war. Verworfen und modifiziert werden sie, wenn sie sich ihrer Vorhersage als falsch und Handlungen auf ihrer Basis nutzlos oder schädlich sind.

Basis Postulat: alle Aktivitäten einer Person werden dadurch vermittelt und geprägt, dass sie Ereignisse auf der Basis ihrer individuellen Theorien über die Realität (Idiografische Perspektive) antizipieren. Antizipation resultiert somit aus der subjektiven Interpretation der Realität. Es gibt keine Objektive Realität. Jedes Individuum nimmt die Welt einzigartig war, interpretiert sie einzigartig und fast die eigene Begriffe, die so genannten persönlichen Konstrukte.
Korollarien: Kelly schlägt 11 Korollarien (Hilfs setze, Folge setze) vor, aus denen hervorgeht, wie dieses Grund Postulat genauer zu verstehen ist. Wie erstellen wir persönliche Konstrukte?

Konstruktionskorollarium: Eine Person antizipiert Ereignisse, in dem sie eine Kopie von Ihnen entwirft. Sie greift dabei auf bisherige Erfahrungen mit vergleichbaren Ereignissen zurück. Konstrukte dienen dazu, Ereignisse in der Vorstellung zu replizieren, also ihre Wiederholung voraus zu sehen. Durch Bestätigung oder Verwerfung konstruieren und verstehen wir unsere Realität (Beispielkonzept einer Prüfung, einer Party eine Person macht die Erfahrung, dass sie an ihrem Geburtstag von ihren Freunden beschenkt wird. Aufgrund dieser Erfahrung erwartet Sie das auch andere Person an ihren Geburtstagen Geschenke bekommen)

Dichotomiekorollarium: Unsere Konstrukteur basieren auf dichotomien. Kelly nimmt an, dass sich das Konstrukt System einer Person aus einer endlichen Anzeige dich für Thoma Konstrukte zusammensetzt. Sie entwickeln sich auf der Basis der Erfahrung von Ähnlichkeit und Unähnlichkeit. Das Konstrukt „B“ entsteht dadurch, dass die Person mit mindestens zwei Dingen eine Erfahrung gemacht hat (sie sind essbar). Außerdem muss die Person die Erfahrung machen, dass mindestens ein Ding gibt, was nicht essbar ist. Beispiel der Begriff „gut“ existiert nicht ohne eine Vorstellung von „schlecht“.

Gemeinschaftskorollarien: Menschen mit ähnlichem Konstrukten sind psychologisch ähnlich und zeigen ähnliche Verhaltensweisen

Individualitätskorollarium: Konstrukte sind individuell und durch persönliche Erfahrungen geprägt. Sie erklären Unterschiede im Verhalten (eine bestimmte Äußerung könnte von einer Person als „aggressiv“, von einer anderen als „nachdrücklich“ interpretiert werden)

Organisationskorollarium: Unsere Konstrukte sind hierarchisch organisiert (über – und unter geordnete Konstrukte). Für jeden Menschen sind bestimmte Konstrukte wichtiger als andere (zum Beispiel Religion, politische Einstellungen, soziale Aktivität). Übergeordnete Konstrukte werden stärker angewendet bei der Deutung von Ereignissen. Unterschiede in der Organisation des Konstrukt System Scan zu interpersonellen Konflikten führen (Beispiel Geschäftsmann priorisiert Aufbau des Unternehmens, seine Frau das Familien Leben)

Wahrkorollarium: Personen entscheiden sich bei der Anwendung eines Konstrukt für den Pool, der eine bessere Vorhersage ermöglicht. Beispiel: Personen, die davon ausgehen, dass fast alle Menschen grundsätzlich gut sind, werden einen neuen Bekannten schneller vertrauen.

Reichweitenkorollarium: Manche Konstrukte sind allgemein anwendbar, andere ergeben nur in spezifischen Situationen einen Sinn. Beispiel: Konstrukt gut, schlecht ist breit anwendbar (Menschen, Essen…), Konstrukte viele spirituelle, nicht spirituell nur in engen umgrenzten Rahmen.

Erfahrungskorollarium: Vorhandene persönliche Konstrukte kann durch neue Erfahrungen verändert werden.

Modulationskorollarium: Konstrukte sind unterschiedlich stark veränderbar, beziehungsweise lernfähig. Festhalten an Invaliden Konstrukten bildet die Basis für psychische Erkrankungen.

Fragmentierungskorollarium: Konstruktsysteme für verschiedene Bereiche sind nicht immer logisch Kohärent, Sondern können auch partiell widersprüchlich sein. Beispiel: Sie sehen XY als aufrechten Menschen, obwohl dieser Steuern hinterzieht.

Geselligkeitskorollarium: Wir verwenden das Wissen um die persönlichen Konstrukte anderer Menschen, unbefriedigender soziale Interaktion aufzubauen und eigene Konstrukte anzupassen.

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26
Q

Welche Faktoren bestimmen nach der Persönlichkeitstheorie von Julian Rotter menschliches Verhalten (Verhaltensgleichung)?

A

sozial-kognitive Lerntheorie

  • Verhaltensgleichung: wie lässt sich das Verhalten einer Person in bestimmten Situationen vorhersagen?
    Das Verhaltenspotential (VPx,s,v) ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten X in einer Situation S mit Aussicht auf einen Verstärker V auftritt
    Beispiel: Ein Freund beleidigt sie. Welche Verhaltensoption wählen sie in dieser Situation aus (gewählte Reaktion = Reaktion mit dem höchsten Verhaltenspotential)?
    -> ärgerlich antworten
    -> bestürzt reagieren
    -> weggehen

Das Verhaltenspotential ist abhängig von der subjektiven Erwartung einer Person darüber, wie sich ihr Verhalten in einer bestimmten Situation auswirken wird
Wie wahrscheinlich ist es, dass Verhalten X in der Situation S zu Verstärker V führt?
-> ärgerlich antworten: führt zu Streit (Erwartung hoch)
-> bestürzt reagieren: ihr Freund schämt sich (Erwartung gering)
-> weggehen: Ihr Freund ruft später an, entschuldigt sich (Erwartung hoch)

Das Verhaltenspotential ist außerdem abhängig von dem Verstärkerwert (VW): wie attraktiv wird ein Verstärker V in einer Situation S eingeschätzt (persönliche Präferenz)?

  • > ärgerlich anteorten: führt zu Streit (Erwartung hoch, Verstärkerwert gering)
  • > bestürzt reagieren: Ihr Freund schämt sich (Erwartung gering, Verstärkerwert hoch)
  • > weggehen: Ihr Freund ruft später an, entschuldigt sich (Erwartung hoch, Verstärkerwert hoch) höchstes Verhaltenspotential
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27
Q

Erläutern Sie das Konzept der Kontrollüberzeugung (Locus of Control) nach Rotter und dessen Bezug zur psychischen Gesundheit!

A

Locus of Control (Kontrollüberzeugung)

  • hängt der Erhalt eines Verstärkers von uns selbst (internal) oder sind andere dafür verantwortlich (external)
  • Beispiel: Woran liegt es, ob sie gesund sind?

-Internale Funktionen:
gesunde Ernährung, körperliche Bewegung, ausreichend schlaf
-internale Kontrollüberzeugung: Überzeugung, selbst über den Erhalt eines Verstärkers (z.B. Gesundheit) bestimmen zu können.
Eine Person glaubt, dass sie selber in der Lage ist zu bestimmen, ob sie einen Verstärker bekommt oder nicht.
Personen gehen zuversichtlicher und zielgerichteter auf die Suche nach Informationen zur Lösung von Problemen. Erfolge werden eigenen Leistungsfähigkeiten zugeschrieben. Sie sind selbstsicher in sozialen Interaktionen und werden günstige Stressverarbeitungsstrategien an.

-externe Faktoren:
Glück, Zufall, Gottes Wille, gute medizinische Versorgung, genetische Veranlagung
-Externale Kontrollüberzeugung: Überzeugung, dass andere Personen oder äußere Umstände über den Erhalt eines Verstärkers bestimmen? Die Person glaubt, dass sie selbst wenig Einfluss darauf hat, was passiert, sondern dass äußere Einflüsse wie andere Personen oder Umstände maßgeblich sind.
Personen gehen nicht besonders zuversichtlich und zielgerichtet auf die Suche nach Informationen zur Lösung von Problemen. Schreiben Erfolge nicht ihrer eigenen Leistungsfähigkeit an. Wenden nicht so günstige Stressverarbeitungsstrategien an.

  • Internalität steigt im Kindesalter an und sind durch spätere Lernerfahrungen modifizierbar. Bleibt im Erwachsenenalter relativ stabil.
  • Förderlich: angemessener Handlungsspielraum (der es erlaubt, Verhaltensalternativen zu erproben), anregende Umgebung (die vielfältige Erfahrungen möglich macht), vertrauensvolles soziales Umfeld, dem Kind keine Angst vor Fehlern machen (zuversichtlich stimmen)

Kontrollüberzeugung weisen verschiedene Korrelate auf:

Internale Kontrollüberzeugung:

  • starkes Gefühl, selbst Kontrolle über das eigene Leben zu haben: Ambition zur Veränderung
  • akademischer Kontext: Leistungssteigerung
  • Arbeitskontext: Jobveränderung nach Ankündigung
  • klinischer Kontext: höhere Lebensqualität bei verschiedenen Erkrankungen
  • negative Zusammenhänge mit Ängstlichkeit und Gesundheitsproblemen (Depression, Suizidalität)
  • eher aktives Patientenverhalten
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28
Q

Was versteht Bandura unter Selbstwirksamkeit und Ergebniserwartung (Erfolgserwartung)? Wie beeinflussen beide Konzepte interaktiv das Verhalten einer Person?

A
  • Entwicklung einer sozial kognitiven Lerntheorie (siehe Modelllernen, Lerntheorie)
  • weitere zentrale Annahmen: Das Erreichen von Zielen hängt in hohem Maß von unserer Selbstregulation ab; durch diese gestalten wir unsere Persönlichkeitsentwicklung aktiv mit:
  • > Selbstverstärkung (Selbstlob, Selbstkritik)
  • > Ergebniserwartung (auch Erfolgserwartung)
  • > Selbstwirksamkeitserwartung

-> Menschliches Verhalten hängt von (1) den Vorstellungen über die eigenen Fähigkeiten (Selbstwirksamkeitserwartungen) und den (2) Vorstellungen über Verhaltens-Ergebnis-Zusammenhänge (Ergebniserwartung, Erfolgserwartung)

Selbstwirksamkeit (self efficacy):

  • subjektive Erwartung einer Person, dass ein bestimmtes Verhalten in einer gegebenen Situation kompetent ausführt werden kann, bzw. zu einem gewünschten Ausgang führt
  • selbstwirksamkeit kann bereichspazifisch sein (zb beruflicher Kontext, zwischen menschliche Beziehungen)

Ergebniserwartung:

  • bezieht sich auf die Konsequenzen des eigenen Verhaltens
  • selbst bei hoher selbstwirksamkeitserwartung wird verhalten nicht gezeigt, wenn die Erfolgserwartung niedrig ist
  • wenn zb die Person überzeugt ist, ein Verhalten kompetent ausführen zu können, aber dennoch nicht denkt, dass es in der Situation den gewünschten Erfolgs hat

-> Selbstwirksamkeitserwartung und Ergebniserwartung beeinflussen das Verhakten interaktiv..

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29
Q

Beschreiben Sie die Grundzüge und Ziele der Trait-Theorien (Eigenschaftstheorien).

A

Grundannahmen und Gemeinsamkeiten:
Eigenschaftstheorien haben aus mind. 3 Gründen eine herausragende Bedeutung für die Differentielle und Persönlichkeitspsychologie:
- die theoretischen Modelle werden konsequenter auf empirischen Daten gegründet
- die Eigenschaftstheoretiker bemühen sich die menschliche Persönlichkeit nicht nur in Ausschnitten, sondern in ihrer Gesamtheit zu beschreiben
- Eigenschaftstheorien haben sich als besonders fruchtbar für die Entwicklung von Messinstrumenten für die menschliche Persönlichkeit erwiesen
Ziel: Persönlichkeit durch Eigenschaften (Traits) in ihrer Gesamtheit zu beschreiben, nicht nur in Ausschnitten
- Traits als abstrakte Kategorien für konkret beobachtbare Verhaltensweisen: durch sie kann Verhalten beschrieben, vorhergesagt und erklärt werden
- Traits als hierarchisches Konzept: sie bündeln zusammengehörige Verhaltensweisen (z.B. gesellig, kontaktfreudig) & ersetzen diese durch einen einzigen Begriff (z.B. Extraversion).
weiteres Beispiel: Anstatt über Person A zu sagen, dass sie in den vielen unterschiedlichen Konfliktsituationen regelmäßig laut wird, regelmäßig mit Gegenständen um sich wirft, andere regelmäßig beleidigt oder sogar körperlich angreift, können wir Person A auch einfach als aggressiv bezeichnen.
Drei wichtige Voraussetzungen für die Verwendung von Eigenschaftsbegriffen:
1. Eigenschaften sind mit Verhaltensweisen verknüpft und lassen sich an diesen erkennen. Die Eigenschaft selbst ist nicht direkt beobachtbar, sondern wird aus beobachteten Verhalten geschlossen
2. Von einer Eigenschaft spricht man, wenn die mit ihr verbundenen Verhaltensweisen transsituativ konsistent auftreten, d.h. in unterschiedlichen Situationen beobachtet werden können
3. Einer Person wird eine Eigenschaft erst zugeschrieben, wenn die dazugehörigen Verhaltensweisen zeitlich stabil sind, also immer wieder vorkommen
Weitere Grundannahmen:
- Zusammenhänge zwischen Verhalten und Traits lassen sich hierarchisch modellieren
Verhalten in konkreten Situationen wird maßgeblich durch Traits beeinflusst
Umkehrschluss: aua dem Verhalten kann auf entsprechende Traits geschlossen werden

Persönlichkeitseigenschaften (Traits)

  • können als Disposition (=Bereitschaft) definiert werden, in bestimmten Situationen und zu verschiedenen Zeitpunkten ein bestimmtes Verhalten zu zeigen (transsituationale und transtemporale Konsistenz)
  • diese Dispositionen weisen somit eine zumindest mittelfristige zeitliche Stabilität auf (über Wochen oder Monate)

(Absolute Stabilität: bedeutet, dass das Verhalten unabhängig von situativen Gegebenheiten exakt gleichbleibt.
Ist eine zu strenge Vorraussetzung für die Zuschreibung von Persönlichkeitsmekrmalen.
Es ist unrealistisch davon auszugehen, dass das Ausmaß an Freundlichkeit unabhängig von der Situation ist (es fällt eher leichter einer dankbaren Person gegenüber hilfsbereit zu sein, als einer undankbaren)
Relative Stabilität: sinnvoller Eigenschaftsbegriffe an die Vorraussetzung der relativen transsituativen Verhaltenskonsistenz zu knüpfen
bedeutet, dass Unterschiede zwischen Personen in der Ausprägung des Verhaltens, das sie zeigen, in verschiedenen Situationen gleich ist.)

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30
Q

Welche Vertreter der Eigenschaftstheorie kennen sie?

A

Vertreter: Gordon Allport, Raymond B. Cattell, Hans J. Eysenck, Paul Costa, Jr., Robert McCrea, Colin DeYoung

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31
Q

Beschreiben Sie den lexikalischen Ansatz nach Gordon Allport!

A

Wie können wir Persönlichkeit am besten beschreiben?
Wie lassen sich relevante Traits finden?
- Lexikalischer Ansatz: Traits sind in der Sprache repräsentiert. Grundannahme: Kompetente Sprachbenutzer haben für alle wesentlichen Objekte und Geschehnisse Wörter erfunden, um Kommunikation zu ermöglichen. Je häufiger und je reichhaltiger eine bestimmte Eigenschaft in der natürlichen Sprache vorkommt, desto wichtiger ist die Eigenschaft im zwischenmenschlichen Umgang.
- für bedeutsame Traits existiert eine große Anzahl an Synonymen
Methode: Zur Persönlichkeitsbeschreibung verwendete Begriffe zählen, Synonyme identifizieren, Listen erstellen

Allport & Odbert: Katalog von Eigenschaftsbegriffen (1936):

  • Analyse des Webster’s New International Dictionary von 1925 zur Identifikation von Begriffen, die geeignet sind “to distinguish the behavior of one human being from that of another”
  • Ergebnis: 17.953 Personen beschreibende Wörter:
  • stabile Persönlichkeitseigenschaften (z.B. geduldig): 4500 Wörter
  • temporäre Zustände (z.B. erfreut): ca. 100 Wörter
  • soziale Bewertungen (z.B. ungezogen)
  • Rollen (z.B. mütterlich)
  • Restkategorie und Kategorie metaphorische Begriffe (z.B. Hasenfuß)

die ersten beiden Kategorien waren relevant für die weitere Forschung

Allport unterteilte die 4500 stabilen Traits in:

  • Kardinale Traits: einzelne Merkmale (manchmal nur eins), welches absolut vorrangig ist; die Persönlichkeit beherrschend (selten vorzufinden, z.B. Altruismus bei Mutter Theresa). Diese durchdringt alle Lebensbereiche und dominiert andere Anteile der Persönlichkeit. Nur wenige Menschen haben eine kardinale Eigenschaft.
  • Zentrale Traits: von vorrangiger Bedeutung, steuern weitreichend das Erleben und Verhalten in vielen Lebensbereichen (ca. 5-10). Sind besonders charakteristisch für eine Person sind und anhand derer sie von anderen Personen besonders gut unterschieden werden
  • Sekundäre Traits: kein Kernbestandteil der Persönlichkeit, zeigen sich in weniger Lebensbereichen. Steuern das Verhalten zwar ebenfalls, aber weniger stark oder nur in wenigen Situationen (besonders verglichen mit kardinalen Eigenschaften)
  • > Allport favorisierte eine idiographische Vorgehensweise zur Erforschung der Persönlichkeit (Betonung der Einmaligkeit eines Menschen), z.B. Analyse von Tagebüchern
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32
Q

Erläutern Sie die Grundzüge des 16-Faktoren-Modells der Persönlichkeit von Raymond Cattell! Wie ging Cattell vor?

A

Er war ein typischer Vertreter der nomothetischen Eigenschaftsforschung (dadurch grenzte er sich sehr deutlich von Allport ab). Er übernahm aber Allports lexikalische Methode für seine eigene Forschung.
Zentrales Ziel von Cattell: Beschreibung der Grundstrukturen der Persönlichkeit
Wie lassen sich nun zentrale Persönlichkeitseigenschaften identifizieren?
- Cattell unterteilt Persönlichkeitseigenschaften nach inhaltlichen Gesichtspunkten und nicht wie Allport nach ihrer Wichtigkeit.
Fähigkeiten
- Wie gut tut eine Person etwas? z.B. Intelligenz -> für Cattell die wichtigste und interessanteste Fähigkeit (siehe Cattells Theorie zur fluiden und kritallinen Intelligenz)
Motive/ Dynamische Eigenschaften (Ergs, Sentiments, Attitudes)
- warum tut eine Person etwas? Dynamische Traits stellen also die Triebkräfte des Verhaltens dar: Bedürfnisse, Motive, Ziele und Präferenzen

Temperamenteigenschaften (Persönlichkeit im engeren Sinne)

  • wie tut eine Person etwas? Sie beinhaltet stilistische oder formale Aspekte des Verhaltens wie zum Beispiel das Ausmaß an Emotionalität oder Impulsivität im Umgang mit Anderen.
  • Cattells 16 Persönlichkeitsfaktoren Theorie!
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33
Q

Welches Persönlichkeitsmessinstrument geht aus Cattells 16-Faktoren-Modell der Persönlichkeit hervor? Auf der Basis welcher Datenquellen konzipierte Cattell diesen Fragebogen?

A

Das Modell hat Cattell auf der Basis von Q- und L-Daten entwickelt. Die Q-Daten hat Cattell mit Fragebögen erhoben, deren Items teils bereits vorhandenen Persönlichkeitsfragebögen entnommen, teils von Cattell und seinen Mitarbeitern neu konstruiert wurden. Bei den L-Daten handelt es sich um Fremdbeschreibungen. Als Ausgangsmaterial hierfür verwendet Cattell die von Allport und Odbert (1936) zusammengestellten 4.500 Begriffe für stabile Persönlichkeitseigenschaften. Diese wurden in mehreren Schritten reduziert, mit dem Ziel, den gesamten Persönlichkeitsbereich mittels einer handhabbaren Menge nichtreduntanter Eigenschaftsbegriffe abzudecken.

Wie lassen sich 4500 stabile Traits aus dem Katalog von Allport & Odbert (1936) auf grundlegende Persönlichkeitseigenschaften reduzieren?
Reduktionsschritte

  1. 4500 Traits - Aussonderung sysnomymer unverständlicher Begriffe durch ein Rater-Team
    - Cartell ergänzte 11 weitere Eigenschaften aus der Fachliteratur
  2. 171 Traits: N=100 Erwachsene wurden anhand dieser Trakts von 2 Bekannten eingeschätzt
    - reduktion in Abhängigkeit von überlappungsgruppen ( hohe Korrelation zwischen 2 Trakts) & mangelnder Reliabilitöt der Trakts ( geringe Rater-Übereinstimmung)
  3. 35 Traits: N=204 Erwachsene wurden anhand dieser Traits von 2 Bekannten eingeschätzt
    - Reduction durch Faktorenanylse
  4. 35 Traits: - N=204 Erwachsene wurden anhand dieser Trakts von 2 bekannten eingeschätzt
    - Reduktion durch Faktorenanaylse
  5. 12 Source Traits (Folgeanalysen ergaben nur noch 9)

Erstellung des 16-Persönlichkeits-Faktoren Tests (16 PF)
- Zusätzlich replizierte Cattell die anhand der Fremdratings (L-Daten) extrahierten Source Traits mit Fragenbögen (Q-Daten)
- diese Analyse ergaben 12 Faktoren + 4 weitere Faktoren, die nur aus Q-Daten extrahiert werden konnten
basierend auf seinen Analysen der L- und Q-Daten konzipierte er den 16-Persönlichkeits-Faktoren-Tests

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34
Q

Welche verschiedenen Datenquellen verwendete Cattell für eine umfassende Beschreibung der Persönlichkeit? Welche Vor- und Nachteile bieten die spezifischen Datenquellen?

A
  • Wie lassen sich 4500 stabile Traits aus dem Katalog von Allport & Odbert (1936) auf die grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften reduzieren?
    für eine umfassende Persönlichkeitsanalyse muss nach Cattell die Datenerhebung über verschiedene Datenquellen (L,Q & T Daten) erfolgen. Diese Daten ergänzen sich und ergeben gemeinsam ein umfassendes Bild von der Persönlichkeit eines Individuums:
    L-Daten (Lebensdaten):
  • Lebensläufe (z.B. Abinote, generell schulische Leistungen)
  • Biographien (z.B. Anzahl der Autounfälle)
  • Fremdratings (durch Freunde, Vorgesetzte)
  • Das Verhalten im Alltäglichen Leben wie das Betreiben eines Hobbies,
  • die Art der sportlichen Betätigung,
  • polizeilich registrierte Straftaten, Auszeichnungen

Vorteil: die Daten werden nicht zum Zweck der Persönlichkeitsbeschreibung erhoben. Sie fallen beiläufig an und sind deshalb besonders authentisch und aussagekräftig.

Q-Daten (Questionssaire)
- Fragebögen zur Erfassung der Persönlichkeit (Selbsteinschätzung)
Vorteile: niemand kennt sich so gut, wie man selber (trifft insbesondere auf schwer beobachtbare physische Vorgänge wie Gefühle, Wünsche und Phantasien zu). Außerdem lassen sich mit Fragebögen sehr viele Daten mit geringem Aufwand erheben.

Nachteile: Verfälschbarkeit. Menschen geben nicht immer ehrliche Auskunft über sich, sondern tendieren häufig dazu, Selbstbeschreibungen zu beschönigen (Wunsch nach Anerkennung und sozialer Erwünschtheit)

T-Daten (Tests)
- Tests messen Verhalten (häufig Leistungsverhalten), dass sich nur schwer oder nur in bestimmte Richtungen verfälschen lässt und für das es häufig einen objektiven Gütermaßstab gibt. Niemand kann sich in einem Intelligenztest intelligenter darstellen, als er ist. Geringe Intelligenz ist vorzutäuschen, in dem man z.B. Aufgaben bewusst falsch beantwortet.
Es werden auch Verhaltensweisen erhoben, deren Bedeutung für die getestete Person nicht ersichtlich ist (Hautleitfähigkeit, Pulsfrequenz, Geschwindigkeit der Reaktionen, Antwortzeiten etc.)
- Cattell verwendete mehr als 400 Tests

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35
Q

Erläutern Sie die Verhaltensgleichung Cattells anhand eines Beispiels! Durch welche Personenvariablen und situative Faktoren lässt sich nach Cattell das Verhalten einer Person erklären?

A

Allgemein: zusätzlich zu den Traits (Fähigkeiten + Temperamentseigenschaften + Dynamische Eigenschaften) gibt es noch situative Faktoren
→ Persönlichkeitszustände verändern sich abhängig von dem Situationskontext:
Faktoren, die sich situationsabhängig verändern:
1. Rollen (roles): in unterschiedlichen Situationen bekleiden Menschen häufig unterschiedliche Rollen; z.B. Mutter, Arbeitskollegin, Freundin
2. States (Zustände): situativ bedingte Augenblicksdispositionen; z.B. Ärger aufgrund eines Staus auf der Autobahn
3. Stimmungen (Moods): Personen befinden sich häufig bereits in einer spezifischen Stimmung, wenn sie sich in eine Situation begeben; man ist voreingenommen oder voreingestellt
→ Stimmungen bilden einen emotionalen Hintergrund; z.B. negative Stimmung aufgrund von andauernden Beziehungsproblemen
Verhaltensgleichung: V = f(P,S)
P: Person = Fähigkeiten + Temperamentseigenschaften + Dynamische Eigenschaften (Primärtriebe + Gefühlsdisposition + Einstellungen)
S: Situation = Rollen + States + Stimmung
Beispiel: Prüfungsverhalten
Fähigkeiten: Verhalten eines Prüflings stark durch Fähigkeiten beeinflusst – intelligente Prüflinge können Fragen besser beantworten
Temperament: ängstlicher Prüfling würde, wenn er eine Frage nicht beantworten kann, eher nicht blöffen
Dynamische Eigenschaften: z.B.: Einstellung gegenüber Prüfung: Prüfling der Prüfung als Gelegenheit sieht, dem Prüfer seine Beschrenktheit vor Augen zu führen, wird sich anders verhalten
Rollen: Prüfungssituation stark durch Rolle des Prüflings und des Prüfers geprägt. Somit bestimmte Gesprächsinhalte vorgegeben
States: Prüflinge in Prüfungssituation oft in angespanntem Zustand. Maß an Anspannung hat Einfluss auf Verhalten z.B. abgespannte Prüflinge lassen sich durch fiese Frage verunsichern
Stimmungen: Stimmungen die man in eine Prüfung mitbringt können Verhalten verändern, z.B. durch Wetter

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36
Q

Beschreiben Sie die wichtigsten Grundzüge der Persönlichkeitstheorie von Hans-Jürgen Eysenck!

A

Eysenck Vorstellung von der menschlichen Persönlichkeit hat sich im Laufe seines Schaffens verändert. Zunächst schloss sein Persönlichkeitsbegriff die folgenden vier Elemente ein:

(1) Charakter als gesetzmäßiger und überdauernde Art des Strebens einer Person.
(2) Temperament als gesetzmäßiger und überdauernde Disposition einer Person, in einer bestimmten Weise affektiv auf die Umwelt zu reagieren.
(3) Intellekt als gesetzmäßige und überdauernde kognitive Leistungsfähigkeit einer Person. (4)Körperliche Merkmale als gesetzmäßiger und überdauernde Ausstattung einer Person mit physiologischen und Neuro hormonaler Reaktionsdispositionen.

-Später trifft er verstärkt auf den Eigenschaftsbegriff zurück und näherte sich damit den Vorstellungen von Allport und Kartell an.
-Persönlichkeit nun als das Profil alle Eigenschaften und konnte empirisch mittels der Faktoren Analyse bestätigt werden
-Er ging von einer hierarchischen Struktur der Persönlichkeit aus.
Auf höchster Hierarchieebene siedelte Eysenck Die Intelligenz sowie drei Persönlichkeits Faktoren an. Diese nannte er:
P -Psychotizismus vs Psychische Gesundheit und soziale Angepasstheit
E -Extraversion vs Introversion
N -Neurotizismus vs emotionale Stabilität

Die Anfangsbuchstaben der drei Persönlichkeits Faktoren PEN haben den Persönlichkeits Modell von Eysenck den Namen PEN Modell eingebracht.

ExtraVersion – Introversion
Pole einer Persönlichkeitseigenschaft, die sich besonders stark auf den Umgang mit anderen Menschen auswirken. Extrovertierte Personen sind gesellig, lebhaft, aktiv, behaupten sich gerne, sind Erlebnis hungrig, sorglos, dominant, aufgeschlossen, Abenteuer lustig und sind meistens froh und zufrieden gestimmt. Introvertierte Personen hingegen sind in sich gekehrt, selbst genügsam und bedächtig. Sie können gut allein sein und genießen es in Ruhe einer Beschäftigung nachzugehen.

Neurotizismus – emotionale Stabilität
Personen mit ausgeprägtem Neurotizismus sind ängstlich, bedrückt, schüchtern, angespannt, irrational, launisch, gefühlvoll. Sie tendieren zu geringe Selbstachtung und zu Schuldgefühlen. Außerdem neigen sie zu psychosomatischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelverspannungen oder Magenschmerzen.

Psychotizismus
Psychotizismus Äußert sich nach den theoretischen Vorstellungen in der Neigung zu unverträglichem Verhaltensweisen. Personen mit hohen Ausprägungen auf dem Faktor P sind aggressiv, Antisocial, egozentrisch, unpersönlich, impulsiv, keit, und einfühlsam, hartherzig aber auch kreativ. Ihre Kreativität ist sozusagen eine positive Begleiterscheinung der Missachtung von sozialen Normen.

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37
Q

Was versteht man unter den sogenannten Big Five (Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit - FFM)? Wie lassen sich die Big 5 kurz charakterisieren und messen?

A

Das Fünf-Faktoren-Modell (FFM) von Costa & McCrae

  • seit einigen Jahren einflussreichstes Eigenschaftsmodell der Persönlichkeit
  • hat sich in zahlreichen Untersuchungen und vielen Kulturen, bzw. Sprachgemeinschaften bewährt
  • schließt sich an die Arbeiten von Cattell und Eysenck an. Zu Beginn wurde mit Instrumenten von Cattell gearbeitet. Das Modell gründet wie die L-Faktoren des 16-PF-Modells von Cattell auf dem lexikalischen Ansatz.
  • > Neurotizismus, Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Offenheit

Fünf-Faktoren-Modell(= F.) [engl. five-factor-model], [PER], eine Taxonomie fünf grundlegender Persönlichkeitsdimensionen (die Big Five, Abk. B5): (1) Neurotizismus [engl. neuroticisim oder umgepolt emotional stability, Abk. N]: Tendenz zu Ängstlichkeit und Nervosität; (2) Extraversion [engl. extraversion, Abk. E]: Tendenz zu Geselligkeit, Dominanz und Frohsinn; (3) Offenheit für neue Erfahrungen bzw. Intellekt bzw. Kultur [engl. openness, Abk. O): Tendenz zu Beschäftigung mit tiefsinnigen und schöngeistigen Themen; (4) Soziale Verträglichkeit [engl. agreeableness, Abk. A]: Tendenz zur Freundlichkeit und Harmonie; (5) Gewissenhaftigkeit (engl. conscientiousness, Abk. C): Tendenz zu langfristigem Planen, Selbstdisziplin und Fleiß.

38
Q

Inwiefern lässt sich durch die Big 5 alltagsrelevantes Verhalten vorhersagen? Kennen Sie Beispiele aus aktuellen Studien?

A

Specht et al., 2011: Längsschnittstudie (N= 14.718)
- Stabilität für Offenheit, Extraversion, Neurotizismus und Verträglichkeit folgt einer umgekehrt U-förmigen Funktion im Alter: höchste Stabilität zwischen dem 40.-60. Lj.
- Stabilität für Gewissenhaftigkeit: linearer Anstieg im Alter
Meta-Analyse zum Zusammenhang der Uni- Abschlussnote mit 50 nicht-akademischen Einflussfaktoren (z.B. Persönlichkeit)
- Positiver Zusammenhang zwischen Gewissenhaftigkeit & Abschlussnote (r = .19; N = 27.875)
generelle Fakten
- Hohe Gewissenhaftigkeit als bester Prädiktor für Job Performance
- Negativer Zusammenhang zwischen Gewissenhaftigkeit und Verträglich mit Täuschungsversuchen in Prüfungssituationen
- positive Korrelation zwischen Extraversion, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit mit Beziehungszufriedenheit
- negativer Zusammenhang mit Neurotizismus
Meta-Analyse längsschnnittlicher Studien
- Hohe Neurotizismus,- niedrige Extraversions- und niedrige Gewissenhaftigkeitswerte als signifikante Prädiktoren für die Entwicklung einer klinischen Depression
Vorhersage der Big Five durch Facebookdaten
- Analyse der Facebook Profile von 58.000 freiwilligen Probanden (Likes, Gruppen- zugehörigkeiten etc.), zusätzlich Durchführung eines Persönlichkeitstests (Big Five)
- Facebook Daten als signifikante Prädiktoren demographischer Charakteristika, Persönlichkeits- eigenschaften (insb. Offenheit für neue Erfahrung) & Intelligenz
durch Facebook Likes lassen sich Persönlichkeitsfaktoren (Big Five) besser vorhersagen als durch Fremdeinschätzung eines Feundes

39
Q

Wo finden sich die Big 5 von Costa & McCrae in den Theorien von Eysenck (PEN) und Catells (16 PFM) wieder? Welche Unterschiede bestehen zwischen diesen Persönlichkeitsmodellen?

A

Die Faktoren Neurotizismus und Extraversion wurden schon von Eysenck in seinem PEN-Modell aufgegriffen.
Die Faktoren Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit sind differenziertere Konstrukte des Gegenpols zu Eysencks Konstrukt des Psychotizismuses.
Erweitert wurde das FFM mit dem Konstrukt der Offenheit für Erfahrung, welches in Eysencks Theorie nicht mit einbezogen wurde.
Unterschiede zwischen 16 PF und FFM:
Anzahl der Dimensionen 16 PM: 16
Anzahl der Dimensionen FFM: 5
Allerdings finden sich die Big 5 in Cattell‘s 16 PF Modell in ähnlicher Weise auf der Ebene der extrahierten Sekundärfaktoren wieder
Im Big 5 Modell wird das Konstrukt Offenheit zusätzlich erfasst
Eysencks Kritik an Openness: Konstrukt umfasst Inhalte aus dem Bereich Kognition, nicht Temperament (Intelligenz)

40
Q

Was versteht man unter Generalfaktor der Persönlichkeit?

A

Generalfaktor der Persönlichkeit (GPF)

  • erklärt einen großen Teil der Varianz in der individuellen Ausprägung der Big Five (widerspricht Unabhängigkeitsannahme der Big Five) 
-bildet alle positiven Aspekte der Big Five ab
-> niedriger N, hohe G & V (Emotionale Stabilität auch im Umgang mit anderen)
  • > hohe E & O (Flexibilität mit Anforderungen und Veränderungen umzugehen) 
-Problem: „sozialer Erwünschtheits‐Faktor“ oder Konformitätsfaktor? 

41
Q

Beschreiben sie das HEXACO Modell der Persönlichkeit.

A

HEXACO Modell

  • in kulturübergreifenden Studien konnte häufig ein sechster Persönlichkeitsfaktor identifiziert wurden (Ashton, Lee & Son, 2000):
  • > Ehrlichkeit/Bescheidenheit (Humility)
H. Humility
E. Emotionality (ähnlich             Neurotizimus)
X. eXtraversion
A. Agreeableness    
C. Conscientiousness
O. Openess to Experience
42
Q

Beschreiben Sie die Grundzüge der interaktionistischen Theorien!

A

Es gibt vier Formen der Person x Situation Interaktion:
1. Reaktive Interaktionen
Menschen nehmen die selbe objektive Situation in Abhängigkeit ihrer Persönlichkeit unterschiedlich wahr
Beispiel:
Extravertierte Menschen interpretieren FRAGEN anderer als Gesprächsangebot
2. Evokative Interaktionen
Interpretation der Situation und entsprechendes Verhalten einer Person beeinflusst das Verhalten anderer und wirkt darüber zurück auf die Person
Beispiel:
Extravertierter verwickelt anderen in ein Gespräch, dass dieser erwidert
3. Proaktive Interaktionen
Person sucht Situation entsprechend ihrer Persönlichkeit aktiv aus
Beispiel:
Extravertierter fährt Zug statt Auto um Gespräche mit Menschen führen zu können
4. Manipulative Interaktionen
Person gestaltet Situation ihrer Persönlichckeit entsprechend
Beispiel:
Extravertierte Menschen sprechen andere aktiv an
Moderner Interaktionismus
Verhalten ergibt sich aus dem Zusammenspiel von:
a. Eigenschaften der Person
b. Merkmalen der Situation, in der sich die Person befindet

43
Q

Worum ging es in der Konsistenzdebatte von Mischel und Kollegen? Auf welche empirischen Befunde stützt sich seine Kritik am eigenschaftstheoretischen Ansatz?

A

Ziel interaktionistischer Theorien: Beantwortung der Konsistenzkontroverse mittels folgender Fragen:
1. Wie konsistent ist unser Verhalten in verschiedenen Situationen wirklich?
2. Wie gut können wir Verhalten durch Persönlichkeitseigenschaften wirklich vorhersagen?
Empirische Ergebenisse der Konsistenzkontroverse:
- durchschnittliche Korrelation von Traits und Verhalten überschreiten nur selten r = .30; Ausnahme Intelligenz
Ausgangspunkt für Untersuchungen, welche die Frage beantworten wollten inwiefern Situation in denen sich Personen befinden, Verhalten bedingen.
Untersuchungen ergaben, dass Person (r = .19) und Situnation (r = .22) ungefähr gleich gut vorhersagen können.
Weitere Ergebnisse: dritte Varianzquelle könnte entscheidend sein:
Person x Situationsinteraktion
→ zur Klärung des Einflusses der Person x Situationsinteraktion wurde der Interaktionismus entwickelt

44
Q

Erläutern Sie das Konzept der Situationsstärke nach Mischel!

A

Ausgangspunkt der Theorie: Das Kositenzparadoxon
Obwohl Individuen ihr verhalten als konsistent annehmen, verhalten sie sich selten konsistent. r = .30
bessere Vorhersage, wenn man Persönlichkeit und Situationsmerkmale mit einbezieht.
→ Unterscheidung von zwei Typen an Verhaltensstabilitäten
Typ 1: subjektive Persönlichkeitsbeschreibung mittels Fragebogen
Typ 2: Verhaltenssignatur der Persönlichkeit: Stabilität des Verhaltens über ähnliche Situationen
Beispiel: Untersuchung an Collegestudenten (Mischel & Peake, 1882): Freundlichkeit und Gewissenhaftigkeit wenig stabil im Sinne von Typ 1, aber zeitlich stabil in ähnlichen Situationen (Typ 2)
Es zeigte sich, dass Typ 2, in Form von Wenn-Dann-Schemata besser für die Persönlichkeitsbeschreibung geeignet ist.
Aus dieser Erkenntnis wurde das Konzept der Situationsstärke abgeleitet,
in welchem zwei Formen von Situationen unterschieden werden.
1. starke Situationen: Menschen zeigen aufgrund von Normen sehr ähnliches Verhalten, Persönlichkeitsunterschiede machen sich weniger bemerkbar
Beispiel: an roter Ampel halten die meisten Autofahrer
2. schwache Situationen: erlauben viel Verhaltensspielraum, stärkerer Einfluss von Persönlichkeitsfaktoren
Beispiel: Ihre Freizeit gestalten Menschen sehr unterschiedlich, da es keine verbindlichen Vorschriften gibt

45
Q

Welche Formen der Verhaltensstabilität unterscheidet Mischel und wie lassen sich diese vorhersagen (CAPS Modell)?

A
  1. Cognitive Affective Units (CAU): stabile Netzwerke individueller Kognitionen und Emotionen, die in unterschiedlichen Situationen abgerufen werden (= Persönlichkeitseigenschaften)
    - beinhalten Repräsentationen des Selbst, der Anderen, spezifischer Situationen, sowie Erwartungen, Kompetenzen, Ziele, Werte, Emotionen & Erinnerungen
    Entwicklung des CAPS-Modell’s mit Hilfe der CAU.
  2. Cognitive Affective Processing System (CAPS):
    Annahme des CAPS: Individuelle Unterschiede werden auf die unterschiedliche Verfügbarkeit von CAUs in unterschiedlichen Situationen & auf die unterschiedliche Struktur ihrer wechselseitigen Beziehung zurückgeführt.

Unterscheidung von zwei Typen an Verhaltensstabilitäten
Typ 1: subjektive Persönlichkeitsbeschreibung mittels Fragebogen
Typ 2: Verhaltenssignatur der Persönlichkeit: Stabilität des Verhaltens über ähnliche Situationen

46
Q

Beschreiben Sie die neuroanatomische Grundlage der Extraversion nach Eysencks Psychophysiologischer Aktivierungstheorie!

A

Neuroanatomische Grundlage der PPAT:
- Unterschiedliche Persönlichkeitseigenschaften sind in unterschiedlichen Neurobiologischen Systemen begründet.
Beispielsysteme: hirnphysiologische Systeme, Neurotransmitter, Hormone
- interpersonelle Unterschiede sind auf einerseits genetisch bedingt, anderseits auf unterschiedlichen Umwelteinflüssen; z.B. Erfahrungen
Entstehung der PPAT:
Zusätzlich zu der beschreibenden Komponente der Persönlichkeit, welche im PEN-Modell von Eysenck erfasst wird, entwickelte dieser die psychophysiologische Aktivierungstheorie, welche erklärende Ansätze liefern soll.
Psychophysiologische Aktivierungstheorie (PPAT):
setzt sich aus zwei Aktivierungssystemen zusammen:
1. Ansprechbarkeit des aufsteigenden retikulären Aktivierungssystems (ARAS) als neuroanatomische Basis der Extraversion
ARAS: Projektionen aus der formatio reticularis zum Thalamus, Hypothalamus und Cortex
- das ARAS reguliert die Erregung (Arousel) des Gehirns, bzw. den Grad der Wachheit ausgehend vom Tiefschlaf bis zu starker kortikaler Erregung
- das ARAS wird erregt durch sensorische Reize, kognitive Aktivität und das VBS
2. Ansprechbarkeit des visceral brain systems (VBS) als neuroanatomische Basis des Neurotizismus
- bereits bei sehr niedriger Reizintensität wird bei neurotischen Menschen eine Aktivierung des visceralen Nervensystems (VBS), bspw, in der Amygdala, gezeigt.
- Eine niedrige Aktivierungsschwelle geht mit einer starken Reagibilität, der Fähigkeit, sehr sensibel zu reagieren, einher.
- Amygdala kontrolliert autonome Reaktionen (z.B. Aktivierung des Sympathikus) und reguliert darüber emotionale Zustände.
→ das limbische System wird aktiviert
Heutige Forschungsergebnisse:
- die Persönlichkeit ist vermutlich besser erklärbar durch die Funktionalität neuronaler Netze, als durch die Aktivität einzelner Hirnregionen.
Zusammenhang zwischen ARAS und VBS
- erreicht Stimulation des VBS eine bestimmte Stärke, bewirkt die resultierende Aktivierung über Verbindungen zum ARAS eine Zunahme des Arousals
- unter starker emotionaler Belastung: typische Unterschiede zwischen Extra- und Introvertierten nicht beobachtbar (Aktivierung des ARAS durch VBS überlagert Unterschiede)
→ widersprüchlich zu Eysenck‘s Postulat der Unabhängigkeit von Neurotizismus & Extraversion

47
Q

Wie lassen sich Verhaltensunterschiede zwischen Extra- und Introvertierten im Sinne der Psychophysiologischer Aktivierungstheorie nach Eysenck erklären?

A
  1. Zentrales Postulat: Introvertierte weisen ein höheres Arousal im ARAS als Extravertierte auf & sind daher bereits bei niedriger Stimulation überdurchschnittlich aktiviert! (siehe Abblidung)
  2. Transmarginale Hemmung: bei stark erregenden Situationen greift ein Schutzmechanismus, der das Arousel wieder sinken lässt, d.h. der Körper schützt sich selbst vor Übererregung bei starken Stimulation.
    → Die Hemmung setzt bei Introvertierten eher als bei Ectravertierten ein. (siehe Abblidung)
    Generell existiert ein negativ U-formiger Zusammenhang zwischen Arousel (Abszisse) und dem Wohlbefinden/der Leistung (Ordinate).
    Es wird das globale Maximum im mittleren Erregungsniveau erreicht.
    Man spricht hier auch vom maximalen Hedonischen Tonus oder vom optimalen Arousal → Introvertierte bevorzugen ein geringes Ausmaß an Stimulation!
48
Q

Was versteht Eysenck unter „Transmarginaler Hemmung”? Welchen Bezug hat dieser Mechanismus zur Extraversion?

A

Eysenck geht von einem umgekehrt u-förmigen Zusammenhang zwischen Arousal-Niveau und Stärke situativer Stimulation aus. Steigt der Stimulationsgrad, steigt zunächst auch das Arousal. Erreicht das Arousal eine bestimmte Stärke, setzt die sogenannte transmarginale Hemmung ein, die dem Einfluss der Stimulation entgegenwirkt. Mit zunehmender Stärke der Stimulation nimmt auch die Hemmung zu, so dass der Einfluss der Einfluss der externen Stimulation auf das Arousal immer schwächer wird. Introvertierte erreichen diesen Punkt schneller als Extrovertierte.

Transmarginale Hemmung: bei stark erregenden Situationen greift ein Schutzmechanismus, der das Arousal wieder sinken lässt (Schutz vor Übererregung bei starker Stimulation). Die transmarginale Hemmung setzt bei Introvertierten früher als bei Extravertierten ein

49
Q

Was versteht Eysenck unter “Optimal Level of Arousal”? Wie unterscheidet sich dieses zwischen Intro- und Extravertierten?

A

Eysenck nahm an, dass es ein optimales Arousal gibt, den hedonischen Tonus, und das Abweichungen von diesem Optimus als unangenehm empfunden werden. Solche Abweichungen setzen deshalb Regulationsprozesse in Gang. Wird das optimale kortikale Erregungsniveau unterschritten, besteht ein Bedürfnis nach Stimulation und die Stimulation wird aktiv aufgesucht. Bei Überschreitung des optimalen Erregungsniveaus dagegen wird Stimulation vermieden.
Das optimale Arousal („keine Langeweile, aber auch keine Überstimulation”) ist bei Introvertierten bei einem geringeren Aktivierungsgrad als bei Extravertierten erreicht
Folge: Introvertierte bevorzugen ein geringes Ausmaß an Stimulation!

Generell existiert ein negativ U-formiger Zusammenhang zwischen Arousel (Abszisse) und dem Wohlbefinden/der Leistung (Ordinate).
Es wird das globale Maximum im mittleren Erregungsniveau erreicht.
Man spricht hier auch vom maximalen Hedonischen Tonus oder vom optimalen Arousal → Introvertierte bevorzugen ein geringes Ausmaß an Stimulation!

50
Q

Kennen Sie Beispielstudien, die Eysencks Psychophysiologische Aktivierungstheorie empirisch belegen?

A
  1. „Lemon Drop Test“ (Eysenck, 1973): Wenn man introvertierten Personen Zitronensaft auf die Zunge tropft (sensorische Stimulation) zeigt sich ein stärkerer Speichelfluss als bei Extravertierten.
  2. Lärmempfindlichkeit:
    - Introvertierte wähle eine geringere Radiolautstärke bei der Bearbeitung von Aufgaben als Extravertierte.
    - Introvertierte und Extravertierte zeigen bei gewählter Lautstärke ungefähr den gleichen Herzschlag und die gleiche Leistung
    - setzte man die Personen der jeweils anderen Lautstärke aus so verschlechterten sich die Leistungen.
    Bei Introvertierten: Overarousel
    Bei Extravertierten: Underarousel
51
Q

Erklären Sie die Grundannahmen der Reinforcement Sensitivity Theory nach Gray!

A

Ausgangspunkt der RST: Eysencks Modell von Extraversion und Neurotizismus als zwei unabhängige Dimensionen.
Weiterentwicklung zum RST: Drehung der Konstrukte um den Ursprung um 30 Grad und Umbennenung von Neurotizismus in Angst und Extraversion in Impulsivität (siehe Abbildung)
- Hier durch wurde der Fokus von der kortikalen Erregung auf die Sensitivität für Verstärker (Reinforcement Sensitivity) gelenkt.
(Psychotizismus unverändert aus Eysenck‘s PEN Modell übernommen)
→ Belohnungssensitivität & Bestrafungssensitivität
- Das Modell bezieht Persönlichkeitsunterschiede auf 3 (verbundene) Hirnsysteme:
1. BIS: Behavioral Inhibition System
2. BAS: Behavioral Activation System
3. FFFS: Fight-Flight-Freeze System

52
Q

Beschreiben Sie BIS, BAS und FFFS in Grays Reinforcement Sensitivity Theory & deren Bezüge zur Persönlichkeit

A
  1. Behavioral Inhibition System (BIS)
    biologische Basis: Septohippocampales System
    - ergänzt durch Papez-Kreis, temporale & frontale Areale des Neocortex, noradrenerge, serotonerge, cholinerge Projektionen in diese Regionen
    - Bestafungssensitivität: Das BIS wird durch Reize aktiviert, die unangenehme Ereignisse ankündigen. Diese Reize können entweder bereits konditionierte Hinweisreize für Bestrafung sein, von denen eine Nicht-Belohnung ausgeht, oder neuartige Reize sein.
    Phänomene der Aktivierung des BIS:
    - Verhaltenshemmung („Innehalten“)
    - Erregungssteigerung
    - verstärkte Aufmerksamkeit v.a. für bedrohliche Reize
    Bezug zur Persönlichkeit:
    - Ist verantwortlich für die Emotion Angst
    → Eine ängstliche Persönlichkeit geht mit einem sensitiven BIS einher.
    - BIS kann pharmakologisch durch Anxiolytika gedämpft werden
  2. Behavioral Activation System (BAS)
    biologische Basis: Basalganglien
    - v.a. dorsales und ventrales Striatum, inkl. Verbindungen zum Präfrontalkortex und dopaminerge Afferenzen
    - Belohnungssensitivität: Das BAS wird durch Reize aktiviert, die positive Konsequenzen ankündigen. Bei diesen Reizen handelt es sich um bereits konditionierte Hinweisreize für Belohnung, von denen eine Nicht-Bestrafung ausgeht.
    Phänomene der Aktivierung des BAS:
    - Verhaltensaktivierung
    - Annäherungsverhalten
    Bezug zur Persönlichkeit:
    - Ist verantwortlich für die positiven Emotionen Freude, Glücksgefühle und Erleichterung
    → Eine emotional positiv-gestimmte Persönlichkeit geht mit einem sensitiven BAS einher
  3. Fight Flight Freeze System (FFFS)
    biologische Basis: u.a. medialer Hypothalamus und zentrales Höhlengrau
    - zuständig für existentiellen Bedrohung: hohe Sensitivität für unkonditionierte Bestrafungsreize
    Phänomene der Aktivierung des FFFS:
    - falls Distanz gering zur Bedrohung: Kampf
    - falls Distanz größere zu Bedrohung: Erstarren oder Flucht
    Bezug zur Persönlichkeit:
    - Ist verantwortlich für die Emotionen Furcht und Panik
    → Bildet damit die biologische Basis für eine psychotizistische Persönlichkeit
    Allgemeine Bezüge zur Persönlichkeit:
    - BIS und BAS sind gehemmt, wenn das jeweils andere System aktiviert ist; sind somit nicht unabhängig
    - Ein chronisches Ungleichgewicht führt entweder zu:
  4. Ängstlichkeit: BIS ist besonders sensitiv
  5. Impulsivität: BAS Ist besonders sensitiv
53
Q

Welche Veränderungen ergeben sich in Grays revidierter Fassung seiner Reinforcement Sensitivity Theory?

A

FFFS: reagiert auf umkonditionierte und konditionierte Hinweisreitze für Bestrafung -> Vermeidung

BAS: reagiert auf unkonditionierte und Konditionierte Hinweisreitze für Belohnung -> Annäherung

=> neue Reize aktivieren FFFS und BAS Simultan

BIS: - nicht mehr direkt durch aversive Reize aktivierbar

  • registriert Aktivierung im FFFS und BAS
  • übernimmt Funktion eines Konflikt detektors
  • > approach-approach
  • > avoidance-avoidance
  • > approach- avoidence
  • REaktion: angst, Rumination, Aufmerksamkeit, Erregung
54
Q

Erläutern Sie die Grundannahmen der biopsychologischen Persönlichkeitstheorie von Cloninger!

A
  • Unterteilung der Persönlichkeit in zwei Teilsysteme:
    1. Temperament: weitgehend angeboren und damit genetisch bedingt
    2. Charakter: entsteht im Zuge der Entwicklung durch soziale Lernprozesse
    Neurobiologische Grundlagen des Temperaments:
  • Modifikation der Theorien von Eysenck und Gray
  • Entwicklung drei (später vier) Temperamentsdimensionen, denen Unterschiedliche Neurotransmittersysteme zugeordnet werden.
    Messmethode: Temperament and Character Inventory Revised
    Biosoziale Persönlichkeitstheorie
    Harm Avoidance (HA, Schadensvermeidung): Tendenz, intensiv auf Hinweisreize für aversive Stimulation zu reagieren
    Grund für die HA: Vermeidung von Bestrafung, Nichtbelohnung, neuen Situationen
    Charaktereigenschaften bei hoher HA: vorsichtig, angespannt, besorgt, ängstlich, gehemmt, schüchtern, schnell ermüdbar
    biologische Grundlage der HA: Verhaltenshemmendes System mit Serotonin als zentralem Transmitter (Ähnlichkeit zu Gray‘s BIS)
    Einflussbereiche von Serotonin (5-HT): Stimmung, Angst, Depression, Aggressivität, Hunger, Sexualverhalten, Schlaf und verhaltensenthemmende Wirkung
    Novelty Seeking (NS, Neuheitssuche): Tendenz auf neue (Hinweis-) Reize für potentielle Belohnung mit starkem Annäherungsverhalten zu reagieren
    Grund für die NS: Erlangung von Belohnung durch zielgerichtete Aktivität bzw. aktive Vermeidung von Monotonie und Bestrafung
    Charaktereigenschaften bei hoher NS: impulsiv, neugierig, wankelmütig, erregbar, extravergant
    biologische Grundlage der NS: Verhaltensaktivierendes System mit Dopamin als zentralem Transmitter (Ähnlichkeit zu Gray‘s BAS)
    Einflussbereiche von Dopamin (DA): Motorik (mesostriatales System), Motivation, Emotionen und verstärktes Annäherungsverhalten
    Reward Dependence (RD, Belohnungsabhängigkeit): Tendenz, intensiv auf Hinweisreize für Belohnung zu reagieren (insb. sozialer Art, z.B. Anerkennung)
    Grund für die RD: Aufrechterhaltens eines Verhaltens in Abhängigkeit von positiver Konsequenzen
    Charaktereigenschaften bei hoher RD: bemüht zu gefallen, gebunden, abhängig, hilfsbereit, ausdauernd, mitfühlend, fleißig, sentimental
    biologische Grundlage der RD: Verhaltensfortführungssystem mit Noradrenalin als zentralem Transmitter
    Einflussbereiche von Noradrenalien (NA): Aufmerksamkeit, Lernen & Gedächtnis, Schlaf-Wach-Rhythmus, Schmerz, Angst, Depression und Erregung (Arousel)
    Persistenz (P, Hartnäckigkeit): Tendent, Handlungen trotz Frustation und Ermüdung beharrlich fortzuführen
    Entstehnung für die P: Persistence wurde zunächst in die Dimension Reward Dependence integriert, später aber als eigene Dimension abgegrenzt
    Charaktereigenschaften bei hoher P: ambitioniert, fleißig, perfektionistisch
    biologische Grundlage der P: Verhaltensfortführungssystem mit Noradrenalin als zentralem Transmitter
    Einflussbereiche von Noradrenalien (NA): Aufmerksamkeit, Lernen & Gedächtnis, Schlaf-Wach-Rhythmus, Schmerz, Angst, Depression und Erregung (Arousel)
  • Persönlichkeitsmerkmale können vermutlich besser durch das Zusammenspiel verschiedener (Neurotransmitter-) Systeme verstanden werden als durch die Aktivität einzelner Systeme
55
Q

Welche Methoden/Ansätze kennen Sie, um den von Cloninger postulierten Zusammenhang zwischen Neurotransmittersystemen und Temperament experimentell zu überprüfen?

A
  • Untersuchung nur indirekt möglich über experimentelle Manipulation des zentralnervöser Transmitterspiegel oder molekulargenetische Ansätze
  • Messung über Transmitter in Blut und Speichel ist problematisch da diese aufgrund der Blut-Hirn-Schranke nicht den zentralnervösen Spiegel wiedergibt.
    Experimentelle Untersuchung
    1. Zusammenhang zwischen Harm Serotonin und Bestrafungssensitivität:
  • Überprüfung mittels künstlich herbeigeführten Tryptophanmangel, wodurch der Serotonienspiegel im ZNS kurzzeitig gesenkt wird.
    Versuchsvorbereitung:
  • Probanden erhalten auf nüchternen Magen ein Getränk mit allen Aminosäuren (Versuchsgruppe ohne Tryptophan).
    Anschließendes Experiment:
  • Aufgabe: Beurteilung, ob ein Reiz Belohnung oder Bestrafung vorhersagt.
    Ergebnisse des Experiments:
  • akute Tryptophandepletion (-mangel) verbessert die Vorhersageleistung für Bestrafung, nicht aber für Belohnung (siehe Abblidung)
    → erhöhte Sensibilität für Bestrafungsreize
    2. Genetische Variation im serotonergen System:
    Molekulargenetische Befunde:
  • Personen mit einer genetischen Variation im Serotonin Transporter Gen (S Allel des 5-HTTLPR), die zusätzliche über eine hohe Anzahl kritischer Lebensereignisse berichteten, zeigen eine erhöhte biologische Sensitivität gegenüber aversiven Reizen, z.B. in Bezug auf:
  • Cortisol-Stressreaktivität
  • Amygdalareaktivität auf aversive Reize
  • Expression stressrelevanter Gene
  • Furchtkonditionierung
  • Neurotizismus
    3. das mesolimbische Dopaminsystem und Annäherungsmotivation:
    Annäherungsmotivation, Verhaltensverstärkung
56
Q

Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen den biopsychologischen Persönlichkeitstheorien von Gray und Cloninger?

A

Ähnlichkeit in der biologische Grundlage der Persönlichkeitstheorien:

  • Novelty Seeking (NS, Neuheitssuche) als Verhaltensaktivierendes System weist Ähnlichkeit zu Gray‘s BAS auf.
  • Harm Avoidance (HA, Schadensvermeidung) als Verhaltenshemmendes System weist Ähnlichkeit zu Gray‘s BIS auf
57
Q

Was versteht Zuckerman unter Sensation Seeking (SS)?

A

Ausgangspunkt des SS: Forschung zur Reizdeprivation zeigte große Varianz im Bedürfnis nach Stimulation
Sensation Seeking (SS): Bedürfnis nach wechselnden, neuen, intensiven und komplexen Erregungen und der Bereitschaft, um dieser Erregungen Willen physische, finanzielle und soziale Risiken auf sich zu nehmen
Messmethode: Sensation Seeking Skalen V (SSS-V)
- beinhaltet 40 Items
- hat allerdings eine geringe Messgenauigkeit
- Grundlage für ein alternatives Fünf-Faktoren-Modell (AFFM) mit einem Mehr-Ebenen-ANsatz zur Erforschung der biopsychologischen Grundlagen der Persönlichkeit
Mehr-Ebenen-Theorie
Idee: interindividuelle Unterschiede im Sensation Seeking (bzw. zentraler Persönlichkeitsmerkmale) auf unterschiedlichen Erklärungsebenen untersuchen
Das Modell setzt sich aus folgenden Faktoren zusammen:
1. TAS: Thrill and Adventure Seeking - Körperlich riskante Aktivitäten
2. ES: Experience Seeking -Neue Erlebnisse und Erfahrungen, persönliche Entwicklung, unkonventioneller Lebensstil
3. DIS: Disinhibitation - Enthemmung: Abwechslung durch soziale Stimulation
4. BS: Boredom Susceptibility - Anfälligkeit für Langeweile:
Abneigung gegenüber Routine und Langeweile und Neigung zur Unruhe, wenn die Umwelt keine Abwechslung mehr bietet

58
Q

Kennen Sie neurobiologische Auffälligkeiten, durch die Personen mit hohen Sensation Seeking Werten gekennzeichnet sind?

A
  • Gesenkter Serotoninspiegel (5-HT) → Serotonin ist zuständig für vorsichtiges und zurückhaltendes, weswegen bei einem Defizit nicht mehr so reflektiert gehandelt wird.
  • gehobener Dopaminspiegel (DA) → Ist zuständig für die Tatendrang und Enthemmtes Verhalten, was bei erhöhtem Spiegel noch weiter ausgeprägt ist.
  • Gesenkter Noradrenalinspiegel (NA) → Noradrenalin ist vor allem für die Erregung zuständig, weswegen bei einem Defizit ständig versucht wird das Arousel zu erhöhen
59
Q

Erläutern Sie das Konzept des Augmenting/Reducing im Zusammenhang mit Sensation Seeking!

A

Ermittlung von Augmenting/Reducing:
1. Bei eintreffendem Reiz:
(siehe Abbildung)
N1 - Globales Maximum im EEG
P1 - Globales Minimum im EEG
- N1/P1 variieren systematisch mit Reizstärke
→ steigende Reizintensität resultiert in größerer Amplitudenauslenkung N1 und P1
2. Bei sehr hoher Reizintensität kommt es zu interindividuelle Unterschieden, in Form von zwei Möglichkeiten:
a. Reducer (Abnahme des N1/P1): Reducing als kortikale Schutzhemmung
b. Augmenter (Zunahme des N1/P1): weitere Amplitudenzunahme bei starker Reizintensität
→ positiver Zusammenhang zwischen kortikalem Augmenting und Sensation Seeking (vor allem DIS) gut belegt

60
Q

Beschreiben Sie die Grundannahmen des alternativen Fünf-Faktoren Modell von Zuckerman

A

Alternatives Fünf-Faktoren-Modell (AFFM)
Ausgangspunkt des AFFM:
- zentrale Persönlichkeitsfaktoren sollen Bezug zu biologischen Merkmalen, eine moderate Erblichkeit aufweisen und universell nachweisbar sein
Methode zur Erstellung des AFFM:
- gemeinsame Faktoranalyse biologisch begründeter Persönlichkeitsskalen
- Ergebnisse der Faktoranalyse: entweder drei (Eysenck) oder fünf (ungleich denen der Big Five) sinnvolle Persönlichkeitsfaktoren (siehe Abbildung)
E-Sociability
1. Activitiy: Unfähigkeit zu entspannen, Präferenz für herausfordernde Arbeit, aktives Leben, hohes Energieniveau
2. Sociability: Präferenz für Zusammensein mit anderen vs. Alleinsein
P-ImpUSS
3. Impulsive Sensation Seeking: Mangel an Planung, Impulsivität, Erfahrungssuche, Risikobereitschaft
4. Aggression Hostility: Verbale Aggression, unhöfliches, antisoziales Verhalten, Rachsucht, Jähzorn
N Anxiety
5. Neuroticism Anxiety: Verstimmung, Sorgen, Ängstlichkeit, Mangel an Selbstbewusstsein, Empfindlichkeit gegenüber Kritik
Hauptunterschiede zum klassichen Big Five Modell
Das AFFM beinhaltet keine Items zu kulturellen Interessen und Denkstilen, so dass der Faktor Offenheit für Erfahrungen nicht mitinbegriffen ist.
Messung des AFFM: mittels Zuckerman-Kuhlman Personality Questionnaire (ZKPQ III R)
- beinhaltet 99 Items auf fünf Skalen und einer Kontrollskala

61
Q

Wie kann Intelligenz definiert werden?

A

Lässt sich über folgende drei Dimensionen definieren:
- Problemlösefähigkeit
- verbale Fähigkeiten
- soziale Kompetenz
- Definitionen unterscheiden sich allerdings interkulturell stark. (siehe Abbildung)
Hofstätter, 1957: den Erfolgreichen innerhalb einer Kultur gemeinsame Fähigkeiten
Binet & Simon, 1905: die Art der Bewältigung einer aktuellen Situation: gut urteilen, gut verstehen, gut denken
Wechsler, 1964: die zusammengesetzte & globale Fähigkeit, zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken & sich mit seiner Umgebung wirkungsvoll auseinanderzusetzen
Bohring, 1923: Intelligenz ist das, was ein Intelligenztest misst

62
Q

Erklären Sie die Entwicklung und die grundlegenden Annahmen des Intelligenztests von Binet & Simon! Wie lässt sich das Intelligenzalter hier berechnen?

A
  • Erster Intelligenztests, der Binet-Simon-Test, wurde 1905 im Auftrag des französischen Bildungsministeriums gemeinsam von Alfred Binet und Théodore Simon entwickelt
    Ziel des Testes: Minderbegabung von Kindern, bzw. besondere Förderbedürftigkeit bereits in jungen Jahren feststellen
    Methode des Tests:
  • enthält dreißig Aufgaben, mit denen eine Minder- oder Normalbegabung diagnostiziert werden kann
  • Ermittlung des Alters in die Intelligenzdiagnostik erst in einer revidierten Fassung
  • Die revidierte Fassung enthält Aufgaben für den Altersbereich von 3-15 Jahren, welche 50-75% der Kinder in der jeweiligen Altersgruppe lösen können.
    Bestimmung des Intelligenzalters:
    1. ein Grundalter wird ermittelt, indem getestet wird, auf welcher Altersstufe Kinder die Aufgaben komplett lösen können.
    2. gelöste Aufgaben höherer Altersstufen ergeben anteilig zusätzliche Punkte
    3. Das Intelligenzalter errechnet sich aus der Summe aller Punkte.
    Kritik an der Messung: Es wurden nur „sensorischer Fähigkeiten“ zur Intelligenzerfassung erhoben.
  • Darum wurden von Simon und Binet folgende Faktoren erfasst:
    • Gedächtnis
    • Vorstellungskraft
    • Aufmerksamkeit
    • Verständnis
    • Suggestibilität
    • Willensstärke
    • motorische Fähigkeiten
    • moralische Haltungen 100.8
63
Q

Erläutern Sie Kritikpunkte am Binet-Simon bzw., am Terman Intelligenz Test

A
  1. keine Aufgaben mehr auffindbar, die zwischen Altersgruppen über 15 J. differenzieren konnten.
    - Binet hielt die Intelligenzentwicklung mit 15 J. daher für abgeschlossen
  2. unterschiedliche Schwierigkeit zusätzlich gelöster Aufgaben höherer Altersgruppen nicht berücksichtigt
    - keine Unterscheidung, ob 6- jähriger Aufgaben für 7- oder 10- jährige löst
  3. hoher Sprachanteil der Aufgaben
    - Ergebnisse des Tests stark Kulturabhängigkeit
  4. Verzerrung: Intelligenzalter besagt je Altersgruppe etwas Unterschiedliches, da auf unterschiedlichen Altersstufen verschiedene Aspekte getestet werden
64
Q

William Stern führte das Konzept des Intelligenzquotienten (IQ) in die psychologische Forschung ein. Wie wurde dieser berechnet und welche Probleme ergaben sich für die Intelligenzbestimmung im Erwachsenenalter?

A

IQ = (IA / LA) * 100
Vorteil des Ansatzes des Intelligenzquotienten:
Vergleichbarkeit der Intelligenz über verschiedene Altersgruppen hinweg
Problem bei der Testung des Intelligenzsquotienten:
- Intelligenzentwicklung ist nicht linear: ältere Personen erzielen daher extrem niedrige IQ Werte, da es keine sinnvollen Aufgaben gibt, die zwischen älteren Personen differenzieren
- Konstanz des Intelligenzalters (IA) bei steigendem Lebensalter (LA) → sinkender Intelligenzquotient (IQ) mit dem Alter

65
Q

Erklären Sie das Konzept und die Berechnung des Abweichungs-IQ nach Wechsler!

A

Konzept des Abweichungsquotienten also Lösung für den mit dem Alter abnehmenden IQ
Abweichungsquotienten: die individuelle Leistung wird als Differenz zum Altersmittel berechnet
Bildung von Standardwerten: Beziehung des Abweichungsquotienten auf die Streuung der Werte um den Mittelwert herum
Anschließend Transformation der Mittelwerte auf 100 und der Standardabweichungen auf 15, um eine standardisierte Normierung zu ermöglichen
Vorraussetzung: Bildung von altersspezifischen Normstichproben → bessere standardisiertere Vergleichbarkeit

66
Q

Wie lassen sich nach Wechslers Konzept individuelle IQ-Werte mit Hilfe der Normalverteilung interpretieren?

A
  • 68 % der Bevölkerung haben einen IQ zwischen 85 und 115 (liegen innerhalb +/- einer Standardabweichung vom Mittel)
  • 95 % der Bevölkerung haben einen IQ zwischen 70 und 130 (innerhalb +/- 2 Standardabweichungen vom Mittel)
    Allerdings ist Intelligenz nicht ganz normalverteilt.
    Am rechten Pol, also am unteren Ende der Intelligenzskala befinden sich überdurchschnittlich viele Individuen
    mögliche Gründe für das Vermehrte Auftreten:
    Am unteren Ende: prä- und perinatale Schädigungen des Gehirns, genetisch bedingte Erkrankungen etc.
    Zusätzlich: selektive Partnerwahl - Eltern sind hinsichtlich Ihrer Intelligenz ähnlicher, als es dem Zufall entspräche (führt zu höherer Varianz im Merkmal, siehe Abbildung)
    Weitere Befunde, welche gegen die universelle Gültigkeit des Modellssprechen
  • Meta-Analyse 2005 zeigt, dass es einen schwachen, aber signifikanten Geschlechtsunterschied im Mittelwerte der Intelligenzwerte zugunsten der Männer von ca. 5 IQ-Punkten gibt, wobei die Ursache jedoch unklar ist
    Geschlechtsunterschiede in der Varianz der Intelligenztestwerte:
  • größere Varianz bei Männern (höherer Anteil minder- und hochbegabter Personen)
    Geschlechtsunterschiede in spezifischen Funktionsbereichen/Leistungstests:
  • Frauen höhere Werte in verbalen
  • Männer in räumlichen & naturwissenschaftlichen Fähigkeiten
67
Q

Kennen Sie Intelligenztestverfahren, denen das Konzept des g-Faktors der Intelligenz zugrunde liegt?

A

Bei Kindern - Wechsler Scale for Children (WISC)

Bei Erwachsenen - Wechsler Adult Intelligence Scale (WAIS)

68
Q

Beschreiben Sie die Grundzüge des 2-Faktoren Modells nach Spearman und vergleichen Sie dessen Annahmen mit Thurstone’s Primärfaktorenmodell!

A

2-Faktoren Modells nach Spearman
Es werden zwei unterschiedliche Arten von Intelligenz-Faktoren postuliert:
1. s-Faktor: Aufgabenspezifischer Spezialfaktor
2. g- Faktor: der bei allen Intelligenz-Leistungen zum tragen kommt
- Ist eine abstrakte Fähigkeit, Zusammenhänge zwischen Objekten, Ereignissen und Informationen wahrzunehmen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen
- über ihn lassen sich Korelationen zwischen unterschiedlichen Leistungen erklären. Dabei lassen sich Gruppenfaktoren auf höherer Hierarchieebene zu einem einheitlichen Intelligenzfaktor, dem g-Faktor, zusammenfassen
- Es wird davon ausgegangen, dass 40% der Varianz über den g-Faktor erklärbar sind
→ Intelligenztests, die einen globalen IQ ausweisen, folgen (implizit) dem Konzept des g-Faktors von Spearman
Thurstone‘s Primärfaktorenmodell
- Intelligenz als ein komplexes Bündel mehrerer gemeinsamer Primärfaktoren (PMA’s), die auf der gleichen Hierarchiestufe stehen und relativ unabhängig von einander sind
- Leistung in Testaufgaben wird nicht von allen Primärfaktoren gleichermaßen beeinflusst
- Spearman‘s g-Faktor ist lediglich Folge (nicht Ursache!) von 7 primären mentalen Fähigkeiten
→ Bildung eines einheitlichen IQs ist daher nicht sinnvoll
vielmehr die Bildung 7 verschiedenen Faktoren:
• Assoziatives Gedächtnis (Bsp.: kurz dargebotene Symbole wiedergeben)
• Rechenfähigkeit
• Wahrnehmungs-/Auffassungsgeschwindigkeit (Bsp: Wie schnell erkennen Sie, dass 2 Buchstabenreihen gleich sind?)
• Schlussfolgerndes Denken (Figuren-, Zahlen-, Buchstabenreihen fortsetzen)
• Räumliches Vorstellungsvermögen (Bsp.: Sind zwei im Raum gedrehte Körper identisch?)
• Sprachbeherrschung (Bsp.: Synonyme/Antonyme finden)
• Wortflüssigkeit (Bsp.: viele Wörter mit A finden)
Reanalysen der Daten und neue Studien zeigen:
• Thurstone hatte unrecht insofern, als sich die von ihm postulierten Primärfaktoren nicht als unabhängig voneinander erwiesen, sondern interkorreliert waren
→ somit kann ein übergeordneter g-Faktor existieren
Neuere Integrationsversuche: Hierarchische Intelligenzmodelle
• Intelligenz kann als Bündel spezifischer Fähigkeiten beschrieben werden (= Primärfaktoren Thurstone), die jedoch korreliert sind und sich daher auf höherer Abstraktionsebene einer einheitlichen Fähigkeit zuordnen lassen (= g-Faktor, Spearman)

70
Q

Kennen Sie sprach-, bzw. kulturfreie Testverfahren zur Bestimmung der Intelligenz?

A

Für von kulturellen und sprachlichen Einflüssen freie Messung - Standard-Progressive Matrices von Raven

Cultur-fair-Test

71
Q

Was versteht Cattell unter dem Konzept der fluiden und kristallinen Intelligenz? Warum kann Cattells Modell als hierarchisches Intelligenzmodell verstanden werden?

A

Hierarchische Intelligenzmodelle nach Raymond Cattell:
Das Modell teilt sich in drei unterschiedliche Dimensionen auf:
1. Motive/Dynamische Eigenschaften (Ergs, Sentiments, Einstellungen), d.h. warum tut eine Person etwas?
2. Temperamentseigenschaften (Persönlichkeit im engeren Sinne) d.h. wie tut eine Person etwas? z.B. Impulsivität (siehe Cattells 16 Persönlichkeitsfaktoren Theorie)
3. Fähigkeiten, d.h. wie gut tut eine Person etwas? z.B. Intelligenz (siehe Cattells Theorie zur fluiden und kristallinen Intelligenz)
- diese dritte Dimension basiert auf einer Synthese der Ansätze von Spearman und Thurstone. Hierzu wurde eine Reanalyse der (interkorrelierten) Primärfaktoren durchgeführt, aus welcher sich die zentralen Sekundärfaktoren (gf und gc) ableiten lassen.
Fluide Intelligenz (gf): Fähigkeit, unbekannte Probleme und neue Situationen zu meistern (angeboren, kulturunabhängig)
Kristalline Intelligenz (gc): Fähigkeit, erworbenes Wissen auf Problemlösungen anzuwenden
- Ist eine wissensabhängige, kulturell vermittelte und durch gezielte Lernprozesse erworbene Denkleistungen
- gf und gc sind nicht unabhängig von einander. Dies legt Nahe, dass fluide Intelligenz im Laufe des Lebens in den Aufbau bereichsspezifischen Wissens (kristalline Intelligenz) investiert wird.
⬑ konnte nur teilweise durch Längschnittstuiden erklärt werden
Man kann von einem Hierarchischen Modellsprechen, das die g-Faktoren über den anderen spezifischer Fähigkeiten liegen.

72
Q

Nennen Sie die Grundzüge des Structure of Intellect Modell von Guilford!

A

Grundannahmen:
1. es gibt keine Hierarchien in der Persönlichkeit
2. es gibt priori Dimensionen (oder Modi) der Intelligenzleistungen, welche definiert werden können.
3. Intelligenztests und -theorien reflektieren nicht das ganze Universum möglicher Intelligenzleistungen.
Structure of Intellect Modell
- das Modell lässt sich in drei Dimensionen aufteilen:
1. Inhalte/Informationsart - sind die vier Inputs, die Eingangsseite, des Sytems
2. Operationen/Vorgänge - fünf Vermittlungs-, bzw. Informationsverarbeitungsprozesse, welche die Inputs mit entsprechenden Outputs verbinden
3. Produkte - sechs Outputs des Systems; die Form in der Informationen gespeichert, verarbeitet und genutzt werden
- Da postuliert wird, dass die Inhalte, Operationen und Produkte unabhängig von einander sind, lassen sich Kombination aus diesen als 120 Faktoren bzw. spezifische Fähigkeiten in einem Würfel darstellen. (siehe Abbildung)
Kritik am Modell:
• hoher heuristischer Wert - richtungsweisend für erweitertes Intelligenzverständnis (z.B. emotionale Intelligenz) und Kreativitätsforschung
• Modell jedoch kaum in seiner Gesamtheit testbar (Aufwand!)
• Modell der unabhängigen Faktoren nicht haltbar, da hohe Interkorrelationen vorliegen (somit kann Modell auf geringere Anzahl an Faktoren reduziert werden)
Bild: 5. Nennen Sie die Grundzüge des Structure of Intellect Modell von Guilford!

73
Q

Beschreiben Sie das Berliner Intelligenzstrukturmodell von Jäger! Inwiefern vereinigt dieses Modell konkurrierende Elemente von Spearman, Thurstone & Guilford?

A
  • integratives Modell der deutschsprachigen Intelligenzforschung
    Grundannahmen: Möglichkeit konkurrierende Elemente von Spearman, Thurstone & Guilford zu vereinigen
    Ausgangspunkt des Modelles: Katalogisierung sämtlicher Intelligenz- und Kreativitätstestitems mittels einer explorativen Faktorenanalyse, wobei auf der höchsten Abstraktionsebene der g- Faktor abgebildet werden soll (siehe Abbildung)
  • In dem Modell wird die Intelligenz in zwei Strukturbereiche unterteilt:
    1. Inhalte: figural/bildhaft, verbal, numerisch)
    Fähigkeiten:
    Sprachgebundenes Denken V: Umfang und Verfügbarkei von Sprache beim lösen sprachlicher Denkaufgaben
    Zahlengebundenes Denken N: Umfang, Verfügbarkeit des Zahlensystems und von arithmetischen Operationen beim Lösen von numerischen Denkaufgaben
    Anschauungsgebundenes Denken F: Fähigkeit zum Lösen von Aufgaben, die figuralbildhafte oder räumliche Vorstellungen bbenötigen.
    2. Operationen: Bearbeitungsgeschwindigkeit, Gedächtnis, Einfallsreichtum, Verarbeitungskapazität)
    Fähigkeiten:
    Verarbeitungskapazität K: Verarbeitung komplexer Information bei Aufgaben, die ein Stiften vielfältiger Beziehungen, ein formallogisch korrektes Denken sowie eine eine sachgerechte Beurteilung von Informationen benötigen.
    Einfallsreichtum E: divergentes Denken und Kreativität.
    Merkfähigkeit M: Fokussierung auf kurzfristige Behaltensleistung
    Bearbeitungsgeschwindigkeit B: Arbeitstempo, rasche Auffassungsgabe, Konzentrationsfähigkeit beim lösen einfacher Denkaufgaben
    Messung: mittels des Berliner Intelligenz Struktur Test (BIS-4)
74
Q

Beschreiben Sie die Grundzüge der Three Stratum Theorie von Carroll!

A

Modell besteht aus drei Strata/Hierarchieebenen:
Stratum I (unterste Hierarchieebene)
• beinhaltet 65 spezifische kognitive Fähigkeiten, die untereinander korreliert sind
Stratum II (mittlere Hierarchieebene)
• 8 übergeordnete Faktoren, die sich aus den spezifischen Fähigkeiten ergeben
Stratum III (höchste Hierarchieebene)
• g Faktor im Sinne Spearmans
• die höchsten Ladungen auf diesem Faktor weisen fluide und kristalline Intelligenz auf
bis jetzt noch keine Testmöglichkeit entwickelt

75
Q

Erläutern Sie das Konstrukt der Emotionalen Intelligenz! Welche Kritikpunkte wurden bezüglich der Emotionalen Intelligenz als eigenständiges psychologisches Konstrukt vorgebracht?

A

Definition
• Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen akkurat wahrzunehmen, zu interpretieren und auszudrücken, Zugang zu eigenen Gefühlen zu haben und Gefühle anderer zu verstehen, Emotionen zu regulieren, um Gestaltung von Beziehungen und soziale Integration zu fördern

MSCEIT: Mayer-Salovey-Caruso Emotional Intelligence Test
141 Items
Fähigkeits- bzw. Leistungsorientierte Erfassung eines globalen „EI”-Messwert mit vier „EI”-Subdimensionen

Kritische Stimmen
1) EI ist kein homogenes Konstrukt
• Geringe Korrelation von Maßen, die Ability EI und Trait EI erfassen, obwohl beide auf einer gemeinsamen Theorie basieren
2) Es gilt als umstritten, um EI ein eigenständiges, psychologisches Konstrukt ist
• Hoher Anteil der Varianz vieler EI Maße werden durch Persönlichkeitseigenschaften, aber in geringeren Maße auch klassische Intelligenz (g) erklärt (z.B. Warwick & Nettelbeck, 2004)
➢ EI ist nicht trennscharf von Big Five Persönlichkeitsvariablen und der klassischen Intelligenz abzugrenzen
3) Validität der EI Maße
Emotionale Intelligenz ist nachweislich kein besserer Prädiktor für Berufs- und Lebensleistungen als der klassische IQ

75
Q

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Intelligenz und Schul- bzw. Berufserfolg?

A

usammenhang besteht zwischen Intelligenz und Schulerfolg
- Die durchschnittliche Korrelation zwischen allgemeiner Intelligenz und Schulerfolg (auch Dauer des Schulbesuchs) liegt bei ungefähr r = .50
→ Intelligenztests besitzen einen hohen prädiktiven Wert für späteren Schulerfolg (mit die höchsten Übereinstimmungen innerhalb der psychologischen Diagnostik)
- Tendenz zu höheren Korrelationen zwischen verbalen Tests und schulischem Erfolg (bei der vorwiegend sprachlichen Natur des Unterrichts zu erwarten)
- für Mathematik und Naturwissenschaften spielen numerische Fähigkeiten eine größere Rolle
Zusammenhang besteht zwischen Intelligenz und Berufserfolg
- allgemeiner Intelligenz : r = .54
- Lebenslaufkriterien: r = .37
- Berufliche Vorerfahrungen : r = .18
- Bewerbungsgespräch: r = .14
-Ausbildung: r = .10
→ Intelligenztest als bester Prädiktor für Berufserfolg; Korrelationen finden sich auch für nicht-akademische Berufe
Neue Meta-Analysen stützen den prädiktiven Wert eines Intelligenztests im Hinblick auf den Berufserfolg:
•Bertua et al. 2005: r = .55
•Lang et al., 2010: r =. 44

76
Q

Was ist Kreativität und wie wirken Kreativität und Intelligenz zusammen?

A

Barron (1965): Kreativität ist die Fähigkeit etwas Neues zu schaffen
➢ Neues im Sinne von originell
➢ Problem: Wer oder was entscheidet was originell ist?
➢ Ist Neuheit an sich oder der resultierende Nutzen (Brauchbarkeit) die entscheidende Größe?
MacKinnon (1962): Kreativität als „eine Antwort oder Idee, die neu ist oder im statistischen Sinne selten…die sich ganz oder teilweise verwirklichen lässt. Sie muss dazu dienen, ein Problem zu lösen, einen Zustand zu verbessern oder ein vorhandenes Ziel zu vollenden”

  • Verhältnis zwischen Kreativität und Intelligenz im Fokus der Kreativitätsforschung - ohne dass mittlerweile Klarheit besteht
  • Liegt beiden Phänomenen dasselbe Konstrukt zu Grunde? Oder sind Intelligenz und Kreativität völlig unterschiedliche Phänomene?
    -> Kreativität als Unterfaktor der allgemeinen Intelligenz (g), z.B. Operationalisierung in:
  • Mehrfaktoren-Theorie der Intelligenz (Thurstone)
    ➢ Primärfaktor „Wortflüssigkeit”
  • Strukturmodell der Intelligenz (Guilford)
    ➢ Operation „Divergentes Denken”
  • Berliner Intelligenz- strukturmodell (Jäger)
    ➢ Operation „Einfallsreichtum”

Meta-Analyse (K=21 Studien)• gemittelte Korrelation zwischen Kreativität und
Intelligenz bei von r = .17
Schwellenmodell:
Mindestmaß an Intelligenz ist notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung für Kreativität (Eysenck, 1995)
Positive Korrelation zwischen Intelligenz und Kreativität bei niedrig Intelligenzen, Nullkorrelation bei hoch Intelligenten (Schwelle bei IQ > 120)
Aber: Andere Studien zeigten
Zusammenhangzwischen IQ und Kreativität
über das gesamte Begabtenspektrum

77
Q

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Intelligenz und Gesundheit, bzw. Mortalität?

A
  • es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen Intelligenz und Gesundheit
  • Intelligenz ist ein stärkerer Prädiktor für Mortalität als Bluthochdruck, Übergewicht, hoher Blutzucker und hohe Cholesterinwerte; ähnlich stark wie Rauchen
    Gründe der Erklärung:
  • Intelligenz ermöglicht das Leben in einer gesünderen Umwelt
  • Intelligente Menschen verhalten sich gesünder
  • Intelligenzwerte in früher Kindheit reflektieren frühe Risikofaktoren (z.B. perinatalen Sauerstoffmangel), die wiederum mit einer erhöhten Mortalität korrelieren
78
Q

Welche möglichen biologischen Grundlagen interindividueller Intelligenzunterschiede kennen Sie?

A

• unterschiedliche Hirnvolumina (insbesondere graue Substanz)
• Neuronales Konnektivitätsprofil (koordinierte Aktivität zwischen Hirnarealen), insbesondere in frontalen und parietalen Hirnarealen kann reliabel zwischen Personen differenzieren und korreliert hoch mit Intelligenz (r = 0.5)
• Nervenleitgeschwindigkeit (je schneller, desto intelligenter)
→ schnellere Aktionspotentiale → höhere Intelligenz
• Hohe Intelligenz wird vermittelt über höhere Übertragungsgeschwindigkeit subkortikaler und kortikaler Neuronen (BNCV)
• Höhere Intelligenz ist mit einer geringeren Dendritendichte in der Großhirnrinde assoziiert
➢ schlanke, aber effiziente Vernetzung der Neurone

79
Q

Erläutern Sie die neurale Effizienzhypothese der Intelligenz!

A

• Methode: PET-Scan während der Bearbeitung von Ravens Advanced Progressive Matrices (APM)
• Ergebnis: signifikant negative Korrelation zwischen IQ und Glukosemetabolismus (r = 0.70)
➢ intelligente Menschen verbrauchen bei kognitiver Beanspruchung weniger Energie als niedrig intelligente Personen (weisen geringere kortikale Aktivität auf)
➢ Gilt insbesondere bei Aufgaben mit niedrig bis moderatem Schwierigkeitsgrad
• Expertisenerwerb (Training) geht mit einer erhöhten neuralen Effizienz einher
Annahme: Effektivität des neuronalen Prunings ist essentiell für spätere Intelligenz
• Intelligente Personen: besonders effizientes Pruning, nur notwendige synaptische Verbindungen bleiben erhalten
➢ weniger Energieverbrauch, höhere neurale Effizienz

80
Q

Gibt es empirische Evidenz für den Zusammenhang zwischen Gehirngröße und Intelligenz?

A

Größte bisheriger Studie (N=13.608)
• Signifikant positive Korrelation zwischen Hirnvolumen und IQ (r = 0.19), unabhängig von Alter, Geschlecht und anderen Faktoren
• Primär graue Substanz ausschlaggebend
Effekt jedoch gering (R2 = 2%)

81
Q

Erläutern Sie die die Grundannahmen der parieto-frontale Integrationstheorie nach Jung & Haier

A

Wo ist Intelligenz lokalisiert?
• Netzwerk, das sich vor allem aus Teilen des Frontal- und Parietallappens zusammensetzt, als Grundlage der intelligenten Informationsverarbeitung
• verschiedene Regionen des Netzwerks verarbeiten zunächst Sinneseindrücke (z.B. gyrus fusiformis, [37])
• Diese Sinnesinformationen werden dann zusammengeführt und ausgewertet (insb. im parietalen Kortex: Abstraktion, Elaboration Wissensspeicherung
• Der parietale Kortex interagiert mit dem präfrontalen Kortex (PFC) und bildet ein Arbeitsgedächtnisnetzwerk: der PFC testet dabei verschiedene Lösungen für das jeweilige Problem
➢ P-FIT gilt als empirisch gut untermauert

82
Q

Was bezeichnet der Begriff Heritabilität (uns was nicht)? Erläutern Sie die Bedeutung der Heritabilität am Beispiel der Intelligenz!

A

Erblichkeit (Heritabilität):
Anteil der Merkmalsvarianz (VM)/ Gesamtvarianz in einer Population, der auf genetische Unterschiede (VG) zwischen Individuen zurückgeht - VG/VM
Unter dr Ausage: “Die Erblichkeit der Intelligenz beträgt ca. 50%.” unter dem Gesichtspunkt der Heritabilität, ist nicht zu verstehen, dass der IQ zu 50% durch Erbanlagen und zu 50% durch Umweltfaktoren bestimmt wird, sondern, dass die Erblichkeit 50% der Varianz der Intelligenz in der Gesamtbevölkerung aufklärt.
→ Individuelle Schlüsse sind nicht zulässig

83
Q

Welche Untersuchungsansätze werden verwendet, um die Heritabilität von Persönlichkeitsmerkmalen und Intelligenz zu schätzen? Erläutern Sie!

A
  1. Galtons Studien an Familien eminenter Persönlichkeiten:
    Ergebnisse der Studie: mit steigendem genetischen Verwandtschaftsgrad zu einem eminenten (nahe stehendem) Familienmitglied erhöht sich der Anteil eminenter Persönlichkeiten, d.h. man ist einer Person ähnlicher, die der man verwandter ist.
    → Familiäre Häufung ist allerdings noch kein Nachweis für eine substantielle Heritabilität! Könnte auch ein Umwelt bedingter Einfluss sein.
  2. Adoptionsstudien zur Schätzung der Heritabilität:
    - Die Ähnlichkeit in der Intelligenz von Adoptivkindern und leiblichen Eltern, wird auf die genetischen Übereinstimmung zurückgeführt.
    - Die Ähnlichkeit in der Intelligenz von Adoptivkindern und Adoptiveltern zwischen, wird auf das gemeinsame Umfeld zurückgeführt.
    Ergebnisse der Studie: Vergleich zwischen Adoptivkindern mit deren biologischen Eltern/Geschwistern zur Schätzung der Heritabilität ergaben bei Verdopplung der Korrelation eine Übereinstimmung von 48%
  3. Zwillingsstudien zur Schätzung der Heritabilität:
    - Monozygote (MZ) Zwillinge teilen 100 % ihrer Gene
    - Bei getrennt aufgewachsenen MZ Zwillingen entspricht die Korrelation der IQ-Werte der Heritabilität
    - Kombinationsdesign aus Zwillings- und Adoptionsstudien
    Ergebnisse der Studie:
    - MZ Zwillinge ähneln sich substantiell in ihrem IQ, selbst wenn sie getrennt voneinander aufgewachsen sind (r = 0.7) und weisen somit eine substantielle Heritabilität auf
    → in dieser Studie: ca. 70%
    - Getrennt aufgewachsene MZ Zwillinge sind in ihrem IQ nicht identisch (r ≠ 1)
    → Evidenz für die Bedeutung nicht geteilter Umweltweinflüsse
    z.B. unterschiedliche Freunde, Hobbies, Berufe
    - Gemeinsam aufgewachsene MZ ähneln einander stärker als getrennt aufgewachsene MZ Zwillinge
    → Evidenz für die Bedeutung geteilter Umweltweinflüsse
  4. Studien an gemeinsam aufgewachsenen Zwillingen:
    Idee: falls Intelligenz erblich ist, sollten sich MZ einander stärker ähneln als DZ Zwillinge
    Ergebnisse der Studie:
    Monozygote (MZ) Zwillinge: IQ Korrelation - r = 0.86
    Dizygote (DZ) Zwillinge (teilen 50 % Gene): IQ Korrelation - r = 0.60
    Falconer Formel zur Schätzung der Heritabilität (h²):
    h² = 2(rMZ – rDZ)
    Hier: 0.52 = 2(0.86 – 0.60)
    → konsistent durch zahlreiche Studien bestätigt
    Fazit aus mehr als 50 Jahren Forschung:
    - studienübergreifend wird die Heritabilität der Intelligenz auf ca. 50 % geschätzt (Plomin et al., 2013)
84
Q

Wie hoch ist die Erblichkeit für Persönlichkeitsmerkmale und Intelligenz neusten Meta-Analysen zu Folge? Wie verändert sich die Erblichkeit der Intelligenz über die Lebensspanne hinweg und wie lassen sich diese Veränderungen erklären?

A

Die Heritabilität der Intelligenz nimmt mit steigendem Lebensalter zu (bei gleichzeitiger Abnahme der Effekte der geteilten Umwelt)
Mögliche Erklärung:
- Mit steigendem Lebensalter wachsen die Möglichkeiten, die Umwelt der eigenen Veranlagung entsprechend zu gestaltet (“aktive Gen-Umwelt Kovariation”)
→ Entfaltung des genetischen Potentials
Flynn Effekt:
der durchschnittliche IQ steigt in der westlichen Bevölkerung seit Beginn des 20. Jahrhunderts um ca. 2.3 Punkte pro Dekade (Meta-Studie: Trahan et al., 2014)
Mögliche Erklärungen:
- Verbesserte Umweltbedingungen (Bildung, Ernährung, Gesundheitsfürsorge, höhere kognitive Stimulation im technischen Zeitalter)
Erblichkeit der Persönlichkeit:
Mittlere Effektstärke: r = .39
→ 39% der Varianz sind genetisch bedingt

85
Q

Kennen Sie Erklärungsversuche für den Flynn und den Anti-Flynn Effekt?

A

Flynn Effekt:
• Basiert auf Beobachtung, dass nachfolgende Geburtsjahrgänge in Intelligenztests deutlich besser abschnitten als vorangegangene
• der durchschnittliche IQ steigt in der westlichen Bevölkerung seit Beginn des 20. Jahrhunderts um ca. 2.3 Punkte pro Dekade
• Effekt ist stärker für fluide als für kristalline Intelligenz
Erklärungsansätze
• Verbesserte Lebensbedingungen, z.B.
➢ verbesserte Ernährung (bereits pränatal)
➢ medizinische Versorgung
➢ höheres Gesundheitsbewusstsein
➢ verminderte Exposition mit Toxinen
• Allgemein verbesserte schulische und elterliche Anregungsbedingungen, „intellektualisierte“ Erziehung durch Eltern
➢ aber größerer Zuwachs für fluide als für kristalline Intelligenz!
• Zunahme der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung durch Übung mit technischen Geräten
• Progressiv zunehmende Umwelt- Entwicklungsanreize
➢ höhere abstrakt-komplexe kognitive Anforderungen in zunehmend technologisierten Gesellschaften
➢ vielfältige Stimulierung durch Umweltreize, Medien, Internet
• Höhere Reisetätigkeit, Urbanisierung: stärkere genetische Durchmischung
• Einfachste Erklärung:
➢ Inhalte der Intelligenztests gehören immer mehr zum Allgemeinwissen (Zunahme der „test-wiseness“)
Anti-Flynn Effekt
• Neuere Datensätze zeigen ein Stagnieren, bzw. sogar Sinken der Intelligenzwerte
Erklärungsversuche
• Dysgenetik: weniger intelligente Eltern bekommen mehr Kinder
• Migration: weniger intelligente Einwanderer nivellieren den IQ in Europa nach unten
➢ Aber: Studie aus Norwegen (Bratsberg & Rogeberg, 2016): Sinkender IQ ließ sich auf Veränderungen innerhalb der Familien zurückführen (d.h. von älteren zu jüngeren Geschwistern)
• Verschlechterungen im Bildungswesen
• Medien- und Internetkonsum

86
Q

Was versteht man unter dem Phänomen der „Missing Heritability”?

A

Unter Missing Heritability wird das Phänomen verstanden, dass die bisherigen identifizierten Risikogene nur einen geringen Anteil der Erblichkeit für Persönlichkeitsmerkmale und Intelligenz erklären.

• Nutzen des genetischen Codes für die Erklärung der Erblichkeit von Persönlichkeitseigenschaften und psychischen Erkrankungen bisher ernüchternd gering
→ bisher identifizierte Risikogenvarianten erklären nur einen geringen Anteil der Erblichkeit für Persönlichkeitsmerkmale und Intelligenz

87
Q

Erläutern Sie das Prinzip von Kandidatengenstudien und Genomweiten Assoziationsstudien!

A

Kandidatengenstudien
• Hypothesengeleitet: theoriegeleitete Auswahl eines untersuchten Genorts
• z.B. Polymorphismen, die zu funktionalen Veränderungen innerhalb biologischer
Systeme führen, welche mit dem Merkmal selbst in Verbindung gebracht werden
→ Beispiel: Gene, die serotonerge Neurotransmission beeinflussen, als Kandidatengene für angstassoziierte Persönlichkeitsmerkmale
Probleme bisheriger Kandidatengenstudien
• Zahlreiche Kandidatengenstudien zur Persönlichkeit und Intelligenz, z.B. zu Polymorphismen in persönlichkeitsrelevanten Neurotransmittersystemen wie Dopamin und Serotonin
• Replikationskrise: häufig mangelnde Replizierbarkeit initialer Befunde
• geringe Effekte einzelner Genvarianten (Relevanz?)
Genomweite Assoziationsstudien (GWAS)
• genomweite Suche nach merkmalsrelevanten Polymorphismen
• Mit Microarrays können kostengünstig Millionen SNPs auf einem briefmarkengroßen Chip analysiert und mit dem Merkmal assoziiert werden
• erlaubt eine hypothesenfreie Suche nach Merkmalsrelevanten Polymorphismen

88
Q

Welche Umweltaspekte sind für die Intelligenzentwicklung relevant?

A

Ernährung
• Stillen: ca. 3-4 IQ Punkte
• Schlechte Ernährung, wie z.B. stark fett und zuckerhaltige Nahrung ist mit geringerem IQ assoziiert
➢ Aber: Effekt könnte auch durch niedrigen sozioökonomischen Status erklärt werden
Sozioökonomischer Status (SES)
• Verschiedene Indikatoren: u.a. Familieneinkommen, Bildungsstand, Berufe der Eltern
• Positive Korrelation zwischen SES und Intelligenz bei ca. r= 0.3-0.4
• Adoptionsstudien zeigen: Verbesserung des SES zieht Steigerung der Intelligenz nach sich
• Mögliche Erklärung: Hoher SES = bessere Bildung und Ernährung
Meta-Analyse zum Einfluss von Bildung auf den IQ (N = 615.812)
• Hintergrund: IQ und Bildung sind positiv korreliert, dies belegt jedoch nicht, dass Bildung ursächlich für Intelligenz ist
• Alternativerklärung: höhere Intelligenz führt dazu, dass Kinder länger zu Schule gehen
• daher wurden nur Studiendesigns ausgewählt, die eine Selbstselektion ausschließen (z.B. Kontrolle für Baseline IQ, Schulreformation)
➢ Ergebnis: ein zusätzliches Jahr Schulbildung führte zu einem IQ Anstieg von durchschnittlich 3.4 IQ Punkten
➢ Effekte persistierten über die Lebensspanne und betrafen sämtliche Domänen kognitiver Fähigkeiten

89
Q

Kennen Sie Mechanismen, die einen Zusammenhang zwischen pränatalem Stress und kognitiven Funktionen erklären könnten? 


A

Die pränatale Umwelt
• Die Pränatalzeit als sensitive Periode in der Entwicklung (Neurogenese, Synaptogenese)
• die pränatale Umwelt erklärt 20% der Kovarianz in den IQ-Werten eineiiger Zwillinge
Pränataler Stress
• Objektiver Stress während der Pränatalzeit ist mit verminderten IQ- Werten im Alter von 5 Jahren assoziiert
• Andere Studien zeigen protektive Effekte einer moderaten Stressbelastung
• mütterliche Ängstlichkeit während der Schwangerschaft (19. SWS) ist assoziiert mit reduziertem Hirnvolumen im Alter von 6-9 Jahren (z.B. im Präfrontalkortex)
• Assoziationen zwischen pränatalem Stress und kindlicher Ängstlichkeit & antisozialem Verhalten finden sich auch bei Leihmüttern!
→ Plazentabarriere:
• Das Enzym 11β-Hydroxysteroid-Dehydrogenase Typ 2 katalysiert die Umwandlung von Cortisol zu inaktiven Metaboliten (Cortison)
• Schutz vor hohen mütterlichen Gluko-kortikoidkonzentrationen (aber: ca. 10-20 % des mütterlichen Cortisols durchquert die Placenta)
→ Pränatale Programmierung
• Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft mit Glukokortikoiden behandelt wurden, zeigen im Alter von 6-11 Jahren
→ eine erhöhte Cortisolstressreaktivität (F3,345=5.8, P=0.001)
➢ Effekt stabil bis ins Alter von 14-18 Jahren
→ verminderte allgemeine kognitive Fähigkeiten (F2,219=6.6, P=0.002, η2=0.06)
→ verminderte Aktivitität in parietalen und frontalen Arealen
→ Mütterliches Mikrobiom
• Erste Hinweise, dass pränataler Stress zu Veränderungen des vaginalen Mikrobioms führt
• Das Mikrobiom im Geburtskanal beeinflusst dabei nachhaltig die Entwicklung des Kindes

90
Q

In seinen Studien an Ratten konnte Michael Meaney erstmal nachweisen, dass frühkindlicher Erfahrungen zu epigenetischen Veränderungen in stressrelevanten Genen führen. Beschreiben Sie die zentralen Befunde seiner Studien!

A

Studien an Ratten
• Andauernde Effekte geringer mütterlicher Fürsorge auf die Ängstlichkeit und endokrine Stressreaktivität
• Epigenetische Modifikationen als kausaler Faktor in diesem Zusammenhang
➢ Erhöhte Methylierung spezifischer Regionen des Glukokortikoid Rezeptor (GR) Gens im Hippocampus bei Ratten mit geringer mütterlicher Fürsorge
➢ Epigenetische Veränderungen (und damit verbundene Verhaltensauffälligkeiten) konnten durch pharmakologische Interventionen im Erwachsenenalter aufgehoben werden

91
Q

Erste Tierstudien legen nahe, dass erworbene epigenetische Veränderungen an kommende Generationen weitervererbt werden können. Fassen Sie die Befunde aus entsprechenden Studien kurz zusammen.

A

• Eine Studie zeigt, dass wenn Mäusen beigebracht wird, einen Geruch zu fürchten, sowohl ihre Nachkommen als auch die nächste Generation diesen Geruch fürchten. Das Gen für einen Geruchsrezeptor, der durch den Geruch aktiviert wird, wird in der Keimbahn spezifisch demethyliert und die olfaktorischen Schaltkreise zur Erkennung des Geruchs werden verstärkt.
• Studien an Kindern von Holocaust Überlebeden
➢ Ergebnis: Verminderte Methylierung des FKBP5 Gens (Stresssteuergen) bei Kindern von Holocaust Überlebenden im Vergleich zu Kontrollen
• Genomweite epigenetische Analyse in den Spermien von N=34 Probanden
➢ Kindliche Traumatisierung ist mit Veränderungen der DNA Methylierung in den Keimzellen assoziiert
➢ Die differentiell methylierten Genorte sind relevant für die neuronale Funktionalität, für die Fettzellregulation und für das Immunsystem

Transgenerationale Epigenetik- Fazit
Nachkommen ähneln den Eltern in epigenetischen Mustern- mögliche Erklärungen:
➢ Sie ähneln sich, da sie genetisch verwandt sind und ähnlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind
➢ Die epigenetischen Veränderungen werden durch die Keimbahn an die nächste Generation weitergegeben (?): bei Menschen schwer zu untersuchen!!