1: Historische Grundlagen Flashcards
Was ist Sozialpsychologie?
Wissenschaftliche Untersuchung der Beeinflussung von Denken, Fühlen und Verhalten von Menschen durch die tatsächliche, vorgestellte oder implizite Anwesenheit anderer (Allport, 1968)
Was waren in der Vergangenheit zentrale Fragestellungen der Sozialpsychologie?
- Wie vermittelt eine Generation ihre Kultur an die nächste?
- Was passiert mit Geistesleben einer Person, wenn sie Kontakt mit anderen hat?
- Menschen einzigartig oder im Wesentlichen gleich?
- Individuum = Funktion einer Gesellschaft oder Gesellschaft = Funktion des Individuums?
- „Natur“ des Menschen egoistisch oder sozial?
- Mensch frei handeln oder determiniert?
Was war Platons Sozialphilosophie?
-> utilitaristische Sichtweise
- Gesellschaft entsteht, da Menschen Hilfe von anderen brauchen
- Regierungsform hängt von Motiven der Einzelnen ab:
Aristokratie, Timokratie, Oligarchie, Demokratie oder Tyrannei - Ideale Staatsform: Aristokratie (Regeln der Philosophen)
-> Weisheitsliebe und Gerechtigkeit bestimmen Zusammenleben
Was war Aristoteles’ Sozialphilosophie?
- Mensch von Natur aus politisches, soziales Wesen
- Motiv, Gesellschaft anderer zu suchen ist nicht utilitaristisch, sondern naturgegeben
- Ideale Staatsform: Demokratie (jeder bringt ein, was er am besten kann)
„Simple und souveräne Theorien“
Suche nach einfachen, einheitlichen Erklärungen im 19. Jahrhundert
Aber:
- Mensch nicht durch einen Faktor „erklärbar“
- Aber: Freude/Schmerz, Macht, Liebe, sozialer Einfluss wichtige Komponenten
Hedonismus
= Freude vs. Schmerz, Bentham
- Menschen wollen positive Empfindungen und negative vermeiden
- Hedonistisches Kalkül („homo oeconomicus“):
Positive Empfindungen abwägen nach Dauer, Intensität, Sicherheit, Nähe und Folgen - Freiheit des einzelnen endet dort, wo sie Freiheit des anderen einschränkt
=> Handlungen wird nach sozialen Folgen bewertet - Hedonismus des 20. Jahrhunderts:
o Freud: Lustprinzip (Hauptantrieb menschlichen Handelns)
o Skinner: reinforcement (Wirkung positiver und negativer Erfahrungen)
Egoismus
= Macht, Hobbes
- Krieg aller gegen alle
- Mensch strebt nach Macht über andere: Egoismus
- Zur Kontrolle: gemeinschaftliche Kontrolle (Sozialvertrag „Leviathan“: Gesetze und Strafen)
- Jahrhundert: Machtmotiv (z.B. Alfred Adler)
Unterlegenheits-/Minderwertigkeitsgefühl führt zu starkem Machtmotiv -> Kompensation
- Jahrhundert: Machtmotiv (z.B. Alfred Adler)
Sympathie
= Liebe, Adam Smith
- Egoismus in Natur des Menschen, aber auch Interesse für das Schicksal anderer
- 2 Formen:
o Schnell und reflexiv: „Mitfühlen“ (Bsp.: Unfall beobachten)
o Überlegt und reflektiv: „Einfühlen“ (Bsp.: Entschuldigung Handlung anderer) - Sympathie: Mehr emotional, Empathie: Mehr überlegt
- Heute: Bedeutung der Empathie für prosoziales Handeln (z.B. Batson)
Imitation
= Nachahmung
- Tarde (19. Jhd.): „Gesellschaft ist Imitation“
Unterscheidung: Naive Nachahmung (Kleinkinder) und überlegte Nachahmung - Bandura (20. Jhd.): Modell-Lernen
Aussuchen eines „Modells“, das man beobachtet, nachahmt und davon lernt
Suggestion
= nicht bemerkbarer sozialer Einfluss
- Le Bon (19. Jhd.): Einfluss der „Masse“
Der Einzelne verliert in Masse seine Kritikfähigkeit - Cialdini (20. Jhd.): Sozialer Einfluss als Kernthema der Sozialpsychologie
- Jahrhundert: Anfänge der Sozialpsychologie
- Evolutionstheoretiker (z.B. Darwin):
Arbeiten zum Emotionsausdruck und dessen Entwicklung - Anthropologie, Völkerpsychologie:
o Betonung der menschlichen „Gemeinschaft“ und des „Volksgeistes“
o 1860: Zeitschrift für „Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft“ - Massenpsychologie:
o Individuum rational und beherrscht
o Masse impulsiv, irrational, primitiv: Verantwortlich für gesellschaftl. Missstände
o Le Bon: „Suggestion“
=> Wie können Massen beeinflusst, kontrolliert, mobilisiert werden? - Gründungsphase:
o 1898: Erstes sozialpsychologisches Experiment (Triplett): „Leistungssteigerung durch Publikum/Wettbewerb“ (Fahrradfahrer)
o Ringelmann (1880, 1913): Leistungsminderung in der Gruppe
o Ross, bzw. McDougall (1908): Erste sozialpsychologische Lehrbücher
Welche Phasen der Sozialpsychologie im 20. Jahrhundert?
- Konsolidierungsphase
- Weltkrieg und Boom in der Folgezeit
- Expansion und Krise: 60/70er Jahre
- In Europa
Konsolidierungsphase
- Wichtige Phase der Selbstdefinition
- Bemühen, naturwissenschaftliche Standards zu erreichen (experimentelle Methoden)
- Themen (Ausschnitt):
o Sozialer Einfluss auf Wahrnehmung und Gedächtnis
o Gruppenprozesse
o Einstellungsmessung
- Weltkrieg und Boom in der Folgezeit
- Emigration europäischer Forscher in die USA (z.B. Lewin, Heider)
- Neue theoretische Konzeptionen, Wechsel v. behavioristischen zur kognitiven Orientierung
- Wechsel von Theorien mit breitem zu solchen mit engem Geltungsbereich
Bsp.: „Simple und souveräne Theorien“: Eine Erklärung für alle Phänomen
=> Einzelne Theorien erklären einzelne Sachverhalte (z.B. Dissonanz) - Forschung eng verknüpft mit gesellschaftlichen Entwicklungen:
Führungsstile, Massenkommunikation, Gehorsam, usw. - Ziel: Praktischen Beitrag zur Lösung wichtiger gesellschaftlicher Probleme leisten
Expansion und Krise: 60/70er Jahre
- Forschungsboom, aber gleichzeitig auch „Aufweichung“ des Fachs und zunehmende Kritik an experimentellen Methode
- Wichtige Theorien:
o Soziale Vergleichsprozesse (Festinger)
o Dissonanztheorie (Festinger)
o Kognitive Lerntheorien (z.B. Bandura)
o Attributionstheorien (z.B. Kelley)
o Theorien sozialer Identität und Gruppenzugehörigkeit (Tajfel)