03416 Flashcards
Diktum von Kluckhohn und Murray (1953, S. 53) ist jeder Mensch in gewisser Hinsicht…
. wie alle anderen Menschen
. wie einige andere Menschen
. wie kein anderer Mensch
Ziel der Differentiellen Psychologie
Unterschiede zwischen einzelnen Personen oder Gruppen von Personen auf bestimmten Dimensionen bzw. Merkmalen zu identifizieren.
Zudem untersucht die Differentielle Psychologie, mit welchen anderen Merkmalen solche interindividuellen Unterschiede auf einer bestimmten Dimension assoziiert sind. Dabei geht es auch um die Frage, welche Konsequenzen bzw. „outcomes“ in der Zukunft mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen vorhergesagt werden können (individual differences that make a difference).
Die Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinn untersucht
die einzigartige Organisation von psychischen Merkmalen innerhalb einer Person (wie kein anderer Mensch).
Persönlichkeit in diesem Sinn umfasst Strukturen und Prozesse und spiegelt „nature“ (genetische Anlagen) und „nurture“ (Erfahrung) wider.
Persona (lat):
Einerseits Maske, äußerer Schein, das Nichtwesenseigene sowie die Rolle, die ein Schauspieler auf der Bühne spielt. Persona bedeutet aber auch das Innere, das Wahre, das Wesentliche, den Schauspieler hinter der Maske als einen Mensch mit besonderen persönlichen Eigenschaften.
Charakter (griech.):
das „Eingeritzte, Eingedrückte, Eingeprägte“ . Im übertragenen Sinn ist damit nach Aristoteles „die einer Person aufgeprägte Eigentümlichkeit, woran man sie erkennt und wodurch sie sich von anderen unterscheidet“ (Koch, 1960, S. 7, zitiert nach Laux, 2008) gemeint. Theophrast, ein Schüler von Aristoteles, unterscheidet in seinem gleichnamigen Buch 30 Charaktere, die eigentlich ausschließlich menschliche Schwächen widerspiegeln.
In der Positiven Psychologie»_space; positive Konnotation: In dieser psychologischen Bewegung werden Charakterstärken (z.B. Kreativität, Neugier, Bereitschaft zu vergeben, Humor, Spiritualität) und Tugenden (z.B. Weisheit und Wissen, Menschlichkeit, Transzendenz) betont (vgl. Peterson & Seligman, 2004).
Temperament (lat., richtiges Verhältnis gemischter Stoffe):
Heute wird der Begriff Temperament im Sinne ererbter Merkmale verwendet, die sich auf die Bereiche Affekt, Aktivierung und Aufmerksamkeit beziehen und besonders den Stil, also das „Wie“ des Verhaltens betreffen (vgl. Laux, 2008, S. 52); es geht also darum, ob jemand z.B. langsam oder schnell, kontrolliert oder impulsiv handelt. Anstelle von Persönlichkeits- wird insbesondere dann von Temperamentsfaktoren gesprochen, wenn eine Abgrenzung zu Intelligenz und Leistungsvariablen intendiert ist (Laux, 2008).
Typus (gr., Schlag):
kennzeichnet in erster Linie ein Ausprägungsmuster von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, ein Persönlichkeitsprofil, das z.B. mit Hilfe der Clusteranalyse identifiziert werden kann (Moosbrugger & Frank, 1992). In der Klassifikation der Methoden der Differentiellen Psychologie von William Stern korrespondiert das Typen-Konzept mit der Komparationsforschung (mehrere Merkmale an zwei oder mehreren Individuen). Die bekannteste historische Typologie sind die vier Temperamentstypen des Hippokrates, die auf den vier Körpersäften basieren. Demnach sei der sanguinische Typ (Blut) sorglos und augenblicksbezogen, der phlegmatische Typ (Schleim) langsam und untätig, der Cholerische (gelbe Galle) aufbrausend und leicht erregbar und der Melancholische (schwarze Galle) besorgt und pessimistisch. Eine überzeugende endokrinologische bzw. neurowissenschaftliche Fundierung für diese und anderen Temperamentslehren steht bis heute aus (Asendorpf & Neyer, 2012).
Persönlichkeitsdefinition von Herrmann:
zeitliche Stabilität und transsituative Konsistenz
„Die Mehrheit heutiger Persönlichkeitsdefinitionen fasst Persönlichkeit auf als ein bei
jedem Menschen einzigartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes
Verhaltenskorrelat“ (Herrmann, 1991, S. 29).
Eher differentielle Psychologie
Persönlichkeitsdefinition von Pervin:
komplexe Organisation
Persönlichkeit ist die komplexe Organisation von Kognitionen, Emotionen und Ver- halten, die dem Leben einer Person Richtung und Zusammenhang gibt. Die Persön- lichkeit umfasst wie der Körper Strukturen und Prozesse und spiegelt nature und nurture wider. Persönlichkeit schließt die Auswirkungen der Vergangenheit, ebenso wie die Konstruktionen der Gegenwart und der Zukunft ein (Pervin, 1996, p. 414).
Entspricht eher der Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinne.
Klassifikation von Persönlichkeitsunterschieden nach Weber und Rammsayer (2005)
- Bereich der Fähigkeiten und Kompetenzen
- Emotional-kognitiver Bereich
- sozialer Bereich
+ über alle Bereiche:
- Geschlechtsunterschiede
- biologisch und kulturell bedingte Persönlichkeitsvariationen
Hjelle und Ziegler (1992) haben die anthropologischen Grundannahmen in Form von 9 bipolaren Dimensionen formuliert
- Freiheit vs. Determiniertheit
- Rationalität vs. Irrationalität
- Ganzheitlichkeit vs. Elementarismus
- Konstitutionalismus vs. Environmentalismus
- Veränderbarkeit vs. Unveränderbarkeit
- Subjektivität vs. Objektivität
- Proaktivität vs. Reaktivität
- Homöostase vs. Heterostase
- Erkennbarkeit vs. Unerkennbarkeit
- Historizität vs. Ahistorizität (Schneewind, 1982)
- Sozialität vs. Asozialität (Schneewind, 1982)
- Idiographisches Vorghen vs. Nomothetisches Vorgehen (Laux)
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
- Was determiniert das Verhalten des Menschen? > 7 Dimensionen
- Wie veränderbar ist der Mensch?
- Wie soll man den Menschen untersuchen?
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
1. Was determiniert das Verhalten des Menschen?
> 7 Dimensionen
a. Bewusste, unbewusste und konstitutionelle Faktoren als mögliche Verhaltensdeterminanten gegenüber externen Faktoren im Allgemeinen:
• Freiheit vs. Determiniertheit
• Rationalität vs. Irrationalität
• Konstitutionalismus vs. Enviromentatlismus
b. Fokus auf den externen Faktor der sozialen Umwelt bzw. soziale Umwelt über die Zeit:
• Sozialität vs. Asozialität
• Historizität vs. Ahistorizität
c. Interne oder externe Determination unseres Verhaltens:
• Subjektivität vs. Objektivität
• Proaktivität vs. Reaktivität
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
2. Wie veränderbar ist der Mensch?
- Veränderbarkeit vs. Unveränderbarkeit
* Homoestase vs. Heterostase
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
3. Wie soll man den Menschen untersuchen?
- Erkenntnis vs. Unerknnbarkeit
- Ganzheitlichkeit vs. Elementarismus
- Idiographisches Vorgehen vs. Nomothetisches Vorgehen
Phänomen der post-Hypnotischen Suggestion:
Freud
manifestes Verhalten kann durch Motive bestimmt sein, die der betroffenen Person völlig unbewusst sind»_space;Beleg für die Existenz des Unbewussten
Entscheidend für die Entwicklung der Psychoanalyse
- freie Assoziation
- Phänomen der post-hypnotischen Suggestion (Unbewusstes)
- Josef Breuer: Identifizierung und Bearbeitung der ursprünglichen Konfliktsituation als Behandlungsmethode
Zwei grundlegende Hypothesen der Psychoanalyse
- Prinzip der psychischen Determiniertheit: Menschliches Verhalten und Erleben entsteht nie zufällig, sondern hat immer eine psychische Ursache.
- Bewusstheit von Motiven ist eher die Ausnahme als die Regel: Psychische Prozesse, die das menschliche Verhalten bestimmen, sind meist unbewusst. D.h. die eigentlichen Ursachen unseres Verhaltens bleiben uns in der Regel verborgen
Zwei Gruppen nicht bewusster psychischer Phänomene nach Freud
- Unbewusste (der Person selbst nicht zugänglich, aber durch psychoanalytische Methoden (z.B. freie Assoziation), - - vorbewusste (momentan nicht bewusst, können durch Nachdenken, Konzentration bewusst gemacht werden),
- bewusste Inhalte
Modell des psychischen Apparats nach Freud
mit drei Instanzen
Es (Ursprung der Triebe),
Ich (Vollstrecker der Triebe)
Über-Ich (moralische Instanz)
Entstehung von Angst nach Freud
2 Angsttheorien:
(1) Angst entsteht, wenn sexuelle Triebenergie (Libido) unterdrückt und aufgestaut wird.
(2) Angst durch starke, das Ich bedrohende interne oder externe Reize
− Realangst: Individuum/ICH >bedrohliche Reize aus der realen Umwelt
− neurotische Angst: Triebimpulse aus dem ES drohen außer Kontrolle zugeraten, innerpsychischer Konflikt zw. ES und ICH
− moralische Angst: Schuld-/Schamgefühle, innerpsychischer Konflikt zw. ÜBER-ICH u. ICH
Abwehrmechanismen nach Freud
• Angst ist für ICH eine traumatische Erfahrung, Erleichterung durch Abwehrmechanismen
• 2 Merkmale der Abwehrmechanismen: leugnen, verfälschen, verzerren der Realität und sie sind unbewusst
1. Verdrängung: Triebimpuls wird Zugang zum Bewusstsein versperrt
2. Projektion: Verlegung eines Triebimpulses auf eine andere Person
3. Reaktionsbildung: entgegengesetztes Handeln zu den unbewussten Impulsen
4. Verschiebung: Entladung von Triebimpulsen an alternativen Personen oder Objekten
5. Verleugnung: wunscherfüllenden Phantasien ersetzen unangenehme Tatsachen
6. Fixierung: Individuum bleibt auf einer früheren Stufe der psychosexuellen Entwicklung stehen
7. Regression: Rückzug auf eine frühere Stufe der psychosexuellen Entwicklung
8. Identifizierung: Identifikation mit einer anderen Person, um Bedrohung von der Person zu reduzieren (Identifikation mit dem Aggressor/Ödipuskomplex)
9. Rationalisierung: rationale Begründung von Verhalten
Sublimierung nach Freud
Abwehrmechanismen sind primär Anzeichen einer psychischen Dysfunktion, Sublimierung ist ein Aspekt der normalen Ich-Funktionen
• Ursprünglicher Impuls bleibt unbewusst und die ursprünglich begehrte Handlung wird in eine sozial akzeptierte Betätigung verwandelt, d.h. Impulse aus dem ES und Forderungen der Außenwelt werden in Einklang gebracht und befriedigt
Persönlichkeitsentwicklung: Phasenlehre und Ödipuskomplex (Freud)
Phasenlehre der psychosexuellen Entwicklung:
- orale Phase: Geburt – 1,5 Jahre (frühe oral-einnehmende Phase bis ca. 8 Monate; oral-aggressive Phase)
- anale Phase: 1,5 – 3 Jahre, Ausscheidung von Kot kontrollieren lernen (anal-expulsive und anal-retentive Phase)
- phallische Phase und Ödipuskomplex: 3 -5 Jahre, Genitalien werden als primäre erogene Zone bedeutsam, wichtigste Phase für die Persönlichkeitsentwicklung
- Latenzzeit: 6 Jahre – Pubertät, keine sexuellen Triebimpulse und auch keine nennenswerte psychosexuelle Entwicklung
- genitale Phase: Stadium des Erwachsenseins, höchste Stufe der Persönlichkeitsentwicklung, von der Befriedigung der Triebe am eigenen Körper in den vorherigen Phasen zur echten Objektwahl zu heterosexuellen Beziehungen und zunehmende soziale Orientierung