03416 Flashcards

1
Q

Diktum von Kluckhohn und Murray (1953, S. 53) ist jeder Mensch in gewisser Hinsicht…

A

. wie alle anderen Menschen 

. wie einige andere Menschen 

. wie kein anderer Mensch

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2
Q

Ziel der Differentiellen Psychologie

A

Unterschiede zwischen einzelnen Personen oder Gruppen von Personen auf bestimmten Dimensionen bzw. Merkmalen zu identifizieren.
Zudem untersucht die Differentielle Psychologie, mit welchen anderen Merkmalen solche interindividuellen Unterschiede auf einer bestimmten Dimension assoziiert sind. Dabei geht es auch um die Frage, welche Konsequenzen bzw. „outcomes“ in der Zukunft mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen vorhergesagt werden können (individual differences that make a difference).

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3
Q

Die Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinn untersucht

A

die einzigartige Organisation von psychischen Merkmalen innerhalb einer Person (wie kein anderer Mensch). 

Persönlichkeit in diesem Sinn umfasst Strukturen und Prozesse und spiegelt „nature“ (genetische Anlagen) und „nurture“ (Erfahrung) wider.

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4
Q

Persona (lat):

A

Einerseits Maske, äußerer Schein, das Nichtwesenseigene sowie die Rolle, die ein Schauspieler auf der Bühne spielt. Persona bedeutet aber auch das Innere, das Wahre, das Wesentliche, den Schauspieler hinter der Maske als einen Mensch mit besonderen persönlichen Eigenschaften.

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5
Q

Charakter (griech.):

A

das „Eingeritzte, Eingedrückte, Eingeprägte“ . Im übertragenen Sinn ist damit nach Aristoteles „die einer Person aufgeprägte Eigentümlichkeit, woran man sie erkennt und wodurch sie sich von anderen unterscheidet“ (Koch, 1960, S. 7, zitiert nach Laux, 2008) gemeint. Theophrast, ein Schüler von Aristoteles, unterscheidet in seinem gleichnamigen Buch 30 Charaktere, die eigentlich ausschließlich menschliche Schwächen widerspiegeln.
In der Positiven Psychologie&raquo_space; positive Konnotation: In dieser psychologischen Bewegung werden Charakterstärken (z.B. Kreativität, Neugier, Bereitschaft zu vergeben, Humor, Spiritualität) und Tugenden (z.B. Weisheit und Wissen, Menschlichkeit, Transzendenz) betont (vgl. Peterson & Seligman, 2004).

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6
Q

Temperament (lat., richtiges Verhältnis gemischter Stoffe):

A

Heute wird der Begriff Temperament im Sinne ererbter Merkmale verwendet, die sich auf die Bereiche Affekt, Aktivierung und Aufmerksamkeit beziehen und besonders den Stil, also das „Wie“ des Verhaltens betreffen (vgl. Laux, 2008, S. 52); es geht also darum, ob jemand z.B. langsam oder schnell, kontrolliert oder impulsiv handelt. Anstelle von Persönlichkeits- wird insbesondere dann von Temperamentsfaktoren gesprochen, wenn eine Abgrenzung zu Intelligenz und Leistungsvariablen intendiert ist (Laux, 2008).

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7
Q

Typus (gr., Schlag):

A

kennzeichnet in erster Linie ein Ausprägungsmuster von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, ein Persönlichkeitsprofil, das z.B. mit Hilfe der Clusteranalyse identifiziert werden kann (Moosbrugger & Frank, 1992). In der Klassifikation der Methoden der Differentiellen Psychologie von William Stern korrespondiert das Typen-Konzept mit der Komparationsforschung (mehrere Merkmale an zwei oder mehreren Individuen). Die bekannteste historische Typologie sind die vier Temperamentstypen des Hippokrates, die auf den vier Körpersäften basieren. Demnach sei der sanguinische Typ (Blut) sorglos und augenblicksbezogen, der phlegmatische Typ (Schleim) langsam und untätig, der Cholerische (gelbe Galle) aufbrausend und leicht erregbar und der Melancholische (schwarze Galle) besorgt und pessimistisch. Eine überzeugende endokrinologische bzw. neurowissenschaftliche Fundierung für diese und anderen Temperamentslehren steht bis heute aus (Asendorpf & Neyer, 2012).

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8
Q

Persönlichkeitsdefinition von Herrmann:

A

zeitliche Stabilität und transsituative Konsistenz
„Die Mehrheit heutiger Persönlichkeitsdefinitionen fasst Persönlichkeit auf als ein bei
jedem Menschen einzigartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes
Verhaltenskorrelat“ (Herrmann, 1991, S. 29).
Eher differentielle Psychologie

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9
Q

Persönlichkeitsdefinition von Pervin:

A

komplexe Organisation
Persönlichkeit ist die komplexe Organisation von Kognitionen, Emotionen und Ver- halten, die dem Leben einer Person Richtung und Zusammenhang gibt. Die Persön- lichkeit umfasst wie der Körper Strukturen und Prozesse und spiegelt nature und nurture wider. Persönlichkeit schließt die Auswirkungen der Vergangenheit, ebenso wie die Konstruktionen der Gegenwart und der Zukunft ein (Pervin, 1996, p. 414).
Entspricht eher der Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinne.

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10
Q

Klassifikation von Persönlichkeitsunterschieden nach Weber und Rammsayer (2005)

A
  • Bereich der Fähigkeiten und Kompetenzen
  • Emotional-kognitiver Bereich
  • sozialer Bereich

+ über alle Bereiche:

  • Geschlechtsunterschiede
  • biologisch und kulturell bedingte Persönlichkeitsvariationen
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11
Q

Hjelle und Ziegler (1992) haben die anthropologischen Grundannahmen in Form von 9 bipolaren Dimensionen formuliert

A
  1. Freiheit vs. Determiniertheit

  2. Rationalität vs. Irrationalität

  3. Ganzheitlichkeit vs. Elementarismus

  4. Konstitutionalismus vs. Environmentalismus
  5. Veränderbarkeit vs. Unveränderbarkeit

  6. Subjektivität vs. Objektivität

  7. Proaktivität vs. Reaktivität
  8. Homöostase vs. Heterostase
  9. Erkennbarkeit vs. Unerkennbarkeit
  10. Historizität vs. Ahistorizität (Schneewind, 1982)
  11. Sozialität vs. Asozialität (Schneewind, 1982)
  12. Idiographisches Vorghen vs. Nomothetisches Vorgehen (Laux)
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12
Q

Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)

A
  1. Was determiniert das Verhalten des Menschen?
> 7 Dimensionen
  2. Wie veränderbar ist der Mensch?
  3. Wie soll man den Menschen untersuchen?
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13
Q

Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
1. Was determiniert das Verhalten des Menschen?
> 7 Dimensionen

A

a. Bewusste, unbewusste und konstitutionelle Faktoren als mögliche Verhaltensdeterminanten gegenüber externen Faktoren im Allgemeinen:
• Freiheit vs. Determiniertheit
• Rationalität vs. Irrationalität
• Konstitutionalismus vs. Enviromentatlismus
b. Fokus auf den externen Faktor der sozialen Umwelt bzw. soziale Umwelt über die Zeit:
• Sozialität vs. Asozialität
• Historizität vs. Ahistorizität
c. Interne oder externe Determination unseres Verhaltens:
• Subjektivität vs. Objektivität
• Proaktivität vs. Reaktivität

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14
Q

Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
2. Wie veränderbar ist der Mensch?

A
  • Veränderbarkeit vs. Unveränderbarkeit

* Homoestase vs. Heterostase

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15
Q

Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
3. Wie soll man den Menschen untersuchen?

A
  • Erkenntnis vs. Unerknnbarkeit
  • Ganzheitlichkeit vs. Elementarismus
  • Idiographisches Vorgehen vs. Nomothetisches Vorgehen
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16
Q

Phänomen der post-Hypnotischen Suggestion:

Freud

A

manifestes Verhalten kann durch Motive bestimmt sein, die der betroffenen Person völlig unbewusst sind&raquo_space;Beleg für die Existenz des Unbewussten

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17
Q

Entscheidend für die Entwicklung der Psychoanalyse

A
  1. freie Assoziation
  2. Phänomen der post-hypnotischen Suggestion (Unbewusstes)
  3. Josef Breuer: Identifizierung und Bearbeitung der ursprünglichen Konfliktsituation als Behandlungsmethode
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18
Q

Zwei grundlegende Hypothesen der Psychoanalyse

A
  1. Prinzip der psychischen Determiniertheit: Menschliches Verhalten und Erleben entsteht nie zufällig, sondern hat immer eine psychische Ursache.
  2. Bewusstheit von Motiven ist eher die Ausnahme als die Regel: Psychische Prozesse, die das menschliche Verhalten bestimmen, sind meist unbewusst. D.h. die eigentlichen Ursachen unseres Verhaltens bleiben uns in der Regel verborgen
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19
Q

Zwei Gruppen nicht bewusster psychischer Phänomene nach Freud

A
  • Unbewusste (der Person selbst nicht zugänglich, aber durch psychoanalytische Methoden (z.B. freie Assoziation), - - vorbewusste (momentan nicht bewusst, können durch Nachdenken, Konzentration bewusst gemacht werden),
  • bewusste Inhalte
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20
Q

Modell des psychischen Apparats nach Freud

A

mit drei Instanzen
Es (Ursprung der Triebe),
Ich (Vollstrecker der Triebe)
Über-Ich (moralische Instanz)

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21
Q

Entstehung von Angst nach Freud

A

2 Angsttheorien:
(1) Angst entsteht, wenn sexuelle Triebenergie (Libido) unterdrückt und aufgestaut wird.
(2) Angst durch starke, das Ich bedrohende interne oder externe Reize
− Realangst: Individuum/ICH >bedrohliche Reize aus der realen Umwelt
− neurotische Angst: Triebimpulse aus dem ES drohen außer Kontrolle zugeraten, innerpsychischer Konflikt zw. ES und ICH
− moralische Angst: Schuld-/Schamgefühle, innerpsychischer Konflikt zw. ÜBER-ICH u. ICH

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22
Q

Abwehrmechanismen 
nach Freud

A

• Angst ist für ICH eine traumatische Erfahrung, Erleichterung durch Abwehrmechanismen
• 2 Merkmale der Abwehrmechanismen: leugnen, verfälschen, verzerren der Realität und sie sind unbewusst
1. Verdrängung: Triebimpuls wird Zugang zum Bewusstsein versperrt
2. Projektion: Verlegung eines Triebimpulses auf eine andere Person
3. Reaktionsbildung: entgegengesetztes Handeln zu den unbewussten Impulsen
4. Verschiebung: Entladung von Triebimpulsen an alternativen Personen oder Objekten
5. Verleugnung: wunscherfüllenden Phantasien ersetzen unangenehme Tatsachen
6. Fixierung: Individuum bleibt auf einer früheren Stufe der psychosexuellen Entwicklung stehen
7. Regression: Rückzug auf eine frühere Stufe der psychosexuellen Entwicklung
8. Identifizierung: Identifikation mit einer anderen Person, um Bedrohung von der Person zu reduzieren (Identifikation mit dem Aggressor/Ödipuskomplex)
9. Rationalisierung: rationale Begründung von Verhalten

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23
Q

Sublimierung nach Freud

A

Abwehrmechanismen sind primär Anzeichen einer psychischen Dysfunktion, Sublimierung ist ein Aspekt der normalen Ich-Funktionen
• Ursprünglicher Impuls bleibt unbewusst und die ursprünglich begehrte Handlung wird in eine sozial akzeptierte Betätigung verwandelt, d.h. Impulse aus dem ES und Forderungen der Außenwelt werden in Einklang gebracht und befriedigt

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24
Q

Persönlichkeitsentwicklung: Phasenlehre und Ödipuskomplex (Freud)

A

Phasenlehre der psychosexuellen Entwicklung:

  1. orale Phase: Geburt – 1,5 Jahre (frühe oral-einnehmende Phase bis ca. 8 Monate; oral-aggressive Phase)
  2. anale Phase: 1,5 – 3 Jahre, Ausscheidung von Kot kontrollieren lernen (anal-expulsive und anal-retentive Phase)
  3. phallische Phase und Ödipuskomplex: 3 -5 Jahre, Genitalien werden als primäre erogene Zone bedeutsam, wichtigste Phase für die Persönlichkeitsentwicklung
  4. Latenzzeit: 6 Jahre – Pubertät, keine sexuellen Triebimpulse und auch keine nennenswerte psychosexuelle Entwicklung
  5. genitale Phase: Stadium des Erwachsenseins, höchste Stufe der Persönlichkeitsentwicklung, von der Befriedigung der Triebe am eigenen Körper in den vorherigen Phasen zur echten Objektwahl zu heterosexuellen Beziehungen und zunehmende soziale Orientierung

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25
Q

Charaktertypen nach Freud

A

durch Fixierung oder Regression kann ein Individuum auf frühere Entwicklungsstufen zurückfallen, das führt zu diesen typischen Charaktereigenschaften
Oral-einnehmend - wissbegierig, leichtgläubig, übermäßiger Nahrungsgenuss
Oral-aggressiv - sarkastisch, streitlustig
Anal-epulsiv - Kreativ, produktiv, unordentlich, grausam, destruktiv, unkontrolliert, unzuverlässig
Anal-retentiv - Ordentlich, pedantisch, geizig, eigensinnig
Phallisch, Frauen - Naiv, kokett, verführerisch, exhibionistisch
Phallisch, Männer - Übertriebene Männlichkeitsbedürfnisse, übertriebenes Erfolgsstreben, Impotenz, Erfolglosigkeit

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26
Q

Ödipuskomplex (Freud)

A

Annahme Junge: der Junge begehrt seine Mutter sexuell, Vater ist Rivale und wird daher abgelehnt, Kastrationsängste des Jungen, befördert durch das vermeintlich verstümmelte weibliche Genital)&raquo_space; Verdrängung der sexuellen Wünsche beim Jungen + Abwehrmechanismuns Identifikation mit dem Vater und Entstehung von Mutterliebe und asexueller Zuneigung.
• Verdrängung des Ödipuskomplexes + Identifiation mit Vater = entscheidende Schritte für die Entwicklung des ÜBER-ICH (Erbe des männlichen Ödipuskomplexes)

Annahme Mädchen: Mädchen begehrt erst auch Mutter dannVater aus Enttäuschung, dass sie keinen Penis hat, Mutter wird für die vermeintliche Kastration verantwortlich gemacht; es bleibt der Penisneid erhalten und der weibliche Ödipuskomplex bleibt mehr oder weniger stark bestehen&raquo_space; Grundlage für zahlreiche psychologische Geschlechtsunterschiede

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27
Q

Zentrale Konzepte bei Alfred Adler / Individualpsychologie

A
  1. Minderwertigkeitsgefühl / Schwäche 
des Kindes bedingt durch seine völlige Abhängigkeit und seiner Unfähigkeit alleine zu überleben; Verstärkung durch körperliche Erkrankungen oder psychische Störungen&raquo_space;Bedürfnis nach Sicherheit 
prägt den Lebensstil = Charakter eines Menschen&raquo_space; Überwindung durch Einbindung des Einzelnen in die Gemeinschaft (normative Bewältigung von Minderwertigkeit und Schwäche), die die Schwächen des Einzelnen auffängt, Gemeinschaftsgefühl ist angeboren (sonst Fehlentwicklungen, die sich z.B. in Überkompensation zeigen)
  2. Neurotische Personen bewahren „Schein des Wollens“, können die Leistungen aber nicht bringen; kranken Menschen wird im Alltag Schonung gebilligt + Fürsorge zuteil&raquo_space; Neurose bietet Krankheitsgewinn 

  3. Funktionale Sichtweise psychischer Störungen: Zweck als Bestandteil des neurotischen Lebensstils einer Person; neurotiche Personen können sich der Funktionalität ihres Verhaltens bewusst werden durch offene therapeutische Gespräche&raquo_space; Änderung des neurotischen Lebensstils, Auflösung der Symptome > Einbindung in die Gesellschaft 
(Therapieziel: Einsicht, das vermeintlich funktionale Verhalten schadet dem Einzelnen und der Gesellschaft)
  4. Konsequenzen des verwöhnenden vs. strengen Erziehungsstils: unangemessene Erziehung begünstigt Störungen in der Entwicklung, verwöhnende und strenger Erziehungsstil vermitteln keine Sicherheit sondern verstärken das Gefühl von Schwäche und Unzulänglichkeit (Verwöhnend: Kind kann keine Bewältigungsfähigkeiten, das Gefühl Probleme alleine lösen zu können, entwickeln; Streng: Verstärkung des Minderwertigkeitsgefühls (» Gründung einer Erziehungsberatung durch Adler)
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28
Q

Zentrale Konzepte der Selbstpsychologie von Heinz Kohut

A

Neo-Psychoanalytiker (Selbstpsychologie vs. ICH-Psychologie), Ergänzung von Freud’s Strukturmodell der Persönlichkeit mit den drei Instanzen ICH, ES, ÜBER-ICH durch die Konzeption eines von den Instanzen unabhängigen eigenständigen SELBST

Das Selbst als innerpsychisches System, das ein Gefühl der Einheit und Kohärenz sichert 
(Abgrenzung von der ICH-Psychologie in der das stabile, Kohärenz und Identität stiftende Selbstgefühl dem ICH zugeschrieben wird und damit innerhalb des Freud’schen Strukturmodells verbleibt, aber zusätzlich vom Trieb unabhängige Funktionen inne hat)
• Leiden durch fehlendes oder gestörtes Selbstgefühl



Narzissmus als eigene Entwicklungslinie, unabhängig von der Triebentwicklung, keine Störung, nicht negativ, sondern ein normaler Bestandteil der Entwicklung der Persönlichkeit, der für die Bildung eines gesunden und stabilen Selbst zentral ist

Primärer Narzissmus: Säugling, der noch nicht zw. Selbst und anderen differenzieren kann erlebt die frühe Phase als Einheit mit der Mutter und das vermittelt das Gefühl von Macht und Größe; Phase endet, wenn das Baby fähig ist die Mutter als getrennte Einheit wahrzunehmen, auch dadurch das Pflege und Zuwendung nicht immer vollkommen sind

In zwei narzisstischen Konfigurationen bewahrt das Kind den Narzissmus: Größen-Selbst/ grandioses Selbst und idealisiertes Eltern-Imago (» Quellen für Ehrgeiz und Ideale aus denen sich Kompetenzen und Talente entwickeln können)

Günstige Entwicklungsbedingungen für ein gesundes, stabiles Selbst und damit das Gefühl von Selbstwert: Spiegelung der narzisstischen Größenphantasien („Glanz in den Augen der Mutter“) und wohldosierte Frustrationen zum Loslassen der Allmachts- und Größengefühle

Transformationen des Narzissmus: in Empathie, Weisheit, Humor, Kreativität

Narzisstische Störungen, d.h. Störungen im Selbsterleben entstehen, wenn das Kind von den primären Bezugspersonen abgelehnt wird oder sie selber nicht in der Lage sind den narzisstischen Bedarfen des Kindes empathisch zu begegnen (Therapeut soll die aus der Störung resultierende Übertragung empathisch zum Aufbau eines stabilen Selbstgefühls nutzen)

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29
Q

Zentrale Konzepte der Bindungstheorie von Bowlby

A

Angeborenes Bindungssystem (attachment behavioral system), das die Suche nach Schutz und Sicherheit aktiviert, es wird Nähe zu signifikanten Bezugspersonen (attachment figures/ Bindungspersonen) gesucht, durch direkten Kontakt oder symbolisch durch internalisierte Repräsentationen der Bindungspersonen 
(häufiger mit zunehmendem Lebensalter)
• Interindividuelle Unterschiede in den Bindungserfahrungen (Entwicklung abhängig vom Verhalten enger Bezugspersonen in kritischen Situationen):
• Sichere Bindung (Bezugsperson präsent, sensible Reaktionen > subjektive Erwartung und Gewissheit, Welt ist ein sicherer Ort und Bezugspersonen helfen zuverlässig > Sicherheit zur Exploration und Interaktion mit anderen Menschen, Bewältigung kritischer Situationen, Selbstvertrauen in die eigene Bewältigungskompetenz, subjektive Gewissheit der Unterstützung durch andere) und
• unsichere Bindung 
(Bezugsperson nicht präsent und nicht sensibles Verhalten > Zweifel an der eigenen Fähigkeit Probleme zu bewältigen + an der Zuverlässigkeit u. gutem Willen anderer > Entwicklung anderer Strategien zur Emotionsregulation = Defensive Reaktionen auf fehlende Bindungssicherheit:
1. Hyperaktivierung: intensive und gesteigerte Bemühungen um Nähe zu Bindungspersonen und um ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung, quasi zwanghafte Suche nach Nähe und Schutz; sensible Reaktion auf Zeichen von Zurückweisung oder Ablehnung; Grübeln/Rumination über eigene Schwächen und über Gefährdung der Beziehungen
2. Deaktivierung: Hemmung des Bemühens um Nähe und Schutz; Bedrohungen des Bindungssystems werden unterdrückt oder negiert; eher distanzierte Beziehungen zu anderen, unwohl bei zu großer Nähe; persönliche Stärke und Eigenständigkeit; Unterdrückung emotional belastender Gedanken oder Erinnerungen

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30
Q

Attachment working models (Bowlby)

A

= kognitive Schemata: bilden sich aus den Interaktionen mit Bindungspersonen in Kindheit und Jugend u. beeinflussen langfristig die Persönlichkeitsentwicklung
• working models of others: mentale Repräsentationen des Verhaltens der Bindungspersonen
• working models of self: mentale Repräsentationen der eigenen Kompetenz

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31
Q

Bindungsstil (Bowlby)

A

die auf Grundlage der mentalen Modelle entstandene Muster der Erwartungen an künftige Interaktionen und Beziehungen sowie an die eigene Bewältigungskompetenz

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32
Q

Erfassung von Bindungsstilen (Mary Ainsworth/ John Bowlby)

A

Fremde Situation
(Mary Ainsworth) – Trennung von der Mutter aktiviert das Bindungssystem und aus den Verhaltensmerkmalen kann der Bindungsstil erschlossen werden; relevant sind die negativen Emotionen, die ein Kind in der Situation zeigt, sein Explorationsverhalten, seine Kontaktaufnahme zur Mutter

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33
Q

Sichere Bindung (Bowlby)

A

Kinder zeigen emotionale Belastung, suchen Kontakt u. Nähe zur Bindungsperson bei deren Rückkehr, schnelle Beruhigung und Rückkehr zur freien Exploration

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34
Q

unsicher-vermeidende Bindung (Bowlby)

A

Kinder zeigen nur wenige Emotionen, meiden Kontakt und Nähe zur Bindungsperson, Aufmerksamkeit liegt auf der Exploration

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35
Q

unsicher-ambivalente Bindung (Bowlby)

A

starker Ausdruck von Emotionen, Wechsel zw. Suche nach Nähe und durch Ärger gekennzeichnete Abwehr zur Bindungsperson, wenig Exploration

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36
Q

Bindungsvermeidung und Bindungsängstlichkeit als Dimensionen 
in späteren Ansätzen (Shaver & Miculincer, 2005)

A
  • Bindungsvermeidung (Ausmaß des Mißtrauens zu Beziehungspartner und des Strebens nach emotionaler Distanz und Eigenständigkeit)
  • Bindungsängstlichkeit (Befürchtung, Bindungspersonen seien nicht zuverlässig sofern sie gebraucht werden)
    Personen mit geringer Ausprägung in den beiden Dimensionen gelten als sicher gebunden.
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37
Q

Stabilität von Bindungsstilen

A

in welchem Maße frühe Bindungen die Gestaltungen späterer Bindungen beenflussen? > Überprüfung in Metaanalyse/ Längsschnitt (Fraley, 2002) welches theoretische Modell am ehesten mit den empirischen Befunden in Einklang steht,
• Prototypen-Modell (vorsprachliche Repräsentationen/ Schemata in früher Kindheit der frühen Beziehungen zu Bezugspersonen > Prototyp ändert sich über die Zeit nicht und prägt weiter die Beziehungen zu anderen Personen: Korrelation .39 > Stabilität von frühen Bindungserfahrungen
• Revionsmodell: frühe Repräsentationen von Beziehungen sind relativ flexibel und werden durch neue Erfahrungen revidiert oder modifiziert

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38
Q

Defensive Strategien in den Theorien der Angstbewältigung:

A
  • Repression = Vermeidung oder Unterdrückung von Anzeichen von Bedrohung
  • Sensitization = forcierte Hinwendung zu Anzeichen von Bedrohung
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39
Q

Mechanismen der Angstregulation nach Krohne (2003):

A
  • Vigilanz = ausgelöst durch die erhöhte Sensibilität einer Person gegenüber der Unsicherheit, die eine Bedrohung beinhaltet > Ziel: Reduktion der Unsicherheit
  • kognitive Vermeidung = ausgelöst durch die erhöhte Sensibilität gegenüber der mit Angst verbundenen Erregung > Ziel: negativen Affekt zu vermeiden
  • beide Strategien sind theoretisch unabhängig konzipiert (auf der Ebene des habituellen Verhaltens)&raquo_space; der individuelle Bewältigungsstil einer Person ergibt sich aus ihrer Kombination
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40
Q

5 grundlegenden Positionen der gegenwärtigen Psychoanalyse (Westen 1998):

A
  1. Personen sind sich der Ursache ihrer Gefühle und Motive meist nicht bewusst
  2. Intrapsychische Vorgänge (Affekte, Motive) können parallel ablaufen und miteinander in Konflikt geraten; das resultierende Verhalten ist ein Kompromiss aus widerstreitenden Prozessen
  3. Kindheitserfahrungen prägen die spätere Persönlichkeit, vor allem im Hinblick auf interpersonelle Beziehungen
  4. Soziales Verhalten ist geleitet von mentalen Vorstellungen der eigenen Person, signifikanten anderen Personen und Formen der Beziehungen
  5. Erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung beinhaltet die zunehmende Fähigkeit, reife Beziehungen einzugehen und zu erhalten
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41
Q

Gegenstand und Vorgehen der Psychologie aus behavioristischer Perspektive (Watson)

A

experimentell-naturwissenschaftliche Ausrichtung, Ablehnung subjektiver Daten, Orientierung an objektiv beobachtbaren Verhaltensdaten, Abhängigkeit von physikalischen Bedingungen > Reize oder Stimuli; Vorhersage des Verhaltens bzw. der Reaktionen eines Individuums, wenn Reize bzw. wirksame physikalische Umweltbedingen bekannt


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42
Q

Funktion des Organismus als Ganzes (Watson)

A

keine angeborenen Instinkte, Persönlichkeitseigenschaften sind nicht biologisch determiniert, keine „Vererbung von Fähigkeiten, Begabungen, Temperament, psychischer Konstitution und Merkmalen“ – dafür: Persönlichkeitsmerkmale stellen mittels Konditionierung erworbene Verhaltensweisen dar&raquo_space; Persönlichkeit = Summe der Gewohnheiten, die ein Mensch insbesondere in seiner frühen Kindheit, aber auch im späteren Leben, ausbildet

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43
Q

Angeborene Verhaltensweisen und die Entwicklung von Gewohnheitssystemen durch Konditionierung als Determinanten der Persönlichkeit (Watson)

A

Zum Zeitpunkt der Geburt verfügt jeder Mensch über ungelernte Verhaltensweisen: Geburtsausstattung – u.a. Niesen, Schreien, Erektion des Penis, Ausscheiden, Augenbewegungen, Lächeln, motorische Reaktionen – damit reagiert der Säugling auf entsprechende Reize der Umwelt und die Konditionierung der ungelernten Aktivitäten beginnt wenige Stunden nach der Geburt > daraus entwickelt sich jede Einheit ungelernten angeborenen Verhaltens zu einem komplexer werdenden Gewohnheitssystem; zu Beginn sind die Verhaltensweisen noch sehr konkret, werden mit der Zeit immer abstrakter und es findet eine fortlaufende Differenzierung statt, dass neue sowie abstraktere Gewohnheitssysteme entstehen&raquo_space; Persönlichkeit als Summe der Gewohnheiten, die ein Mensch insbesondere in seiner frühen Kindheit, aber auch im späteren Leben, ausbildet, mit anderen Worten: Persönlichkeit als Endprodukt von Gewohnheitssystemen
(Studium der Persönlichkeit durch einen Querschnitt durch den Aktivitätsstrom und Darstellung dessen)

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44
Q

Klassische Konditionierung und konditionierte emotionale Reaktionen (Watson)

A

ambivalentes Verhältnis zur Psychoanalyse, da er die Introspektion als Methode sowie die Theorie des Unbewussten ablehnte, ihn faszinierte allerdings das Konzept der Übertragung von Emotionen von einem Objekt oder Person auf andere und versuchte das lerntheoretisch mit dem klassischen Konditionieren zu erklären&raquo_space; konditionierte emotionale Reaktion / conditioned emotional reactions = Verschiebung / Übertragung von Affekten
• Die drei unkonditionierten emotionalen Reaktionen: Furcht, Hass, Liebe können durch Konditionierung und Generalisierung auf verschiedene Lebewesen und Objekte übertragen werden&raquo_space; als empirischen Beleg hat Watson den sehr umstrittenen Versuch der Lernpsychologie mit dem kleinen Albert (Watson & Rayner, 1920) 
durchgeführt
• Grundlegende Fragestellungen des Versuchs:
1. Lässt sich, ausgehend von der unkonditionierten emotionalen (Furcht-)Reaktion, eine konditionierte emotionale Reaktion auf Tiere induzieren, indem das Geräusch als unkonditionierter Stimulus mit der gleichzeitigen Darbietung eines Tieres gepaart wird
2. Falls eine solche konditionierte emotionale Reaktion tatsächlich etabliert werden konnte, ist eine Generalisierung (Übertragung) auf andere Tiere oder Objekte möglich?
3. Wie verändert sich eine solche konditionierte emotionale Reaktion über die Zeit?
4. Geplant, aber nicht mehr realisiert: Mittels welcher Methode kann man die konditionierte emotionale Reaktion wieder löschen, falls sie nach einer gewissen Zeit nicht von alleine verschwindet?

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45
Q

Persönlichkeitsveränderung durch Verlernen bestehender Verhaltensweisen (Entkonditionierung/Nichtgebrauch von Verhaltensweisen) und Erlernen neuer Verhaltensweisen
(Watson)

A

Die Änderung der Persönlichkeit kann erreicht werden, indem bestimmte, bereits erworbene Merkmale oder typische Verhaltensweisen verlernt und gleichzeitig neue Verhaltensweisen aktiv erlernt werden. Das Verlernen kann dabei in einem aktiven Entkonditionierungsprozess oder auch im einfachen Nichtgebrauch von Verhaltensweisen bestehen&raquo_space;> Verlernen sowie Erlernen von Verhaltensweisen wird über wirksame Umwelteinflüsse vermittelt, d.h. Persönlichkeitsänderung / Neubau des Individuums setzt eine veränderte Umwelt voraus (Umweltbedingtheit des menschlichen Verhaltens = Situationismus)

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46
Q

Primäre Bedürfnisse nach Hull (Verhaltenstheorie)

A
  1. Sauerstoff zum Atmen
  2. Aufrechterhaltung der optimalen Körpertemperatur
  3. Vermeidung von Gewebeverletzungen (Schmerz)
  4. Nahrung
  5. Flüssigkeit
  6. Defäktion (Darmentleerung)
  7. Mikition (Blasenentleerung)
  8. Erholung (all Folge von vorangegangener Anstrengung)
  9. Schlaf (nach einer langen Wachphase)
  10. Aktivität (nach vorangegangener Inaktivität)
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47
Q

Annahme einer unspezifischen Triebenergie (Hull im Gegensatz zu Freud) 


A

Nicht alle unbefriedigten primären Bedürfnisse führen zu einem Zuwachs an genereller Triebenergie, die sich ansammelt und den Organismus mit der notwendigen Energie versorgt, um reagieren zu können

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48
Q

Primäre und sekundäre Verstärkung (Hull)

A


Zwei grundlegende Prinzipien, dass sich über die angeborenen Reiz-Reaktions-Verbindungen neue Reiz-Reaktions-Verbindungen bzw. Gewohnheiten ausbilden können
• Primäre Verstärkung zur Befriedigung primärer Bedürfnisse; Verstärker befriedigt direkt das Bedürfnis
• Sekundärer Verstärker kann ein primäres Bedürfnis nicht direkt befriedigen&raquo_space; durch die Assoziation mit einem primären Verstärker kann der sekundäre Verstärker eine bestimmte Reaktion erhöhen
• Geld ist ein effektiver sekundärer Verstärker; grundsätzlich kann jeder neutrale Reiz die Qualität eines sekundären Verstärkers erlangen, es hängt von der individuellen Lerngeschichte ab, welche sekundären Verstärker bei einem Menschen verhaltenswirksam werden

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49
Q

Bedeutung angeborener hierarchisch angeordneter Rezeptor-Effektor- Verbindungen und damit verbundene Aktivierung von Reaktionen durch den kombinierten Einfluss von Stimulation und Trieb (Hull)

A

Trieb (drive : D) als intervenierende Variable, als Funktion vorausgegangener Bedingungen; wird z.B. das primäre Bedürfnis nach Nahrung nicht befriedigt und nach einer Zeit stärker, stellt das stärker werdende (Trieb-)Bedürfnis ein adaptiertes Verhalten dar; hierarchische Anordnung der Reiz-Reaktions-Verbindungen sorgen dafür, dass bestimmte Verhaltensweisen bzw. Kombination bestimmter Verhaltensweisen eher in der Lage sind, einen Bedürfniszustand zu beenden, als zufällig ausgewählte Verhaltensweise

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50
Q

Angeborene adaptive Verhaltensweisen (z.B. Fähigkeit, motorische Bewegungen auszuführen; Aktivierung des Organismus bei biologischen Bedarfen) 
(Hull)

A

Jeder Organismus verfügt bereits bei der Geburt über adaptive Verhaltensweisen (Darwin), die es ihm ermöglichen auf primäre Bedürfnisse zu reagieren und damit sein Überleben zu sichern – dennoch wird nach Hull der größte Teil der menschlichen Verhaltensweisen durch Lernprozesse erworben

  1. Fähigkeit, motorische Bewegungen auszuführen
  2. Aktivierung des Organismus, wenn ein biologischer Bedarf vorliegt
  3. Interne Rezeptoren, die auf bestimmte biologische Bedarfszustände ansprechen
  4. Externe Rezeptoren, die auf externe Reizung reagieren
  5. Eine Hierarchie angeborener Reaktionstendenzen
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51
Q

Messung und Determinanten der Gewohnheitsstärke 
(Hull)

A

Unter Konstanthaltung der Reizbedingungen und der aktuellen Triebstärke kann (im Tierexperiment) eine Zunahme der Gewohnheitsstärke abgeleitet werden aus:
• Erhöhung der Reaktionswahrscheinlichkeit
• Abnahme der Reaktionslatenz (Reaktion auf den Reiz erfolgt immer schneller)
• Erhöhung der Reaktionsstärke (Reaktion wird intensiver)
• Erhöhung der Löschungsresistenz

Entscheidend für die Höhe der sich ausbildenden Gewohnheitsstärke sind die folgenden Faktoren innerhalb der Übungsphase:
• Zeitliche Nähe (Kontinguität) von Reiz und Reaktion
• Ausmaß der Verstärkungen
• Anzahl der verstärkten Durchgänge während der Übungsphase

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52
Q

Zusammenhang von Trieb- und Gewohnheitsstärke: (Hull)

A
  • Das Ausmaß an Triebenergie entscheidet darüber darüber, ob und wie stark reagiert wird
  • Die Gewohnheitsstärke gibt die Richtung des Verhaltens vor, d.h. sie bestimmt was für eine Reaktion gezeigt wird
  • Trieb energetisiert nondirektional&raquo_space; d.h. es sollte ein starkes primäres Bedürfnis jeweils diejenige Verhaltensweise mit der stärksten Reiz-Reaktions-Verknüpfung / Gewohnheitsstärke auslösen
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53
Q

Reaktive Hemmung (I_R): (Hull)

A

Löschung bei Ausbleiben von Verstärkung 
» jede Reaktion löst im Organismus einen ermüdungsähnlichen Zustand aus, je häufiger hintereinander eine solche Reaktion ausgeführt, desto häufige wird das Bedürfnis nach Ruhe = Reaktive Hemmung /Inhibition (aktueller Ermüdungszustand

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54
Q

Konditionierte Hemmung 〖(_S^)I〗_R: (Hull)

A

Verstärkung der reaktiven Hemmung durch Nicht-Reagieren; Individuum erfährt eine zusätzliche Verstärkung für sein Nichtreagieren durch eine Reaktion, die er nicht ausführt bedingt durch die Reaktive Hemmung (Gewohnheit des Nichtreagierend)

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55
Q

Gesamthemmung (Hull)

A

als Summe der reaktiven und konditionierten Hemmung: İ = I_R + 〖(_S^)I〗_R 
(Summe aus aktuellem Ermüdungszustand und der Gewohnheit des Nichtreagierens)

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56
Q

Effektives Reaktionspotential (Hull)

A

(zur Auslösung einer Reaktion) als Differenz des Reaktionspotentials 〖(_S^)E ̅ 〗_R und der Gesamthemmung İ : 〖(_S^)E ̅ 〗_R= 〖(_S^)E〗_R– İ 
» eine Reaktion erfolgt nur dann, wenn die Gesamthemmung kleiner ist als das Reaktionspotential

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57
Q

Zentrale Annahmen und Konzepte des Ansatzes von Burrhus F. Skinner

A

1904-1990; Erforschung von Lernprinzipien im Tierexperiment = operantes Konditionieren; Grundsätze des klassischen Konditionierens akzeptierte er, sah sie aber nur gültig für einen kleinen Teil der Lernsituationen

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58
Q

Operante Reaktionsmuster / operants (Skinner)

A

= Verhaltensweisen, mit denen Tier oder Mensch in seiner Umwelt „operiert“, d.h. Alltagsverhaltensweisen

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59
Q

Beeinflussung der Auftretenswahrscheinlichkeit operabler Reaktionsmuster (Skinner)

A

Operante Reaktionsmuster werden eher durch Konsequenzen bedingt, die auf eine bestimmte Verhaltensweise folgen als durch auslösende Reize.
Vier grundsätzliche Konsequenzen im Rahmen des operanten Konditionierens:
1. positive Verstärkung (die Konsequenz, die auf eine Handlung folgt, erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten dieser Verhaltensweise (z.B. Belohnungen)) &raquo_space; 3 Klassen von Verstärkern: materielle, soziale und Handlungsverstärker; je nach Individuum unterschiedlich stark ausgeprägt) + generalisierte Verstärker: mit ihrer Hilfe kann man sich verschiedenste Arten von Verstärkern verfügbar machen (Geld)
2. negative Verstärkung (ein aversiver Zustand wurde als Folge einer bestimmten Handlung beendet, das erhöht die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Verhaltensweise (Handlung)
3. Bestrafung (aversive Konsequenz, die auf ein bestimmtes Verhalten folgt, und die Abnahme der Auftretenswahrscheinlichkeit für eine bestimmte Handlung bewirkt)
4. Extinktion/Löschung (ein bestimmtes Verhalten tritt nicht mehr auf, weil es über einen längeren Zeitraum nicht mehr verstärkt wurde


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60
Q

Verstärkungspläne (Skinner)

A

Wie schnell eine neue Verhaltensweise gelernt wird und wie löschungsresistent sie ist, hngt u.a. von der Art des Verstärkungsplans ab, der verwendet wird > kontinuierlich oder intermittierende Verstärkung

Kontinuieruliche Verstärkung
Handlung wird jedes Mal, wenn sie ausgeführt wird, verstärkt&raquo_space; Verhaltensweise wird relativ schnell gelernt, hat geringe Böschungsresistenz

Intermittierende Verstärkung
Erwünschtes Verhalten wird nicht jedes Mal verstärkt (Intervall- und Quotenverstärkung)

Intervallverstärkung + Fest
Jeweils die erste erwünschte Reaktion, die nach einem zuvor festgelegten Intervall auftritt, wird verstärkt

Intervallverstärkung + variabel
Im Durchschnitt wird eine erwünschte Reaktion z.B. alle 5 Min. verstärkt, die Intervalle können variieren

Quotenverstärkung + fest
Jeweils die erste erwünschte Reaktion, die nach einer zuvor festgelegten Anzahl des Auftretens der erwünschten Reaktion erfolgt wird verstärkt

Quotenverstärkung + variabel
Im Durchschnitt erfolgt eine Verstärkung z.B. nach 10xligem Auftreten der erwünschten Reaktion. Im Einzelfall kann die Verstärkung variabel erfolgen

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61
Q

Reaktionsgeneralisierung (Skinner)

A

bedeutsame Stärkung und Festigung anderer operanter Reaktionsmuster

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62
Q

Reaktionsdiskriminierung (Skinner)

A

besondere Beachtung eines bestimmten Elements in der Verhaltenskette / oder Verwendung als Kriterium für differentielle Verstärkung, d.h. ein Teilelement oder eine Teilreaktion einer komplexen Verhaltenskette ist für eine Verstärkung entscheidend

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63
Q

Reizkontrolle (Skinner)

A

Ein diskriminanter Reiz informiert darüber, ob eine bestimmte Verhaltensweise eher zu positiven oder negativen Konsequenzen führt. In dem Moment, wo eine Verhaltensweise durch zuverlässig wirkende diskriminante Reize ausgelöst wird und die erwarteten Verhaltenskonsequenzen eintreten, wird das Auftreten dieser Verhaltensweise nicht mehr ausschließlich durch die nachfolgenden Konsequenzen (z.B. positive Verstärkung), sondern auch durch die diskriminanten Reize kontrolliert. Das operante Reaktionsmuster unterliegt dann zusätzlich einer Reizkontrolle.

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64
Q

Entstehung von abergläubischem Verhalten (Skinner)

A

, durch eine zufällige Verknüpfung einer beliebigen, gerade gezeigten Verhaltensweise mit einer entsprechenden Konsequenz

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65
Q

Verhaltensformung/ shaping (Skinner)

A

Zunächst werden einzelne (zufällig gezeigte) (Teil-)Reaktionen verstärkt, die in irgendeiner Beziehung zum angestrebten Endverhalten stehen, dann nur noch zwei Reaktionen, wenn sie in der richtigen Reihenfolge gezeigt werden usw.. So lassen sich sehr komplexe Reaktionsmuster aufbauen, die als Gesamtreaktion die Qualität eines eigenständigen operanten Reaktionsmusters erlangen.&raquo_space;> Systematische Verstärkung der schrittweisen Annäherung an ein gewünschtes komplexes Zielverhalten.
Skinner geht davon aus, das viele menschliche Verhaltensweisen (z.B. Sprechen, Schreiben) mit Hilfe der Verhaltensformung erlernt werden.

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66
Q

Verhaltensverkettung /chaining (Skinner)

A

komplexes Verhalten wird in kleinere (Teil-)Reaktionen untergliedert und das angestrebte Zielverhalten wird systematisch aufgebaut, indem es in eine Kette von zeitlich aufeinander folgenden Verhaltensschritten aufgeteilt wird. Zunächst wird der letzte Schritt des gesamten angestrebten Zielverhaltens geübt und positiv verstärkt, anschließend der vorletzte und der letzte gemeinsam, dann die letzten drei Schritte usw.. Zum nächsten Schritt wird immer erst dann übergegangen, wenn die vorangegangenen Schritte stabil gelernt wurden. Z.B. Aufbau des Essverhaltens beim Kind, es soll lernen Suppe mit dem Löffel zu essen.

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67
Q

Behavioristischer Ansatz und die psychoanalytische Theorie von Freud - welche Gemeinsamkeiten?

A
  • Beide sind stark von der Evolutionstheorie von Darwin beeinflusst
  • Beide sind streng deterministisch (menschliches Verhalten folgt bestimmten Gesetzmäßigkeiten und ist grundsätzlich vorhersagbar
  • Beide sind vom Hedonismus geprägt: Skinner> Menschen streben danach angenehme Erfahrungen zu machen und schmerzhafte Erfahrungen zu vermeiden; Freud > weist explizit auf das Lustprinzip als angeborenen Funktionsmechanismus innerhalb des ES hin
  • Beide betonen die große Bedeutung der frühen Kindheit für die Persönlichkeitsentwicklung
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68
Q

Persönlichkeit als relativ stabiles Gefüge der individuellen Reaktionsmöglichkeiten in einer bestimmten sozialen Situation 
 (Rotter)

A

Persönlichkeit stellt eine Wechselwirkung zw. dem Individuum und seiner bedeutsamen Umwelt dar.
Zum Verständnis des Verhaltens eines Menschen sollte man die individuelle Lerngeschichte, die Umweltreize, die die Person wahrnimmt, auf die sie reagiert, berücksichtigen.&raquo_space; Persönlichkeit stellt ein relativ stabiles Gefüge der individuellen Möglichkeiten dar, in einer bestimmten sozialen Situation zu reagieren. Durch die ständig neuen Erfahrungen des Individuums, ist die Persönlichkeit einer fortwährenden Veränderung unterworfen. Sie weist aber auch eine gewisse Stabilität auf, da die neuen Erfahrungen durch frühere Erfahrungen beeinflusst werden.

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69
Q

Verhalten (Rotter)

A

Beobachtbare und nicht-beobachtbare Verhaltensweisen (kognitive und emotionale Prozesse/ Reaktionen) als Gegenstände der Persönlichkeitstheorie; ob in einer Situation ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird, hängt vom jeweiligen Verhaltenspotential /behavior potential für diese Verhaltensweise ab

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70
Q

Verhaltenspotential /behavior potential (Rotter)

A

Maß für die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Verhalten in einer gegebenen Situation mit Aussicht auf eine Verstärkung auftritt.

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71
Q

Stärke des Verhaltenspotentials hängt ab von (Rotter)

A

Erwartungen und Verstärkungswert VP=f(E&VW)

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72
Q

Erwartungen/ expectancy (Rotter)

A

subjektive Einschätzungen der Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Verhalten zu einer bestimmten Konsequenz führt = rein subjektive Erwartung, abhängig von den früheren Erfahrungen des Individuums; kann stark von der tatsächlichen objektiven Auftretenswahrscheinlichkeit für eine bestimmte Verstärkung abweichen; Über- oder Unterschätzung der tatsächlichen Auftretenswahrscheinlichkeit kann u.U. große Probleme verursachen

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73
Q

Verstärkungswert/ reinforcement value (Rotter)

A

Grad der individuellen Präferenz von verschiedenen Verstärkern; Verstärker = Ergebnis, das als Folge eines bestimmten Verhaltens eintritt; i.d.R. wird diejenige Verhaltensweise gezeigt die zu dem höchsten Verstärkungswert führt, Verhaltenskonsequenzen, die man nicht mag, werden vermieden, wünschenswerte Verhaltenskonsequenzen haben dagegen einen hohen Verstärkungswert&raquo_space; subjektive Einschätzung, individuell abhängig von der individuellen Lerngeschichte, subjektive Einschätzungen

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74
Q

Unterschied Verhaltenspotenzial (Rotter) vs. Reaktionspotenzial (Hull)

A

Verhaltenspotential (VP) = Funktion aus Erwartung (E) und Verstärkungswert (VP) 
 VP=f(E&VW), d.h. Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum in einer gegebenen Situation ein bestimmtes Verhalten zeigt, ist abhängig von a) der erwarteten Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten in der gegebenen Situation zu einem bestimmten Ergebnis führt und b) von der Attraktivität dieses Ergebnisses für das Individuum, also dem Verstärkungswert&raquo_space; Verhaltenspotential ist hoch , wenn Erwartung + Verstärkungswert hoch sind; gemeinsamer Effekt von zwei kognitiven Variablen; keine strenge Annahme über die Art der Verknüpfung von Erwartung und Verstärkungswert (&); keine mathematische Gleichung, die eine exakte Quantifizierung erlaubt

Hull: Reaktionspotential = multiplikative Verknüpfung von Trieb- und Gewohnheitsstärke

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75
Q

Psychologische Situation (Rotter)

A

(vs. objektive Situation) als subjektiver, erworbener Bedeutungsgehalt, den ein Umweltreiz oder eine bestimmte soziale Situation aufweist = komplexes Muster von sich gegenseitig beeinflussenden Hinweisreizen, die auf ein Individuum einwirken und die in Abhängigkeit von der persönlichen Lerngeschichte zu jeweils hoch individuellen Erwartungen führen können.

Abgrenzung von der behavioristischen Sichtweise

Der subjektive, erworbene Bedeutungsgehalt ist entscheidend, den ein Umweltreiz oder eine bestimmte soziale Situation für das Individuum besitzt&raquo_space; die subjektive Interpretation einer Situation ist ausschlaggebend dafür, wie eine Person reagiert

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76
Q

Gleichzeitige Berücksichtigung von Person- und Situationsmerkmalen bei der Verhaltensvorhersage 
vs. generalisierte Erwartungen (Rotter)

A

. Bei der Verhaltensvorhersage stellen Psychoanalyse und behavioristische Ansätze zwei Gegenpole dar: Psychoanalyse = Verhalten wird durch personeninterne Dispositionen determiniert; Behaviorismus = personenexterne Umwelt- bzw. situative Bedingungen bestimmen und machen individuelles Verhalten vorhersehbar&raquo_space; beides ist für Rotter unzulänglich
Für eine valide Verhaltensaussage sollten die relativ stabilen (Persönlichkeits-)Merkmale, die ein Individuum in eine Situation mitbringt sowie die in der Situation aktuell vorhandenen, bedeutungshaltigen Hinweisreize mit einbezogen werden; Personvariablen + Situationsvariablen sind durch vorangegangene individuelle Lernprozesse beeinflusst

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77
Q

Internale (spezifisch auf eine bestimmte Situation bezogen) vs. externale Kontrollüberzeugung als zentrale generalisierte Erwartung (Rotter)

A

Rotter’s soziale Lerntheorie berücksichtigt sowohl spezifische als auch generalisierte Erfahrungen.
Spezifische Erwartungen = zur Ausbildung benötigt man Vorerfahrung und Information über die Situation für die eine spezifische Erwartung aufgestellt werden soll, daher verlassen wir uns in neuen Situationen , mit denen wir noch keine Erfahrung haben, häufig auf generalisierte Erwartungen

Spezifische Konstrukte = konkret auf einen engen Anwendungsbereich bezogen, erlauben relativ genaue Vorhersagen für eine bestimmte Situation
Generelle Konstrukte = sehr abstrakt, breiter Anwendungsbereich

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78
Q

Eine zentrale generalisierte Erwartung (Rotter)

A

bezieht sich auf die Kontrollüberzeugung
Internale Kontrollüberzeugung / internal control of reinforcement: Erwartung, dass Verstärker/Verhaltenskonsequenzen durch die eigene Person (Leistung, Anstrengung) beeinflussbar sind
und
Externale Kontrollüberzeugung / external control of reinforcement: Erwartung, dass Verstärker/Verhaltenskonsequenzen außerhalb der eigenen Einflussmöglichkeiten liegen und z.B. vom Glück, Zufall oder anderen (mächtigen) Menschen abhängen
= ein Persönlichkeitsmerkmal, dass häufig auch als locus of control bezeichnet wird
Inkonsistenzen im Verhalten in unterschiedlichen Situationen liegt in der individuellen Lerngeschichte begründet

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79
Q

Psychometrische Erfassung der Kontrollüberzeugung mit dem IPC- Fragebogen von Krampen (1981)

A

Zur Messung der Kontrollüberzeugung stehen verschiedene Fragebogen zur Verfügung, wie der IPC-Fragebogen zu Kontrollüberzeugungen von Krampen (1981), bestehend aus drei Skalen mit jeweils acht Items

  1. I-Skala: Erfassung der Internalität (I), Personen mit hohem I-Wert weisen eine stark ausgeprägte internale Kontrollüberzeugung auf
  2. P-Skala: Erfassung der Externalität (P / potency); Personen mit hohem P-Wert erleben sich selbst als machtlos und in ihren Verhaltenskonsequenzen als von mächtigen anderen abhängig
  3. C-Skala: Erfassung der Externalität (C / chance), Personen mit hohem C-Wert weisen eine fatalistische Grundhaltung auf und glauben, dass das Eintreten einer bestimmten Verhaltenskonsequenz weitgehend vom Schicksal, Glück, Zufall oder Pech abhängig ist
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80
Q

Antezedente Bedingungen der internalen vs. externalen Kontrollüberzeugung: stark kontrollierendes vs. unterstützendes Erziehungsverhalten (Rotter)

A

Ob ein Individuum eine internale oder externale Kontrollüberzeugung entwickelt, hängt von seinen Erfahrungen und seiner Lerngeschichte ab
Zw. stark kontrollierender Erziehungsstil der Eltern und einer hohen externalen Kontrollüberzeugung besteht ein positiver Zusammenhang
Elterliches Erziehungsverhalten, geprägt durch positive emotionale Zuwendung, Unterstützung und Bestätigung mit Handlungsspielraum ist positiv mit einer internalen und negativ mit einer externen Kontrollüberzeugung korreliert
Mitglieder einer höheren sozialen Schicht verfügen über günstigere Gelegenheiten als Angehörige einer niedriger Schichten, wahrgenommene eigene Kontrolle in sozialen Situationen zu erleben

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81
Q

Verhaltenskorrelate der internalen/externalen Kontrollüberzeugung in den Bereichen (Rotter)

A
  1. anderer Persönlichkeitsmerkmale: Personen mit einer externalen Kontrollüberzeugung neigen dazu, ängstlicher, aggressiver, dogmantischer, misstrauischer, unsicherer, weniger leistungsorientiert und dafür eher misserfolgsvermeidend zu sein
  2. der Informationsverarbeitung: internale Personen scheinen eine effektivere Informationsverarbeitung und Problemlösefähigkeit zu haben; z.B. VPs sollten Text lesen und auf Rechtschreibefehler achten, anschließend wurden sie nach Anzahl und Art der Rechtschreibfehler (=intentionales Lernen) sowie nach bestimmten Inhalten des Textes (=inzidentelles Lernen) befragt
  3. bei gesundheitsbezogenem Verhalten: bei chronischen Erkrankungen wie HIV-Infektionen scheint eine starke internale Kontrollüberzeugung mit höher Lebensqualität verbunden zu sein
  4. der Psychopathologie: negativer Zusammenhang zw. internaler Kontrollüberzeugung und Depression, positiver Zusammenhang zw. externaler Kontrollüberzeugung und dem Schweregrad der Depression
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82
Q

Vier Teilprozesse des Lernens am Modell (Bandura)

A

(Lernen durch Beobachten von Modellen sieht Bandura als die wesentliche Quelle erworbener Verhaltensmuster)
Prozess der Aufmerksamkeit für ein Geschehen: beeinflusst durch Merkmale des Geschehens (Bedeutsamkeit, Komplexität, Zugänglichkeit, Instrumentalität) und Merkmale des Beobachters (kognitive Fähigkeiten, Wahrnehmungspräferenzen, Aktivierungsniveau)
Prozess der Speicherung eines beobachteten Geschehens: beeinflusst durch die Art uns Weise, wie Informationen gespeichert werden, wie häufig sie abgerufen werden und die kognitiven Fähigkeiten des Beobachters
Prozess der Produktion des beobachteten Verhaltens: beeinflusst durch mentale Repräsentationen des Verhaltensablaufs, durch Korrekturen des produzierten Verhaltens infolge von Feedback, durch die relevanten physisch-motorischen Fertigkeiten und Fähigkeiten des Beobachters
Prozess der Motivation: beeinflusst durch äußre Anreize oder Verstärker, stellvertretende Verstärkung (d.h. beobachtete Konsequenzen für das Modell), Selbstverstärkung und Merkmale des Beobachters (Verstärker Präferenzen, persönliche Standards);

Bandura unterscheidet Teilprozesse in 1-3 Verhaltenserwerb (Akquisition; Erlernen und Üben von Verhalten) und Teilprozess 4 in die Verhaltensumsetzung (Performanz) gesteuert eben durch die Motivation. D.h. eine Person kann ein Verhaltensmuster durch Beobachtung lernen, ohne es je in die Tat umzusetzen, wenn die Motivation dazu fehlt.


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83
Q

Die BoBo-Doll-Studien (Bandura)

A

verdeutlichten den entscheidenen Stellenwert der Motivation (unterschiedliche experimentelle Bedingungen: Modell wurde für sein aggressives Verhalten gegenüber der lebensgroßen Puppe (Bobo-Doll) entweder belohnt oder bestraft, in der Kontrollgruppe blieb das Verhalten ohne Konsequenzen
. Kinder ahmten das Verhalten spontan in geringem Maße nach, wenn das Modell für das Verhalten bestraft wurde im Vergleich zu der Bedingung in der es belohnt wurde
. Wurde den Kindern ein Anreiz für die Reproduktion des gezeigten Verhaltens geboten, konnten sie das Verhalten unabhängig von der experimentellen Bedingung reproduzieren, d.h. sie hatten es unabhängig von den beobachteten Konsequenzen gelernt
. Die Verstärkungsbedingung bekommt eine entscheidende Bedeutung, wenn das Gelernte in die Tat umgesetzt werden soll

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84
Q

Bedeutung von Selbstwirksamkeits- und Ergebniserwartungen bei der Verhaltensregulation (Bandura)

A

Drei Merkmale der Person nehmen im Prozess der Verhaltensproduktion und Verhaltensregulation eine Schlüsselrolle (ihre Erwartungen, ihr Verhaltenspotential, ihre Verhaltensstandards) ein. Bandura hat sich insbesondere mit den kognitiven Variablen, den Erwartungen beschäftigt, und unterscheidet zwei Arten.

Selbstwirksamkeitserwartung / self-efficacy (Erwartung ein bestimmtes Verhalten auch ausüben zu können)

  1. Niveau (Schwierigkeitsniveau des auszuführenden Verhaltens)
  2. Stärke (Außmaß an subjektiver Gewissheit, mit der eine erfolgreiche Verhaltensausübung erwartet wird)
  3. Generalisierung (Spezifität des Verhaltens, d.h. Enge oder Breite des Verhaltensbereiches, auf den sich die Erwartung bezieht

Ergebniserwartungen (Erwartungen mit welchen Konsequenzen ein bestimmtes Verhalten verbunden ist) 1. Körperlich-physische Folgen (Ausmaß an erlebtem Wohl- oder Unbehagen)

  1. Soziale Folgen (Ausmaß an Zustimmung durch andere und die Instrumentalität eines Verhaltensergebnisses im sozialen Kontext)
  2. Selbstbewertung (Ausmaß in dem die persönlichen Verhaltensstandards erreicht werden)

Selbstwirksamkeit hat nach Bandura eine zentrale Rolle in der Verhaltensregulation, das sie auf alle anderen Faktoren im Prozess der Verhaltensproduktion und Verhaltens-regulation Einfluss nimmt (Wahl der Aktivität, Intensität der Verfolgung, Anspruch an Leistungsfähigkeit, Erwerb von Wissen, Erfolg des Umsetzen der Kompetenzen; Selbstzweifel (mangelnde Erwartung von Selbstwirksamkeit) verhindern die Entfaltung vorhandener Fähigkeiten)&raquo_space; Leistungen hängen, neben den Fähigkeiten, entscheidend von der Erwartung der Person ab, diese Fähigkeiten erfolgreich umsetzen zu können&raquo_space; Selbstwirksamkeit trägt zudem zu Motivation und Leistung bei.

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85
Q

Erfassung von Selbstwirksamkeit (Bandura)

A

Erfassung der Erwartung, ob und mit welcher Gewissheit ein bestimmtes Verhalten ausgeführt/realisiert werden kann. Erfassung über Fragebogen.

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86
Q

Situationsspezifische vs. generalisierte Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura)

A

Bandura bezieht Selbstwirksamkeit auf einen mehr oder weniger begrenzten Verhaltensbereich.
Andere Autoren gehen davon aus, solche Erwartungen über unterschiedliche Inhaltsbereiche hinweg generalisieren und die Form einer allgemeinen Kompetenzerwartung annehmen können&raquo_space; Person erwartet generell mit z.B. schwierigen Situationen umgehen zu können.
Skala zur Erfassung der allgemeinen Erwartung von Selbstwirksamkeit von Jerusalem und Schwarzer (1999)

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87
Q

Vier Quellen der Selbstwirksamkeit (Bandura)

A

Zum Aufbau von Selbstwirksamkeit können vier unterschiedliche Quellen beitragen

  1. Eigene positive Erfahrungen /mastery experiences: wirksamste Quelle sind „mastery experiences“, d.h. Erfahrung einer Person, dass sie das in Frage stehende Verhalten erfolgreich ausgeführt hat, wichtig ist, dass der Erfolg der eigenen Person zugeschrieben wird und nicht anderen Faktoren wie Zufall oder Hilfe von anderen
  2. Lernen am Modell / Beobachtung von erfolgreich agierenden Modellen: insbesondere Personen, die der eigenen Person ähnlich wahrgenommen werden; hilfreich ist, wenn Modelle zugleich relevantes Wissen über das Verhalten vermitteln
  3. Verbale Überzeugung / Zusicherung durch andere: „das schaffst du schon“; hilfreich ist es, wenn andere nicht nur gut zureden, sondern auch Gelegenheiten schaffen, das Verhalten ausüben zu können
  4. eigene körperliche und affektive Reaktionen: als Quelle für die Erwartung für die Erwartung von Selbstwirksamkeit (spürt eine Person, dass sie in kritischen Situationen ruhig bleibt, schreibt sie sich eine höhere Selbstwirksamkeit zu, als wenn sie starkes Herzklopfen verspürt)
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88
Q

Hohe Bedeutung der Selbstwirksamkeit in anderen Bereichen der Psychologie (nach Bandura)

A

. In Klinischer Psychologie und Verhaltenstherapie, hier zählt der Grad an erworbener Selbstwirksamkeit als Indikator für Therapieerfolg
. In der Gesundheitspsychologie bei chronischen Schmerzen oder zur Einhaltung von Diäten
. Im Arbeits- und Berufsleben
. Leistungsverhalten in der Schule und im Sport 


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89
Q

Fünf zentrale menschliche Fähigkeiten (Bandura)

A

Bandura schreibt dem Menschen fünf grundlegende Fähigkeiten zu, die sein Bild des Menschen als aktiv, selbstbestimmt und sich selbstregulierend untermauern:

  1. Die Fähigkeit Wissen symbolisch zu repräsentieren, zum Beispiel in Form von Sprache (symbolizing capability),
  2. Die Fähigkeit Wissen und Fertigkeiten durch Beobachtung von Modellen zu erwerben (vicarious capability),
  3. Die Fähigkeit Verhaltensfolgen zu antizipieren (forethought capability)
  4. Die Fähigkeit zur Selbstregulation (self-regulatory capability)
  5. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion (self-reflective capability).
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90
Q

Triadisch reziproke Verursachung (reziproker Determinismus)
 (Bandura)

A

Prozesse der Verhaltensreproduktion und Verhaltensregulation erfolgen im Kontext der materiellen und sozialen Umwelt einer Person&raquo_space; Umwelt, Person (d.h. ihre biologischen, affektiven und kognitiven Merkmale) und ihr Verhalten stehen in einer gegenseitigen Wechselbeziehung, die Bandura als tiradisch reziproke Verursachung bezeichnet (in der Literatur findet sich teilweise auch „reziproker Determinismus“). Menschen sind zugleich Gestalter und Produkte ihrer sozialen Umwelt.

Bestimmte Effekte aus Verhalten müssen nicht zwangsläufig erfolgen, d.h. Vorgänge sind nicht deterministisch; Zufälle können jederzeit eintreten und dem Geschehen eine andere Richtung geben.

91
Q

Das kognitiv-affektive Persönlichkeitssystem (CAPS = cognitive-affective 
personality system) (Mischel)

A

Merkmale, die in besonderem Maße geeignet sind, das Verhalten einer Person zu beschreiben und zu erklären&raquo_space; fünf Personenvariablen aus den Bereichen der Kognition und des sozialen Lernens und mit Yuichi Shoda zu dem Kognitiv-Affektiven Persönlichkeitssystem (später „Processing System““ zusammengestellt

92
Q

5 Merkmalsbereiche innerhalb des CAPS (Mischel)

A

Merkmalsbereiche beziehen sich vor allem auf Prozesse der Verarbeitung von (sozialen) Informationen und die Generierung von (sozialem) Verhalten
1. Enkodierungen / Persönliche Konstrukte interindividuelle Unterschiede in Konstrukten zur Kategorisierung der eigenen Person, von anderen Personen, Ereignissen und Situationen&raquo_space; entsprechen dem Konzept der persönlichen Konstrukte von Kelly
2. Erwartungen/Überzeugungen interindivdiuelle Unterschiede in den bekannten Erwartungstypen, Selbstwirksamkeit, Kontrollüberzeugungen, Ergebniserwartungen (Kontrollüberzeugungen, Optimismus)
3. Affekte interindividuelle Unterschiede in aktuell und habituell erlebten Emotionen einschließlich physiologischer Reaktionen
4. Ziele und Werte interindividuelle Unterschiede in den Zielen und Projekten, die eine Person verfolgt und in den Wertmaßstäben, an denen sie ihr Verhalten ausrichtet
5. Kompetenzen und Pläne zur Selbstregulation interindividuelle Unterschiede in dem Verhaltensrepertoire, über das eine Person verfügt und in den Strategien und Plänen für die Handlungsorganisation (z.B. Fähigkeit Informationen zu transformieren, d.h. Situationen und Erfahrungen flexibel zu kategorisieren oder zu konstruieren)
Die Konstruktionskompetenzen sind lt. Mischel Bestandteil der praktischen und der sozialen Intelligenz u. wesentliche Voraussetzung für Selbstregulation und selbstbestimmte Veränderungen
Die individuelle Ausprägung in den fünf Personenmerkmalen ist das Resultat der genetisch-biologischen Ausstattung einer Person als auch ihrer (sozialen) Lerngeschichte; Entwicklungen über die Lebensspanne und aktuelle Einflüsse der Umwelt sorgen für eine ständige Dynamik

93
Q

Verhalten wird nicht durch objektive Merkmale einer Situation, sondern durch die subjektive Konstruktion der Situation bestimmt (Mischel)

A

Enkondierungen (persönliche Konstrukte) haben im CAPS die Schlüsselrolle&raquo_space; an die subjektive Konstruktion einer Situation (und die psychologisch relevanten Merkmale (vgl. Rotter und Kelly: psychologische Situation bzw. die subjektiv konstruierte Situation) binden sich die Affekte, beide rufen Ziele und Erwartungen wach, die wiederum Kompetenzen und Handlungspläne aktivieren

94
Q

Die Theorie der persönlichen Konstrukte (Kelly)

A

Konstrukt = Ordnungsprinzip, eine Dimension, nach der Erfahrungen im Hinblick auf die eigenen Person und die soziale und materielle Umwelt unterschieden und mit Bedeutung versehen werden.
Die Differenzierung erfolgt bevorzugt in Form von bipolaren Konstrukten.
Die Unterscheidungen auf der Grundlage von Konstrukten müssen nicht verbalisiert sein und auch nicht bewusst erfolgen&raquo_space; Konstrukte können auch präverbal und unbewusst oder implizit sein

95
Q

Merkmale von Konstrukten (Kelly)

A
  1. Bipolarität (z.B. wohlgesonnen vs. übelwollend; anregend vs. langweilig)
  2. verbale/bewusste vs. präverbale/implizite Konstrukte
  3. Vorhersage als Funktion von Konstrukten
  4. Permeabilität/Durchlässigkeit vs. Impermeabilität

  5. präemptive, konstellatorische und propositionale Konstrukte
96
Q

Grundpostulat (Kelly)

A

Das Grundpostulat: die Prozesse einer Person – ihr Erleben und Verhalten – (werden) durch die Art und Weise, wie sie Ereignisse antizipiert, psychologisch vermittelt und geprägt (Rammsayer & Weber, 2010, S. 111)
Die Antizipation künftiger Ereignisse auf der Grundlage der Konstrukte einer Person entscheidet darüber, was sei fühlt und denkt, wie sie handelt

97
Q

Die 11 Korollarien (Folgesätze, die sich aus einer Prämisse ableiten)
 (Kelly)

A
  1. Konstruktions-Korollarium: Eine Person antizipiert Ereignisse, indem sie ihre Replikation konstruiert
  2. Individualitäts-Korollarium: Personen unterscheiden sich voneinander in ihrer Konstruktion von Ereignissen
  3. Organisations-Korollarium: Zum Zwecke der Antizipation von Ereignissen entwickelt jede Person in charakteristischer Weise ein Konstruktionssystem, das Ordnungsbeziehungen zwischen Konstrukten umfasst
  4. Dichotomie-Korollarium: Das Konstruktionssystem einer Person setzt sich zusammen aus einer begrenzten Anzahl dichotomer Konstrukte
  5. Wahl-Korollarium: Eine Person wählt für sich selbst diejenige Alternative innerhalb eines dichotomen Konstrukts, bei der sie größere Möglichkeiten für eine Ausdehnung und/oder genauere Bestimmung des Konstrukts antizipiert
  6. Bereichs-Korollarium: Ein Konstrukt ist nur für die Vorhersage eines begrenzten Bereichs von Ereignissen konstruiert
  7. Erfahrungs-Korollarium: Das Konstruktsystem einer Person variiert, während sie nach und nach die Replikationen von Ereignissen konstruiert
  8. Modulations-Korollarium: Die Variation im Konstruktsystem einer Person wird begrenz durch die Durchlässigkeit der Konstrukte, innerhalb deren Angemessenheitsbereich die Varianten liegen
  9. Fragmentations-Korollarium: Eine Person kann nacheinander eine Vielzahl von Subsystemen ihres Konstruktionssystems verwenden, die im Hinblick auf die sich aus ihnen ergebenden Schlussfolgerungen unvereinbar miteinander sind
  10. Ähnlichkeits-Korollarium: In dem Ausmaß, in dem eine Person eine Konstruktion von Erfahrungen verwendet, werden ihre psychologischen Prozesse denen der anderen Person ähnlich sein
  11. Sozialitäts-Korollarium: In dem Ausmaß, in dem eine Person die Kosntruktionsprozesse einer anderen Person konstruiert, kann sie eine Rolle in einem sozialen Prozess spielen, der die andere Person mit einbezieht
98
Q

Die zwei wichtigsten Korollarien (Kelly)

A

Aus Sicht der Persönlichkeitspsychologie ist das Individualitäts-Korollarium besonders wichtig&raquo_space; Die Persönlichkeit und Einzigartigkeit eines Menschen resultiert aus seinem Konstruktsystem, seiner spezifischen Art und Weise, Erfahrungen zu strukturieren und ihnen Bedeutung zu verleihen.
Wie es dennoch zu sozialen Interaktionen kommen kann, besagt das ebenfalls wichtige Sozialitäts-Korellarium&raquo_space; es kommt nur dann ein Austausch zustande, wenn eine Person sich bemüht, die Konstruktionen ihrer Interaktionspartner zu konstruieren

99
Q

Vorhersage als Funktion von Konstrukten (Kelly)

A

Persönlichkeit ist das einzigartige Konstruktsystem eines Menschen. Konstrukte entstehen aus wiederholten Erfahrungen ; sie bilden jene Elemente ab, die eine Person bei der Wiederholung von Ereignissen als invariant konstruiert&raquo_space; Konstrukte dienen vor allem dazu zukünftige Erfahrungen vorherzusagen und damit (kognitive) Kontrolle über die Zukunft zu erlangen. Das sieht Kelly als die zentrale menschliche Motivation.

100
Q

Erfolgskriterium für Konstruktionen ist deren Effektivität (bei der Vorhersage) (Kelly)

A

Die Güte eine Konstruktsystems wird daran sichtbar, wie gut es in der Lage ist, Erfahrungen Bedeutung zu verleihen und sie vorherzusagen, es geht nicht um das Kriterium der Validität (richtig oder falsch) sondern um das Kriterium der Effektivität, d.h. ob ein Konstrukt Erfahrungen so abbildet, dass eine Person damit zurecht kommt und ihr psychisches und soziales Wohlbefinden nicht beeinträchtigt ist

101
Q

Permeabilität/Durchlässigkeit vs. Impermeabilität von Konstrukten (Kelly)

A

Im Idealfall werden Konstrukte modifiziert, wenn sie Erfahrungen nicht angemessen abbilden können. Konstrukte (bzw. Personen) unterscheiden sich in dem Ausmaß, in dem sie Änderungen zulassen.
Permeable / durchlässige Konstrukte: bei neuen Erfahrungen wird der Konstruktbereich entsprechend erweitert und differenziert&raquo_space; Konstruktsystem ist integrativ und flexibel
Impermeable Konstrukte: neue Elemente werden nicht zugelassen, das hat zur Folge, dass ständig neue Konstrukte gebildet werden müssen, die evtl. unverbunden nebeneinander existieren

102
Q

Präemptive, konstellatorische und präpositionale Konstrukte (Kelly)

A

Wie differenziert werden einzelne Elemente konstruiert?
. Präemptive Konstrukte: ein Element wird nur durch ein einziges Konstrukt abgebildet; eher ungünstig, da das die Möglichkeit positiver Erfahrungen und Zugewinn von Wissen verhindert)
. Konstellatorische Konstrukte: Annahme von festen Beziehungen zwischen Konstrukten, wie z.B. bei Stereotypen, d.h. wenn ein Merkmal ist gegeben, auch andere vorhanden sind
. Propositionale Konstrukte: differnzierte und angemessene Konstruktion, ein Element wir d nur so eingeordnet, wie es aufgrund entsprechender Erfahrung möglich ist, es werden keine darüber hinausgehenden Zuordnungen vorgenommen

103
Q

Konstruktiver Alternativismus / constructive alternativism

A

Erfahrungen/die Welt/andere Personen/die eigene Person lassen sich prinzipiell auch anders konstruieren 
» Erfahrungen können grundsätzlich auch anders konstruiert werden
Kelly vertritt die wissenschafts-theoretische Position des Konstruktivismus, d.h. der Zugang zur Realität erfolgt nur über ihre Konstruktion, die Realität stellt sich also nicht als solche dar
Eine Person ist prinzipiell frei ihre Erfahrungen unterschiedlich zu konstruieren – zumindest in den Grenzen, in denen alternative Konstruktionen im Hinblick auf das Kriterium der Effektivität tauglich sind. Das Prinzip des constructive alternativism ist im Alltagsdenken weitestgehend fremd, dort unterstellen Personen, dass Dinge faktisch und unverrückbar sind und schließen Alternativen aus. Das führt laut Kelly oft zu sinnlosen Auseinandersetzungen, welche Sicht die richtige sei

104
Q

Erfassung und Veränderung von persönlichen Konstrukten (Kelly)

A

Der Zugang zu einer Person (in alltäglichen Interaktionen, Diagnostik, Intervention) kann nur über ihre persönlichen Konstrukte erfolgen, d.h. ihre Kenntnis darüber, wie die Person sich selbst, andere und ihre Umwelt konstruiert
Drei Möglichkeiten zur Erfassung persönlicher Konstrukte:
1. Gespräch: offenes und freies Gespräch
2. Selbstcharakterisierung in der dritten Person (Charakterskizze): Person wird aufgefordert sich selbst aus der Sicht eines mit ihr vertrauten und ihr wohl gesonnenen Freundes zu beschreiben, dem die Aufgabe zufällt eine Charakterstudie der Person anzufertigen, wie sie für die Hauptfigur eines Theaterstück geschrieben werden könnte
3. Role Construct Repertory Test (REP-Test)/ Grid-Test

105
Q

Role Construct Repertory (REP)-Test / Grid-Test (Kelly)

A

Für die diagnostische Praxis brauchbar.
Vorgehen beim REP-Test 

a) 18 Rollen-Titel werden vorgegeben, welche die Testperson mit konkreten Personen aus ihrer sozialen Umwelt ausfüllt
b) Zeilenweise werden jeweils drei Personen aus der Liste markiert, insgesamt werden 32 solcher Personentrippel vorgegeben; Testperson sollen angeben, in welcher Hinsicht sich zwei oder drei Personen ähnlich sind (Ähnlichkeitspol eines bipolaren Konstrukts wird damit benannt) und in welcher Hinsicht sich die dritte Person davon unterscheidet (Kontrastpol)
c) Alle Personen werden nach allen Konstrukten eingeordnet, dass eine vollständige Personen x Konstrukt Matrix entsteht
Ersichtlich werden aus der Bearbeitung des REP-Tests, welche Konstrukte die Testpersonen zur Beschreibung anderer nutzen und wie viele unterschiedlich Konstrukte sie heranziehen, d.h. wie differenziert ihr Konstruktsystem ist und (wenn alle genannten Personen) nach Konstrukten eingeordnet werden, kann untersucht werden, welche Ähnlichkeiten sich zw. den Personen aufgrund der Konstrukte ergeben.
Der REP-Test sich kann auch auf andere Elemente beziehen, z.B. auf Situationen oder Ereignissen

106
Q

Qualitative und quantitative Auswertung des REP-Tests 
(Kelly)

A

Die Auswertung kann qualitativ sowie quantitativ erfolgen. Für die quantitative Auswertung werden Faktoren- oder Clusteranalysen genutzt für die es entsprechende Auswertungsprogramme gibt. Die grafischen Ergebnisdarstellungen, machen leicht ersichtlich, welche Elemente im Hinblick auf welche Konstrukte als ähnlich wahrgenommen werden.

107
Q

Personenzentriertes, idiographisches Vorgehen (Kelly)

A

Der ideographische Charakter ist für alle diagnostischen Zugänge, die Kelly vorgeschlagen hat kennzeichnend. D.h. sie sind offen für die individuellen Konstrukte der einzelnen Person, die es zu erkunden gilt.
In Forschungskontexten können auf Grundlage der ideographischen Erfassung Vergleiche gezogen und Gemeinsamkeiten sowie unterschiede in den Konstruktsystemen herausgearbeitet werden.

Im Unterschied zu der idiographischen Erfassung geben nomothetische Verfahren Dimensionen vor, von denen angenommen wird, dass sie für viele, wenn nicht alle, Testpersonen relevant sind. Bei einer nomothetischen Variante des REP-Tests würden die Konstrukte vorgegeben und die Testpersonen würden wie bei der idiographischen Version die zu beurteilenden Personen nach diesen Dimensionen einschätzen. Allerdings erfasst man so nicht, ob die vorgegebenen Dimensionen auch den Konstrukten entsprechen, die die Person selber spontan anwenden würde.

108
Q

Idiographisch vs. nomothetisch 


A

Die Begriffe wurden 1894 von dem Philosophieprofessor Wilhelm Windelband in einer Rede über „Wahrnehmung zugängliche Wirklichkeit zu erkennen“ als zwei Wege zu dieser Erkenntnis beschrieben.
Nomothetisch = Suche nach allgemeinen Gesetzen
Idiographisch = Untersuchung des spezifischen, historischen Ereignisses

1911 wurden die Begriffe von William Stern in die psychologische Forschung übertragen, als er die Differentielle Psychologie als eigenständige psychologische Disziplin konzipierte und dabei vier Teilgebiete unterschied: zwei nomothetische und zwei idiographische.
Nomothetisch – Suche nach allgemeinen Aussagen bei Gruppen von Personen
1. Variationsforschung = Verteilung eines Merkmals in einer Gruppe
2. Kovariationsforschung = Zusammenhang zw. Merkmalen

Idiographisch – Erfassung der Individualität, nicht aus allgemeinen Gesetzmäßigkeiten ableitbar, von Personen ausgehend

  1. Psychografie = umfassende Beschreibung der an einer Person feststellbare Merkmalsfülle und Identifikation übergeordneter Prinzipien
  2. Komparationsforschung = systematischer Vergleich zw. mehreren Psychogrammen

In der Psychologie ist die nomothetische Forschung der methodologische Standard. Akzeptiert sind auch Ansätze, die beide Methoden kombinieren, indem auf eine idiographische Erfassung von relevanten Merkmalen die nomothetische, d.h. gruppenbezogene Analyse der Daten folgt.

109
Q

Fixierte Rollentherapie (Kelly)

A

Kelly selbst sieht den Schwerpunkt der Anwendbarkeit seiner Theorie in der Klinischen Psychologie und der Psychotherapie.
Kelly geht davon aus, das negative Gefühle wie Angst oder Feindseligkeit sowie psychische Störungen entstehen, wenn ein Konstruktsystem Erfahrungen nicht angemessen abbilden kann (es werden nicht passende Konstrukte beibehalten oder es liegen für Erfahrungen keine Konstrukte vor und können demnach Ereignisse nicht vorhersagen oder verleihen ihnen keine Bedeutung). In der Therapie ändern die Klienten ihr Konstruktsystem, dass sie Erfahrungen auf eine für sie mit weniger Leiden verbundene Art und Weise abbilden können und sie sind nach Kelly frei, vergangene Erfahrungen so zu konstruieren, dass sie damit weniger unglücklich werden.
Über fixierte Rollen „geht“ der Klient in ein verändertes Konstruktsystem. Für einen begrenzten Zeitraum spielen Klienten die Rolle einer anderen Person, nach einer Rollenbeschreibung vom Therapeuten (abweichend vom Klienten, aber nicht das komplette Gegenteil – das würde die Bildung von neuen Konstrukten verhindern).
Ziel ist es, dass die Klienten im Schutz der Rolle neue Erfahrungen machen, die zu einem veränderten und effektiveren Konstruktsystem führen. Der Prozess ermuntert den Klienten zum experimentieren und befähigt ihn bisherige Konstrukte nicht als gegeben, sondern als veränderbar wahrzunehmen (Experimentierkreis)
Kelly sieht den Menschen somit als Wissenschaftler, der auf Grundlage seiner Theorien Vorhersagen trifft, prüft, ob sie bestätigt werden, und sie ändert oder aufgibt, wenn sie nicht bestätigt werden.

110
Q

Stellenwert der subjektiven Konstruktionen (Kelly)

A

CAPS-Theorie (Mischel): Schlüsselrolle der Enkodierungen, d.h. den persönlichen Konstrukten; subjektive Konstruktion einer Situation und ihre psychologisch relevanten Merkmale, die Affekte, Ziele und Erwartungen auslöst und Kompetenzen und Handlungspläne aktiviert
Selbstschema-Forschung (Hazel Markus): Selbstschema = kognitive Generalisierung des eigenen Verhaltens im Hinblick auf einen bestimmten Inhaltsbereich&raquo_space; d.h. können als persönliche Konstrukte verstanden werden, die sich auf der Grundlage vergangener Erfahrungen bilden, die auf die eigene Person bezogene Erfahrungen organisieren und strukturieren (Kelly hat den Begriff Selbstkonzept in dem Sinne nicht verwendet)
Seymour Epsteins Selbstkonzept-Theorie: teilt mit Kelly das Bild des Menschen als Wissenschaftler, der Hypothesen erstellt, überprüft und je nach Ergebnis Konzepte revidiert; effektive Lebensbewältigung ist ohne eine Form von in Theorien oder Konstruktsystemen organisierte und strukturierte Abbildung von Erfahrung nicht möglich


111
Q

Stellenwert des konstruktiven Alternativismus (Kelly)

A

Findet sich in der sozial-kognitiven Lerntheorie wieder&raquo_space; Bildung alternativer Konstruktionen als wesentliche Voraussetzung für effektive Selbstregulation und bietet Personen Wahlmöglichkeiten und Freiheit.
Fähigkeit zu alternativen Konstruktionen (kognitiver Umstrukturierung) gilt als zentrale Voraussetzung für Selbst- und Emotionsregulation (Beispiel: Belohnungsaufschub / delay of gratification; Mischel’s Marschmallow Test (umkonstroieren als ungenießbares Objekt, um auf die größere Belohnung warten zu können) 


112
Q

Stellenwert der personzentrierten Erfassung (Kelly)

A

Einfluss auf die Position Mischels zur personzentrierten Erfassung der Persönlichkeit verbunden mit einem interaktionistischen Zugang, d.h. Berücksichtigung der Situation als ein verhaltensdeterminierender Faktor neben den individuellen Verhaltenstendenzen einer Person.
Einfluss auf die personzentrierte Erfassung bei der Erfassung persönlicher Ziele und persönlicher Projekte. Idiographische Vorgehensweise, indem VPs ihre persönlichen Ziele selbst benennen und erst in einem weiteren Schritt werden diese Ziele nach allgemeinen Merkmalen eingeschätzt. (siehe Brian Little, 2007)


113
Q

Zentrale struktur- und prozessbezogene Konstrukte des Ansatzes von Rogers

A

Vorgehen in und Grundideen der klientenzentrierten Psychotherapie:
1. Phänomenologische Orientierung/ Grundeinstellung: es geht um die subjektive Welt- u. Problemsicht des Klienten, er kennt die entscheidenden Probleme und welche Veränderungen die Therapie bewirken soll
2. Verhalten des Therapeuten: unbedingte positive Wertschätzung, empathisches Verstehen, Spiegeln von Spannungen und inkongruenten Gefühlen
3. Ziele: Förderung der Selbstexploration, Inkongruenzen zwischen Selbst und Erfahrung erkennen, Selbstkonzept neu organisieren&raquo_space; Erfahrungen in Übereinstimmung mit der angeborenen organismischen Bewertung zulassen&raquo_space; Entwicklung zu einer voll funktionierenden Persönlichkeit
Später Erweiterung zu allumfassender personenzentrierter Sichtweise – generelle Lebensweise / Philosophie, für alle Alltagsbereiche mit Wachstum als Entwicklungsziel eines Individuums, einer Gruppe oder größeren Gemeinschaft

114
Q

Das Erfahrungsfeld als Gegenstand der Persönlichkeitspsychologie (Rogers)

A

Erfahrungsfeld / phänomenologisches Feld: Art und Weise, wie ein Individuum seine Umwelt wahrnimmt und erlebt; bewusste Erfahrungen aus der Außenwelt + Prozesse innerhalb des Körpers (erlebte Zustände, momentane Befindlichkeiten (Hunger u.ä.); ! nicht: physiologische Prozesse, die dem bewussten Erleben nicht zugänglich sind (Stoffwechselvorgänge u.ä.)!!;
Erfahrungsfeld = subjektives inneres Bezugssystem einer Person und damit den bestmöglichen Ausgangspunkt zum Verständnis eines jeden Individuums

115
Q

Aktualisierungstendenz und organismische Bewertung (Rogers)

A

Zentrales Postulat von Rogers’ Persönlichkeitstheorie
Aktualisierungstendenz: dynamisches Prinzip; lebenswichtige Bedürfnisse befriedigen (Bedürfnis- und Spannungsreduktion), aber auch neue Situationen aufsuchen (Spannungssteigerung), um Wachstumspotenzial realisieren und mit Hilfe des organismischem Bewertungsprozess (Bewertung aller Erfahrungen hinsichtlich ihrer positiven oder negativen Auswirkungen auf den Organismus)
Selbstaktualisierungstendenz: Aktualisierungstendenz bei Erfahrungen im Zusammenhang mit dem eigenen Selbstkonzept; organismische Bewertung bewirkt: Aufrechterhaltung und Entwicklung des Selbstkonzepts durch Streben nach positiven Selbsterfahrungen

116
Q

Belohnungssysteme (Rogers)

A

Angeborene Belohnungssysteme: (Selbst-)Aktualisierungstendenz und organismische Bewertung sind zwei Komponenten eines angeborenen Belohnungssystems, für die Steuerung des Verhaltens und Erlebens des Menschen seiner Entwicklung und seiner individuellen Bedarfe entsprechend

Aus Lernprozessen bilden sich zwei weitere Belohnungssysteme: „positive Selbsterfahrungen im Zusammenhang mit der Befriedigung des Bedürfnisses nach positiver Wertschätzung durch andere“ und „positive Selbsterfahrungen im Zusammenhang mit der Befriedigung des Bedürfnisses nach positiver Selbstachtung“

117
Q

Erworbenes Bedürfnis nach positiver Wertschätzung durch andere (Rogers)

A

Zunehmende Entwicklung des Selbstkonzept bedingt das Bedürfnis nach positiver Wertschätzung, d.h. positive Annahme, Lob durch einem nahe stehende Menschen. Das Bedürfnis wird im Laufe der Entwicklung erworben, ist gleichzeitig auch ein universelles Bedürfnis und bei allen Menschen in unterschiedlicher Ausprägung anzutreffen. Das Bedürfnis entwickelt sich durch die immer wiederkehrende Erfahrung, dass man mittels seines eigenen Verhaltens bei anderen Menschen positive Gefühle und damit positive Reaktionen auslösen kann

118
Q

Konflikte zwischen Selbstaktualisierungstendenz und Bedürfnis nach positiver Wertschätzung durch andere (Rogers)

A

Anderen gefallen/es anderen recht mache wollen, Emotionen unterdrücken, überangepasstes Verhalten, um positive Wertschätzung zu erhalten, bedeutet einen Konflikt in den Belohnungssystemen. Das angeborene Belohnungssystem (Selbstaktualisierungstendenz mit der organismischen Bewertung) gerät in Konflikt mit dem Bedürfnis nach positiver Wertschätzung mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen

119
Q

Entwicklung des Selbstkonzepts durch drei Belohnungssysteme (Rogers)

A
  1. angeborene organismische Bewertung – weitgehend biologisch determiniert
  2. erworbenes Bedürfnis nach positiver Wertschätzung – durch Lernerfahrung erworben
  3. erworbenes Bedürfnis nach Selbstachtung 
- durch Lernerfahrung erworben
120
Q

Voll funktionierende und gestörte Person (Rogers)

A

Voll funktionierende Person: Individuum mit weit gehender Übereinstimmung der drei Belohnungssysteme (der angeborenen organismischen Bewertung sowie den Bewertungsmaßstäben der erworbenen); Wachstumspotential kann ausgeschöpft werden, Selbsterfahrungen werden angemessen symbolisiert
Fehlangepasste Person: Diskrepanz zw. der organismischen Bewertung und dem von außen übernommenen Wertesystem&raquo_space; Inkongruenz von Selbst und Erfahrung&raquo_space; psychische Fehlanpassungen mit erhöhter Anfälligkeit von Angst und Bedrohung.

121
Q

Bedeutung von bedingter und unbedingter positiver Wertschätzung für die 
Persönlichkeitsentwicklung 
(Rogers)

A

Erfährt ein Kind nur bedingte positive Wertschätzung von seinen Eltern, erlernt es, dass es nur akzeptiert und geliebt wird, wenn es das gewünschte oder geforderte Verhalten zeigt&raquo_space; eigene organismische Bewertung wird verleugnet und durch die Bewertung einer anderen Person ersetzt wird&raquo_space; Inkongruenz zw. Selbst und Erfahrung&raquo_space; kann Ursache für gestörte Persönlichkeitsentwicklung sein

122
Q

Verleugnung und Verzerrung von Erfahrungen als Abwehrhaltungen bei Inkongruenzen zwischen Selbst und Erfahrung 
(Rogers)

A

Abwehrhaltungen = wg. Inkongruenz zw. Selbst und Erfahrung werden bestimmte Erfahrungen als unangemessen symbolisiert bzw. kognitiv repräsentiert; ähnlich wie bei Freud wird dadurch bestimmten Erfahrungen der Zugang zum Bewusstsein versagt oder sie werden dermaßen verzerrt, dass die Diskrepanz zw. einer Erfahrung und der Selbststruktur möglichst gering bleibt&raquo_space; mit Abwehrhaltungen versucht eine Person ihr Selbstkonzept trotz diskrepanter Erfahrungen aufrechtzuhalten

Verneinung der Bewusstheit einer Erfahrung kann erreicht werden, durch Augen schließen oder wegschauen bei unangenehmen oder bedrohlichen Erfahrungen, ebenso kann Emotionen der Zugang zum Bewusstsein verwehrt werden

Verzerrung der Bewusstheit einer Erfahrung ist ein Prozess, bei dem eine Erfahrung lediglich in einer verzerrten Form bewusst erlebt wird, das eine möglichst weitgehende Übereinstimmung zw. Erfahrung und Selbststruktur sicher gestellt wird

123
Q

Real-Selbst vs. Idealselbst 


A

Selbst = Anteil des Erfahrungsfeldes eines Individuums, der die eigene Person (ich, mich, selbst) betreffend erlebt wird; ein überdauerndes Muster von Wahrnehmungen, charakterisiert durch eine innere Struktur; Selbst ist veränderbar und behält bei Veränderungen seine organisiere Qualität&raquo_space; Selbst wird als Struktur der Persönlichkeit betrachtet
Real-Selbst: Selbstkonzept der betreffenden Person, dass sie als ihr tatsächliches Selbst (zu einem bestimmten Zeitpunkt) erlebt
Ideal-Selbst: Selbstkonzept, dass die Person am liebsten besitzen würde
Gestörte oder fehlangepasste Personen sind durch größere Diskrepanz zw. Real- und Ideal-Selbst gekennzeichnet; Erfassung z.B. mit der Q-Sort-Technik

124
Q

Erfassung von Real- und Idealselbst sowie deren Diskrepanz mit Hilfe der Q-Sort-Technik 
(Rogers)

A

Systematische Erhebung von Selbstbeschreibungen von Individuuen (Erfassung von Kongruenz von Real- und Ideal-Selbst: Real-Selbst= wie sieht sich die Person derzeit; Ideal-Selbst: wie wäre sie, um sich 100% wohlzufühlen» Überprüfung anhand von Korrelationskoeffizienten > hohe positive Korrelation = Selbstkonzept und Ideal-Selbst stimmt weitgehend mit einander über)
I. Person erhält Stapel von Karten mit jeweils einer Aussage über ein Persönlichkeitsmerkmal
II. Person sortiert die Karten im Hinblick auf das Zutreffen der Aussagen auf die eigene Person
III. Sortierung soll annähernd einer Normalverteilung entsprechen (zur Erleichterung der statistischen Analyse, d.h. in den Extrem-Kategorien kann nur eine Karte zugeordnet werden, der mittleren Kategorie die meisten Karten

125
Q

Grundannahmen von Maslow

A

. positives Menschbild und jedes Individuum hat ein positives Wachstumspotenzial
. psychische Störungen und Fehlentwicklungen der Persönlichkeit, die Wachstumspotential hemmen, haben ihre Ursache in Enttäuschungen und Einschränkungen einer häufig menschenfeindlichen Gesellschaft
. !Struktur der menschlichen Motivation (Bedürfnishierarchie)!
. !Selbstverwirklichung des Individuums!

Maslow’s Theorie der Persönlichkeit hat ihren Ausgangspunkt nicht in pathologischen Aspekten menschlichen Verhaltens (wie bei Freud, Adler, Bandura, Kelly und z. Teil Rogers), sondern a priori die
Persönlichkeitsentwicklung des gesunden Menschen als zentrales Thema

126
Q

Maslows Motivationstheorie der Persönlichkeit

A

Unterscheidung zw. physiologischen (Überleben) und psychologischen (Realisierung des Wachstumspotentials und Erreichung der Selbstverwirklichung) Bedürfnissen des Individuums
Bedürfnishierarchie:

Selbstverwirklichung 
Achtung 
Zugehörigkeit und Liebe
Sicherheit
Physiologische Bedürfnisse
127
Q

Annahmen zur Bedürfnishierarchie (Maslow)

A
  1. Alle Bedürfnisse innerhalb der Bedürfnishierarchie sind angeboren
  2. Je höher ein Bedürfnis in der Hierarchie angesiedelt ist, desto schwächer ist seine instinkthafte Natur und desto später wird es im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung wirksam
  3. Ein Bedürfnis au feiner höheren Stufe kann sich erst dann entwickeln, wenn die Bedürfnisse auf darunter liegenden Stufen bereits befriedigt wurden
  4. Je höher ein Bedürfnis, desto weniger wichtig ist es für das bloße Überleben und desto eher kann seine Befriedung zurückgestellt werden
    Jüngere Menschen, die noch keine eigene Identität bzw. Autonomie entwickelt haben und sich noch privat und beruflich etablieren können die Selbstverwirklichung noch nicht erreichen (ab ca. 5ter Lebensdekade)
128
Q

15 Kriterien der Selbstverwirklichung (Maslow)

A

(charakteristische Merkmale für sich selbstverwirklichende Individuen)

  1. Genaue und umfassende Wahrnehmung der Realität
  2. Hohe Akzeptanz der eigenen Person, anderer Menschen und der Natur im Allgemeinen
  3. Natürlichkeit, Spontanität und Einfachheit
  4. Problemorientierte anstatt ichzentrierte Einstellung
  5. Fähigkeit, sich von anderen zu lösen, und ein Bedürfnis nach Privatheit
  6. Unabhängigkeit von der jeweiligen sozialen Umwelt
  7. Unverbrauchte Wertschätzung
  8. Mystische oder Grenzerfahrungen
  9. Gemeinschaftsgefühl
  10. Enge, tiefe persönliche Beziehungen zu wenigen ausgewählten Menschen
  11. Akzeptanz demokratischer Werte
  12. Starkes ethisches Bewusstsein
  13. Philosophischer Humor
  14. Kreativität
  15. Resistenz gegenüber kulturellem Konformitätsdruck
129
Q

Mangelbedürfnisse (homöostatisch) vs. Wachstumsbedürfnisse (heterostatisch) (Maslow)

A

Mangelbedürfnisse folgen dem Prinzip der Homöostase und zielen darauf ab, einen Mangelzustand zu beseitigen

Wachstumsbedürfnisse (z.B. höhere Bedürfnisse, insbesondere das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung) folgen dem Prinzip der Heterostase. Ein dynamisches Prinzip der sogenannten gleitenden Sollwertveränderung, d.h. die Motivation besteht nicht nur bis ein bestehendes Defizit ausgeglichen wurde, sondern das Individuum versucht z.B. die Selbstverwirklichung in einem nächsten Schritt zu vervollkommen&raquo_space; permanente Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung der Persönlichkeit bzw. Realisierung des individuellen Wachstumspotentials mit dem Ziel der Selbstvervollkommung&raquo_space; eine absolute Selbstverwirklichung wird nie erreicht werden („sich selbstverwirklichenden“ Individuen)

130
Q

Existenzialistische Persönlichkeitstheorie

A
  • Geringe Bedeutung des Existenzialismus im Rahmen der Persönlichkeitspsychologie
  • Beeinflussung bei Rogers und Maslow
  • Vorläufer des Existenzialismus: Nietzsche., Kierkegaard
  • Existenzialistische Philosophie des 20. Jhd.: Heidegger, auch bedeutend für den Einzug in die Psychologie und Psychartrie; Sarte und Camus; Gegenpol nach dem 2. WW zum Behaviorismus in den USA und dem mechanistischem Menschenbild
  • Existenzialistische Perspektive: Mensch als Person + menschliche Werte > Grundlage für humanistisch orientierte Psychologie
  • Leitmotiv: grundlegende Fragen des menschlichen Daseins und die Bedeutung des Individuums > in der Persönlichkeitstheorie von Rollo May zu finden
131
Q

Zentrale Aspekte der Persönlichkeitstheorie von Rollo May

A

Dasein: Art und Weise, wie eine Person an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Ziet die Welt erlebt und interpretiert
1. Mitwelt: Interaktion mit anderen Menschen
2. Umwelt: physikalische, objektive Welt, wie sie mit naturwissenschaftlichen Methoden erforscht wird
3. Eigenwelt: intrapersonale Welt bzw. Bewusstheit hinsichtlich der eigenen Person
Jede Person lebt gleichzeitig in den drei Welten / Existenzen&raquo_space; Berücksichtigung der drei Welten, um einen Menschen zu verstehen 

Entfremdung bei zu starker Distanzierung von einer der drei Welten, zeigt sich als Gefühl der Verzweiflung, Leere oder Hoffnungslosigkeit

132
Q

Dilemma der menschlichen Existenz (Rollo May)

A

Mensch ist zugleich passives Objekt, als auch aktives Subjekt; beide Aspekte sind wichtig zum Verständnis des Menschen

133
Q

Hauptkritikpunkte 
an humanistischen Theorien

A
  • Vernachlässigung von destruktiven Tendenzen des Menschen > Rogers, Maslow
  • Überbetonung der objektiven Seite > traditionelles lerntheoretisches Menschenbild
  • Humanistische Konzepte sind relativ breit und können nur schwer operationalisiert werden
134
Q

Grundlegende Annahmen bei Deci und Ryan

A

Angeborene Bedürfnisse nach Wachstum, Erweiterung des Wissens, der Erfahrungen(nach der Aristotelischen Sicht des Menschen), Realisierung des Potentials + Synthese und Integration für ein kohärentes Gefühl der eigenen Identität oder des Selbst die von Umweltbedingungen abhängen

135
Q

Streben nach Integration und Kohärenz beinhaltet zwei komplementäre Prozesse, die sich im Fall einer gesunden Entwicklung ergänzen (Deci und Ryan)

A

Streben nach Autonomie: Tendenz zu innerer Organisation (Synthese) und ganzheitlicher Selbstregulation 

Streben nach Homonomie: Tendenz zur Integration der eigenen Person in den sozialen Kontext

136
Q

Abhängigkeit von der Umwelt/ vom Kontext (Deci und Ryan)

A

Integrationstendenz ist an geeignete Umweltbedingungen gebunden, um sich entfalten zu können
Insbesondere soziale Faktoren tragen zu einem breiten Spektrum an unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten bei&raquo_space; Variationen vom Ideal eines aktiven und integrierten Selbst bis zu einem stark fragmentierten, passiven, reaktiven, entfremdeten Selbst
Anliegen der Theorie der Selbstdetermination: Kontextfaktoren zu spezifizieren, die Wachstum und Integration fördern oder blockieren und behindern

137
Q

Psychologische Grundbedürfnisse (Deci und Ryan)

A

Drei angeborene, universelle psychologische Grundbedürfnisse: Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit, deren Befriedigung zu Wachstum und Integration führt
Grundbedürfnisse können in Entwicklungsphasen und über Kulturen hinweg variieren; die Wirkung muss nicht bewusst sein, aber es existiert ein allgegenwärtiges Streben nach ihrer Befriedigung
1. Bedürfnis nach Kompetenz motiviert Personen dazu, Situationen und Gelegenheiten aufzusuchen, in denen sie ihre Fähigkeiten erproben, beweisen und optimieren können; Bedürfnis nach Kompetenz manifestiert sich in einem subjektiv erlebten Gefühl von Vertrauen und Wirksamkeit in die eigene Handlungsfähigkeit; ähnlich wie Selbstwirksamkeit (Bandura) u. Kompetenz von White (1959)
2. Bedürfnis nach Verbundenheit: subjektives Gefühl der Verbundenheit mit anderen / mit anderen in Gemeinschaft zu leben, Interesse und Fürsorge für andere, Erfahrung, selbst Gegenstand von Interesse und Fürsorge von anderen zu sein , Ausdruck der Homonomie

3. Bedürfnis nach Autonomie: subjektive Erfahrung, eigenständig und in Übereinstimmung mit den eigenen Interessen und Wertmaßstäben zu handeln, Autonomie und Abhängigkeit stehen nicht unbedingt im Widerspruch zueinander, solange diese mit ihren eigenen Bedürfnissen und Werthaltungen übereinstimmt; ist Abhängigkeit mit fehlender Autonomie verbunden besteht Compliance oder Konformität (nicht zu verwechseln mit Unabhängigkeit)

138
Q

Vier sich ergänzende Mini-Theorien (Deci und Ryan)

A

die spezifizieren, unter welchen Bedingungen, psychologische Grundbedürfnisse befriedigt und Wachstum/Integration gefördert werden können

  1. Mini-Theorie der kognitiven Evaluation/cognitive evaluation theory
  2. Mini-Theorie der organismischen Integration / organismic integration theory
  3. Mini-Theorie der kausalen Orientierung /causality orientations theory
  4. Mini-Theorie der Grundbedürfnisse / basic needs theory
139
Q

Mini-Theorie der kognitiven Evaluation/cognitive evaluation theory (Deci und Ryan)

A

intrinsische Motivation als Prototyp autonomen und kompetenten Handelns; Ausübung aufgrund der Befriedigung, die sie als solche auslöst; bei extrinsischer Motivation ist das Handeln auf Ziele gerichtet, die außerhalb der Tätigkeit liegen; Intrinsische Motivation ist mit den Grundbedürfnissen nach Autonomie und Kompetenz verbunden
Ziel: Einflussfaktoren des sozialen Kontextes (Belohnung oder Feedback) zu identifizieren, die eine intrinsische Motivation beeinflussen&raquo_space;
Bedingungen für intrinsische Motivation
1. Kognitiver Prozess der wahrgenommenen Kontrolle / perceived locus of causality: (Konzept von Heider übernommen) > wahrgenommene Kontrolle steht im Zusammenhang mit Autonomie; intrinsische Motivation wird verstärkt, wenn Kontextfaktoren (Lob, verbale Bekräftigung) die Wahrnehmung internaler Kontrolle stützen, sie wird untergraben, wenn Kontextfaktoren den Fokus auf externale Kontrolle (Belohnungen) richten
2. Kognitiver Prozess der wahrgenommenen Kompetenz / perceived competence: Bedürfnis nach Kompetenz, vermittelt der Kontext Kompetenz, erhöht das die intrinsische Motivation, sie wird untergraben, wenn der Kontext geringe Kompetenz vermittelt

Kontrolle / Druck mindert, Information erhöht intrinsische Motivation, es hängt auch von Person ab, ob sie z.B. eine Rückmeldung eher als Kontrolle oder als Information konstruiert; wichtig ist auch die soziale Atmosphäre / interpersonal climate, in der Botschaften übermittelt werden

140
Q

Mini-Theorie der organismischen Integration / organismic integration theory (Deci und Ryan)

A

beschreibt die Internalisierung ursprünglich extrinsisch motivierten Handelns (z.B. durch soziale Rollen u. Funktionen bedingte Aufgaben werden zunehmend internalisiert, als Teil des Selbst betrachtet und mit dem Gefühl von Autonomie und wahrgenommener internaler Kontrolle ausgeübt;
extrinsische Motivation stellt keinen Gegensatz zum autonomen Handeln dar; vier Formen extrinsischer Motivation auf einem Kontinuum wahrgenommener Autonomie oder internaler Kontrolle (aus extrinsischer und intrinsischer Motivation):
1. Amotivation (mechanische Handlung, ohne Sinn, erlebt sich nicht als kompetent, maximale Entfremdung einer Person von ihrer Tätigkeit)
2. vier Formen der extrinsischen Motivation
a. externe Regulation: Verhalten wird allein durch externe Belohnungen und Bestrafungen gesteuert
b. introjizierte Regulation: Wechsel zur Selbstverstärkung und zur Selbstkontrolle; Verhalten wird noch nicht als Teil des Selbst erlebt; Handlung zur Vermeidung von Schuldgefühlen oder Stolz über Handlungsergebnis
c. Regulation durch Identifikation: vorgegebenes Verhaltensziel wird bewusst akzeptiert und als persönlich relevant übernommen
d. integrierte Regulation: meist autonome Form extrinsischer Motivation; vorgegebene Verhaltensziele werden vollständig übernommen, sind kongruent mit den Wertmaßstäben und Zielen der Person; extrinsisch, da Verhalten ausgeführt wird, um ein außerhalb der Handlung selbst liegendes Ziel zu erreichen
3. intrinsische Motivation
Positive Folgen der zunehmenden Internalisierung und Integration ursprünglich extern vorgegebener Tätigkeiten: effektivere Handlungen, höhere Ausdauer, höheres Wohlbefinden, stärkere Verbundenheit

141
Q

Mini-Theorie der kausalen Orientierung /causality orientations theory (Deci und Ryan)

A

beschreibt interindividuelle Unterschiede in der Tendenz, sich im Hinblick auf die Verhaltensregulation an der sozialen Umwelt zu orientieren (Einflussfaktoren auf Seiten der Person zu den Faktoren des sozialen Kontextes auf Motivation und Verhalten)
Es werden drei Orientierungen unterschieden, dazu haben Deci und Ryan einen Fragebogen entwickelt
1. Autonomie-Orientierung / autonomy orientation: Verhaltensregulation auf Grundlage von persönlichen Interessen und Wertmaßstäben, Neigung zu intrinsischer und integrierter extrinsischer Motivation&raquo_space; höheres Wohlbefinden, höhere Werte für Selbstaktualisierung und Selbstwertgefühl
2. Kontroll-Orientierung / controlled orientation: Orientierung an vorgegebenen Richtlinien und Standards für normatives Verhalten; verbunden mit einer externen und introjizierten Regulation&raquo_space; erhöhte Aufmerksamkeit für die Wirkung des Verhaltens nach außen
3. unpersönliche Orientierung / impersonal orientation: Zustand der Amotivation, d.h. Abwesenheit intentionalen Handelns&raquo_space; niedrigeres Selbstwertgefühl, Neigung sich selbst herabzusetzen, erhöhte Depressivität

142
Q

Mini-Theorie der Grundbedürfnisse / basic needs theory (Deci und Ryan)

A

Ziel: Erklärung von Zusammenhängen zwischen Motivation, Gesundheit und Wohlbefinden zu erklären
Erfüllung der Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit als Voraussetzung für Wohlbefinden
1. Hedonistisches Verständnis von Wohlbefinden: Definition von Wohlbefinden über das Erleben positiver Gefühle und Abwesenheit negativer Gefühle und Lebenszufriedenheit (Forschung zum subjektiven Wohlbefinden oder zu Happyness)
2. Eudämonisches Verständnis von Wohlbefinden: geht auf Aristoteles zurück; Wohlbefinden resuliert, wenn Ziele erreicht wurden, die Bestandteil eines guten Lebens sind; Entfaltung des persönlichen Potentials, persönliches Wachstum, Kongruenz zw. erreichten Zielen und eigenen Wertmaßstäben; (Ryff und Keyes (1985) grenzen dieses Verständnis von Wohlbefinden als psychologisches Wohlbefinden von dem über positiven Affekt definierten Wohlbefinden ab; Erfassung über Autonomie, persönl. Wachstum, Selbstakzeptanz, Sinnfindung, erlebte Kompetenz, Verbundenheit mit anderen)

143
Q

Empirische Befunde zur Theorie der Selbstdetermination (Deci und Ryan)

A
  • Ziele, die sich auf die Erfüllung von Grundbedürfnissen richten, gehen mit höherem Wohlbefinden einher als Ziele, die ihnen eher entgegenstehen
  • Ziele, die einer intrinsischen Motivation nahe stehen und sich auf Dinge richten, die mit dem Grundbedürfnissen in Einklang stehen mit höherem Wohlbefinden einhergehen, als solche, die eher extrinsischer Natur sind und sich auf Dinge richten (z.B. Streben nach materiellem Besitz&raquo_space; Widerspruch zum American Dream);
  • Es ist umstritten, ob allein die Inhalte der Ziele wichtig sind oder ob auch die Motivation eine Rolle spielt, mit der Ziele angestrebt werden
  • Ziele und Wohlbefinden auf Tag-zu-Tag-Basis zeigen auch das das Ausmaß, in dem Grundbedürfnisse befriedigt werden, die Variation im täglichen Befinden vorhersagen kann
144
Q

Ziele und Forschungsgegenstände der Positiven Psychologie

A

Stärkere Berücksichtigung positiver Merkmale der Persönlichkeit (Charakterstärken, Tugenden) 

Federführend in der Bewegung der positiven Psychologie ist Martin Seligman (Veröffentlichung im ersten Heft des American Psychologist), kommend aus der Depressionsforschung plädiert er nun dafür, dass die Psychologie nicht nur denen helfen soll, denen es schlecht geht, sondern auch dazu beitragen sollte, dass Personen positiv definiertes Wohlbefinden erleben

145
Q

Personale und situative Bedingungen für Wohlbefinden 
(positive Psychologie)

A

Keine Theorie der Persönlichkeit, aber ein Verständnis davon, was unter einer positiven Persönlichkeit zu verstehen ist
Zuwendung zu Merkmalen, die Wohlbefinden zum Ausdruck bringen sollen sowie den personalen und situativen Bedingungen, die Wohlbefinden fördern

146
Q

Zusammenstellung von Persönlichkeitsmerkmalen, die als menschliche Stärken erachtet werden (positive Psychologie)

A

Habituelle Neigung zu Wohlbefinden oder zu positiven Einschätzungen und Erwartungen (Optimismus, Selbstwertgefühl, Weisheit, Humor, 
Kreativität, Dankbarkeit, Mut, Bereitschaft zu Verzeihen und Religiosität) 

» durch das Hervorheben solcher Merkmale einer positiven Persönlichkeit&raquo_space; Anschluss an die Arbeiten von Maslow (Analyse von Personen, die sich durch Selbstaktualisierung hervorheben, hat ähnliche Merkmale herausgestellt)

147
Q

Psychologie als Tugendlehre? 
(positive Psychologie)

A

Mit der Selektion positiver Persönlichkeitsmerkmale („Tugendlehrer“) verlässt die Psychologie ihre Rolle als empirische Wissenschaft

148
Q

Normative Vorgaben für ein gutes menschliches Leben? (positive Psychologie)

A


Barry Schwartz (2000) ist der Auffassung, dass es durchaus Aufgabe einer positiven Psychologie sein kann zu vermitteln, welche Ziele im Leben anzustreben sind, um ein optimales Leben zu führen;
Mit der normativen Vorgabe für ein „gutes menschliches Leben“ ändert sich nach Schwartz die Stellung der Psychologie in der Gesellschaft (vom erkrankten Patienten zum Klienten, der zur Erreichung seiner Ziele den Psychologen braucht); die positive Psychologie sieht den Menschen als Schüler, die Psychologie übernimmt die Rolle einer Lehrerin, die der Gesellschaft Ziele und Werte vermittelt (gilt im weiteren Sinne auch für die humanistische Psychologie)

149
Q

Eigenschaftsansatz nach Allport

A

Nomothetischer Ansatz > alle Personen im Hinblick auf eine Eigenschaft zu beschreiben
Idiographischer Ansatz von Allport > es ist möglich Personen im Hinblick auf allgemeine Dimensionen (den allgemeinen Eigenschaften) zu beschreiben, doch das gehe am Kern der Persönlichkeit und ihrer Einzigartigkeit vorbei&raquo_space; Eigenschaften sind individuumsspezifisch ausgeprägt, d.h. Personen unterscheiden sich im Hinblick auf ihre Eigenschaften weniger in quantitativer sondern in qualitativer Hinsicht (auf andere Art und Weise)
Nachteil, einer auf personenspezifischen Eigenschaften/persönlichen Dispositionen basierenden Persönlichkeitsforschung wäre, dass sie nur einzelne Individuen vergleichen könnte, aber keine Aussagen über allgemeine Funktionsprinzipien treffen könnte

150
Q

Eigenschaftstheorien

A

Zeitliche Stabilität und transsituative Konsistenz als konstitutive Merkmale von Eigenschaften 

Eigenschaftstheorien unterscheiden sich in den Annahmen der Ursachen für die Stabilität und Konsistenz von Verhalten:
Genetische Einflüsse auf neurophysiologische Prozesse als Bedingungen für Stabilität und Konsistenz von Eigenschaften&raquo_space;Biologisch orientierte Theorien
Zusammenschiel von genetischen und Umweltfaktoren als Bedingungen für Stabilität und Konsistenz von Eigenschaften&raquo_space; eher offene, allgemeinere Theorien

151
Q

L-, Q-, und T-Daten - Cattell, drei Datenquellen zur psychometrischen Erfassung

A

L-Daten / life record data: Daten aus der Lebensgeschichte einer Person und Fremdauskünfte
Q-Daten / Questionnaire data: Selbstauskünfte einer Person in Form von Fragebögen
T-Daten /test data: Daten aus standardisierten Testverfahren

152
Q

Faktorenanalyse als Verfahren zur Identifikation der Dimensionalität von Konstrukten 


A

Die Faktorenanalyse geht von den Interkorrelationen zw. einzelnen Variablen (z.B. Fragebogenitems), die an einer Stichprobe erfasst werden aus; Datenquelle können Selbst- und Fremdeinschätzungen sein
Aus den Interkorrelationen werden Faktoren extrahiert und zwar sukzessiv nach dem Kriterium möglichst hoher erklärter Varianz
Zwei Techniken: Hauptachsen- und Hauptkomponentenanalyse
Unterschiedliche Konventionen, wie viele Faktoren extrahiert werden
Faktorladung: Angabe über die Höhe der Korrelation der einzelnen Variablen mit dem Faktor, dem sie zugeteilt wurden; Faktoren sollten mindestens eine Ladung von .30 aufweisen, um einem Faktor zugeordnet zu werden
Faktorrotation: (Drehung des durch die Faktoren gebildeten Raums) Optimierung der Interpretierbarkeit der Faktoren, indem ein Ladungsmuster erreicht wird, bei der jede Variable nur auf einem Faktor eine hohe Ladung aufweist und auf allen anderen Faktoren eine geringe Ladung
Variablen, die hoch auf einen Faktor laden, zeigen an, durch welche Inhalte sich ein Faktor kennzeichnen lässt&raquo_space; Benennung des Faktors auf Grundlage, der auf ihn ladenden Variablen (Benennung meist subjektiv, können in ein gemeinsames inhaltliches Konzept integriert werden ; Eigenschaft = Faktorname)

153
Q

Bedeutung der Faktorenanalyse

A

Eine Fülle von einzelnen Verhaltens- und Erlebensweisen wird auf eine kleine Anzahl an Dimensionen (die Faktoren) reduziert
Wird ein möglichst umfassendes Spektrum an Verhaltens- und Erlebensweisen als Variablen eingegeben (z.B. psycholexikalische Ansatz), kann mit den Faktoren beansprucht werden, sie die grundlegenden Dimensionen der Persönlichkeit abbilden
Faktorenanalyse informiert, welche Items eines Fragebogens mehr oder weniger geeignet sind (indiziert durch ihre Ladungen) eine bestimmte Dimension zu erfassen

154
Q

Normierung von Fragebögen als Voraussetzung für die Einzelfall- 
Diagnostik 


A

Die durch einen Test indizierte Ausprägung in einer Eigenschaft kann im Vergleich mit der Referenzgruppe beurteilt werden, ob sie durch-, unter- oder überdurchschnittlich ist
Als Grundlage werden Daten aus einer möglichst repräsentativen Stichprobe gewonnen und deren Werte in Normen transformiert, damit wird die Vergleichbarkeit zu individuellen Testwerten ermöglicht

155
Q

Beispiele für gebräuchliche Persönlichkeits-Inventare

A

Freiburger Persönlichkeits-Inventar FPPI-R (Fahrenberg, Hamgel & Selg, 2001)
NEO-Fünf-Faktoren-Inventar NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 2008)
NEO-Persönlichkeitsinventar NEO-PI-R nach Costa und McCrae (Ostendorf & Angleitner, 2004)

156
Q

Grenzen der Selbsteinschätzung

A

Überforderung: Verstehen der Fragen, noch keine Reflexion/ keine Relevanz über gefragte Verhaltensweisen

Antwortstile: generelle Vermeidung von Extremwerten auf einer Antwortskala, Bevorzugung von neutralen, mittleren Werten, Beantwortung bevorzugt mit ja oder nein

sozial erwünschtes Antworten: bei sozial unverwünschten Verhaltensweisen werden Antworten bewusst in Richtung eines sozial erwünschten Verhaltens verfälscht (insbesondere, wenn die Person mit Konsequenzen rechnen muss, z.B. bei der beruflichen Eignungsdiagnostik) 


Defensive Strategien: neben der bewussten Verzerrung können auch unbewusste Verzerrungen bei Selbsteinschätzungen auftreten, solche Verzerrungen können konsistente, motivationale und kognitive Dispositionen widerspiegeln, z.B. Bedürfnis nach sozialer Zustimmung und somit selbst als ein Persönlichkeitsmerkmal verstanden werden

157
Q

Skalen zur Erfassung Sozialer Erwünschtheit / Social Desirability

A

Marlowe-Crown-Skala

Stöber

158
Q

Fremdeinschätzungen

A

Fremdeinschätzungen können auf Fragebögen beruhen, indem Dritte die Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen einer Person anhand derselben Items einschätzen, die auch zur Selbsteinschätzung genutzt wird, z.B. NEO-PI-R hat eine Version zur Fremdeinschätzung
Verhaltensbeobachtungen: Beobachter schreiben auf Grundlage von Verhaltensausschnitten der beobachteten Person bestimmte Eigenschaften zu; das Verhalten einer Person ist im besonderen Maße zur Erfassung ihrer Eigenschaften geeignet, da Eigenschaften sich in konkretem Verhalten manifestieren
Assessment-Center 
in der praktischen Diagnositk wird die Verhaltensbeobachtung z.B. im Rahmen eines ACs zur Einschätzung berufsrelevanter Persönlichkeitsmerkmale eingesetzt

159
Q

Bedingungen für die Übereinstimmung von Selbst- und Fremdeinschätzungen

A

Visibilität der Eigenschaft sowie das Ausmaß an Vertrautheit der beteiligten Personen sind Faktoren, die die Übereinstimmung zw. Selbst- und Fremdeinschätzung erhöhen 
(Korrelationen bis .60)

160
Q

Thin slices of behavior

A

Weitere Befunde belegen allerdings auch, dass fremde Beobachter, die Persönlichkeit einer Person, von der sie nur einen kleinen Ausschnitt ihres Verhaltens sehen (thin slices of behavior) überzufällig korrekt (in Übereinstimmung mit anderen Fremdurteilen oder Selbsteinschätzungen der Person) einschätzen können
Viele Personen nutzen bei ihrer Einschätzung valide „Cues“, d.h. beobachtbare Verhaltenskennzeichen, die relativ korrekt eine Eigenschaft anzeigen&raquo_space; auf solchen Signalen beruht auch die schnelle und häufig implizite Einschätzung der Persönlichkeit von unbekannten Personen im Alltag

161
Q

Objektive Testdaten (im Sinne von Cattell)

A

Testdaten sind nach Cattell (im Gegensatz zu Selbsteinschätzungen), nicht verfälschbar und in diesem Sinne objektiv; objektive Merkmalsindikatoren sind z.B. Reaktionszeiten, Anzahl von Extremantworten einer Person in einem Test
Unter standardisierten Bedingungen erhobene Testdaten seien somit eine Möglichkeit, Persönlichkeitsmerkmale zu erfassen, ohne dass es die Testpersonen wissen oder erahnen können, um welche Merkmale es sich dabei handelt

162
Q

Objektive Tests und implizite Testverfahren 
(IAT)

A


Implizite Tests sind eine Variante der objektiven Tests
Annahme: Persönlichkeitsmerkmale zeigen sich unmittelbar in der Reaktion auf relevante Reize (vor allem in der Schnelligkeit der Reaktion), ohne dass sich eine Person ihrer Reaktion bewusst wird und sie daher kontrollieren kann&raquo_space; daher gelten implizite Verfahren als unverfälschbar und im Cattell’schen Sinne als objektiv
Ursprünglich wurden implizite Verfahren zur Erfassung von Einstellungen entwickelt, dann in der Folge auf die Erfassung von Persönlichkeitsmerkmalen übertragen (z.B. Ängstlichkeit, Selbstwertgefühl)

163
Q

IAT (impliziter Assoziationstest)

A

basiert auf der Annahme, dass Merkmale schneller zugeordnet werden, wenn eine Person sie implizit, d.h. auf Basis impliziter kognitiver Schemata, als einander zugehörig wahrnimmt (z.B. Person verfügt über positives Selbstwertgefühl, so wird sie positive Attribute schneller der Kategorie ICH zuordnen, als negative Attribute)
Kategorisierungsaufgabe in mehren Blöcken im IAT:
1. Block: Zuordnung von Wörtern zu den beiden Kategorien Ich (links) und Andere (rechts)
2. Block: Zuordnung zu den beiden Kategorien Angst und Gelassenheit
3. Block: ich & Angst und Andere & Gelassenheit werden mit einem Block belegt
4. Block: umgekehrte Tastenbelegung von Angst (rechts) und Gelassenheit (links)
5. Block: Ich & Gelassenheit und Andere & Angst (wieder Doppelbelegung)
Implizite Ängstlichkeit zeigt sich, dass Personen angestrelevante Wörter schneller zuordnen können, wenn sie mit derselben Taste belegt sind (Block 3), als wenn sie mit unterschiedlichen Tasten belegt sind

164
Q

Geringe Korrelation zwischen expliziten und impliziten Verfahren

A

Verfahren messen vermutlich unterschiedliche Merkmale oder Aspekte eines Persönlichkeitsmerkmals
Explizite Verfahren sagen besser kontrollierbares Verhalten vor (z.B. selbstberichtete Angst nach negativem Feedback)
Implizite Verfahren sagen besser spontanes Verhalten vor (z.B. fremdeingeschätzte Angst und Leistungsabfall)
Alternativ wird gesagt, dass implizite Verfahren aufgrund der mit dem Test verbundenen kognitiven Anforderungen keine impliziten Persönlichkeitsmerkmale erfasst werden, sondern Unterschiede in der Fähigkeit, einen Wechsel in der Kategorisierung vorzunehmen

165
Q

Stabilität

A

Das Konzept der Eigenschaft unterstellt eine hohe zeitliche Stabilität des Verhaltens ab einem gewissen Lebensalter (empirischer Nachweis über Längsschnittstudien)

166
Q

Varianten der Stabilität

A
  1. Intraindividuelle Stabilität (auf der Ebene der einzelnen Person): Stabilität des Verhaltens bzw. der Eigenschaft einer Person über die Zeit hinweg
  2. Bei absoluter Stabilität würde das Niveau der Ausprägung beibehalten werden
  3. Stabilität eines Merkmals (auf der Ebene der Gruppe oder Population; Persönlichkeitsforschung):
    Mittelwert: Ob und wie ändert sich der Mittelwert (das Niveau) der Gruppe in Bezug auf eine Eigenschaft? Z.B. werden im höheren Alter höhere Mittelwerte in den Eigenschaften Gewissenhaftigkeit und Sozialverträglichkeit erreicht&raquo_space; im Hinblick auf das Niveau sind diese beiden Eigenschaften nicht stabil
  4. Relative Stabilität (relative Position der einzelnen Person innerhalb der Gruppe und das Ausmaß, in dem die Rangfolge auch bei einer Niveauänderung beibehalten wird): z.B. Niveau einer Ausprägung innerhalb eine Gruppe ändert sich, Unterschiede zw. Personen im Hinblick auf ihre Ausprägung bleiben, d.h. Rangfolge bleibt&raquo_space; relative Stabilität ist gegeben; Studien belegen, dass die Rangfolgen-Stabilität vom Alter abhängt, es gibt eine beträchtliche Dynamik und Veränderbarkeit im Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung
    a. 3-6 Jahre und Zweitmessung nach 7 Jahren: .50 und etwas abfallend
    b. 30-39 Jahre Erstmessung: .60
    c. 50-60 Jahre Erstmessung: .70 - .80
    Korrelationskoeffizient nach Pearson (beruht auf Rangfolgen)
167
Q

Person- und Umweltfaktoren als Bedingungen für Stabilität 


Roberts und DelVecchio, 2000

A

Person- und Umweltfaktoren als Bedingungen für Stabilität 

(Roberts und DelVecchio, 2000)
1. Konstanz der Umwelt, in der eine Person lebt, und die abnehmende Anzahl an neuen Erfahrungen und Wechseln der Umwelt im Laufe des erwachsenen Lebens
2. Konstanter Einfluss genetischer Faktoren
3. Bestimmte Eigenschaften einer Person, die unmittelbar zur Stabilität beitragen
4. Passung zw. Person und Umwelt, Merkmalen und Anforderungen der Umwelt passen zu den Fähigkeiten, Merkmalen und Verhaltensstilen der Person
5. Klar ausgeprägtes Selbstkonzept, das zur Bevorzugung konsistenter Informationen führt und sich auf diese Weise selbst stabilisiert und gegen Veränderungen immunisiert

168
Q

Konsistenz

A

Absolute Konsistenz: Personen verhalten sich in allen Situationen gleich

Relative Konsistenz: Personen unterhalten sich in unterschiedlichen Situationen möglicherweise unterschiedlich, aber ihre Rangfolge hinsichtlich der Ausprägung des Verhaltens bleibt gleich

Das Ausmaß an Konsistenz wird dadurch überprüft, ob der Wert, den Personen in einer Eigenschaft erhalten mit ihrem Verhalten in relevanten Situationen korreliert
I.d.R werden positive Korrelationen erreicht, selten liegen sie allerdings über der von Mischel konstatierten Grenzen von .30&raquo_space;über unterschiedliche Situationen hinweg verhalten sich Personen wenig konsistent und das Verhalten einer Person ist in einer konkreten Situation nur in einem moderaten Umfang vorhersehbar , der jedoch dem Einfluss der Situation entspricht

Methodisch ist zu beachten, dass die Messung des Verhaltens in einer einzigen Situation mit Messfehlern behaftet ist, daher sollte man (nach Epstein, 1979) Verhaltensmessungen über mehrere Situationen hinweg aggregieren und diese Aggregatwerte mit den Eigenschaftswerten korrelieren (das führt zu höheren Korrelationen

169
Q

Interaktionistische Ansätze

A

Das Verhalten einer Person ergibt sich aus dem Zusammenspiel stabiler Verhaltensdispositionen (Eigenschaften) und den Merkmalen einer Situation
Berücksichtigung von Person und Situation 

Situation: Unterscheidung von Subklassen und Stabilität und Konsistenz nur auf der Ebene der Subklasse zu erwarten (z.B. allgemeine Ängstlichkeit würde durch bereichsspezifische Ängstlichkeiten ersetzt/ergänzt, die sich auf bestimmte begrenzten Situationsklassen beziehen

170
Q

Kohärenzprinzip und Verhaltenssignatur

A

Radikalere Form des Interaktionismus findet sich in Ansätzen, die die Verhaltensvorhersage unter Zuhilfenahme idiographischer Elemente verbessern wollen

Köhärenzprinzip von Magnusson und Endler (1977):
Verhalten einer Person in einer gesetzmäßgen und damit vorhersagbaren Weise von Situation zu Situation ändert&raquo_space; Verhalten einer Person lässt sich als Muster von individuumsspezifischen Reaktionen beschreiben (Stabilität in der situationsspezifischen Variabilität)

Modell der Verhaltenssignatur (Walter Mischel): personenspezifische Stabilität und Konsistenz von Verhalten&raquo_space; das Verhalten einer Person ist in Form von beständigen „Wenn…-Dann…-Situations-Verhaltensprofilen“ darstellbar; das Verhaltensmuster einer Person über unterschiedliche Situationen hinweg ist die personenspezifische Verhaltenssignatur (Mischel geht in Bezug auf Kelly von den psychologischen Merkmalen einer Situation aus, d.h. von der subjektiven Wahrnehmung oder Konstruktion einer Situation (Verbindung von Situationsabhängigkeit des Verhaltens mit einer personspezifischen Variabilität)

171
Q

Studie von Shoda und LeeTiernan (2002) als Beispiel für Verhaltenssignaturen

A

VPs (60 Studierende) wurden 60 kurze Videos (die Situation) gezeigt, in denen sie eine reale Person um einen Dollar bittet, VPs sollten angeben, ob sie der Person das Geld geben würden oder nicht;
Mit dem Studiendesign wurden zwei Fragen überprüft:
1. Frage nach der Stabilität des Verhaltens
2. Frage nach der Konsistenz des Verhaltens
Eine Wiederholung der Videoserie nach einer Woche ergab eine beachtliche Stabilität des Verhaltensmusters auf der Ebene der einzelnen Person von .55 (Median) sowie auf Ebene der relativen Stabilität von .60
Die Video-Bittsteller wurden von unabhängigen Personen nach einer Reihe von Merkmalen eingeschätzt, die VPs unterscheiden sich darin, ob ein bestimmtes Merkmal (Kleidung, Seriosität d. Bittsteller etc.) zu einem konsitenten Verhalten führte&raquo_space; das Ausmaß an Verhaltenskonsistenz variiert mit der personspezifischen Wahrnehmung oder Konstruktion einer Situation, d.h. mit ihren psychologischen Merkmalen

172
Q

Konsistenzneigung als Eigenschaft

A

Unterscheiden sich Personen in ihrem Ausmaß an Konsistenz? Könnte das Ausmaß wiederum eine Eigenschaft sein?
Konstrukt des Self-Monitoring / Selbstüberwachung (Snyder, 1974): interindividuelle Unterschiede in der Tendenz , das eigene expressive Verhalten und die Art der Selbstdarstellung zu kontrollieren; Personen mit einer hohen Ausprägung im Self-Monitoring bemühen sich um Anpassung an die sozialen Erfordernisse einer Situation&raquo_space; Verhalten variiert über Situationen hinweg und ist eher inkonsistent; Menschen mit einer niedrigen Ausprägung im Self-Monitoring zeigen eher konsistentes Verhalten;&raquo_space; Self-Monitoring beeinflusst die Konsistenz des Verhaltens
Motivation von Selbstüberwachung: hohe Ausprägung = Erhöhung sozialer Status; niedrige Ausprägung = authentisch, offen-ehrliche Person wahrgenommen werden
Self-Monitoring ist eine Moderatorvariable, d.h. eine Variable, die den Zusammenhang zw. zwei anderen Variablen ändert&raquo_space; das Ausmaß an Self-Monitoring beeinflusst die Höhe des Zusammenhangs zw.einer allgemeinen Eigenschaft (gemessen durch einen Fragebogen) und dem Verhalten in einer konkreten Situation (Zusammenhang niedrig = Personen mit hohen werten im Self-Monitoring; Zusammenhang hoch = Personen mit niedriger Ausprägung

173
Q

Selbsteinschätzung von Konsistenz

A

Einen direkten Weg zur Erfassung personenspezifischer Konsistenzneigung verfolgen Bem und Allen (1974) durch dien Selbsteinschätzung der Konsistenz des eigenen Verhaltens im Hinblick auf Eigenschaften; so kann entschieden, ob eine Person sich als merkmalskonsistent erachtet und damit durch eine allgemeine Eigenschaft überhaupt angemessen beschrieben werden kann, während das für merkmalsinkonsistente Personen nicht zutrifft
Dieser durchaus überzeugende Ansatz wird in der aktuellen Forschung kaum mehr verfolgt

174
Q

Das PEN-Modell/ Drei-Faktoren-Modell der Persönlichkeit von Hans Jürgen Eysenck

A

1916-1997; Ziel: empirisch-experimentell überprüfbare, biologisch fundierte Theorie grundlegender Persönlichkeitsmerkmale zu entwickeln; „Dimensions of personality“, „The scientific study of personality“
Biologische Basis der Persönlichkeit: spezifische Merkmale des zentralen Nervensystems, die eine Person dazu veranlassen, in einer bestimmten sozialen Situation auf eine ganz bestimmte – individuelle – Art und Weise zu reagieren&raquo_space; seine Persönlichkeitstheorie ist ein Verbindungsglied zw. biologischen und sozialen Determinanten

175
Q

Extraversion, Neurotizismus und Psychotizismus als grundlegende Persönlichkeitsdimensionen (Eysenck)

A

Drei grundlegende, breite Dimensionen der Persönlichkeit: Extraversion, Neurotizismus, Psychotizismus (PEN), Erfassung über von Eysenck entwickelte Fragebögen, auch deutschsprachige Adaptionen


  1. Extraversion (gesellig, lebhaft, aktiv, unternehmungslustig, selbstsicher, sorglos, optimistisch und eher aufbrausend) bipolare Dimension mit den Extrempolen Extraversion und Introversion (zurückhaltend, schweigsam, verschlossen, introspektiv, zurückgezogen, emotional kontrolliert, planend) 

  2. Neurotizismus (emotionale Labilität mit extremer Reaktionsbereitschaft des autonomen Nervensystems): emotionale Überempfindlichkeit, Ängstlichkeit, Schuldgefühle, Deprimiertheit, geringer Selbstwert; Disposition; Personen mit hohem Neurotizismuswert entwickeln mit höherer Wahrscheinlichkeit neurotische Systeme, wenn sie Belastungen und Stress ausgesetzt
  3. Psychotizismus: starke Tendenz zur Ichbezogenheit, Neigung zur Missachtung von sozialen Normen, geringe Anpassungsbereitschaft, Gefühlsarmut, Impulsivität und Aggressivität, hohes kreatives Potenzial

Kontinuitätsannahme bei Neurotizismus und Psychotizismus

176
Q

Hierarchischer Aufbau der grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen auf 4 Ebenen (Eysenck)

A

Übergeordnete Persönlichkeitsdimensionen: Extraversion, Neurotizismus, Psychotizismus mit jeweils hierarchischer Binnenstruktur;

I. Grundlage sind jeweils spezifische Verhaltensweisen eines Individuums, die man in einer bestimmten Situation beobachten kann

II. Stellt dieses Verhalten bei ähnlichen Situationen keinen Einzelfall dar, kann man von einer Gewohnheit / habit ausgehen

III. Zeigt die Person ähnliches Verhalten auch bei anderen Gelegenheiten, kann von einem generellen Persönlichkeitsmerkmal / trait ausgegangen werden (Faktor erster Ordnung/Primärfaktor)

IV. Korreliert das Persönlichkeitsmerkmal zudem dem mit anderen, ähnlichen Persönlichkeitseigenschaften, dann kann die Person mit einer starken Ausprägung auf einer Persönlichkeitsdimensionen (Extraversion, Neurotizismus, Psychotizismus) identifiziert werden

(I) situationsspezifische Verhaltensweisen
(II) Gewohnheiten (Habits)
(III) Trait /Persönlichkeitsmerkmal
(IV) Typen 
(Persönlichkeitsdimension)

177
Q

Zur biologischen Basis als Kriterium für die grundlegenden Persönlichkeitsdimensionen von Eysenck


A

Ein wichtiges Kriterium dafür, dass überhaupt von einer grundlegenden Persönlichkeitsdimension gesprochen werden kann, stellt die Identifizierung einer biologischen Grundlage für das entsprechende Merkmal dar; die Einbettung der Konstrukte in einen biologischen Verursachungskontext gelingt Eysenck nur in sehr unterschiedlichem Maße

Psychotizismus: Empirische Bestätigung der Kontinuumsannahme > Annahme eines Kontinuums von normal bis psychotisch (geht auf Psychiater u. Konstitutionspsychologen Ernst Kretschmer (1948) zurück: es gibt einen kontinuierlichen Übergang von normal nach psychotisch; enger Zusammenhang zu einer unspezifische Vulnerabilität für psychotische Erkrankungen&raquo_space; Höhe des individuellen Psychotizismuswertes spiegelt eine genetisch verankerte Prädisposition dar

Neurotizismus: interindividuelle Unterschiede in der autonomen Erregbarkeit und der emotionalen Reaktionsbereitschaft des autonomen Nervensystems, das entsprechende zentralnervöse Substrat sihe er in einem Verbund von Neuronen, den er als viszerales Hirn /visceral brain bezeichnete (heute: limbisches System)&raquo_space; inkonsistente empirische Befunde bei psychophysiologischen Überprüfungen der Theorie (kämen nur in emotional stark belastenden Situationen vor, die seien bei den Überprüfungen nicht realisiert worden)

Extraversion –Introversion: Hemmungs- und Arousaltheorie (am besten elaboriert)

178
Q

Die Hemmungstheorie der Extraversion (Eysenck)

A

Biologische Grundlagen der Extraversion basieren auf Pawlows Konzept von Erregung und Hemmung sowie dessen Weiterentwicklung durch Hull
Extravertierte neigen zu schwachen exzitatorischen, aber schnell aufgebauten, intensiven und nur langsam abklingenden inhibitorischen Potenzialen
Introvertierte sind durch die Ausbildung starker, lang anhaltender exzitatorischer, aber nur langsam einsetzender, schwacher inhibitorischer Potenziale gekennzeichnet
Empirische Beweise durch Studien zum Reminiszenz- oder Konsolidierungseffekt=Leistungssteigerung bei psychomotorischen oder kognitiven Aufgaben, die nach einer kurzen Pause auftritt, bei Extravertierten fällt dieser Leistungszuwachs deutlich höher aus als bei Introvertierten&raquo_space; leistungshemmende inhibitorische Potenziale bauen sich bei Extravertierten viel schneller auf als bei Introvertierten, der Abbau dieser inhibitorischen Potenziale während der Pause bedingt, dass der Leistungszuwachs bei Wiederaufnahme der Testbearbeitung im Vergleich zur Testleistung vor der Pause bei Extravertierten höher ausfällt als bei Introvertierten, bei denen sich (nach Eysenck) inhibitorische Potenziale viel langsamer und schwächer aufbauen
Kritik: das Erregungs-Hemmungskonstrukt wurde meist als eindimensionales Konstrukt behandelt, zudem ist es ein sehr unklares Hemmungskonzept und es wurden keine Annahmen über ein zentralnervöses System getroffen, das Unterschieden im individuellen Extraversionsniveau zugrunde liegen könnte

179
Q

Die Arousaltheorie der Extraversion (Eysenck)

A

Die Unzulänglichkeiten der Hemmungstheorie veranlassten Eysenck ein modifiziertes biologisches Extraversionsmodell zu entwickeln = Arousaltheorie
Aufsteigendes retikuläres Aktivierungssystem (ARAS) = neuroanatomisches Substrat der Extraversion, komplexes neuronales Netzwerk im Hirnstamm > afferenter sensorischer Input löst im ARAS neuronale Aktivität aus&raquo_space; Erregungszunahme in verschiedenen kortikalen Hirnregionen
Hypothese: Extravertierte und Introvertierte unterscheiden sich in ihrem generellen Aktivierungsniveau dieser kortikoretikulären Schleife
Introvertierte sind habituell stärker erregt und durch eine niedrigere retikuläre Erregungsschwelle gekennzeichnet&raquo_space; stärkere Responsivität gegenüber sensorischer Stimulation bei Introvertierten, da schon relativ schwache Reize in der Lage sind, das ARAS überschwellig zu erregen
Empirische Befunde (aus psychophysischen (z.B. mit akustisch evozierten Potenzialen) und psychophysiologischen Verfahren): niedrigere akustische Wahrnehmungsschwellen, Schmerzschwellen und Lärmschwellen bei Introvertierten im Vergleich zu Extravertierten
Neuere Befunde: dopaminerges Neurotransmittersystem als mögliches biologisches Substrat der Persönlichkeitsdimension Extraversion; neben theoretischen Überlegungen stützen auch Verhaltensdaten diese Hypothese: Dopamin-Neuronen sind die wichtigsten Bestandteile des ARAS, sie sind zudem viel weniger, als andere Neurotransmitter, durch spezifische Funktionen gekennzeichnet und dienen eher als eine Art generelles Regulationssystem für verschiedene Aspekte der Aktivierung

Hinweise auf höhere dopaminerge Sensitivität bei Introvertierten

180
Q

Bewertung von Eysenck

A

Psychometrisches (Fragebogen, korrelativer Ansatz zur Erfassung interindividuelle Differenzen) und experimentelles Vorgehen (interessierende Variablen werden gezielt manipuliert) können einander sinnvoll ergänzen und wurden daher von Eysenck parallel angewandt
Theorie der Persönlichkeit, die weit über die deskriptive Ebene hinausging, indem sie empirisch-experimentelle überprüfbare Vorhersagen erlaubte&raquo_space; Persönlichkeitsbeschreibung und Persönlichkeitserklärung (durch biologische Fundierung)&raquo_space; mehr als jede andere Persönlichkeitstheorie Ausgangspunkt für Untersuchungen im Bereich der Differentiellen und Persönlichkeitstheorie
Einschränkungen gibt es hinsichtlich der wenig elaborierten und oberflächlichen Annahmen zur biologischen Fundierung der Dimensionen Psychotizismus und Neurotizismus, konkreter und überprüfbarer ist die Arousal-Theorie
Notwendigkeit zur Neuformulierung der Arousal-Theorie wird von LIeberman und Rosenthal vorgeschlagen und zwar in Form von selektiven (Teil-)Theorien für bestimmte neurokognitive Systeme und nicht an einer generellen biologischen Theorie der Extraversion festzuhalten

181
Q

Der psycholexikalische Ansatz

A

Grundidee und Geschichte des psycholexikalischen Ansatzes: besonders augenfällige Persönlichkeitsmerkmale finden ihren Eingang in die Alltagssprache, je mehr Bedeutung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Wort oder Begriff zur Beschreibung dieses Merkmals herausbildet&raquo_space; Analyse des Wortschatzes zur Information über die Struktur der Persönlichkeit

Der psycholexikalische Ansatz wurde bereits von Francis Galton genutzt (1000 Wörter), weiterentwickelt von Ludwig Klages (4000 Wörter zur Beschreibung innerer Zustände einer Person), erste systematische psycholexikalische Untersuchung von Franziska Baumgarten (1600 Begriffe zur Beschreibung inerindividueller Unterschiede / Persönlichkeitsmerkmale), ein Meilenstein war die Studie von Allport und Odbert (1936) mit 18000 Begriffen zur individuellen Beschreibung und interindividuellen Differenzierung von Personen

Vier Kategorien von Begriffen zur Beschreibung von Persönlichkeit nach Allport und Odbert:
1. Persönlichkeitsmerkmale
2. aktuelle Befindlichkeit
3. Bewertungen
4. Restkategorie 


182
Q

Grundsätzliches methodisches Vorgehen auf dem Weg zum Fünf- Faktoren-Modell der Persönlichkeit:

A

Selbst- und Fremdeinschätzungen von Versuchspersonen auf der Basis von Wortlisten Faktorenanalysen der Einschätzungen und in zahlreichen Untersuchungen wurden immer fünf Persönlichkeitsfaktoren nachgewiesen
Die Big Five (Goldberg, 1981, da abstrakt, breit konzipierte Begriffe; englisches Akronym: OCEAN):
1. Extraversion (extraversion)
2. Neurotizismus (neuroticism)
3. Offenheit (openness)
4. Verträglichkeit (agreeableness)
5. Gewissenhaftigkeit (conscientiousness)

183
Q

Facetten der Big Five im NEO-PI-R

A

Jeder der fünf erhobenen Persönlichkeitsbereiche wird durch sechs Subskalen repräsentiert, di spezifischen Facetten einer Persönlicheitsdimension erfassen sollen, durch den Facettenansatz wird eine gezielte Analyse der individuellen Binnenstruktur eines Persönlichkeitsbereichs ermöglicht
1. Extraversion (extraversion)
2. Neurotizismus (neuroticism)
3. Offenheit (openness)
4. Verträglichkeit (agreeableness)
5. Gewissenhaftigkeit (conscientiousness)
Zeitlich stabil über verschiedene Altersgruppen und Kulturen. Es liegt eine genetische Basis für die 5 Faktoren vor (zw. 40-60% je nach Faktor)

184
Q

Bewertung der Big Five

A

Fragwürdigkeit des psycholexikalischen Ansatzes, keine Theorie, sondern nur Ergebnis eines statistischen Verfahren (Faktorenanalyse), aber: hohe Replizierbarkeit der Big Five und genetische Basis, Alpha und Beta: Faktoren höherer Ordnung aus den Big Five: Alpha=hohe Faktorladungen von Neutrozitismus, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit; Beta=hohe Ladungen von Extraversion und Offenheit für Erfahrungen

185
Q

Cohens d

A

Cohens d ist die Effektgröße für Mittelwertunterschiede zwischen zwei Gruppen mit gleichen Gruppengrößen n sowie gleichen Gruppenvarianzen \sigma^2 und hilft bei der Beurteilung der praktischen Relevanz eines signifikanten Mittelwertunterschieds (siehe auch t-Test):

D = \frac{\mu_1 - \mu_2}{\sigma}.
Als Schätzer für gleiche Gruppengrößen und unterschiedliche Varianzen wurde von Cohen

d = \frac{\bar{x}1-\bar{x}2}{\sqrt{(s_1^2+s_2^2) /2}}
angegeben, wobei \bar{x}_i den jeweiligen Mittelwert aus den beiden Stichproben und s_i^2 die geschätzten Varianzen aus den beiden Stichproben nach der Gleichung
s_i^2 = \frac{1}{n-1} \sum
{j=1}^{n}{(x
{ji}-\bar{x}_i)^2}
bezeichnen.

Nach Cohen[1] bedeutet d=0{,}2 einen kleinen Effekt, d=0{,}5 einen mittleren und d=0{,}8 einen starken Effekt.

186
Q

Geschlechtsunterschiede

A

In der psychologischen Forschung zeichnet sich ab, dass Geschlechterunterschiede eher gering sind, geringer als im Alltag oft angenommen

187
Q

Sex:

A

biologisches,, durch genetische und phänotypisch körperliche Merkmale definiertes Geschlecht

188
Q

Gender:

A

soziales Geschlecht, d.h. die in einer Gesellschaft mit Mann oder Frau assoziierten Merkmale

189
Q

Geschlechtsstereotype:

A

Merkmale und Verhaltensweisen, die Frauen und Männern in einer Gesellschaft als für sie typisch zugeschrieben werden

190
Q

Geschlechtsrolle:

A

die mit einem Geschlecht verbundenen Verhaltenserwartungen

191
Q

Geschlechtsidentität oder Geschlechtsrollen-Selbstkonzept:

A

subjektive Selbstcharakterisierung oder Selbstkonstruktion als männlich oder weiblich auf Grundlage der sozialen Merkmalszuschreibungen; erfasst über Fragebögen „Bem Sex Role Inventory“; aktuelles Verfahren von Krahé, Berger und Möller (2007) wurde für Jugendliche entwickelt, Personen, die sich in männlichen als auch in weiblichen Eigenschaften eine hohe Ausprägung zuschreiben, werden als androgyn bezeichnet; Personen mit hohen Werten in den Eigenschaften des eigenen biologischen Geschlechts gelten als geschlechtstypisiert

192
Q

Metaanalyse:

A

fassen die Ergebnisse von vielen Studien quantitativ zusammen; sie erlauben Aussagen darüber, in welcher Größenordnung sich über viele Studien hinweg Unterschiede in den untersuchten Merkmalen bewegen und von welchen zusätzlichen Faktoren das Ausmaß an Unterschieden beeinflusst wird

193
Q

Effektstärke:

A

zentrales Maß für die Größe der Unterschiede

194
Q

Effektstärke d:

A

wird in Metaanalysen zu Geschlechtsunterschieden genutzt

d: gibt an, wie weit die Mittelwerte von zwei Verteilungen auseinander liegen, gemessen in Einheiten der Standardnormalverteilung

d=1: Mittelwerte der zwei Verteilungen weichen eine Standardabweichung voneinander ab

195
Q

Interpretation von Effektstärken nach Cohen (1988):

A

d =[0-0,2] kleiner Effekt

d =[0,3-0,5] mittlerer Effekt

d>0,8 großer Effekt

196
Q

Geschlechterähnlichkeit anstatt Geschlechterunterschiede in Metaanalysen

A

• Von 124 Effektstärken nur 8% größer d=.66, 78% liegen zw. d=0,00 und d=0.35
• Große Effekte nur für Merkmale, der physischen Unterschiede im weiblichen bzw. männlichen Körperbau und der daraus resultierenden körperlichen Stärke und in einigen Aspekten des Sexualverhaltens
• Mittlere bis große Effekte: zeigen sich für einzelne kognitive Leistungen und bestimmte Formen der Aggression
• In allen anderen Bereichen sind Unterschiede nahezu nicht existent oder klein
Größe der Unterschiede wird von Kontextfaktoren moderiert (z.B. Lächeln, wenn beobachtet bei Frauen, mehr Hilfeverhalten bei Männern, wenn beobachtet)
Für die Persönlichkeitsforschung ist von besonderer Bedeutung, dass die Unterschiede in den zentralen Persönlichkeitsdimensionen i.d.R. gering sind.
Größte Unterschiede:
• In Facetten des Neurotizismus (Ängstlichkeit, für Aspekte der Sozialverträglichkeit zugunsten der Frauen)
• Aspekte der Extraversion (Erlebnissuche und Durchsetzungsfähigkeit zugunsten der Männer)
• Unterschiede liegen im Bereich von kleinen bis mittleren Effektstärken, variieren stark mit Alter und Herkunftsland; Unterschiede vor allem in europäischen Ländern, fast keine in asiatischen und afrikanischen Stichproben

197
Q

Kognitive Leistungen - Geschlechtsunterschiede

A

Fast keine Unterschiede ergeben sich für die allgemeine Intelligenz

Unterschiede in einzelnen kognitiven Leistungen, vor allem für mentale Rotation und räumliche Wahrnehmung zugunsten der Männer, für Aspekte der sprachlichen Intelligenz zugunsten der Frauen, kleine bis mittlere Effekte

Relevant sind nicht faktische Unterschiede sondern eher Unterschiede im Selbstkonzept hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten, z.B. bei Mathematik und Naturwissenschaften zugunsten der Jungen/Männer, die sich höher bewerten und sich eine höhere Leistungsfähigkeit zuschreiben, das ist auch abhängig von den sozialen Gegebenheiten im Land und der gesellschaftlichen Gleichstellung (Frauen in politischen und wirtschaftlich relevanten Ämtern), das gilt auch für Hochbegabte Schülerinnen und Schüler

198
Q

Aggression - Geschlechtsunterschiede

A

Differenzierung zwischen Formen der Aggression (physisch, verbal, indirekt), Erfassungsmethoden (Selbsteinschätzung, Verhaltensbeobachtung, Fremdeinschätzung), Alter der Probanden und Herkunftsland (in realen Lebenssituationen) (Studie von Archer, 2004)

  • Höhere Werte bei physischer und verbaler Aggression für Männer im Vergleich zu Frauen unabhängig von der Erfassungsmethode besonders in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter (kleine bis mittlere Effekte)
  • Indirekte bzw. relationale Aggression (Schädigung der sozialen Beziehungen und sozialen Reputation; Crick und Grotpeter, 1995)) bei Frauen insbesondere in Verhaltensbeobachtungen höher als bei Männern (mittlere Effekte); auch schon bei Mädchen feststellbar, die relational aggressiven Kinder fühlten sich mehr von anderen zurückgewiesen und erlebten in ihrer Selbsteinschätzung mehr Einsamkeit, Isolation und Depressivität
  • Erwartungswidrige Ergebnisse bei leichter physischer Gewalt (ohrfeigen, schlagen, schubsen, stoßen, bewerfen) in heterosexuellen Partnerschaften (niedrige Basisrate, höhere Werte für Frauen)
199
Q

Geschlechtsunterschiede im Bereich der Emotionalität

A

Emotionen manifestieren sich auf unterschiedlichen Reaktionsebenen: kognitive Einschätzungen der auslösenden Situation, subjektives Empfinden/Gefühle, physiologische Reaktionen, Ausdrucksverhalten, Handlungsimpulse
• Frauen schätzen die Intensität ihrer Gefühle im Selbsturteil konsistent höher ein als Männer (tatsächlicher Unterschied oder Antwortstil beeinflusst von Stereotypen? – alternativ über implizite Testverfahren erfassen)
• Niedrigere Effektgröße (halbiert) des Geschlechtsunterschieds bei Ängstlichkeit im Impliziten Assoziationstest (über Vergleich des State-Trait-Angstinventars und des Impliziten Assoziationstests; Egloff und Schmukle, 2004)
• Bei aktuellen Einschätzungen der Ängstlichkeit in einer konkreten Situation verschwinden die Geschlechtsunterschiede, dann dominieren aktuelle Situation und Umweltreize die Einschätzung (Studie v. Feldman Barett, Robin, Pietromonaco und Eyssell, 1998)
• Emotionsausdruck wird bei Frauen in höherem Maße als Ausdruck ihrer Persönlichkeit oder ihrer„weiblichen Natur“ interpretiert, während Ausdrucksverhalten bei Männern eher der Situation zugeschrieben wird (Studie von Feldman Barrett und Bliss-Moreau, 2009).

200
Q

Empathie:

A

Fähigkeit Gefühle und Gedanken anderer Personen wahrnehmen und nachempfinden zu können; Komponente der sozialen Kompetenz

201
Q

Empathic Accuaracy:

A

Erfassung nach Ickes et al., 2001; Videoaufnahme einer Modellperson, die eine für sie emotional bewegende Episode schildert, nach der Aufnahme betrachtet die Person das Video und stoppt es an Stellen, an denen sie sich erinnern kann, während der Erzählung bestimmte Emotionen gehabt zu haben, die Stellen werden markiert und die Person schreibt ihre Gefühle und Gedanken auf&raquo_space; der Testperson wird das Video einmal ganz gezeigt und im zweiten Durchlauf an den markierten Stellen gestoppt, dass die Testperson angibt, was die Modellperson gedacht und gefühlt hat&raquo_space; aus dem Vergleich der Selbstbeschreibung und Fremdeinschätzung kann das Ausmaß an Empathic Accuracy abgeleitet werden

Keine Geschlechtsunterschiede in der emphatischen Akkuratheit, jedoch möglicherweise motivationale Unterschiede, d.h. die Empathie zu zeigen

202
Q

Geschlechtsunterschiede im Bereich der Stressregulation

A

Das Erleben von Emotionen und Stress wird überformt durch Versuche, Emotionen zu regulieren, können die geringen Geschlechtsunterschiede im Erleben und Ausdruck von Emotionen auch durch Unterschiede in den Emotions- und Stressregulation beeinflusst sein?
Geschlechtsunterschiede in der Stressbewältigung sind eher gering

Höhere Werte bei Frauen lediglich für soziale Unterstützung, positive Selbstinstruktion und Rumination (fortgesetztes Nachdenken über die auslösende Situation und ihre Implikationen)(niedrige Effekte)

Geringe Unterschiede zugunsten der Männer bei Rückzug und Vermeidung angesichts beziehungs- und gesundheitsbezogener Stressoren

Höhere Werte in der Einschätzung der Stressintensität bei Frauen das korreliert mit den höheren Werten für ihre Inanspruchnahme von Strategien der Stressbewältigung

Die höheren Werte könnten, wie bei der Ängstlichkeit auch wieder durch die Stereotype der Frau hervorgerufen werden; eine Diskrepanz zw. Stereotypen und tatsächlich beobachtbaren Geschlechtsunterschieden in der Emotionsregulation zeigt eine Studie von Weber und Wiedig-Allison (2007) in der Männer, entgegen der Erwartung kein assertiv-aggressives Verhalten sondern ein (im Vergleich zu den Frauen) eher distanziertes Verhalten zeigten

203
Q

Evolutionsbiologischer Ansatz
für Geschlechtsunterschiede

A

Geschlechtsunterschiede sind durch die unterschiedlichen Anforderungen an Frauen und Männer im Bestreben um die Weitergabe ihrer Gene bedingt&raquo_space; Geschlechtsunterschiede sind ein biologisch verankerter, daher universeller und kulturunabhängiger Bestandteil der Spezies Mensch; einzelne Merkmale können durch Anpassung an spezifische Umwelten unterschiedliche Formen annehmen&raquo_space; (nach Wood und Eagly, 2002) Männern wird im Vergleich zu Frauen ein höherer Status und mehr Macht zugesprochen, da sie primär die Ressourcen liefern und die Sexualität der Frauen kontrollieren

204
Q

Sozial-konstruktivistischer Ansatz
 für Geschlechtsunterschiede

A

Geschlechtsunterschiede sind das Ergebnis (willkürlicher) sozialer Konstruktionen, die in einer Gesellschaft oder Kultur vorgenommen werden&raquo_space; sie ergeben sich aus den unterschiedlichen sozialen Aufgaben und Rollen, die Männern und Frauen in einer arbeitsteiligen Gesellschaft zugeordnet werden&raquo_space; in Gesellschaften, in denen Männern die Rolle des Versorgers / resource providers zugeordnet wird verbindet mit der männlichen Geschlechtsrolle instrumentelle Eigenschaften, wie aktiv, sachorientiert, unabhängig, assertiv; Frauen bekommen sie Rolle als homemaker zugeteilt mit Eigenschaften wie fürsorglich, freundlich, beziehungsorientiert und abhängig

205
Q

Biosozialer Ansatz 
für Geschlechtsunterschiede

A

Integriert den evolutionsbiologischen sowie den sozial-konstruktivistischen Ansatz nach Wood und Eagly (2002), dem zufolge sich geschlechtsspezifische Rollen aus der Interaktion biologischer Unterschiede zw. Männern und Frauen und den sozialen, wirtschaftlichen, technologischen und ökologischen Kontextfaktoren einer Gesellschaft ergeben; Frauen sind durch Geburten und Stillzeiten in ihren Verhaltensoptionen eingeschränkt, Männer sind für Aufgaben, die Körperkraft erfordern prädesetiniert; diese faktischen Unterschiede werden verschärft oder verringert in dem Maße, in dem eine Gesellschaft Möglichkeiten zur Kompensation anbietet und welchen Aufgaben ein höheres Ansehen zugesprochen wird
Wenige Tätigkeiten werden exklusiv von Männern oder Frauen übernommen, eine Vielzahl von Tätigkeiten werden überwiegend von Frauen oder Männern übernommen, Bereitstellung von Ressourcen sowie die Aufzucht der Kinder bindet die gesamte Familie ggf. sogar Dorfgemeinschaft mit ein

206
Q

Einfluss von Geschlechtsstereotypen

A

Fälschliche Erwartung von Geschlechtsunterschieden führt zu Verhaltensunterschieden

Beispiel: Selbsteinschätzung von Intelligenz
Frauen schätzen (bereits ab Kinder- und Jugendalter) ihre Intelligenz geringer als Männer ein, hier spiegeln sich vermutlich bereits früh die Geschlechtsstereotype wieder
Beispiel: Einfluss auf Testleistungen durch Priming von Geschlechtsstereotypen

Studie von Ortner und Sieverding (2008), in welchem Ausmaß die Leistungen in einem Test zur Erfassung der räumlichen Intelligenz (mentale Rotation) durch Priming beeinflusst werden, bei dem männliche und weibliche Geschlechtsstereotype aktiviert werden

  • Männliches Priming führt bei beiden Geschlechtern zu besseren Leistungen
  • Effektstärkt von d=.59 im Unterschied zw. VPs mit männlichem zu weiblichem Priming

• Männliches Priming hebt Geschlechtsunterschiede in der mentalen Rotation auf, wenn beide Geschlechter erneut auf das männliche Stereotyp geprimt werden
Bereits subtile Hinweise auf Stereotype können die Leistung einer Testperson beeinflussen

> > stereotpype threat

207
Q

Stereotype threat

A

Ängstliche Erwartung oder Besorgnis einer Person, dass sie aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe an den negativen Stereotypen gemessen wird, die für diese Gruppe existieren (Steele, 1997)
Der stereotype threat kann zusätzliche Belastung und Unsicherheit erzeugen, indem Befürchtungen geweckt werden, der negativen Erwartung zu entsprechen&raquo_space; erhöhter Kontrollaufwand bei der Aufgabenbearbeitung bedingen, dass das Arbeitsgedächtnis zusätzlich beansprucht wird und damit zu schlechteren Leistungen führt, zudem müssen die Gefühle der Besorgnis reguliert werden&raquo_space; Teufelskreis, aus dem sich die Stereotype immer wieder selber bestätigen

208
Q

Definition Kultur als man-made environment 


A

Kultur ist der menschgemachte Teil der Umwelt einer Population (Hershkovitz, 1948)

(Sprache, soziale Normen, typische Werthaltungen, gesamtes verfügbares Wissen, typische soziale Beziehungen, soziale Struktur, Wirtschaftsstruktur, politische Struktur, Waren, Architektur, Landschaftsgestaltung)&raquo_space; psychologisch relevante Umweltmerkmale

209
Q

Ökologie der Population und Kultur 


A

Restliche Umweltmerkmale: Merkmale des Lebensraums der Population, die vom Menschen weitgehend unabhängig sind, z.B. geographische Lage, Klima, Bodenbeschaffenheit, typische Pflanzen und Tierpopulationen; graduelle Unterschiede zw. Ökologie und Kultur, da Menschen ihre Ökologie zum Teil mitbestimmen

210
Q

Genpool einer Population 


A

Genpool einer Population ist die Gesamtheit aller Gene der Populationsmitglieder. Populationen können sich in ihrer Ökologie, Kultur und ihn ihrem Genpool unterscheiden

211
Q

Populationsunterschiede im Hinblick auf Kultur, Ökologie und Genpool und Persönlichkeitsunterschiede und kulturelle Bewertung

A


Da die Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen von der persönlichen Umwelt und den eigenen Genen abhängen, können kulturelle Unterschiede ebenso wie Unterschiede in den Ökologien und Genpools die Verteilung der Persönlichkeitsunterschiede innerhalb von Populationen (z.B. Mittelwerte und Varianzen) und Korrelationen zwischen Eigenschaften beeinflussen. Zudem unterliegen Persönlich- keitseigenschaften einer kulturellen Bewertung als erwünscht oder unerwünscht, die von Kultur zu Kultur variieren kann (kultureller Kontext)

212
Q

Out-of-Africa-Hypothese 


A

Die heutige Menschheit ist biologisch eine einzige Art und vermutlich aus Wanderungsbewegungen aus kleinen Ursprungspopulationen in Ostafrika hervorgegangen (vor ca. 1.00.000 Jahren);

deshalb sind die heutigen Menschen genetisch so stark verwandt, dass sie alle untereinander fortpflanzungsfähig sind, also biologisch gesehen eine einzige Art bilden (»homo sapiens sapiens«)

Wie stark sich Populationen in Persönlichkeitseigenschaften aus genetischen Gründen unterscheiden, ist umstritten.

213
Q

Gentische Einflüsse


A

Unterschiede zwischen Menschen in Genmarkern innerhalb einer Population sind erheblich größer als Unterschiede zwischen Populationen (ca. 85% zu 15%) 

Ca. 85% der Unterschiede zwischen Menschen in Genmarkern (z. B. Blutgruppe, Hautfarbe, Augenform) beruhen auf Unterschieden innerhalb von Populationen (raumzeitlich abgegrenzte Gruppen von Menschen). Die genetischen Unterschiede innerhalb von Populationen sind erheblich größer als die genetischen Unterschiede zwischen Populationen (Ergebnisse aus Genomanalysen)

214
Q

Rasse und Rassismus 


A

Die Einteilung von Menschen in Rassen (Gruppen gleicher genetisch bedingter äußerlicher körperlicher Merkmale) ist wissenschaftlich und politisch problematisch

Typischerweise werden die Hauptrassen Weiße, Schwarze und Mongolide unterschieden

Hautfarbe und Augenform (sind am leichtesten erkennbare genetische Merkmale aus hunderten von anderen Merkmalen) als Klassifikationskriterien für Rassen korrespondieren nicht mit genetischen Unterschieden (sie weisen auf den Lebensraum der Vorfahren heutiger Populationen hin; faktisch bezeichnet die Rasse oft die geographische Herkunft der Vorfahren einer Population von Einwanderern, z.B. 
Caucasians, African-Americans, Hispanics, Asians)

Rassenunterschiede sind vorhanden, aber sie werden alltagspsychologisch aufgrund von Stereotypisierung stark übertrieben&raquo_space; Stereotypisierung von Rassenunterschieden und sozialem Status 

Beispiel: Intelligenz von Schwarzen und Weißen in den USA

> > Genetische Unterschiede sind innerhalb von Populationen bedeutend größer als zwischen Populationen.
Rassenunterschiede innerhalb und zwischen Populationen können genetisch, umweltbedingt und/oder durch Gen-Umwelt-Interaktionen bedingt sein

215
Q

Kulturelle Einflüsse

A

Kulturelle Einflüsse auf Persönlichkeitsunterschiede sind wohl am deutlichsten erkennbar im Falle von Fähigkeiten. Es gibt eine lange und durch zahlreiche kultur- vergleichende Studien genährte Debatte, ob sich das westliche Konzept der Intelligenz auf andere Kulturen übertragen lässt. Denn ob eine Handlung intelligent ist oder nicht, lässt sich nur dann entscheiden, wenn sie im Kontext der Kultur interpretiert wird.

216
Q

Drei Positionen zur kulturellen Relativität des Intelligenzkonstrukts

A
  1. Radikaler Relativismus > es sind nur kulturspezifische Tests möglich, keine Vergleiche
  2. Kontextualismaus > Vergleiche sind möglich in kontextualisierten Tests
  3. Universalismus > Vergleiche sind in universellen Tests möglich
217
Q

Intensität der Beschulung und korrelative Struktur

A

Populationen mit geringer Testerfahrung und geringer Beschulung profitieren stärker von einer wiederholten Intelligenztestung als Populationen mit großer Testerfahrung und längerer Beschulung.

Wegen dieser kulturell bedingten Probleme beim Vergleich von Intelligenztestmittelwerten erscheint es überzeugender, die korrelative Struktur von Intelligenztests als Kriterium für ihre Vergleichbarkeit zwischen Kulturen zu wählen. Wenn die Untertests ähnlich miteinander korrelieren bzw. wenn Faktorenanalysen dieselben Faktoren in zwei Populationen mit unterschiedlicher Kultur finden, misst der Test dieselben Fähigkeitsunterschiede innerhalb der Populationen

218
Q

6 kulturunabhängige universelle Intelligenzdimensionen

A

Faktorenanalytische Studien der Intelligenzstruktur in kulturell unterschiedlichen Populationen fanden zum einen, dass in jeder dieser Studien die Untertests miteinander positiv korrelierten, so dass es einen übergeordneten g-Faktor gab, der allgemeine Intelligenz repräsentierte und dass sich die speziellen Intelligenzfaktoren auf nur sechs Intelligenzdimensionen verteilten

  1. logisches Denken
  2. verbale Fähigkeiten
  3. räumliche Wahrnehmungsfähigkeiten
  4. numerische Fähigkeiten
  5. Gedächtnisfähigkeiten
  6. Schnelligkeit 


Auf der Ebene einzelner Items gibt es dagegen erhebliche Abweichungen der korrelativen Struktur zwischen Populationen. D. h. Einzelitems sind oft besonders kulturabhängig

> > Item-Bias beschäftigt sich damit, wie solche Items identifiziert und die Tests durch Ersetzung dieser Items durch populationsunabhängigere Items verbessert werden können

219
Q

Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung als kulturunabhängiger Intelligenzfaktor ist umstritten 


A

Einer Auffassung nach gibt es Intelligenztests, die völlig unabhängig vom kulturellen Kontext interpretiert werden können, weil ihre Aufgaben wissensunabhängige Parameter erfassen (z. B. Informationsverarbei- tungsgeschwindigkeit). Obwohl die Hypothese plausibel ist, dass diese Leistung gut zwischen Populationen vergleichbar ist, ist die Befundlage hierzu unklar.

Trotz deutlicher kultureller Einflüsse auf die Intelligenzleistung ist die Intelligenz zwischen unterschiedlichen Kulturen vergleichbar, wenn kontext- spezifische Items eliminiert werden.

Werden kulturelle Einflüsse auf Persönlichkeitsunterschiede berücksichtigt, lassen sich Persönlichkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Kulturen vergleichen.

220
Q

Dimensionen, auf denen sich Kulturen unterscheiden

A

Studie von Hofstede zu Dimensionen arbeitsbezogener Einstellungen (Berfragung von 1.160.00 IBM-Mitarbeitern in 40 Ländern, 150 Fragen zur arbeitsbezogenen Einstellungen (z.B. Arbeitszufriedenheit, Arbeitsanforderungen, persönliche Arbeitsziele, Konkurrenz, Konflikte) in 20 Sprachen)

  1. Individualismus (Unabhängigkeit von sozialen Bezugsgruppen wie Familie oder Firma versus Abhängigkeit von ihnen)
  2. Machtdistanz (Akzeptanz großer Machtunterschiede versus egalitäre Einstellung)
  3. Unsicherheitsmeidung (Ängstlichkeit/Unängstlichkeit angesichts unstrukturierter Situationen)
  4. Maskulinität (Betonung einer traditionellen männlichen Geschlechtsrolle versus egalitäre Einstellung)
221
Q

Individualistische und kollektivistische Kulturen

A

Die kulturelle Dimension des Individualismus mit dem Gegensatzpol Kollektivismus als besonders zentral auch bei nicht arbeitsbezogenen Fragen. Sie kontrastiert Kulturen, in denen individuelles Handeln primär der Realisierung eigener Ziele dient (individualistisch) bzw. primär der Realisierung von Zielen einer In-Gruppe dient (kollektivistisch). Eine In-Gruppe ist eine soziale Gruppe, der das Individuum angehört und mit der es sich identifiziert (z.B. die Familie, die Firma, der Clan, die Nation).

Markus u. Kitayama (1991) charakterisierten das Selbstkonzept in individualistischen Kulturen als unabhängig (»independent self«, Individualität des Einzelnen unabhängig von seinen sozialen Beziehungen) und in kollektivistischen Kulturen als vernetzt (»interdependent self«, Einbettung in soziale Gruppen).

Kollektivisten sind oft nur gegenüber der eigenen In-Gruppe hilfsbereit

222
Q

Kulturspezifische Bewertung von Persönlichkeitseigenschaften 


A

Dieselbe Persönlichkeitseigenschaft kann in unterschiedlichen Kulturen oder zu unterschiedlichen historischen Zeitpunkten derselben Kultur deutlich anders bewertet werden
(Beispielsstudie Schüler China - Kanada)

223
Q

Interkulturelle Trainings 


A

Praktisch nutzbar sind die Erkenntnisse der interkulturellen Persönlichkeitsforschung in interkulturellen Trainings.
Interkulturelle Trainings haben eine wachsende Bedeutung als Arbeitsfeld von Psychologen.

Praktische Ratschläge für den Umgang mit einem Angehörigen kollektivistischer Kulturen
• Widme seiner Mitgliedschaft in sozialen Gruppen größte Aufmerksamkeit.
• Hole vor Inanspruchnahme von Leistungen die Zustimmung der Autoritäten seiner sozialen Gruppe(n) ein.
• Rechne mit »Persönlichkeitsveränderungen« beim Wechsel sozialer Gruppen.
• Vermeide Wettbewerbssituationen.

• Gestalte die Beziehung kooperativ und harmonisch.

• Bringe Kritik nur indirekt vor und nur nach ausführlicher Schilderung der positiven Aspekte.
• Lege die Beziehung so an, als sei sie langfristig, z.B. durch beziehungsstiftende Zeremonien und Rituale und Plaudereien über Nebensachen.
• Werte höfliches, aber förmliches und distanziertes Verhalten im Erstkontakt nicht als Ablehnung, sondern als kulturelle Norm.
• Sei darauf gefasst, dass bei Konflikten zwischen Arbeit und persönlichen Beziehungen letztere höher bewertet werden.