03416 Flashcards
Diktum von Kluckhohn und Murray (1953, S. 53) ist jeder Mensch in gewisser Hinsicht…
. wie alle anderen Menschen
. wie einige andere Menschen
. wie kein anderer Mensch
Ziel der Differentiellen Psychologie
Unterschiede zwischen einzelnen Personen oder Gruppen von Personen auf bestimmten Dimensionen bzw. Merkmalen zu identifizieren.
Zudem untersucht die Differentielle Psychologie, mit welchen anderen Merkmalen solche interindividuellen Unterschiede auf einer bestimmten Dimension assoziiert sind. Dabei geht es auch um die Frage, welche Konsequenzen bzw. „outcomes“ in der Zukunft mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen vorhergesagt werden können (individual differences that make a difference).
Die Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinn untersucht
die einzigartige Organisation von psychischen Merkmalen innerhalb einer Person (wie kein anderer Mensch).
Persönlichkeit in diesem Sinn umfasst Strukturen und Prozesse und spiegelt „nature“ (genetische Anlagen) und „nurture“ (Erfahrung) wider.
Persona (lat):
Einerseits Maske, äußerer Schein, das Nichtwesenseigene sowie die Rolle, die ein Schauspieler auf der Bühne spielt. Persona bedeutet aber auch das Innere, das Wahre, das Wesentliche, den Schauspieler hinter der Maske als einen Mensch mit besonderen persönlichen Eigenschaften.
Charakter (griech.):
das „Eingeritzte, Eingedrückte, Eingeprägte“ . Im übertragenen Sinn ist damit nach Aristoteles „die einer Person aufgeprägte Eigentümlichkeit, woran man sie erkennt und wodurch sie sich von anderen unterscheidet“ (Koch, 1960, S. 7, zitiert nach Laux, 2008) gemeint. Theophrast, ein Schüler von Aristoteles, unterscheidet in seinem gleichnamigen Buch 30 Charaktere, die eigentlich ausschließlich menschliche Schwächen widerspiegeln.
In der Positiven Psychologie»_space; positive Konnotation: In dieser psychologischen Bewegung werden Charakterstärken (z.B. Kreativität, Neugier, Bereitschaft zu vergeben, Humor, Spiritualität) und Tugenden (z.B. Weisheit und Wissen, Menschlichkeit, Transzendenz) betont (vgl. Peterson & Seligman, 2004).
Temperament (lat., richtiges Verhältnis gemischter Stoffe):
Heute wird der Begriff Temperament im Sinne ererbter Merkmale verwendet, die sich auf die Bereiche Affekt, Aktivierung und Aufmerksamkeit beziehen und besonders den Stil, also das „Wie“ des Verhaltens betreffen (vgl. Laux, 2008, S. 52); es geht also darum, ob jemand z.B. langsam oder schnell, kontrolliert oder impulsiv handelt. Anstelle von Persönlichkeits- wird insbesondere dann von Temperamentsfaktoren gesprochen, wenn eine Abgrenzung zu Intelligenz und Leistungsvariablen intendiert ist (Laux, 2008).
Typus (gr., Schlag):
kennzeichnet in erster Linie ein Ausprägungsmuster von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, ein Persönlichkeitsprofil, das z.B. mit Hilfe der Clusteranalyse identifiziert werden kann (Moosbrugger & Frank, 1992). In der Klassifikation der Methoden der Differentiellen Psychologie von William Stern korrespondiert das Typen-Konzept mit der Komparationsforschung (mehrere Merkmale an zwei oder mehreren Individuen). Die bekannteste historische Typologie sind die vier Temperamentstypen des Hippokrates, die auf den vier Körpersäften basieren. Demnach sei der sanguinische Typ (Blut) sorglos und augenblicksbezogen, der phlegmatische Typ (Schleim) langsam und untätig, der Cholerische (gelbe Galle) aufbrausend und leicht erregbar und der Melancholische (schwarze Galle) besorgt und pessimistisch. Eine überzeugende endokrinologische bzw. neurowissenschaftliche Fundierung für diese und anderen Temperamentslehren steht bis heute aus (Asendorpf & Neyer, 2012).
Persönlichkeitsdefinition von Herrmann:
zeitliche Stabilität und transsituative Konsistenz
„Die Mehrheit heutiger Persönlichkeitsdefinitionen fasst Persönlichkeit auf als ein bei
jedem Menschen einzigartiges, relativ stabiles und den Zeitablauf überdauerndes
Verhaltenskorrelat“ (Herrmann, 1991, S. 29).
Eher differentielle Psychologie
Persönlichkeitsdefinition von Pervin:
komplexe Organisation
Persönlichkeit ist die komplexe Organisation von Kognitionen, Emotionen und Ver- halten, die dem Leben einer Person Richtung und Zusammenhang gibt. Die Persön- lichkeit umfasst wie der Körper Strukturen und Prozesse und spiegelt nature und nurture wider. Persönlichkeit schließt die Auswirkungen der Vergangenheit, ebenso wie die Konstruktionen der Gegenwart und der Zukunft ein (Pervin, 1996, p. 414).
Entspricht eher der Persönlichkeitspsychologie im engeren Sinne.
Klassifikation von Persönlichkeitsunterschieden nach Weber und Rammsayer (2005)
- Bereich der Fähigkeiten und Kompetenzen
- Emotional-kognitiver Bereich
- sozialer Bereich
+ über alle Bereiche:
- Geschlechtsunterschiede
- biologisch und kulturell bedingte Persönlichkeitsvariationen
Hjelle und Ziegler (1992) haben die anthropologischen Grundannahmen in Form von 9 bipolaren Dimensionen formuliert
- Freiheit vs. Determiniertheit
- Rationalität vs. Irrationalität
- Ganzheitlichkeit vs. Elementarismus
- Konstitutionalismus vs. Environmentalismus
- Veränderbarkeit vs. Unveränderbarkeit
- Subjektivität vs. Objektivität
- Proaktivität vs. Reaktivität
- Homöostase vs. Heterostase
- Erkennbarkeit vs. Unerkennbarkeit
- Historizität vs. Ahistorizität (Schneewind, 1982)
- Sozialität vs. Asozialität (Schneewind, 1982)
- Idiographisches Vorghen vs. Nomothetisches Vorgehen (Laux)
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
- Was determiniert das Verhalten des Menschen? > 7 Dimensionen
- Wie veränderbar ist der Mensch?
- Wie soll man den Menschen untersuchen?
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
1. Was determiniert das Verhalten des Menschen?
> 7 Dimensionen
a. Bewusste, unbewusste und konstitutionelle Faktoren als mögliche Verhaltensdeterminanten gegenüber externen Faktoren im Allgemeinen:
• Freiheit vs. Determiniertheit
• Rationalität vs. Irrationalität
• Konstitutionalismus vs. Enviromentatlismus
b. Fokus auf den externen Faktor der sozialen Umwelt bzw. soziale Umwelt über die Zeit:
• Sozialität vs. Asozialität
• Historizität vs. Ahistorizität
c. Interne oder externe Determination unseres Verhaltens:
• Subjektivität vs. Objektivität
• Proaktivität vs. Reaktivität
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
2. Wie veränderbar ist der Mensch?
- Veränderbarkeit vs. Unveränderbarkeit
* Homoestase vs. Heterostase
Gruppierung der 11 Dimensionen unter drei thematischen Rubriken (Renner, 1994)
3. Wie soll man den Menschen untersuchen?
- Erkenntnis vs. Unerknnbarkeit
- Ganzheitlichkeit vs. Elementarismus
- Idiographisches Vorgehen vs. Nomothetisches Vorgehen
Phänomen der post-Hypnotischen Suggestion:
Freud
manifestes Verhalten kann durch Motive bestimmt sein, die der betroffenen Person völlig unbewusst sind»_space;Beleg für die Existenz des Unbewussten
Entscheidend für die Entwicklung der Psychoanalyse
- freie Assoziation
- Phänomen der post-hypnotischen Suggestion (Unbewusstes)
- Josef Breuer: Identifizierung und Bearbeitung der ursprünglichen Konfliktsituation als Behandlungsmethode
Zwei grundlegende Hypothesen der Psychoanalyse
- Prinzip der psychischen Determiniertheit: Menschliches Verhalten und Erleben entsteht nie zufällig, sondern hat immer eine psychische Ursache.
- Bewusstheit von Motiven ist eher die Ausnahme als die Regel: Psychische Prozesse, die das menschliche Verhalten bestimmen, sind meist unbewusst. D.h. die eigentlichen Ursachen unseres Verhaltens bleiben uns in der Regel verborgen
Zwei Gruppen nicht bewusster psychischer Phänomene nach Freud
- Unbewusste (der Person selbst nicht zugänglich, aber durch psychoanalytische Methoden (z.B. freie Assoziation), - - vorbewusste (momentan nicht bewusst, können durch Nachdenken, Konzentration bewusst gemacht werden),
- bewusste Inhalte
Modell des psychischen Apparats nach Freud
mit drei Instanzen
Es (Ursprung der Triebe),
Ich (Vollstrecker der Triebe)
Über-Ich (moralische Instanz)
Entstehung von Angst nach Freud
2 Angsttheorien:
(1) Angst entsteht, wenn sexuelle Triebenergie (Libido) unterdrückt und aufgestaut wird.
(2) Angst durch starke, das Ich bedrohende interne oder externe Reize
− Realangst: Individuum/ICH >bedrohliche Reize aus der realen Umwelt
− neurotische Angst: Triebimpulse aus dem ES drohen außer Kontrolle zugeraten, innerpsychischer Konflikt zw. ES und ICH
− moralische Angst: Schuld-/Schamgefühle, innerpsychischer Konflikt zw. ÜBER-ICH u. ICH
Abwehrmechanismen nach Freud
• Angst ist für ICH eine traumatische Erfahrung, Erleichterung durch Abwehrmechanismen
• 2 Merkmale der Abwehrmechanismen: leugnen, verfälschen, verzerren der Realität und sie sind unbewusst
1. Verdrängung: Triebimpuls wird Zugang zum Bewusstsein versperrt
2. Projektion: Verlegung eines Triebimpulses auf eine andere Person
3. Reaktionsbildung: entgegengesetztes Handeln zu den unbewussten Impulsen
4. Verschiebung: Entladung von Triebimpulsen an alternativen Personen oder Objekten
5. Verleugnung: wunscherfüllenden Phantasien ersetzen unangenehme Tatsachen
6. Fixierung: Individuum bleibt auf einer früheren Stufe der psychosexuellen Entwicklung stehen
7. Regression: Rückzug auf eine frühere Stufe der psychosexuellen Entwicklung
8. Identifizierung: Identifikation mit einer anderen Person, um Bedrohung von der Person zu reduzieren (Identifikation mit dem Aggressor/Ödipuskomplex)
9. Rationalisierung: rationale Begründung von Verhalten
Sublimierung nach Freud
Abwehrmechanismen sind primär Anzeichen einer psychischen Dysfunktion, Sublimierung ist ein Aspekt der normalen Ich-Funktionen
• Ursprünglicher Impuls bleibt unbewusst und die ursprünglich begehrte Handlung wird in eine sozial akzeptierte Betätigung verwandelt, d.h. Impulse aus dem ES und Forderungen der Außenwelt werden in Einklang gebracht und befriedigt
Persönlichkeitsentwicklung: Phasenlehre und Ödipuskomplex (Freud)
Phasenlehre der psychosexuellen Entwicklung:
- orale Phase: Geburt – 1,5 Jahre (frühe oral-einnehmende Phase bis ca. 8 Monate; oral-aggressive Phase)
- anale Phase: 1,5 – 3 Jahre, Ausscheidung von Kot kontrollieren lernen (anal-expulsive und anal-retentive Phase)
- phallische Phase und Ödipuskomplex: 3 -5 Jahre, Genitalien werden als primäre erogene Zone bedeutsam, wichtigste Phase für die Persönlichkeitsentwicklung
- Latenzzeit: 6 Jahre – Pubertät, keine sexuellen Triebimpulse und auch keine nennenswerte psychosexuelle Entwicklung
- genitale Phase: Stadium des Erwachsenseins, höchste Stufe der Persönlichkeitsentwicklung, von der Befriedigung der Triebe am eigenen Körper in den vorherigen Phasen zur echten Objektwahl zu heterosexuellen Beziehungen und zunehmende soziale Orientierung
Charaktertypen nach Freud
durch Fixierung oder Regression kann ein Individuum auf frühere Entwicklungsstufen zurückfallen, das führt zu diesen typischen Charaktereigenschaften
Oral-einnehmend - wissbegierig, leichtgläubig, übermäßiger Nahrungsgenuss
Oral-aggressiv - sarkastisch, streitlustig
Anal-epulsiv - Kreativ, produktiv, unordentlich, grausam, destruktiv, unkontrolliert, unzuverlässig
Anal-retentiv - Ordentlich, pedantisch, geizig, eigensinnig
Phallisch, Frauen - Naiv, kokett, verführerisch, exhibionistisch
Phallisch, Männer - Übertriebene Männlichkeitsbedürfnisse, übertriebenes Erfolgsstreben, Impotenz, Erfolglosigkeit
Ödipuskomplex (Freud)
Annahme Junge: der Junge begehrt seine Mutter sexuell, Vater ist Rivale und wird daher abgelehnt, Kastrationsängste des Jungen, befördert durch das vermeintlich verstümmelte weibliche Genital)»_space; Verdrängung der sexuellen Wünsche beim Jungen + Abwehrmechanismuns Identifikation mit dem Vater und Entstehung von Mutterliebe und asexueller Zuneigung.
• Verdrängung des Ödipuskomplexes + Identifiation mit Vater = entscheidende Schritte für die Entwicklung des ÜBER-ICH (Erbe des männlichen Ödipuskomplexes)
Annahme Mädchen: Mädchen begehrt erst auch Mutter dannVater aus Enttäuschung, dass sie keinen Penis hat, Mutter wird für die vermeintliche Kastration verantwortlich gemacht; es bleibt der Penisneid erhalten und der weibliche Ödipuskomplex bleibt mehr oder weniger stark bestehen»_space; Grundlage für zahlreiche psychologische Geschlechtsunterschiede
Zentrale Konzepte bei Alfred Adler / Individualpsychologie
- Minderwertigkeitsgefühl / Schwäche des Kindes bedingt durch seine völlige Abhängigkeit und seiner Unfähigkeit alleine zu überleben; Verstärkung durch körperliche Erkrankungen oder psychische Störungen»_space;Bedürfnis nach Sicherheit prägt den Lebensstil = Charakter eines Menschen»_space; Überwindung durch Einbindung des Einzelnen in die Gemeinschaft (normative Bewältigung von Minderwertigkeit und Schwäche), die die Schwächen des Einzelnen auffängt, Gemeinschaftsgefühl ist angeboren (sonst Fehlentwicklungen, die sich z.B. in Überkompensation zeigen)
- Neurotische Personen bewahren „Schein des Wollens“, können die Leistungen aber nicht bringen; kranken Menschen wird im Alltag Schonung gebilligt + Fürsorge zuteil»_space; Neurose bietet Krankheitsgewinn
- Funktionale Sichtweise psychischer Störungen: Zweck als Bestandteil des neurotischen Lebensstils einer Person; neurotiche Personen können sich der Funktionalität ihres Verhaltens bewusst werden durch offene therapeutische Gespräche»_space; Änderung des neurotischen Lebensstils, Auflösung der Symptome > Einbindung in die Gesellschaft (Therapieziel: Einsicht, das vermeintlich funktionale Verhalten schadet dem Einzelnen und der Gesellschaft)
- Konsequenzen des verwöhnenden vs. strengen Erziehungsstils: unangemessene Erziehung begünstigt Störungen in der Entwicklung, verwöhnende und strenger Erziehungsstil vermitteln keine Sicherheit sondern verstärken das Gefühl von Schwäche und Unzulänglichkeit (Verwöhnend: Kind kann keine Bewältigungsfähigkeiten, das Gefühl Probleme alleine lösen zu können, entwickeln; Streng: Verstärkung des Minderwertigkeitsgefühls (» Gründung einer Erziehungsberatung durch Adler)
Zentrale Konzepte der Selbstpsychologie von Heinz Kohut
Neo-Psychoanalytiker (Selbstpsychologie vs. ICH-Psychologie), Ergänzung von Freud’s Strukturmodell der Persönlichkeit mit den drei Instanzen ICH, ES, ÜBER-ICH durch die Konzeption eines von den Instanzen unabhängigen eigenständigen SELBST
Das Selbst als innerpsychisches System, das ein Gefühl der Einheit und Kohärenz sichert
(Abgrenzung von der ICH-Psychologie in der das stabile, Kohärenz und Identität stiftende Selbstgefühl dem ICH zugeschrieben wird und damit innerhalb des Freud’schen Strukturmodells verbleibt, aber zusätzlich vom Trieb unabhängige Funktionen inne hat)
• Leiden durch fehlendes oder gestörtes Selbstgefühl
Narzissmus als eigene Entwicklungslinie, unabhängig von der Triebentwicklung, keine Störung, nicht negativ, sondern ein normaler Bestandteil der Entwicklung der Persönlichkeit, der für die Bildung eines gesunden und stabilen Selbst zentral ist
Primärer Narzissmus: Säugling, der noch nicht zw. Selbst und anderen differenzieren kann erlebt die frühe Phase als Einheit mit der Mutter und das vermittelt das Gefühl von Macht und Größe; Phase endet, wenn das Baby fähig ist die Mutter als getrennte Einheit wahrzunehmen, auch dadurch das Pflege und Zuwendung nicht immer vollkommen sind
In zwei narzisstischen Konfigurationen bewahrt das Kind den Narzissmus: Größen-Selbst/ grandioses Selbst und idealisiertes Eltern-Imago (» Quellen für Ehrgeiz und Ideale aus denen sich Kompetenzen und Talente entwickeln können)
Günstige Entwicklungsbedingungen für ein gesundes, stabiles Selbst und damit das Gefühl von Selbstwert: Spiegelung der narzisstischen Größenphantasien („Glanz in den Augen der Mutter“) und wohldosierte Frustrationen zum Loslassen der Allmachts- und Größengefühle
Transformationen des Narzissmus: in Empathie, Weisheit, Humor, Kreativität
Narzisstische Störungen, d.h. Störungen im Selbsterleben entstehen, wenn das Kind von den primären Bezugspersonen abgelehnt wird oder sie selber nicht in der Lage sind den narzisstischen Bedarfen des Kindes empathisch zu begegnen (Therapeut soll die aus der Störung resultierende Übertragung empathisch zum Aufbau eines stabilen Selbstgefühls nutzen)
Zentrale Konzepte der Bindungstheorie von Bowlby
Angeborenes Bindungssystem (attachment behavioral system), das die Suche nach Schutz und Sicherheit aktiviert, es wird Nähe zu signifikanten Bezugspersonen (attachment figures/ Bindungspersonen) gesucht, durch direkten Kontakt oder symbolisch durch internalisierte Repräsentationen der Bindungspersonen
(häufiger mit zunehmendem Lebensalter)
• Interindividuelle Unterschiede in den Bindungserfahrungen (Entwicklung abhängig vom Verhalten enger Bezugspersonen in kritischen Situationen):
• Sichere Bindung (Bezugsperson präsent, sensible Reaktionen > subjektive Erwartung und Gewissheit, Welt ist ein sicherer Ort und Bezugspersonen helfen zuverlässig > Sicherheit zur Exploration und Interaktion mit anderen Menschen, Bewältigung kritischer Situationen, Selbstvertrauen in die eigene Bewältigungskompetenz, subjektive Gewissheit der Unterstützung durch andere) und
• unsichere Bindung
(Bezugsperson nicht präsent und nicht sensibles Verhalten > Zweifel an der eigenen Fähigkeit Probleme zu bewältigen + an der Zuverlässigkeit u. gutem Willen anderer > Entwicklung anderer Strategien zur Emotionsregulation = Defensive Reaktionen auf fehlende Bindungssicherheit:
1. Hyperaktivierung: intensive und gesteigerte Bemühungen um Nähe zu Bindungspersonen und um ihre Aufmerksamkeit und Unterstützung, quasi zwanghafte Suche nach Nähe und Schutz; sensible Reaktion auf Zeichen von Zurückweisung oder Ablehnung; Grübeln/Rumination über eigene Schwächen und über Gefährdung der Beziehungen
2. Deaktivierung: Hemmung des Bemühens um Nähe und Schutz; Bedrohungen des Bindungssystems werden unterdrückt oder negiert; eher distanzierte Beziehungen zu anderen, unwohl bei zu großer Nähe; persönliche Stärke und Eigenständigkeit; Unterdrückung emotional belastender Gedanken oder Erinnerungen
Attachment working models (Bowlby)
= kognitive Schemata: bilden sich aus den Interaktionen mit Bindungspersonen in Kindheit und Jugend u. beeinflussen langfristig die Persönlichkeitsentwicklung
• working models of others: mentale Repräsentationen des Verhaltens der Bindungspersonen
• working models of self: mentale Repräsentationen der eigenen Kompetenz
Bindungsstil (Bowlby)
die auf Grundlage der mentalen Modelle entstandene Muster der Erwartungen an künftige Interaktionen und Beziehungen sowie an die eigene Bewältigungskompetenz
Erfassung von Bindungsstilen (Mary Ainsworth/ John Bowlby)
Fremde Situation (Mary Ainsworth) – Trennung von der Mutter aktiviert das Bindungssystem und aus den Verhaltensmerkmalen kann der Bindungsstil erschlossen werden; relevant sind die negativen Emotionen, die ein Kind in der Situation zeigt, sein Explorationsverhalten, seine Kontaktaufnahme zur Mutter
Sichere Bindung (Bowlby)
Kinder zeigen emotionale Belastung, suchen Kontakt u. Nähe zur Bindungsperson bei deren Rückkehr, schnelle Beruhigung und Rückkehr zur freien Exploration
unsicher-vermeidende Bindung (Bowlby)
Kinder zeigen nur wenige Emotionen, meiden Kontakt und Nähe zur Bindungsperson, Aufmerksamkeit liegt auf der Exploration
unsicher-ambivalente Bindung (Bowlby)
starker Ausdruck von Emotionen, Wechsel zw. Suche nach Nähe und durch Ärger gekennzeichnete Abwehr zur Bindungsperson, wenig Exploration
Bindungsvermeidung und Bindungsängstlichkeit als Dimensionen in späteren Ansätzen (Shaver & Miculincer, 2005)
- Bindungsvermeidung (Ausmaß des Mißtrauens zu Beziehungspartner und des Strebens nach emotionaler Distanz und Eigenständigkeit)
- Bindungsängstlichkeit (Befürchtung, Bindungspersonen seien nicht zuverlässig sofern sie gebraucht werden)
Personen mit geringer Ausprägung in den beiden Dimensionen gelten als sicher gebunden.
Stabilität von Bindungsstilen
in welchem Maße frühe Bindungen die Gestaltungen späterer Bindungen beenflussen? > Überprüfung in Metaanalyse/ Längsschnitt (Fraley, 2002) welches theoretische Modell am ehesten mit den empirischen Befunden in Einklang steht,
• Prototypen-Modell (vorsprachliche Repräsentationen/ Schemata in früher Kindheit der frühen Beziehungen zu Bezugspersonen > Prototyp ändert sich über die Zeit nicht und prägt weiter die Beziehungen zu anderen Personen: Korrelation .39 > Stabilität von frühen Bindungserfahrungen
• Revionsmodell: frühe Repräsentationen von Beziehungen sind relativ flexibel und werden durch neue Erfahrungen revidiert oder modifiziert
Defensive Strategien in den Theorien der Angstbewältigung:
- Repression = Vermeidung oder Unterdrückung von Anzeichen von Bedrohung
- Sensitization = forcierte Hinwendung zu Anzeichen von Bedrohung
Mechanismen der Angstregulation nach Krohne (2003):
- Vigilanz = ausgelöst durch die erhöhte Sensibilität einer Person gegenüber der Unsicherheit, die eine Bedrohung beinhaltet > Ziel: Reduktion der Unsicherheit
- kognitive Vermeidung = ausgelöst durch die erhöhte Sensibilität gegenüber der mit Angst verbundenen Erregung > Ziel: negativen Affekt zu vermeiden
- beide Strategien sind theoretisch unabhängig konzipiert (auf der Ebene des habituellen Verhaltens)»_space; der individuelle Bewältigungsstil einer Person ergibt sich aus ihrer Kombination
5 grundlegenden Positionen der gegenwärtigen Psychoanalyse (Westen 1998):
- Personen sind sich der Ursache ihrer Gefühle und Motive meist nicht bewusst
- Intrapsychische Vorgänge (Affekte, Motive) können parallel ablaufen und miteinander in Konflikt geraten; das resultierende Verhalten ist ein Kompromiss aus widerstreitenden Prozessen
- Kindheitserfahrungen prägen die spätere Persönlichkeit, vor allem im Hinblick auf interpersonelle Beziehungen
- Soziales Verhalten ist geleitet von mentalen Vorstellungen der eigenen Person, signifikanten anderen Personen und Formen der Beziehungen
- Erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung beinhaltet die zunehmende Fähigkeit, reife Beziehungen einzugehen und zu erhalten
Gegenstand und Vorgehen der Psychologie aus behavioristischer Perspektive (Watson)
experimentell-naturwissenschaftliche Ausrichtung, Ablehnung subjektiver Daten, Orientierung an objektiv beobachtbaren Verhaltensdaten, Abhängigkeit von physikalischen Bedingungen > Reize oder Stimuli; Vorhersage des Verhaltens bzw. der Reaktionen eines Individuums, wenn Reize bzw. wirksame physikalische Umweltbedingen bekannt
Funktion des Organismus als Ganzes (Watson)
keine angeborenen Instinkte, Persönlichkeitseigenschaften sind nicht biologisch determiniert, keine „Vererbung von Fähigkeiten, Begabungen, Temperament, psychischer Konstitution und Merkmalen“ – dafür: Persönlichkeitsmerkmale stellen mittels Konditionierung erworbene Verhaltensweisen dar»_space; Persönlichkeit = Summe der Gewohnheiten, die ein Mensch insbesondere in seiner frühen Kindheit, aber auch im späteren Leben, ausbildet
Angeborene Verhaltensweisen und die Entwicklung von Gewohnheitssystemen durch Konditionierung als Determinanten der Persönlichkeit (Watson)
Zum Zeitpunkt der Geburt verfügt jeder Mensch über ungelernte Verhaltensweisen: Geburtsausstattung – u.a. Niesen, Schreien, Erektion des Penis, Ausscheiden, Augenbewegungen, Lächeln, motorische Reaktionen – damit reagiert der Säugling auf entsprechende Reize der Umwelt und die Konditionierung der ungelernten Aktivitäten beginnt wenige Stunden nach der Geburt > daraus entwickelt sich jede Einheit ungelernten angeborenen Verhaltens zu einem komplexer werdenden Gewohnheitssystem; zu Beginn sind die Verhaltensweisen noch sehr konkret, werden mit der Zeit immer abstrakter und es findet eine fortlaufende Differenzierung statt, dass neue sowie abstraktere Gewohnheitssysteme entstehen»_space; Persönlichkeit als Summe der Gewohnheiten, die ein Mensch insbesondere in seiner frühen Kindheit, aber auch im späteren Leben, ausbildet, mit anderen Worten: Persönlichkeit als Endprodukt von Gewohnheitssystemen
(Studium der Persönlichkeit durch einen Querschnitt durch den Aktivitätsstrom und Darstellung dessen)
Klassische Konditionierung und konditionierte emotionale Reaktionen (Watson)
ambivalentes Verhältnis zur Psychoanalyse, da er die Introspektion als Methode sowie die Theorie des Unbewussten ablehnte, ihn faszinierte allerdings das Konzept der Übertragung von Emotionen von einem Objekt oder Person auf andere und versuchte das lerntheoretisch mit dem klassischen Konditionieren zu erklären»_space; konditionierte emotionale Reaktion / conditioned emotional reactions = Verschiebung / Übertragung von Affekten
• Die drei unkonditionierten emotionalen Reaktionen: Furcht, Hass, Liebe können durch Konditionierung und Generalisierung auf verschiedene Lebewesen und Objekte übertragen werden»_space; als empirischen Beleg hat Watson den sehr umstrittenen Versuch der Lernpsychologie mit dem kleinen Albert (Watson & Rayner, 1920)
durchgeführt
• Grundlegende Fragestellungen des Versuchs:
1. Lässt sich, ausgehend von der unkonditionierten emotionalen (Furcht-)Reaktion, eine konditionierte emotionale Reaktion auf Tiere induzieren, indem das Geräusch als unkonditionierter Stimulus mit der gleichzeitigen Darbietung eines Tieres gepaart wird
2. Falls eine solche konditionierte emotionale Reaktion tatsächlich etabliert werden konnte, ist eine Generalisierung (Übertragung) auf andere Tiere oder Objekte möglich?
3. Wie verändert sich eine solche konditionierte emotionale Reaktion über die Zeit?
4. Geplant, aber nicht mehr realisiert: Mittels welcher Methode kann man die konditionierte emotionale Reaktion wieder löschen, falls sie nach einer gewissen Zeit nicht von alleine verschwindet?
Persönlichkeitsveränderung durch Verlernen bestehender Verhaltensweisen (Entkonditionierung/Nichtgebrauch von Verhaltensweisen) und Erlernen neuer Verhaltensweisen
(Watson)
Die Änderung der Persönlichkeit kann erreicht werden, indem bestimmte, bereits erworbene Merkmale oder typische Verhaltensweisen verlernt und gleichzeitig neue Verhaltensweisen aktiv erlernt werden. Das Verlernen kann dabei in einem aktiven Entkonditionierungsprozess oder auch im einfachen Nichtgebrauch von Verhaltensweisen bestehen»_space;> Verlernen sowie Erlernen von Verhaltensweisen wird über wirksame Umwelteinflüsse vermittelt, d.h. Persönlichkeitsänderung / Neubau des Individuums setzt eine veränderte Umwelt voraus (Umweltbedingtheit des menschlichen Verhaltens = Situationismus)
Primäre Bedürfnisse nach Hull (Verhaltenstheorie)
- Sauerstoff zum Atmen
- Aufrechterhaltung der optimalen Körpertemperatur
- Vermeidung von Gewebeverletzungen (Schmerz)
- Nahrung
- Flüssigkeit
- Defäktion (Darmentleerung)
- Mikition (Blasenentleerung)
- Erholung (all Folge von vorangegangener Anstrengung)
- Schlaf (nach einer langen Wachphase)
- Aktivität (nach vorangegangener Inaktivität)
Annahme einer unspezifischen Triebenergie (Hull im Gegensatz zu Freud)
Nicht alle unbefriedigten primären Bedürfnisse führen zu einem Zuwachs an genereller Triebenergie, die sich ansammelt und den Organismus mit der notwendigen Energie versorgt, um reagieren zu können
Primäre und sekundäre Verstärkung (Hull)
Zwei grundlegende Prinzipien, dass sich über die angeborenen Reiz-Reaktions-Verbindungen neue Reiz-Reaktions-Verbindungen bzw. Gewohnheiten ausbilden können
• Primäre Verstärkung zur Befriedigung primärer Bedürfnisse; Verstärker befriedigt direkt das Bedürfnis
• Sekundärer Verstärker kann ein primäres Bedürfnis nicht direkt befriedigen»_space; durch die Assoziation mit einem primären Verstärker kann der sekundäre Verstärker eine bestimmte Reaktion erhöhen
• Geld ist ein effektiver sekundärer Verstärker; grundsätzlich kann jeder neutrale Reiz die Qualität eines sekundären Verstärkers erlangen, es hängt von der individuellen Lerngeschichte ab, welche sekundären Verstärker bei einem Menschen verhaltenswirksam werden
Bedeutung angeborener hierarchisch angeordneter Rezeptor-Effektor- Verbindungen und damit verbundene Aktivierung von Reaktionen durch den kombinierten Einfluss von Stimulation und Trieb (Hull)
Trieb (drive : D) als intervenierende Variable, als Funktion vorausgegangener Bedingungen; wird z.B. das primäre Bedürfnis nach Nahrung nicht befriedigt und nach einer Zeit stärker, stellt das stärker werdende (Trieb-)Bedürfnis ein adaptiertes Verhalten dar; hierarchische Anordnung der Reiz-Reaktions-Verbindungen sorgen dafür, dass bestimmte Verhaltensweisen bzw. Kombination bestimmter Verhaltensweisen eher in der Lage sind, einen Bedürfniszustand zu beenden, als zufällig ausgewählte Verhaltensweise
Angeborene adaptive Verhaltensweisen (z.B. Fähigkeit, motorische Bewegungen auszuführen; Aktivierung des Organismus bei biologischen Bedarfen) (Hull)
Jeder Organismus verfügt bereits bei der Geburt über adaptive Verhaltensweisen (Darwin), die es ihm ermöglichen auf primäre Bedürfnisse zu reagieren und damit sein Überleben zu sichern – dennoch wird nach Hull der größte Teil der menschlichen Verhaltensweisen durch Lernprozesse erworben
- Fähigkeit, motorische Bewegungen auszuführen
- Aktivierung des Organismus, wenn ein biologischer Bedarf vorliegt
- Interne Rezeptoren, die auf bestimmte biologische Bedarfszustände ansprechen
- Externe Rezeptoren, die auf externe Reizung reagieren
- Eine Hierarchie angeborener Reaktionstendenzen
Messung und Determinanten der Gewohnheitsstärke (Hull)
Unter Konstanthaltung der Reizbedingungen und der aktuellen Triebstärke kann (im Tierexperiment) eine Zunahme der Gewohnheitsstärke abgeleitet werden aus:
• Erhöhung der Reaktionswahrscheinlichkeit
• Abnahme der Reaktionslatenz (Reaktion auf den Reiz erfolgt immer schneller)
• Erhöhung der Reaktionsstärke (Reaktion wird intensiver)
• Erhöhung der Löschungsresistenz
Entscheidend für die Höhe der sich ausbildenden Gewohnheitsstärke sind die folgenden Faktoren innerhalb der Übungsphase:
• Zeitliche Nähe (Kontinguität) von Reiz und Reaktion
• Ausmaß der Verstärkungen
• Anzahl der verstärkten Durchgänge während der Übungsphase
Zusammenhang von Trieb- und Gewohnheitsstärke: (Hull)
- Das Ausmaß an Triebenergie entscheidet darüber darüber, ob und wie stark reagiert wird
- Die Gewohnheitsstärke gibt die Richtung des Verhaltens vor, d.h. sie bestimmt was für eine Reaktion gezeigt wird
- Trieb energetisiert nondirektional»_space; d.h. es sollte ein starkes primäres Bedürfnis jeweils diejenige Verhaltensweise mit der stärksten Reiz-Reaktions-Verknüpfung / Gewohnheitsstärke auslösen
Reaktive Hemmung (I_R): (Hull)
Löschung bei Ausbleiben von Verstärkung » jede Reaktion löst im Organismus einen ermüdungsähnlichen Zustand aus, je häufiger hintereinander eine solche Reaktion ausgeführt, desto häufige wird das Bedürfnis nach Ruhe = Reaktive Hemmung /Inhibition (aktueller Ermüdungszustand
Konditionierte Hemmung 〖(_S^)I〗_R: (Hull)
Verstärkung der reaktiven Hemmung durch Nicht-Reagieren; Individuum erfährt eine zusätzliche Verstärkung für sein Nichtreagieren durch eine Reaktion, die er nicht ausführt bedingt durch die Reaktive Hemmung (Gewohnheit des Nichtreagierend)
Gesamthemmung (Hull)
als Summe der reaktiven und konditionierten Hemmung: İ = I_R + 〖(_S^)I〗_R (Summe aus aktuellem Ermüdungszustand und der Gewohnheit des Nichtreagierens)
Effektives Reaktionspotential (Hull)
(zur Auslösung einer Reaktion) als Differenz des Reaktionspotentials 〖(_S^)E ̅ 〗_R und der Gesamthemmung İ : 〖(_S^)E ̅ 〗_R= 〖(_S^)E〗_R– İ » eine Reaktion erfolgt nur dann, wenn die Gesamthemmung kleiner ist als das Reaktionspotential
Zentrale Annahmen und Konzepte des Ansatzes von Burrhus F. Skinner
1904-1990; Erforschung von Lernprinzipien im Tierexperiment = operantes Konditionieren; Grundsätze des klassischen Konditionierens akzeptierte er, sah sie aber nur gültig für einen kleinen Teil der Lernsituationen
Operante Reaktionsmuster / operants (Skinner)
= Verhaltensweisen, mit denen Tier oder Mensch in seiner Umwelt „operiert“, d.h. Alltagsverhaltensweisen
Beeinflussung der Auftretenswahrscheinlichkeit operabler Reaktionsmuster (Skinner)
Operante Reaktionsmuster werden eher durch Konsequenzen bedingt, die auf eine bestimmte Verhaltensweise folgen als durch auslösende Reize.
Vier grundsätzliche Konsequenzen im Rahmen des operanten Konditionierens:
1. positive Verstärkung (die Konsequenz, die auf eine Handlung folgt, erhöht die Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten dieser Verhaltensweise (z.B. Belohnungen)) »_space; 3 Klassen von Verstärkern: materielle, soziale und Handlungsverstärker; je nach Individuum unterschiedlich stark ausgeprägt) + generalisierte Verstärker: mit ihrer Hilfe kann man sich verschiedenste Arten von Verstärkern verfügbar machen (Geld)
2. negative Verstärkung (ein aversiver Zustand wurde als Folge einer bestimmten Handlung beendet, das erhöht die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Verhaltensweise (Handlung)
3. Bestrafung (aversive Konsequenz, die auf ein bestimmtes Verhalten folgt, und die Abnahme der Auftretenswahrscheinlichkeit für eine bestimmte Handlung bewirkt)
4. Extinktion/Löschung (ein bestimmtes Verhalten tritt nicht mehr auf, weil es über einen längeren Zeitraum nicht mehr verstärkt wurde
Verstärkungspläne (Skinner)
Wie schnell eine neue Verhaltensweise gelernt wird und wie löschungsresistent sie ist, hngt u.a. von der Art des Verstärkungsplans ab, der verwendet wird > kontinuierlich oder intermittierende Verstärkung
Kontinuieruliche Verstärkung
Handlung wird jedes Mal, wenn sie ausgeführt wird, verstärkt»_space; Verhaltensweise wird relativ schnell gelernt, hat geringe Böschungsresistenz
Intermittierende Verstärkung
Erwünschtes Verhalten wird nicht jedes Mal verstärkt (Intervall- und Quotenverstärkung)
Intervallverstärkung + Fest
Jeweils die erste erwünschte Reaktion, die nach einem zuvor festgelegten Intervall auftritt, wird verstärkt
Intervallverstärkung + variabel
Im Durchschnitt wird eine erwünschte Reaktion z.B. alle 5 Min. verstärkt, die Intervalle können variieren
Quotenverstärkung + fest
Jeweils die erste erwünschte Reaktion, die nach einer zuvor festgelegten Anzahl des Auftretens der erwünschten Reaktion erfolgt wird verstärkt
Quotenverstärkung + variabel
Im Durchschnitt erfolgt eine Verstärkung z.B. nach 10xligem Auftreten der erwünschten Reaktion. Im Einzelfall kann die Verstärkung variabel erfolgen
Reaktionsgeneralisierung (Skinner)
bedeutsame Stärkung und Festigung anderer operanter Reaktionsmuster
Reaktionsdiskriminierung (Skinner)
besondere Beachtung eines bestimmten Elements in der Verhaltenskette / oder Verwendung als Kriterium für differentielle Verstärkung, d.h. ein Teilelement oder eine Teilreaktion einer komplexen Verhaltenskette ist für eine Verstärkung entscheidend
Reizkontrolle (Skinner)
Ein diskriminanter Reiz informiert darüber, ob eine bestimmte Verhaltensweise eher zu positiven oder negativen Konsequenzen führt. In dem Moment, wo eine Verhaltensweise durch zuverlässig wirkende diskriminante Reize ausgelöst wird und die erwarteten Verhaltenskonsequenzen eintreten, wird das Auftreten dieser Verhaltensweise nicht mehr ausschließlich durch die nachfolgenden Konsequenzen (z.B. positive Verstärkung), sondern auch durch die diskriminanten Reize kontrolliert. Das operante Reaktionsmuster unterliegt dann zusätzlich einer Reizkontrolle.
Entstehung von abergläubischem Verhalten (Skinner)
, durch eine zufällige Verknüpfung einer beliebigen, gerade gezeigten Verhaltensweise mit einer entsprechenden Konsequenz
Verhaltensformung/ shaping (Skinner)
Zunächst werden einzelne (zufällig gezeigte) (Teil-)Reaktionen verstärkt, die in irgendeiner Beziehung zum angestrebten Endverhalten stehen, dann nur noch zwei Reaktionen, wenn sie in der richtigen Reihenfolge gezeigt werden usw.. So lassen sich sehr komplexe Reaktionsmuster aufbauen, die als Gesamtreaktion die Qualität eines eigenständigen operanten Reaktionsmusters erlangen.»_space;> Systematische Verstärkung der schrittweisen Annäherung an ein gewünschtes komplexes Zielverhalten.
Skinner geht davon aus, das viele menschliche Verhaltensweisen (z.B. Sprechen, Schreiben) mit Hilfe der Verhaltensformung erlernt werden.
Verhaltensverkettung /chaining (Skinner)
komplexes Verhalten wird in kleinere (Teil-)Reaktionen untergliedert und das angestrebte Zielverhalten wird systematisch aufgebaut, indem es in eine Kette von zeitlich aufeinander folgenden Verhaltensschritten aufgeteilt wird. Zunächst wird der letzte Schritt des gesamten angestrebten Zielverhaltens geübt und positiv verstärkt, anschließend der vorletzte und der letzte gemeinsam, dann die letzten drei Schritte usw.. Zum nächsten Schritt wird immer erst dann übergegangen, wenn die vorangegangenen Schritte stabil gelernt wurden. Z.B. Aufbau des Essverhaltens beim Kind, es soll lernen Suppe mit dem Löffel zu essen.
Behavioristischer Ansatz und die psychoanalytische Theorie von Freud - welche Gemeinsamkeiten?
- Beide sind stark von der Evolutionstheorie von Darwin beeinflusst
- Beide sind streng deterministisch (menschliches Verhalten folgt bestimmten Gesetzmäßigkeiten und ist grundsätzlich vorhersagbar
- Beide sind vom Hedonismus geprägt: Skinner> Menschen streben danach angenehme Erfahrungen zu machen und schmerzhafte Erfahrungen zu vermeiden; Freud > weist explizit auf das Lustprinzip als angeborenen Funktionsmechanismus innerhalb des ES hin
- Beide betonen die große Bedeutung der frühen Kindheit für die Persönlichkeitsentwicklung
Persönlichkeit als relativ stabiles Gefüge der individuellen Reaktionsmöglichkeiten in einer bestimmten sozialen Situation (Rotter)
Persönlichkeit stellt eine Wechselwirkung zw. dem Individuum und seiner bedeutsamen Umwelt dar.
Zum Verständnis des Verhaltens eines Menschen sollte man die individuelle Lerngeschichte, die Umweltreize, die die Person wahrnimmt, auf die sie reagiert, berücksichtigen.»_space; Persönlichkeit stellt ein relativ stabiles Gefüge der individuellen Möglichkeiten dar, in einer bestimmten sozialen Situation zu reagieren. Durch die ständig neuen Erfahrungen des Individuums, ist die Persönlichkeit einer fortwährenden Veränderung unterworfen. Sie weist aber auch eine gewisse Stabilität auf, da die neuen Erfahrungen durch frühere Erfahrungen beeinflusst werden.
Verhalten (Rotter)
Beobachtbare und nicht-beobachtbare Verhaltensweisen (kognitive und emotionale Prozesse/ Reaktionen) als Gegenstände der Persönlichkeitstheorie; ob in einer Situation ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird, hängt vom jeweiligen Verhaltenspotential /behavior potential für diese Verhaltensweise ab
Verhaltenspotential /behavior potential (Rotter)
Maß für die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Verhalten in einer gegebenen Situation mit Aussicht auf eine Verstärkung auftritt.
Stärke des Verhaltenspotentials hängt ab von (Rotter)
Erwartungen und Verstärkungswert VP=f(E&VW)
Erwartungen/ expectancy (Rotter)
subjektive Einschätzungen der Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Verhalten zu einer bestimmten Konsequenz führt = rein subjektive Erwartung, abhängig von den früheren Erfahrungen des Individuums; kann stark von der tatsächlichen objektiven Auftretenswahrscheinlichkeit für eine bestimmte Verstärkung abweichen; Über- oder Unterschätzung der tatsächlichen Auftretenswahrscheinlichkeit kann u.U. große Probleme verursachen
Verstärkungswert/ reinforcement value (Rotter)
Grad der individuellen Präferenz von verschiedenen Verstärkern; Verstärker = Ergebnis, das als Folge eines bestimmten Verhaltens eintritt; i.d.R. wird diejenige Verhaltensweise gezeigt die zu dem höchsten Verstärkungswert führt, Verhaltenskonsequenzen, die man nicht mag, werden vermieden, wünschenswerte Verhaltenskonsequenzen haben dagegen einen hohen Verstärkungswert»_space; subjektive Einschätzung, individuell abhängig von der individuellen Lerngeschichte, subjektive Einschätzungen
Unterschied Verhaltenspotenzial (Rotter) vs. Reaktionspotenzial (Hull)
Verhaltenspotential (VP) = Funktion aus Erwartung (E) und Verstärkungswert (VP) VP=f(E&VW), d.h. Wahrscheinlichkeit, dass ein Individuum in einer gegebenen Situation ein bestimmtes Verhalten zeigt, ist abhängig von a) der erwarteten Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten in der gegebenen Situation zu einem bestimmten Ergebnis führt und b) von der Attraktivität dieses Ergebnisses für das Individuum, also dem Verstärkungswert»_space; Verhaltenspotential ist hoch , wenn Erwartung + Verstärkungswert hoch sind; gemeinsamer Effekt von zwei kognitiven Variablen; keine strenge Annahme über die Art der Verknüpfung von Erwartung und Verstärkungswert (&); keine mathematische Gleichung, die eine exakte Quantifizierung erlaubt
Hull: Reaktionspotential = multiplikative Verknüpfung von Trieb- und Gewohnheitsstärke
Psychologische Situation (Rotter)
(vs. objektive Situation) als subjektiver, erworbener Bedeutungsgehalt, den ein Umweltreiz oder eine bestimmte soziale Situation aufweist = komplexes Muster von sich gegenseitig beeinflussenden Hinweisreizen, die auf ein Individuum einwirken und die in Abhängigkeit von der persönlichen Lerngeschichte zu jeweils hoch individuellen Erwartungen führen können.
Abgrenzung von der behavioristischen Sichtweise
Der subjektive, erworbene Bedeutungsgehalt ist entscheidend, den ein Umweltreiz oder eine bestimmte soziale Situation für das Individuum besitzt»_space; die subjektive Interpretation einer Situation ist ausschlaggebend dafür, wie eine Person reagiert
Gleichzeitige Berücksichtigung von Person- und Situationsmerkmalen bei der Verhaltensvorhersage vs. generalisierte Erwartungen (Rotter)
. Bei der Verhaltensvorhersage stellen Psychoanalyse und behavioristische Ansätze zwei Gegenpole dar: Psychoanalyse = Verhalten wird durch personeninterne Dispositionen determiniert; Behaviorismus = personenexterne Umwelt- bzw. situative Bedingungen bestimmen und machen individuelles Verhalten vorhersehbar»_space; beides ist für Rotter unzulänglich
Für eine valide Verhaltensaussage sollten die relativ stabilen (Persönlichkeits-)Merkmale, die ein Individuum in eine Situation mitbringt sowie die in der Situation aktuell vorhandenen, bedeutungshaltigen Hinweisreize mit einbezogen werden; Personvariablen + Situationsvariablen sind durch vorangegangene individuelle Lernprozesse beeinflusst
Internale (spezifisch auf eine bestimmte Situation bezogen) vs. externale Kontrollüberzeugung als zentrale generalisierte Erwartung (Rotter)
Rotter’s soziale Lerntheorie berücksichtigt sowohl spezifische als auch generalisierte Erfahrungen.
Spezifische Erwartungen = zur Ausbildung benötigt man Vorerfahrung und Information über die Situation für die eine spezifische Erwartung aufgestellt werden soll, daher verlassen wir uns in neuen Situationen , mit denen wir noch keine Erfahrung haben, häufig auf generalisierte Erwartungen
Spezifische Konstrukte = konkret auf einen engen Anwendungsbereich bezogen, erlauben relativ genaue Vorhersagen für eine bestimmte Situation
Generelle Konstrukte = sehr abstrakt, breiter Anwendungsbereich
Eine zentrale generalisierte Erwartung (Rotter)
bezieht sich auf die Kontrollüberzeugung
Internale Kontrollüberzeugung / internal control of reinforcement: Erwartung, dass Verstärker/Verhaltenskonsequenzen durch die eigene Person (Leistung, Anstrengung) beeinflussbar sind
und
Externale Kontrollüberzeugung / external control of reinforcement: Erwartung, dass Verstärker/Verhaltenskonsequenzen außerhalb der eigenen Einflussmöglichkeiten liegen und z.B. vom Glück, Zufall oder anderen (mächtigen) Menschen abhängen
= ein Persönlichkeitsmerkmal, dass häufig auch als locus of control bezeichnet wird
Inkonsistenzen im Verhalten in unterschiedlichen Situationen liegt in der individuellen Lerngeschichte begründet
Psychometrische Erfassung der Kontrollüberzeugung mit dem IPC- Fragebogen von Krampen (1981)
Zur Messung der Kontrollüberzeugung stehen verschiedene Fragebogen zur Verfügung, wie der IPC-Fragebogen zu Kontrollüberzeugungen von Krampen (1981), bestehend aus drei Skalen mit jeweils acht Items
- I-Skala: Erfassung der Internalität (I), Personen mit hohem I-Wert weisen eine stark ausgeprägte internale Kontrollüberzeugung auf
- P-Skala: Erfassung der Externalität (P / potency); Personen mit hohem P-Wert erleben sich selbst als machtlos und in ihren Verhaltenskonsequenzen als von mächtigen anderen abhängig
- C-Skala: Erfassung der Externalität (C / chance), Personen mit hohem C-Wert weisen eine fatalistische Grundhaltung auf und glauben, dass das Eintreten einer bestimmten Verhaltenskonsequenz weitgehend vom Schicksal, Glück, Zufall oder Pech abhängig ist
Antezedente Bedingungen der internalen vs. externalen Kontrollüberzeugung: stark kontrollierendes vs. unterstützendes Erziehungsverhalten (Rotter)
Ob ein Individuum eine internale oder externale Kontrollüberzeugung entwickelt, hängt von seinen Erfahrungen und seiner Lerngeschichte ab
Zw. stark kontrollierender Erziehungsstil der Eltern und einer hohen externalen Kontrollüberzeugung besteht ein positiver Zusammenhang
Elterliches Erziehungsverhalten, geprägt durch positive emotionale Zuwendung, Unterstützung und Bestätigung mit Handlungsspielraum ist positiv mit einer internalen und negativ mit einer externen Kontrollüberzeugung korreliert
Mitglieder einer höheren sozialen Schicht verfügen über günstigere Gelegenheiten als Angehörige einer niedriger Schichten, wahrgenommene eigene Kontrolle in sozialen Situationen zu erleben
Verhaltenskorrelate der internalen/externalen Kontrollüberzeugung in den Bereichen (Rotter)
- anderer Persönlichkeitsmerkmale: Personen mit einer externalen Kontrollüberzeugung neigen dazu, ängstlicher, aggressiver, dogmantischer, misstrauischer, unsicherer, weniger leistungsorientiert und dafür eher misserfolgsvermeidend zu sein
- der Informationsverarbeitung: internale Personen scheinen eine effektivere Informationsverarbeitung und Problemlösefähigkeit zu haben; z.B. VPs sollten Text lesen und auf Rechtschreibefehler achten, anschließend wurden sie nach Anzahl und Art der Rechtschreibfehler (=intentionales Lernen) sowie nach bestimmten Inhalten des Textes (=inzidentelles Lernen) befragt
- bei gesundheitsbezogenem Verhalten: bei chronischen Erkrankungen wie HIV-Infektionen scheint eine starke internale Kontrollüberzeugung mit höher Lebensqualität verbunden zu sein
- der Psychopathologie: negativer Zusammenhang zw. internaler Kontrollüberzeugung und Depression, positiver Zusammenhang zw. externaler Kontrollüberzeugung und dem Schweregrad der Depression
Vier Teilprozesse des Lernens am Modell (Bandura)
(Lernen durch Beobachten von Modellen sieht Bandura als die wesentliche Quelle erworbener Verhaltensmuster)
Prozess der Aufmerksamkeit für ein Geschehen: beeinflusst durch Merkmale des Geschehens (Bedeutsamkeit, Komplexität, Zugänglichkeit, Instrumentalität) und Merkmale des Beobachters (kognitive Fähigkeiten, Wahrnehmungspräferenzen, Aktivierungsniveau)
Prozess der Speicherung eines beobachteten Geschehens: beeinflusst durch die Art uns Weise, wie Informationen gespeichert werden, wie häufig sie abgerufen werden und die kognitiven Fähigkeiten des Beobachters
Prozess der Produktion des beobachteten Verhaltens: beeinflusst durch mentale Repräsentationen des Verhaltensablaufs, durch Korrekturen des produzierten Verhaltens infolge von Feedback, durch die relevanten physisch-motorischen Fertigkeiten und Fähigkeiten des Beobachters
Prozess der Motivation: beeinflusst durch äußre Anreize oder Verstärker, stellvertretende Verstärkung (d.h. beobachtete Konsequenzen für das Modell), Selbstverstärkung und Merkmale des Beobachters (Verstärker Präferenzen, persönliche Standards);
Bandura unterscheidet Teilprozesse in 1-3 Verhaltenserwerb (Akquisition; Erlernen und Üben von Verhalten) und Teilprozess 4 in die Verhaltensumsetzung (Performanz) gesteuert eben durch die Motivation. D.h. eine Person kann ein Verhaltensmuster durch Beobachtung lernen, ohne es je in die Tat umzusetzen, wenn die Motivation dazu fehlt.
Die BoBo-Doll-Studien (Bandura)
verdeutlichten den entscheidenen Stellenwert der Motivation (unterschiedliche experimentelle Bedingungen: Modell wurde für sein aggressives Verhalten gegenüber der lebensgroßen Puppe (Bobo-Doll) entweder belohnt oder bestraft, in der Kontrollgruppe blieb das Verhalten ohne Konsequenzen
. Kinder ahmten das Verhalten spontan in geringem Maße nach, wenn das Modell für das Verhalten bestraft wurde im Vergleich zu der Bedingung in der es belohnt wurde
. Wurde den Kindern ein Anreiz für die Reproduktion des gezeigten Verhaltens geboten, konnten sie das Verhalten unabhängig von der experimentellen Bedingung reproduzieren, d.h. sie hatten es unabhängig von den beobachteten Konsequenzen gelernt
. Die Verstärkungsbedingung bekommt eine entscheidende Bedeutung, wenn das Gelernte in die Tat umgesetzt werden soll
Bedeutung von Selbstwirksamkeits- und Ergebniserwartungen bei der Verhaltensregulation (Bandura)
Drei Merkmale der Person nehmen im Prozess der Verhaltensproduktion und Verhaltensregulation eine Schlüsselrolle (ihre Erwartungen, ihr Verhaltenspotential, ihre Verhaltensstandards) ein. Bandura hat sich insbesondere mit den kognitiven Variablen, den Erwartungen beschäftigt, und unterscheidet zwei Arten.
Selbstwirksamkeitserwartung / self-efficacy (Erwartung ein bestimmtes Verhalten auch ausüben zu können)
- Niveau (Schwierigkeitsniveau des auszuführenden Verhaltens)
- Stärke (Außmaß an subjektiver Gewissheit, mit der eine erfolgreiche Verhaltensausübung erwartet wird)
- Generalisierung (Spezifität des Verhaltens, d.h. Enge oder Breite des Verhaltensbereiches, auf den sich die Erwartung bezieht
Ergebniserwartungen (Erwartungen mit welchen Konsequenzen ein bestimmtes Verhalten verbunden ist) 1. Körperlich-physische Folgen (Ausmaß an erlebtem Wohl- oder Unbehagen)
- Soziale Folgen (Ausmaß an Zustimmung durch andere und die Instrumentalität eines Verhaltensergebnisses im sozialen Kontext)
- Selbstbewertung (Ausmaß in dem die persönlichen Verhaltensstandards erreicht werden)
Selbstwirksamkeit hat nach Bandura eine zentrale Rolle in der Verhaltensregulation, das sie auf alle anderen Faktoren im Prozess der Verhaltensproduktion und Verhaltens-regulation Einfluss nimmt (Wahl der Aktivität, Intensität der Verfolgung, Anspruch an Leistungsfähigkeit, Erwerb von Wissen, Erfolg des Umsetzen der Kompetenzen; Selbstzweifel (mangelnde Erwartung von Selbstwirksamkeit) verhindern die Entfaltung vorhandener Fähigkeiten)»_space; Leistungen hängen, neben den Fähigkeiten, entscheidend von der Erwartung der Person ab, diese Fähigkeiten erfolgreich umsetzen zu können»_space; Selbstwirksamkeit trägt zudem zu Motivation und Leistung bei.
Erfassung von Selbstwirksamkeit (Bandura)
Erfassung der Erwartung, ob und mit welcher Gewissheit ein bestimmtes Verhalten ausgeführt/realisiert werden kann. Erfassung über Fragebogen.
Situationsspezifische vs. generalisierte Selbstwirksamkeitserwartung (Bandura)
Bandura bezieht Selbstwirksamkeit auf einen mehr oder weniger begrenzten Verhaltensbereich.
Andere Autoren gehen davon aus, solche Erwartungen über unterschiedliche Inhaltsbereiche hinweg generalisieren und die Form einer allgemeinen Kompetenzerwartung annehmen können»_space; Person erwartet generell mit z.B. schwierigen Situationen umgehen zu können.
Skala zur Erfassung der allgemeinen Erwartung von Selbstwirksamkeit von Jerusalem und Schwarzer (1999)
Vier Quellen der Selbstwirksamkeit (Bandura)
Zum Aufbau von Selbstwirksamkeit können vier unterschiedliche Quellen beitragen
- Eigene positive Erfahrungen /mastery experiences: wirksamste Quelle sind „mastery experiences“, d.h. Erfahrung einer Person, dass sie das in Frage stehende Verhalten erfolgreich ausgeführt hat, wichtig ist, dass der Erfolg der eigenen Person zugeschrieben wird und nicht anderen Faktoren wie Zufall oder Hilfe von anderen
- Lernen am Modell / Beobachtung von erfolgreich agierenden Modellen: insbesondere Personen, die der eigenen Person ähnlich wahrgenommen werden; hilfreich ist, wenn Modelle zugleich relevantes Wissen über das Verhalten vermitteln
- Verbale Überzeugung / Zusicherung durch andere: „das schaffst du schon“; hilfreich ist es, wenn andere nicht nur gut zureden, sondern auch Gelegenheiten schaffen, das Verhalten ausüben zu können
- eigene körperliche und affektive Reaktionen: als Quelle für die Erwartung für die Erwartung von Selbstwirksamkeit (spürt eine Person, dass sie in kritischen Situationen ruhig bleibt, schreibt sie sich eine höhere Selbstwirksamkeit zu, als wenn sie starkes Herzklopfen verspürt)
Hohe Bedeutung der Selbstwirksamkeit in anderen Bereichen der Psychologie (nach Bandura)
. In Klinischer Psychologie und Verhaltenstherapie, hier zählt der Grad an erworbener Selbstwirksamkeit als Indikator für Therapieerfolg
. In der Gesundheitspsychologie bei chronischen Schmerzen oder zur Einhaltung von Diäten
. Im Arbeits- und Berufsleben
. Leistungsverhalten in der Schule und im Sport
Fünf zentrale menschliche Fähigkeiten (Bandura)
Bandura schreibt dem Menschen fünf grundlegende Fähigkeiten zu, die sein Bild des Menschen als aktiv, selbstbestimmt und sich selbstregulierend untermauern:
- Die Fähigkeit Wissen symbolisch zu repräsentieren, zum Beispiel in Form von Sprache (symbolizing capability),
- Die Fähigkeit Wissen und Fertigkeiten durch Beobachtung von Modellen zu erwerben (vicarious capability),
- Die Fähigkeit Verhaltensfolgen zu antizipieren (forethought capability)
- Die Fähigkeit zur Selbstregulation (self-regulatory capability)
- Die Fähigkeit zur Selbstreflexion (self-reflective capability).