03414 - III. Volition Flashcards
03414 - III. Volition
III.2 Definition
Was versteht man unter Volition?
Volition ist der Bereich der Psychologie, der sich mit bewusster, kognitiver Verhaltenssteuerung und Planung intendierter Handlungen beschäftigt.
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III.2 Definition
Welche 5 Ebenen der Verhaltenssteuerung unterscheidet Goschke?
- Reflexe, Instinkte: fest vorgegeben, starr
- Motive: Reaktionsmodulation durch aktuelle Bedürfnisse
- Assoziativlernen: Erfahrungsabhängig veränderte Reiz-Reaktionsschemata
- Intentionalhandlung: Zielgerichtet, geplant, flexibel, reizunabhängig
- Volition: Bedürfnisunabhängig, selbstreflektiv, selbstkontrollierend
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III.2 Definition
Aspekte der Volition (4)
- Gegenpol zu Reflexhandlungen
- schließt Affektantizipation & Zielgerichtetheit (Aspekte der Motivation) ein
- als Teil eines vollbewussten Systems immer sprachlich kodierbar
- Bedürfnisantizipation und Selbstkontrolle
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III.2 Definition
Welche Prozesse umfasst Volition (nach Goschke)?
- Flexible Konfiguration von Verhaltensdispositionen
- Reizunabhängige Verhaltensauswahl
- Fokussierung auf relevante Ziel- & Kontextinformationen
- Unterdrückung automatisierter Reaktionen
- Unterdrückung konkurrierender motivationaler & emotionaler Impulse
- Handlungsplanung & Koordination multipler Ziele
- Monitoring
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III.2 Definition
Was versteht man unter dem Stabilitäts-Flexibilitäts-Dilemma?
Einerseits muss die Volition die Handlung auf Kurs halten, andererseits muss sie variabel genug sein, sich auf wechselnde Bedingungen einstellen zu können.
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III.3 Kontrolldilemmata
Was ist das Persistenz-Flexibilitäts-Dilemma?
- Persistenz: Aufrechterhaltung und Abschirmung von Zielen, Unterdrückung inadequater Reaktionen
vs.
- Flexibilität: Flexibles Wechseln zwischen Zielen, Umkonfigurierung von Reaktionsdispositionen
- In volitionalen Handlungen müssen Abwägungsprozesse zwischen den beiden Alternativen stattfinden.
- BEISPIEL: „sunk cost fallacy“: Ein einmal angefangenes Verhalten wird immer weiter fortgesetzt, obwohl es längst die antizipierten Kosten weit überstiegen hat und die erwarteten Kosten der Alternative weiterhin geringer wären. (z.B. Reparatur eines alten Schrottautos
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III.3 Kontrolldilemmata
Was ist das Abschirmungs-Überwachungs-Dilemma?
- Abschirmung: zielgerichtete Reizselektion und Inhibition irrelevanter oder störender Reize
- Überwachung: reizinduzierte Zielwechsel und Überwachung potentiell bedeutsamer Reize
- es muss eine Hintergrundüberwachung stattfinden.
- BEISPIEL: Es wäre schlecht, beim Schreiben einen Zimmerbrand zu ignorieren.
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III.3 Kontrolldilemmata
Wie können diese Dilemmata gelöst werden (nach Goschke)?
Regulation globaler Kontrollparameter, abhängig von Lernerfahrung (Umweltstabilität) und Emotionen. (Relevanzattribution und Relevanzabwägung)
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III.4 Das Problem der Willensfreiheit
Was bedeutet Willensfreiheit?
- Kann man sich unter völlig gleichen Bedingungen auch anders entscheiden?
- experimentell nicht beantwortbar, da Bedingungen nie völlig gleich sind
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III.4 Das Problem der Willensfreiheit
Welche philosophischen Positionen zur Willensfreiheit gibt es?
- Es gibt keine Willensfreiheit: Das Verhalten ist durch situative und interne Variablen festgelegt (Determinismus).
- Es gibt Willensfreiheit: Diese kann situative und interne Variablen überschreiben. In dem Fall sind unsere Handlungen nicht vorhersehbare Zufallshandlungen.
- Mögliche Lösung: Annahme einer besonderen Determination mit einer höheren Zahl an Freiheitsgraden.
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III.4 Das Problem der Willensfreiheit
Was ist die Kausalitätsfrage?
- Ist wirklich der Gedanke Ursache der Handlung?
- Oder gibt es eine dritte, unbewusste Ursache der Handlung, welche zudem den Gedanken auslöst?
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III.4 Das Problem der Willensfreiheit
Wichtige Studien zum freien Willen
- Wegner und Wheatly, 1999: Wenn Stimulus und Zielreiz kongruent und in hoher Kontiguität waren, hielten sich die Vpn überwiegend verantwortlich für die Reaktion (Fehlattribution)
- Linser und Goschke, 2007: Wenn Priming-Reiz, Tastendruck und Zufallsreaktion kongruent waren, hielten sich die Vpn häufiger verantwortlich für das Ergebnis (Fehlattribution)
- Libet, Gleason, Wright und Perl, 1983: Bereitschaftspotenial entstand 350 ms vor der Entscheidung, diese 200 ms vor Handlung.
- Kritische Anmerkung
• dass Fehlattributionen auftreten, bedeutet nicht, dass alle Ursachenzuschreibungen Fehlattributionen sind.
• im Versuch 3 findet sich von vornherein die Bereitschaft, auf Reize zu reagieren. Dies
kann das Ergebnis beeinflussen.
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III.5 Klassische Willenspsychologie
Welche Fragen standen in der klassischen Willenspsychologie im Mittelpunkt?
- Warum reagieren Personen je nach Anweisung auf denselben Reiz anders (keine Konstanzannahme)?
- Wie kann man auf ferne Ziele ausgerichtetes Handeln erklären (Frage der Persistenz)?
- Wie setzen sich gefasste Absichten gegen innere Wiederstände durch (Frage der Willensstärke)?
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III.5 Klassische Willenspsychologie
Was besagt Achs Theorie der determinierenden Tendenzen?
- (Narziß Kaspar) Ach 1905
- Zentral: „deterministische Tendenz“ = Nachwirkung einmal gesetzter Zielvorstellungen.
- Funktion: das Handeln im Sinne des einmal gesetzten Ziels auszurichten, Überwindung innerer Widerstände
- Deterministische Tendenz wird umso stärker angenommen, je größer die Assoziationen zwischen Reiz und Aufgabe ist.
- Ach klammerte in seiner Theorie die Aufgabenauswahl aus, sah sie nicht als Teil der Willenspsychologie.
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III.5 Klassische Willenspsychologie
Welche 4 Auswirkungen („phänomenologische Momente“) des Willensaktes unterschied Ach?
- Gegenständlicher Moment:
die Zielvorstellung - Aktueller Moment:
die Einsicht, dass man das Ziel wirklich erreichen möchte - Anschaulicher Moment:
physiologische Spannungsempfindung - Zuständlicher Moment:
gesteigerte Anstrengung
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III.6 Kognitionspsychologische Ansätze (Automatische vs. bewusste Prozesse)
Wie unterscheiden sich automatische und bewusste Prozesse?
- bewusste Prozesse: ausgelöst durch Intention, laufen bewusst ab, hohe kognitive Kapazitätsbelastung
- unbewusste Prozesse: ausgelöst durch Reize, laufen unbewusst aus, niedrige bis keine kognitive Kapazitätsbelastung
- durch Lernen werden aus bewussten Prozessen automatische Prozesse
- es gibt Prozesse, die nicht automatisiert werden können (z. B. Schreiben eines Textes)
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III.6 Kognitionspsychologische Ansätze (Automatische vs. bewusste Prozesse)
Gibt es unbewusste Handlungen?
- Viele Handlungen bestehen aus Kombinationen bewusster und unbewusster Prozesse.
- Auch unbewusste Prozesse lassen sich bewusst beeinflussen, bloß bindet dies die kognitiven Kapazitäten.
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III.6 Kognitionspsychologische Ansätze (Automatische vs. bewusste Prozesse)
Wie ist die Beziehung zwischen Wille und automatischen Prozessen?
- der Wille hat Einfluss auf automatisierte Prozesse
- Umgekehrt wirken sich diese unbewussten Prozesse dann wieder auf das Verhalten aus (z. B. Priming). Also auch auf den Willen?
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III.6 Kognitionspsychologische Ansätze
(Schemata und Verarbeitungsarten)
Was ist eine Stroop-Aufgabe?
- Grundform: Vorgabe von Reizen mit konkurrierenden Merkmalen (z. B. das rotgeschriebene Wort „Grün“).
- I. A. zeigt sich eine Reaktionsverlangsamung gegenüber anderen Reizen.
- Derartige Aufgaben beanspruchen die Volition!
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III.6 Kognitionspsychologische Ansätze
(Schemata und Verarbeitungsarten)
Wie werden automatisierte und bewusste Prozesse in der Handlungssteuerung koordiniert?
- Theorien von Norman und Shallice (1986):
- hierarchisch organisierte Schemata
- Schema: z.B. „Wenn-Dann-Regel“, die Bewegungsabläufe & dazugehörige kognitive Tätigkeiten steuert.
- Bottom-Up-Verarbeitung: vom Reiz zum Bewusstsein
- Aufmerksamkeitsüberwachungssystem (SAS: Supervisory Attentional System)
- Moduliert die Aktivierung von Schemata entsprechend übergeordneter Ziele
- Top-Down: von der Kognition zur Handlung
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III.6 Kognitionspsychologische Ansätze
(Schemata und Verarbeitungsarten)
Wann wird das Aufmerksamkeitsüberwachungssystem eingesetzt?
- Planungs- & Entscheidungsprozesse
- Probleme bei der Zielverfolgung
- Neue Handlungen
- Gefährliche Handlungen
- Interferenzen (angelernt, emotional, sonstige)
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III.6 Kognitionspsychologische Ansätze
(Schemata und Verarbeitungsarten)
Wie nehmen nach diesem Modell (SAS) Ziele Einfluss auf Handlungen?
- nicht direkt
- über die Modifikation der Schemaauswahl
- sowohl aktuelle Ziele als auch vor langer Zeit gefasste Entschlüsse
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III.7 Volitionspsychologische Ansätze
Welche Volitionspsychologischen Ansätze werden unterschieden?
- Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen 1989)
- Theorie der Handlungskontrolle (Kuhl 1983)
- gemeinsam: Entscheidung zu einer Handlung führt zu Veränderungen in kognitiven Prozessen
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III.7.1 Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Volitionspsychologische Ansätze)
Welche 4 Handlungsphasen unterscheidet das Rubikonmodell?
- Abwägungsphase
- Planungsphase
- Handlungsphase
- Bewertungsphase
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III.7.1 Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Volitionspsychologische Ansätze)
Was ist der zentrale Moment laut Rubikonmodell?
- Übergang von der Abwägungsphase zur Planungphase: Intentionsbildung
- Übergang von einer abwägenden in eine planende Bewusstseinslage
- Konzentration auf die Zielrealisation
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III.7.1 Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Volitionspsychologische Ansätze)
Was kennzeichnet die Abwägungsphase?
- nicht alle Folgen & Handlungskonsequenzen werden bedacht
- Vergleich von Zielen und sammeln von Informationen
- lediglich Bildung einer „Fazit-Tendenz“
- abwägende Bewusstseinslage
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III.7.1 Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Volitionspsychologische Ansätze)
Was kennzeichnet die Planungsphase?
- realisierungsorientierte Bewusstseinslage („planende Bewusstseinslage“)
- auf Realisierung fokussierte selektive Wahrnehmung und Verarbeitung,
- Ausblendung möglicher Alternativziele,
- positiv eingefärbte Einschätzung der Valenz & Realisierbarkeit
- Konzentration auf Zielrealisation,
- Bildung von Durchführungsintentionen
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III.7.1 Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Volitionspsychologische Ansätze)
Was kennzeichnet die Handlungsphase?
- bei Schwierigkeiten Anstrengungssteigerung und Initiierung volitionaler Kontrollprozesse
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III.7.1 Das Rubikonmodell der Handlungsphasen (Volitionspsychologische Ansätze)
Was kennzeichnet die Bewertungsphase?
- Handlungsergebnisse werden mit den Zielen verglichen
- Ursachen des (Miss)Erfolgs werden analysiert, Konsequenzen gezogen
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Wie unterteilt Kuhl Handlungsprozesse?
- Motivatonaler Prozess der Zielsetzung
- Volitionaler Prozess der Zielrealisierung
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Wie werden laut Kuhl Ziele im Gedächtnis repräsentiert?
- Zielzustand
- Handlungsplan (unterschiedlich ausgestaltet)
- ungefähre Ausführungsbedingungen für die Durchführung
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Wann kommen Handlungskontrollstrategien zum Einsatz?
Bei Problemen durch interferierende Motivationstendenzen oder Gewohnheiten
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Welche Handlungskontrollstrategien unterscheidet Kuhl? (5)
- Aufmerksamkeitskontrolle: Aufmerksamkeit auf realisationsförderliche Informationen
- Emotionskontrolle: sich selbst in der Realisation dienlichen Gefühlszustand versetzen
- Enkodierungskontrolle: bevorzuge Enkodierung von realisationsrelevanten Informationen (automatisch)
- Motivationskontrolle: positive Zielanreize bewusst beachten
- Umweltkontrolle: Herstellung von Bedingungen, die die Zielerreichung erleichtern
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Welche 2 kognitiven Zustände als Kontrollzustände unterscheidet Kuhl?
Nicht nur Zustand (state), sondern auch Eigenschaft der Person (trait)!
- Handlungsorientierung
dient der Realisierung von Intentionen - Lageorientierung
Zustand in dem die Initialisierung von Handlungen benachteiligt ist
• prospektive Lageorientierung: fehlende Zielbindung
• misserfolgsbezogene Lageorientierung: Furcht vor Misserfolg und damit einhergehende
Emotionen
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Wie bildet Kuhl die Interaktion kognitiver und affektiver Systeme ab?
- Emotionen nicht nur bei Willensbildung eine Rolle, sondern beeinflussen auch nachhaltig, ob eine Person zur Lage- oder Handlungsorientierung neigt.
- 2 Affektmodulationshypothesen
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Was besagt die 1. Affektmodulationshypothese?
Positive Affekte steigern die Tendenz zur Handlungsorientierung, eine Reduktion positiver Affekte hemmt diese Tendenz.
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III.7.2 Handlungskontrolltheorie (Volitionspsychologische Ansätze)
Was besagt die 2. Affektmodulationshypothese?
Fehlende Fähigkeit, negative Affekte herab zu regeln (Emotionskontrolle) führt dazu, dass eigene Bedürfnisse, Wünsche und implizite Motive gehemmt werden, wodurch das Verhalten eher fremdbestimmt wird – mit der sich daraus ergebenden Konsequenzen der Lageorientierung.