Wiki zum Kurs 03403 Flashcards

1
Q
  1. Was ist eine “empirische” Wissenschaft?
A
  • eine Erfahrungswissenschaft;
  • es werden mithilfe systematischer Methoden (Experiment…) Phänomene zugänglich und erforschbar gemacht

Merkmale: *aus Theorien werden Hypothesen abgeleitet

              * Hypothesen werden überprüft
              * die Ergebnisse sind vorläufig gesicherte Aussagen

Erkenntnis in empirischer Wissenschaft beruht auf Erfahrung bzw. Beobachtung ( in Abgrenzung zu theoretischen oder normativen Überlegungen). Aus Beobachtungen werden Theorien abgeleitet und diese überprüft und ggf kritisiert.

Eine Hypothese kann nicht verifiziert werden, sie ist solange gültig, wie sie nicht wiederlegt werden kann.

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2
Q
  1. Was ist ein psychologisches Konstrukt?
A
  • eine gedankliche Hilfskonstruktion für die Beschreibung von Phänomenen z.B. Angst, Intelligenz etc., die nicht direkt beobachtet werden können, sondern nur aus anderen beobachtbaren Daten erschlossen werden können
  • unter einer operationalen(eingeschränkten) Definition ist ein theoretisches/ psychologisches Konstrukt jedoch auch nicht mehr als das, was mit dem jeweiligen Messverfahren gemessen werden kann, d.h. Intelligenz ist lediglich das, was der Intelligenztest XXX misst bzw. messen kann.
  • tragen häufig denselben Namen wie Alltagsbegriffe, unterscheiden sich von diesen allerdings oft in ihrer Bedeutung und Verwendung.
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3
Q
  1. Was bedeutet Operationalisierung?
A
  • Auswahl und Angabe der Verhaltens- und Erlebensweisen, die als Indikator für ein Konstrukt herangezogen werden, eine Verfahrensanweisung, die durch eine Theorie geleitet sein muß.
  • Umfasst …
    …die Angabe der verwendeten Indikatoren
    …die Spezifikation der Erhebungsmethode, des Erhebungsinstrumentes und der genutzten Teile des Instruments
    …Spezifikation der Art der Aufbereitung gewonnener Informationen für die Analyse
    …Merkmale werden messbar gemacht
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4
Q
  1. Was sind die Vor- bzw. Nachteile einer Fragebogenuntersuchung?
A

Vorteile:

  • Standardisierung –> Vergleichbarkeit der Ergebnisse –> große Stichprobenzahl ist möglich
  • Objektivität
  • Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität) lassen sich mit etablierten Methoden überprüfen
  • unaufwändig durchführbar
  • Daten liegen als Zahlen vor –> Statistisch auswertbar
  • Anonymität der Vpn

Nachteile:

  • das interessierende Phänomen kann nicht immer adäquat in ein Datum überführt werden
  • Fragebogen-Items können für unterschiedliche Menschen unterschiedliches bdeuten

–> Interpretationsunterschiede

  • Validität nicht zwangsläufig gegeben
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5
Q
  1. Was sind display rules und wie können Sie erforscht werden?
A

Display rules sind kulturelle/soziale Regeln für angemessenes Ausdrucksverhalten (wann und wo wird welches Ausdrucksverhalten erwartet) –> informelle Normen einer Gesellschaft
Die Regulation des mimischen Ausdrucks wird im Laufe der Kindheit erlernt und perfektioniert. Z.B. hat ein Kind, das erst nach Hinfallen weint, wenn es beobachtet wird, anfängliche Kenntnisse der display rules.
Voraussetzungen: willkürliche Steuerung der Gesichtsmuskeln und Wissen darüber, dass Gefühle zwar privat, ihr Ausdruck jedoch öffentlich ist (Perspektivübernahme). Ausdruckskontrolle = Fähigkeit zur Entkoppelung von Gefühl und
Ausdruck
Auch wenn wir display rules beherrschen, können “wahre” Gefühle durchsickern (nonverbal leakage) und es können Zeichen willentlicher Kontrolle sichtbar werden (clues to deception)

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6
Q
  1. Was ist eine Stichprobe?
A

Teil einer Grundgesamtheit
–> Nur, wenn dieser Teil repräsentativ für die Grundgesamtheit ist und per Zufallsauswahl gewonnen wurde, ist es strenggenommen möglich, von der Stichprobe auf die Grundgesamtheit zu schließen.

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7
Q
  1. Was bedeutet Generalisierung?
A

Generalisierung ist die Verallgemeinerung der an Stichproben gewonnenen Erkenntnisse auf die Grundgesamtheit, ggf. auf die Menschheit als solche. SB S. 25

Generalisierung kann nur gelingen, wenn die Stichprobe tatsächlich eine Zufallswahl mit einer definierten Grundgesamtheit ist.

Probleme bei der Ziehung einer Stichprobe (somit Probleme mit ihrer Repräsentativität und damit ihrer Generalisierbarkeit):

Man ist auf vielfältige Kooperationen angewiesen-
Merkmale wie sozio-ökonomischer Hintergrund oder kulturelle Zugehörigkeit können teilweise nur schwer erhoben werden.
Selbstselektionseffekte - neugierige vs. ängstliche Kinder (neugierige sind z.B. kooperativer und eher bereit, mit zu machen), offene vs. ablehnende Eltern
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8
Q
  1. Was ist mit ökologischer Validität gemeint?
A

Ökologische Validität ist gegeben, wenn die in der (möglicherweise artifiziellen) Untersuchungssituation gewonnenen Erkenntnisse “draußen in der Welt” gültig sind. Dafür ist laut Bronfenbrenner auch wesentlich, wie die Vpn die Untersuchungssituation wahrnehmen. Sonst sei Entwicklungspsychologie “the science of strange behavior of children in strange situations with strange adults for the briefest possible periods of time”.
Auch Laboruntersuchungen können ökologisch valide (gültig) sein, dies soll durch Bedingungsvariation im Experiment und durch den Vergleich der verschiedenen Gruppen erreicht werden.

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9
Q
  1. Was bedeutet Inter-Rater-Übereinstimmung?
A

beschreibt das Ausmaß der Übereinstimmung bei der Beurteilung eines Sachverhalts durch zwei oder mehrere Beobachter des selben Vorgangs. Es lässt Rückschlüsse darauf zu, inwieweit Beobachtungsergebnisse objektiv sind.
beschreibt das Ausmaß der Übereinstimmung bei der Beurteilung eines Sachverhalts durch zwei oder mehrere Beobachter des selben Vorgangs. Es lässt Rückschlüsse darauf zu, inwieweit Beobachtungsergebnisse objektiv sind.
beschreibt das Ausmaß der Übereinstimmung bei der Beurteilung eines Sachverhalts durch zwei oder mehrere Beobachter des selben Vorgangs. Es lässt Rückschlüsse darauf zu, inwieweit Beobachtungsergebnisse objektiv sind.

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10
Q
  1. Was unterscheidet den nomothetischen vom idiografischen wissenschaftlichen Ansatz?
A

nomothetischer Ansatz

"Gesetzeswissenschaften" ; Suche nach allgemeingültigen Gesetzen
methodisch oft experimentell, reduktionistisch, quantitativ
typisch für Naturwissenschaften

idiografischer Ansatz

"Ereigniswissenschaften" / Geisteswissenschaften 
umfassende Analysen konkreter, einzigartiger Gegenstände
methodisch eher Einzelfallanalyse
sozial-und kulturwissenschaftlich orientiert Zwei Anmerkungen von Frau Frommer:
  1. Wichtig finde ich daran, dass nur
    ein TEIL der Psychologie mit naturwissenschaftlichen Methoden arbeitet, die
    gesamte qualitative psychologische Forschung hingegen nicht. Dennoch steht auch
    diese letztlich zwischen beiden Paradigmen, weil die Seele immer ein
    körperliches Substrat hat und die körperlichen Vorgänge ihrerseits
    naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten unterliegen.
  2. Eine außerdem häufig angeführte Unterscheidung ist
    die zwischen eher deduktivem und eher induktivem Vorgehen.
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11
Q
  1. Was kennzeichnet den “soziogenetischen” Ansatz und welcher Vertreter kann ihm zugeordnet werden?
A

der soziogenetische Ansatz betont die soziale Genese ( sozialer Urpsrung/Entstehung) psychischer Funktionen, postuliert jedoch keineswegs eine soziale Determiniertheit.
–> Der Mensch setzt sich aktiv und selektiv mit seiner Welt und sich selbst auseinander und “schafft” in dieser Auseinandersetzung sich Selbst und seine Welt.

Vertreter des soziogenetischen Ansatzes

George M. Mead --> Soziogenese des Selbst; "I" und "Me" 
Georg Simmel --> Kultivationsprinzip
Lev Vygotsky --> Zone der nächsten Entwicklung
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12
Q
  1. Was bedeutet “I und Me” bei George Herbert Mead?
A

I und ME sind unterscheidbare, aber aufeinander bezogene Phasen des Selbst

Mead versteht unter “Me” : Die Erwartung was andere von mir wollen/erwarten, es repräsentiert die internalisierten Haltungen der generelized other. Das reflektierte Ich. Es entsteht durch Rollenübernahme, Kommunikation und andere symbolysche Prozesse. Es repräsentiert die Vergangenheit. -> zeitlich stabil, konventionell
“ I “ : Das impulsive Ich, spontanes Reagieren, kreatives Verlangen. Wir reagieren immer wieder auf unsere eigenen Rollen und verändern uns dadurch.Immer wieder neue und wechselnde Perspektive auf mich selbst. Repräsentiert die dynamische Gegenwart. -> veränderbar

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13
Q
  1. Was ist das Kultivationsprinzip?
A

KULTIVATIONSPRINZIP
= Erklärungsansatz, wie Individuelles Kulturelles und umgekehrt hervorbringen kann
= in einem Prozess der Kultivation kann der Mensch zu etwas werden, was er allein nicht zu werden vermag (Bsp. Obstbaum)
= unterscheidet zwischen objektiver und subjektiver Kultur

OBJEKTIVE KULTUR
= ist für den sich entwickelnden Menschen nur insofern förderlich, dass er sie in subjektive Kultur umsetzen kann (d.h. objektive Kultur wird zur subjektiven Kultur)
= muss auf “Anlagen”, Neigungen, Interessen treffen, um zu subjektiver Kultur zu werden

SUBJEKTIVE KULTUR
= Potentiale, die durch objektive Kultur entfaltet werden konnten

KULTIVATION
= wechselseitiger Prozess
= über Kultivation der Welt kultivieren wir uns selbst

=>Ohne Kultur bleibt menschliche Entwicklung “stecken” bzw. kann niemals die Potenziale voll ausschöpfen -> Kultur trägt zur vollständigen Entwicklung des Menschen bei.

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14
Q
  1. Was bedeutet das Konzept der “Zone der nächsten Entwicklung” von Lev Vygotsky?
A

Entwicklungsprozesse werden sozial geleitet, aber personseitig konstruiert. Das wird deutlich in Vygotskys Konzept “Zone der nächsten Entwicklung”.
Diese Zone befindet sich zwischen Gegenwart (Zone der aktuellen Entwicklung) und der Zukunft. In ihr sind die nächsten Entwicklungspfade schon rudimentär angelegt. Vollendet werden sie durch:

    individuelle Aktivität (personseitige Konstruktion) wie Spiel (Kindheit) und Phantasie (Jugend und Erwachsenenalter)
    soziale Leitung (Kanalisierung, Anweisung, Unterbindung etc.)

Dabei ist die individuelle Aktivität unerlässlich. Welche Richtung die Entwicklung in der Zukunft nehmen wird, ist sowohl abhängig vom Lernenden (individuelle Komponente) als auch vom Lehrenden (soziale Leitung).

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15
Q
  1. Welches sind die vier Stadien der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget?
A
  1. sensumotorisch (0-2 J.)“Denken” ist Einwirken auf die Umwelt mit dem Körper, was zur Lösung sensumotorischer Probleme beiträgt (z.B. Ziehen an einem Faden bewegt ein Mobile) (SB S. 56)
    Objektpermanenz wird allmählich erworben (ein Objekt ist auch dann noch da, wenn man es nicht mehr sieht - Kind sucht danach)
    äußere Handlungen werden zunehmend verinnerlicht, indem das Kind kognitive Schemata aufbaut. Bei Passung wird neues daran assimiliert, ansonsten wird das Schema akkomodiert. Diese beiden Denkprozesse hält Piaget auch später für grundlegend (Lohaus, S. 25/26)
  2. präoperational (2-7 J.)Kinder im Vorschulalter verwenden nun Symbole zur Repräsentation (z.B. Sprache!)
    Symbolspiel entwickelt sich (SB S. 56)
    Egozentrismus (noch keine Perspektivübernahme)
    Aufgrund der Tendenz zur Zentrierung können Erhaltungsaufgaben noch nicht gelöst werden (z.B. Umschüttversuch) (Lohaus S. 27/28)
    “ohne Logik” der späteren Phasen
  3. konkret operational (7-11 J.)prälogisches denken entsteht
    Erhaltungen (SB S. 56), multiple Klassifikationen und Perspektivwechsel gelingen
    denken ist noch an konkrete Abläufe gebunden (Lohaus S. 29)
    hierarchische Ordnung von Objekten in Gruppen und Untergruppen
  4. formal-operational (ab 11 J.)Abstraktionen, logisch-formales Denken (z.B. höhere Mathematik) gelingen (SB S. 56)
    Kinder können systematische Hypothesentests machen (z.B. Pendelversuch)
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16
Q
  1. Was bedeutet Ontogenese?
A

Individualentwicklung

- Entwicklung des Menschen von der Konzeption (Empfängnis) bis zum Tod

17
Q
  1. In der Entwicklungspsychologie können ein enger (traditioneller) und ein weiter Entwicklungsbegriff unterschieden werden. Erläutern Sie diese!
A

enger Entwicklungsbegriff:

Entwicklung als mit dem Lebensalter korrelierte, geordnete, gerichtete, universell gültige (Reihe von) Veränderungen
die Veränderungsschritte bauen aufeinander auf, sind unumkehrbar und qualitativ unterschiedlich; sie führen auf einen höherwertigen Zielzustand hin
z.B. laufen lernen, sprachliche Entwicklung, kognitive Entwicklung nach Piagets Auffassung
meist auf die Kindheit bezogen
traditionelle (klassische) Entwicklungstheorien     

weiter Entwicklungsbegriff:

umfasst auch umweltabhängige und interindividuelle Variation
das Individuum gestaltet seine Entwicklung mit (aktionale Auffassung) und ist weder Umwelt noch biologischen Prozessen (Reifung) passiv erlegen
es gibt nicht nur höherwertige Zielzustände, sondern auch Abbauprozesse, die ebenfalls zur Entwicklung gehören
auf die Lebensspanne bezogen
moderne Entwicklungstheorien
18
Q
  1. Nennen und beschreiben sie die Leitsätze einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne nach Baltes
A
#1 Lebenslange Entwicklung: Altersstufen bestimmen nicht, was Entwicklung ist; kontinuierliche und diskontinuierliche Prozesse während der Entwicklung
#2 Multidirektionalität: verschiedene Entwicklung zu gleicher Zeit und in gleichen bzw. unterschiedlichen Bereichen; sowohl Aufbau als auch Abbau zeitgleich in einem Entwicklungs-/ Verhaltensbereich, Richtung der Entwicklung variiert sowohl zwischen versch. Verhaltensbereichen als auch innerhalb derselben Verhaltenskategorie
#3 Entwicklung als Gewinn und Verlust: in jedem Alter Wachstum und Abbau
#4 Plastizität: intraindividuelle Unterschiede durch Lebenserfahrung und - umstände, Entwicklungsverlauf einer Person variiert in Abhängigkeit von Lebensbedingungen und Erfahrungen
#5 Geschichtliche Einbettung: Berücksichtigung historisch - kultureller Bedingungen, Entwicklung stark beeinflusst von sozio-kulturellen Bedinungen einer Ära
#6 Kontextualismus: Wechselwirkung aus 3 Entwicklungseinflüssen: a) altersbedingte b)geschichtliche c)nicht normative
#7 Multidisziplinäre Betrachtung: andere Disziplinen wie Biologie, Soziologie müssen mit berücksichtigt werden
19
Q
  1. Was ist das SOK-Modell nach Baltes? Nennen Sie ein eigenes Beispiel.
A

SOK: selektive Optimierung mit Kompensation.

Das SOK-Modell beschreibt, wie man in jedem Lebensalter Entfaltungsmöglichkeiten und Gewinne optimieren kann. Es beinhaltet drei Strategien, die erfolgreiche, lebenslange Entwicklung ermöglichen:

  1. Selektion: auswählen, welche aller Möglichkeiten der Lebensgestaltung wir ergreifen wollen
  2. Optimierung: Mittel auswählen, um das Gewählte möglichst gut zu tun
  3. Kompensation: wenn Mittel wegfallen, flexibel reagieren, neue Wege suchen, um das Ziel zu realisieren. (SB 66)

Probleme: (1) Das SOK muss man lernen; (2) Wissen ist nicht gleich Handeln; (3) es fällt schwer, nicht alles zu wollen - “die Hälfte kann besser als das Ganze sein” ist leichter gesagt, als getan.

Eigenes Beispiel:

  1. Selektion: ich möchte mich täglich an der frischen Luft bewegen, Marathon laufen und Kletterwand besteigen gehen aber nicht mehr
  2. Optimierung: also gehe ich jeden Tag spazieren
  3. Kompensation: wegen meines Alters/einer Erkrankung habe ich große Gleichgewichtsprobleme, daher kompensiere ich das jetzt und suche mir einen Spazierpartner oder nehme den Rollator
20
Q
  1. Warum ist “Alter” keine unabhängige Variable im eigentlichen Sinne?
A

das Alter erklärt nichts, nur die mit Alter einhergehenden Faktoren

Alter kann, anders als eigentliche unabhängige Variablen, nicht variiert werden
Alter eignet sich nur dann, wenn die Varianz bezüglich eines Merkmals zwischen den Altersgruppen größer ist als innerhalb (vgl. Lohaus S.6)
Orientierung am Lebensalter ist bei vielen Entwicklungsmerkmalen nur im Kindes- und Jugendalter möglich
21
Q
  1. Welchen Stellenwert hat das “Alter” in der entwicklungspsychologischen Forschung?
A

Besonders im Kindes-und Jugendalter hat das “Alter” als solches einen - besonders in der Praxis - hohen Stellenwert, da es eine Bezugsgröße zum Entwicklungsstand darstellen kann. (Entwicklung in Abhängigkeit zum Alter) Allerdings nimmt der Stellenwert des Alters mit zunehmendem Alter (Erwachsenenalter) ab, da die Abgrenzungsmöglichkeiten zwischen den Altersgruppen schwinden. (vgl. Lohaus S. 6)
- Der Entwicklungsstand als Kriterium zur Gruppenbildung wäre oft sinnvoller, doch da dieser sich schlecht valide bestimmen lässt wird häufig trotzdem das Alter als Bezugsgröße genutzt, ungeachtet der damit verbundenen Nachteile

22
Q
  1. Erläutern Sie Bronfenbrenners ökologischen Ansatz.
A

Beruht auf der Interaktion des Individuums mit seiner Umwelt, wobei das Individuum seine Umwelt beeinflusst und von dieser beeinflusst wird
Umwelt besteht aus mehreren Lebensbereichen, den Beziehungen dieser untereinander und äußeren EInflüssen
Strukturen:

 - Mikrosystem: Tätigkeiten, Aktivitäten, Rollen und Beziehungen wie sie von dem Individuum erlebt werden
 - Mesosystem: Wechselbeziehungen zwischen den Lebensbereichen, an denen die Person aktiv beteiligt ist
 - Exosystem: Lebensbereiche, an denen die Person selbst nicht aktiv beteiligt ist, die aber ihren Lebensbereich beeinflussen oder von diesem beeinflusst   werden
 - Makrosystem: formale und inhaltliche Ähnlichkeit der Systeme niedrigerer Ordnung (Mikro, Meso, Exo)
 - Chronosystem: auch die zeitliche Veränderung der Umweltsysteme muss in betracht gezogen werden

Bronfenbrenners ökologischer Ansatz beruht auf der Interaktion des einzelnen Individuum mit seiner Umwelt, welche sich auf verschiedenen Systemebenen vollzieht. Angefangen mit der kleinsten Ebene, dem Mikrosystem, welches verschiedene Lebensbereiche des Individuum beinhaltet wie z.B. den Schulbesuch, geht es weiter mit dem Mesosystem, welches z.B. die Beziehung zwischen Schule und Elternhaus beschreibt, dann folgt das Exosystem, welches durch äußere Einflüsse gekennzeichnet ist wie beispielsweise die Freunde der Eltern, welche eine Meinung über deren Kind äußern und dadurch indirekt Einfluss nehmen. Die nächste Ebene bildet das Makrosystem, welches mittels Gesetzten, Normen, Werten, Traditionen, Ideologien, Konventionen und Vorschriften den Rahmen der Handlungen des Individuum beschränkt. Die allumfassende Chronoebene bezeichnet die zeitliche Abfolge der Entwicklung, beispielsweise markante Zeitpunkte der Entwicklung wie der Beginn der Berufstätigkeit.

23
Q
  1. Querschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren sehr häufigen Einsatz!
A

Stichproben unterschiedlicher Altersgruppen werden ein einziges Mal hinsichtlich der Ausprägung eines Merkmalsbereich untersucht und verglichen

Vorteile: einfacher, Versuchspersonen zu finden

          einfach und schnell

          kurze Zeitspanne zw. der Durchführung und dem Vorliegen der Ergebnisse

Nachteile: Kohorten und Alterseffekte möglicherweise konfundiert

             Methode sagt nichts über individuelle Entwicklungsverläufe (intraindividuelle Veränderung) aus  UV = Lebensalter AV = mit dem Instrument erfasste Ausprägung
24
Q
  1. Längsschnittmethode: Beschreibung, Vor- und Nachteile, Begründung für ihren seltenen Gebrauch!
A

methodischer Königsweg der Entwicklungspsychologie: es wird eine altershomogene Gruppe über die Zeit und damit über das fortschreitende Lebensalter hinweg mehrfach untersucht und verglichen

=> Abzeichnung individueller Entwicklungsverläufe

Nachteile: sehr zeitaufwendig

             Auftreten von Testungseffekten

             Systematische Verzerrung durch eventuelles Ausscheiden älterer Vpn aufgrund von Krankheit/Tod

             Kohortenspezifität / Generationsspezifität

             sobald individuelle Werte über das Alter hinweg gemittelt werden: gleiche Probleme wie bei     Querschnittuntersuchung
AV = Lebensalter
UV = gewonnene Datenwerte
25
Q
  1. Konzept der Entwicklungsaufgabe: Erläuterung und kritische Diskussion!
A

Eine Entwicklungsaufgabe ist nach Havighurst (1948) eine Aufgabe (ein zentrales Thema), die sich in einem bestimmten Lebensabschnitt stellt. Erfolgreiche Bewältigung führt zu Zufriedenheit und Erfolg, Versagen zu Unzufriedenheit, Ablehnung durch die Gesellschaft und Problemen bei späteren Entwicklungsaufgaben. Entwicklung beinhaltet lebenslanges Überwinden von Problemen - das Individuum hat dabei eine aktive Rolle.

Havighurst unterschied drei Quellen der Entstehung von Entwicklungsaufgaben:

  1. physische Reife (modern: individuelle Leistungsfähigkeit inklusive körperlicher Entwicklung)
  2. kultureller Druck (Erwartungen der Gesellschaft; modern: soziokulturelle Entwicklungsnormen)
  3. individuelle Zielsetzung/Werte

Für das Erwachsenenalter beschrieb Havighurst folgende Aufgaben:

frühes E. (23-30 J.): Heirat, Kinder bekommen, Beruf, Lebensstil finden
mittleres E. (31-50 J.): Haushalt/Heim, Kinder aufziehen, Karriere
spätes E. (51 J. und älter): Energien auf neue Rollen lenken, Akzeptieren des eigenen Lebens, eine Haltung zum Sterben entwickeln
26
Q
  1. Erik Eriksons Theorie stellt sicherlich den umfassendsten Versuch dar, den gesamten Lebenslauf entwicklungspsychologisch aus “psychosozialer Sicht” (in Abgrenzung zu Freud) zu konzipieren. Was sind die Kernaussagen und Kernbegriffe seines Ansatzes?
A

Kernaussagen:
> Für einen gelungenen Lebensweg müssen “Krisen” bewältigt werden.
> Themen einer Entwicklungsphase sind von Geburt an angelegt, werden aber erst in der entsprechenden Phase dominant
> Entwicklungsthemen können positiv oder negativ bewältigt werden
> Es müssen Erfahrungen des positiven sowie negativen Pols gemacht werden, wobei die positiven dominant sein sollten
> Entwicklung erstreckt sich über die gesamte Lebensspanne.
> Der Mesnch wird nicht von sexuellen Trieben dominiert, sondern entwickelt sein Ich in Auseinandersetzung mit und in Relation zu sozialen Beziehungen in sozialen Kontexten.
> Die Frage: Wer bin ich? Wer will ich sein? stellt sich vielfach und zyklisch im Leben und führt zu unterschiedlichen Antworten zu unterschiedlichen Zeiten.

Kernbegriffe:

Psychosoziale Entwicklung
Psychosoziale Phase / Entwicklungsthema

Psychosoziale Phasen:

Vertrauen vs Misstrauen (1. Lebensjahr)
Autonomie vs Scham + Zweifel (2.-3. Lebensjahr)
Initiative vs Schuldgefühl (4. - 5. Lebensjahr)
Werksinn vs Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät)
Identität vs Identitätsdiffusion (Adoleszenz)
Intimität + Solidarität vs Isolierung (Beginn des Erwachsenenalters)
Generativität vs Stagnation + Selbstabsorption (Selbstverwöhnung) (mittleres Erwachsenenalter)
Integrität vs Verzweiflung (spätes Erwachsenenalter)
27
Q
  1. Beschreiben Sie die Methode zur empirischen Erfassung von Identität und Identitätsentwicklung von James E. Marcia!
A

Identitätskonstruktion findet in thematischen Kontexten / Domänen statt, innerhalb derer Identitätsentwürfe mehr oder weniger stark exploriert werden, bevor eine innere Verpflichtung stattfinden kann
- Anhand der Gewichtung des Ausmaßes an Exploration und Commitment wird der Identitätsstatus diagnostiziert

Diagnose eines Identitätsstatus über Identity Status Interview (ISI)/Identity Status Approach
- offene Fragen
- Aus den Antworten kann man vier verschiedene Identitätsstatus ausfindig machen:
a) übernommene Identität (hohes Commitment (Verpflichtung/Festlegung) ohne Exploration
b) erarbeitete Identität (Explorationsphase, dann Commitment)
c) Moratorium (Exploration ohne Commitment)
d) Identitätsdiffusion (Desinteresse + Beliebigkeit)
> Substatus: Störungsdiffusion, Entwicklungsdiffusion, sorgenfreie Diffusion, kulturell-adaptive Diffusion

28
Q
  1. Welche Erhebungsmethoden zur Erfassung von Identität gibt es ?
A

quantitative Erhebungsmethoden:

Utrecht-Groningen-Identity Developmental Scale II (UGIDS-II) -> erfasst Dimensionen Commitment (emotionale Komponente!) + Exploration (eng + fokussiert!) getrennt für unterschiedliche Domänen über entsprechende Items auf mehrstufigen Skalen 

Ego Identity Process Questionaire(EIPQ) -> weitläufige Exploration (von Alternativen) + Commitment (An-/Abwesenheit einer Festlegung) werden über Items direkt erfasst

Extended Objective Measure of Ego Identity Status II (EOM-EIS-II) -> identitätsstatusindizierende Items (über unterschiedliche Domänen/Lebensbereiche verteilt) werden direkt formuliert; keine Übereinstimmung mit dem EIPQ

Flensburg Identity Status Interview (FISI) nach Haußer (2007) -> subjektive Gewichtung der unterschiedlichen Kontextdomänen; die interviewten Vpn sollen selbst die entsprechenden Domänen in Rangfolge ihrer Bedeutsamkeit bringen, Generierung narrativer Daten
29
Q
  1. Kulturvergleichende vs. Kulturpsychologie: Hauptunterschiede?
A

Kulturvergleichende:

Fokus auf Suche von Differenzen/Gemeinsamkeiten psychischer Funktionen zwischen Kulturen
Kultur wird anhand einer oder mehrerer Variablen den Kriterien von enger zeitlicher, räumlicher und sprachlicher Kohärenz folgend als Land oder Nation bestimmt (Cross-country Psychologie)
Statistisch vereinfachter Kulturbegriff der die Annahme einer Kultur als homogene Einheit impliziert
Kultur = UV 
Individuen werden einer klaren Dimension (z.B. Individualismus) zugeordnet und aufgrund der Eigenschaften dieser Dimension analysiert, dabei werden individuelle Merkmale ignoriert
Kultur = fest, stabil, explizit, verdinglichend
Ziel: Bedeutungssystem einer Kultur verstehen u. überzeugend beschreiben und abgrenzen(?)

Kulturpsy:
Fokus auf der Bedeutungs-u. Sinnkonstruktion der Kultur für Menschen
berücksichtigt Komplexität der Kultur in Forschungspraxis
Individuum in seiner Subjektivität wird erfasst
Kultur = fluide, flüchtig, implizit, diskusiv ausgehandelt und lokal gedacht
Ziel: den einzelnen Menschen in seiner Interaktion mit verschiedenen Kulturen und im Schaffen seines kulturellen Umfeldes analysieren

30
Q
  1. In der Psychologie werden im weitesten Sinne zwei Modi der Ich-Welt-Beziehung oder auch zwei Modi des Denkens unterschieden. Wie können diese beschrieben werden?
A

1.) dezentrierter, objektiver, logisch-rationaler u. realitätsangepasster Modus (nach Piaget)
(Informationsverarbeitung, analytisches u. abstraktes Denken, Logik, rationale Planung u. Problemlösung)
2.) emotionaler, realitätstranszendierender, realitätsschaffender Modus
(Versinken in Träumen, Phantasien & Spiel, Vorstellung & Poesie)

Zwei Modi des Denkens nach Heinz Werner:
1.) physiognomisches Denken
[Physiognomik: methodisch aus der körperlichen Erscheinung eines Menschen lesen; man möchte was über die Seele des Menschen herausfinden
Physiognomie in der Entwicklungspsychologie: Menschen lernen im Säuglingsalter, andere Menschen an der Physiognomie wiederzuerkennen] Quelle: wikipedia
2.) formal-technisches Denken
-> beide existieren nebeneinander und sind miteinander verwoben

sowie Zwei Modi des Denkens nach Bleuler:

  1. ) logisch rationales Denken
  2. ) autistisches Denken: normaler Modul des Denkens, emotionale Tönung, zeigt sich in Träumen und Tagträumen Erwachsener, im Symbolspiel von Kindern, aber auch in Phantasien, in Trug-/ Wahnvorstellungen schizophrener Patienten