Teil I Flashcards
Welche Megatrends gibt es im Medienbereich (7)?
- Konvergenz
- Multimedia (Nähe zu Konvergenz; Zusammenlaufen der Mediengattungen und deren einheitliche Verbreitung)
- Internationalisierung und Globalisierung (ubiquitäre Inhalte)
- Digitalisierung (Grund für quasi alles)
- Ausdifferenzierung (Streaming-Dienste und Portale)
- Intermediäre
- Ökonomisierung (Hauptsache Auflage)
Definition Konvergenz der Medien & Formen der Konvergenz?
Allg.: die Auflösung der Grenzen zwischen Medien- und weiteren Kommunikationsformen
Formen:
- Konvergenz der Medien = Verbindungsprozess von zwei bisher getrennten Objekten oder Bereichen
- Konvergenz der Technik = Übetragung in einheitlichen Datencode ermöglicht eine Übertragung unabhängig davon, welcher Art der Inhalt ist (Schrift, Ton, Bilt). Bsp.: der Internetempfang wird auch durch das für den TV vorgesehene Kabelnetz möglich
- Konvergenz der Angebote = Z. B. Zeitungen, welche ihre Inhalte auch online darbieten; Verbindung von Videos mit Online-Artikeln.
- Konvergenz der Nutzung = Der Empfang verschiedener Dienste auf einem einzigen Endgerät (insb. Smartphone, Tablets); dadurch werden die verschiedenen Arten der Mediennutzung (Zeitung, Fernsehen, Radio) obsolet, eine Vielfalt von Mediennutzungsmöglichkeiten kann so konsumiert werden. Bsp.: Lesen von Zeitungsartikeln, Abrufen von Videos und Social Media-Angeboten über das Smartphone
Folgen, die sich aus den Megatrends ergeben (3)?
- Massive Veränderung der Medienkonsumgewohnheiten (z. B. 2016: Zeitungen vernachlässigbar in den USA; Halbierung der Beschäftigtenzahlen bei Journalisten in den Staaten)
- Grosser wirtschaftlicher Druck auf die traditionellen Medienunternehmungen
- Demokratiepolitische Problemlagen, z. B.: Intermediäre bestimmen öffentlichen Diskurs
o Sie sind die Infrastruktur
o Können via Algorithmen steuern
Definition Intermediär?
Deutscher Medienstaatsvertrag, Definition Medienintermediär: Onlinedienste, die als Medien gelten ohne selbst klassischen Medieninhalte zu produzieren, wie etwa Google. Es können also durchaus journalistisch-redaktionelle Angebot darunter fallen, allerdings von Dritten und entscheidender Weise werden diese bloss präsentiert, ohne sie zu einem Gesamtangebot zusammenzufassen.
Veranstaltung, Definition: Funktion als Kommunikationsinfrastruktur in und für die Öffentlichkeit –> weites Verständnis unabhängig von journalistisch-redaktionellen Inhalten. D. h.:
Unabhängig einer journalistischen Aufbereitung, steuern Medienintermediäre die Kommunikation
D. h. der journalistische Aspekt fällt in den Hintergrund
Dafür gewinnt Fuktion als Kommunikationsinfrastruktur an Bedeutung, ob öffentliche oder nicht, auch wenn in dieser Vorlesung der öff. Aspekt wichtiger ist
Bedeutung Intermediäre?
- Prägen immer mehr aktuelle medienpolitische Problemstellungen
- Bedeutende Kommunikationsinfrastruktur für beliebige Form der Kommunikation
- Stellen Regeln auf bezüglich der Inhalte –> Auswirkungen auf die traditionellen Medien
- Haben eine eigene Machtposition
- Bilden eine zentrale Schaltstelle beim Zugang zur Öffentlichkeit
4 bedeutende Auswirkungen der Digitalisierung?
- Druck der Intermediäre auf traditionelle Medien
- traditionelle Medien verlieren heute teilweise die Kontrolle über den Öffentlichkeitszugang und die Themenherrschaft.
- Man muss sich mit der Frage beschäftigen: Was kann der Staat überhaupt noch regeln?
- Zukunftstendenz: Konvergenz der normativen Regulierung –> Ausrichtung an Inhalten, nicht an Medienformen bzw. Mediengattungen oder Verbreitungsformen
Definition “Medium” + ZH mit Kommunikation?
- Lat. : Mittelpunkt
- Mehrdeutig: Techn. Träger, die Info selbst, od. die Institution, die beides zur Vfg. Stellt
- «Hersteller von Öffentlichkeit» = Produzent und Vermittler
- Zusammenhang Medien und Kommunikation: Zweck der Medien = Kommunikation
Abgrenzung Medien zur Individualkommunikation vs. Massenmedien (3)?
- Einseitige Verbreitung von geistigen, optischen und/oder akustischen Inhalten (unabhängig von ihrer Verkörperung); Reaktionsmöglichkeiten der Empfänger sind nicht ausgeschlossen, aber keine gleichberechtigte Kommunikation
- Unter Verwendung von Distanz überwindenden technischen Mitteln; zwischen Sender und Rezipient wird indirekt über ein Träger (Zeitung, Computer, Radio, etc.) kommuniziert
- Offener Empfängerkreis: Adressaten der Verbreitung sind eine Vielzahl von Personen
ABER Massen- und Individualkommunikation fliessen teilweise ineinander über:
- Keine Massenmedien sind Kommunikationsformen, welche sich nur an einzelne Rezipienten oder einen geschlossene Personengruppe richten;
- Schwierigkeit der Klassifizierung z. B. bei Chat-Rooms oder Social Media.
Wofür sind Medien DIE Voraussetzung
Öffentlichkeit; OHNE MEDIEN KEINE ÖFFENTLICHKEIT
Wichtige Funktionen der Medien?
- OHNE MEDIEN KEINE ÖFFENTLICHKEIT
- Wirklichkeit = soziales Konstrukt; das Verständnis von Wirklichkeit ist eine soziale Wahrnehmung und diese Wahrnehmung wird entscheidend geprägt durch die Medien –> „Wirklichkeitsgeneratoren“
- Zugang zur Aussenwelt in der heutigen Individualgesellschaft.
- Informationelle Grundlage für den kommunikativen Austausch in der Gesellschaft
- Prägen Ausgestaltung der Institutionen unserer Gesellschaft (z.B. Parteien, Institutionen des Staatsapparates, soziale Bewegungen, Netzwerke).
- Gatekeeper
- Agenda-Setting
- Framing
- Priming: Beeinflussung der Kriterien, aufgrund derer in der Öffentlichkeit Politiker, ihre Handlungen und Vorhaben beurteilt werden.
- Informations- und Orientierungsfunktion
- Meinungsbildung und Meinungsvermittlung
- Aufklärungs- und Warnfunktion
- Gemeinschaftlichkeitsbegründende, sozial-anstiftende Funktion (Solidarisierungseffekte)
Rezipientengewohnheiten von heute bzw. wie lässt sich deren Veränderung zusammenfassen?
- Konvergenz der Nutzung, d. h. Nutzung über ein Gerät für alle Mediengattungen;
- Multimedia/Konvergenz der Medien und Angebote;
- Konvergenz der Technik, d. h. v. a. Verbreitung via Internet
- Kommunikation in alle Richtungen (Einweg, Zweiweg, beschränkter Kreis, öffentlicher Kreis.
Wie sieht die Kommunikations- und Mediengesellschaft von morgen aus? Was hat das für die Bedeutung der traditionellen Medien und der Intermediäre zur Folge?
digital, internetbasiert
Folge:
Starke Relativierung der Bedeutung traditioneller Medien durch die digitale Revolution + Grosser Einfluss der Intermediäre.
–> Neukonstitutionierung der Medien- und Kommunikationsordnung –> Regulierung über Inhalte?
Wie verändern sich die herkömmlichen Funktionen der Medien im Zuge der neuen Kommunikations- und Mediengesellschaft?
- Herstellung von Öffentlichkeit: Teilöffentlichkeit; Demokratisierung des Zugangs
- Gatekeeper-Funktion: Starke Schwächung dieser Funktion der traditionellen Medien, zunehmende Bedeutung von Informationsintermediären.
- -> Algorithmischer Entscheid, welche Inhalte der Nutzer zur Kenntnis nehmen soll; nicht mehr menschlicher einer Redaktion
Gemeinsamkeiten/Unterschiede Intermediäre/Medien?
Gemeinsamkeit: Schaffung von Öffentlichkeit
Unterschiede:
- Intermediäre = technische Kommunikationsinfrastruktur
- Intermediäre verbreiten in der Regel keine eigenen Inhalte
- -> wollen daher möglichst KEINE VERANTWORTUNG für die von ihnen verbreiteten Inhalte Dritter übernehmen –> was im Sinne des §230 Communications Decency Act steht
- Keine Gatekeeperfunktion im traditionellen Sinn, kein Agenda-setting, Framing etc.
- Das Eigeninteresse der Intermediäre = Profit durch Kundendaten
- -> wobei ich es persönlich ein wenig differenzierter sehe; klar, das ist das Geschäftsmodell, aber handkehrum würde ich sie jetzt nicht mit der Metapher der kalten Wall-Street-Banker gleichsetzen
ABER BGer, Strafrechtskammer im Urteil vom 18.11.2020: Klassifikation von Facebook als Medium i. S. v. StGB 28 – falsches Urteil?
o SAXER: Kategorisierung BGer wohl ein wenig unterkomplex: wenn man als Kriterium nur nimmt Information + Weiterleitung an Dritte, fällt sehr viel darunter.
Was sagt §230 des Communications Decency Act (auch Telecommunications Act) von 1996?
- Ist in der Auffassung vieler die Grundlage für die Freiheit des Internets
- -> Darauf haben sich die heutigen amerikanischen Internetriesen berufen, als sie noch klein waren, und deswegen sind sie auch gross geworden
- Grds: Ein Provider oder User einer «interactive computer service» erfährt keine Behandlung als Verlag und daher keine verlegerische Verantwortung für Drittinhalte = extrem reduzierter Haftungsmassstab
- -> D. h.: Keine Verantwortung für Inhalte und auch nicht für Beschränkung Zugangs oder dergleichen
- Die Frage stellt sich: inwieweit können, dürfen, sollen Intermediäre in Inhalte eingreifen, den Zugang sperren, etc.?
- -> Trump wollte diese Bestimmung ändern: er wollte, dass wenn Twitter anfange, Inhalte zu löschen, dies eine Haftung nach sich ziehen müsse
Wie werden Medien juristisch definiert (2-3 TBM)?
- Weder in BV noch in Gesetzgebung eine Legaldefinition
- -> Bewusst offen, zwecks
- —> Technologieneutralität
- —> Anwendbarkeit der bestehenden Kompetenzen und Normen
- BGer: weiter Begriff:
1. Verbreitung von Informationen (Informationsinstrument),
2. An die Öffentlichkeit gerichtet oder für diese zugänglich sind;
3. im Privatrecht wie im Strafrecht wird teilweise zusätzlich zum Begriff des Mediums das Kriterium der Periodizität gefordert. - -> umfasst z. B. Presse, Rundfunk, Buch, Film, CD-ROM, E-Books
SAXER: Eigentlich gehen wir davon aus, dass ein Medium etwas ist, das eine publizistische Leistung/Mehrwert erfährt
Was wollen Gesetzgeber, Lehre und Rechtsprechung mit ihrer Art der Definition von Medien erreichen (2)?
- Begriff durch Gesetzgeber, Lehre und Rechtsprechung bewusst offengelassen, zwecks
o Technologieneutralität
o Anwendbarkeit der bestehenden Kompetenzen und Normen
Welche Schwierigkeiten (2) besteht bei den TBM, die vom BGer festgelegt wurden?
- Öffentlichkeit: Abgrenzungsprobleme zwischen privater, teilöffentlicher und öffentlicher sowie zwischen Massen- und individueller Kommunikation
- -> z. B. Whatsapp-Gruppe
- -> z. B. Chat dieser Vorlesung: ist gem. SAXER privat, nicht einmal teilöffentlich, da zwar schon für alle OLAT-Benutzer (einige 1000 UZH-Studierende) offen, aber de facto beteiligen sich nur die Besucher der Vorlesung
- Konvergenz der Medien; z. B. Social Media, die sich immer stärker zu Medien(-plattformen) entwickeln
Herausforderungen für die Qualifikation von Informationsintermediären und dem Internet (4)?
- Internet ist kein Medium, sondern eine Plattform zur Verbreitung auch von medialen Inhalten.
👉 CAVE: «Medium» als Begriff bezeichnet technischen Träger, Information selbst oder Akteur, der beides zur Verfügung stellt
- Informationsintermediäre, Twitter, Facebook oder Youtube: nach h.M. allgemeine Kategorisierung nicht sinnvoll. A.M. BGer: Facebook als Medium
- Blogs: breite Palette von Erscheinungsformen, wobei insbesondere journalistisch aufbereitete Blogs den Medienbegriff erfüllen.
- Bei social bots und beim Roboterjournalismus: möglicherweise medienrelevante, grundrechtlich geschützte Inhalte, aber Problem der Zurechenbarkeit an Grundrechtsträger.
Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Medien und Politik charakterisieren (aus 3 Perspektiven)?
Die politischen Akteure brauchen die Medien nicht nur als Sprachrohr, sondern als Stimmband, Zunge und Lippen:
- Öffentliche Politik = Kommunikation in den und über die (sozialen) Medien
- Starke wechselseitige Abhängigkeit (Interdependenz)
- Z. T. sogar Symbiose; kann jedoch nie eine vollständige sein, denn
o die Interessen/Ziele sind unterschiedlich
o es gibt auch wechselseitige Instrumentalisierung
- Notwendigkeit, dass zwischen Politik und Medien
o Autonomie und Distanz (vgl. aber Russland, Türkei, andere autokratische Staaten); sowie
o Respekt (Trump!) herrscht
Service-Public Auftrag von Radio und TV (BV 93 II):
Gleichzeitig sind Medien auch am anderen Ende des Spektrums, bei den Bürgern, von grundlegender Bedeutung für die politische Meinungsbildung.
Medien sind aber nicht nur die Mittler zwischen Wählenden und (potentiell) Gewählten: auch Medien sind Agenda-Setter, betreiben Framing, Priming, etc.