Starter Deck Flashcards

Schulungsmaterial für neue Mitarbeiter*innen der Arolsen Archives (work in progress). Mache dich vertraut mit verschiedenen Aspekten der NS-Verfolgung, der Zeit der Befreiung, der Versorgung von DPs, der Gründung des CTB bzw. ITS und der Tätigkeit des Suchdiensts bis hin zu den heutigen Arolsen Archives.

1
Q

Wer waren Displaced Persons?

A

Als Displaced Persons (DPs) wurden nach 1945 überwiegend Überlebende der NS-Verfolgung bezeichnet, die keine Deutschen waren.

Daneben gab es noch weitere Gruppen, die DP-Status erhielten, z.B. Menschen, die bei Kriegsende aus den baltischen Staaten vor der Roten Armee nach Deutschland flohen, oder ehemalige Kriegsgefangene, wenn sie nach Kriegsende zu Zivilisten wurden (z.B. ehemalige Angehörige der königlich-jugoslawischen Armee, weil diese infolge der Abschaffung der Monarchie in Jugoslawien nicht mehr existierte).

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2
Q

Opfer der NS-Verfolgung - wie viele Gruppen kannst du nennen?

A

Im Folgenden findest du eine Auswahl mit den 12 wichtigsten Gruppen:

  • Jüdische Personen (Opfer und Überlebende des Holocaust bzw. der Schoah)
  • Sinti und Roma (Opfer und Überlebende des Porajmos)
  • Politische Verfolgte (z.B. Sozialisten, Kommunisten, Pazifisten, auch Schriftsteller:innen)
  • Homosexuelle
  • Religiös Verfolgte (v.a. Katholiken, Zeug:innen Jehovas)
  • Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung (z.B. „Aktion T4“)
  • Sogenannte “Asoziale” (Wohnungslose, Bettler:innen, Landstreicher:innen, Zuhälter, Prostituierte, Fürsorgeempfänger*innen)
  • Sogenannte “Berufsverbrecher:innen” (in der Regel mehrfach vorbestrafte Personen, die ihre Strafen aber bereits verbüßt hatten)
  • Menschen im Widerstand (Einzelpersonen und Gruppen, auch Partisanen in besetzten Gebieten)
  • Weitere Zivilisten in besetzten Gebieten (z.B. Elitenmord, Umsiedlungen, Mordaktionen)
  • Kriegsgefangene (besonders brutale Behandlung sowjetischer KGF) und “Militärinternierte” (v.a. “Italienische Militärinternierte”)
  • Kinder, inkl. jener, die der NS-Politik der „Germanisierung“ zum Opfer fielen (“Lebensborn”)
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3
Q

Welche Orte der NS-Verfolgung gab es?

A

Die NS-Verfolgung in ihren zahlreichen Ausprägungen fand an ganz unterschiedlichen Orten statt. Hier eine Auswahl der wichtigsten Orte:

Konzentrationslager (mit Außenlagern) sowie Vernichtungslager

Ghettos

Lager für Sinti und Roma

Haftstätten und Straflager der Justiz (Gefängnisse, Zuchthäuser usw.)

Zwangsarbeitslager

Andere Orte der Zwangsarbeit (Landwirtschaft, Industrie, städtische Betriebe, Privathaushalte…)

Weitere Schauplätze von Verbrechen (Massenerschießungen, Gaswägen, Todesmärsche…)

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4
Q

Welche zwei Akteure waren grob gesagt für die Versorgung von DPs im Nachkriegseuropa zuständig?

A
  1. Alliiertes Militär bzw. Militärregierungen/Besatzungsbehörden
  2. Internationale Hilfsorganisationen (z.B. UNRRA, IRO, AJDC, AFSC…)
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5
Q

Wie viele DPs gab es nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa ungefähr?

A

ca. 10-12 Millionen, die Zahl ist in der Forschung umstritten bzw. nicht eindeutig zu bestimmen, u.a. weil nicht alle Menschen im Chaos der letzten Kriegswochen/Befreiung registriert wurden

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6
Q

Wofür steht UNRRA?

A

United Nations Relief and Rehabilitation Administration
[Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen]

= größte Hilfsorganisation nach dem 2. WK, kümmerte sich um DPs in Europa

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7
Q

Wofür steht IRO?

A

International Refugee Organization
[Internationale Flüchtlingsorganisation]

= Nachfolgeorganisation der UNRRA, von 1947–1951 für die Betreuung von DPs zuständig

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8
Q

Was waren die wichtigsten Funktionen von DP Camps nach dem 2. WK?

A
  • Unterbringung von DPs
  • Registrierung von DPs
  • Bereitstellung von Kleidung, Nahrung, medizinischer Versorgung
  • Vorbereitung der Repatriierung (v.a. UNRRA-Jahre) oder des Resettlements (v.a. IRO-Jahre)
  • Beitrag zur Re-Sozialisation von DPs durch politische und kulturelle Aktivitäten sowie Schule und Berufsausbildungen
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9
Q

Was war nach 1945 der wichtigste Schlüssel zur Vermisstensuche und Schicksalsklärung?

A

Dokumente, v.a. Täterdokumente, die die Wege der Verfolgung belegen konnten

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10
Q

Warum war es schwierig für die Alliierten, Dokumente zur NS-Verfolgung zu sammeln?

A
  • Zerstreut in ganz Europa (Täterdokumente im vormaligen Reich vs. in den zuvor von den Deutschen besetzten Gebieten, überwältigende Zahl der Haftorte usw.)
  • Vielfach durch Kriegshandlungen oder bei Kriegsende von Nazis zerstört
  • Zerstörte Infrastruktur in weiten Teilen Europas
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11
Q

Wer leistete einen entscheidenden Beitrag zur frühen Suche und Schicksalsklärung, als die Alliierten noch keine zentrale/effiziente Stelle für die Suche und Dokumentation der NS-Verfolgung betrieben?

A

Überlebende, die sich an der frühen Suche und Dokumentation beteiligten, z.B. im Rahmen des International Information Office (IIO) Dachau oder des AJDC (American Jewish Joint Distribution Committee)

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12
Q

Was war die Vorläuferorganisation des ITS? Wo hatte diese ihren Sitz?

A

CTB = Central Tracing Bureau

Befand sich ab Januar 1946 in Arolsen, zuvor in Frankfurt-Höchst

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13
Q

Warum Arolsen als Standort ab 1946?

A
  • Zentrale Lage an der Schnittstelle der vier Besatzungszonen (streng genommen v.a. der amerikanischen, britischen und sowj. Besatzungszone…)
  • Platz und intakte Infrastruktur (u.a. Telefon- und Telegraphenleitungen), weil nicht vom Krieg zerstört
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14
Q

Bis wann hieß Bad Arolsen nur “Arolsen” (ohne “Bad”)?

A

1997

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15
Q

Welcher internationalen Organisation unterstand das CTB in Arolsen?

A

Der UNRRA (bzw. ab 1947 der IRO).

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16
Q

Arolsen in der NS-Zeit - wichtigstes Merkmal?

A

Standort einer SS-Kaserne mit Außenkommando des KZ Buchenwald (Deckname Arthur)

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17
Q

Was sind die drei Sammlungsschwerpunkte der Arolsen Archives/des früheren ITS?

A
  1. INHAFTIERUNG
    (Dokumentenbestand zu Konzentrations- und Vernichtungslagern, Ghettos und Gestapogefängnissen sowie anderen Haftstätten, enthält z.B. Registrierungsunterlagen von Häftlingen)
  2. ZWANGSARBEIT
    (Unterlagen zur NS-Zwangsarbeit, u.a. Listen, Arbeitsbücher, Meldekarten…)
  3. DISPLACED PERSONS
    (Dokumente zu DPs, z.B. Registrierungsunterlagen, Listen aus DP Camps usw.)
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18
Q

In den Jahren unmittelbar nach dem 2. WK nahm man an, dass die Suche nach NS-Opfern eine Aufgabe sei, die nach wenigen Jahren enden würde. Deshalb plante man das heutige Hauptgebäude der Arolsen Archives für eine spätere Nachnutzung als…?

A

Hotel.

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19
Q

Der Großteil der Dokumente in den Arolsen Archives lässt sich in zwei grobe Typen/Formate einteilen. Welche?

A
  1. “Individuelle Dokumente” (v.a. KZ- und DP-Unterlagen)

2. “Listenmaterial” (v.a. zu NS-Zwangarbeit*innen)

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20
Q

Welcher Bestand im Archiv galt über Jahrzehnte als reines Arbeitsmaterial, wird aber heute als wertvoller historischer Quellenbestand erachtet? Und warum?

A

T/D-Akten (Tracing and Documentation Files)

T/D-Akten enthalten Anfragen zu einzelnen Personen. Werden bis heute (digital) für jede Personenanfrage angelegt. Wird später noch einmal nach derselben Person angefragt, wird dieselbe Akte weitergeführt.

T/D-Akten enthalten oft wertvolle Informationen zu NS-Verfogten, die das “eigentliche” Archiv nicht enthält, z.B. Briefe von Verwandten oder auch Selbstzeugnisse von ehemals Vefolgten, die Verfolgungswege beschreiben.

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21
Q

Was ist bzw. war die ZNK?

A

Zentrale Namenkartei = Schlüssel zum Archiv

–> eine nach Namen von Verfolgten alphabetisch-phonetisch sortierte Kartei mit verschiedenen Karten (z.B. Anfragekarten mit Informationen zu gesuchten Personen – oder Hinweiskarten, die auf Informationen zu NS-Verfolgten in den Archivdokumenten verweisen).

Die ZNK enthält ca. 50 Mio Karten.

(Die ZNK wird inzwischen nicht mehr fortgeführt und ist auf Papier nicht mehr “im Einsatz”, weil komplett digitalisiert bzw. durch Indizierung von einzelnen Dokumenten im digitalen Archivsystem zunehmend obsolet.)

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22
Q

Grober Workflow, wenn in analogen Zeiten eine Anfrage den Suchdienst erreichte?

A
  • Anfrage zu einer Person traf ein
  • Anfrage wurde “verkartet”, d.h. wesentliche Informationen zur angefragten Person wurden auf eine Anfragekarte übertragen, diese wurde in die ZNK eingelegt.
  • Dabei auch Prüfung der ZNK auf evtl. bereits vorhandene Hinweiskarten zu der angefragten Person (“Meeting of Cards”).
  • Falls Informationen im Archiv vorhanden sind (= “positiver Fall”), werden die Dokumente ausgehoben und ausgewertet (= Informationen zur gesuchten Person werden zusammengefasst bzw. von den Dokumenten abgeschrieben)
  • ggf. weitere Recherchen/Suchmaßnahmen (z.B. in Zusammenarbeit mit anderen Suchstellen, Einwohnermeldeämtern usw.)
  • zum Schluss –> Auskunft wird erteilt, d.h. alle gesammelten Informationen/gewonnenen Erkenntnisse werden an Anfragende übermittelt
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23
Q

Welche Körperschaften leiteten den ITS zwischen 1948 und 1955?

A

IRO (1948-1951)

HICOG (High Commission for Occupied Germany = Alliierte Hochkommission, 1951-1955)

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24
Q

Wer war Träger (= stellte den Direktor für) den ITS von 1955 bis 2012?

A

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)

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25
Q

Was waren zwei wichtige Suchmethoden in den frühen Nachkriegsjahren, neben der Spurensuche im Archiv?

A

Rundfunkbeiträge und Suchaufrufe in Tageszeitungen/Zeitschriften.

Beides erfolgte oft mit Listen, die viele Namen von vermissten Personen enthielten (“Mass Tracing”).

Meist erfolgte die Veröffentlichung dort, wo man sich Informationen von Seiten der Leserinnen und Hörerinnen erhoffte, beispielsweise am früheren Wohnort der Vermissten.

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26
Q

Warum spielten Überlebende als Mitarbeiter:innen des CTB/des ITS eine wichtige Rolle?

A
  • in der Regel hohe Motivation aufgrund von eigenem Verfolgungsschicksal
  • Sprachkenntnisse (internationale Belegschaft)
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27
Q

Warum war in der frühen Nachkriegszeit die Beschäftigung deutscher Mitarbeiter:innen beim ITS problematisch?

A

Vielfach NS-belastet, es kam immer wieder zu “Screenings” und in der Folge zu Entlassungen aus Sorge um die Sicherheit der Archivdokumente.

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28
Q

Beispiel für einen wichtigen Dokumentenerwerb bei/nach Ende des Kalten Kriegs?

A

Sterbebücher von Auschwitz, die 1989 im Staatsarchiv in Moskau von ITS-Mitarbeitern verfilmt und so in das Archiv des ITS integriert werden konnten.

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29
Q

Inwiefern war der ITS in den 60er und 70er Jahren den heutigen Arolsen Archives nicht unähnlich?

A
  • Zugang zum Archiv für Forschende war möglich
  • ITS suchte Nähe zu Überlebendenverbänden und arbeitete mit Gedenkstätten zusammen –> Beitrag zur Erinnerungskultur
  • Öffentliche Vortragstätigkeit zur Arbeit und Überlieferung des ITS durch den Direktor
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30
Q

Warum stand der ITS von den 1980er Jahren bis in die frühen 2000er in der internen wie externen Kritik (u.a. von Überlebenden selbst)?

A
  • Abschottung/kein Zugang zum Archiv u.a. für Forschende (mit Verweis auf Datenschutz)
  • Allgemein kaum Öffentlichkeitsarbeit und/oder Vernetzung der Einrichtung
  • extrem lange Bearbeitungszeiten (u.a. aufgrund hoher Anfragenzahl)
  • extrem schlechtes Betriebsklima
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31
Q

Die Öffnung des ITS-Archivs für die Forschung und interessierte Öffentlichkeit erfolgte im 21. Jhd. wann?

A

2007

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32
Q

Wann zog sich das das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) aus dem Management des ITS zurück? Wer ernannte fortan die Direktion?

A

2012.

Die Direktion wird seitdem direkt durch den Internationalen Ausschuss (IA) des ITS ernannt, der bereits seit Mitte der 1950er als Aufsichtsorgan des ITS fungiert.

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33
Q

Unser Archiv umfasst wieviele Regalkilometer?

A

26

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34
Q

Seit wann erfolgt die Digitalisierung der Archivdokumente? Was war anfangs das Ziel davon?

A

Bereits seit den 1990ern –> ITS war ein Pionier der Archivdigitalisierung.

Anfangs waren es jedoch eher arbeitsökonomische Erwägungen (Prozesse optimieren aufgrund enger Platzverhältnisse im Archiv –> Anfragen am PC schneller bearbeiten können).

Öffentlicher Zugang und Erinnerung standen hier (noch nicht) im Mittelpunkt der Überlegungen.

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35
Q

Welche zwei Optionen gibt es, um das Archiv digital zu erkunden?

A
  1. Archivsystem (aktuell OuSArchiv) = voller Zugang, wird auch im Lesesaal der Arolsen Archives angeboten (hier wiederum mit einigen wenigen gesperrten Beständen)
  2. Online-Archiv = wächst kontinuierlich, aber nicht alle Bestände enthalten (z.B. Krankenunterlagen aus medienethischen Gründen)
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36
Q

Was ist der e-Guide?

A

Der e-Guide ist ein Online-Tool zur Erklärung verschiedener Dokumententypen aus den Arolsen Archives und ihres Entstehungskontexts. Der Fokus liegt auf den sogenannten individuellen Dokumenten, also auf Karteikarten und Formularen, die für eine einzelne Person erstellt wurden.

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37
Q

Die Bibliothek der Arolsen Archives enthält wie viele Werke?

A

Die Bibliothek der Arolsen Archives umfasst über 10.000 Titel, darunter rund 450 Zeitschriften und Periodika.

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38
Q

Zu welchen Themen hat der ITS/haben die Arolsen Archives in der Vergangenheit Ausstellungen entwickelt?

A

StolenMemory

Georg Elser und das Attentat vom 8. November 1939

Todesmärsche

Displaced Persons

Institutionelle Geschichte (Dauerausstellung “Ein Denkmal aus Papier”)

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39
Q

Der Titel der Dauerausstellung “Ein Denkmal aus Papier” der Arolsen Archives geht worauf zurück?

A

Charaktierisierung des Archivs durch den Holocaust-Überlebenden Thomas Buergenthal

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40
Q

Zahl der T/D-Akten (= Zahl der insgesamt angefragten Personen) in den Arolsen Archives?

A

Über 3 Mio.

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41
Q

Wieso sind die Archivdokumente der Arolsen Archives für viele Angehörige so wichtig?

A

Sie enthalten mehr als „nur“ Informationen – oft die letzte Lebensspur/ein Foto/die letzte Unterschrift der verlorenen Liebsten.

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42
Q

Sucht(e) der ITS bzw. suchen die Arolsen Archives auch nach deutschen Kriegsopfern und -gefangenen, Flüchtlingen und Vertriebenen?

A

Nein, hier gibt es deutsche Stellen, die zuständig sind (z.B. Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes oder Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge).

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43
Q

Welchen Aufgaben ging das International Information Office (IIO) in Dachau ab 1945 nach?

A

Auf Basis von Dachauer KZ-Unterlagen, die Häftlinge kurz vor der Befreiung selbst sichergestellt hatten, stellte das IIO Inhaftierungsbescheinigungen
aus. So konnten Überlebende und Hinterbliebene Fürsorgeleistungen erhalten, etwa Lebensmittel oder Kleidung. Darüber hinaus verfassten Mitarbeiter*innen des IIO eine der ersten Geschichten des Lagers und wirkten an einem Gedenkbuch mit.

Das IIO ist ein Beispiel für die zentrale Rolle von Überlebenen der NS-Verfolgung bei der Suche und Schicksalsklärung nach dem Krieg.

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44
Q

Was war die “Ausländersuchaktion” und wann fand diese statt?

A

Jahreswende 1945/46.

Die “Ausländersuchaktion” war ein Befehl der Alliierten an deutsche Stellen (z.B. Polizei, Justiz, Kommunalverwaltungen).

Diese sollten Dokumente und alle sonstigen Informationen zu Ausländern während der NS-Zeit vorlegen, also z.B. Meldebescheinigungen oder Listen von Häftlingen, Zwangsarbeiter:innen usw.

Neben Unterlagen aus den KZ bildeten solche Aufstellungen fortan eine wichtige Dokumentationsbasis für die Suche und Schicksalsklärung.

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45
Q

Was waren die “Zonensuchbüros”?

A

Zweigstellen des CTB/ITS in den einzelnen Besatzungszonen, die sich regional um die Suche nach Dokumenten, aber auch um die Entgegennahme und Bearbeitung von Suchanfragen in ihrem Zuständigkeitsbereich kümmerten.

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46
Q

Wann wurde das CTB als ITS neu gegründet/umstrukturiert?

A

1948

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47
Q

Was war der wesentliche Unterschied zwischen dem CTB und dem ITS?

A

Vor allem der Grad der Zentralisierung. Während das CTB stark über die Zonensuchbüros agierte und auch sonst auf ein großes internationales Netzwerk an Suchstellen angewiesen war (und somit eher die Aufgabe einer übergreifenden Koordination und Verteilung von Suchfällen hatte), war das ITS eine stärker zentralisierte Einrichtung, die alle bislang (z.B. in den Zonensuchbüros) verstreuten Dokumente an einem Ort - in Arolsen - sammelte, auswertete und von hier aus zur Bearbeitung von Suchanfragen verwendete.

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48
Q

Wer war der erste Direktor des 1948 gegründeten ITS?

A

Der Schweizer Maurice Thudicum, der zuvor schon beim Roten Kreuz in Genf Suchaktivitäten geleitet hatte.

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49
Q

War die Sowjetunion auch am CTB und am ITS beteiligt?

A

Am CTB ja, am ITS nein (–> Personensuche als Spiegel des frühen Kalten Kriegs).

50
Q

Höchste Zahl an Mitarbeiter:innen, die der ITS je hatte?

A

ca. 1.750 (!) im Jahre 1949 –> die Mitarbeiter:innen kamen aus über 20 Ländern und umfassten neben alliierten Militärs und Zivilisten vor allem Displaced Persons, von denen wiederum die meisten im Arolser DP Camp (Kasernengelände) lebten.

51
Q

Wo in Arolsen existierte nach dem 2. Weltkrieg ein DP Camp?

A

Auf dem ehemaligen Kasernengelände (= früherer Standort der SS).

52
Q

Welcher deutsche Politiker unterzeichnete die sog. Bonner Verträge, die 1955 eine Übergabe der Geschäftsführung für den ITS an das IKRK regelten?

A

Bundeskanzler Adenauer

53
Q

Wann wurde der IA (Internationaler Ausschuss) gegründet?

A

1955, zeitgleich zur Übergabe der Geschäftsführung des ITS an das IKRK.

Der IA war von Anfang an formal das oberste Gremium des ITS, fungierte also als Aufsichtsorgan und sollte den Schutz des Archivs garantieren.

54
Q

Was waren ab 1955 die vier Kernaufgaben des ITS gemäß Bonner Verträge?

A

Jeweils auf die Archivdokumente bezogen:

  1. Sammeln
  2. Ordnen
  3. Aufbewahren
  4. Zugänglichmachen
55
Q

Inwiefern wandelten sich die Anfragen an und damit auch die Auskünfte des ITS ab den 1950er Jahren?

A

Weniger konkrete Vermisstenfälle, dafür mehr Anfragen von Behörden, Gerichte und Anwält*innen von NS-Verfolgten, die vor allem für eine Entschädigung, aber auch für Ein- und Auswanderungsverfahren, Einbürgerungsfragen und Rentenanträge eine Bescheinigung z.B. von Haftzeiten, Haftorten, Verfolgungsgründen usw. benötigten.

56
Q

Was bedeutet der Umstand, dass die ZNK (Zentrale Namenkartei) nicht nur alphabetisch, sondern alphabetisch-phonetisch aufgebaut ist?

A

Auch die verschiedenen Aussprachen von Namen werden berücksichtigt, sodass alle Karten zu einer Person trotz verschiedener Aussprachen hintereinander liegen.

57
Q

Was ist das sog. Sonderstandesamt?

A

Einrichtung bei der Stadt (Bad) Arolsen, gegrünet 1949.

Das Sonderstandesamt ist die einzige Stelle, die Sterbefälle von KZ-Häftlingen beurkunden darf. Bis heute werden für Angehörige Sterbeurkunden ausgestellt, wenn sich der Tod im KZ z.B. durch die Arolsen Archives belegen lässt.

58
Q

Was war der Child Search Branch?

A

Abteilung innerhalb des ITS mit Fokus auf Kinder und Jugendliche als vermisste NS-Opfer; hatte anfangs Sitz in Esslingen (beim US-amerikanischen Zonensuchbüro) und zog nach dessen Auflösung 1950 nach Arolsen.

59
Q

Inwiefern war die Beauskunftung durch den ITS v.a. ab den 1950er Jahren in sprachlich-inhaltlicher Sicht problematisch?

A

Große Zahl an Anfragen führt zur Straffung von Arbeitsabläufen –> Mitarbeiter:innen des ITS werteten Archivdokumente aus und geben deren Inhalt inkl. Tätersprache in standardisierten Bescheinigungen wider –> es fehlte meist die historische Einordnung bzw. Erklärung von Begriffen, was im schlimmsten Fall zu Problemen etwa bei Entschädigungsverfahren führen konnte.

Beispiel:

Laut bundesdeutschem Entschädigungsgesetz (BEG) erhielten Mitte der 1950er Jahre nur Personen eine Zahlung, die aus politischen, rassischen oder religiösen Gründen verfolgt worden waren. Wortwörtlich von Täterdokumenten transkribierte Auskünfte aus Arolsen lieferten den Behörden somit leider oft die Grundlage, beispielsweise Sinti und Roma, Homosexuelle oder sogenannte „Asoziale“ sowie fast alle nichtdeutschen NS-Verfolgten von Leistungen auszuschließen.

60
Q

Wie kam es vor allem in den 1990er und 2000er Jahren beim ITS zu enormen Rückständen/teils jahrelangen Wartezeiten in der Fallbearbeitung?

A

Grund war die sprunghaft gestiegene Zahl an Anfragen. Die Entschädigung von ehemaligen Zwangsarbeiter:innen und anderer bislang “vergessener” Opfergruppen wurde damasls möglich (Ende des Kalten Kriegs –> erstmals deutsche Entschädigungen für NS-Verfolgte aus Ostmittel- und Osteuropa), dadurch höhere Nachfrage nach Bescheinigungen aus dem Archiv.

61
Q

Wie viele Anfragen erreichen die Arolsen Archives heute im Schnitt jährlich?

A

ca. 20.000 aus aller Welt, v.a. aus Polen, Russland, Deutschland, den USA, Frankreich und Israel.

62
Q

Inwiefern schuf der ITS auch selbst Dokumente für das Archiv bzw. Beweise für die NS-Verbrechen?

A

Nach dem Krieg: diverse Ermittlungsaktivitäten, z.B. Rekonstruktion von Todesmarsch-Routen und Identifizierung von deren Opfern/Grabstätten; Versand von Fragebögen an Überlebende, die Auskünfte über verschiedene Haftstätten/Lager gaben usw.

Bis heute: T/D-Akten (Korrespondenz mit Anfragenden)

63
Q

Was für Dokumente zu Konzentrationslagern/Haftstätten verwahren wir?

A

v.a. Registrierungsunterlagen zu einzelnen Häftlingen, aber auch andere Dokumente, die unterschiedliche Stellen über KZ-Häftlinge angelegt hatten – von Dokumenten oberster Reichsbehörden bis hin zu Listen befreiter Überlebender.

64
Q

Was für Dokumente zur NS-Zwangsarbeit verwahren wir?

A

v.a. Hunderttausende Listen über Zwangsarbeiterinnen, die im Rahmen der “Ausländersuchaktion” von deutschen Stellen angefertigt worden waren, ergänzt um Registrierungsunterlagen ausländischer Zwangsarbeiterinnen von hunderten Firmen und Behörden, die der ITS im Laufe der Jahrzehnte durch Dokumentenerwerb ins Archiv integrierte.

65
Q

Was für Dokumente zu DPs besitzen wir?

A

v.a. DP-Registrierungsunterlagen (z.B. DP-Ausweise, DP 2 Karten, CM/1-Akten…), die nach Kriegsende durch das alliierte Militär und/oder internationale Hilfsorganisationen wie UNRRA/IRO erstellt wurden.

66
Q

Was ist das sogenannte Pertinenzprinzip?

A

Pertinenz (“Zugehörigkeit”) erklärt die Struktur der Arolsen Archives. Dokumente verschiedener Herkunft zu einer Person befinden sich - neu geordnet - in großen alphabetischen Karteien. Namenslisten befinden sich in eigens angelegten Ordnerserien, intern
gegliedert nach verschiedenen Sachbetreffen, geographischen
oder auch chronologischen Aspekten.

Anders formuliert: Eingehendes Material wurde zum Zweck der Personensuche neu strukturiert (d.h. die ursprüngliche Struktur und Ordnung von Dokumenten wurde audgelöst), sodass vielfach die daraus resultierenden Archiveinheiten einen Mix unterschiedlicher Provenienz (Herkunft) darstellten.

Im Unterschied dazu: Provenienzprinzip, demzufolge die Unterlagen einer abgebenden Stelle vom zuständigen Archiv als intakte Einheit verwahrt werden sollen (= eigentlich der Standard in Archiven).

67
Q

Welche Funktion hat die Digitalisierung der Dokumente neben der besseren Verwendbarkeit als Arbeitsmaterial sowie der Zugänglichmachung?

A

Bestandserhaltung, weil die Archivdokumente teils in einem schlechten Zustand sind, z.B. aufgrund schlechter Papierqualität aus den 1940er Jahren oder starker Abnutzung durch jahrzehntelange Nutzung bei der Personensuche.

68
Q

Was war das “Haftstättenverzeichnis” des ITS?

A

Für die Beantwortung vieler Auskünfte fehlte es beim ITS an Wissen über einzelne Haftorte; daher betrieb man über Jahrzehnte Grundlagenforschung, befragte Überlebende, recherchierte an den Orten der Verbrechen usw. Ziel war die Dokumentation aller NS-Haftstätten in Europa.

Das daraus resultierende “Haftstättenverzeichnis” (1979) wurde z.B. als Referenz bei der Bundesregierung für die Anerkennung von Haftorten im Rahmen von Entschädigungsverfahren genutzt.

69
Q

Wieso war das “Haftstättenverzeichnis” problematisch?

A

Immer wieder kam es zu Spannungen mit der Bundesregierung, die darauf drängte, dass der ITS nur solche Haftstätten in sein Verzeichnis (1979) aufnahm, die man im Rahmen der Entschädigung anzuerkennen bereit war – also etwa Konzentrationslager, nicht jedoch die Zehntausenden Lager für Zwangsarbeiter*innen. Damit war der ITS immer auch Gegenstand/Akteur von geschichtspolitischen Auseinandersetzungen.

70
Q

Mit welchem Direktor wird eine frühe Phase der Offenheit des ITS verbunden?

A

Albert de Cocatrix, bereits seit 1955 stellvertretender Direktor und von 1970 bis 1977 Leiter des ITS. Er positionierte die Einrichtung an der Seite der Überlebenden und betrieb einen intensiven Austausch mit Opferverbänden.

71
Q

Mit welchen Direktoren werden die kritischen Jahre des ITS-Geschichte vor allem verbunden?

A

Philipp Züger, der 1978 die Leitung des ITS übernahm, sowie v.a. sein Stellvertreter Charles-Claude Biedermann, der von 1985 bis 2006 selbst Direktor war.

72
Q

Wer protestierte v.a. in den 1990er Jahren gegen die Schließung/Abschottung des Archivs?

A

Opferverbände

diverser KZ-Gedenkstätten

Forscher*innen

kritische Journalist:innen

engagierte Einzelpersonen

73
Q

Welche Einzelperson hat maßgeblich zur Öffnung des Archivs im Jahr 2007 beigetragen?

A

Paul Shapiro vom United States Holocaust Memorial Museum (USHMM). Er hatte über Jahre politischen und medialen Druck aufgebaut.

74
Q

Wann wurden die Sammlungen der Arolsen Archives als UNESCO-Weltdokumentenerbe anerkannt?

A

2013

75
Q

Was waren/sind die zusätzlichen Aufgaben des ITS bzw. der Arolsen Archives seit der Öffnung des Archivs im Jahr 2007?

A
  • Professionalisierung des Archivs (Aufbewahrung, Bestandserhalt)
  • Zugang für Forscher:innen
  • Bildungsarbeit auf Basis des Archivs
  • verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung mit anderen Einrichtungen, Verbänden usw.
76
Q

Was sind die sog. Effekten?

A

Ein besonderer Bestand der Arolsen Archives, von denen wir noch immer ca. 2.500 Einheiten verwahren –> Effekten wurden den Häftlingen bei ihrer Einlieferung ins Konzentrationslager abgenommen. Es handelt sich etwa um Brieftaschen, Ausweispapiere, Fotos, Briefe, Urkunden sowie vereinzelt Modeschmuck, Zigarettenetuis, Eheringe, Uhren oder Füllfederhalter.

77
Q

Wo befand sich der ITS in Arolsen, bevor das heutige Hauptgebäude gebaut wurde?

A

An verschiedenen, auch wechselnden Standorten, v.a. aber auf dem ehemaligen Kasernengelände (früherer SS-Standort).

78
Q

Welche drei großen Entschädigungswellen spiegelten sich in erhöhten Anfragezahlen an den ITS im Laufe der Jahrzehnte wider?

A
  1. Die westdeutsche Entschädigung der
    1950er und 1960er.
  2. Renten- und Entschädigungsverfahren in Ostmittel- und Osteuropa ab den frühen 1990ern.
  3. Zwangsarbeiter*innen-Entschädigung von 2001 bis 2007.
79
Q

Was bedeutet es, die Dokumente im Archiv zu “erschließen” bzw. zu “indizieren”?

A

Erschließung = die inhaltliche Beschreibung von (Teil-)Beständen, Serien und Akten (= allgemeiner, übergeordnete Ebene, geht über einzelne Dokumente hinaus)

Indizierung = die Erfassung von Informationen aus einzelnen Dokumenten, z.B. Namen, Geburtsdaten oder Haftgründe zu einer konkreten Person (als Teilaufgabe der Erschließung), z.B. Übertragen von personenbezogenen Daten im Rahmen von #everynamecounts

80
Q

Enthalten die Arolsen Archives nur Originale?

A

Nein, auch Millionen von Kopien.

Um auch zu ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Opfern des Holocaust aus Mittel- und Osteuropa besser Auskunft geben zu können, reisten Mitarbeiterinnen des ITS nach 1990 durch ganz Europa und fertigten Millionen von Dokumentenkopien an.

Teilweise sind nur diese Kopien erhalten, die Originale jedoch nicht mehr.

81
Q

Wie viele Dokumente verwahren die Arolsen Archives insgesamt?

A

Über 30 Millionen Akten, Karteikarten und Listen zu Opfern des Holocaust und Häftlingen der Konzentrationslager, zu ausländischen Zwangsarbeiter*innen und den Überlebenden.

82
Q

Welche Formate umfassen die Bildungsangebote der Arolsen Archives (grob)?

A

Ausstellungen, Publikationen (z.B. Unterrichtsmaterial), Workshops für Lehrkräfte oder Schüler:innen, digitale Anwendungen (z.B. “Murmeln der Erinnerung”) oder auch Material für die Vor- und Nachbereitung von Gedenkstättenfahrten (“documentED”)

83
Q

Was ist #everynamecounts?

A

Ein Crowdsourcing-Projekt, bei dem Dokumente der Arolsen Archives von Freiwilligen indiziert werden, d.h. diese übertragen Informationen von gescannten Archivdokumenten über ein Online-Portal (Zooniverse) in eine Eingabemaske, sodass wir die Daten für unser digitales Archiv nutzen können.

84
Q

Was ist die Digitale Bibliothek der Arolsen Archives?

A

Online-Angebot auf unserer Website, enthält ausgewählte Werke aus dem Bestand der Präsenzbibliothek in Bad Arolsen (z.B. frühe Forschungspublikationen oder seltene Veröffentlichungen aus der DP-Ära).

85
Q

Was ist #StolenMemory?

A

Eine Kampagne und Wanderausstellung (umgebauter Schiffscontainer) rund um die bei den Arolsen Archives verwahrten Effekten, mit dem Ziel der Rückgabe der Gegenstände an Angehörige.

86
Q

Was ist #LastSeen?

A

2022 gestartete Initiative der Arolsen Archives. Es geht um die Suche nach unbekannten Fotos von NS-Deportationen und ein neues Verständnis der Bilder. Dazu gibt es eine #LastSeen-Ausstellung auf einem historischen LKW, der durch Deutschland tourt.

87
Q

Welche Aufgabe hat der Internationale Ausschuss (IA) des ITS/der Arolsen Archives?

A

Regierungsvertreter*innen von elf Mitgliedstaaten bilden den Internationalen Ausschuss (IA), der die Arbeit der Arolsen Archives im Sinne der ehemals Verfolgten überwacht. Der IA legt seit dem Bonner Abkommen von 1955 den Rahmen für die Arbeit der Institution fest.

88
Q

Aus Regierungsvertreter*innen welcher Staaten setzt sich der Internationale Ausschuss (IA) zusammen?

A
Belgien
Frankreich
Bundesrepublik Deutschland
Griechenland
Israel
Italien
Luxemburg
Niederlande
Polen
Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten von Amerika
89
Q

Die aktuelle rechtliche Basis für die Arolsen Archives ist…?

A

… das Berliner Übereinkommen von 2011. Es hat das Bonner Abkommen von 1955 abgelöst. Das Papier regelt unter anderem die Finanzierung der Arolsen Archives durch den Bund, genauer gesagt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

90
Q

In welchen beiden großen internationalen Netzwerken engagieren sich die Arolsen Archives (u.a.)?

A

In der European Holocaust Research Infrastructure (EHRI) sowie als permanenter internationaler Partner in der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA).

91
Q

Welche Aufgaben hat die Stabsstelle „Outreach Eastern Europe“ der Arolsen Archives?

A

Die Stabsstelle „Outreach Eastern Europe“ bringt die Arolsen Archives und ihre Angebote in die Länder Mittel- und Osteuropas, denn diese Gebiete waren von der NS-Verfolgung besonders betroffen. Hier unterstützen wir die Familien der Opfer bei der Schicksalsklärung. Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir vor Ort neue Bildungs- und Informationsangebote.

92
Q

Zu wie vielen Personen sind in den Arolsen Archives Informationen enthalten?

A

ca. 17,5 Mio Personen (als teils mehrere Hinweise/Verweise in den ca. 30 Mio Dokumenten, die das Archiv insgesamt enthält)

93
Q

Wo kann (außer in Bad Arolsen und im Online-Archiv) mit den digitalen Sammlungen der Arolsen Archives gearbeitet werden?

A

United States Holocaust Memorial Museum (USHMM) in Washington, D.C., USA

The Wiener Holocaust Library in London, Großbritannien

Yad Vashem in Jerusalem, Israel

Archives Nationales in Pierrefitte-sur-Seine, Frankreich

Instytut Pamięci Narodowej (IPN) in Warschau, Polen

94
Q

Wie viele Anfragen erreichten den ITS im Rahmen der Entschädigung von osteuropäischen Zwangsarbeiter:innen durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) zwischen 2000 und 2007?

A

etwa 950.000 Anfragen

95
Q

Wer ist der offizielle institutionelle Partner der Arolsen Archives?

A

Das Bundesarchiv.

96
Q

Wer war die erste Direktorin nach dem Rückzug des IKRK aus dem Management des ITS im Jahr 2012?

A

Die amerikanische Historikerin Rebecca Boehling

97
Q

Wer hat das Online-Archiv für die Arolsen Archives (technisch) entwickelt?

A

Yad Vashem

98
Q

Was war einer von vielen Gründen, warum DPs Deutschland (zunächst) nicht verlassen wollten?

A

Unwissenheit bezüglich Schicksal von Familien und/oder Freunden. Für viele war an einen Neuanfang nicht zu denken, bevor sie nicht wussten, was mit ihren Liebsten geschehen war. Auch deshalb realisierten die Alliierten rasch, dass das Thema der Vermisstensuche/Schicksalsklärung eine elementare Bedeutung für die Wiederherstellung von Frieden und Ordnung in Europa hatte.

99
Q

Unterschied zwischen dem Bibliothekskatalog (its-libcat) und der Digitalen Bibliothek (digital-library) der Arolsen Archives?

A

Bibliothekskatalog = ein Online-Verzeichnis des gesamten Bestands der Bibliothek der Arolsen Archives (über 10.000 Titel plus 450 Periodika)

Digitale Bibliothek = eine Online-Plattform, auf der ausgewählte Literatur aus dem Bestand der Bibliothek der Arolsen Archives im Open Access veröffentlicht wird (knapp 200 Titel in PDF-Form)

[Zahlen jeweils mit Stand März 2022]

100
Q

Wie viele Menschen (Zivilpersonen) wurden von den Nationalsozialisten zur Zwangsarbeit eingesetzt?

A

Etwa 13 Millionen Menschen aus mindestens 21 Ländern wurden ins Deutsche Reich
verschleppt und dort zur Arbeit gezwungen. Millionen weitere Menschen mussten in den besetzten Gebieten Zwangsarbeit leisten.

101
Q

Haftkategorien im KZ - welche Winkelfarbe hatten “Asoziale”?

A

schwarz

102
Q

Haftkategorien im KZ - welche Winkelfarbe hatten „Berufsverbrecher“?

A

grün

103
Q

Haftkategorien im KZ - welche Winkelfarbe hatten homosexuelle Häftlinge?

A

rosa

104
Q

Haftkategorien im KZ - welche Winkelfarbe hatten Sinti und Roma („Zigeuner“)?

A

braun

105
Q

Haftkategorien im KZ - welche Winkelfarbe hatten Zeugen Jehovas („Bibelforscher“)?

A

lila

106
Q

Haftkategorien im KZ - welche Winkelfarbe hatten politische Häftlinge?

A

rot

107
Q

Haftkategorien im KZ - welche Winkelfarbe hatten Juden und Jüdinnen?

A

Für sie existierte keine „eigene“ Haftkategorie. Sie waren formal immer einer der anderen Häftlingskategorien zugeordnet. In den KZ mussten sie einen gelben Winkel unter dem jeweils andersfarbigen Winkel tragen, sodass ihre Markierung wie ein „Judenstern“ aussah. Auf den Dokumenten der KZ-Verwaltungen wurde zusätzlich meist ein J oder Jd für Jude eingefügt, das die Haftkategorie ergänzte.

108
Q

Welche Akürzung(en) finden sich auf in den Arolsen Archives verwahrten Dokumenten zu “Asozialen”?

A

Aso/ASO, ASR (abgeleitet von der Aktion „Arbeitsscheu Reich“), AZ und AZR (für Arbeitszwang, Arbeitszwang Reich) sowie P.V.H (für polizeiliche Vorbeugehaft), PH (für Polizeihaft) und VH (für Vorbeugehaft)

109
Q

Welche Akürzung(en) finden sich auf in den Arolsen Archives verwahrten Dokumenten zu „Berufsverbrechern“?

A

BV/B.V. (für Berufsverbrecher) sowie P.V.H (für polizeiliche Vorbeugehaft) oder PH (für Polizeihaft)

110
Q

Welche Akürzung(en) finden sich auf in den Arolsen Archives verwahrten Dokumenten zu homosexuellen Häftlingen?

A

§ 175, § 175er, Homo

111
Q

Welche Akürzung(en) finden sich auf in den Arolsen Archives verwahrten Dokumenten zu Sinti und Roma („Zigeunern“)?

A

Zig. oder Z.

112
Q

Welche Akürzung(en) finden sich auf in den Arolsen Archives verwahrten Dokumenten zu Zeugen Jehovas („Bibelforschern“)?

A

Bifo (für Bibelforscher) oder IBV (für Internationale Bibelforschervereinigung)

113
Q

Welche Akürzung(en) finden sich auf in den Arolsen Archives verwahrten Dokumenten zu politischen Häftlingen?

A

Pol. oder Sch (für Schutzhaft), auch zu Sch.pol kombiniert

114
Q

Wie viele Menschen wurden von den Nationalsozialisten insgesamt in Konzentrationslagern inhaftiert?

A

Zahlen sind nicht exakt rekonstruierbar, aber die Forschung hat ca. 2 Mio beziffert

Achtung, in dieser Zahl sind keine Personen enthalten, die bei ihrer Ankunft in einem (Vernichtungs-)Lager umgehend ermordet wurden, d.h. nicht im jeweiligen Häftlingsbereich untergebracht wurden.

115
Q

Wie viele von den registrierten KZ-Häftlingen starben während der NS-Zeit?

A

Exakte Zahlen sind nicht zweifelsfrei zu rekonstruieren, es waren aber mindestens 800.000 bis 900.000

(Achtung, diese Zahl bezieht sich nur auf registrierte KZ-Häftlinge und nicht auf andere Opfer der Nationalsozialisten, etwa in Vernichtungslagern ermoderte Menschen, wo Häftlinge meist nicht registriert wurden, oder Opfer an anderen Verbrechensorten)

116
Q

Wie bezeichnet man den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma?

A

Porajmos

117
Q

Wie bezeichnet man den NS-Völkermord an jüdischen Personen?

A

Holocaust bzw. Schoah

118
Q

Ist es für Interessierte möglich, die Sammlungen der Arolsen Archives vor Ort, d.h. physisch in Bad Arolsen, zu besuchen?

A

In der Regel nein, um den Schutz der Dokumentez zu garantieren.

Es gibt jedoch Ausnahmen, so erhalten etwa Angehörige bei einem Besuch in Bad Arolsen Einsicht in die Dokumente zu ihren verfolgten Familienmitgliedern.

119
Q

Wer waren die “Italienischen Militärinternierten”?

A

Nachdem Italien Anfang September 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten geschlossen hatte, zerfiel das Bündnis zwischen Berlin und Rom. Die Wehrmacht nahm rund 600.000 italienische Soldaten in Gefangenschaft und entwaffnete sie. Die Männer wurden als sogenannte „Militärinternierte“ nach Deutschland deportiert.

Damit verstießen die Nationalsozialisten gegen das Kriegsvölkerrecht: Die Inhaftierten mussten in Lagern Zwangsarbeit verrichten. Etwa 50.000 der ehemaligen Soldaten wurden ermordet oder starben aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen.

120
Q

Wer sind die Arolsen Archives und was ist ihre Aufgabe?

A

Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes, zur Zwangsarbeit sowie zu Displaced Persons und Migration nach 1945. Damit ist das Archiv eine wichtige Wissensquelle, besonders auch für jüngere Generationen.

121
Q

Gibt es den International Tracing Service (ITS) nicht mehr?

A

Als juristischer Name bleibt “International Tracing Service” bestehen, da internationale Abkommen mit den Mitgliedstaaten des IA auf diesen Namen lauten.