Redensarten Flashcards
Das ist ein Kapitel für sich
Darüber könnte man viel sagen; Das Thema ist umfangreich
umgangssprachlich; Bereits im Alten Testament (Exodus 32,22; Ps. 68,29; 138,16) findet sich die Vorstellung, dass alles von Gott im “Buch des Lebens” aufgezeichnet wird. Auch die Sünde des Judas “ist geschrieben mit eisernen Griffeln und spitzen Diamanten” (Jer. 17,1). Platon vergleicht die Seele mit einer Wachstafel, auf welcher die Dinge sich wie durch einen Siegelring einprägen. Und Aristoteles sieht den Geist, der sich noch nicht einem Erkenntnisgegenstand zugewendet hat, als “Schreibtafel, auf der noch nichts Geschriebenes vorhanden ist” (De anima III 4, 430 a 1). Thomas von Aquin übersetzt dies mit dem noch heute gängigen Begriff “tabula rasa” (siehe auch “Tabula rasa machen”). Zum Bildfeld (das Buch des Lebens) gehört also die Vorstellung, dass das Gedächtnis die Schrift ist, welche die “Seiten des Lebens” füllt. Für andere Menschen kann jemandes Leben “wie ein offenes Buch” sein, eine Person kann aber für andere auch “ein Buch mit sieben Siegeln” sein. Das Lebensbuch hat dunkle und traurige, aber auch heitere Kapitel. Andere Wendungen sprechen von einem neuen Lebenskapitel oder -abschnitt. Die erzählende Wiedergabe eines derartigen Lebenskapitels kann unschicklich oder langwierig sein, so dass man die Zuhörer vertrösten muss: “das ist ein Kapitel für sich” bzw. “das steht auf einem anderen Blatt”. Als Gesprächsfloskeln handelt es sich also um Signale zur Themenausblendung
im stillen Kämmerlein
in aller Ruhe; für sich allein
Das Kämmerlein wird schon in der Bibel (Matth. 6,6) als rechter Ort für Studium und Gebet angesehen
ein Kainszeichen / Kainsmal tragen
ein Zeichen der Schuld tragen; ein Merkmal tragen, das einen verrät
entlehnt aus der Bibel (1. Mose 4,1-16). Kain erschlug seinen Bruder Abel aus Neid wegen seiner bevorzugten Stellung beim Gottesopfer. Um nicht als Brudermörder selbst erschlagen zu werden, machte Gott ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände, und um ihm eine Chance für ein gewaltfreies Leben zu geben
um das Goldene Kalb tanzen
nach Geld gieren; etwas Materielles verehren; Reichtum als einzigen Lebenszweck ansehen
gehoben; Die Redensart und ihre Variante “das Goldene Kalb anbeten” beziehen sich auf die bekannte Episode aus dem Alten Testament (2. Mos. 32), in der die Israeliten von Gott abfallen, während Moses auf dem Berg Sinai weilt
im Schweiße meines / seines / ihres Angesichts
mit viel Mühe / Fleiß; unter großer Anstrengung; mit hohem Arbeitseinsatz
Stammt aus der Bibel: In 1. Mose 3,19 verflucht Gott Adam nach dem “Sündenfall”: “Und zum Manne sprach er: Weil du gehorcht hast der Stimme deines Weibes und gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen -, verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und du sollst das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.” Damit ist gemeint: Im Gegensatz zu den paradiesischen Zuständen musst du ab jetzt für deinen Lebensunterhalt arbeiten. Der Wunschtraum, diesem Los zu entrinnen, zeigt sich beispielsweise in den Märchen vom Schlaraffenland. Siehe auch “von Angesicht zu Angesicht”
den Judaslohn bekommen
den Lohn für einen Verrat erhalten
Stammt aus der Bibel. Judas erhielt für den Verrat Jesu’ 30 Silberlinge; siehe auch “ein Judas”
eine Hiobsbotschaft erhalten
eine Unglücksbotschaft erhalten
Das Buch Hiob des Alten Testaments berichtet von dem Mann Hiob, der gottesfürchtig, wohlhabend und “herrlicher war denn alle, die gegen Morgen wohnten”. Der Satan wollte seine Frömmigkeit auf die Probe stellen, und Gott ging darauf ein. Nacheinander empfing Hiob nun unglaublich schlimme Nachrichten: Sein Land war verwüstet, seine Knechte erschlagen, sein Vieh geraubt worden. Schließlich starben sogar seine Kinder. Hiob ertrug alles mit großer Geduld und erhielt sich dennoch seinen Gottesglauben. Sein Unglück wurde sprichwörtlich
auf Rosen gebettet sein
reich / zahlungskräftig sein; umsorgt / verwöhnt werden
Die wohlduftende Rose wurde bereits in der Römerzeit als Tisch-, Wand- und Personenschmuck verwendet. Das Bestreuen des Bodens mit Rosen zu festlichen Anlässen hat sich bis heute in manchen Prozessionsbräuchen erhalten. Reiche Römer schliefen auf Matratzen aus Rosenblättern oder ließen bei Gastmählern Rosen von der Decke regnen. Diese Bräuche wurden schon in der Antike redensartlich; so bedeutet das lat. “iacere in rosa” nichts anderes als “auf Rosen ruhen”. Es hat sich in der deutschen Variante “auf Rosen gebettet sein” mit der Bedeutung “Luxus” erhalten. Als Sinnbild für die schöne Frau bzw. die Jungfräulichkeit dient die Rose ebenfalls seit der Antike. Schon im Hohenlied (2,1) des Alten Testamentes heißt es: “Wie eine Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern.” Dieser Vergleich hat sich auch in der Poesie (Goethes “Heideröslein”) wie in der Volkslyrik erhalten. Auf antike Vorstellungen geht wiederum die Rose als Symbol der Verschwiegenheit und des “verblümten” Sprechens (siehe auch “etwas durch die Blume sagen”) zurück: Cupido schenkt dem Gotte des Schweigens eine Rose, damit er nichts über den Lebenswandel der Venus verlauten lässt