Prävention sexualisierter Gewalt Flashcards
[sexualisierte Gewalt]
bezeichnet jedes sexualisierte Verhalten oder jede sexualisierte Handlung, zu dem/der eine Person ohne deren Zustimmung gezwungen, genötigt oder überredet wird. Dazu gehören auch berührungslose Handlungen wie Exhibitionismus, Zeigen von Pornografie, Voyeurismus und sexualisierte Kommunikation.
Exhibitionismus
krankhafte, auf sexuellen Lustgewinn gerichtete Neigung (besonders von Männern) zur Entblößung der Geschlechtsteile in Gegenwart fremder Personen, meist des anderen Geschlechts.
Voyeurismus
Erregend ist der Vorgang des Zusehens, und nicht die sexuelle Handlung mit der beobachteten Person. Voyeure suchen keinen sexuellen Kontakt mit den Menschen, die sie beobachten.
Fallzahlen
(Opfer von sexualisierter Gewalt bei M.m.g. B.)
Etwa 80 % der Frauen und 30 % der Männer mit geistiger Behinderung haben schon einmal sexualisierte Gewalt erfahren, die Hälfte dieser Frauen sogar öfter als zehnmal.
erhöhtes Opferrisiko:
Kinder, die stärker auf erwachsene Betreuende angewiesen sind
- Kinder mit Kommunikationsschwierigkeiten, Kommunikationsstörungen oder Hörbehinderung können einem noch größeres Risiko sexualisierter Gewalt
Rechenschaft der Täter
Gerade einmal 7 % der Fälle sexualisierter Gewalt gegen Menschen mit geistiger Behinderung werden überhaupt angezeigt.
Täter-Opfer-Beziehung
- Menschen mit Behinderung -> 40 % wurde von Personen begangen, die die Opfer gut oder flüchtig kannten
- verglichen mit Gewalt gegen Menschen ohne Behinderung -> 32 %
- 90% der Opfer kennen die Täter*innen
Begünstigende Faktoren
(Opfer v. sexualisierter Gewalt zu werden)
Risikofaktoren:
- Größere Abhängigkeit von Betreuungspersonen.
- Dahingehende Sozialisierung, sich der Situation zu fügen.
- Eingeschränktes Verständnis von gesunder Sexualität.
- Ausschluss von konventionellen sozialen Erfahrungen.
- Mythen über Behinderung, Missbrauch und Sexualität.
familiäre Stressfaktoren:
- Abhängigkeit von Betreuungspersonen.
- Begrenzte Optionen an Betreuungspersonen.
- Selbstzweifel und Überzeugung, dass Betreuungspersonen Fachleute sind und wissen, was sie tun.
- Soziale Isolation, besonders im Fall von Verhaltensauffälligkeiten.
- Ebenfalls an Mythen über Behinderung zu glauben.
Körperliche Anzeichen
s. G.
treten nicht sehr häufig auf!
- Blutergüsse
- Blutungen
- Rötungen
- Hautausschlag
- Schwellungen im Genitalbereich
- Harnwegsinfektionen
- Andere Beschwerden wie Angstzustände, chronische Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen
Emotionale und verhaltensbezogene Anzeichen s. G.
Anzeichen treten häufiger auf als körperliche.
- „Zu perfektes“ Verhalten
- Sichzurückziehen
- Angst
- Depressionen
- Unerklärliche Wut
- Rebellieren
- Alpträume
- Bettnässen bei Personen, die dies bereits überwunden hatten
- Grausamkeit gegenüber Tieren
- Mobbing (als Täter*in
oder Opfer)
- Brandstiftung
- Selbstverletzung
- Weglaufen
- Zeigen von sexuellem Verhalten und Verwendung sexueller Sprache
- Alkohol- oder Drogenkonsum
bei Anzeichen s. G.
sollten wir auf sie eingehen, indem wir nach ihren
- Gefühlen oder
- Erlebnissen fragen
- die Betreuenden darauf ansprechen, ob es neu aufgetretene Stressfaktoren gegeben hat.
“Diagnostische Überschattung”
Anzeichen werden der Behinderung selbst zugeschrieben und s. G. so missachtet (kommt häufig vor!).
- z.B. Mensch mit Autismus: Verhaltensänderungen werden der Behinderung zugeschrieben (statt zu fragen, warum diese gerade jetzt auftritt)
ICH werde davon ausgehen, dass etwas passiert ist! (Bewusstsein darüber, dass wir es Hinterfragen müssen)
- Warum verändert sich das Verhalten jetzt?
- Warum in dieser Situation?
- Warum in Anwesenheit dieser Person?
- Warum spricht die P. plötzlich anders über eine P.?
- Warum spricht sie von Geheimnissen? / etwas Besonderes zu sein?
emotionale Folgen s. G.
- können sich selbst die Schuld geben.
- können sich schmutzig oder schuldig fühlen.
- können ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit empfinden.
- können Angst davor haben, „aufzufliegen“.
- können große Scham empfinden.
- können sich machtlos fühlen.
- können versuchen, ihr Leben geheim zu halten.
gesundheitliche Folgen s. G.
- Posttraumatische Belastungsstörung
- Angstzustände und Depressionen
- Drogenmissbrauch
- Straffälligkeit
- Selbstverletzendes Verhalten
Körperkontakt
- nicht alle (Athlet*innen) fühlen sich mit Körperkontakt wohl (auch wenn es als eine positive Form der Ermutigung oder Ausdruck echter Zuneigung gedacht ist)
- immer fragen, ob sie mit Formen freundschaftlicher Berührungen einverstanden sind
Tipp: Ellenbogen- und Fauststöße sind eine großartige Möglichkeit der Ermutigung mit minimalem Risiko