Persönlichkeitsstörungen Flashcards

1
Q

Was ist Persönlichkeit?

A

P. und Persönlichkeitseigenschaften eines Menschen sind Ausdruck der für ihn charakteristischen Verhaltensweisen und Interaktionsmuster, mit denen er gesellschaftlich-kulturellen Anforderungen und Erwartungen zu entsprechen und seine zwischenmenschlichen Beziehungen auf der Suche nach einer persönlichen Identität mit Sinn zu füllen versucht.

  • über die Zeit hinweg relativ stabile Strukturen, Prozesse
  • Eigenheiten einer Person, charakteristische Verhaltensweisen, Interaktionsmuster, Denstile
  • PS können im Kern als Beziehungs- oder Interaktionsstörungen aufgefasst werden
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2
Q

Cluster A nach DSM-5

A
  • paranoid
  • schizoid
  • schizotypisch
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3
Q

Cluster B

A
  • histrionisch
  • antisozial
  • Borderline
  • narzisstisch
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4
Q

Cluster C

A
  • zwanghaft
  • ängstlich-vermeidend
  • dependent
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5
Q

Klassifikation im ICD-10

A

Einordnung unter der Rubrik F6:
Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
- Spezifische Persönlichkeitsstörungen: F60.0-60.8
- Nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung: F60.9
- Kombinierte Persönlichkeitsstörung: F61.0
- DD: andere Persönlichkeitsstörung, nicht in Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns: F62.0-62.9

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6
Q

Stigmatisierungsproblematik

A
  • meist vorhanden: Überschreiten eines tolerierbaren Masses an Handlungen in Bezug auf besondere Persönlichkeitseigenschaften
  • Negativkennzeichnung einer Person
    • die Person als Ganzes betroffen
    • die Person ist Ursache der Schwierigkeiten
    • Personenperspektivierung von Interaktionsschwierigkeiten
  • Die Diagnose ist zugleich die Erklärung
    • Diagnose erfolgt in der Regel aus der Aussenperspektive
    • aus der Eigenperspektive kaum als Störung empfunden: ich-synton
  • Metakommunikation und Konsensfindung kaum möglich
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7
Q

Kritik an DSM-IV

A
  • Erhebliche Komorbiditäten
  • Grosse Heterogenität in den einzelnen PS –> Behandlung muss im Einzelnen angepasst werden
  • Mangel an Übereinstimmung mit modernen medizinischen diagnostischen Schwellen –> keine Schweregradserfassung in einem kategorialen System
  • Mangelnde zeitliche Stabilität
  • Häufige Diagnose “PS, nicht näher spezifiziert” –> spezifische Diagnosen decken die Psychopathologie zu wenig ab
  • zu tiefe konvergente Validität
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8
Q

Allgemeine diagnostische Kriterien einer Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 –> A.

A

Ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht. Dieses Muster manifestiert sich in mindestens 2 der folgenden Bereiche:
1. Kognition (Art, sich selbst, andere Menschen und Ereignisse wahrzunehmen, zu interpretieren)
2. Affektivität (Variationsbreite, Intensität, Labilität, Angemessenheit emotionaler Reaktionen)
3. Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen
4. Impulskontrolle
Das überdauernde Muster ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten Bereich persönlicher und sozialer Situationen.

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9
Q

Allgemeine diagnostische Kriterien einer Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 –> B.

A

Das überdauernde Muster führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialem, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.

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10
Q

Allgemeine diagnostische Kriterien einer Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 –> C.

A

Das Muster ist stabil und langandauernd, und sein Beginn ist zumindest bis in die Adoleszenz oder ins frühe Erwachsenenalter zurückzuverfolgen.

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11
Q

Allgemeine diagnostische Kriterien einer Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 –> D.

A

Das überdauernde Muster lässt sich nicht besser als Manifestation oder Folge einer anderen psychischen Störung erklären.

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12
Q

Allgemeine diagnostische Kriterien einer Persönlichkeitsstörung nach DSM-5 –> E.

A

das überdauernde Muster geht nicht auf die direkte körperliche Wirkung einer Substanz (z.B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors zurück.

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13
Q

Die einzelnen PS nach DSM-5: Prototypen und Normalität: Paranoide PS

A
  • erwartet von andere ausgenutzt, geschädigt oder getäuscht zu werden
  • stellt die Loyalität anderer in Frage
  • vertraut nur zögernd anderen
  • misst harmlosen Vorkommnissen bedrohliche Bedeutung bei
  • ist lange nachtragend
  • erwartet Angriffe und startet schnell Gegenangriffe
  • bezweifelt die Treue des Partners
  • -> Übergänge zur Normalität: misstrauisch, scharfsinnig
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14
Q

Schizoide PS

A
  • die Person hat nicht den Wunsch nach engen Beziehungen
  • sucht Unternehmungen, die sie alleine durchführen kann
  • wenig Interesse an sexuellen Kontakten
  • findet nur an wenigen Tätigkeiten Gefallen
  • hat keine engen Freunde oder Vertraute
  • ist gleichgültig gegenüber Lob oder Kritik
  • macht einen kalten, unnahbaren Eindruck und zeigt einen eingeschränkten Affekt.
  • -> Übergänge zur Normalität: zurückhaltend, einzelgängerisch
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15
Q

Schizotypische PS

A
  • Unbehagen in und mangelnde Fähigkeit zu engen Beziehungen
  • Verzerrung der Wahrnehmung/des Denkens, eigentümliches Verhalten
  • Beziehungsideen (kein Wahn!)
  • seltsame Überzeugungen, magische Denkinhalte (Aberglaube, Hellseherei, Telepathie)
  • ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen (körperbezogene Illusionen)
  • seltsame Denk- und Sprechweise
  • Argwohn oder paranoide Vorstellungen
  • inadäquater oder eingeschränkter Affekt
  • Verhalten oder äussere Erscheinung seltsam, exzentrisch
  • Mangel an Freunden/Vertrauten (ausser Verwandte 1. Grades)
  • ausgeprägte soziale Angst
  • -> Übergänge zur Normalität: ahnungsvoll, sensibel
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16
Q

Antisoziale PS

A

A: Tiefgreifendes Muster von Missachtung und Verletzung der Rechte von anderen, seit dem 15. Lj bestehend
- Versagen, sich in Bezug auf gesetzmässiges Verhalten gesellschaftlichen Normen anzupassen
- Falschheit, Lügen, Betrügen zum persönlichen Vorteil
- Impulsivität oder Versagen, vorausschauend zu planen
- Reizbarkeit und Aggressivität
- rücksichtslose Missachtung der eigenen Sicherheit/anderer
- durchgängige Verantwortungslosigkeit, Versagen, eine dauerhafte Tätigkeit auszuüben
- fehlende Reue, Gleichgültigkeit
B: mind. 18 Jahre
C: Störung des Sozialverhaltens schon vor Vollendung des 15. Lj erkennbar
D: das antisoziale Verhalten tritt nicht ausschliesslich im Verlauf einer Schizophrenie oder einer manischen Episode auf.
–> Übergänge zur Normalität: abenteuerlich, risikofreudig

17
Q

Borderline-PS

A
  • verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden
  • Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen
  • Identitätsstörung: instabiles Selbstbild
  • Impulsivität in potentiell selbstschädigenden Bereichen
  • wiederholte suizidale Handlungen, Androhungen, Selbstverletzungen
  • affektive Instabilität
  • chronisches Gefühl von Leere
  • unangemessene Wut oder Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren
  • durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder dissoziative Symptome
  • -> Übergänge zur Normalität: spontan, sprunghaft, emotional
18
Q

Narzisstische PS

A
  • übertriebenes Selbstwertgefühl
  • Phantasien an grenzenlosen Erfolg
  • Ansicht, einzigartig zu sein
  • Verlangen nach Bewunderung
  • Anspruchsdenken
  • Ausnützen zwischenmenschlicher Beziehungen
  • Mangel an Einfühlungsvermögen/Empathie
  • Neid
  • arrogantes Verhalten
  • -> Übergänge zur Normalität: ehrgeizig und sich selbst bewusst
19
Q

Histrionische PS

A
  • Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen
  • sexuell-verführerischees, provokatives Verhalten
  • wechselnde, oberflächliche Emotionen
  • nutzt eigene Erscheinung, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen
  • Theatralik
  • leicht suggestibel
  • hält Beziehungen für intimer, als sie sind
  • -> Übergänge zur Normalität: expressive Selbstdarstellung
20
Q

Zwanghafte PS

A
  • übermässige Beschäftigung mit Details, Ordnung, Plänen
  • Nichterfüllen von Aufgaben durch Streben nach Perfektion
  • Arbeit vor Vergnügen
  • übermässige Gewissenhaftigkeit, Starrheit gegenüber Moralvorstellungen
  • Unfähigkeit, sich von wertlosen Dingen zu trennen
  • Unfähigkeit zu delegieren
  • mangelnde Grosszügigkeit
  • Rigidität und Unnachgiebigkeit
  • -> Übergänge zur Normalität: sorgfältig und gewissenhaft
21
Q

Ängstlich-vermeidende (selbstunsichere) PS

A
  • Vermeidung von beruflichen Aktivitäten mit engen zwischenmenschlichen Kontakten, da sie Angst vor Kritik, Missbilligung und Zurückweisung hat
  • die Person geht nur dann zwischenmenschliche Beziehungen ein, wenn sie sicher ist, akzeptiert zu werden
  • die Person geht nicht in enge Beziehungen, aus Angst, beschämt zu werden
  • die Person befürchtet, in sozialen Situationen beschämt oder zurückgewiesen zu werden
  • die Person ist in zwischenmenschlichen Situationen stark gehemmt
  • sie betrachtet sich als sozial unbeholfen, unattraktiv oder unterlegen
  • sie vermeidet Risiken, sich zu blamieren/beschämt zu werden
  • -> Übergänge zur Normalität: selbstkritisch, zurückhaltend-vorsichtig
22
Q

Dependente PS

A
  • Schwierigkeiten im Treffen von Alltagsentscheidungen
  • überträgt anderen Entscheidungen
  • Schwierigkeiten, anderen zu widersprechen
  • kaum Eigeninitiative
  • versichert sich der Versorgung und Unterstützung durch andere
  • fühlt sich allein unwohl, glaubt nicht, allein klarzukommen
    benötigt dringend Beziehungen
  • unrealistische Angst, verlassen zu werden
    –> Übergänge zur Normalität: anhänglich und loyal
23
Q

Welche diagnostischen Hilfsmittel gibt es?

A
  • Standardisierte Interviews

- Fragebögen zur Selbstbeurteilung

24
Q

Epidemiologie

A
  • unbehandelte Prävalenz in BRD, USA: 5-10% der Allgemeinbevölkerung, höchste Raten: Ä-Ver, Zw PS
  • Prävalenz in klinischen Einrichtungen: 39.5% (ICD-10) vs. 51.5% (DSM-III) –> nach DSM-III fünf PS mehr diagnostizierbar! Höchste Raten: Bo, Ä-Ver, Histr, Dep PS
  • Kulturelle Unterschiede: in WHO-Studie in fast allen Ländern Störungen diagnostiziert, aber einige Ausnahmen, z.B. in Indien keine Bo oder Ä-Ver PS
25
Q

PS als Beziehungs- oder Interaktionsstörungen

A
  • Zwar umfassen PS gestörtes Handeln, Denken, Fühlen, Infoverarbeitung. Kern der Störung sind aber:
    • dysfunktionale Überzeugungen über Beziehungen
    • dysfunktionale zwischenmenschliche Interaktionen
    • dysfunktionale Arten der Beziehungsgestaltung
  • PS = komplexe Störungen nicht der Persönlichkeit an sich, sondern des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens.
26
Q

Beziehungsmotive (interaktionelle Motive): Motiv nach…

A
  • Anerkennung, Wertschätzung, positiver Definition
  • Wichtigkeit
  • verlässlicher Beziehung
  • solidarischer Beziehung
  • Autonomie
  • Unverletzlichkeit des eigenen Territoriums
  • -> Plananalyse:
  • Auf nächst höhere Hierarchieebene gehen
  • Erfüllung von Motiven von zentraler Bedeutung
  • Niedriger liegende Ziele = untergeordnet, dienen Realisation
27
Q

Allgemeine Therapiegrundsätze

A

Nicht die PS selbst soll behandelt werden, sondern…
- Interaktionsstörungen
- Störungen des emotionalen Erlebens, Realitätswahrnehmung oder Selbstdarstellung, Impulskontrolle
Keine Konfrontation zu Beginn der Behandlung
- Widerstand bei Hinterfragen persönlicher Eigenarten etc.
Anreicherung persönlicher Stile und Kompetenzen
- konkrete Kompetenzen üben
- Eigenarten respektieren
Ethisch verantwortliches Handeln
- grundsätzlich und stets: Empathie und Wertschätzung
- Ausnahme: Gewalt gegen sich selbst/gegen andere

28
Q

diagnostische Hilfsmittel

A

Standardisierte Interviews:
- Strukturiertes Klinisches Interview für die DSM-Achse II: SKID-II
- International Personality Disorder Examination: IPDE
Fragebögen zur Selbstbeurteilung:
- Personality Disorders Questionnaire: PDQ-41
- Persönlichkeits-Stil und Störungs-Inventar: PSSI
Neu auch: Persönlichkeits-Inventar für DSM-5 (PID-5)
Fragebogen zur Strukturachse der operationalisierten psychodynamischen Diagnostik (OPD-SF)