Patzelt Flashcards
Was ist Wissenschaft? (+3 Eigenschaften)
Wissenschaft ist menschliches Handeln, dass abzielt auf die Herstellung von Aussagen, die alltagspraktischen Aussagen in folgendem überlegen sind:
- reflektierte Perspektivität/Selektivität und Normativität (nicht Beseitigung)
- Übereinstimmung mit ihrem Gegenstand
- Logische Konsistenz
Was ist der Zweck von Wissenschaft?
Zweck von Wissenschaft ist Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen.
Wie funktioniert Wissenschaft?
Wissenschaft beginnt mit Fragestellung, endet mit Formulierung von Aussagen und ist unnötig wo Alltagsdenken ausreicht.
Aufgabe von Wissenschaft?
Aufgabe von Wissenschaft: Emanzipation vom Alltagsdenken = über Alltagsdenken hinausgehen, wo dieses an die Grenze der Leistungsfähigkeit gelangt (Gegenstände zu kompliziert, unbemerkte Perspektivität, Selektivität und Normativität)
Regeln von Wissenschaft?
Wissenschaftliches Arbeiten erfolgt nach festen Regeln.
Was macht qualitative Forschung aus?
FVFBEDSD
- Forschungsabsicht: neue Fragen zu beantworten, Unbekanntes zu entdecken
- Vorwissen: eher gering
- Forschungsstand: schlecht, gering
- Begriffe: klassifikatorisch, komparativ
- Erhebungsinstrumente: werden im Forschungsablauf entwickelt, nicht vorab vorhanden
- Datenerhebung: erkundend, schrittweise
- Stichprobe: intuitiv oder theoretisch, Einzelfälle
- Datenanalyse: interpretierend
Was macht quantitative Forschung aus?
FVFBEDSD
- Forschungsabsicht: Hypothesen prüfen
- Vorwissen: meist recht gut
- Forschungsstand: gut, umfangreich
- Begriffe: metrisch
- Erhebungsinstrumente: standardisiert, getestet, vorab vorhanden
- Datenerhebung: systematisch, geplant
- Stichprobe: systematisch gezogen, Zufallsstichproben, größere Stichproben
- Datenanalyse: Statistik
Was sind Begriffe?
Begriff ist ein Vorstellungsinhalt, der einen bestimmten Wirklichkeitsausschnitt von anderen Wirklichkeitsausschnitten abhebt
- hinsichtlich seiner inhaltlichen Merkmale, die der Wirklichkeitsausschnitt aufweisen muss, wenn er unter den Begriff fallen soll: Intension (was muss ich mir vorstellen, um genau das zu sehen, was der Begriff meint)
- hinsichtlich der Menge der Wirklichkeitselemente, die aufgrund ihrer inhaltlichen Beschaffenheit unter einen bestimmten Begriff fallen: Extension (was alles fällt überhaupt unter den Begriff)
Was bedeutet Intension?
legt die Theorieperspektive fest, die Perspektive unter der der bezeichnete Wirklichkeitsausschnitt betrachtet werden soll
Was bedeutet Extension?
legt die Empirischen Referenten fest. Je allgemeiner ein Begriff, desto mehr empirische Referenten fallen darunter, um so weniger sagt er über den einzelnen empirischen Referenten, um so größer ist die Extension. Je spezifischer ein Begriff, umso mehr sagt er über einen ganz bestimmten empirischen Referenten, umso schlechter passt er auf anderere empirische Referenten, umso geringer meist die Extension.
Was geschieht beim Definieren?
Beim Definieren werden Intension und Extension eines Begriffs (Vorstellungsinhalt) für alle praktischen Verständigungszwecke ausreichend klar definiert. Das Definieren eines Begriffs verlangt zudem die Festlegung eines Begriffswortes (Wort oder Wortgruppe) das für den Begriff steht, ihn bezeichnet, den Vorstellungsinhalt auslöst.
Welche Normaldefinitionen werden unterschieden? (4 Arten von Definitionen)
- explizite Definition: vollständige und ausdrückliche Erläuterung von Intension und Extension, sowie Festlegung des Begriffswortes (Optimum - sollte erreicht werden)
- operationale Definition: es wird gezeigt, wie und in welchen Schritten ein theoretischer Begriff mit Beobachtungsbegriffen zu verknüpfen ist (ist für Forschungsprozess unverzichtbar)
- implizite Definition: von einem Begriffswort ausgehend werden Hinweise darauf gegeben, was ungefähr man sich nach Intension und Extension unter dem Begriff vorstellen soll
- partielle Definition: unvollständige Erläuterung von Intension und Extension eines Begriffs
- implizite und partielle Definitionen sollten möglichst zu expliziten Definitionen weiterentwickelt werden
Wie und warum werden theoretische Begriffe in Beobachtungsbegriffe umgesetzt?
- mittels Operationalisierung und operationalen Definitionen
- der theoretische Begriff (abstrakter, recht unspezifischer Begriff, unter den ggf. viele Fälle fallen) wird zunächst in teilweise empirisch interpretierbare Begriffe untergliedert (Begriff mittlerer Reichweite mit ggf. mittlerer Extension). Diese wiederum werden in Beobachtungsbegriffe umgesetzt (spezifischer, anschaulicher Begriff mit ggf. geringer Extension). Beobachtungsbegriffe müssen so beschaffen sein, dass sie direkt auf den empirischen Referenten anwendbar sind, sich beim empirischen Referenten messen lassen.
- Operationalisieren legt also fest über welche Begriffskette der theoretische Begriff auf den empirischen Referenten bezogen wird. Für jeden Begriff dieser Kette ist eine Definition nötig.
- Operationalisierung ist nötig um die theoretischen Begriffe messbar, beobachtbar zu machen.
Erläutern sie kurz, was Modelle sind und wozu sie dienen?
Modelle sind übersichtlich gehaltene Darstellungsweisen von Theorien, zentralen Gedanken, Strukturierung eigener Überlegungen.
Zweck:
- Ordnung eigener Gedanken für Bildung einer Vortheorie für empirisches Forschungsvorhaben -> für Festlegung einer Variablenstruktur, Erstellung Erhebungsinstrumente, Auswahl der Datenanalyse, Ergebnisinterpretation und Ergebnissicherung
- Verdichtung forschungsleitender Hypothesen zu Vorhersagemodellen, die dann geprüft werden
- Zusammenfassung verfügbarer Ergebnisse und Theoreme -> Theoriebildung
- überschaubar machen und Weiterentwicklung des Forschungsstands
Beschreiben sie stichpunktartig was eine Typologie ist.
Zusammenfassung von ähnlichen Fällen in einem mehrdimensionalen Merkmalsraum und Beschreibung als (Real-)Typen.
Def.: Typologie ist mehrdimensionaler Merkmalsraum (Dimensionen von forschungsleitenden Variablen gebildet) in dem die Fälle anhand ihrer Merkmalsausprägungen dargestellt werden. Bilden sich Cluster von Fällen, also Fälle mit ähnlichen Merkmalen, mit bestimmten Merkmalsmustern, sind (Real-)Typen gefunden, aus denen sich die Typologie erstellen lässt
Welchem Zweck dient die Typologie.
Zweck:
- übersichtliche Darstellung von Ergebnissen (Kurzschrift von Ergebnissen)
- Systematisierung, Aufbereitung, Verfügbarhaltung erarbeiteten Wissens
- Inspiration für neue Fragestellungen
- Einsatz als forschungsleitende Theorie
Was sind die Unterschiede zwischen Real- und Idealtypen?
Realtypen:
- Cluster von tatsächlich vorkommenden Merkmalskombinationen in den Untersuchungsfällen, sind Typisierungen wie sie in dem vorliegenden Daten gefunden werden und dienen dem Entdecken von Strukturen.
Idealtypen:
- die sich aus den Extremwerten aller Merkmale im Dimensionsraum ergebenden theoretischen Typen (Eckpunkte im Dimensionsraum), bzw. die theoretisch im Dimensionsraum konstruierten Typen (z.B. alles hoch ausgeprägt, alles mittel ausgeprägt, alles gering ausgeprägt)
- dienen der Analyse und Beurteilung von realen Merkmalskombinationen, der gedanklichen Analyse der Funktionslogik der Konfigurationen
Was ist eine Stichprobe?
Stichprobe: Auswahl aus einer Grundgesamtheit, aller für die Untersuchung in Frage kommenden Einheiten
Was ist eine repräsentativen Stichprobe?
Repräsentative Stichprobe: Zufallsauswahl, wenn jedes Element der Grundgesamtheit eine angebbare und von 0 verschiedene (gleiche) Chance (Auswahlwahrscheinlichkeit) hat in die Stichprobe zu gelangen und nur der Zufall entschied, welche Elemente tatsächlich in die Stichprobe gelangten.
Wie überprüft und korrigiert man Theorien?
1) klar aus der Theorie herausarbeiten, was in ihren empirischen Aussagen über den empirischen Referenten behauptet wird
2) Datenerhebung und Datenanalyse um tatsächliche Beschaffenheit des empirischen Referenten festzustellen
3) Vergleich der Ergebnisse der eigenen Datenanalyse und der Aussagen der Theorie, Feststellen welche Aussagen bestätigt (verifiziert) oder bekräftigt (nicht falsifiziert) wurden und welche widerlegt (falsifiziert)
4) Feststellen von welchen allgemeinen Theorieaussagen sich widerlegte empirische Aussagen logisch korrekt ableiten lassen, da dann allgemeine Aussage nicht korrekt
5) alle falsifizierten Aussagen (aus 3 und 4) werden so verändert oder neu formuliert, dass die korrigierte Theorie mit den empirisch festgestellten Tatsachen übereinstimmt
Welche Problem gibt es bei der Überprüfung von Theorien (Verifikation/Falsifikation)?
Probleme:
- Theorie tatsächlich auf einzelne prüfbare empirische Aussagen reduzierbar? Sagt also die Verifikation oder Falsifikation der abgeleiteten empirischen Aussagen etwas über den Wahrheitsanspruch der gesamten Theorie (oder Theorie zu komplex, zu abstrakt, zu vage) (-> Schlamperei)
- wenn einzelne Aussagen falsch, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass gesamte Theorie falsch ist (-> Pragmatik)
- sind die für die Überprüfung vorgenommen empirischen Befunde korrekt? (-> Schlamperei)
- Theorie soll sie nicht in Zweifel gezogen werden, falsifizierende Ergebnisse/empirischer Prüfungen werden negiert (-> Immunisierung)
- falsche Beobachtungstheorie (deshalb gesicherte Beobachtungstheorie aus Methodenlehre, gut erforschte Wirklichkeitsausschnitte)
Arten wissenschaftlicher Aussagen:
- analytischen/synthetische Aussagen
- Existenzaussagen/Allaussagen
- empirische/normative Aussagen
- korrelative/kausale Aussagen
- Hypothesen/Gesetze
Was sind analytische/synthetische Aussagen?
Analytische Aussagen:
- Formulieren logische Aussagen - durch Logik prüfbar
Synthetische Aussagen:
- Formulieren Behauptungen über einen empirischen Referenten - Wahrheitsgehalt empirische prüfbar
Was sind Existenz-/Allaussagen?
Existenzaussagen:
- reine E.: nicht falsifizierbar; nicht verifizierbar (es gibt Gesellschaften ohne Machtausübung)
- raum-zeitlich begrenzte E.: falsifizierbar und verifizierbar am konkret benannten Fall (im Kuba Fidel Castros besteht eine Gesellschaft ohne Machtausübung)
Allaussagen:
- reine A.: falsifizierbar durch Gegenbeispiel; nicht verifizierbar (in allen Staaten führt die Verbindung von Verhältniswahlrecht und parlamentarischen Regierungssystem zu starken Parten)
- raum-zeitlich begrenzte A.: falsifizierbar durch ein Gegenbeispiel und verifizierbar durch Nachweis in allen benannten Fällen ist es so (in Europas freiheitlichen Staaten führt die Verbindung von Verhältniswahlrecht und parlamentarischen Regierungssystem zu starken Parteien)
-> können synthetische/empirische Aussagen etc. beinhalten
Was sind empirische/normative Aussagen?
Empirische Aussagen:
- Beschreibungen (Inhalte, Strukturen, Prozesse)
- Wenn-Dann-Aussagen (korrelative Aussagen)
- Erklärungen (kausale Aussagen)
- Prognosen
- > die ersten 3 Aussagearten lassen sich auf empirischen Wahrheitsgehalt hin prüfen, bei der Prognose sind in der Gegenwart nur die Bestandteile prüfbar, die eigentliche Prognose erst in der Zukunft
Normative Aussage:
- Werturteile
- Handlungsanweisungen
- > Bei beiden sind nur die Bestandteile prüfbar, nicht der Wahrheitsgehalt des gewählten Wertmaßstabs an sich. Sollten nicht im Forschungsprozess vorkommen, nur dem Finden von Forschungsproblemen dienen.
Was sind korrelative/kausale Aussagen?
Korrelative Aussagen:
- behaupten einen empirisch fassbaren Zusammenhang, A und B hängen zusammen - d.h. sind auch empirisch prüfbar
Kausale Aussagen:
- behaupten einen empirisch fassbaren Zusammenhang und verknüpfen ihn mit einer Aussage über die Richtung des Zusammenhangs, über Ursache und Wirkung (verknüpfen ihn mit einer Theorie, die erklärt warum der behauptete Zusammenhang besteht), A führt zu B - sind empirisch prüfbar
Was sind Hypothesen/Gesetze?
Hypothesen:
- sind Aussagen, die eine Vermutung/Behauptung formulieren, die überprüft werden soll - sind wichtig für Forschungsprozess, sollten demnach empirisch prüfbar sein
Gesetze:
- sind gut bekräftigte Aussagen - d.h. sind empirisch prüfbar und bereits mehrfach bestätigt/bekräftigt
Vorgeschichte empirischer Sozialforschung?
Vor dem 18. Jhd:
- Informationen über Herrschaftsbereich waren für Herrscher immer schon nützlich (Volkszählungen schon v.Chr.)
- es musste aber noch ein Wissensverständnis entwickelt werden, dass empirisches und naturwissenschaftliches Arbeiten ermöglicht (Herausbildung in Europa ab Renaissance)
17. Jhd: - England: Politische Arithmetik - beschreibende Erfassung von Geburt- und Sterbefälle, Lebenserwartung, Heiratsalter und Suche nach Regelmäßigkeiten und praxisnützliche Informationen - quantitative Analyse
- Deutschland: Universitätsstatistik - vergleichende Staatenbund, Erfassung von Sitten und Lebensgewohnheiten in Verbindung mit Geographie, Klima etc. - qualitative Beschreibung
18. Jhd: - europaweit: Theorie der Glücksspiele - schließende Statistik - Moralstatistik - politische Arithmetik mit schließender Statistik
19. Jhd: - aus den Strömungen entwickelt sich die Soziologie, großer Informationsbedarf durch gesellschaftliche Umbrüche, Industrielle Revolution, Urbanisierung
Geschichte empirischer Sozialforschung?
- Jhd vor WK2:
- Institutionalisierung von Instituten für empirische Sozialforschung (Chicago School, Lazarsfeld, Gallup)
- schnelle methodische uns substanzielle Entwicklung in USA, auch durch Emigranten und staatl. Forschungsnachfrage - JD nach WK2:
- weiterer Aufschwung in USA, weltweite Institutionalisierung, in Deutschland zB. Allensbach
- Weiter- und Neuentwicklung statistischer Verfahren, Computertechnik erleichtert Statistikanwendung
- Kritik zur Zeit der Studentenrevolution: unnütze Wirklichkeitsverdoppelung, statt wünschenswerter Wirklichkeitsveränderung
- seit 1980er: Sofa hat sich als wichtiger Aspekt forscherischer Kompetenz etabliert, verpflichtende Methodenausbildung
- in sozialistischen Staaten: staatliche Reglementierung, Kommunismus bedarf keiner empirischen Prüfung, Sozfo ist bürgerlich und unnütz, Unterbindung unabhängiger Forschungsversuche, Gängelung der spärlichen Auftragsforschung, Unwirksamkeit vieler Methoden im unfreien Meinungsklima
Was versteht man unter Wahrheit? Nennen sie wesentliche Vorstellungen.
–> semantische Wahrheitstheorie: Wahrheit ist eine Aussage die Eigenschaften besitzen können. )
Gehen sie näher auf die Vorstellungen von Wahrheit ein, auf denen die empirische Forschung begründet ist.
semantische Wahrheitstheorie:
- logische Wahrheit: logisch richtige Aussage (Aussagen die sich logisch prüfen lassen = analytische Aussagen: Zählen, math. Formeln
- empirische Wahrheit: eine Aussage stimmt mit ihrem empirischen Referenten überein
Kontroversen innerhalb semantischer Wahrheitstheorie?
Korrespondenztheorie der Wahrheit: Eine Aussage ist dann wahr, wenn es sich mit dem empirischen Referenten genau so verhält, wie es die Aussage behauptet (älteste und bis heute genutzte Wahrheitstheorie, Aussagen können auch wahr sein, wenn sie allen bisher für wahr gehaltenen Aussagen widersprechen)
Kohärenztheorie der Wahrheit: Eine empirische Aussage ist dann wahr, wenn sie widerspruchslos in das Gefüge aller empirischen Aussagen passt, von denen man schon weiß, dass sie wahr sind. Problem: kein Kriterium, wann eine Aussage überhaupt empirisch wahr ist, außer Wechselseitige Passfähigkeit
Konsenstheorie der Wahrheit: Eine empirische Aussage ist wahr, wenn sich in einem Herrschaftsfreien und auch von außenwissenschaftlichen Interessen freien Diskurs Konsens darüber eingestellt hat, dass sie wahr ist. Problem: Die Diskursteilnehmer könnten sich doch einmal täuschen.
Was meint Reliabilität?
- exaktes, zuverlässiges messen; Messinstrument misst gleichen Sachverhalt immer wieder gleich
- Inter-Reliabilität: -Erhebungsinstrument liefert bei jedem Anwender/Benutzer die gleichen Ergebnisse
- Intra-Reliabilität: -Erhebungsinstrument bei jeder Benutzung/jedem erneuten Einsatz auf den gleichen Untersuchungsgegenstand die gleichen Ergebnisse
Was meint Operationalisierung?
Meßbarmachung der forscchungsleitenden Begriffe, Umsetzung der theoretischen Begriffe in Beobachtungsbegriffe
Was meint Validität?
Es wird genau der empirische Referent eines Begriffs beobachtet oder gemessen; Gültigkeit der Messung; es wird tatsächlich das genau gemessen, was gemessen werden soll
Nennen sie die Phasen des Forschungsprozess.
1 - Konzeptualisierungsphase (Fragestellung, Problemstellung formulieren)
2 - Operationalisierungs- und Datenerhebungsphase
3 - Datenanalysephase
4 - Abschlussphase/Publikationsphase
Aus welchen Gründen betreibt man Sozialforschung?
- um durch die Betrachtung der Tatsachen (empirisch) anhand bewährter wissenschaftlicher Regeln (Forschung) und nicht nur durch bloßen spekulierenetwas über die soziale, gesellschaftliche Wirklichkeit (sozial) herausfinden
- um zutreffende Informationen (Daten) zu erhalten und nicht nur Vermutungen aus informierten Gefühl heraus
- wichtig für alle die mit Sozfo Geld verdienen, die Sozfo-Daten für ihre Arbeit benötigen, die anhand klarer Beurteilungskriterien mit Sozfo-Daten umgehen möchten
-Bsp. Sozialwissenschaftlicher Forschung:
Nachfragestruktur für Marketingaktivitäten, Reichweite von Medien zur Verbesserung der Werbeeinnahmen, Popularität von politischen Positionen für Öffentlichkeitsarbeit einer Partei, Politik- und Kommunikationsberatung etc.)
Was versteht man unter Operationswirklichkeit?
- die Wirklichkeit da draußen, die reale Welt
- Wirklichkeit in der man handelt, die unabhängig von eigenen Vorstellungen und Wünschen so und nicht anders beschaffen ist und funktioniert
- in ihr stellen sich die die gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen und in ihr werden sie gelöst
- besteht auch ohne Beobachter, wurde von Menschen z.T. mitgestaltet
- möglichst viel über die Operationswirklichkeit herauszufinden ist Aufgabe der empirischen Wissenschaft
Was versteht man unter Perzeptionswirklichkeit?
- ist die Wirklichkeit, wie sie von einem Beobachter wahrgenommen wird
- ist geprägt von Selektivität und Perspektivität des Beobachters
- kann vom Beobachter durch verändertes Beobachten verändert werden
- bildet Weltanschauung/Ideologie des Beobachters
- verändert Operationswirklichkeit nur durch Handeln, was aus Perzeptionswirklichkeit heraus erfolgt
Erläutern sie die Struktur empirischer Theorien.
- Theorien bestehen aus miteinander verknüpften Aussagen, diese sollten empirisch wahr sein und die Verknüpfungen müssen logisch korrekt erfolgen, da sonst kein Wahrheitstransfer von einzelnen Aussagen auf andere Aussagen der Theorie möglich ist
- die einzelnen Aussagen werden von Begriffen gebildet und beziehen sich auf empirische Referenten
- die verschiedenen Aussagen werden miteinander verknüpft und zu Theoremen zusammengesetzt; mehrere Theoreme bilden eine Theorie; mehrere Theorien mit ähnlichen Grundgedanken bilden ein Paradigma
Was meint Verifikation?
Verifizieren = Beweis der Hypothese
- Wahrheitsgehalt der Aussage soll direkt bewiesen werden
- raum-zeitlich Existenzaussagen: beweisen, dass beschriebener Fall so ist
- raum-zeitlich begrenzte Allaussage: beweisen, dass es in allen darunter fallenden Fällen so ist
- reine Existenzaussagen können weder verifiziert noch falsifiziert werden
Was meint Falsifikation?
Falsifizieren = widerlegen der Hypothese, widerlegen der Nullhypothese (als Beweis für die Hypothese, wenn Nullhypothese falsch ist)
- Wahrheitsgehalt soll bewiesen werden indem gezeigt wird, dass Aussage falsch ist
- raum-zeitlich Existenzaussagen: falsifizieren, dass beschriebener Fall nicht so ist
- raum-zeitlich begrenzte Allaussagen: falsifizieren, indem gezeigt wird, dass ein beschriebener darunter fallender Fall nicht so ist
- reine Allaussagen: falsifizieren indem gezeigt wird, dass es einen Fall gibt, in dem es nicht so ist
- > wenn Aussagen nicht falsifizierbar, dann gelten sie als bekräftigt
- reine Existenzaussagen können weder verifiziert noch falsifiziert werden
Wann verwendet man Verifikation/Falsifikation?
Was verwendet wird, hängt von der Art der zu prüfenden Aussage, Forschungsfrage und forschungspraktischen Erwägungen ab.
Welche Variablenarten werden im Forschungsprozess für die Erarbeitung und Überprüfung von Erklärung unterschieden?
AV - abhängige Variable: beschreibt, was erklärt/verstanden werden soll, worauf sich FF richtet
UV - unabhängige Variable: alle Sachverhalte, von denen angenommen wird, dass sie Einfluss auf die AV ausüben
IV - intervenierende Variable: alle Sachverhalte, die den direkten Einfluss UV auf AV stören, moderieren, beeinflussen etc.
Gruppierungsvariable - legt für die Forschungsfrage Vergleichsfälle, Gruppen von Vergleichsfällen fest (Vergleichsgruppen)
Hintergrundvariable - Sachverhalte, die für die Fragestellung sinnvollerweise zu berücksichtigen sind, aber keine zentrale Rolle spielen und ggf. auch einen Einfluss haben können
Erörtern sie warum es wichtig ist die empirischen Referenten der Variablen zu erfassen und wie man dazu kommt anhand eines Erklärungsmodells auf ganz bestimmte und eben keine anderen empirischen Referenten zu blicken?
- um wahre Aussagen zu produzieren
- Reliabilität und Validität
- um Operationswirklichkeit möglichst nahe zu kommen
- genaue Festlegung der Variablen und deren empirischen Referenten
- Festlegen der Theorieperspektive
- Erklärungsmodell strukturiert vermutete Abhängigkeit und fokussiert auf bestimmte empirische Referenten
Erläutern sie kurz was ein Pfeilmodell im Unterschied zu einem Pfadmodell ist und zu welchem Zweck man Pfeilmodelle nutzt.
Pfeilmodell:
- schematische Darstellung von Gedanken, Hypothesen über Beziehungen zwischen endogenen Variablen (AV, UV, IV, GV) und exogenen Variablen (HV) durch Pfeile
- Ordnung der eigenen Gedanken zur Bildung einer Vortheorie - Festlegung einer Variablenstruktur, Erhebungsinstrumente, Modelle der Datenanalyse
- Verdichtung der forschungsleitenden Hypothesen, Modell soll Hypothesen verdeutlichen, erwartete Ergebnisse “vorhersagen”
- Zusammenfassung verfügbarer Ergebnisse und Forschungsstand
Pfadmodell:
- sieht Pfeilmodell ähnlich, allerdings enthält es Zahlen, die Richtung und Stärke der Zusammenhänge quantifizieren
- diese sind keine hypothetischen Schätzungen, sondern geben die tatsächlichen Befunde wieder (gewonnen durch Regressionsanalysen)