Pädagogische Anthropologie Flashcards
Was sind die bestimmenden Faktoren für das Verhalten und den Charakter des Menschen?
Folgende mögliche Faktoren stehen zur Verfügung:
▪ Anlage
▪ Umwelt
▪ Freiheit
▪ Zufall
Plus: beliebige Kombinationen dieser Faktoren
Definiere Determinismus!
Spielarten
Determinismus:
Anlage und / oder Umwelt sind allein zureichend für die Erklärung von Verhalten und Charakter des Menschen
Spielarten:
Alles, was der Mensch tut, und alles, was der Mensch ist, ist eine notwendige Folge
▪ seiner Anlagen.
▪ seiner Umwelt.
▪ seiner Anlagen und seiner Umwelt.
Definiere Indeterminismus!
Indeterminismus:
Anlage und / oder Umwelt sind NICHT allein zureichend für die Erklärung von Verhalten und Charakter des Menschen
Spielarten:
- zu Anlage und / oder Umwelt kommt der Zufall hinzu: Manches beim Menschen ereignet sich einfach aus „blindem“ Zufall
- zu Anlage und / oder Umwelt (und / oder Zufall) kommt die Freiheit hinzu: Manches beim Menschen ist Ergebnis seiner freien Entscheidung; diese erfolgt nicht „blind“, sondern nach Abwägung (inkompatibilistischer Freiheitsbegriff)
Freiheitsbegriff
Bei dem Faktor Freiheit muss allerdings unterschieden werden:
- Gilt er als vereinbar mit dem Determinismus oder nicht?
- Nenne und beschreibe zwei Ansätze der Erklärung von Freiheit auf Grundlage des Determinismuses!
1. Inkompatibilistischer Freiheitsbegriff
Geht von einer „Determinationslücke“ aus:
Der Mensch ist durch Anlage und Umwelt nicht vollständig festgelegt. Dieser Freiheitsbegriff erfordert daher den Indeterminismus.
Erklärungen des Seins und Handelns des
Menschen können sich daher nicht damit
begnügen, nur auf Anlage- und Umweltfaktoren zurückzugreifen.
Immer ist damit zu rechnen, dass auch die
menschliche Freiheit im Spiel ist.
2. Kompatibilistischer Freiheitsbegriff
Erfordert die Determinationslücke nicht:
Freiheit verlangt nicht, dass Umwelt und Anlage den Menschen nicht vollständig festlegen. Dieser Freiheitsbegriff schließt nicht grundsätzlich den Determinismus aus.
Offen bleibt, ob es sich hier nicht um eine bloß illusionäre Freiheit handelt.
Freiheit ist, wenn man tun kann, was man will (egal, ob Wille und Tun determiniert sind oder nicht).
Was ist der Unterschied zwischen Handlungsfreiheit und Willensfreiheit? Erklärung!
Handlungsfreiheit:
Eine Person ist in ihrem Handeln frei, wenn sie tun kann, was sie tun will. (allgemein philosophisch betrachtet)
Willensfreiheit:
Eine Person ist in ihrem Wollen frei, wenn sie die Fähigkeit hat, ihren Willen zu bestimmen, zu bestimmen also, welche Motive, Wünsche und Überzeugungen handlungswirksam werden sollen. (philosophisch
unterschiedlich definiert)
Wie lauten die zwei Zentralen Fragen für Erziehung und Bildung? Was sagen sie aus ?
Welche Möglichkeiten und Spielräume bestehen für Erziehung und Bildung?
(Inwieweit ist der Mensch determiniert?)
Erklärung: Ist der Mensch bzgl. Erziehung und Bildung determiniert durch Anlage und / oder Umwelt – oder welchen Spielraum gibt es?
Welche Aufgaben für Erziehung und Bildung werden von diesen Spielräumen erfordert?
Erklärung: Welche Aufgaben für Erziehung und Bildung sehen Sie als erforderlich an – von diesen Spielräumen abhängig?
Wie lauten die Pädagogische Konsequenzen der Anerkennung einer Bedeutsamkeit der Anlagen im Menschen?
Erziehung und Bildung müssen sich an den unveränderlichen und bisher auch nicht manipulierbaren Gegebenheiten der Anlagen des Menschen orientieren; ihnen gemäß muss das pädagogische Handeln gerichtet sein.
- Gegen die Anlage eines Menschen können Erziehung und Bildung nichts bewirken.
- Es besteht ein enger Zusammenhang von Begabung und Lernen.
- Unterschiedliche Anlagen (bzw. Reifestadien gemäß der Anlagen) des Menschen erfordern ein unterschiedliches pädagogisches Handeln – ggf. auch gesonderte Förderung!
Erkläre das Ergebnis des Milgram-Experimentes?
Dies ist vielleicht die fundamentalste Erkenntnis aus unserer Untersuchung:
Ganz gewöhnliche Menschen, die nur schlicht ihre Aufgabe erfüllen und keinerlei persönliche Feindseligkeit empfinden, können zu Handlungen in einem grausigen Vernichtungsprozess veranlasst werden
Was versteht man unter dem PISA-Schock?
Seit dem Jahr 2000: Durchführung internationaler Schulleistungsuntersuchungen (PISA-Tests) durch OECD
- Ziel: Messung von alltags- und berufsrelevanten Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern
- Ergebnis für Deutschland aus der ersten PISA-Studie: viel geringeres Leistungsniveau als angenommen
(PISA: Programme for International Student Assessment)
Wie waren die Reaktionen auf den Pisa Schock?
Reaktionen
(obwohl Ergebnisse durchaus umstritten und nicht zwingend zu bestimmten pädagogischen Maßnahmen führen müssen):
- Infragestellung des dreigliedrigen Schulsystems (da „aussondernd“ und sozial benachteiligend)
- Förderung bestimmter Schultypen,
z .B. Ganztagsschule - Mitgedacht ist dabei immer der Gedanke:
Die Schulstruktur bestimmt den Schulerfolg.
Was sind die pädagogischen Konsequenzen der Anerkennung einer Bedeutsamkeit der Umwelt
Erziehung und Bildung müssen eine geeignete Umwelt für den lernenden und sich entwickelnden Menschen herstellen und optimieren.
- Ändere die Umwelt, und du änderst den Menschen.
(Enthalten ist ein sozialreformatorisches Element: die Formbarkeit der Umwelt zum Wohle des Menschen, insbesondere der Unterprivilegierten.)
Gebe Beispiele für das Wort Menschenbild!
Wort ,Menschenbild‘
In der Pädagogik unterschiedliche Bedeutung
a) z.B. als Vorbild
b) Gruppentypische Bilder vom Menschen (z.B. als Ritter)
c) Den allgemeinsten bildhaften Vorstellungen des Menschen aus Sicht spezifischer Weltanschauungen (z.B.
christlich, naturalistisch etc.)
Gemeinsamkeit: Man stellt sich etwas Gestalthaftes und Anschauliches vor (anschauliche Generalisierungen):
- Normativ als ideales Leitbild und deskriptiv als reales Strukturbild
- Menschenbilder unterliegen dem historischen Wandel
- Bestimmen somit die verschiedenen pädagogischen Positionen
Wie kann der Begriff Menschenbild in der Pädagogik gedeutet werden?
Wenn in der Pädagogik von Menschenbild gesprochen wird, so kann Unterschiedliches gemeint sein:
- Individuelle Menschenbilder bestehen aus der Gesamtheit der anthropologischen Überzeugungen, die ein Individuum hat.
- Gruppenspezifische Menschenbilder sind Bündel von anthropologischen Überzeugungen, die von Gruppen vertreten werden (z. B. christliches Menschenbild, aber auch Schulverweigerer*innen, Hochbegabte)
- Gesellschaftliche Menschenbilder sind Bündel von anthropologischen Annahmen, die in einer Gesellschaft bzw. einer Kultur verankert sind und die in geteilten Werten, in der Pädagogik, in Institutionen, in etablierten Praktiken usw. zum Ausdruck kommen
Wie können Menschenbilder in der Pädagogik klassifiziert werden?
- pessimistisches Menschenbild
o Mensch von Natur aus schlecht/böse und kommt vom Inneren
o Erziehung soll Entwicklung zum Besseren bewirken, Gefahr: Unterdrückung - optimistisches Menschenbild
o Mensch von Natur aus gut und schlechtes kommt von der Gesellschaft
o negative Umweltbedingungen verändern und Hervorbringung eines neuen Menschen,
Voraussetzung: Mensch soll frei sein,
Gefahr: ideologische Verführungen - realistisches Menschenbild
o Erziehung weder als Machen noch als Nichts-Tun, sondern als Hilfe
o Offen geg. versch. Anthropologien (nicht nur Faktisches, auch Unwahrscheinliches) - Fazit: Haltungen berücksichtigen zu gering Einfluss von Erziehung und Bildung (Karl Jaspers)
o Verallgemeinerung und nur Aufzeigen eines Ausschnitts des Menschen
Nenne und erkläre ein Menschenbild der Antike!
Bsp.: Das platonische Menschenbild
- Platon: Schüler Sokrates (Fragen zur Selbsterkenntnis > Weg zur richtigen Lebensform)
- Mensch hat Dominanz eines vorherrschenden Seelenteils, was Charakter bestimmt
- Durch Verstand und Vernunft soll Mensch sich entfalten - Staatsaufbau mit analoger Struktur: Standesgesellschaft
mit Hierarchiebeziehungen - Gleichnis vom Wagenlenker – Seelenteile:
o Gespannlenker: Lenkung des Ganzen zu Ziel, von Vernunft bestimmt
o erstes Pferd: gehorsames Pferd > Muthaftes/Willen
o zweites Pferd: unbändiges Pferd > Triebe/Begierden