Opthalmologischer Untersuchungsgang Flashcards
Super hilfreiche Zusammenfassung der Fachbegriffe! Am besten vor dem Lernen durchlesen/ zum Nachschauen ausdrucken
Was ist der Dazzle Reflex?
(= Blendrefelx) ist ein subkortikaler Reflex, ausgelöst durch eine sehr helle Lichtquelle. Wenn helles Licht in ein Auge scheint kommt es zu einem leichten, beidseitigen Blinzeln, wobei die Reaktion auf der kontralateralen Seite etwas schwächer ausfällt. Der afferente Arm ist der N. opticus, während die Efferenz über den N. facialis läuft
Was ist eine Drohreaktion?
Die Drohreaktion ist eine erlernte Reaktion, bei der es zu einem reflektorischem Verschluss der Lider auf eine „Drohgebärde“ kommt
Wie wird eine Drohreaktion ausgelöst?
Aus einer Distanz von ca 15-25cm wird mit einer Handbewegung eine kurze Drohgebärde in Richtung des zu untersuchenden Auges von nasal und temporal ausgeführt. Das andere Auge sollte dabei abgedeckt werden. In jeden Fall muss darauf geachtet werden, dass durch die Drohgebärde kein Luftzug verursacht wird oder die Tasthaare berührt werden.
Anatomischer Hintergrund der Drohreaktion? Problem bei Facialisparese?
Der afferente Arm dieses Reflexes ist der N. opticus, während der Lidschluss durch den M. orbicularis oculi zustande kommt, welcher durch den N. facialis innerviert wird. Einen besonderen Fall stellt die Facialisparese da (siehe auch Lidreflex), da in diesem Fall die Drohreaktion zwar positiv wäre, die entsprechende Antwort aber durch die Parese des N. Facialis für den Untersucher nicht sichtbar ist.
Zeigen Welpen eine Drohreaktion?
Es ist zu beachten, dass der Droh”reflex” kein eigentlicher Reflex, sondern eine erlernte Antwort auf eine Drohgebärde ist. Welpen bis zum Alter von ca. 12 Wochen zeigen noch keinen Drohreflex.
Was ist der Wattebauschtest?
Dabei wird beobachtet, ob der Patient einem bewegten Objekt mit den Augen folgen kann. Das gewählte Objekt sollte nach Möglichkeit geräuscharm sein, damit vor allem der Visus beurteilt werden kann, daher eignet sich v.a ein Wattebausch oder Tupfer.
Durchführung des Wattebauschtests?
Der Wattebausch wird seitlich am Kopf innerhalb des monokularen Sichtfeldes oberhalb des Kopfes gehalten und dann losgelassen. Der normalsichtige Patient wird diesem Wattebausch mit den Augen folgen und eventuell sogar eine entsprechende Kopfbewegung machen. Bei trägen Tieren ist oftmals nur ein kurzes Spitzen der Ohren der einzige Hinweis, dass der Wattebausch gesehen wurde. Wie bei allen anderen Tests wird auch der Wattebauschtest mehrere Male wiederholt, um zufällige, positive Reaktionen auszuschließen
Funktioniert der Wattebauschtest bei Welpen?
Dieser Test ist auch bei Welpen positiv, bei denen der Droh“reflex“ noch nicht funktioniert.
Wozu dient der sogenannte “Hindernisparcours”
Um den Visus unter verschiedenen Beleuchtungsverhältnissen zu testen, können Hunde auch durch einen Hindernisparcours gerufen werden. Dabei können in einem unbekannten Raum verschiedene Hindernisse, z. B. Stühle, Papierkörbe, Plastiktüten, Infusionsständer, Besenstiele, etc. verteilt werden.
Durchführung des Hindernisparcours?
Der Hund wird an einem Ende des Raumes festgehalten und dann vom Besitzer ans andere Ende des Raumes gerufen. Leicht lässt sich dabei erkennen, ob der Hund sicher und zuversichtlich die verschiedenen Hindernisse umgeht oder allenfalls mit gesenktem Kopf, zögernd sich um die Hindernisse tastet. Dieser Test kann erst bei voller Beleuchtung und später bei stark abgedunkeltem Licht durchgeführt werden. Optimalerweise würde der Test für jedes Auge separat durchgeführt. Allerdings tolerieren nur wenige Patienten das einseitige abkleben eines Auges. Vor allem bei Katzen ist dieser Test häufig nur schwer durchführbar.
Weitere Sehtests? (Ausgenommen Drohreflex, Dazzle Reflex, Wattebauschtest und Hindernisparcours)
- Überprüfung des Pupillarreflexes und Pupillengröße
- Lidreflex
- Korneareflex
- Tränenproduktion (Schirmer-Tränen-Test)
Wie wird der Pupillarreflex und die Pupillengröße beurteilt?
Zunächst wird die Symmetrie der Pupillengröße beurteilt. Von vorne werden die Pupillen zunächst bei hellem Licht beurteilt und im Anschluss im abgedunkelten Raum. Bei diversen Erkrankungen ist eine Anisokorie deutlicher bei hellem Licht zu sehen und verschwindet im Dunkeln. In anderen Fällen verhält es sich umgekehrt.
Der Pupillarreflex (PLR) wird immer im abgedunkelten Raum beurteilt. Dabei prüft man zuerst den direkten PLR. Dazu wird mit einer fokalen Lichtquelle ins Auge geleuchtet und die Pupille muss sich reflektorisch verengen. Zusätzlich wird der konsensuelle oder indirekte Lichtreflex geprüft: Auf den Lichtreiz muss sich auch die Pupille des anderen Auges verengen, in der Regel ist die Miosis aber nicht so ausgeprägt wie auf dem direkten Auge.
Am schnellsten und zuverlässigsten lassen sich die PLR mit dem so genannten Pendellichttest (Swinging Flash Light) beurteilen. Dabei wird zunächst mit der fokalem Lichtquelle das eine Auge einige Sekunden beleuchtet, wobei der direkte PLR beurteilt wird. Dann wird die Lichtquelle rasch zum anderen Auge verschoben. Beim gesunden Tier ist diese Pupille bereits verengt (positiver indirekter PLR) und bleibt es dann auch (direkter PLR).Wenn nun die Lichtquelle zurück zum erste Auge verlagert wird, ist diese zuerst beleuchtete Pupille immer noch verengt (indirekter PLR), und bleibt es auch wieder (direkter PLR).
Mit einer guten fokalen Lichtquelle können auch die temporalen und nasalen Anteile der Netzhaut getrennt beleuchtet und der entsprechende PLR beurteilt werden. So gelingt annäherungsweise die Untersuchung des Gesichtsfeldes auch beim Tier.
Was zeigt dieses Bild? Quelle: Slatter‘s Fundamentals of Veterinary Ophthalmology
Das Überprüfuen des Pupillarreflexes, ein Schema des Pupillarreflexes
Was ist der Lidreflex?
Der Lidreflex prüft die sensorische Innervation durch den N. trigeminus und die motorische Innervation des M. orbicularis oculi durch den N. facialis. Durch leichtes Antippen des medialen und lateralen Lidwinkels wird dieser Reflex ausgelöst.
Vor allem bei negativer Drohreaktion und negativem Dazzle - Reflex gibt dieser Test Aufschluss über die intakte Funktion des N. facialis.
Was ist der Korneareflex?
Der Vollständigkeit halber sei der Korneareflex erwähnt. In der klinischen Untersuchung findet der Korneareflex nicht immer Anwendung.
Die Innervation de Kornea (Nervus trigeminus) wird durch ein Berührung der Hornhautoberfläche überprüft. Mit einem sterilen Wattetupfer kann die Hornhaut von der Seite so berührt werden, dass der Patient die Annäherung des Objektes an seine Hornhaut nicht sieht, sondern nur fühlt.
Alle Reflexe, die zu einem Lidschluss führen, d. h. Drohreflex, “Dazzle”-Reflex, Lid- und Korneareflex, setzen einen intakten N. facialis voraus.
Was ist der Schirmer-Tränentest?
Zur Überprüfung der Tränenproduktion dient der Schrimer-Tränen-Test.
Die basale und die reflektorische Tränenproduktion wird afferent durch den N. trigeminus, efferent durch parasympathische Fasern mit Ursprung im parasympathischen Nucleus des N. facialis gesteuert.
Dazu wird ein genormter Filterpapierstreifen mit Farbindikator in das temporale Drittel des jeweiligen Unterlids gehängt und nach 60 Sekunden abgelesen. Die produzierte Tränenflüssigkeit wird entlang des Filterpapierstreifens aufgenommen und durch den Farbindikator kann dann die Tränenflüssigkeit in mm/60 Sekunden abgelesen werden.
Dabei sollte der Anteil des Filterpapierstreifens, der im Auge zu liegen kommt nicht mit den Fingern (natürlicher Fettfilm) berührt werden, um dadurch den Test nicht zu verfälschen.
Man unterscheidet den SST I und der SST II. Während der SST I ohne Oberflächenanästhesie die basale und die Reflextränenproduktion misst, kann bei dem SST II mit Oberflächenanästhesie nur die basale Tränenproduktion gemessen werden. Der SST I findet in der Veterinärmedizin wesentlich häufiger Anwendung.
Wie sollte der Schirmer-Tränentest physiologisch ausfallen?
Der Schirmer-Tränentest sollte mindestens >15mm/min ausfallen. Je nach Literatur gibt es aber durchaus etwas unterschiedliche Angaben (17-24 mm/min). Vor allem bei sehr aufgeregten Katzen kann auch bei gesunder Tränenproduktion der SST niedriger ausfallen. Obwohl auch für Katzen >15mm/min gilt, werden Werte von 3mm-32mm/min bei gesunden Tieren in der Literatur beschrieben.
Weitere Untersuchungsschritte nach den “Reflexen”?
Im Anschluss an die ophthalmologischen Tests können die weiteren Untersuchungsschritte eingeleitet werden.
Solle eine Tupferprobenentnahme (z.B. eine bakteriologische Probe) sinnvoll erscheinen, sollte diese vor den weiteren Untersuchungsschritten entnommen werden um durch Manipulation und durch Applikation von Medikamenten zur weiteren Diagnostik die Probe nicht zu verfälschen.
Danach wird der Augeninnendruck gemessen (Tonometrie) und im Anschluss das Auge und die Adnexe untersucht.