Metalle in der Medizintechnik Flashcards

1
Q

Medizinische Metalle treten an mehreren Stellen mit aggressiven Medien wie Wasser oder Blut
in Kontakt.
Welcher Prozess tritt dabei unweigerlich auf? Geben Sie eine kurze Definition des
Vorgangs und beschreiben Sie die drei unterschiedlichen Auftretensarten in biologischer
Umgebung.

A

Korrosion (lat.: corrodere = zerfressen, zernagen)
-DIN 50900, Teil 1: „Reaktion eines metallischen Werkstoffes mit seiner Umgebung, die eine messbare Veränderung des Werkstoffes bewirkt und zu einer Beeinträchtigung der Funktion eines metallischen Bauteils oder eines ganzen Systems führen kann“.

-chemisch: Auflösungsvorgänge nicht- elektronenleitender Werkstoffe in nicht-ionenleitenden Flüssigkeiten
-elektrochemisch: ausschließlich in Gegenwart einer leitenden Elektrolytphase
(-elektrolytisch: Elektrolyt in großem Volumen)
(-atmosphärisch: Reaktion von Metallen mit Luftsauerstoff in Gegenwart von Wasserdampf und hygroskopischen (wasserbindenden) Verunreinigungen (Sonderfall der elektrolytischen Korrosion))
-physikalisch: z.B. Diffusionsvorgänge entlang der Korngrenzen von Metallen, die mit Flüssigkeiten in Kontakt sind

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2
Q

Medizinische Metalle treten an mehreren Stellen mit aggressiven Medien wie Wasser oder Blut
in Kontakt.
Warum tritt der Prozess (Korrosion) auf? Was ist eine natürliche Gegenmaßnahme?

A

-Korrosion tritt im Wesentlichen bei Metallen auf, da der metallische Bindungszustand gegenüber dem ionischen Bindungszustand thermodynamisch ungünstiger (instabiler) ist
-Bildung eines dünnen Passivfilms (1-5 nm) auf der Werkstoffoberfläche verhindert in der Regel eine allgemeine Korrosion.
-Stabilität der entstehenden
Oxidschicht abhängig vom pH-Wert und der Verfügbarkeit von Sauerstoff

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3
Q

Welche Metalllegierungen kommen primär zur Herstellung von chirurgischen Instrumenten
zum Einsatz?

A
  • Vorwiegend nichtrostende Edelstähle mit 12-20% Chrom (nichtrostender Stahl nach DIN EN 10088-1 allgemein>10,5%Chrom und <1,2%Kohlenstoff)
  • teilweise Beschichtungen (z.B. TiN) zum Korrosionsschutz von minderwertigeren Legierungen oder aus tribologischen Gründen (s. Beschichtungen)
  • Aluminium (eloxiert, z.B. für Handgriffe, Gehäuse,
    Steri-Container,…)
  • Titan und Titanlegierungen (insbes. f. MR-kompatible Instrumente)
  • Kobalt- und Chrombasislegierungen
  • NiTinol-Formgedächtnislegierung (insbes. supereleastische Instrumente,…)
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4
Q

Welche Anforderungen gelten bei wieder verwendbaren Instrumenten und welche sind als besonders kritisch einzustufen?

A
  • Korrosionsbeständigkeit
  • Dampf-Sterilisierbarkeit (kritisch !)
  • Verschleißfestigkeit (Gelenke, Schneiden,…)…auch Reibpaarungen !
  • Ggf. Zerlegbarkeit /Montierbarkeit (Spiel, Verschleiß,…)
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5
Q

Zeichnen Sie ein Beispiel für ein chirurgisches Instrument und lokalisieren Sie kritische
Bereiche für die entsprechenden Korrosionsarten!

A
  • Spaltkorrosion: Pinzettenende
  • Reibkorrosion: Gelenkbereich Schere
  • Lochkorrosion: Schere (generell)
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6
Q

Nennen Sie die Parameter, welche maßgeblich die Biokompatibilität und Biofunktionalität
eines metallischen Implantats bestimmen.

A
  • Chemische Zusammensetzung (u.a. Löslichkeit von
    chem. Verbindungen des Implantatwerkstoffes)
  • Relativbewegungen Gewebe-Implantat
  • Mechanische Eigenschaften
  • Geometrie und Größe (Bsp.: scharfe Kanten verursachen chronische Reizungen im Bindegewebe)
  • Ggf. Degradationsdynamik
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7
Q

Erklären Sie kurz den Unterschied zwischen biokonduktivem Knocheneinwuchs,
biokonduktivem Knochenanwuchs und bioaktiver Knochenintegration.

A
-> Knocheneinwuchs
• Poröse Oberfläche
• Porengröße 100 – 400 µm
->Knochenanwuchs
• Ra > 3 – 22 µm
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8
Q

Innerhalb des menschlichen Körpers steht der Implantatwerkstoff in Kontakt mit seinem
Empfängergewebe und Körperflüssigkeiten und neigt daher zu Korrosion.
Nennen Sie Gründe warum dieser Vorgang im menschlichen Gewebe kritisch sein kann.

A

Neben Funktions-bzw. Stabilitätsverlust kann es durch Geometrie-bzw. Oberflächenveränderungen u.a. auch zu mechanischen Irritationenkommen. Bei degradierbaren Implantaten kann der Funktions-und Stabilitätsverlust gezielt gewollt sein, Auswirkungen durch mechanische Irritationen oder z.B. die Möglichkeit des Herauslösens von Fragmenten (z.B. bei Gefäßstents) müssen jedoch auch hierbei ggf. berücksichtigt werden! Die Freisetzung von Korrosionsprodukten in das umgebende Gewebe kann trotz minimaler Mengen weitreichende Folgen haben:

a. Elektrische Ströme können Verhalten von Zellen beeinflussen
b. pH-Wert und Sauerstoffpartialdruck können durch Korrosionsprozesse verändert werden und so die biologisch-chemische Umgebung beeinflussen
c. Metall-Ionen können Veränderungen im Zellmetabolismus bewirken

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9
Q

Kobaltbasislegierungen gelten als beständig gegen diesen Vorgang (Korrosion). Warum? Was ist beim
Einsatz solcher Legierungen am Menschen zu beachten?

A

-Trotz geringer Anfälligkeit auf allgemeine flächige Korrosion (durch Chromoxid Passivierungsschicht) können Ionen in Lösung gehen und in Blut und Urin
nachweisbare erhöhte Metallionen-konzentration verursachen (insbes. bei großen Gleitflächen)
- Partikel mit mittlerem Durchmesser von < 10 µm können zelltoxisch
wirken
- Co, Cr und Ni-Ionen können insbesondere beim Einsatz in Reibpaarungen
freigesetzt werden

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10
Q

Warum eignen sich Titanlegierungen für den Einsatz in der Prothetik? Kennwerte?

A
  • Relativ niedriges E-Modul (ca. 100 GPa, ca. 50% von Stahl ( 210GPa)oder Co-CrLegierungen)
  • günstiger im Implantat-Knochen-Verbund (Knochen ca. 3-30 GPa)
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11
Q

Wie verhalten sich Steifigkeit, Festigkeit und Ermüdungseigenschaften von cp-Titan und
Legierungen im Vergleich zueinander?

A
  • > cp Titan (commercially pure titanium):
  • Unlegiertes Titan (Alpha-Titan mit hexagonal dichtest gepackter Kristallstruktur); geringe Konzentration an Verunreinigungen (C, Fe oder O)
  • Geringe Festigkeit, hohe Zähigkeit
  • Hoher Schmelzpunkt

-> TiAI6V4( Legierung): Erhöhte Festigkeit und verbesserte Ermüdungseigenschaften

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12
Q

Was ist hier (Korrosionsbeständigkeit) der maßgeblich Schutzmechanismus? Welcher Korrosionsart sollte ein Titanbauteil demnach besser nicht ausgesetzt werden?

A
  • Bildung von Oxidschutzschicht

- sehr empfindlich gegenüber Reibung

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13
Q

Nennen Sie Anwendungsbeispiele für resorbierbare Metalle in der Medizintechnik.

A
  • > MAGNEZIX:
  • Magnesiumlegierung: Osteosynthese-Schraube
  • Magenesiumplantate: Myokardpatches
  • > Resorbierbarer Magnesium Stents
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14
Q

Welche speziellen Anforderungen werden an resorbierbare Implantate gestellt?

A
  • Degradationszeit /-rate
  • Biokompatibilität der Degradationsprodukte
  • Kinetik der Medikamentenfreisetzung aus Polymerbeschichtung
  • Verbleibende Polymerbeschichtung
  • Biokompatibilität (chemisch, physikalisch/mechanisch) auch der Abbauprodukte
  • Stützfunktion (=f(t)) (1 bar)
  • Frühes und spätes Recoiling (Durchmesserverlust)
  • Radiologische Sichtbarkeit
  • MR-Kompatibilität
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15
Q

Wie soll sich die zeitliche Festigkeit eines Implantats zur Frakturbehandlung in Bezug auf die Festigkeit der Fraktur verhalten? Wie kann diese beeinflusst werden?

A
  • Mit der Zeit soll die Festigkeit des Implantats abnehmen
  • Degradationskinetik steuerbar durch Geometrie, Legierungszusammensetzung und
    Beschichtung
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16
Q

Was versteht man unter einem Formgedächtniseffekt?

A
  • Verformungen von mehreren Prozent durch
    Temperaturänderung reversibel
  • Formänderung erfolgt diskontinuierlich in
    einem Temperaturintervall
  • Bei Rückverformung können hohe Kräfte
    entwickelt und Arbeit verrichtet werden
17
Q

Welcher Werkstoff wird primär in der Medizin eingesetzt? Geben Sie die
Zusammensetzung und den Handelsnamen an.

A

NiTi (Handelsname: NiTiNOL (NiTi US
Naval Ordnance Laboratory)

  • Ni 54,3 – 56,1
  • Ti 43,9 – 45,7
  • Cu < 0,03 – 0,05
  • Fe 0,01 – 0,05
  • C 0,006 – 0,07
  • O 0,04 – 0,08
18
Q

Auf welchem physikalischen Vorgang basiert der Formgedächtniseffekt maßgeblich?

A

Martensitische Phasenumwandlung bzw. vor allem Selbstakkomodation

19
Q

Während der Phasenumwandlung vom Austenit in den Martensit geht bei einem Bauteil
aus herkömmlichem Stahl die Ausgangsform verloren, weil der Austenitanteil eine höhere
Festigkeit als der Martensit aufweist. Richtig oder falsch? Warum?

A

Nein, hängt von der Struktur des Bauteils ab

20
Q

Nennen Sie die drei bekannten Formgedächtniseffekte.

A
  • Einweg
  • Zweiweg (intrinsischer und extrinsischer)
  • Superelastizität
21
Q

Worin unterscheidet sich der intrinsische vom extrinsischen Zweiwegeffekt?

A
  • > Extrinisch:
  • Verformung durch äußere Kraft ist abhängig von der Temperatur
  • > Intrinisch:
  • Einprägen von Eigenspannungen durch teilplastische Verformung oder durch Ausscheidungen die beim Kühlen bevorzugte Martensitvarianten induzieren
22
Q

Die Phasenumwandlung des Gefüges einer Formgedächtnislegierung wurde in der Vorlesung
anhand spezifischer Temperaturgrenzen erläutert.
Benennen Sie die vier Temperaturgrenzen und tragen Sie diese auf dem Zahlenstrahl auf
(Mit steigender Temperatur)

A

Martensintfinishtemperatur
Martensitstarttemeperatur
Austenitstarttemeperatur
Austenitfinishtemperatur

23
Q

Erläutern Sie Anhand des Zahlenstrahls in welchen Temperaturbereichen der intrinsische
Zweiwegeffekt und die Superelastizität bei medizinischer Anwendung z.B. als
Implantatmaterial stattfinden müssen?

A
  • Intrinsische Zweiwegeffekt:
    Voraussetzungen:
    a) ca. 10°C < MF ; MS < TKörper ; (AS > TRaum)
    b) Auslösen durch Körpertemperatur: As (,AF )
24
Q

Was hat die Grenztemperatur MD für eine Bedeutung?

A

Oberhalb der Grenztemperatur MD (Martensit-Destructure-Temperature) findet keine spannungsinduzierte Martensitbildung mehr statt

25
Q

Warum könnte das Vorkommen von Prionen auf einem Formgedächtnisbauteil zu
funktionellen Problemen führen?

A

Da die Prionen Ablagerungen aus Eiweißen und Proteinen sind und auf Grundlage dessen die Bewegungen (Vergrößern) einschränken können (vielleicht auch durch verkleben)

26
Q

Wie entstehen amorphe Metalle?

A

-> entstehen durch Schockfrosten (10-100 K/sec) von
metallischen Schmelzen
- Atome bilden hierdurch kein kristallines Gitter sondern
erstarren ungeordnet (amorph; „metallische Gläser“)
- keine Kristallisationskeime /Korn-/Phasengrenzen bei Erstarrung -> keine Fehler in Gitterstruktur wie bei konventionellen Metallen

27
Q

Nennen Sie typische Eigenschaften amorpher Metalle im Vergleich zu konventionellen (kristallinen) Metalllegierungen.

A
  • Hohe Festigkeit und Elastizität (typ. 2%)
  • Hohe Härte, geringer Abrieb (vergleichbar mit Keramik)
  • Isotrope Eigenschaften
  • Geringe elektrische Leitfähigkeit (u.a. geringe Wirbelstrom-Induktion z.B. im MRT)
  • elektrischer Widerstand nahezu temperaturunabhängig
  • Leicht magnetisierbar und entmagnetisierbar;
    MR kompatibel
  • hohe Korrosionsbeständigkeit
  • Legierungen mit sehr guter Biokompatibilität
28
Q

Ist Schwefel für amorphe Titanlegierungen ein wünschenswertes Legierungselement (mit
Begründung)?

A
  • Positive Wirkung von Schwefel auf die Stabilität der unterkühlten Schmelze bei Zr- bzw. Cu-Legierungen -> wichtig für TPF und 3D-Druck
  • Hohe spezifische Festigkeit und Härte
    schwefelhaltiger amorpher Metalle
29
Q

Was sind typische Herstellungsverfahren für

a) große Stückzahlen (mit hoher Oberflächengüte bei mittlerer Komplexität) und
b) geringe bis mittlere Stückzahlen (mit hoher Komplexität und Bauteilgröße)?

A

a) Spritzguss (Aufschmelzen im Hochvakuum)
+ enge Toleranzen (wegen geringer Schrumpfung)
sehr hohe Oberflächengüte)
+ automatisierte Produktion (z.B. 1-2 Min./Bauteil; 24/7)

b) 3D-Druck (Laserschmelzen aus hochreinem amorphem Pulver)
+ geringe - mittlere Stückzahlen
+ komplexe Geometrien (Leichtbau) und große Bauteilgeometrien