MC Flashcards
Nenne zwei schulhistorische Ereignisse, die die Schulkultur bis heute beeinflussen.
- Einführung allg. Schulpflicht (18. Jhd.), konkret 1717, Wilhelm I.
Stellt sicher, dass Kinder regelmäßig Bildung erhielten, unabhängig vom soz. Status.
Ziel war es, Bevölkerung zu milit. und administr. Aufgaben zu befähigen.
Grundstein für öffentl. finanziertes Schulsystem und Bildung als Grundrecht. - Reformpädagogische Bewegung (20. Jhd.), insb. durch Montessori
Betont individuelle Förderung und Selbstbestimmung der Schüler.
Prägen Bildungsangebot und Differenzierung im Schulsystem.
Was ist mit der Entwicklung der “Zweigliedrigkeit” gemeint?
Reduktion der Schulformen von Haupt- und Realschule sowie Gymnasium.
Wird zu Gym + ?
Sollte Schullandschaft vereinfachen und mehr Durchlässigkeit ermöglichen.
Wie lässt sich die aktuelle Zusammenführung von Schulformen begründen?
Formulieren Sie drei Argumente.
- soziale Integration (gemeinsames Lernen stärkt Sozialkompetenz)
- Effizienz (Ressourcenteilung führt zu besserer Ausstattung und Lehrqualität)
- Flexibilität (Schüler können länger gemeinsam lernen und ihre Bildungswege individueller gestalten)
Warum wurde das Angebot an ganztägiger Bildung in den vergangenen Jahren
deutlich ausgeweitet, ab 2026 sogar als Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in
der Grundschule?
- Verbesserung der Bildungschancen durch individuelle Förderung
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf, da Eltern entlastet werden
Benennen und erklären Sie knapp an einem selbst gewählten Beispiel, inwiefern
eine Verstärkung herkunftsbedingter Ungleichheit durch Schule empirisch belegt ist
und wie sich dies theoretisch begründen lässt.
PISA Studie zeigt, dass Kinder aus bildungsfernen Haushalten schlechtere Leistungen erzielen.
Diese Ergebnisse belegen, dass sozioökonomischer Status die Bildungserfolge beeinflusst.
Bourdieus Theorie des kulturellen Kapitals erklärt, dass sozioökonomische Ressourcen den Schulerfolg beeinflussen.
Beschreiben Sie knapp zwei mögliche Ansätze von Schule, Ungleichheit zu
adressieren.
- Frühe Sprachförderung: Sprachprogramme im frühen Alter reduzieren Startnachteile.
- Ganztagsangebote: zusätzliche Lernzeit hilft, Defizite auszugleichen
Welche empirisch belegte Wirkung haben Bildungsteilhabe und
Bildungsabschlüsse für individuelle Lebenschancen?
a) beschäftigungsspezifisch:
- höheres Einkommen
- geringeres Risiko von Arbeitslosigkeit
b) außerberuflich:
- bessere Gesundheitskompetenz
- höhere politische Partizipation
Was sind Elemente oder Merkmale der traditionellen Steuerung im Bildungssystem?
- hierarchisch, top-down (Entscheidungen aus höheren Ebenen)
- Inputsteuerung (Lehrpläne, Ressourcen, Klassengröße)
- Detailsteuerung
- Steuerung über Inhalte
Was sind Elemente oder Merkmale der neuen Steuerung im Bildungssystem?
- Autonomie der Schule (Konkretisierung der Bildungsstandards)
- Standardbasiert (Bildungsstandards statt exakte Vorgabe)
- Kompetenzorientierung
- Rechenschaftslegung der Einzelschule
- Wettbewerbsorientiert
- externe Evaluation
- datengestützt
- Schulaufsicht als Beratung
Was sind Punkte der externen Evaluation in der neuen Steuerung des Bildungssystems?
- Controlling: Schulen beziehen Schulaufsicht für regelmäßige Kontrolle mit ein
- Monitoring: Evaluationsergebnisse für datengestützte Schulsystemsteuerung heranziehen
- Information: Offenlegung des einzelschulischen Ergebnisberichts können andere Akteure über Qualität der Schule informiert werden. Externe Offenlegung teilweise verboten, erwünscht oder vorgeschrieben.
Was sind die Funktionen von Schule nach Fend?
- Enkulturationsfunktion
Kulturelle Werte, Normen und Traditionen vermitteln - Qualifikationsfunktion
Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen für die spätere berufliche Tätigkeit vermitteln. - Selektions- und Allokationsfunktion
Trägt zur sozialen Strukturierung bei, Chancen werden verteilt, Leistungen bewertet und Abschlüsse vergeben - Legitimations- und Integrationsfunktion
Gesellschaftliches Wertesystem und politische Ordnung vermitteln
Was ist die historische Perspektive der Enkulturationsfunktion nach Fend?
Historisch hatte die Schule die Aufgabe, kulturelle Werte und Traditionen zu bewahren und an die nächste Generation weiterzugeben. Dies geschah insbesondere durch die Vermittlung von religiösen und moralischen Normen, etwa durch kirchlich geprägte Schulsysteme im 18. und 19. Jahrhundert.
Was ist die historische Perspektive der Qualifikationsfunktion nach Fend?
In der frühen Industrialisierung des 19. Jahrhunderts übernahm die Schule zunehmend die Aufgabe, Fachkräfte für die wachsende Wirtschaft auszubilden. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht wurden grundlegende Kenntnisse wie Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt, die für die Arbeit in Industrie und Handel notwendig waren.
Was ist die historische Perspektive der Selektionsfunktion nach Fend?
Historisch diente die Selektionsfunktion dazu, Menschen in soziale und berufliche Hierarchien einzugliedern. Im 19. Jahrhundert führte die Einführung des mehrgliedrigen Schulsystems in Deutschland (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) dazu, dass Schüler je nach ihrer Leistung auf bestimmte Berufslaufbahnen vorbereitet wurden.
Was ist die historische Perspektive der Legitimationsfunktion nach Fend?
Die Legitimationsfunktion war historisch eng mit der politischen und religiösen Kontrolle der Gesellschaft verbunden. Im Absolutismus und später in nationalstaatlichen Strukturen wurde Schule genutzt, um Loyalität gegenüber Herrschenden zu fördern, etwa durch patriotische Erziehung oder die Vermittlung von Gehorsam gegenüber staatlichen Autoritäten.
Was war ein Hauptgrund für die Ordnung und Institutionalisierung des Schulwesens im 18./19. Jahrhundert?
Staatliche Interessen.
Die Institutionalisierung des Schulwesens diente der Stärkung der staatlichen Kontrolle und Verwaltung.
Welches Bildungskonzept war um 1800 für Gymnasien besonders prägend und wirkt bis heute nach?
Neuhumanistische Bildung
Dieses Konzept betonte die Allgemeinbildung und die Persönlichkeitsbildung.
Was war das Hauptziel der Stiehlschen Regulative im ‚niederen‘ Schulsystem?
Bildungsbegrenzung für Schüler*innen und Lehrkräfte
Die Stiehlschen Regulative schränkten den Bildungszugang für untere Schichten ein.
In welcher Phase des ‚höheren‘ Schulsystems erfolgte die wesentliche Reform der gymnasialen Oberstufe?
Reformphase (20. Jahrhundert)
Die gymnasiale Oberstufe wurde in den 1970er Jahren reformiert.
Welches Element des deutschen Bildungssystems stellte den ersten Schritt für den Übergang von der Stände-
zu einer stärker leistungsorientierten Gesellschaft dar?
Die Abiturreglements
Mit den Abiturreglements wurde der Zugang zu höheren Positionen leistungsorientiert gestaltet.
Was war eine zentrale treibende Kraft bei der Entstehung des dualen Berufsbildungssystems im 19.
Jahrhundert?
Industrielle Revolution
Das duale Berufsbildungssystem wurde entwickelt, um qualifizierte Arbeitskräfte für die Industrie bereitzustellen.
Wie trägt die Auseinandersetzung mit der deutschen Schulgeschichte zur Professionalisierung von Lehrkräften bei?
Aktuelle Herausforderungen besser verstehen durch Reflexion der historischen Entwicklung.
Beispiel: Die Diskussion über die Bildungsbegrenzung durch die Stiehlschen Regulative zeigt, wie soziale Ungleichheiten durch Bildung verstärkt oder abgebaut werden können. Dies sensibilisiert Lehrkräfte dafür, auf Inklusion zu achten.
Was sind die Stiehlschen Regulative?
Die Regulative zielten darauf ab, die Bildung nach gesellschaftlichen Schichten zu regulieren und zu begrenzen. Sie basierten auf der Annahme, dass eine umfassende Bildung für die unteren sozialen Schichten weder notwendig noch wünschenswert sei.
Begrenzung des Bildungsniveaus für die unteren Schichten
Eingeschränkte Ausbildung von Lehrkräften
Religiöse Prägung der Bildung
Verhinderung sozialen Aufstiegs
Was ist ein primäres Ergebnis der Durchlässigkeit im deutschen Schulsystem?
Mehr Abstiege als Aufstiege zwischen den Schulformen