Lernen Flashcards

1
Q

Vier Arten des Lernens

A
  • Klassisches Konditionieren
  • Operantes Konditionieren
  • Modell-Lernen
  • Wissenserwerb (kognitives Lernen)
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2
Q

Lernen

A
  • keine Definition, die alle Aspekte umfasst
  • Alltagssprache: Erwerb von Wissen (Wissenserwerb) und von motorischen und sprachlichen Fertigkeiten (Verhaltensänderungen)

EDELMANN: Lernen ist

  • Verhaltensänderung durch Übung oder Beobachtung entstanden
  • Aufnahme und Verarbeitung von Informationen
  • Person wählt Ziele und Mittel zur Erreichung der Ziele willentlich und verantwortlich aus (zielgerichtet)
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3
Q

Lernen als Verhaltensänderung

A

ZIMBARDO
= Prozess der zu relativ stabilen Veränderungen im Verhalten oder im Verhaltenspotential führt und auf Erfahrung, Übung oder Beobachtung aufbaut. Lernen ist nicht direkt zu beobachten, es muss aus Veränderungen des zu beobachtbaren Verhaltens erschlossen werden
- Klassische Konditionierung (Reiz(Umweltbedingung)-Reaktion(verhalten)-Lernen
- Operantes Konditionieren (Lernen durch Konsequenzen)
- Sozial-kognitive Lerntheorie (Modell-Lernen/Beobachtungslernen)

Interpretation

  • Lernen = theoretisches Konzept (durch Spuren im Verhalten erschließbar)
  • Verhaltenspotential (-möglichkeiten): Lernen = NICHT Verhalten/Leistung, aus Lernen muss nicht gleich Verhalten folgen, latentes Lernen
  • Experiment Tolmann & Horitz (Ratten)
  • relative Stabilität (tlw vergessen)
  • Übung, Erfahrung und Beobachtung (kann gelernt werden; Übung = systematisches Training; Erfahrung = Interaktion mit der physischen und sozialen Umwelt; Beobachtung = Lernen ohne eigenes aktives Üben oder Erfahrung
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4
Q

Lernen als Verhaltensänderung

A

BROWN
= Vorgang, durch den eine Aktivität im Gefolge von Reaktion des Organismus auf eine Umweltsituation entsteht oder verändert wird. Dies gilt jedoch nur, wenn sich die Art der Aktivitätsveränderung nicht auf der Grundlage angeborener Reaktionstendenzen, von Reifung oder von zeitweiligen organischen Zuständen erklären lässt. Kurz: Lernen ist eine relativ dauerhafte Verhaltensänderung als Ergebnis von Erfahrung (behavioristische Orientierung)
- Lernen ist also nicht Verhaltensänderung auf Grund:
- angeborener Reaktionstendenzen (Reflexe, Instinkte, Automatismen)
- Tropismen (Bewegung oder Veränderung der Position des ganzen Organismus - Kinesis/Taxis)
- Reifung oder Alterung
- vorübergehende organische Zustände/physiologische Einflüsse

Verhalten wird in der Psychologie weitgehend angesetzt: nicht nur beobachtbare, motorische (sprachliche) Verhaltensweisen, sondern auch interne Zustände, Gefühle und Änderungen in der kognitiven Struktur

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5
Q

Lernen als Wissenserwerb

A
  • im Mittelpunkt heutigen Interesses: Wissenserwerb, nicht mehr Verhalten
    LUKESCH
    = Lernen im Sinne des Wissenserwerbs ist ein bereichsspezifischer, komplexer und mehrstufiger Prozess, der die Teilprozesse des Verstehens, Speicherns und Abrufens einschließt und der unter der Voraussetzung, dass die drei genannten Prozesse erfolgreich verlaufen, auch zum Gebrauch (Transfer) des erworbenen Wissens führen kann
  • Theorie des kognitiven Wissens
  • Wissen : Gedächtnis eines Menschen hauptsächlich bestimmt durch in ihm gespeichertes Wissen
    • Wissenselemente = im Gedächtnis gespeicherte und wiederabrufbare Informationen
    • Wissen (verbal/ikonisch codierte Erfahrungsinhalte): deklaratives Wissen (Sachverhalte), prozedurales Wissen (Fertigkeit), bildhaftes Wissen
  • Transfer: Übertragung früher gelernter Reaktionen auf eine veränderte oder neue Situation
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6
Q

Lernen - allgemein

A
  • unmittelbarer Zuammenhang (integrierter Prozess): Lehren & Lernen
  • Phasen
    • Vorbereitung: Aufmerksamkeit, Reizunterscheidung
    • Aneignung: Verknüpfungsprozesse
    • Speicherung: innere Verarbeitung mit Kodierung
    • Erinnerung: Abrufen des gespeicherten Materials > Dekodierung > Reaktion/Wiedergabe
  • Arten der Darbietung
    • intentionelles Lernen: absichtlich, zielgerichtet
    • inzidentielles Lernen: beiläufig, unbewusst
    • programmiertes Lernen: Lerntempo und Lernschritte
      • globales und fraktioniertes Lernen: Lerner als passiver Empfänger
      • massiertes und verteiltes Lernen

Lernformen
Erwerb von motorischen und sprachlichen Fertigkeiten/Verhaltensänderung
-Reiz-Reaktion Lernen/respondentes Lernen (klassische Konditionierung)
- Lernen durch Konsequenzen (operante Konditionierung)
- Beobachtungslernen/Modell-Lernen (sozial-kognitive Lerntheorie)

Wissenserwerb
- kognitives Lernen

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7
Q

Gedächtnis - allgemein

A

= geistige Fähigkeit, Erinnerungen zu speichern und später zu reproduzieren oder wieder zu erkennen. Stoffliche Grundlage ist das menschliche Gehirn

  • Konditionierungspsychologie: Gedächtnis ist aktives kognitives System, das Informationen aufnimmt, enkodiert, modifiziert und wieder abruft
    • Enkodierung: Übersetzung eintreffender Reizenergie in einzigartigen neutralen Code, den das Gehirn verarbeiten kann
    • Speicherung: Aufbewahrung des enkodierten Materials über einen längeren Zeitraum
    • Abruf: Wiederauffinden der gespeicherten Information zu einem späteren Zeitpunkt

Gedächtnis

  • kein passiver Informationsspeicher > Behaltensleistung abhängig von der Aktivität des Lernens bei der Aneignung
  • höchste Aufnahmeschnelligkeit: Schulalter
  • Qualität des Gedächtnisses und die Fähigkeit, sich zu erinnern, abhängig von: Anzahl der Wiederholungen, Zeitabstand, Konzentration, Aufmerksamkeit, Ermüdungsgrad, äußere und innere Umstände, Interesse am Lernstoff, individuelle Einstellung zum Lernen
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8
Q

Behavioristische Lerntheorie

A

ZIMBARDO
= wissenschaftlicher Ansatz, der das Feld der Psychologie auf messbare, beobachtbares Verhalten reduziert
- behavioristische Perspektive: jene psychologische Perspektive, die sich hauptsächlich mit beobachtbarem Verhalten, das objektiv aufgezeichnet werden kann, sowie mit der Beziehung zwischen beobachtbarem Verhalten und Umwelt beschäftigt
- Behaviorismus = Richtung der objektiven Psychologie: Die Lehre von Verhalten, Handlung und Reaktion
- WATSON: Bewusstseinszustände wie die sog. Geistigen Phänomene sind nicht objektiv verifizierbar und aus diesem Grund können daraus nie wissenschaftliche Daten werden
- nur äußere Bedingungen des Lernens werden beschrieben
- Rolle der Umwelt als Stimuli sehr groß
- Einflüsse behavioristischer Sichtweise in neueren Theorien
- Lesenlernen (LEBERGE & SAMUELS)
- Schreibenlernen (SCARDAMALIA)
- Erwerb motorischer Fähigkeiten (SINGLY & ANDERSON)

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9
Q

Bedeutung behavioristischer Lerntheorie für den Unterricht

A
  • klassische Lerntheorien immer noch wichtig für Schulalltag
  • Lehrer: Einfluss auf Einstellung der Schüler zur Schule (während, am Ende und nach der Schulzeit)
  • Lehrer als Modell: Schülern helfen, neue Verhaltensweisen zu entwickeln und Einfluss zu nehmen, ob Verhalten gefördert oder gehemmt wird
  • Ausblick
    • behavioristische Lerntheorien nur Ausschnitt zur Erklärung menschlicher Verhaltensweisen
    • kognitive/konstruktivistisch orientierte Lerntheorien: Möglichkeit zu zeigen, wie Schüler Arbeitszeit zum Lernen und Verarbeiten von Informationen nutzen kann
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10
Q

Assoziatives Lernen (Verknüpfungslernen)

A

Lernen lässt sich durch die Bildung von Assoziationen erklären. Der menschliche Geist verknüpft Erkenntnisse, die in enger zeitlicher Abfolge auftreten (ARISTOTELES)

Grundlage der S-R-Theorie des Lernens (THORNDIKE, HULL, GUTHRIE): Prinzip der Kontiguität/zeitlichen Nähe
- Je Reaktion (R=response), die mit einem Reiz (S=stimulus) wiederholt in Kontiguität stand, wird auch in der Zukunft durch diesen Reiz ausgelöst (Verknüpfungslernen/assoziatives Lernen)

GUTHRIE
- assoziatives Lernen = universelles Lernprinzip
- einziges Lerngesetz, auf das alle Prinzipien des Lernens zurückgeführt werden können: eine Kombination von Reizen, die mit einer Bewegung einhergeht, pflegt bei erneutem Auftreten diese Bewegung nach sich zu ziehen
- wichtig: kontingente Verknüpfung von Reiz(kombinationen) und Reaktion
- ein Reizmuster gewinnt bei seinem ersten gemeinsamen Auftreten mit einer Reaktion seine volle Reaktionsstärke (Übung erforderlich, da nie völlig identische Reizmuster, Wiederholung > Herausfiltern wesentlicher Gemeinsamkeiten einer Erregerkonstellation)
Klassische und operante Konditionierung sind zwei spezielle Formen des assoziativen Lernens

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11
Q

Klassische Konditionierung - was ist das?

A

Natur: Assoziation UCS-UCR vorgegeben, Lernen nach klassischer Konditionierung hingegen produziert eine CS-CR Assoziation

Neutraler Stimulus, der normalerweise keinen Einfluss im Kontext des UCS-UCR-Reflexes besitzt, wird wiederholt mit dem US gepaart > UCS folgt vorhersagbar dem neutralen Stimulus

Paarung mit dem UCS: neutraler Stimulus > CS besitzt Möglichkeit, ähnliches Verhalten wie die UCR auszulösen und ist konditioniert auf seine Assoziation mit dem UCS > mehrere Durchgänge > CS löst eine Reaktion aus (CR), oft ist die CR ähnlich der UCR, große Rolle von Motivation und Einsicht

Beim klassischen Konditionieren wird keine neue Reaktion gelernt, es entsteht lediglich eine neue Reiz-Reaktions-Verbindung!!!

Einfluss von unabhängigen und abhängigen Variablen auf die klassische Konditionierung

  • unabhängige: Anzahl der Durchgänge, zeitlicher Abstand zwischen CS und UCS, Intensität oder Qualität eines oder beider Reize
  • abhängige: Stärke der CR (Amplitude), Zeitdauer der Darbietung des CS und der CR (Latenz), Verlauf des Konditionierungsprozesses (Erwerbsrate), Dauerhaftigkeit der CR bei Ausbleiben der UCS (Resistenz/Persistenz gegen Löschung)
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12
Q

Klassische Konditionierung - Grundbegriffe

A

Art des Lernens, bei der das Verhalten (konditionierte Reaktion) durch einen Stimulus (konditionierter Stimulus) hervorgerufen wird, der seine Wirkung durch eine Assoziation mit einem biologisch bedeutsamen Stimulus (unkonditionierter Stimulus) erlangte

  • UCS (Unkonditionierter Stimulus): Jener Stimulus der natürlicherweise eine unkonditionierte Reaktion hervorruft
  • UCR (Unkonditionierte Reaktion): Reaktion, hervorgerufen durch den UCS, ohne dass zuvor geübt wurde oder ein Lernprozess stattfand
  • CS (Konditionierter Stimulus): Ein zuvor neutraler Stimulus der nun eine konditionierte Reaktion auslöst
  • CR (Konditionierte Reaktion): Reaktion, die durch einen zuvor neutralen Stimulus ausgelöst wird = Ergbenis der Paarung des neutralen Stimulus und einem unkonditionierten Stimulus
  • Reflex: Ungelernte Reaktio, hervorgerufen durch einen spezifischen Stimulus, der biologische Relevanz für den Organismus besitzt, also eine natürliche Reaktion wie Speichelfluss
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13
Q

Paradigma der Klassischen Konditionierung - der Pavlovsche Hund

A

Kontrollphase
- UCS: Futter > UCR: Speichel; NS: Glockenton > OR: Aufmerksamkeit, erste Reaktion des Hundes auf den Ton = Orientierungsreaktion

Erwerbsphase
- UCS: Futter + NS: Glockenton > UCS: Speichel&raquo_space; einige Durchgänge: CS: Glockenton > CR: Speichel (klassische Konditionierung abgeschlossen)

Lernprinzip der Kontiguität: räumlich-zeitliche Nähe von UCS und NS > nur UCS und NS zeitlich benachbart, Herstellung derjenigen Assoziation zwischen ihnen durch den Organismus, die die Grundlage des Lernprozesses bildet

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14
Q

Prozess der Konditionierung: Erwerb

A

Erwerb = jene Phase in einem Experiment, in der die CR erstmalig auf den CS hin auftritt > Zunahme in ihrer Häufigkeit mit zunehmender Wiederholung
allgemein: CS und UCS mehrfache Paarung, bevor CS zuverlässig CR hervorruft (timing entscheidend)

HEARST: 4 zeitliche Strukturen der Konditionierung zwischen Präsentation der beiden Stimuli
- verzögert: CS vor UCS und hält mindestens so lange bis UCS einsetzt (in der Regel stärkste Konditionierung mit einem kurzen Intervall zwischen Start des CS und des UCS)
- Spuren konditionierung: CS wird unterbrochen oder entfernt von UCS präsentiert (Spur: Bezug auf das Gedächtnis oder die Erinnerung an CS, die den Organismen zugeschrieben wird, da CS nicht mehr vorhande, wenn UCS erscheint)
- simultan: CS und UCS gleichzeitig
- rückwärts: erst UCS, dann CR
rückwärts und simultane Konditionierung funktionieren eher schlecht, da der CS nicht wirklich den Beginn eines UCS vorhersagt

Kontingenz (KAMIN) Kontiguität allein nicht ausreichend, der CS muss zusätzlich eine zuverlässige Vorhersage für das Auftreten des UCS erlauben, damit klassische Konditionierung stattfindet

Informativität (KAMIN): Konditionierung dann am schnellsten, wenn der CS sich deutlich von all den anderen in der Umgebung vorhandenen Reizen abhebt

Blockierung: Phänomen, dass ein Organismus einen neuen Stimulus, der einen UCS signalisiert, nicht mehr lernt, da der neue Stimulus gleichzeitig mit einem Stimulus präsentiert wird, der bereits als effektives Signal gilt = Erklärung für Informativität als Kriterium

Schlussfolgerung: klassische Konditionierung komplexer als von Pavlov angenommen: NS wird nur dann ein effektiver CS, wenn er kontingent und informativ ist

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15
Q

Extinktion

A

Wird ein CS nicht länger in Verbindung mit dem UCS dargeboten, so wird CR im Laufe der Zeit immer schwächer, bis sie schließlich ganz ausbleibt

Spontane Remission: gelöschte Reaktion ist verhaltenstheoretisch aus den Augen, aber kognitiv nicht aus dem Sinn > tritt der CR nach einer Ruhepause in schwacher Form wieder auf wenn wieder nur CS dargeboten wird

Ersparnis: bei erneuten Konditionierungsdurchgängen wird weniger Zeit benötigt eine Reaktion wieder zu erlernen als diese ursprünglich zu lernen

Generell ist es schwieriger eine CR vollständig zu löschen als sie zu erwerben

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16
Q

Weitere Konditionierungsprozesse

A

Reizgeneralisierung: automatische Erweiterung konditionierten Verhaltens auf ähnliche Stimuli, die niemals mit dem UCS gepaart worden sind > Generalisierungsgradient (je ähnlicher, desto stärker)

Reizdiskrimination: Organismus lernt utnerschiedlich auf Reize zu reagieren, die sich vom CS entlang einer Dimension unterscheiden > Schärfung der Diskriminationsfähigkeit durch Diskriminationstraining (GARCIA)

Konditionierung zweiter Ordnung: Verfahren, innerhalb dessen ein NS zum CS wird, indem er mit einem bereits etablierten CS gepaart eingesetzt wird

  • Einsatz von CS, um weiteren Reiz zur Auslösung der gleichen Reaktion zu konditionieren (angenehmer für Vorhersage + aversive Reize möglich)
  • stärker, wenn Wahrnehmungswahrscheinlichkeit zwischen den beiden CS bestand (Schallreize)
  • am schnellsten, wenn neuer Reiz zuverlässiger Prädikator des ursprünglichen CS

Erweiterung der klassischen Konditionierung, da nicht mehrvom Auftreten eines biologisch relevanten Reizes, sondern Verhaltenreaktionen durch ein unbegrenztes Repertoire von Reizen, kontrollierbar, sobald sie einmal mit anderen Reizereignissen assoziiert worden sind
Konditionierung mehr als Entwicklung einer Verhaltensreaktion: umfasst Assoziationen zwischen Reizereignissen, die als Signale und Quellen von Lust und Schmerz neu bewertet werden > wichtiger Prozess für Verständnis vieler Arten komplexen menschlichen Verhaltens (normal oder pathologisch)

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17
Q

Anwendungsbereich der klassischen Konditionierung

A

Einstellungen und Emotionen: viele unserer Einstellungen sind durch Konditionierungsprozesse außerhalb unseres Bewusstseins entstanden

Konditionierte Furcht (WATSON/RYNER): Little Albert (Ziel: Nachweis, dass viele Furchtreaktionen als eine Paarung aus einem NS mit etwas natürlich Furchtauslösendem verstanden werden können)

  • Kontrollphase: UCS: laute Geräusche > UCR: Weinen, NS: Ratte > OR: Freude, Interesse
  • Erwerbsphase: NS (Ratte) + UCS: lautes Geräusch > UCR: Weinen &raquo_space; CS: Ratte > CR: Weinen
  • Generalisation: weißer Bart: NS > CS > CR: Weinen
  • konditionierte Furchreaktionen sind schwer zu löschen, bei Beteiligung intensiver Angst kann sogar eine einmalige Kopplung des NS mit UCR zur Konditionierung führen
  • Glücks- oder Begeisterungsreaktionen > Werbung

Außerdem

  • Immunsystem durch Lernprozesse beeinflussbar (Placebo)
  • Drogenabhängigkeit und Tod durch Überdosis
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18
Q

Prüfungsangst, Abneigung gegen Schulfächer und klassische Konditionierung

A

Klassenzimmer: viele Möglichkeiten für Schüler Assoziationen zwischen bestimmten Ereignissen und emotionalen Reaktionen entstehen zu lassen: Lehrer, Unterrichtsfach, Unterrichtsmaterialien, Schule als Institution > NS (Lob, Tadel > Stolz, Freude, Unzufriedenheit); bei mehrfacher Wiederholung: NS > CS

Erklärung Schulangst

  • UCS: Tadel > UCR: Furcht
  • NS: Lehrer + UCS: Tadel > UCR: Furcht
  • CS: Lehrer > CR: Furcht

Konditionierung höherer Ordnung: Übertragung Schulangst auf andere Fächer

  • CS1: Lehrer > CR: Furcht
  • CS1: Lehrer + NS2: Mathematik > CR: Furcht
  • CS2: Mathe > CR: Furcht

Generalisierung: Übertragung von Schulangst auf andere Lehrkräfte

  • CS: Lehrer > CR: Furcht
  • CS: alle Lehrer > CR: Furcht

Was sollte der Lehrer tun?

  • Assoziationen mit Klassenzimmer stets positiv
  • positives Klassenklima
  • Misserfolge nur auf konkrete Situation, niemals allgemein, beziehen
19
Q

Behandlungstechniken mit dem Hintergrund der klassischen Konditionierung

A

Hilfe bei Angst- und Furchtstörungen (JONES): Peter + Angst vor Kaninchen > Gegenkonditionierung mit Süßigkeiten

  • UCS: Gebäck > UCR: angenehme Reaktion + CS: Kaninchen > CR: Furcht
  • UCS+CS > CR2: angenehme Reaktion (Freude an Keksen ersetzt Angst)

WOLPE: systematische Desensibilisierung
- Ausgangspunkt: bestimmte Reaktionen sind unvermeidbar > Mensch kann nicht gleichzeitig entspannt sein und Angst haben
- Angsthierarchie
- Erlernen einer Entspannungstechnik
- Durcharbeiten der Angsthierarchie auf rein mentaler Ebene, Einsatz der Entspannungstechniken sobald Angst aufkommt
- Durcharbeiten der Angsthierarchie auf realen Ebene
Bei Schul-/Prüfungsangst
- Hierarchie von Angstauflösern erstellen
- entspannter Schüler geht jeden Punkt durch, bis keine Angst mehr vorhanden ist
- Pausen mit Entspannungsübungen zwischen jeder Stufe

20
Q

operante Konditionierung - allgemein

A

= Lernform, bei der sich die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion aufgrund einer Veränderung ihrer Konsequenzen ändert

operant: jedes Verhalten, das vom Organismus gezeigt wird und anhand seiner beobachtbaren Effekte auf die Umwelt des Organismus beschrieben werden kann (operant = die Umwelt beeinflussend)

21
Q

THORNDIKE

A

Beobachtung: Katzen versuchen sich aus einer puzzle box zu befreien
- spontanes Verhalten um sich zu befreien (trial & error)
- zufällige Öffnung der Tür > Futter
- das zum Futter führende, unmittelbar vorausgehende Verhalten wird verstärkt und tritt zukünftig häufiger auf
> law of effect (grundlegendes Lernkonzept, das besagt, dass die Kraft eines Stimulus, eine Reaktion hervorzurufen, verstärkt wird, wenn keine Belohnung folgt > Konsequenzen als entscheidende Determinante des Verhaltens

Lernen ist keine Assoziation zwischen zwei Reizen, sondern zwischen Reizen (Stimuli) und einer Reaktion > gelernt wird eine Reiz-Reaktions-Verbindung (S-R-Verbindung)

  • Verhaltensweise wird so zum Instrument, eine angenehme Konsequenz herbeizuführen und eine unangenehme zu vermeiden
  • instrumentelle Konditionierung: Aktivität ist Mittel zur Erreichung einer bestimmten Konsequenz
22
Q

SKINNER

A

Skinner-box
- nicht nur Erforschung, unter welchen Bedingungen sich Verhalten ändert, sondern auch, wie sich Verhalten unter Kontrolle bringen lässt

+ diskriminativer Reiz > keine Übereinstimmung von Thorndikes instrumentalem Konditionieren und dem operanten Konditionieren von Skinner

Ziel: systematische Variation von Reizbedingungen > Aufdeckung des Einflusses von Reizen aus der Umgebung des Organismus

Schema S (vorausgehende Reizbedingung) > R (Verhalten) > S+ oder S- (nachfolgendes Reizereignis)

Unterschied zum klassischen Konditionieren

  • Grundprinzip gleich (jeweils Verhaltensänderung)
  • Eigenkontrolle über Verstärker VS Kontrolle des UCS über Versuchsleiter
  • emit: von Organismus hervorgebracht VS elicit: durch UCS/CS hervorgerufen
  • Verhalten steht in Verbindung mit Ereignissen, die ihm nachfolgen (Konsequenz) VS Konditionieren des Antwortverhaltens

Operante Reaktionen werden nicht durch spezifische Reize ausgelöst, wie dies beim klassichen Konditionieren der Fall ist

23
Q

Kontingenzen bei der Verstärkung - operante Konditionierung

A

= zuverlässige Beziehung zwischen einer Reaktion und den dadurch hervorgerufenen Änderungen in der Umwelt

24
Q

positive und negative Verstärker - operante Konditionierung

A

Verstärker = Ereignisse, die die Reaktion eines Organismus festigen können, wenn sie in kontingenter Beziehung auftreten. Verstärker werden immer empirisch definiert - durch ihre Wirkung auf die Auftretenswahrscheinlichkeit von Verhaltensweisen (Reaktionen)

3 Klassen: neutral - angenehm erlebte - aversiv erlebte

  • positiv: angenehmer Reiz folgt in kontingenter Weise auf eine Reaktion + Zunahme deren Auftretenswahrscheinlichkeit mit der Zeit > positiver Verstärker
  • negativ: aversiver Reiz, der vermieden, entfernt oder in der Intensität reduziert wird + Ansteigen der Auftretenswahrscheinlichkeit mit der Zeit > negativer Verstärker
25
Q

positive und negative Bestrafung

A

Bestrafungsreiz: jeder Reiz, der unter Kontingenzbedingungen mit einer Reaktion die Wahrscheinlichkeit dieser Reaktion senkt. Bestrafung ist die Gabe eines Bestrafungsreizes in der Folge einer Reaktion

positiv

  • wenn auf ein Verhalten die Verabreichung eines aversiven Reizes folgt, nennt man dies positive Bestrafung
  • negativ: wenn auf ein Verhalten der Wegfall eines angenehmen Reizes folgt, dann nennt man das negative Bestrafung
26
Q

Schule und Verstärkung bzw. Bestrafung - operante Konditionierung

A

Einsatz aversiver Reize in der Schule

  • Unterricht in künstlicher Umgebung > Aktivierung durch Verhaltenskonsequenzen - auch aversiv - die mit dem wirklichen Leben nicht übereinstimmen
  • zu viele Schüler

aber

  • SKINNER: Lehrer der straft, bringt Schülern bei, dass Bestrafung ein Weg ist, Probleme zu lösen. Eigentliches Ziel - unerwünschte Verhaltensweise zu löschen - wird nicht erreicht. Stattdessen erschweren Nebeneffekte die Arbeit auf längere Sicht
  • beabsichtigte Bestrafung stets mit Aufmerksamkeitszuwendung verbunden > kann als Verstärker wirken
  • O’LEARY: leises Tadeln wirkungsvoller
  • Bestrafter erfährt nur dass sein Verhalten nicht erwünscht ist, aber nicht, welches Verhalten erwünscht wäre
  • SKINNER: Interesse an schulischer Arbeit wird nicht durch Bestrafung von Desinteresse entwickelt
  • Problem der negativen Nebeneffekte: Schulbezug
  • BANDURA: verstärkende Wirkung von Bestrafung, falls nicht konsequent bestraft wird
  • Bestrafung nur sinnvoll, wenn Verhalten sofort beendet werden muss, sollte aber nur angewendet werden, wenn dem Lernenden die Möglichkeit gegeben wird, die jeweils gewünschte Verhaltensweise auszuführen
  • nach Bestrafung muss wieder verstärkt werden
27
Q

diskriminative Reize und Generalisierung

A

Änderung der Wahrscheinlichkeit einer Reaktion nicht für alle Umstände, vielmehr in bestimmtem Kontext > Wissen des Lerners, welche Konsequenzen eine operante Verhaltensweise unter bestimmten Bedingungen nach sich zieht > diskriminative Reize

diskriminativer Reiz: durch Assoziationen mit Verstärkung oder Bestrafung erlangen die in einer Situation vorhandenen Reize, die in einer bestimmten Reaktion vorangehen, die Funktion, den Kontext für dieses Verhalten festzulegen > Organismus lernt, dass sein Verhalten wahrscheinlich bei manchen Reizgegebenheiten eine bestimmte Wirkung hat

SKINNER: Folge von diskriminativem Reiz, Verhalten und Konsequenz als Dreifachkontingenz > weitgehende Kontrolle des Verhaltens eines Organismus durch die Manipulation der Verhaltenskonsequenzen bei Vorliegen diskriminativer Reize

Verhaltensweise, die ein Organismus als Reaktion auf diskriminatorische Reize zeigt, wird auf andere Reize, die ihm ähneln, generalisiert

Ein Reiz, der Verstärkung signalisiert wird als positiver diskriminativer Reiz (SD) bezeichnet, einer, der keinen Verstärker erhältlich signalisiert, negativer diskriminativer Reiz (S-Delta)

28
Q

Schulbezug - diskriminative Reize

A

Jede Frage im Unterricht, die eine Antwort nach sich zieht, besitzt die Form eines diskriminativen Reizes - Annahme durch den Schüler macht ihn zu diesem

wichtig: differentielle Verstärkung - nach dem Auftreten einer operanten Verhaltensweise (R1) wird nur dann eine Verstärkung gegeben, wenn ihr der diskriminative Reiz SD vorausgegangen ist, nicht S-Delta
wichtig: Lehrer muss seinen Hinweisen einen auf Konsequenzen bezogenen Sinn zuweisen > beliebige Aussagen oder körperliche Ausdrucksweisen werden zu Reizen, die bestimmte Konsequenzen ankündigen: ‘diskriminative Reize’

Reiz > diskriminativer Reiz: prinzipielles Anzeigen einer Möglichkeit, für eine operante Verhaltensweise Verstärkung zu erhalten

diskriminative Hilfsreize (prompts) erhöhen das Unterscheidungslernen > schnellstmögliches Ausblenden (fading) mit dem Ziel, dass SD alleine erreicht wird

29
Q

Verstärkereigenschaften

A

konditionierte Verstärker

  • primäre Verstärker (biologisch begründet)
  • sekundäre/konditionierte Verstärker (NS, die durch klassische Konditionierung zu konditionierten Verstärkern wurden): oft Selbstzweck, leichter und wirksamer zu verwenden als primäre, stehen rasch zur Verfügung

Aktivitäten als positive Verstärker

  • Premack-Prinzip: eine wahrscheinliche Aktivität kann zur Verstärkung einer weniger wahrscheinlichen Reaktion eingesetzt werden
  • Prinzip um Kinder dazu bringen, bei einer Aktivität mit geringerer Auftretungswahrscheinlichkeit mitzumachen

partielle Verstärkung und Verstärkungspläne
- partielle Verstärkung = Verhalten, das gelernt werden soll, wird nur in einem Teil der Durchgänge verstärkt (gelegentliche oder inermittierende Verstärkung) > Effekt (Bittermann)
- Verstärkerpläne = Muster der Gabe oder Zurückhaltung beim operanten Konditionieren
- Quotenplan: Verstärkung folgt nach gewisser Anzahl von Reaktionen
- Intervallplan: Verstärkung erfolgt nach bestimmten Zeitintervallen, unabhängig von der Reaktionsrate des Organismus
in beiden Fälle gibt es entweder ein konstantes (festes) oder ein unregelmäßiges variables Verstärkerungsmuster (4 Kombinaionen

30
Q

Quoten- und Intervallpläne

A

fixierter Quotenplan
- Verstärker für die erste Reaktion wird nach einer festen Anzahl von Reaktionen gegeben
> hohe Auftretenswahrscheinlichkeit von Reaktionen, da unmittelbare Korrelation zwischen Reaktion und Verstärker

variabler Quotenplan
- Verstärker wird nach einer variablen Zahl von Reaktionen gegeben, deren durchschnittliche Anzahl vorher festgelegt wurde
> höchste Reaktionsrate und größter Löschungswiderstand

fixierter Intervallplan

  • Verstärker für erste Reaktion wird nach Ablauf eines bestimmten Zeitintervalls gegeben
  • unmittelbar danach erfolgen nur wenige Reaktionen
  • wenn Belohnungen wieder näher rücken, nimmt Reakiosnrate ebenfalls zu

variabler Intervallplan

  • Verstärker für erste Reaktion wird nach Ablauf einer variablen Zeitspanne - jedoch im Mittelwert - gegeben
  • mäßige, aber sehr stabile Verhaltensrate, Löschung erfolgt langsamer als unter fixierten Intervallplänen
31
Q

Shaping

A

Verhaltensformung
Veränderung des Verhaltens in aufeinander folgenden kleinen Schritten, wobei jeder eine weitere Annäherung an die erwünschte Leistung bedeutet

zu Beginn: jedes auftretende Element der gewünschten Leistung verstärkt

bei regelmäßigerem Auftreten dieses Elementes: nur Verstärkung von Reaktionen, die dem Zielverhalten schon ähnlicher sehen

im Labor: Herausbildung der Reaktion auf einem zunehmend höherem Niveau, durch die Koppelung dieser differentiellen Verstärkung mit der schrittweisen Kriteriumsniveausteigerung

bekannteste Anwendung: ‘programmierte Unterweisung’ (SKINNER) = Programmaufbau führt den Lernenden durch eine Reihe sorgfältig geplanter Lernschritte und Programmfestlegung durch die Reihenfolge der einzelnen Lernschritte

32
Q

Channing

A

Kettenbildung
das operante Verfahren, bei dem jeder Reaktion innerhalb einer Kette von Einzelreaktionen ein konditionierter Verstärker folgt, bis auf die letzte Reaktion ein unkonditionierter oder primärer Verstärker folgt

jedes Glied der Kette ist ein diskriminativer Reiz für die nächste Reaktion und ein konditionierter Verstärker der unmittelbar vorausgehenden

33
Q

Verminderung der Auftretenswahrscheinlichkeit durch Extinktion

A

SKINNER: Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit von Verhaltensweisen auch dann, wenn keine kontinuierliche, sondern eine partielle Verstärkung erfolgt

Keine Konsequenzen > Extinktion = keine Verstärkung/Ignorieren > Absenkung der Auftretenswahrscheinlichkeit

unmittelbar nach Beginn der Extinktionsphase: teilweise vorübergehende Erhöhung (REYNOLDS): Ausbleiben des Verstärkers > Frustration > höhere Aktivität des Schülers

Tempo des Absinkens von der Lerngeschichte abhängig

  • kontinuierliche Verstärkung: schnelle Abnahme
  • partielle Verstärkung > langsamere Abnahme der Auftretenshäufigkeit

Schulbezug: Ignorieren von auffälligen Schülern?

  • JENSON: Ermahnung des Lehrers als unbeabsichtigter Verstärker, da Aufmerksamkeitszuwendung > Aufmerksamkeitszuwendung verweigern um Extinktion zu erreichen, aber! Interpretation der Ignoranz als Toleranz, Aufmerksamkeit durch Mitschüler
  • O’LEARY: Löschung allein reicht nicht, um unerwünschtes Verhalten abzubauen > zusätzlich positive Verstärkung
34
Q

Verhaltensaufbau nach operanten Paradigmen

A

= individuell angepasster Einsatz von negativen und positiven Verstärkern

Klassen
- Verstärker durch Personen (soziale Verstärker) THARP/WETZEL
- Verstärker durch Tätigkeit (Premack-Prinzip, PREMACK) Reduktiondeprivation
Annahme: jeder Organismus besitzt für alle Aktivitäten eine Baseline, die er aus Gleichgewichtsgründen aufrechterhalten will > Reduzierung des Verhaltens unter Normal/Basisbedarf > stärker eingeschränktes Verhalten wirkt als Verstärker für das weniger eingeschränkte Verhalten - unabhängig ob es das wahrscheinlichere ist
- materielle Verstärker (Token-Economy, Verstärker durch Objekte): systematische, symbolische Verstärker > nach bestimmten Regeln Eintausch in reale Verstärker (O’LEARY/DRABMAN)
- informative Verstärker: Erkenntnisgewinn/Wissen wird verstärkt, Verstärkung liegt im Handeln selbst oder im Erfolgserlebnis nach Erreichen eines Ziels > kein Verstärker von außen
- Kontingenzverstärker (Kontingenz-Vertrag): Übereinkommen zwischen zwei Vertragsparteien (HOMME et al)

35
Q

Verhaltensabbau nach operanten Paradigmen I

A

Kombination mit aufbauendem Verfahren für alternatives, erwünschtes Verhalten sinnvoll > nie alleine eingesetzt (negative Verhaltensbilanz) > Notwendigkeit des Erlernens eines alternativen Verhaltens bei Selbst- und Fremdgefährdung

Stimuluskontrolle: Verhalten lässt sich durch den Einsatz von Hinweisreizen steuern, Idee zur Reduzierung des Verhaltens (einfach einsetzbar, ohne negative Folgen)

  • Vermeidung von Hinweisreizen, die zu unangemessenen und störenden Verhaltensweisen geführt haben
  • Vermeidung von Hinweisreizen, die bisher zu unerwünschten Verhaltensweisen führten

operante Löschung: Vorteil gegen Bestrafung: Abbau, nicht Unterdrückung eines Verhaltens durch jegliches Ausbleiben von Verstärkung
- Probleme: Identifikation bisheriger Verstärkung, Konsequenz notwendig, Schulklassenproblem
- typischer Verlauf: zunächst evtl. Zunahme des Problemverhaltens, langsamer Verhaltensabbau nach einiger Zeit
- Vorsicht: Löschung sollte nicht bei aggressivem Verhalten oder Selbstgefährdung eingesetzt werden
Fazit: theoretische Vorteile - effektive Reduktion, lang anhaltende Wirkung, vollständiger Abbau, Verzicht auf aversive Kontrolle; Kombination mit Methoden zum Verhaltensaufbau sinnvoll, nur bei Verhalten anzuwenden, dass noch über längeren Zeitraum tolerierbar ist

36
Q

Verhaltensabbau nach operanten Paradigmen II

A

positive Bestrafung: Darbietung aversiver Reize (Bestrafung als verhaltensändernde Maßnahme wenig sinnvoll. Einsatz nötig bei Selbst-/Fremdgefährdung, Unwirksamkeit anderer Maßnahmen
Grundregeln
+ milde Strafe zu Beginn der Verhaltenskette
+ Verhaltensreduzierung durch Strafe eher bei gutem Lehrer-Schüler-Verhältnis
+ Strafreize sobald wie möglich und im angemessenen Maß
+ Information/Begründung erhöht Wirksamkeit und Orientierungsmöglichkeit
+ Variieren von aversiven Reizen
+ Einbau von Warnstimuli sinnvoll

negative Bestrafung: Entzug positiver Konsequenzen > ‘humane’ Bestrafung (keine starken emotionalen Nebenwirkungen)

  • Verstärker oder Privilegiennutzung (response-cost-Verfahren)
  • sozialer Ausschluss (time-out-Verfahren)
37
Q

Verhaltensabbau nach operanten Paradigmen III

A

Verstärkung inkompatiblen Verhaltens: Förderung erwünschten Verhaltens + Intensivierung durch Löschungsprozedur des unerwünschten Verhaltens
+ positive Kontrollmethode, gut mit anderen Methoden kombinierbar, lang anhaltend, konstruktive Methode (gewünschtes Verhalten auf- und ausbauen), keine schädigende Wirkung
- kurzfristig kein Erfolg bei längerem Vorhandensein unerwünschten Verhaltens

negative Praxis/Sättigung

  • störende Verhaltensweise muss über längeren Zeitraum so lange gezeigt werden, bis sie nicht mehr verstärkend sondern neutral oder aversiv wirkt
  • Wiederholung > Ermüdung/reaktive Hemmung > Beendigung
  • Überstrapazierung der Reaktionsbereitschaft sorgt dafür, dass die Beendigung als erleichternd empfunden wird (BLACKHAM/SILBERMANN)

Verhaltensverhinderung: Verhinderung des unerwünschten Verhaltens durch eine unvereinbare Reaktion

Verzögerung des Handlungsablaufs: Komplizierung und Hinauszögern des Handlungsablaufs

Gedankenstop: Gedanken können selbst unerwünschte Verhaltensweisen bzw. Auslöser oder Verstärker für unerwünschte Verhaltensweisen sein > möglichst frühzeitig

38
Q

Einflüsse behavioristisch orientierter Lernforschung auf die Unterrichtsarbeit I

A

Hauptaufgabe der Lehrer: Veränderung von beobachtbarem Verhalten, optimal wenn man die jeweiligen Lernvoraussetzungen der Schüler beachtet, und sie zur ständigen Auseinandersetzung mit den Aufgaben aktiviert

Konzentration auf beobachtbares Schülerverhalten: Behavioristen verstehen unter Lernen eine relativ dauerhafte Verhaltensänderung als Ergebnis von Erfahrungen > Forderung: nur noch Verwendung von operationalisierbaren Lernzielen, d.h. verhaltensorientiert definiert (konkrete Aktivitäten, die der Schüler nach dem Erreichen eines Lernziels zeigt (TYLER)

unterschiedlicher Zeitbedarf zum Lernen
- BLOOM: Leistungsunterschiede im Wissenstest nicht aufgrund der Intelligenz

  • CAROLL: nicht Beurteilung nach Ausprägungsgrad von Leistungsfähigkeit, sondern danach, ob sie schneller oder langsamer lernen; Sicherstellen dass jeder Schüler genug Zeit hat, die er benötigt, und dass er die zur Verfügung gestellte Zeit auch nutzt (Qualität der Instruktion)
  • BLOOM: Vorgehen der Lehrer ruft erst Leistungsunterschiede hervor

Fazit: jeder Schüler kann mit genügend Zeit dazu gebracht werden, alle Lernziele zu erfüllen (mastery learning - Konzept des zielgerichteten Unterrichts)nm

39
Q

Einflüsse behavioristisch orientierter Lernforschung auf die Unterrichtsarbeit II

A

Unterscheidung zwischen passiver und aktiver Beteiligung

  • aktiv: Lernender tut etwas, für jeden Beobachter sichtbar
  • passiv: Schüler hört stillschweigend zu
  • Unterscheidung nach: Leistungsniveau, Schnelligkeit des Lernfortschritts, Umfang aktiver Beteiligung
  • ziemlich eindeutiger Zusammenhang: Schüler mit besseren Leistungen beteiligen sich intensiver am Unterricht (Ziel = ständige hohe Beteiligung für jeden Schüler erreichen, durch Aufgaben die Erfolg versprechen
  • Ziel aus behavioristischer Sicht: relativ hohes Maß an aktiver Beteiligung für jeden Schüler

Bestimmung angemessener Verhaltenskonsequenzen: Verstärker besitzt nur Verstärkerfunktion wenn er folgende Voraussetzungen erfüllt (O’LEARY)
- im richtigen Maß
- Bezug zu Verhalten
- Glaubwürdigkeit der Person, die den Verstärker gibt
Außerdem: Berücksichtigung der Persönlichkeitsmerkmale des Empfängers

40
Q

Gelernte Hilflosigkeit

A

These: Depressionen werden durch den Glauben hervorgerufen, wenig oder gar keine persönliche Kontrolle über bedeutsame Lebensereignisse zu haben

SELIGMANN: Theorie der erlernten Hilflosigkeit: Personen die glauben dass sie zukünftige Ereignisse nicht beeinflussen können > Experiment: depressionsähnliche Zustände bei Hunden

  • Vortraining: Aufteilung der Hunde in zwei Gruppen und Fixierung in Käfigen mit elektrifizierbaren Bodengittern + Konditionierung beider Gruppen (Ton (NS) + Schock (UCS) > Furcht (UCR))
    • Gruppe 1 lernt dass Schock unvermeidbar und unkontrollierbar ist
    • Gruppe 2 lernt dass Schock mittels Druck auf Platten beendet werden kann

gelernte Hilflosigkeit: Anschluss an Vortraining > beide Gruppen in einem Käfig, der aus zwei Teilen besteht, die durch eine Barriere getrennt wird > Hunde können Schock entgehen indem sie Hürde überspringen

  • Gruppe 1 findet Ausweg nicht, verhalten sich untätig > gelernte Hilflosigkeit
  • Gruppe 2 zunächst trial & error, Springen > law of effect
41
Q

Defizite bei der erlernten Hilflosigkeit

A

3 Arten (SELIGMANN/ALOY)

  • motivational
  • emotional
  • kognitiv

Aufkommen des Zustandes stark abhängig davon, wie Personen Ereignisse in ihrem Leben erklären (attribuieren)
> Attributionsstil, 3 Dimensionen
- internal - external
- global - spezifisch
- stabil - instabil
> Theorie geht davon aus, dass insbesondere Personen mit internaler, stabiler und globaler Attribution anfällig für Depressionen sind

42
Q

erlernte Hilflosigkeit - Schulbezug

A

Motivation nicht immer möglich, da Situation als hoffnungslos wahrgenommen wird > schulische Herausforderungen werden nicht mehr angenommen > kognitive Defizite

Überzeugung (Schüler) dass Misserfolge Folge von unzureichenden Fähigkeiten sind (Wahrnehmungsverzerrung)

Idee: hilflosen Schülern nur noch Erfolgt übermitteln
Aber: keine objektive Wahrnehmung, da Aufmerksamkeit vorrangig auf Misserfolge gerichtet wird; (CAROL): große Anstrengung um Kinder aus der gelernten Hilflosigkeit zu holen

Vorbeugung

falsch: Bewahren vor Misserfolgen
richtig: Überzeugung zurückgeben, dass Schüler relevante Ereignisse beeinflussen können

Überwindung und Rückgewinnung der Kontrolle

  • WEINER: Attribuierungsmuster: Misserfolge internal, Erfolge external + stabil > keine Veränderung möglich
  • Maßnahmen um Überzeugung eigener Kontrollmöglichkeiten zurückzugeben
  • Trainingsprogramm (DECHARMS): Reattribuierung: Verknüpfung von Leistungsergebnissen und Anstrengung (instabil) > Verbesserung des tatsächlichen Leistungsverhaltens und der Erwartung zukünftiger Erfolge

WICHTIG Schülerbild des Lehrers ausschlaggebend

43
Q

Sozial-kognitive Lerntheorie (Modell-Lernen)

A

= Verhalten eines Individuums ändert sich auf Grund der Wahrnehmung von Verhaltensweisen anderer Personen - Modelle - oder auf Grund verbaler Darstellung über das Verhalten anderer Personen, und zwar in Richtung größerer Ähnlichkeit mit der beobachteten oder dem auf Grund verbaler Übermittlung vorgestellten Verhalten

Überzeugung der modernen Lerntheorie und kognitivem Theorien: Verhalten wird von Kontingenzen der Umwelt beeinflusst