Krankheiten der Endokrinen Organe Flashcards
Allgemeines Zur Hypophyse, Neurohypophyse und Andenohypophyse
Hypophyse
- Hypophyse hat zwei Anteile, Unterscheidung nach embryonalem Ursprung, Morphologie und Funktion
- Adenohypophyse mit Pars tuberalis, Pars intermedia und Pars distalis
- Neurohypophyse (= Hypophysenhinterlappen)
Neurohypophyse
- Sezerniert 2 Hormone
- Vasopressin (= Adiuretin oder Antidiuretisches Hormon)
- Oxytocin
- Hormone werden in Neuronen des rostralen Hypothalamus gebildet → Deren Neurite ziehen über Tractus hypothalamus in Neurohypophyse
- Wirkungsort des Oxytocins v.a. Milchdrüse (= Milchejektion) und weiblicher Genitaltrakt (= Stimulation der Kontraktilität)
Wesentlichste physiologische Aktivität des Vasopressins auf Nieren gerichtet
- Einschränkung der Wasserabgabe des Organismus
- Förderung der Rückresorption von Wasser im distalen Tubulus => Hemmung der Diurese
- Wichtigste Auslöser einer Vasopressinfreisetzung: Anstieg des osmotischen Druckes des Blutplasmas durch Dehydratation
- Sehr empfindlicher Regulationsmechanismus
- Abnahme des zirkulierenden Blutvolumens = Sekretionsreiz
- Vasopressin hat therapeutischen Einsatz bei der Stillung schwer beherrschbarer innerer Blutungen
Adenohypophyse
- Produziert in Epithelzellen verschieden Hormone
- Hormone wirken entweder
- direkt auf Organismus (Wachstumshormone, Prolactin, ß-Endorphin, Melanozytenstimulierendes Hormon) oder
- kontrollieren Entwicklung und Funktion anderer, peripherer endokriner Drüsen (Adrenocorticotropes Hormon, Thyreotropes Hormon, Gonadotropine) → indirekter Einfluß auf die Körperfunktionen
- Sekretion der Hormone gesteuert durch (meist) im Hypothalamus produzierte Hormone des ZNS
- Gelangen auf humoralem Weg in Hypophyse, dort hemmender oder stimulierender Einfluß => sehr enger funktioneller Zusammenhang zwischen ZNS und Adenohypophyse
- Beim Pferd hptsl. generelle Unterfunktion der Adenohypophyse (= Panhypopituitarismus)
- Anatomie & Histologie
Welche Hormone werden in der Parsdistalis/Hypophysenvorderlappen (HVL) gebildet?
Parsdistalis/Hypophysenvorderlappen (HVL): Bestehend auscorticotropenZellen; Spaltung des Vorläuferprotein POMC (Proopiomelanocortin) in ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) undβ-LPH (β-Lipotropin)
→ Der im Blutmessbare ACTH-Spiegelberuht fast ausschließlich auf der Bildung von ACTH in derPars distalis. ACTH wirkt auf die Zona fasciculata der Nebennierenrinde (NNR) und induziert dort Synthese und Freisetzung von Cortisol. Cortisol hemmt über die Glucocorticoidrezeptoren der corticotropen Zellen der Pars distalis wiederum die weitere Freisetzung von ACTH.
Welche Hormone werden in der Parsintermedia/Hypophysenzwischenlappen (HZL) gebildet?
Bestehend ausmelanotropenZellen; Spaltung des POMC zu ACTH undβ-LPH, weitere Spaltung von ACTH zuα-MSH(Melanozytenstimulierendes Hormon/Melanotropin) undCLIP(Corticotropin-like intermediate lobe peptide) → wenig ACTH (nur etwa 2%) verbleibt; außerdem Spaltung vonβ-LPH zuβ-Endorphin, γ-LPH,β-MSH
- α-Melanozyten-stimulierendes Hormon (α-MSH): Hormon für Haut- und Fellpigmentierung, anti-inflammatorischer Effekt, Appetit-/Sättigungs-Balance, Fettstoffwechsel
- Corticotropin like intermedia peptide (CLIP): wirkt auf das ZNS
- β-Endorphin (β-End): endogenes Opioid, Immunsuppression, Analgesie, Verhaltensänderungen
→ Das in der Pars intermedia gebildete ACTH wird überwiegend zu weiteren Spaltprodukten abgebaut. Die melanotropen Zellen der Pars intermedia besitzen keine Glucocorticoidrezeptoren und unterliegen folglich nicht dem gleichen negativen Feedback der Pars distalis. Die Synthese der Spaltprodukte in der Pars intermedia unterliegt der ständigeninhibitorischen Kontrolle durch Dopamin aus dem Hypothalamus.
Definition, Ätiologie und Pathogenese der Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID)
Definition
Übermäßig aktive melanotrope Zellen in der Pars intermedia der Hirnanhangsdrüse.
Im englischen Sprachraum als Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) bekannt.
Ätiologie
Physiologische Hemmung der melanotropen Zellen im Zwischenlappen durch Dopamin
Dopamin wird von Nervenendigungen freigesetzt, deren Zellkörper im Nucleus periventricularis des Hypothalamus lokalisiert sind.
Ursache für das Krankheitsbild PPID: Degeneration dieser hemmenden Nervenzellen im Hypothalamus.
Mangelnde Hemmung führt zur erhöhten Produktion und Sekretion von Proopiomelanocortin, aus dem unter anderem ACTH entsteht.
Degeneration der dopaminergen Neurone verläuft schleichend und wird durch lokale oxidative Prozesse verursacht → Intraneuronale Ansammlung von abnormem α-Synuclein mit ähnlicher Tertiärstruktur wie bei der Parkinson-Erkrankung des Menschen.
Pathogenese
Ursache von PPID: Degeneration dopaminbildender Neurone, nicht durch primären Tumor.
Oxidativer Stress als diskutierte Ursache.
Dopaminmangel führt zum Verlust der Hemmung auf die Pars intermedia des Hypophysenvorderlappens (HVL).
Dopaminmangel bewirkt Hypertrophie oder Hyperplasie melanotroper Zellen, was zu vermehrter Expression von POMC-Peptiden
Entstehung eines Hypophysenadenoms.
POMC wird durch proteolytische Spaltung in folgende Hormone umgewandelt:
adrenocorticotrope Hormon (ACTH),
Alpha-Melanozyten-stimulierendes Hormon (α-MSH) und
Corticotropin-like-intermediate lobe peptide (CLIP)
ACTH stimuliert die Kortisolproduktion in der Nebenniere.
Kortisol hemmt die ACTH-Produktion in der Pars distalis über einen negativen Feedbackmechanismus, jedoch nicht in der Pars intermedia.
Vermehrte ACTH-Bildung führt selten zu Hyperplasie der Nebennierenrinde (NNR) und Hypercortisolämie beim Pferd.
Serumcortisolwerte in der Regel im Referenzbereich oder erniedrigt.
Ursachen: verminderte Cortisolsynthese/-sekretion aufgrund längerer ACTH-Exposition, verminderte ACTH-Rezeptorexpression auf NNR-Zellen.
Circadiane Rhythmik des Cortisolspiegels geht bei PPID aufgrund unkontrollierter ACTH-Ausschüttung aus der Pars intermedia verloren.
POMC-Spaltprodukte beeinflussen Insulin- und Fettstoffwechsel.
Forschungsbedarf für genaue Zusammenhänge und Pathomechanismen bezüglich Fellwechselstörungen, Insulinresistenz und Hufrehe im Zusammenhang mit PPID.
Unterscheidung von PPID von anderen Tierarten, bei denen Hypercortisolismus die Symptome verursacht. → Besser als “Pituitary Pars intermedia Dysfunktion” (PPID) anstatt “Equines Cushing” bezeichnen
Klinische Anzeichen einer Pituitary Pars Intermedia Dysfunction
- Veränderungen des Haarkleides (erst Probleme mit dem Fellwechsel, im weiteren Verlauf lokal oder generalisiert überlanges, welliges bis lockiges Haarkleid bei älteren Pferden, tritt bei etwa 80% der erkrankten Pferde auf;CAVE:Die Veränderungen des Fells beim Pferd entstehen vermutlich durch Störungen der Thermoregulation (Thermoregulationszentrum wird durch Hypophysenadenom komprimiert) undα-MSH (Aufhellung der Haarspitzen wie “Ombre Hair”).cortisolbedingte Veränderungenam Haarschaft werden als Hirsutismusbezeichnet.
- Chronische Hufrehe: Wichtigste klinische Komplikation
- Hyperhidrosis (übermäßiges Schwitzen): Meist an Hals und Schulter, ist vermutlich auf die Veränderungen des Haarkleides zurückzuführen
- Muskelatrophie, Gewichtsverlust, Fettumverteilung: Aufgrund der gesteigerten Cortisolaktivität ist die Atrophie der Muskulatur besonders im Rückenbereich ausgeprägt. Die Pferde haben ein dünnes Erscheinungsbild, wirken jedoch als hätten sie einen Hängebauch (pot belly appearance). Ebenfalls tragen Fetteinlagerungen an Hals, supraorbital, am Schweifansatz oder im Präputium/vor dem Euter zu dem Erscheinungsbild bei.
- Polyphagie: Diskutiert wird eine Leptinresistenz gemeinsam mit einer Hyperleptinämie; Leptin ist ein Hormon, das von den Adipozyten produziert wird und ein Sättigungssignal an den Hypothalamus sendet. Bei einer Schädigung des Hypothalamus kommt es daraufhin zu einer Steigerung des Appetites und das Sättigungssignal wird gehemmt
- Lethargie: Vermutlich verminderte Reaktion auf Schmerzstimuli
- Polydipsie/Polyurie: Cortisol steigert die glomeruläre Filtrationsrate; Zusätzlich kann es durch zunehmenden Druck auf die Neurohypophyse oder durch die Zerstörung dieser (ADH-Mangel), zu einem zentralen Diabetes insipidus kommen.
- Pseudolaktation/Infertilität: Sehr selten, durch veränderte Prolaktinausschüttung
- ZNS-Symptomatik: Tritt erst im fortgeschrittenen Stadium auf und ist unter anderem gekennzeichnet durch zentrale Blindheit, Krampfanfälle und Narkolepsie ähnliches Verhalten. Verursacht wird sie durch den Druck der vergrößerten Hypophyse auf angrenzende Großhirnareale. Insgesamt sehr selten.
Des Weiteren spielen Immunsuppression, die Ausbildung von Sekundärinfektionen, das gehäufte Auftreten von Hauterkrankungen sowie die Entstehung von Spontanfrakturen eine Rolle. Im Blutbild sind selten erhöhte Glukose- und Insulinbasalwerte zu sehen. Dynamische Stimulationstests auf Insulinresistenz können positiv sein.
Was entsteht aus POMCs?
α-Melanozyten-stimulierendes Hormon (α-MSH)
* HormonfürHaut-undFellpigmentierung
* Anti-inflammatorischerEffekt
* Appetit-/Sättigungs-Balance,Fett-Stoffwechsel
Corticotropin like intermedia peptide (CLIP)
* WirktaufBeta-ZellendesPankreas
* StimuliertdieFreisetzungvonInsulin
ß-Endorphin (ß-End)
* EndogenesOpioid,Immunsuppression
* Analgesie,Verhaltensänderungen
Rolle des Cortisols
* Stresshormon
* Schlüsselrolle im Kohlenhydrat-, Lipid- und Proteinstoffwechsel in Leber, Muskulatur und Fettgewebe -> Bereitstellung von Glukose und Fettsäuren
* Stimulation der Glukoneogenese (Leber, Niere) durch Mobilisierung von Aminosäuren
* Anti-inflammatorische und immunsuppressive Wirkung
* Gesunde Pferde: zirkadianer Cortisol-Rhythmus
* PPID: kein Rhythmus mehr vorhanden!
Was ist die optimale Basisdiagnostik bei Verdacht auf PPID?
ACTH-Bestimmung
- Häufigste Untersuchung zur PPID-Diagnose: Bestimmung des ACTH-Basalwerts im Blut.
- Vorteile: Erfordert nur eine Blutentnahme, kann zu jeder Tageszeit durchgeführt werden.
- Jahreszeit und angepasste Referenzwerte sind bei der Interpretation zu berücksichtigen.
- Basale ACTH-Konzentration unterliegt saisonalen Schwankungen, mit höchsten Werten im Herbst.
- Präanalytische Eckdaten sind entscheidend für korrekte Analysenergebnisse.
- Zur Bestimmung des ACTH-Werts benötigt man zeitnah abzentrifugiertes, abpipettiertes und gekühltes EDTA-Plasma.
- Probengewinnung zur ACTH-Bestimmung:
- Blutentnahme zu jeder Tageszeit möglich.
- Keine Notwendigkeit für Futterkarenz.
- Verwendung von EDTA-Röhrchen.
- Probe innerhalb von 3 Stunden abzentrifugieren und abpipettieren.
- EDTA-Plasma gekühlt ans Labor senden.
- Aufgrund saisonaler Unterschiede sind die Grenzwerte gemäß einer Tabelle zu interpretieren.
- Referenzwerte können leicht variieren, abhängig von der Messmethode der verschiedenen Labore.
- Differenzierte und saisonal angepasste Referenzbereiche in den aktuellen Empfehlungen der Equine Endocrinology Group (https://sites.tufts.edu/equineendogroup/; letztes Update 2021)
- Bei ACTH-Werten in der Grauzone ohne starke klinische Anzeichen wird erneute Untersuchung oder TRH-Stimulationstest empfohlen.
- ACTH-Konzentrationen sollten nur mit klinischen Symptomen kombiniert zur PPID-Diagnose verwendet werden, insbesondere im grenzwertigen Bereich.
- Merke: Messung der ACTH-Konzentration ist ohne klinische Anzeichen und bei jungen Pferden nicht empfehlenswert.
TRH-Stimulationstest:
- Gabe von Thyreotropin Releasing Hormon (TRH) führt zu erhöhter Ausschüttung von Thyroidea-stimulierendem Hormon (TSH).
- Dies bewirkt Anstieg der Schilddrüsenhormone T3 und T4 sowie einen deutlichen Anstieg von ACTH und Kortisol.
- Bei gesunden Pferden begrenzt negative Rückkopplung der Glukokortikoid-Rezeptoren die Sekretion der POMC-abgeleiteten Peptide aus der Pars distalis.
- Bei PPID-Pferden führt TRH zu übermäßiger ACTH-Sekretion, da melanotrope Zellen von der Rückkopplung unbeeinflusst sind.
- Dieser Anstieg ist bei PPID-Pferden deutlich höher und dient zur Diagnosestellung
- Testdurchführung:
- Pferde sollten in den letzten 12 Stunden kein Kraftfutter gefressen haben
- Zuerst basale ACTH-Bestimmung durch EDTA-Probe.
- Dann langsame intravenöse Injektion von TRH (< 250 kg: 0,5 mg, > 250 kg: 1 mg).
- Genau 10 Minuten nach der Injektion erfolgt die zweite Blutentnahme zur ACTH-Konzentration.
- In Deutschland kein zugelassenes TRH-Präparat für Pferde verfügbar.
- Umwidmung eines Präparats aus der Humanmedizin erforderlich.
- Beide Proben wie bei basaler ACTH-Messung bereits beschrieben zentrifugieren und gekühlt ans Labor senden.
- Mögliche vorübergehende Nebenwirkungen nach TRH-Injektion: Flehmen und Gähnen.
Dexamethason-Suppressionstest (DST)
- Der Dexamethason-Suppressionstest (DST) über Nacht basiert auf der Tatsache, dass Dexamethason die Freisetzung von Corticotropin-Releasing-Hormon aus dem Hypothalamus und von ACTH aus der Hypophyse reduziert, was zu einer geringeren Kortisolproduktion führt. Bei PPID-Pferden wird die Kortisolproduktion nach Dexamethason-Injektion weniger stark und kürzer unterdrückt als bei gesunden Pferden.
- Die Durchführung des DST beinhaltet die Entnahme der ersten Blutprobe gegen 17:00 Uhr und die intravenöse oder intramuskuläre Injektion von 0,04 mg/kg Körpermasse Dexamethason. Die zweite Blutprobe wird am nächsten Tag gegen Mittag genommen, etwa 19 Stunden nach der Dexamethason-Injektion. Ein Kortisolwert unter 1 µg/dl (< 27,6 nmol/l) gilt als physiologisch, während ein Wert über 1 µg/dl auf PPID hinweist.
- Es kann bei einigen PPID-Pferden zu falsch-negativen Ergebnissen kommen, da ihr Kortisolspiegel nach Dexamethason-Injektion nicht ausreichend supprimiert wird. Im Herbst kann es auch zu falsch-positiven Ergebnissen kommen, da einige gesunde Pferde in dieser Jahreszeit erhöhte Kortisolwerte aufweisen.
- Der DST sollte nicht zwischen Ende August und Ende Oktober durchgeführt werden, um falsch-positive Ergebnisse zu vermeiden.
- Es besteht Konsens unter Experten, dass die Verabreichung von Dexamethason im Rahmen des DST keinen Hufreheschub auslöst und der diagnostische Nutzen des Tests die Anwendung rechtfertigt, insbesondere bei unspezifischen klinischen Symptomen oder wenn die basale ACTH-Bestimmung keine klare Diagnose ergibt.
PPID Therapie
Therapie
- Lebenslange Substitution vonDopaminagonisten, um den Dopaminmangel auszugleichen.
- Therapeutikum der Wahl:Pergolid(CAVE: Nicht für lebensmittelliefernde Tiere, dopingrelevant), initial: 2µg/kg KM
- Steigerung der Dosis nach 8 Wochen um 1µg/kg, wenn keine Ansprache auf Therapie
- Klinische und hormonelle Kontrollen (inkl. Insulin) alle 8-12 Wochen, um Dosisanpassung vornehmen zu können.
- Cyproheptadinkann als Serotoninantagonist ebenfalls die klinische Symptomatik verbessern.
- Bei verschiedenen Präparaten, die eine Dopamin-ähnliche Wirkung haben sollen, wie z. B.Mönchspfeffer, ist die Wirkung bislang nicht evidenzbasiert.
Adäquate Behandlung von Begleiterkrankungen.
Prophylaxe
Nicht bekannt.
Prognose
Nicht heilbar, aber bei entsprechender Therapie sind die Überlebensaussichten bei deutlich verbesserter Lebensqualität als gut anzusehen; außerdem abhängig vom Schweregrad und der Therapierbarkeit, sowohl der Grunderkrankung als auch von sonstigen Begleiterkrankungen (z.B.Hufrehe).
Phäochromozytom
Definition:
- Tumoren von chromaffinen Zellen im Nebennierenmark.
Pathogenese:
- Nebennierenmark & sympathisches Nervensystem → Gehören zum sympathochromaffinen System mit physiologischer Katecholaminproduktion (Adrenalin, Noradrenalin).
- Unterscheidung in adrenale und extraadrenale Phäochromozytome (nur adrenale beim Pferd).
- Geringe Malignität, meist unilateral, funktionell (symptomatisch) und nicht funktionell (Zufallsbefund).
- Funktionelle Tumoren lösen klinische Symptome aus, vor allem bei Pferden über 12 Jahren.
Klinik:
- Adrenerge Stimulationssymptome: Tachykardie, Tachypnoe, Schwitzen, Unruhe, Hyperthermie, Muskeltremor, Mydriasis, Ataxie, abdominale Schmerzen.
Diagnose:
- Unspezifische hämatologische Veränderungen: Hämokonzentration, Stressleukogramm (Neutrophilie, Lymphopenie).
- Diagnose durch Messung von Katecholaminen und Metaboliten im Urin.
Therapie:
- Gabe von blutdrucksenkenden, α-adrenergen Antagonisten (Phentolamin, Phenoxybenzamin, Prazosin).
- danach Chirurgische Entfernung der Nebenniere, jedoch erschwert durch intensive Blutgefäßversorgung und Interaktion mit Anästhetika (Arrhythmien).
- Begrenzte Erfahrungen in der Pferdemedizin, meist auf Fallberichte beschränkt.
Hyperthyreose
Definition
Als Hyperthyreose wird eine übermäßige Sekretion von Schilddrüsenhormonen bezeichnet. Dieses bei Mensch und Katze wohlbekannte Phänomen wurde bislang nur sehr vereinzelt bei älteren Pferden mit Neoplasien der Schilddrüse beschrieben.
Ätiologie
Ursachen sind Adenome oder Adenokarzinome, wobei Adenome der Schilddrüse oft beobachtet werden, meist aber nicht funktionell sind
Klinik
Als Symptome werden Leistungsintoleranz, Gewichtsverlust, Hyperaktivität, Hyperthermie, Anhidrose, Tachykardie, Verhaltensstörungen, Polyphagie, allgemeine Unruhe und Alopezie beschrieben. Erhöhte Plasmaspiegel von T3, T4 und/oder freiem T4 können auftreten.
Therapie
Die Symptome bessern sich nach operativer Entfernung des betroffenen Schilddrüsenlappens.
Hypothyreose
Definition: Hypothyreose
- Verminderte Sekretionsleistung der Schilddrüse.
- Unterteilung in primäre, sekundäre und tertiäre Hypothyreosen je nach Ursachenlokalisation.
Ätiologie der primären Hypothyreose:
- Jodmangel oder -überschuss: Beeinflusst die Schilddrüsenfunktion. Jodmangel in Gebieten mit geringem Jodgehalt im Boden und Pflanzen.
- Entzündung (Thyreoiditis): Schilddrüsenentzündung als Ursache.
- Neoplasien: Schilddrüsentumore können die Funktion beeinträchtigen.
- Biochemische Defekte: Stoffwechselstörungen in der Schilddrüse.
- Thyreostatika: Medikamente, die die Schilddrüsenfunktion hemmen.
- Aufnahme von strumigenen Substanzen: Bestimmte Pflanzen wie Wirsingkohl, Weißklee, Grünkohl, Rapssamen, Sojabohnen können die Schilddrüse negativ beeinflussen.
Einfluss von Medikamenten auf den Schilddrüsenhormonspiegel:
- Phenylbutazon: Bei Dosierung von 4,4 mg/kg alle 12 Stunden über 5 Tage führt es zu einem signifikanten Abfall der Serum-T4-Konzentration, während T3 unverändert bleibt.
- Dexamethason: Bei Dosierung von 0,04 mg/kg/d über 5 Tage erhöht es die T3-Konzentration im Blut und verringert die Reaktion auf den TSH-Stimulationstest. Berücksichtigung bei der Diagnostik notwendig.
Hypothyreose durch Jodmangel oder -überschuss:
-
Jodaufnahme und Ausscheidung:
- Überschüssiges Jod wird hauptsächlich über die Niere ausgeschieden.
- Jodgehalt im Urin spiegelt tägliche Jodaufnahme, gemessen als Jod-Kreatinin-Quotient.
- Aktuell keine festen Referenzwerte für Jodgehalt im Urin des Pferdes in der Literatur.
-
Regulation bei adulten Pferden:
- Adulte Pferde können eine zu hohe Jodzufuhr regulieren.
- Übermäßige Jodaufnahme führt zu kompensatorischer Hemmung der T3-/T4-Synthese.
- Langfristig kann dies zu Hypothyreose mit Schilddrüsenhyperplasie (Kropf) führen.
-
Fälle von Hypothyreose bei Fohlen:
- Mütter, die während der Gravidität mit Jod übersupplementiert wurden, verursachen Hypothyreose bei Fohlen.
- Häufige Auswirkungen sind Abort oder lebensschwache Fohlen, die kurz nach der Geburt sterben.
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Sekundäre Hypothyreose:
- Ursache im Bereich der Hypophyse oder des Hypothalamus.
- Zum Beispiel kann ein Hypophysenadenom Hypothyreose beim Pferd verursachen.
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Tertiäre Hypothyreose:
- Gestörte Hormonwirkung von T3/T4 im peripheren Gewebe.
- Bislang keine bekannten Fälle beim Pferd dokumentiert.
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Kongenitale Hypothyreose:
- Beginnt im peripartalen Zeitraum und ist irreversibel.
- Bei Athyreose oder Hypoplasie ist die Schilddrüse nicht oder nicht vollständig angelegt.
- Intrauterin erworbene Neugeborenen-Hypothyreosen sind teilweise reversibel.
- Fohlen können bei Stuten mit niedriger Blutkonzentration an Schilddrüsenhormonen geboren werden, oft nach verlängerter Tragezeit.
- Jodmangel der Stute während der Trächtigkeit kann schwerwiegende Auswirkungen haben.
Klinik
Fohlen:
- Unspezifische Symptome: Frühreife, Schwäche, langes oder raues Haarkleid, schwacher Saugreflex, Lethargie, Depression.
- Physische Anzeichen: Hypothermie, Kälteintoleranz, Atemnot, Inkoordination, Dysgenese der Epiphysenfugen, unzureichende Ossifizierung.
- Muskuloskelettale Probleme: Sehnenkontrakturen, hypoplastische Karpalknochen.
- Erhöhte Infektanfälligkeit und Wachstumsretardierung.
- Häufige Begleiterscheinung: Ausbildung einer Struma (Schilddrüsenvergrößerung).
- Diagnostischer Ansatz: Bei auftretenden Symptomen zunächst Stute und Fütterung überprüfen.
Erwachsene Pferde:
- Seltene und nicht lebensbedrohliche Erkrankung.
- Symptome: Erniedrigte Körpertemperatur, reduzierte Atem- und Herzfrequenz, Leistungsschwäche, Lethargie, Kälteintoleranz.
- Weitere Anzeichen: Verminderte sexuelle Aktivität, Fertilitätsprobleme, Schwellungen am Kopf und den Augenlidern.
- Probleme im Fellwechsel: Fellwechselprobleme, schlechtes Haarkleid, Dermatosen und Alopezie.
- Häufige Symptome: Kälteintoleranz und Fellstörungen treten fast immer auf.
Diagnose:
- Labordiagnostik: Charakteristisch sind erniedrigte T3-/T4-Konzentrationen und erhöhte TSH-Konzentration im Blut.
- Einschränkungen: Basalwerte der Hormone wenig aussagekräftig wegen möglicher Einflüsse durch andere Erkrankungen und Medikamente bei intakter Schilddrüse.
Therapie der Hypothyreose beim Pferd:
-
Fütterungsbedingte Hypothyreose:
- Empfehlung: Futteranalyse bei Verdacht.
- Eventuell Jodsupplementierung.
- Beachten: Jodzufütterung steigert nicht automatisch Schilddrüsenhormonkonzentration im Blut.
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Jodbedarf:
- Erwachsene Pferde: ca. 0,3 mg/100 kg KM.
- Zuchtpferde und Fohlen: 0,5 mg/100 kg KM.
- Idealer Jodgehalt im Futter: 0,1–0,6 mg/kg Futter.
-
Therapie
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L-Thyroxin-Verabreichung:
- Dosierung: etwa 20 µg/kg KM.
- Wirkungseintritt nach ca. 2 Wochen.
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Übergewichtige Pferde mit metabolischem Syndrom:
- Versuch mit L-Thyroxin zur Verbesserung der Stoffwechselleistungen.
-
L-Thyroxin-Verabreichung:
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Alternative Therapieoption:
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Gabe von jodiertem Kasein:
- Dosierung: etwa 5 g/Pferd.
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Nicht empfohlen:
- Getrocknete Schilddrüsenextrakte wegen schwankender Jod- und Schilddrüsenhormonkonzentrationen.
- Niedrige Jodtoleranz von Equiden kann Jodintoxikation verursachen.
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Gabe von jodiertem Kasein:
EMS - Definition, Ätiologie, Epidemiologie
Definition
Als Equines Metabolisches Syndrom (EMS) wird eine Reihe von Risikofaktoren für eine Hufrehe bezeichnet. Die entscheidende Ursache ist hierbei eineInsulindysregulation(ID).
Ätiologie
- Bewegungsmangel begünstigt EMS.
- Fütterungsfehler spielen eine Rolle.
- Hoher Zuckergehalt im Gras ist ein Risikofaktor.
- Futtermenge und übermäßiges Kraftfutter begünstigen EMS.
- Weidegang ist ein weiterer Risikofaktor.
Epidemiologie
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Betroffene Pferderassen:
- Ponyrassen und energiereich gefütterte Warmblüter sind vorwiegend betroffen.
- Mögliche genetische Prädisposition für EMS.
- Sportlich nicht geförderte Pferde zeigen häufiger EMS-Symptome.