HNO Flashcards
Stimmgabelprüfungen
Stimmgabelprüfungen
Weber- und Rinne-Test sind orientierende Hörprüfungen zur Unterscheidung zwischen Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit! Der Rinne-Test vergleicht Luft- und Knochenleitung eines Ohrs. Ein negativer Rinne-Test ist pathologisch (bedeutet Luftleitung nicht besser als Knochenleitung) und spricht für eine Mittelohrschädigung (Schallleitungsschwerhörigkeit) auf der getesteten Seite
Rinne-Versuch: Test der Schallleitung beider Ohren durch jeweiligen Vergleich der Hörschwelle für Luft- und Knochenleitung. Fällt der Rinne-Test negativ aus, ist dies ein Hinweis auf eine Schallleitungsschwerhörigkeit, also eine Störung im Außen- oder Mittelohrbereich. Fällt der Rinne-Test positiv aus, liegt keine Schallleitungsstörung vor, eine Schallempfindungsstörung ist damit jedoch nicht ausgeschlossen.
Negativer Rinne-Versuch: Luftleitung nicht besser als Knochenleitung → Hinweis für eine Schallleitungsschwerhörigkeit (Mittelohrschädigung, Verlegung des äußeren Gehörgangs ) des getesteten Ohrs
Positiver Rinne-Versuch: Luftleitung besser als Knochenleitung → Physiologisch und bei Schallempfindungsschwerhörigkeit (Innenohrschädigung, Läsion des N. cochlearis) des getesteten Ohrs
Weber-Versuch: Test der Kopfknochenleitung. Mit dem Weber-Versuch wird eine einseitige Schwerhörigkeit daraufhin untersucht, ob es sich um eine Schallleitungs- oder um eine Schallempfindungsstörung handelt. Gibt der Patient bei einer Lateralisation im Weber-Versuch keine hörgeminderte Seite an, kann in Kombination mit dem Rinne-Versuch eine Schallleitungs- von einer Schallempfindungsstörung differenziert werden.
Keine Lateralisation → Physiologisch und bei seitengleicher Schwerhörigkeit (gleicher Genese)
Lateralisation in das normal hörende (oder Rinne positiv getestete) Ohr → Hinweis für eine Schallempfindungsschwerhörigkeit der Gegenseite (Innenohrschädigung, Läsion des N. cochlearis)
Lateralisation in das hörgeschädigte (oder Rinne negativ getestete) Ohr → Hinweis für eine Schallleitungsschwerhörigkeit dieser Seite (Mittelohrschädigung, Verlegung des äußeren Gehörgangs)
Bei einer einseitigen Schallempfindungsstörung wird der Ton vom besser hörenden (normalen) Innenohr lauter wahrgenommen, der Patient lateralisiert also ins gesunde Ohr. Bei einer einseitigen Schallleitungsstörung wird jedoch der Ton im erkrankten Ohr lauter gehört, meist zur Überraschung des Patienten.
Gellé-Versuch: Test zur Beweglichkeit der Gehörknöchelchen in der Otosklerose-Diagnostik
Gellé positiv: Durch den Überdruck werden sowohl Knochen- als auch Luftleitung gestört. Der Ton der Stimmgabel wirkt für den Patienten deutlich abgeschwächt → Mittelohr gesund oder Prozess im Mittelohr ohne Einschränkung der Beweglichkeit der Gehörknöchelchen
Gellé negativ: Trotz Überdruck hört der Patient die Stimmgabel unverändert laut → Durch Stapesfixation ist die Luftleitung verschlechtert, die Knochenleitung jedoch mit unveränderter Hörschwelle → Hinweis für Otosklerose
Otitis externa maligna
Otitis externa maligna (Otitis externa necroticans)
Definition: Nekrotisierende Entzündung des äußeren Gehörgangs
Ätiologie: Erreger: Meist Pseudomonas aeruginosa
Risikofaktor: Ältere Diabetiker (meist mit schlechter Blutzuckereinstellung), Immunsuppression
Klinik: Starke Ohrenschmerzen, Otorrhö, Schallleitungsschwerhörigkeit, Frühzeitiger Ausfall von Hirnnerven, hauptsächlich Fazialislähmung, Übergreifen auf den Knochen möglich (Osteomyelitis)
Otoskopie: Typisch sind Granulationen im Gehörgang am Übergang von knorpeligem zum knöchernen Anteil
Therapie: Wie jede Otitis externa (→ Therapie); Zusätzlich: Sofortige antibiotische Therapie für mehrere Wochen: Piperacillin in Kombination mit Tobramycin (Aminoglykosid) ist die Therapie der ersten Wahl; Evtl. operative Sanierung
Prognose: Ist der N. facialis betroffen liegt die Letalität bei ca. 10%
Die Otitis externa maligna ist kein Malignom!
GLOMUSTUMOR
Glomustumor
Glomustumoren sind eine heterogene Gruppe von Tumoren, die von einem Glomus (Knäuel) ausgehen. Diese Knäuel können entweder Paraganglien als endokrin aktive Zellknäuel des peripheren Nervensystems (Parasympathikus oder Sympathikus) oder Gefäßknäuel sein. Die Glomustumoren der beiden Paraganglien des Mittelohrs (Glomus tympanicus und Glomus jugulare) sind die häufigsten Tumoren des Mittelohrs. Der Patient hat keine Schmerzen und klagt klassischerweise über ein pulssynchrones Ohrgeräusch. Otoskopisch schimmert das Trommelfell (meist im unteren Teil) rötlich und pulsiert. Diagnostisch kommen vor allem radiologische Verfahren (MRT, CT, Angiographie) zum Einsatz. Die Therapie besteht in der Entfernung des Tumors. Pulssynchrone Ohrgeräusche sind das Leitsymptom eines Glomustumors im Mittelohr (Paragangliom). In der Otoskopie ist klassischerweise ein rötlicher Tumor zu sehen, der sich pulssynchron bewegt.
Hörsturz
Hörsturz
Ein Hörsturz ist eine plötzliche einseitige schmerzlose Innenohrschwerhörigkeit ohne erkennbare Ursache. Ein Warnsignal vor dem Hörsturz kann ein Gefühl von Watte im oder Druck auf dem Ohr sein. In der Tonschwellenaudiometrie fällt eine einseitige Innenohrschwerhörigkeit auf, es handelt sich aber um eine Ausschlussdiagnose. Eine medikamentöse Therapie wird kontrovers diskutiert und hat keine eindeutige Evidenz. Spontanheilungen sind möglich , hingegen sind vestibuläre Symptome ein prognostisch ungünstiges Zeichen.
Reintonschwellenaudiometrie: Die Tonschwellenaudiometrie testet subjektiv die Hörempfindlichkeit und lässt Aussagen über Schallempfindungsstörungen zu. Sie ist die Diagnostik der Wahl bei Verdacht auf einen Hörsturz.
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS)
Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS)
Der paroxysmale Lagerungsschwindel ist eine Erkrankung des Innenohrs. Sie wird hervorgerufen durch kleinste Partikel, die sich aus der Wandung des Endolymphraumes gelöst haben und nun in der innersten Flüssigkeit (Endolymphe) des Gleichgewichtsorgans herumschwimmen (Kanalolithiasis). Bei bestimmten Bewegungen ändern die Partikel ihre Position, stören damit den Gleichgewichtssinn und führen zu Drehschwindelattacken von 30-45 Sekunden. Die Patienten sind sich über die typischen auslösenden Bewegungen bewusst; häufig handelt es sich dabei um nächtliche Lagewechsel im Liegen. Zur Diagnose werden Lagerungsmanöver eingesetzt, die die Drehschwindelattacke auslösen - die Therapie erfolgt ebenfalls über Lagerungsmanöver, die dann die Partikel abfließen lassen.
Symptome/Klinik: Plötzliche, rezidivierende, lagerungsabhängige Attacken für wenige Sekunden (etwa 30-45sek.) mit Drehschwindel, Nystagmus und Übelkeit. Auslösende typische Bewegungen: Nächtliches Drehen des Körpers im Bett, schnelles Hinlegen; Rasche Kopfdrehung, v.a. Kopfwendung nach oben (Kopfreklination); Schwindel tritt nach einer Latenz von wenigen Sekunden ein.
Der paroxysmale Lagerungsschwindel verursacht keine kochleären Symptome: keine Hörminderung, keinen Tinnitus!
Therapie: Befreiungsmanöver nach Epley. Der Patient sitzt auf einer Liege, wird in Rückenlage gebracht und soll in dieser den Kopf nach hinten hängen lassen. Aus dieser Position heraus werden Kopf und Rumpf zur gesunden Seite gedreht und der Körper anschließend wieder aufgesetzt → 80-100%ige Erfolgsrate. Das Ziel ist, die an der Cupula haftenden Otolithen durch die Bewegungen und die Unterstützung der Schwerkraft aus den Bogengängen des Innenohrs zu entfernen. Nach dem Befreiungsmanöver für die nächsten drei Tage möglichst im Sitzen schlafen, um den hinteren Bogengang nicht zu reizen; Ggf. chirurgische Obliteration des betroffenen Bogengangs.
Morbus Menière (M. Menière)
Morbus Menière (M. Menière)
Morbus Menière ist eine Erkrankung des Innenohrs mit Flüssigkeitsvermehrung der Endolymphe aufgrund fehlender Resorption. Die Endolymphe ist wichtig für das Hören und den Gleichgewichtssinn. Klinisch manifestiert sich die Erkrankung durch attackenartig auftretende und Minuten bis Stunden anhaltende Symptome wie Drehschwindel, Übelkeit und Hörminderung mit Tinnitus. Akut können lediglich Medikamente gegeben werden, um den quälenden Schwindel und die Übelkeit in den Griff zu bekommen (Antivertiginosa). Operativ kann beispielsweise das Gleichgewichtsorgan durch Applikation von Medikamenten ins Mittelohr ausgeschaltet werden.
Symptome/Klinik
Symptomtrias: Akute Attacken von Minuten bis Stunden mit Drehschwindel mit Übelkeit/Erbrechen, Tinnitus (Ohrgeräusche), Hörminderung (tiefe Frequenzen) mit Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr; Weitere Charakteristika: Mit der Anfallshäufigkeit nimmt das Hörvermögen ab. Bei etwa 30% der Patienten ist im Verlauf das zweite Ohr betroffen. Die Frequenz der Anfälle nimmt im Alter ab
Diagnostik
Klinische Untersuchung: Horizontaler Nystagmus zur kranken oder gesunden Seite, kann aber auch ganz fehlen; Stimmgabelprüfungen: Hinweis für Innenohrschädigung → Lateralisation (Weber-Versuch) ins gesunde Ohr, Rinne-Versuch beidseitig positiv
Apparative Diagnostik: Tonschwellenaudiometrie: Tieftonschwerhörigkeit; Überschwellige Audiometrie: Positives Recruitment (Endolymphhydrops führt zur Schädigung der äußeren Haarzellen; von engl. recruitment = “Lautheitsausgleich”. Psychoakustisches Phänomen bei cochleären Schallempfindungsstörungen; sind die Haarzellen der Cochlea unversehrt, erfolgt eine Anpassung, durch die leise Töne verstärkt und laute Töne gedämpft wahrgenommen werden. Bei einer Schädigung der Cochlea geht diese Fähigkeit verloren, sodass man leise Töne gar nicht und laute Töne relativ laut hört (=Recruitment positiv). Dieses Phänomen wird im Rahmen verschiedener Tests (z.B. SISI-Test, Fowler-Test) diagnostisch genutzt.)
Elektroenzephalographie (EEG): Normale akustisch evozierte Potentiale (AEP)
Neuritis vestibularis
Neuritis vestibularis (Neuronitis vestibularis)
Die Neuritis vestibularis ist ein einseitiger Ausfall eines Gleichgewichtsorgans. Als Auslöser der idiopathischen Erkrankung, bei der ein Infekt der oberen Atemwege im Vorfeld nicht selten ist, werden Viren diskutiert. Aus völliger Gesundheit heraus kommt es zu einem über Tage anhaltenden Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Diese, für den Patienten sehr quälenden Symptome werden rein symptomatisch mit Bettruhe und Medikamenten gegen Übelkeit und Unruhe behandelt. Eine schnellstmögliche körperliche Aktivität mit bestenfalls physiotherapeutischem Training des Gleichgewichtsorgans führt zu einer Ausheilung ohne Residuen innerhalb von 2-3 Wochen.
Symptome/Klinik
Akut, aus völliger Gesundheit und für Tage anhaltend: Starker Drehschwindel, Übelkeit und Erbrechen. Der Patient ist nicht in der Lage zu stehen oder zu gehen. Gelegentlich findet sich in der Anamnese ein kürzlich aufgetretener grippaler Infekt der oberen Atemwege; Keine kochleären Symptome: Keine Hörminderung, kein Tinnitus!
Diagnostik
**Klinische Untersuchung: **Frenzelbrille: Häufig im klinischen Alltag verwendete orientierende Untersuchung zur Suche nach einem Nystagmus. Die Brille verfügt über Vergrößerungsgläser (15 dpt.) und Lämpchen zur Beleuchtung der Augen; so wird die Fixierung ausgeschaltet und eine Orientierung im Raum unmöglich gemacht. Während dessen lassen sich dank der Vergrößerung die Augenbewegungen des Nystagmus gut darstellen. Die Untersuchung bedarf jedoch der Mitarbeit des Patienten und kann auch nur subjektiv dokumentiert werden (siehe Abbildung). Nystagmus und Drehschwindel zur gesunden Seite (Ausfallnystagmus), Fallneigung zur kranken Seite. Nystagmus und Drehschwindel gehen zum aktiveren Vestibularorgan. Bei Neuritis vestibularis ist das gesunde Vestibularorgan aktiver, da das kranke Vestibularorgan ausgefallen / untererregt ist. Beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel verhält es sich genau andersherum: Hier finden sich Nystagmus und Drehschwindel zum kranken Ohr, da dieses durch Partikel im Endolymphraum übererreht ist.
Apparative Diagnostik: Kalorische Testung zeigt eine Untererregbarkeit des betroffenen Gleichgewichtsorgans; Audiometrische Untersuchungen sind unauffällig.
Die kalorische Testung ist die entscheidende Untersuchung bei einer Neuritis vestibularis und zeigt eine Untererregbarkeit des betroffenen Gleichgewichtsorgans.
Bei der kalorischen Testung wird der äußere Gehörgang in 30° angehobener Oberkörperposition mit etwa 100ml warmem Wasser (44°C) und anschließend mit 100ml kaltem Wasser (30°C) gespült (Standardbedingungen). Dabei wird der dem äußeren Gehörgang anatomisch nah gelegene laterale Bogengang gereizt. Physiologischerweise kommt es bei Warmwasserspülung zu einem Nystagmus zum gespülten Ohr und bei Kaltspülung zum Nystagmus zur Gegenseite. Bei Patienten mit Neuritis vestibularis ist die Erregung des betroffenen Gleichgewichtsorgans und dem damit vorhandenen Nystagmus nicht adäquat auslösbar.
Polyposis nasi et sinuum (Chronisch-polypöse Sinusitis)
Polyposis nasi et sinuum (Chronisch-polypöse Sinusitis)
Definition: Chronisch eosinophile Rhinosinusitis mit multiplen Nasenpolypen
Risikofaktoren: Mukoviszidose, Assoziiert mit Asthma bronchiale und Analgetikaintoleranz (Samter Trias)
Symptome: Sekretabfluss über den Rachen, Häufig Störung des Geruchssinns (Hyposmie bis Anosmie); Sonderform: Choanalpolyp: Besondere Form eines meist isolierten, weichen Nasenpolypen; Entstehungsort ist die Schleimhaut der Kieferhöhle (selten aus den Siebbeinzellen); er wächst über den mittleren Nasengang in den Nasopharynx hinein
Therapie der Wahl ist eine endoskopische, komplette Entfernung
Differentialdiagnose: Papillom der Nasenhöhle
Diagnostik: Labor: Eosinophilie; Nasenendoskopie: Graue polypöse Schleimhauthypertrophie
Insbesondere bei einseitiger Polyposis nasi: Ausschluss eines Tumors durch Biopsie
Therapie: Systemische und lokale Glukokortikoide, Resektion der Polypen gegebenenfalls Pansinusoperation, Hohe Rezidivneigung
Gesichts- und Felsenbeinfrakturen
Gesichts- und Felsenbeinfrakturen
Mittelgesichtsfrakturen werden nach Le Fort und frontobasale Gesichtsfrakturen nach Escher eingeteilt. Die häufigsten Gesichtsfrakturen sind jedoch Nasenbeinfrakturen und die einfache Fraktur von Jochbein- und/oder Jochbogen. Letztere können durch Kieferklemme und Monokelhämatom symptomatisch werden. Bei frontobasalen Frakturen und Felsenbeinquerfrakturen ist ein Liquorfluss aus der Nase möglich (Rhinoliquorrhoe). Der Austritt von Liquorflüssigkeit lässt sich über das Vorhandensein von β2-Transferrin und/oder β-trace-Protein testen (wird auf einem Schwämmchen gesammelt), da diese Proteine weitestgehend spezifisch für den Liquor cerebrospinalis sind.
Frontobasale Frakturen (Rhinobasisfrakturen)
Definition: Frakturen der vorderen Schädelbasis durch Gewalteinwirkungen von vorne werden nach Escher eingeteilt.
Klinik: Leitsymptom: Monokel- oder Brillenhämatom mit subkonjunktivaler Einblutung (Hyposphagma). Bei zusätzlicher Durazerreißung: Rhinoliquorrhö mit Gefahr einer aufsteigenden Entzündung im Sinne einer Meningitis
Diagnostik: β2-Transferrin mittels Immunelektrophorese; β-trace-Protein findet sich im Liquor in einer vielfach höheren Konzentration als im Serum
Häufigste Ursache für eine Rhinoliquorrhö sind eine Fraktur der äußerst dünnen Lamina cribrosa (Teil des Os ethmoidale) oberhalb der Nasenhöhle!
Mittelgesichtsfrakturen
Definition: Mittelgesichtsfrakturen werden nach Le Fort eingeteilt
Leitsymptom aller Le Fort-Frakturen: Okklusionsstörung
Laterale Mittelgesichtsfrakturen (Jochbein- und Jochbogen-Fraktur)
Ätiologie: Trauma bei Sport oder Autounfällen
Symptome: Kieferklemme, Sensibilitätsausfall im Bereich des N. infraorbitalis , Augenbeteiligung, Monokelhämatom, Diplopie
Cholesteatom
Cholesteatom
Das Cholesteatom ist eine Sonderform der chronischen Otitis media. Dabei kommt es zu einer Läsion aus verhornenden Plattenepithelzellen, welche aus dem Trommelfell oder dem Gehörgang in die Schleimhaut des Mittelohrs einwachsen. Durch das “falsche Epithel am falschen Ort” entsteht ein chronischer Entzündungsreiz, der umgebende Strukturen wie z.B. Gehörknöchelchen destruieren kann (keine maligne Entartung). Die ätiologischen Zusammenhänge sind sehr komplex. Leitsymptome sind einseitig eine intermittierende Otorrhoe und ein progredienter Hörverlust. Bei jeder Fazialisparese sollte ein Cholesteatom ausgeschlossen werden. Unbehandelt führt die chronisch-eitrige Entzündung durch das Cholesteatom zum Hirnabszess, so dass auch bei Symptomfreiheit absolute Operationsindikation besteht
Otosklerose
Otosklerose
Die Otosklerose bezeichnet eine zunehmende Verknöcherung des Labyrinthes, in dem sich das Innenohr befindet. Hauptmanifestationsort ist der Steigbügel, welcher zunehmend im ovalen Fenster fixiert. Es resultiert eine zunehmende Schallleitungsschwerhörigkeit durch Verminderung der Schwingungsfähigkeit der Gehörknöchelchen. Häufig erkrankt im Verlauf das zweite Ohr. Unbehandelt führt die Erkrankung langsam progredient zur Ertaubung. Therapie der Wahl ist ein Ersatz des oberen Teils des Stapes durch eine Prothese (Stapedotomie).
Diagnostik
Stimmgabelprüfungen: Weber-/Rinne-Versuch: Lateralisation in das hörgeschädigte (oder Rinne negativ getestete) Ohr als Hinweis für eine Mittelohrschädigung dieser Seite (Schallleitungsschwerhörigkeit);Gellé-Versuch: Test zur Beweglichkeit der Gehörknöchelchen; Otoskopie: Meist unauffällig; Tonschwellenaudiometrie: Schallleitungsschwerhörigkeit mit herabgesetzter Luftleitung (wie bei jeder Schallleitungsschwerhörigkeit) vor allem der tiefen Töne, Zusätzlich Senke der Knochenleitungsschwellenkurve bei etwa 2000 Hertz durch die otosklerotische Stapesfixation (Carhart-Senke: Eine Schallleitungsschwerhörigkeit mit herabgesetzter Knochenleitungsschwellenkurve bei 2.000 Hertz (sogenannte Carhart-Senke) deutet auf eine Otosklerose hin); Impedanzaudiometrie; Stapediusreflexmessung: Fehlender Stapediusreflex
Juveniles Nasenrachenfibrom
Juveniles Nasenrachenfibrom
Das juvenile Nasenrachenfibrom ist ein gutartiger gefäßreicher Tumor, der sich durch lebhaftes Wachstum auszeichnet (Gutartiges Angiofibrom (gefäßreiches Fibrom), das verdrängend wächst (Folge sind Knochendestruktionen)). Betroffen ist ausschließlich das männliche Geschlecht. Leitsymptome sind wiederholtes, spontanes Nasenbluten und eitrige Nasensekretion. Diagnostisch ist ein palpatorisch harter, knolliger Tumor charakteristisch, der seinen Ausgang vom harten Gaumen nimmt, verdrängend wächst und somit klinisch bösartig scheint. Der Tumor bildet sich gelegentlich nach der Pubertät zurück; wegen der hohen Blutungsneigung kann eine operative Tumorresektion jedoch oft nicht vermieden werden.
Epidemiologie: Geschlecht: Ausschließlich beim männlichen Geschlecht, Alter: Insbesondere Jugendliche ab dem 10. Lebensjahr
Symptome/Klinik: Rezidivierendes, spontanes Nasenbluten (Epistaxis), Behinderte Nasenatmung (Rhinophonia clausa), Eitrige Nasensekretion
Zungenveränderungen ohne direkten pathologischen Wert
Zungenveränderungen ohne direkten pathologischen Wert
Belegte Zunge: Grauweiß belegte Zunge (z.B. durch Anazidität)
Lingua geographica (Landkartenzunge): Einzelne unregelmäßige rötliche und weiße Areale, die an das Bild einer Landkarte erinnern; Zungenbrennen ist möglich. Die Ursache ist unbekannt
Glossitis rhombica mediana: Ovale schmerzlose Rötung im mittleren Drittel der Zunge ventral des Foramen caecum gelegen. Unbekannte Ursache
Lingua plicata: Faltenzunge ohne Symptome (ca. 5% der Normalbevölkerung), Teilsymptom beim Melkersson-Rosenthal-Syndrom
Schwarze Haarzunge: Oft spontan wieder verschwindende schwarze Zunge ohne bekannte Ursache oder Krankheitswert, ♂>♀
Akute Angina tonsillaris (Tonsillitis acuta)
Akute Angina tonsillaris (Tonsillitis acuta)
Die akute Angina tonsillaris ist eine Entzündung der Gaumenmandeln, die insbesondere Kinder und junge Erwachsene betrifft und häufig gemeinsam mit einer Entzündung des Rachens in Erscheinung tritt (Tonsillopharyngitis). Viren oder β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A sind typischerweise auslösende Erreger der Erkrankung, die durch Halsschmerzen und Schmerzen beim Schlucken symptomatisch wird. In der Regel ist der Verlauf selbstlimitierend - besteht jedoch der Verdacht auf einen Infekt durch Streptokokken, ist eine Therapie mit Antibiotika (Penicillin) angezeigt, um Folgeerkrankungen wie die Poststreptokokken-Glomerulonephritis oder das rheumatische Fieber zu verhindern. Bei rezidivierenden Tonsillitiden kann eine Tonsillektomie in Erwägung gezogen werden, die heutzutage aber unter anderem wegen der Gefahr von postoperativen starken Nachblutungen seltener durchgeführt wird als früher.
**Ätiologie: **Infektiös: Häufig viral (in 50-80% aller Fälle): Als ‘Erkältungskrankheit’ in Verbindung mit Rhinitis und/oder Pharyngitis (Rhino-, Corona-, Adeno-, Influenza- und Parainfluenzaviren); Bakteriell: Häufigster Erreger (in 15-30% aller Fälle): Streptococcus pyogenes (= β-hämolysierende Streptokokken der Lancefield-Gruppe A) , Staphylokokken-Spezies, Pneumokokken
Symptome/Klinik: Allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber, Kopfschmerzen und Husten, Schluckstörung, Foetor ex ore, Halsschmerzen , Kloßige Sprache und Atemwegsbehinderung mit Stridor möglich
Diagnostik: Körperliche Untersuchung mit Inspektion des Rachens, Zervikale Lymphadenopathie (schmerzhaft geschwollene Kieferlymphknoten), Starke Rötung und Schwellung der Tonsillen, Ggf. Fibrinbeläge und Stippchen auf den Tonsillen (gelb-weißliche Beläge), lakunenartig erweiterte Krypten (von lat. “lacuna” = das Loch); Blutuntersuchung: Infektlabor, Evtl. Bestimmung des Antistreptolysin-Titers, Rachenabstrich: Streptokokken-Schnelltest (hochspezifisch, aber wenig sensitiv)
Therapie: Konservativ: Reichlich Flüssigkeitsaufnahme, Gabe von Analgetika; Bei Streptokokkeninfekt: Antibiotikum (Penicillin V oder Aminopenicillin), Alternativ (bei Penicillinallergie): Makrolide (bspw. Clarithromycin oder Roxithromycin).
Wird klinisch eine bakterielle Tonsillitis mit einer Tonsillitis bei Mononukleose verwechselt und fälschlicherweise ein Aminopenicillin gegeben, wird dadurch häufig ein Arzneimittelexanthem ausgelöst!
Peritonsillar- und Peripharyngealabszess
Peritonsillar- und Peripharyngealabszess
Peritonsillar- und Peripharyngealabszesse sind Krankheitsbilder mit anatomischer Nähe zueinander, die sich hinsichtlich Manifestationsalter, klinischem Erscheinungsbild und Komplikationsrate deutlich unterscheiden; sie können aber durch Abszessausbreitung ineinander übergehen.
Der häufige Peritonsillarabszess entsteht als Komplikation einer akuten oder chronischen Tonsillitis meist im Adoleszenz- oder jungen Erwachsenenalter. Die Patienten klagen über Halsschmerzen, Schluckstörungen und gelegentliche Kieferklemme (Trismus). Die Diagnose kann meist klinisch durch eine Inspektion des Rachens mit charakteristischer Gaumenbogenvorwölbung gestellt werden. Eine Heilung nach Inzision und Drainage des Abszesses ist die Regel.
Der seltene Peripharyngealabszess betrifft hingegen insbesondere Kleinkinder und das Stellen der richtigen Diagnose ist durch uneinheitliche Symptome und fehlendes Bewusstsein für die Erkrankung sehr anspruchsvoll, aber umso wichtiger, da es sich um ein lebensgefährliches Krankheitsbild handelt. Warnsymptome sind Kopfbewegungseinschränkung, Torticollis oder Nackenschwellung insbesondere bei Kleinkindern mit Fieber und Entzündungszeichen im Blut. Warnsymptome: Torticollis (Schiefhals), Kopfbewegungseinschränkung, Nackenschwellung bei einem Kleinkind, Fieber, Dysphagie. Diagnostik: Vorwölbung der Rachenwand.
Peripharyngealabszess (Retropharyngealabszess und/oder Parapharyngealabszess)
Definition: Abszess im Retropharyngealraum (Retropharyngealabszess) und/oder Parapharyngealraum (Parapharyngealabszess)
Epidemiologie: Vor allem Kleinkinder, selten nach 6. Lebensjahr, ♂>>♀
Ätiologie: Erreger: Gruppe-A-Streptokokken, Viridans-Streptokokken, Staphylokokken und Anaerobier, oftmals in einem polymikrobiellen Milieu. Meist spontan nach Infekt der oberen Atemwege mit Abszedierung retropharyngealer Lymphknoten. Eventuell durch Ausbreitung eines Peritonsillarabszesses (Komplikation einer akuten Tonsillitis) in den Peripharyngealraum
Klinik: Warnsymptome: Torticollis, Kopfbewegungseinschränkung, Nackenschwellung bei einem Kleinkind, Fieber, Dysphagie
Diagnostik: Inspektion des Rachens: Rachenvorwölbung, Vorwölbung der seitlichen Rachenwand (Parapharyngealabszess), Vorwölbung der hinteren Rachenwand (Retropharyngealabszess); Blutuntersuchung: Entzündungsparameter; CT (da potentiell lebensgefährlich)
Komplikationen: Senkungsabszess mit Mediastinitis durch vertikale Fortleitung der Infektion über die Faszienlogen des Halses, Aspirationspneumonie bei Entleerung des Eiters, Einengung der Trachea; Bei Parapharyngealabszess zusätzlich Thrombose der V. jugularis interna, Erosion der A. carotis interna
Therapie: Zunächst konservativ mit Antibiotika, Penicilline und Cephalosporine der zweiten Generation; Je nach Erregerspektrum erweitern durch Metronidazol und Clindamycin; Evtl. Inzision und Drainage
Warnsymptome eines Peripharyngealabszesses sind Kopfbewegungseinschränkung, Torticollis oder Nackenschwellung bei einem Kleinkind!