Gutachten Flashcards
Erläutere das übergeordnete Ziel des diagnostischen
Prozesses bei Gutachten.
- Ziel: Eine Fragestellung mit diagnostischer Zielsetzung soll unter Anwendung diagnostischer Methoden so beantwortet werden, dass für den Auftraggeber eine Entscheidungshilfe bzw. eine Entscheidung herbeigeführt werden kann.
- Beschreibung, Erklärung und Vorhersage individuellen Verhaltens in einem definierten Verhaltensbereich (kein Persönlichkeitsbild)
- die entscheidenden Bedingungen für vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Verhalten in einem bestimmten Verhaltensbereich eines Individuums aufzeigen
Nenne die Gliederung eines Gutachtens
- Titelblatt
- Fragestellung (wörtliches Zitat von Auftraggeber)
- Hypothesen/Psychologische Fragen (mit Begründung/Literaturangabe)
- Untersuchungsplan/Methoden (so detailliert, dass er replizierbar ist)
- Ergebnisbericht (Daten, Zahlen deskriptiv, keine Interpretation und Anhänge)
- Befund (Hypothese verwerfen/beibehalten)
- Stellungnahme/Empfehlung (Fragestellung bewerten)
- Unterschrift, Literatur, Anhang
„Thomas findet heute unter einem Brot sechs Ungeziefer“
Nenne die zwei essenzielle Qualitätsanforderungen eines Gutachtens.
- wissenschaftliche Fundierung des Vorgehens, z.B.
o Nutzung methodischer Mittel nach dem aktuellen Kenntnisstand
o Berücksichtigung aller Ergebnisse, keine selektive Nutzung von Informationen - Transparenz und Nachvollziehbarkeit in der Darstellung
der Begutachtung, z.B. nachvollziehbar
o welche Hypothesen warum untersucht/geprüft werden
o zu welchen Ergebnissen der Gutachter auf welchem Weg gekommen ist
Nenne zwei häufige Fehler beim Verfassen von Gutachten. / Nenne 2 Fehler, die in der Praxis bei Gutachten auftreten.
- Tests und Fragebögen entsprechen nicht dem aktuellen
Forschungsstand - Vorgehen nicht explizit oder nur in geringem Maße
hypothesengeleitet - fehlende Testwerte
- verwendete Tests und Fragebögen sind nicht nachvollziehbar ausgewählt, insbesondere welches Merkmal mit einzelnen Verfahren erfasst werden soll
- kein durchgängig nachvollziehbar dokumentiertes Vorgehen
Nenne 2 formale Aspekte des Gutachtens
- Name, akademischer Titel und Adresse des Gutachters
- Name, Adresse und Fragestellung des Auftraggebers
- Name und Geburtsdatum der untersuchten Person
- Datum der Untersuchung(en) und Abfassung
- Rechtsverbindliche Unterschrift aller Gutachter am Ende
(nach Stellungnahme)
Nenne 4 Voraussetzungen zur Auftragsannahme.
- Die gutachterliche Fragestellung ist eindeutig und präzise formuliert.
- Ein Psychologe ist der zuständige Experte. (besitzt nötige Sachkunde zur Bearbeitung der Fragestellung)
- Die Bearbeitung der Fragestellung ist juristisch vertretbar. - Die Bearbeitung der Fragestellung ist ethisch
verantwortbar.
Erläutere zwei Gründe, wann/warum man ein Gutachtenauftrag ablehnen sollte.
- Die gutachterliche Fragestellung ist nicht eindeutig und
präzise formuliert - Ein Psychologe ist nicht der zuständige Experte. (besitzt nötige Sachkunde zur Bearbeitung der Fragestellung)
- Die Bearbeitung der Fragestellung ist nicht juristisch vertretbar.
- Die Bearbeitung der Fragestellung ist nicht ethisch verantwortbar.
Formuliere ein Beispiel für eine psychologische Fragestellung
- Ist es zu erwarten, dass Frau Müller (35 Jahre;
Verkäuferin) ihr Umschulungsziel „Altenpflegerin“ erreichen und diesen Beruf später erfolgreich ausüben wird?
Erläutere, was unter „hypothesengeleitetem Arbeiten“
im Gutachtenprozess verstanden wird.
- Darunter wird verstanden, dass die Fragestellung explizit in eine oder mehrere empirisch überprüfbare psychologische Hypothesen umgewandelt wird.
- Diese Hypothesen sollten alle für die Fragestellung relevanten zu messenden Variablen sowie
Entscheidungskriterien enthalten .
Formuliere eine Hypothese zu einer quantitativen und qualitativen Variable.
- quantitativ: Frau Müller erfüllt die Kriterien einer leichten Intelligenzminderung nach ICD10 (F70, d.h. IQ 50-69).
- qualitiativ: Frau Müller kann mit der Borderline-Diagnose den Beruf der Altenpflegerin nicht ausführen.
Nenne 2 Möglichkeiten für die Gliederung von psychologischen Hypothesen.
- Gliederung nach der Verhaltensgleichung (Verhalten =
fI(O,U,K,E,M,S))
à Nicht psychologische Variablen: O: Organismusvariablen
U: Umgebungsvariablen
à Psychologische Variablen:
K: Kognitive Variablen
E: Emotionale Variablen M: Motivationale Variablen S: Soziale Variablen - Gliederung nach dem zeitlicher Ablauf, in dem die
angesprochenen Variablen im Leben des Probanden von
Bedeutung werden Psychologische Fragen zur jetzigen Situation
Psychologische Fragen zu Anforderungen in der Umschulung Psychologische Fragen zu Anforderungen im Beruf
Was muss man bei der Formulierung von Hypothesen beachten? (Nenne Kriterien zur Hypothesenformulierung)
- Explizite Übersetzung der gutachterlichen Fragestellung
in eine oder mehrere empirisch überprüfbare psychologische Hypothesen
à Nennung der zu messenden Variablen
à Formulierung von Entscheidungskriterien - Empirischer Gehalt und empirische Untersuchbarkeit: Hypothesen sollen Annahmen über reale Sachverhalte darstellen
- Falsifizierbarkeit: Hypothesen sollen durch Erfahrungsdaten, durch empirische Daten widerlegbar sein
Erläutere die Funktion der Hypothesen.
- steuern und gliedern die Planung des diagnostischen
Vorgehens und die Beantwortung der Fragestellung im
Befund - dienen der Transparenz und Prüfbarkeit der Begutachtung
Untersuchungsplan
Erläutere den Zweck des Untersuchungsplans im
Gutachten.
- Er stellt die Grundlage dafür dar, den Verlauf der Begutachtung zu rekonstruieren.
- Er stellt eine übersichtliche Information für den Auftraggeber darüber dar, wie was untersucht wurde (zeitlicher Ablauf, Informationsquellen, Untersuchungsmethoden, untersuchte Person).
- Er dient der Planung einer psychologischen Begutachtung und stellt (gemeinsam mit den Hypothesen) die Grundlage für die Ergebnisse, den Befund und die darauf basierenden Entscheidungen dar.
Nenne zwei andere Informationsquellen außer standardisierte Verfahren (FB, Tests).
- teilstandardisierte Verfahren: Verhaltensbeobachtung,
entscheidungsorientiertes Gespräch - sonstige Informationsquellen: Akten, Zeugnisse,
Arztberichte, Produktionen
Nenne für 2 Informationsquellen über standardisierte Verfahren (Vorteile und Einschränkungen).
- Testzentrale: + aktuell, übersichtlich; - nicht
neutral/unabhängig (wollen verkaufen) - Psyndex: + unabhängig, hoch standardisiert; - nur für
manche Tests verfügbar
Vor- und Nachteile der Testzentrale.
- Vorteile: aktuell, sehr großes Angebot, übersichtlich - Nachteile: teuer (aber keine günstigen Alternativen
verfügbar), nicht unabhängig