Grundlagen Soziologie Flashcards
Verschiedene Bedeutungen von „Gesellschaft“
- Verbundenheit von Lebewesen
- Größere Gruppen mit spezifischen Zwecken
- Kulturell oder politisch tonangebende Kreise
- Geselliges Zusammensein
Soziologie und Gesellschaft
- Hauptthema der Soziologie: moderne Gesellschaft
- Bürgerliche Gesellschaft: betont Freiheit und Rechte des Individuums
Merkmale der modernen Gesellschaft
- Trennung Wohn- & Arbeitsplatz
- Verstädterung der Lebensweisen
- Soziale Sicherheit: anonyme Solidargemeinschaften ersetzen traditionelle Sicherungen
- Einheitliches Recht: ersetzt ständische Privilegien
- Ausdifferenzierung in Teilbereiche: Arbeit, Politik, Freizeit etc.
- Rollendifferenzierung: verschiedene Rollen in unterschiedlichen Bereichen
Was ist Verhalten, Handeln und soziales Handeln
- Verhalten: jegliche Tätigkeit oder Untätigkeit
- Handeln: Verhalten mit subjektivem Sinn
- Soziales Handeln: auf das Verhalten anderer bezogen
Merkmale sozialen Handelns
Bezug auf „andere“:
- Bekannte oder Unbekannte
- Einzelpersonen oder Gruppen
- Verhalten in Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
Idealtypen sozialen Handelns (nach Max Weber)
- Zweckrational: Zweck-Mittel-Abwägungen
- Wertrational: Glaube an Eigenwert des Verhaltens
- Traditional: eingelebte Gewohnheit
- Affektuell: aktuelle Gefühlslagen
Identität – Definition
- Kontinuität des Selbsterlebens (Ich- oder Selbstidentität)
- Entsteht durch Übernahme sozialer Rollen und Anerkennung durch die Gesellschaft
Identitätsbildung (nach Erikson)
- Hauptphase: Pubertät und Adoleszenz
- Aufgabe: Integration von Anlagen, Bedürfnissen, Fähigkeiten in Rollen
- Gefahr bei Konflikten: Identitätsdiffusion (Störungen)
Symbolischer Interaktionismus (Mead)
- Identität als Leistung: Balance zwischen Anforderungen der Umwelt und eigenen Bedürfnissen
- Gegenposition: zur psychoanalytischen Identitätstheorie Eriksons
Kulturelle Identität
- Kollektive Identität: von Kulturen, Gesellschaften, Untergruppen
- Merkmale: Religion, Sprache, Dialekt, Geschlecht usw.
Institutionen – Definition
- Dauerhafte, abstrakte soziale Gebilde
- Bestehen aus: Grundsätzen, Regeln, Verfahren, Symbolen
- Tradition und Legitimität
Beispiele für Institutionen
- Familie, Religion, Rechtssystem
- Bildungswesen, Wissenschaft, Medien, Politik
Familie, Religion, Rechtssystem
Bildungswesen, Wissenschaft, Medien, Politik
- Institution ≠ Organisation
- Bsp.: Katholische Kirche (Institution) vs. kath. Gemeinde (Organisation)
Funktion von Institutionen
- Sinnstiftung und Orientierung
- Entlastung des Individuums durch feste Regeln
Prozess der Institutionalisierung
- Habitualisierung: Gewohnheit in sozialem Handeln
- Typisierung: Standardisierung und Musterbildung
- Objektivierung/Historisierung: Soziales Handeln wird „objektiv“ und besteht scheinbar außerhalb des Individuums
- Legitimierung: Handlungen werden symbolisch begründet und gerechtfertigt
Sozialer Konflikt – Definition
- Beziehung zwischen mindestens zwei Akteuren
- Gekennzeichnet durch tatsächliche oder wahrgenommene Unvereinbarkeiten
- Beispiele: Interessen, Einstellungen, Identitäten, Bedürfnisse
Konflikttypen
- Sachliche vs. emotionsgeleitete Konflikte
- Echte Konflikte (konkrete Ziele) vs. unechte Konflikte (Vorurteile, Feindbilder)
Eskalation in Konflikten (Eskalationsmodelle)
- Latente Spannungen
- Offene Meinungsverschiedenheiten
- Feindseligkeiten und Drohungen
- Gewalt
Reichweite und Mobilisierung
- Reichweite: Abhängig von Mobilisierung kollektiver Akteure
- Wichtig: Organisationen/Netzwerke mit materiellen und symbolischen Ressourcen
Ursachen sozialer Konflikte
- Direkte Ursachen: z. B. erlebte Diskriminierung, Gewaltmittel
- Strukturelle Ursachen: Institutionalisierte Ausgrenzung, ökonomische/politische Benachteiligung
Funktion und Produktivität sozialer Konflikte
- Konstruktive Konflikte:
- Stärkung des Zusammenhalts
- Förderung kollektiver Lernprozesse
- Anstoß zur Problemlösung und sozialem Wandel
Soziale Kontrolle – Definition
- Beabsichtigte Herrschaft der Gesellschaft über das Individuum
- Ziel: Erzielen gesellschaftlich erwünschten Verhaltens
Formen der Kontrolle
- Interne Kontrolle: Selbstkontrolle durch verinnerlichte Werte und Normen
- Externe Kontrolle: Notwendig, wenn interne Kontrolle fehlt oder abweichendes Verhalten belohnt wird
Institutionalisierte Instanzen sozialer Kontrolle
- Polizei und Justiz: Sanktionieren Abweichungen von rechtlichen Normen
- Weitere Instanzen: Schulen, Soziale Arbeit
Erweiterte Definitionen in der Soziologie
Umfasst auch:
- Soziale und technische Arrangements, Mechanismen, Normen
- Glaubenssysteme, positive und negative Sanktionen
Ziel: Verhinderung unerwünschten Verhaltens
Soziale Kosten der sozialen Kontrolle
- Bürokratisierung
- Ressourcenbedarf für Kontrolle und Überwachung
- Gegenstrategien/Ausweichstrategien
- Demokratiegefährdung
- Akzeptanzprobleme und Legitimationsprobleme
Dynamische soziale Verhältnisse
- Soziale Beziehungen: Hierarchien, Über- und Unterordnungsverhältnisse
- Beispiele: Klassenverhältnisse
Machtbegriff nach Max Weber
- Macht: Chance, eigenen Willen gegen Widerstand durchzusetzen
- Einsatz: Einflussnahme für Durchsetzung eigener Interessen
Autorität
- Definition: Beruht auf anerkannter Kompetenz und Überlegenheit
- Verbunden mit: Amt, Funktion oder Sache
Herrschaft nach Max Weber
Herrschaft: Legitimierte Macht
- Verlangt Unterordnung/Fügsamkeit anderer
- Institutionalisiert und strukturell gefestigt
Macht- und Herrschaftsquellen
- Körperliche Überlegenheit
- Charisma oder Autorität der Persönlichkeit
- Ressourcen/Kapital (Bourdieu)
- Institutionen und Ämter
- Weitere Faktoren
Definition von Werten
- Werte: Zielmaßstäbe oder „abstrakte Vorstellungen des Wünschenswerten“ (Kluckhohn 1951)
- Superpräferenzen: Moderieren allgemeine Wünsche und beeinflussen Wahl von Handlungsweisen, Mitteln und Zielen
Arten von Werten
- Personale Werte: Individuum und Identität
- Kollektive Werte: Gesellschaft, kulturelle Identität
Werte vs. Normen
- Werte: Keine äußeren Sanktionen, geringer Grad an Verbindlichkeit
- Normen: Konkrete Regeln mit Sanktionspotenzial
Wechselwirkung:
- Werte werden durch Normen konkretisiert
- Normen bedürfen Wertebasis zur Legitimation
Theorie des Wertewandels (Inglehart 1982)
- Grundgedanke: Werte als Antworten auf biologische, psychologische, soziale und ökonomische Bedürfnisse
Maslow-Pyramide:
- Grundbedürfnisse → Materialistische Werte (Sicherheit, Ordnung) → Postmaterialistische Werte (Freiheit, Selbstverwirklichung)
Wertewandel und Generationenfolge
- Wandel durch Generationenfolge: Ältere Geburtskohorten durch jüngere ersetzt
- Silent Revolution: Jüngere Generationen prägen veränderte Werthaltungen