FLB 3 Flashcards
Begriffslernen, Kategorisierung
• Unterscheidung zwischen Merkmalstheorie (zB Tasse, unscharfe Begriffe) und Prototyptheorie (zB Apfel für Frucht oder Spatz für Vogel) oder Kategorisierung nach zahlreichen Musterbspn.
• Begriff = Bezeichnung für eine Kategorie, in die nach bestimmten Regeln Objekte/Ereignisse eingeordnet werden
• Erlernen eines Begriffes besteht im Wesentlichen aus Erlernen der zur Definition erhobenen relevanten Merkmale
zB Junggeselle: männlich, unverheiratet, erwachsen
Fehlt eine der drei Voraussetzungen, ist man kein Junggeselle
Merkmalstheorie
- Einteilung einer Sache nach Merkmalen
- Gegebenheiten der natürlichen Umwelt lassen sich keineswegs immer eindeutig kategorisieren
- Zeigt sich bei Verwendung von Begriffen, die unscharf (engl. fuzzy) definiert sind
- Unscharfer Begriff = fuzzy concept
Prototyptheorie
- Prototyp entsteht, indem man auf kognitiver Ebene eine Art Mittelwert von sämtlichen Bsp. bildet, die im Laufe der Zeit als typisch gelten
- So entsteht (Muster-)Beispiel, welches den jeweiligen Begriff am besten darstellt (Prototyp)
Förderung des Begriffserwerbs im Unterricht
- Bildung von Prototypen in frühen Stadien des Begriffserwerbs
- Grenzen des Prototypenansatzes
- Ausweitung des Begriffsverständnisses durch Herstellung von Strukturkarten
- Begriffe als kognitive Werkzeuge
- Begriffe als Schemata
- Anregung zur Anwendung von Begriffen in verschiedenartigen Zusammenhängen
- Begriffe als Bausteine des Denkens
Bildung von Prototypen in frühen Stadien des Begriffserwerbs
- Kinder leiten Begriffe von Beispielen ab
- Sie speichern Beispiele als Prototypen
- Weitere Erfahrungen mit Objekt/Ereignis vergleichen sie mit Prototypen u entscheiden nach Ähnlichkeitsprinzip, ob es gespeicherter Kategorie zugeordnet werden kann
- Orientierung an Prototypen hat sich in vielen Situationen des Alltags bewährt
- Ständige Berücksichtigung relevanter Merkmale kann möglicherweise verwirren
Grenzen des Prototypenansatzes
- Bei ausschließlicher Verwendung von typischen Bspn könnte Annahme fortbestehen, dass es sich bei charakteristischen (häufig vorkommenden) Merkmalen immer auch um relevante Merkmale handelt (»Alle Vögel können fliegen«)
- Beide Klassifikationsmöglichkeiten können sich bewähren, nur nicht in der gleichen Situation
Ausweitung des Begriffsverständnisses durch Herstellung von Strukturkarten
• Begriffe existieren nicht isoliert voneinander, sondern stehen zu anderen Begriffen in Beziehung
> Strukturkarten (concept maps), um Beziehungen herauszuarbeiten u Wissen darzustellen
• Ähneln Netzwerk, das wiedergibt, wie Wissen im LZG gespeichert wird
• Lehrer kann sehen, wie Schüler Wissen abspeichert u ggf. helfen etwas zu verändern (Begriffe hinzufügen/wegstreichen)
Begriffe als kognitive Werkzeuge (engl. cognitive tool)
• Wissen u Tun gehören untrennbar zs
• Begriffsverständnis des Lernenden ist in Erfahrungen eingebettet
> Jeweilige Umweltgegebenheiten u Aufgabe, die unter bestimmten situativen Bedingungen zu bewältigen ist
• Schule birgt einseitige Erfahrung
> Effektivität des Unterrichts vermindert, weil es Schülern erschwert wird, das in speziellen Situationen Erfahrene auf Bedingungen außerhalb der Schule zu übertragen
• Begriff lässt sich wie ein Werkzeug auf mehrere Situationen übertragen
Begriffe als Schemata
- Gesamtes Wissen von Begriff u seinen Beziehungen zu anderen Begriffen ist in Schemata abgespeichert
- Wenn einem Menschen neue Infos dargeboten werden, greift er auf seine Schemata zurück, um sich diese verständlich zu machen
- Wenn es zw diesen bereits vorhandenen Schemata und den neuen Erfahrungen zu Diskrepanzen kommt, ist nicht auszuschließen, dass Lernende das Neue fälschlich so interpretieren, dass es als bereits bekannt eingeordnet wird
Anregung zur Anwendung von Begriffen in verschiedenartigen Zusammenhängen
- Für schulische Arbeit empfiehlt es sich, Begriffe regelmäßig zu wiederholen u Verwendung in möglichst verschiedenartigen Situationen anzuregen
- Bedeutung eines Begriffs wird am besten erfasst, wenn er anfänglich anhand von Bspn innerhalb nur eines Themenbereichs kennen lernen
Begriffe als Bausteine des Denkens
• Mithilfe von Begriffen kann es gelingen, Vielzahl von Objekten u Ereignissen nach jeweiligen Gemeinsamkeiten in Kategorien zszufassen
> Vereinfachen Gegebenheiten in Weise, dass sie auf kognitiver Ebene handhabbar werden
> Schnell u wirkungsvoll Entscheidungen treffen können
• Auf Basis von Erfahrungen werden Beziehungen zw Begriffen hergestellt > als Propositionen gespeichert u verwendet
> Propositionen sind untereinander in komplizierten Beziehungsnetzwerken (Schemata) gespeichert
Schwierigkeiten und Förderung konzeptueller Veränderungen
• Lehrer erwarten, dass Schüler ihre Infos lernen u bisher unzutreffende Vorstellungen »überschreiben«
• Entstehung naiven physikalischen u biologischen Wissens durch alltägliche Infos (Erde wie Ball, da Straße rund um Baum verläuft; Pflanzen ernähren sich wie Menschen, da sie “verdursten” o “verhungern” können)
• Trotz Konfrontation mit wissenschaftlich begründetem Wissen behalten meiste Schüler ehemalige Vorstellungen bei (beantworten Frage, ob alles verstanden wurde trotzdem mit “Ja”)
> Zw Lehrer u kognitiv aktiven Schüler können sehr leicht Fehler in Kommunikation entstehen
Problemsituationen/ IDEAL Problemlöser kurz beschreiben
• Bransford & Stein (1984) haben eine aus fünf Schritten bestehende Problemlösungsstrategie
entwickelt => Akronym IDEAL
I Identifikation eines Problems
D Definition d Ziele u Repräsentation des Problems
E Explorieren möglicher Strategien
A Antizipieren von Ergebnissen u Vorgehensweisen
L Lernen aus der Rückschau
Identifikation eines Problems
• Oftmals schwerer Problem zu entdecken, als Lösung zu finden zB Umweltverschmutzung (schleichender Prozess)
• Schüler kriegen immer definierte Probleme vorgelegt, statt sie selbst aufzudecken
> Fehlende Erfahrung mit vglw schwierig aufzudeckenden Problemen
• Erst wenn Problem richtig erkannt wurde, kann Lösung gefunden werden (zB Fahrstuhl, Langeweile)
Definition der Ziele und Repräsentation des Problems
- Um Problem zu verstehen, muss man es sich vorstellen können u relevantes Vorwissen aktivieren
- Problem kann in eigenen Worten beschrieben werden; auch in Sprache gefasste Textaufgabe lässt sich umformulieren, damit sie verständlicher wird
- Darstellung so, dass Beziehung zu bereits bekanntem Problem deutlich wird;
- Sprachlich beschriebenes Problem kann in visuelle Darstellungsform umgesetzt werden
Explorieren möglicher Strategien
• Algorithmische u heuristische Strategien
1. Genau festgelegte Anweisungen, die schrittweise garantiert zur Problemlösung führen (zB Rezept)
2. Allg Strategie zur (nicht garantierten) Lösung von Problemen, mithilfe Faustregeln/intelligenten Abkürz
• Mittel-Ziel-Analyse: Maßnahmenergreifung, die Abstand zw Ausgangssituation u erstrebtem Ziel verkürzen soll
Antizipieren von Ergebnissen und Vorgehensweisen
• Nach Erarbeitung aller relevanten Aspekte eines Problems u möglicher Lösungswege
> gute Voraussetzungen, geeigneten Lösungsweg mit erwünschten Ergebnissen zu finden
> Davor lassen sich Hypothesen formulieren, mit welchen Ergebnissen zu rechnen ist, wenn man Lösungswegen nachgeht
> Gute Strategie: Nach ähnlichem Problem suchen, mit dem man schon Erfahrungen gesammelt hat
zB Fledermaus <=> Sonar bei U-boot
Lernen aus der Rückschau
• Rückschau dient abschließend zur Überprüfung des inzwischen vorliegenden Ergebnisses
• Viele Schüler neigen dazu, Auseinandersetzung mit Problem nach Erreichen der Lösung als abgeschlossen zu betrachten
> Keine kritische Überprüfung, ob Lösung sinnvoll zB Kontrollroutinen in Mathematik
• Lehrer sollten Schüler anregen jeden Lösungsschritt auf Plausibilität hin zu prüfen
• Man sollte jederzeit in der Lage sein, die eigene Vorgehensweise vor anderen zu rechtfertigen
Experten vs. Novizen
• Experte: Besitzt Expertise, wenn in bestimmtem Problembereich herausragende Leistungen erbracht werden; gilt innerhalb bestimmter u spezieller Wissensdomäne als außerordentlich kenntnisreich
> Expertenwissen (Expertise) entwickelt sich vergleichsweise unabhängig vom Lebensalter
> Voraussetzung zur Entwicklung von Expertise: Sammeln von Erfahrungen in Auseinandersetzung mit sehr vielen Problemen (mind. 10 Jahre)
> Genetische Ausstattung u Kenntnis + optimaler Einsatz von kognitiven Strategien, könnten erklären, dass Übungsverhalten auch unter qualitativen Aspekten betrachtet werden muss
• Novize: Fängt erst an, sich mit einem Thema vertraut zu machen/Erfahrungen zu sammeln
Unterschiede zwischen Experten und Novizen
• Experten ordnen ihr Wissen anders, fünf Unterschiede:
- Fundiertes Grundlagenwissen
- Sehr schnelles Erkennen relevanter Merkmale bei Problemen in einem Spezialgebiet
- Vergleichsweise großer Zeitaufwand zum Verstehen neuer Problemsituationen
- Automatisierung vieler kognitiver Prozesse
- Einschränkung der Flexibilität mit zunehmendem Alter
- Kontrolle eigener Metakognitionen
Fundiertes Grundlagenwissen
- Hochgradig geordnetes Wissen
- Schnelles Lernen u Abrufen von Inhalten aus Langzeitgedächtnis
- Umfasst deklaratives (wissen, dass …), prozedurales (gewusst wie), konditionales (wo und wann einsetzbar?) Wissen
Sehr schnelles Erkennen relevanter Merkmale bei Problemen in einem Spezialgebiet
• Experten können im Bereich ihrer Spezialisierung außerordentlich schnell bedeutsame Gegebenheiten eines Problems erkennen,
die ihnen aufgrund umfangreicher Erfahrungen bestens vertraut sind > Aufgebaute Schemata
Vergleichsweise großer Zeitaufwand zum Verstehen neuer Problemsituationen
• Experten nehmen sich im Vergleich zu Novizen mehr Zeit, um sich mit Gegebenheiten eines für sie neuen und damit schwierigen Problems ihres Spezialbereiches vertraut zu machen
> Zunächst Suche nach relevanten Aspekten
Automatisierung vieler kognitiver Prozesse
• Großer Teil des prozeduralen Wissens von Experten ist hochgradig automatisiert
> Führt zu Entlastung des Arbeitsgedächtnisses
> Probleme aus ihrer Wissensdomäne können so schnell und genau gelöst werden
> Außerordentlich schnelle Anpassung an jew vorliegende Bedingungen aufgrund umfangreichen Spezialwissens (»Opportunistisches Denken«)
> Erwägen von Möglichkeiten, wie sie besonders schnell zum Ziel gelangen können