Europa als kulturelle Entität Flashcards
Welche Arten von Kultur gibt es?
Individualkultur, Subkultur, Regionalkultur, Nationalkultur, Supranationalkultur/ Transkultur
Wie können sich Kulturen verändern?
(Teile von) Fremdkulturen können mehr oder weniger entfernt sein, man kann sich mit ihnen vertrauter machen, und es kann ein Autausch zwischen Eigen- und Fremdkulturen stattfinden, der zur Integration von (Anteilen von) Fremdkulturen führen kann. Dabei bildet den Rahmen für Kulturen unsere biologische Ausstattung als Mitglieder der Gattung Homo sapiens sapiens. D.h. dies ist eine verbindende Grundlage und Gemeinsamkeit aller Mitglieder von auch unterschiedlichen Kulturen. Dabei symbolisiert der nach außen verweisende Pfeil, dass kulturelle Entwicklungen möglich sind, die über unsere biologische Grundausstattung hinaus reichen. Z.B. hat der Mensch technische Hilfsmittel erfunden, um fliegen zu können
Wodurch können sich Kulturen unterscheiden?
Werte Weltsicht Sprache (Dialekt, Soziolekt…) Verbale und Nonverbale Kommunikation Bräuche Handlungen Geschichte Kleidung Essen und Trinken Institutionen Architektur Räume (virtuell und analog, z.B. Gaming, Landschaften etc.)
Was sind die Definitionen von Kultur nach Maletzke und Brislin?
“ist im Wesentlichen (…) ein System von Konzepten, Überzeugungen, Einstellungen, Wert-orientierungen, die sowohl im Verhalten und Handeln der Menschen als auch in ihren geistigen und materiellen Produkten sichtbar werden. Ganz vereinfacht kann man sagen: Kultur ist die Art und Weise, wie die Menschen leben und was sie aus sich selbst und ihrer Welt machen.” (Maletzke 1996, zitiert nach Heringer 2012, 24)
“ist zu verstehen als eine identifizierbare Gruppe mit gemeinsamen Überzeugungen und Erfahrungen, mit Wertgefühlen, die mit diesen Erfahrungen verbunden sind, und mit einem Interesse an einem gemeinsamen historischen Hintergrund.” (Brislin 1983, zitiert nach Heringer 2012, 24)
Wie ist die Kulturdefinition von Clifford Geertz?
“is best seen not as complexes of concrete behavior patterns – customs, usages, traditions, habit clusters (…) but as a set of control mechanisms – plans, recipes, rules, instructions (what computer engineers call “programs”) – for the governing of behavior. (…) man is precisely the animal most desperately dependent upon such extragenetic (…) control mechanisms, such cultural programs, for ordering his behavior.” (Geertz 1990, 44)
Welche Kulturauffassung lehnt Clifford Geertz ab? Was sind Schlüsselbegriffe seines Kulturkonzepts?
Kultur sollte nach Geertz nicht als Ansammlung konkreter Verhaltensmuster gesehen werden.
Vielmehr betrachtet Geertz Kultur als Kontroll-, Strukturierungs- und Orientierungsmechanismus dessen der Mensch bedarf, da er weniger genetisch ‚programmiert‘ ist als Tiere und damit weniger durch angeborene Instinkte auf seine Umwelt reagiert.
Was ist mit Geertz Konzept der “webs of significance” gemeint?
Kultur als Netzwerk von Bedeutungszuschreibungen. Kultur nicht als Ausgangspunkt bzw. verursachende Kraft von sozialen Ereignissen, Verhalten, Institutionen und Prozessen, sondern als Kontext, in dem dies alles genau und detailliert beschrieben und interpretiert werden kann. Kulturwissenschaft ist demnach eine Interpretationswissenschaft – sie sucht nach den Bedeutungen sozialer Ereignisse, Verhalten, Institutionen oder Prozessen für eine Gemeinschaft und wie diese zusammenhängen.
Wie ist die Definition von Kultur nach Ward Goodenough?
“consists of whatever it is one has to know or believe in order to operate in a manner acceptable to its members (…). Culture, being what people have to learn as distinct from their biological heritage, must consist of the end product of learning: knowledge (…). Culture is not a material term, it does not consist of things, people, behaviour, or emotions. It is rather an organization of these things. It is (…) their models for perceiving, relating, and otherwise interpreting them. As such, the things people say and do (…) are products or by-products of their culture as they apply it to the task of perceiving and dealing with their circumstances. To one who knows their culture, these things and events are also signs signifying the cultural forms or models of which they are material representations (…).” (Goodenough 1964, 36)
Wo liegen Überschneidungen und Unterschiede zwischen den Kulturverständnissen von Goodenough und Geertz?
Überschneidungen: Notwendigkeit von Kultur, um dem Menschen Orientierung zu geben, Abgrenzung zur Biologie (Instinkt); Kultur als Interpretationskontext
Differenzen: Goodenough: Kultur als Wissen, Kultur liefert Interpretationsmodelle; Was die Menschen sagen und tun als Zeichen (Bedeutungsträger) kultureller Formen oder Modelle interpretierbar
Wie ist die Definition von Kultur nach Heringer?
“ist eine Lebensform. (…) Wie Sprache ist sie eine menschliche Institution, die auf gemeinsamem Wissen basiert. Kultur ist entstanden, sie ist geworden in gemeinsamem menschlichen Handeln. Nicht, dass sie gewollt wurde. Sie ist vielmehr ein Produkt der Unsichtbaren Hand. Sie ist ein Potenzial für gemeinsames sinnträchtiges Handeln.” (Heringer 2004, 107)
> Hervorhebung von gemeinsamem Wissen als Basis von Kultur und der nicht teleologischen (= nicht zielgerichteten) Entwicklung von Kultur
Wie ist die Definition von Kultur nach Hofstede?
“Every person carries with him or herself patterns of thinking, feeling, and potential acting which were learned throughout their lifetime. Much of it has been acquired in early childhood, because at that time a person is most susceptible to learning and assimilating. Using the analogy of the way in which computers are programmed, this book will call such patterns of thinking, feeling, and acting mental programs, or (…) ‘software of the mind’. This does not mean, of course, that people are programmed the way computers are. A person’s behavior is only partially predetermined by her or his mental programs: (s)he has a basic ability to deviate from them, and to react in ways which are new, creative, destructive, or unexpected. (…) Mental programs vary as much as the social environments in which they were acquired. A customary term for such mental software is culture.”* (Hofstede 1997, 4)
> Kultur als Ergebnis des Lernens, Betonung der Varianz der erlernten ‘Programme‘ und der Möglichkeit, von diesen abzuweichen
Wie ist die Definition von Kultur nach Chen/ Starosta?
“[is] a negotiated set of shared symbolic systems that guide individuals‘ behaviors and incline them to function as a group.“ (Chen/Starosta 1998, 26)
Wie ist die Definition von Kultur nach Wawra?
Sprache als zentrales Symbolsystem. Sie ist “Konstituent und Produkt von Kultur“: Sprache “wirkt (…) entscheidend an der Konstruktion von Kultur mit“ und “Kultur [drückt sich] in ihr [und durch sie] aus“ (Wawra 2008, 206)
Wie könnte man die verschiedenen Kulturdefinitionen kategorisieren?
“Zeichen-[Deutungs-], Wissens- und Orientierungssystem“, das unterschiedliche “Welt- und Selbstauffassungen“ widerspiegelt und “das Handeln (Denken, Fühlen, Wollen und Wünschen) aller daran teilhabenden Personen“ beeinflusst.* (15)
“Ergebnis[ ] interaktiver, kommunikativer oder diskursiver Aushandlungsprozesse“. Betonung des relationalen Aspekts von Kulturen, d.h. Kulturen werden nicht als “diskrete[ ], unabhängige[ ] (…) Einheiten“ gesehen, sondern sie entwickeln sich im Austausch mit und konturieren sich in der Abgrenzung zu anderen Kulturen. (18)
Ergebnis des Austauschs mit anderen Kulturen, wobei etwas Neues oder Drittes, eine Interkultur oder Transkultur entsteht. (18)
keiner “objektive[n]“ und “definitive[n]“ Definition oder Beschreibung zugänglicher Forschungsgegenstand aufgrund ihres “relationalen, permeablen und dynamischen Charakters“. Dennoch bieten Definitionen wichtige Annäherungen. (18)
“Set“ “aus Praktiken, Praxisfeldern und Wissensbeständen, speziell aus Werten, Regeln, (…) sozialen Normen, Zielen (…), Geschichten“, durch das “man Wissen über Kulturen [erhält], ihre Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Unterschiede“. Dem widmen sich v.a. “kulturvergleichende bzw. kulturkontrastive Ansätze in verschiedenen Disziplinen“ (19)
Was ist typisch europäisch, bzw. was sind Parallelen in den europäischen Kulturen?
- Neandertaler Gene
- Demokratie
- Griechische Philosophie
- Römisches Reich
- Römisches Recht
- Monotheismus
- Schlösser nach franz. Stil
- Eng verwandte Königsfamilien
- Universelle Menschenrechte
Wie ist das europäische Motto?
In Vielfalt geeint - United in diversity
Wofür steht die europäische Flagge?
Sternenkranz= Vollkommenheit, Ganzheit
Wofür steht die Europaserie der Eurobanknoten?
“Europa-Serie“, “da zwei der Sicherheitsmerkmale der neuen Banknoten ein Porträt der Europa enthalten. Diese Gestalt aus der griechischen Mythologie wurde wegen ihrer offensichtlichen Verbindung zum europäischen Kontinent ausgewählt. Zudem verleiht sie den Geldscheinen eine menschliche Note. Das Abbild der Europa stammt von einer Vase, die im Pariser Louvre ausgestellt ist.“
Wofür steht Leitmotiv ‘Zeitalter und Stile’ der europäischen Banknoten?
“Leitmotiv ’Zeitalter und Stile’”, “auf der Vorderseite (…) symbolisieren Fenster und Tore den Geist der Offenheit und Zusammenarbeit in Europa. Die Brücken auf der Rückseite stehen für die Verständigung zwischen den Menschen in Europa sowie zwischen Europa und der übrigen Welt.“ Zudem sind “Baustile aus verschiedenen Epochen der europäischen Geschichte abgebildet, wobei keines der dargestellten Bauwerke real existiert. Folgende Baustile werden im Motiv aufgegriffen: 5 €: Klassik 10 €: Romanik 20 €: Gotik 50 €: Renaissance 100 €: Barock und Rokoko 200 €: Eisen- und Glasarchitektur des 19. Jahrhunderts
Was ist auf der Rückseite von Euro-Scheinen zu sehen?
“Auf der Rückseite (…) ist eine schematische Europakarte zu sehen. Auf der überarbeiteten Landkarte der Europa-Serie finden sich nun auch Malta und Zypern. Am unteren Banknotenrand befinden sich kleine Kästchen, die für die Kanarischen Inseln und einige überseeische Gebiete Frankreichs stehen, in denen der Euro ebenfalls Zahlungsmittel ist. Sehr kleine Inseln sind auf den Banknoten nicht abgebildet, da der für hohe Auflagen verwendete Offsetdruck ihre präzise Darstellung nicht zulässt.
Welche Gefahr sieht Wawra aus Kulturwissenschaftlicher Sicht in der Europäischen Integration?
Gefahr, “dass andere Kulturen an den Rand gedrängt werden” und das Gefüge instabil ist (Wawra 2013, 94) => heterogene Kulturen müssen integriert und eine gemeinsame Identität geschaffen werden (Wawra 2013, 94 nach Assmann 62007, 145)
Wie definieren Wawra und Storey “Europäische Identität”?
Gefahr, “dass andere Kulturen an den Rand gedrängt werden” und das Gefüge instabil ist (Wawra 2013, 94) => heterogene Kulturen müssen integriert und eine gemeinsame Identität geschaffen werden (Wawra 2013, 94 nach Assmann 62007, 145)
“Die Ausformung einer europäischen Identität ist (…) ein fortwährender diskursiver Prozess, der in der Vergangenheit wurzelt und in der Gegenwart auf die Zukunft gerichtet vollzogen wird.” (Wawra 2013, 98) = die “roots” (“where we think we came from” and “who we think we are”) und “routes” (“where we are going”) europäischer Identität (Storey 2003, 81, 86)
Welche vier groben Meilensteine gab es hinsichtlich der Europäische Integration?
- “Gewalt oder Hegemoniestreben“
- die “Suche nach Gleichgewicht“
- “Abgrenzung oder Druck von außen“
- “die Bildung einer Gemeinschaft“, “Miteinander statt (…) Gegeneinander“ => “Ziel einer Union“
Welche historischen Elemente tragen zu kulturellen Sinn- und Identitätsstiftung der Europäer bei?
Gemeinsames Wissen, gemeinsame Erinnerungen, gemeinsame Geschichte
Antike, Griechenland – Philosophie, Rationalismus: Freiheit, Demokratie
Römisches Reich – Recht und Politik: Rechte des Individuums, Gleichheit
Mittelalter und Christentum – Universitäten, Merkantilismus, Moral
Renaissance und Aufklärung (16./17./18. Jhd) – wissenschaftliche Revolutionen, Humanismus, Toleranz
Industrielle und Französische Revolution (18. Jhd) – parlamentarische Demokratie, Ethik, “liberté, egalité, fraternité”
1. und 2. Weltkrieg, Eiserner Vorhang (19. und 20. Jhd) – Solidarität, Sozialstaat, Gründung der EU
Aus welchen Werten setzt sich die humanistische Weltanschauung Europas zusammen?
Humanistisches Denken Rationalität Säkularisierung "rule of law" > regieren auf Basis von Gesetzen Demokratie Menschenrechte