Diagnostik Flashcards

1
Q

Nennen Sie eine Definition von Diagnostik!

A

„Psychologische Diagnostik ist die Gewinnung von Informationen über Eigenschaften und Verhalten von Menschen. Sie ist eine Teildisziplin der Psychologie im Dienst der Angewandten Psychologie und sie bezieht sich fast ausschließlich auf einzelne Personen, die Population wird häufig vorher befragt um zu Normieren und zu Validieren. Eigenschaften und Verhalten können so beschrieben, klassifiziert, erklärt oder vorhergesagt werden. Die Gütekriterien Objektivität, Validität und Reliabilität sind dabei stets einzuhalten.“

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2
Q

Gibt es Elemente der chinesischen Beamtenauswahl, die sich auch in heutigen Auswahlverfahren wiederfinden?

A

Tests in verschiedensten Bereichen als eine Art „Assessment Center“, Aufsätze und Gedichte als Form von „Arbeitsprobe“.

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3
Q

Was sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Phrenologie und modernen neuropsychologischen Verfahren?

A

Unterschiede

  • Moderne Untersuchungsmethoden (möglichkeiten der visualisierung von Aktivität) vs. Feldstudien/Beobachtung
  • Neurowissenschaften nach wissenschaftlichen Standards eher falsifizierbar, Möglichkeit des peer-reviews, etc.
  • Geschichtlich bedingtes Potential für rassistische Praktiken bei Phrenologie

Gemeinsamkeiten

  • Aktivitäten in Arealen unterschiedlich in Abhängigkeit von z.B. emotionalem und kognitivem Reaktionsverhalten (Amygdala bei Konservativen, Antrior Cingulate Cortex bei Liberalen)
  • Bestimmte Krankheitsbilder beeinflussen das Gehirn, Aktivität in Arealen, etc. (z.B. Alzheimer)
  • Areale sind abgrenzbar und haben verschiedene, voneinander ebenfalls abgrenzbare Funktionen
  • Versuch, menschliches Verhalten auf der Basis von biologischen Eigenschaften vorherzusagen
  • Defekte in bestimmten Arealen können Persönlichkeit und Verhalten beeinflussen (siehe Phineas Gage)
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4
Q

Was ist der Army-Alpha? Welchen Test beschreibt das Kürzel MMPI?

A

Ein Test entwickelt von Robert Yerkes um die Rekruten des U.S. Militärs während des 1. WKs zu evaluieren. Eingeführt 1917 als systematische Methode um die intellektuelle und emotionale Funktion von Soldaten zu evaluieren. Der Test misst „verbale Fähigkeiten, numerische Fähigkeiten, Fähigkeit Befehlen zu gehorchen, Analogien, etc.“.

MMPI ist das Minnesota Multiphasic Personality Inventory. Hat viele Skalen und (neu) Validitätsskalen, um verschiedene Formen der Verfälschung zu erfassen. Ist in aktualisierter Form heute noch weit verbreitet.

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5
Q

Was sind die 4 Zielsetzungen der Diagnostik?

A
  1. Beschreiben aktueller Erlebens- bzw. Verhaltenszustand¬¬¬ einer Person, Statusdiagnostik, relevant für Forschungsfragen, Klassifizierung
  2. Erklären woher ein Verhalten kommt (können stabile Eigenschaften einschließen)
  3. Prognostizieren/Vorhersagen – zeitliche Prognose, situative Prognose
  4. Bereitstellung von Informationen, um zwischen Handlungsalternativen besser zu entscheiden
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6
Q

Erklären Sie den Unterschied zwischen „state“ und „trait“.

A

State: aktueller Zustand einer Person, nicht stabil, veränderbar, situationsabhängig
Trait: breite und zeitlich stabile Dispositionen zu bestimmten Verhaltensweisen, Klassen/Kategorien, die aus verschiedenen verwandten Verhalten bestehen.

Verhaltensgewohnheiten dienen als Indikator für traits und sollten repräsentativ für die Erfassung sein.

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7
Q

Was ist das Bandbreiten-Fidelitätsdilemma? Wie kann dies gelöst werden?

A

Messe ich wenige Variablen sehr genau, oder viele Variablen eher oberflächlich/ungenau?
Mögliche Lösung durch adaptives Testen (z.B. Itempyramide).

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8
Q

Was beschreibt die Goldwater Rule und warum ist sie 2017 wieder relevant geworden?

A

Aus Sektion 7 der APA: es ist unethisch, wenn Psychiater ihre professionelle Meinung zu öffentlichen Personen abgeben/Diagnosen stellen, die sie nicht in Persona untersucht haben und von denen sie kein Einverständnis haben, ihre psychische Gesundheit in der Öffentlichkeit zu thematisieren. (Generelle Informationen zu diagnostischen Bildern/Eigenschaften aber ok!)
2017 wieder relevant durch die Präsidentschaft von Donald Trump, da es Psychiater gab die behaupteten er sei „unfit for office“ aufgrund psychischer Probleme.

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9
Q

Was können Probleme durch Labeling sein?

A
  • Stigmatisierung, Person wird zur passiven Figur

* Personen verstehen oft nicht, was hinter einem Label steckt (Krankheiten können verschieden ausgeprägt sein)

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10
Q

Nennen und beschreiben Sie 3 Bereiche der Ethikrichtlinien, welche die Arbeit von Psychologen regulieren.

A
  1. Berufsbezeichnung/Titelführung: Abschluss BA & MA, wissenschaftliche Masterarbeit mit psychologischer Fragestellung
  2. Gutachten und Untersuchungsbericht bedürfen einer Sorgfaltspflicht, Transparenz, Stellungnahme zu Gutachten von Kollegen müssen zulässig sein, Gefälligkeitsgutachten sind unzulässig
  3. Wissenschaftliche Praxis/Forschung: Menschenwürde und Integrität bei Forschung wahren, Wohl und Sicherheit der Teilnehmer sollten durch geeignete Maßnahmen stets gesichert sein, Risiken sollten ausgeschlossen werden. Keine Studien auf der Basis von Täuschung, es sei denn es ist notwendig für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und somit gerechtfertigt.
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11
Q

Begründen Sie, warum man die Richtlinien beherzigen und sich für ihre Einhaltung einsetzen sollte.

A
  • Um den „Ruf“ der Psychologie zu schützen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu wahren/verbessern
  • Verbesserung der Qualität der Forschung bei gegenseitiger „Kontrolle“
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12
Q

Ist Diagnostik gleichbedeutend mit Testen?

A

Nein, Diagnostik ist ein Prozess bei dem verschiedene Aspekte untersucht werden, die für ein präzises diagnostisches Urteil benötigt werden: es braucht Fachwissen und Erfahrung, sie sollte standarisiert sein und Anforderungen, Beurteilung und Entscheidungen müssen untersucht werden. Diagnostik ist quasi der Rahmen, der Testen lediglich beinhaltet. Ohne die „Vorarbeit“ der Diagnostik wäre Testung wenig zielführend.

Testen hingegen ist die konkrete Messung eines abgrenzbaren Konstrukts, eine spezifische diagnostische Fragestellung wird versucht zu beantworten und sie kann nur zum Teil automatisiert werden. Standarisiert sollte die Testung aber ebenfalls sein.

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13
Q

Welche Vorteile bietet eine Standardisierung des diagnostischen Prozesses?

A
  • Strukturierung und Vergleichbarkeit der Vorgehensweise, wenn diagnostiziert wird
  • Nachvollziehbarkeit der getroffenen Entscheidung
  • Qualitätskontrolle/Evaluation (nur sinnvoll, wenn vergleichbar)
  • Aus- und Weiterbildung effektiver gestalten
  • Trotz fallspezifischer Vorgehen Transparenz schaffen, damit Auftraggeber das Vorgehen beurteilen können
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14
Q

Welche Grundlegenden Informationen finden sich in der DIN 33430?

A

• Einleitung, Anwendungsbereich und Begriffe
• Planung der Eignungsbeurteilungen
 Auftragsklärung, Anforderungsanalyse
• Auswahl der und Anforderungen an Verfahren
• Durchführung, Auswertung, Interpretation und Urteilsbildung
• Dokumentation
• Evaluation und Verbesserung
• Qualifikationsanforderungen

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15
Q

Was versteht man unter der Verhaltensgleichung? Wobei kann sie hilfreich sein?

A

V = f (U, O, K, E, M, S)
Verhalten ergibt sich aus Umgebung, Organismus, Kognitive, Emotionale, Motivationale und Soziale Variablen und deren Wechselwirkung. Sie ist hilfreich bei Fokussierung/Auswahl der zu erforschenden Variablen, bzw. sich dieser bewusst zu werden um ein Ganzheitliches Bild von der zu diagnostizierenden Person zu bekommen.

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16
Q

Welche 5 Erhebungsquellen können unterschieden werden?

A
  1. Leistungstests
  2. Fragebogen
  3. Projektive Verfahren
  4. Interview
  5. Verhaltensbeobachtung
17
Q

Was können Gründe für die Diskrepanz von Selbst- und Fremdbeurteilung sein?

A
  • Unrealistisches Selbstkonzept (Verzerrung ins positive/negative)
  • Impression Management: strategische Selbstdarstellung – Antworten werden an erwarteten Nutzen angepasst (z.B. bei Personalauswahl)
  • Milde-Effekt/Halo-Effekt: Urteilsfehler beim Beobachter
  • Messfehler: Berechnung kritischer Differenzen, um festzustellen, ob beobachtete Diskrepanz zufällig oder bedeutsam ist
18
Q

Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den verschiedenen Erhebungsquellen (Fragebogen und Leistungstests)?

A

Unterschiede

  • Leistungstests können auch auf metrischen Skalen erhoben werden (z.B. Reaktionszeit)
  • Antwortformat (bei Leistungstests eindeutige richtig/falsch möglich)
  • Verschiedene Ziele (maximale/punktuelle Leistung vs. offen)
  • Zeitliche Orientierung (Vergangenheit/generelle Einstellungen vs. punktuelle jetzige Leistung)

Gemeinsamkeiten

  • geeignet zur Personalauswahl
  • standarisiert
19
Q

Wo kann ich mich über verfügbare Tests informieren?

A

Fachzeitschriften, Testkompendien, Lehrbücher zu psychologischer Diagnostik, PSYNDEX Datenbank, Testmanuale, Testrezensionen, Kataloge und Onlineverzeichnis der Testverlage

20
Q

Was sind die „Stationen der Informationsverarbeitung“? Beschreiben Sie anhand dieser Darstellung, wie Informationsverlust oder -verzerrungen im Rahmen eines Interviews entstehen können.

A

Im Rahmen eines Interviews können an vielen Stellen Störungen entstehen, die zu einem Informationsverlust oder -verzerrung führen können. Grundsätzlich kann es sowohl auf Seite des Interviewers und des Interviewten zu solchen „Fehlern“ kommen. So kann bereits bei der Art und Weise wie ein Befragter einen Sachverhalt überhaupt wahrnimmt, ein Informationsverlust entstehen – sowohl bewusst als auch unbewusst. Ein Befragter könnte Ereignisse die ihm wiederfahren sind in eine positive oder negative Richtung gefärbt in Erinnerung behalten haben, sodass seine Erinnerungen nicht komplett sind und somit kein korrektes Bild seiner Erfahrungen sind. Es könnte aber genauso gut sein, dass ein Befragter bewusst Aspekte beschönigt, um einen besseren Eindruck beim Befrager zu hinterlassen („impression management“).
Auf der anderen Seite könnte der Befrager auf bestimmte „Schlüsselwörter“ besonders anspringen, weil sie in sein existierendes Schema passen. Dies könnte dazu führen, dass ein Bewerber einen kompetenten Eindruck beim Interviewer hinterlässt, ebenso wenn der Befragte schlichtweg sympathisch auf den Interviewer wirkt. Der wahrgenommene Sachverhalt könnte beim Interviewer also sowohl lückenhaft als auch verzerrt sein, weil sowohl der Befragte in der Lage sind den wahrgenommenen Sachverhalt zu manipulieren (bewusst oder unbewusst), aber der Interviewer könnte genauso selektive Fragen gestellt haben, seine Fragetechnik könnte unzureichend gewesen sein, Fragen zu vage oder zu sehr geschlossen.

21
Q

Ändert sich der Einfluss von (Selbst-)Präsentationsstrategien (impression management) durch zunehmenden Standarisierungsgrad eines Interviews?

A

Ja, mit zunehmender Standarisierung nimmt der Einfluss des impression managements ab.

22
Q

Was ist ein Problem, wenn klinische Diagnosen nur von einer Person durch ein Interview durchgeführt wird? Wird dieses Problem behoben, wenn zwei Personen die Diagnose durchführen?

A

Es besteht die Gefahr, dass die Diagnose mancher Störbilder (wie dissoziativen Störungen) beeinflusst sind durch kulturellen Hintergrund der Diagnostiker. Dies könnte eventuell behoben werden, wenn zwei Personen unterschiedlicher kultureller Herkunft die Diagnose durchführen würden.

23
Q

Nennen Sie drei Bereiche, bei denen die Techniken der Gesprächsführung hilfreich sein können.

A
  1. Bei heiklen Themen/Fragestellungen bzgl. Sexualität oder Kriminalität (Widerstand erkennen)
  2. Wenn der Befragte ablenken will (gesteigerte Kontrolle über Gesprächsführung)
  3. Wenn der Befragte nicht motiviert ist, mitzuarbeiten (aktives Zuhören)
24
Q

Wodurch unterscheidet sich eine Verhaltensbeobachtung von einer -beurteilung?

A

Verhaltensbeobachtung bildet die Grundlage für Verhaltensbeurteilung. Verhaltensbeobachtung an sich ist eine nicht wertende Beschreibung von Verhalten („nüchterne Datensammlung“) und Verhaltensbeurteilung ist eine Beurteilung des Verhaltens der beobachteten Person.

25
Q

Kennen Sie die Aspekte der Verhaltensbeobachtung und wissen Sie diese gut argumentativ in einem Szenario anzuwenden.

A

• Frei oder systematisch?
o Frei umfasst eine höhere Bandbreite, läuft aber in Gefahr unklar zu werden (zu viele Informationen), systematisch grenzt auf weniger Aspekte ein, führt aber zu Informationsverlust
• Direkt oder indirekt?
o Direkt kann den Fokus frei wählen, jedoch ist der Transfer von Beobachtung zur Registrierung (aufschreiben) nicht perfekt. Indirekte Beobachtung ist da besser, jedoch kann es als aufdringlich empfunden werden (Kamera)
• Natürliche oder künstliche Umgebung?
o Natürlicher Kontext bei natürlicher Umgebung, jedoch eingeschränkte Kontrolle. Im Labor werden für Störvariablen besser kontrolliert, jedoch sind die Bedingungen künstlich (plus Beobachtereffekt)
• Verdeckt oder offen?
o Verdeckte Erhebung, Beobachteter weiß von nichts – Störvariablen durch Beobachtung (Hawthorne-Effekt) werden vermieden, jedoch muss der Anlass gerechtfertigt sein (ethische Gründe)
• Teilnehmend oder nicht teilnehmend?
o Teilnehmende Beobachtung hat sowohl den Vor- und Nachteil darin, dass der Beobachter das Szenario verändern kann. Ein weiterer Nachteil ist, dass eine nicht teilnehmende Beobachtung langwierig und entsprechend aufwendig sein kann (aber bessere Option zum aufschreiben/dokumentieren gibt)
• Selbst- oder Fremdbeobachtung?
o Selbstbeobachtungen über einen langen Zeitraum nützlich und/oder Daten sehr intim sind, deswegen hohe Validität. Die Auswertung ist jedoch sehr aufwendig. Fremdbeobachtung hat den Vorteil, dass der Beobachter auf bestimmte Dinge dank seines Fachwissens achten kann, jedoch kann die Reliabilität trotzdem schwanken.

26
Q

Was versteht man unter den Begriffen Selektion, Segmentierung und Quantifizierung im Rahmen der Verhaltensbeobachtung?

A

Selektion: Auswahl von Ereignissen aus dem Verhaltensfluss (+: Objektivität, -: andere Aspekte werden Vernachlässigt)
Segmentierung: Verhaltensweisen werden zusammengefasst (Aggressivität, Schimpfen, …)
Quantifizierung: neben der „Qualität“ werden auch Intensität, Dauer und Häufigkeit dieser Segmente erfasst (erklärt, warum freie Beobachtungen zweier Personen nie komplett übereinstimmen, was ist ein „fester“ und was ein „flüchtiger“ Blick? Durch die systemische VB sollen diese 3 Punkte standarisiert werden)

27
Q

Beschreiben Sie das Linsenmodell von Brunswick. Was möchte man mit diesem Modell erklären?

A

Es will erklären, wie die Diskrepanz von Beobachtungen zustande kommt.
Die Umwelt muss sich erschlossen werden, es gibt keine direkte Wahrnehmung. Dazu werden „gefächerte“ Hinweisreize genutzt, die von der beobachteten Person gesendet werden. Diese Signale (zunächst objektiv) werden unter Berücksichtigung von Selektivität und Wahrnehmungsfehlern zu subjektiven Hinweisreizen.
Jede Beobachtung ist also eine Unterscheidung in relevant vs. irrelevant.

28
Q

Was sind mögliche Fehlerquellen in der Beobachtung?

A
  • Halo-Effekt (schöne Menschen = intelligenter)
  • logische Fehler (dominante Personen = nicht teamfähig)
  • Primacy- und Recency-Effekt (Dinge am Anfang und am Ende der beobachtung werden besonders beachtet)
  • Beobachterdrift (Aufmerksamkeit während der Beobachtung nimmt ab oder zu)
  • Statistisch beobachtbar: Mildefehler (hoher Mittelwert), Strengefehler (niedriger Mittelwert), zentrale Tendenz (fehlende Varianz), Tendenz zu Extremurteil (Floor- & Ceilingeffekt)
29
Q

Was sind klinisches und statistisches Urteil und wie unterscheiden sie sich voneinander?

A

Klinisches Urteil: individuelle Urteile von Menschen (meist Diagnostikern) (Begriff „klinisch“ weil professioneller und eh oft im klinischen Kontext genutzt)
Statistisches Urteil: Urteile auf der Basis von Formeln verrechnet, abgeleitet aus empirischen Daten

30
Q

Welche Urteilsbildung wird durch Meta-Analysen gestützt? Kann auch ein kleiner „Vorsprung“ eines Vorgehens (gekennzeichnet durch eine eher kleine Effektgröße) bedeutsam sein?

A

Es gibt einen kleinen Vorsprung zu Gunsten der statistischen Vorhersage. Interviewdaten und klinische Urteile verzerren zu Gunsten von statistischen Urteilen (da Fehlerquelle: Mensch). Kann bedeutsam sein, da es Hinweise bzgl. Fehlerquellen in einem Verfahren gibt, und in welchem Bereich nachgebessert werden könnte. Für den Alltag je nach Bereich mehr oder weniger relevant (Klinik vs. Forschung).

31
Q

Sollte komplett auf das klinische Urteil verzichtet werden? Wie könnte ein Kompromiss aussehen?

A

Es ist sinnvoll, das klinische Urteil ebenso zu berücksichtigen wie auch das statistische, wenn es sich anbietet und sinnvoll ist. Es könnte als Ergänzung zum statistischen Urteil fungieren, um zusätzliche Informationen zu bieten die mittels statistischer Diagnostik nicht vollends erfasst werden könnten (Informationsverlust).

32
Q

Was ist das Hauptproblem, wenn nur dem statistischen Urteil gefolgt wird?

A

Informationsverlust (v.A. im klinischen Bereich)
Ergebnisse immer nur so gut wie die Operationalisierung der Dimensionen die man versucht zu erfassen und der Kenntnisstand des Auswerters, subjektive Eindrücke durch einen Interviewer können v.A. im klinischen Bereich sehr wichtig und wertvoll sein!

33
Q

Welche Arten von Entscheidungen gibt es? Kann ich gut argumentieren, warum eine bestimmte Form der Entscheidung z.B. bei der Einstellung eines Abteilungsleiters in einem Unternehmen, am besten ist?

A

• Nutzen der Entscheidungen für wen (Individuum vs. Institution)
• Annahmequote (festgelegt vs. Variabel)
• Behandlungen (einstufig vs. mehrstufig)
• Möglichkeit von Ablehnung (Ja/Nein)
• Informationsdimension (univariat v. multivariat)
 Eine Dimension der Informationen (z.B. Abiturnote) vs. mehrere Dimensionen (Abiturnote und Intelligenz)
• Entscheidungen (terminal vs. investigatorisch)
 Terminal: einmal-Diagnose
 Investigatorisch: mehrfache Diagnose, z.B. nach Behandlung
• Beispiel Einstellung Abteilungsleiter: Mischform von Nutzen, multivariater Entscheidung und investigatorisch – was brauchen Mitarbeiter, was braucht die Organisation, wie sind Arbeitszeugnisse und Erfahrungen, Überprüfung/Befragung Zufriedenheit und Abteilungserfolg nach X Monaten.

34
Q

Was versteht man unter dem kompensatorischen Modell?

A

Modell zur Verbindung und Verrechnung von erhobenen Daten. Durch verschiedene Gewichtung der Prädiktoren können Schwächen in einem Bereich ggf. von einem anderen kompensiert werden, sodass eine Person trotzdem einen kritischen Wert erreichen kann oder eben nicht.

35
Q

Welche Ziele hat ein psychologisches Gutachten? Worauf ist bei der Erstellung eines Gutachtens zu achten?

A

Ein Gutachten soll ein Bericht über die Beantwortung konkreter Fragestellungen sein, die eine Person oder eine Gruppe von Personen betreffen. Die Beantwortung soll durch die Anwendung wissenschaftlich anerkannter Methoden erfolgen, und sich an feststehende Regeln der Gewinnung und Interpretation von Daten halten. Der diagnostische Prozess soll dabei nachvollziehbar und transparent sein: psychologische Fragen sollten nachvollziehbar hergeleitet werden, die Auswahl und Anwendung von Erhebungsmethoden klar und verständlich, die Darstellung und Interpretation des Ergebnisses nachvollziehbar und die Fragestellung(en) beantwortet sein.

36
Q

Nennen und beschreiben Sie die drei Hauptgütekriterien sowie deren Unterformen.

A

Objektivität – Ergebnisse eines diagnostischen Verfahrend kommen unabhängig davon zustande, wer die Untersuchung, die Auswertung und die Interpretation durchführt.
Durchführungsobjektivität: Verfahren muss immer auf die gleiche Weise durchgeführt werden (Testmaterial, Durchführungsbedingungen, Verhaltensanweisungen)
Interpretationsobjektivität: verschiedene Testanwender transformieren den selben Testwert in die gleiche Aussage über die Person
Auswertungsobjektivität: gleiches Verhalten der Testpersonen soll nach stets den exakt selben Regeln abgebildet werden

Reliabilität – Genauigkeit, mit der ein Test ein Merkmal erfasst
Test-Retest Reliabilität: gleicher Test wird in der gleichen Stichprobe 2mal durchgeführt
Paralleltestreliabilität: zwei Versionen eines Tests („Itemzwillinge“) werden verglichen
Interne Konsistenz: split-half – Korrelation zweier Testhälften, Cronbachs Alpha (MC Donald’s Omega besser)

Validität – wenn das Merkmal, das der Test erfassen soll, erfasst wird
Inhaltsvalidität: repräsentative Auswahl aller denkbaren Items aus dem „Itemuniversum“
Konstruktvalidität: Abgleich und Abgrenzung anderer Konstrukte
Konvergente Validität (hohe Übereinstimmung mit ähnlichen Konstrukten)
Diskriminante Validität (niedrige Übereinstimmung mit theoretisch „fernen“ Konstrukten, die nicht erfasst werden sollen)
Multi-Trait Multi-Method Analyse: Vergleich mehrerer Konstrukte bei gleichzeitiger Verwendung unterschiedlicher Erhebungsmethoden
Kriteriumsvalidität: wenn von einem Testergebnis erfolgreich auf ein als relevant erachtetes Außenkriterium, nämlich auf ein Verhalten außerhalb der Testsituation, geschlossen werden kann
Übereinstimmungsvalidität: zeitgleiche Erhebung (korreliert das neue Verfahren zur Erfassung von Depression mit der zu diesem Zeitpunkt gestellten Diagnose?)
Vorhersagevalidität: zeitversetzte Erhebung (Abiturnote und Vorhersage der Studienabschlussnote)

37
Q

Was versteht man unter Nebengütekriterien?

A

Zumutbarkeit – Durchführung eines Tests kann belastend sein, rechtfertigt der Nutzen durch die Testanwendung diese Belastung die dem Probanden zugemutet wird?

Akzeptanz – Teilaspekt der Zumutbarkeit: „soziale Validität“, stören sich z.B. Erwachsene an „schulisch“ anmutenden Fragen, sehen sie die Relevanz für die Fragestellung?

Unverfälschbarkeit – Testpersonen haben ein Interesse an einem bestimmten Ergebnis, je undurchsichtiger die Bedeutung der Items ist desto unverfälschbarer (niedrige Augenscheinvalidität)

Augenscheinvalidität – Person meint, zu erkennen, was der Test misst und entwickelt Vertrauen in das Verfahren (nützlich für Marketing), kann zu Präferenzen im Auswahlverfahren führen, Hauptgütekriterien können darunter leiden!

Fairness – Vermeidung der Benachteiligung bestimmter Personengruppen, eine Gruppe erhält systematisch niedrigere Werte, obwohl sie das Kriterium auf gleichem Niveau erfüllt. Wenn fair: Kriteriumswerte werden dem Leistungsniveau der Gruppen entsprechend abgebildet.

Ökonomie – ist gegeben, wenn der Einsatz eines Tests wenig Geld, Zeit und Aufwand erfordert

Nützlichkeit – Ist das gemessene Merkmal von Interesse oder zielführend? Ist es praktisch relevant? (z.B. Vorhersagegüte des Berufserfolgs oder die Prognose eines Rückfalls)

38
Q

Wie ist die Nützlichkeit selbst kleiner Validitätskoeffizienten zu beurteilen?

A

Auch diese sind nützlich, da sie Hinweise auf systematische Zusammenhänge geben können (Ziel ist nicht die Suche nach perfekten Korrelationen).

39
Q

Nennen und beschreiben Sie 3 Herausforderungen/Debatten im Bereich psychologischer Diagnostik.

A

Testanwendung/-auswahl: Moden und Trends haben Einfluss, Test passt evtl nicht immer, Verfügbarkeit variiert, Englischsprachige Übersetzungen evtl. nicht ideal
Norm- vs. kriteriumsorientiertes Testen: Abgleich mit Normstichprobe relevant, oder Zusammenhang mit einem Kriterium? (z.B. Berufserfolg)
Repräsentative Normstichproben – Selektionseffekte bei der Rekrutierung (Studierende, Freiwilligkeit der Teilnahme)
Internet- und Smartphone- „Testungen“ – wenig bis keine Kontrolle während Bearbeitung, Testgeheimnis gefährdet, Erstellung und „Auswertung“ durch ungeschulte Personen