D3 Flashcards
Wie ist die Prävalenz von DM1 und DM2 in GER?
je 3/100.000
Ätiologie der DM1?
=autosomal-dominante Multisystemerkrankung mit Trinucleotid(CTG)-Repeat-Expansion >50x im DMPK-Gen (kodiert für Myotonin-Proteinkinase) mit starker maternaler Antizipation (je mehr Repeats die Mutter hat, desto früher und schwerer erkrankt das Kind: Kongenital Erkrankte gehen auf eine meist bereits erkrankte Mutter als Überträgerin zurück!
Ätiologie der DM2?
=autosomal-dominante Multisystemerkrankung mit Tetranucleotid(CCTG)-Repeat-Expansion im Zinkfinger9-Gen (kodiert für ein DNA-RNA-bindendes Protein) ohne relevante Antizipation
Manifestationsalter der DM1 und DM2? Nenne auch Subformen!
DM1: Altersgipfel bis 30. LJ (20-30), alle Altersklassen:
- Kongenitale Form –>Prä- bis perinatal
- Infantile Form –> 1-11J
- Adulte klassische Form –> 12-50
- Oligosymptomatisch–> >50Jährige
DM2: Altersgipfel ab 30. LJ (30-50), betrifft nur Jugendliche und Erwachsene. Kongenital existiert also nicht!
Muskuläre Symptomatik der DM1?
- Muskeldystrophien: Paresen, Atrophien, Muskelschwäche der distalen Extremitätenmuskulatur, vorderer Halsmuskeln, Gesicht: Facies myopathica, glatter Muskeln: Dysphagie und Obstipation
- Myotonien nachrangig
- Myalgien: gering bis keine
Wie präsentiert sich ganz praktisch ein Neugeborenes mit Myotoner Dystrophie Typ Curschmann-Steinert?
Kongenitale Form:
-Floppy infant: pränatal Polyhydramnion wegen Dysphagie/Obstipation und wenig Bewegungen postnatal: generalisierte Muskelhypotonie inkl. starker Facies myopathica, Atemnot (intubationspflichtig), Ernährungsproblem (Magensonde),
Herzrhythmusstörungen, Fußfehlstellungen, motorisch-geistig entwicklungsverzögert
Wie hoch ist die neonatale Mortalität bei kongenitaler Form von DM1?
ca. 10% –> plötzlicher Herztod wegen meist (90%) vorhandener Arrhythmien
Extramuskuläre Symptomatik der DM1?
- Katarakt -Diabetes
- 90% haben Herzrhythmusstörungen (DM1>2)
- ZNS-Symptome wie Hypersomnie (DM1>2)
- Hypothyreose, Hypogonadismus, Stirnglatze
Muskuläre Symptome bei DM2?
- Muskeldystrophien: Paresen, Atrophien, Muskelschwäche der proximalen Extremitäten und Kopfbeuger
- Myotonien klinisch irrelevant/fehlend
- starke Myopathien spontan+bei Belastung
Nicht-muskuläre Symptome bei DM2?
- Katarakt -Diabetes
- Herzrhythmusstörungen
- ZNS-Symptome wie Hypersomnie
- Hypothyreose, Hypogonadismus, Stirnglatze
- Hyperhydrosis (nur DM2)
Diagnostik für DM?
-Klinisches Bild:
Steppergang und dünne Extrem.–>distale Paresen (DM1), dünne Oberschenkel/Oberarme –> proximate Paresen (DM2),
Lid-lag-Phänomen, Dekontraktionshemmung, Perkussionsmyotonie
-Myotonienachweis im EMG –>Sturzbombergeräusch!
-Molekulargenetischer Beweis –> Southern-Blot
-weitere Untersuchungen: SpaltlampenU, BZ-Messung, EKG…
Therapie bei DM?
Keine kausale Therapie!
Symptomatisch:
-orthpädische Hilfsmittel, Physiotherapie
-Behandeln von Arrhythmie, Somnolenz, Diabetes, Katarakt…
Pathophysiologie bei DM1?
Die Trinucleotid(CTG) Repeats werden nicht mit translatiert zu Myotonin-Proteinkinasen, aber transkribiert –> Vermutlich hat verlängerter CUG-Trakt der mRNA Einfluss auf Translation anderer Proteine über Hoch/Runterregulation von RNA-bindenden Proteinen –> andere mRNAs werden falsch gespleißt, falsch translatiert oder abgebaut
Gentherapeutische Ansätze für DM1?
- small-molecule inhibitors (Pentamidin-ähnliche Stoffe
- ASO (antisense-oligonucleotide)-mediated DMPK-knockdown
- ASO-inhibition durch Mikrosatelliten-Bindung
Welche Muskeldystrophien sind x-chrom. erblich?
- Progressive Muskeldystrophie Typ Duchenne (maligne)
- “ Typ Becker (benigne)
Aufgabe des größten Gens des Menschen?
Dystrophin (79 Exons) verankert Aktinfilamente an der Zellmembran. Bei Duchenne fehlt es fast komplett, bei Becker teilweise.
Pathogenese: Was ist die Aufgabe des größten Gens des Menschen?
Dystrophin (79 Exons) verankert Aktinfilamente an der Zellmembran. Bei Duchenne fehlt es fast komplett/ ist funktionslos, bei Becker funktioniert es nur teilweise.
Folge: Zytoskelett instabil –> Zellen gehen in Apoptose –> kompensatorisch hypertrophieren verbliebene Muskelzellen + Defekt wird durch BG+Fett aufgefüllt.
Klinik bei Duchenne und Becker (hier später beginnend und schwächer)?
- Initial Paresen und Atrophien der Beckengürtelmuskulatur, die Schwäche breitet sich von dort progredient nach oben+unten aus –> Watschelgang (bds. pos. Trendelenburgzeichen), Towers-Zeichen (Kind klettert beim Aufstehen an sich hoch durch Abdrücken auf den OS)
- schwache Reflexantwort
- Pseudohypertrophie der Waden (“Gnomenwaden”) durch Fett/Bindegewebiges Muskelersatzmaterial
- Gehunfähigkeit/Rollstuhlpflicht ab Ende des Kindesalters (12J.) –> ab dann starkes Skoliose- und Kontrakturrisiko
- Prognoselimitierend: Dilatative Kardiomyopathie und Herzrhythmusstörungen/ Ateminsuffizienz
- Hormonell: Adipositas, Hypogonadismus, NNR-Insuffizienz
Wieso können Frauen als Konduktorinnen eines Dystrophin-Gen-Defekts auch Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen wie Duchenne/Becker-Erkrankte entwickeln?
Variable Penetranz/Funktionelles Mosaik: Laut Lyon-Hypothese wird in der frühen Embryogenese der Frau pro Zelle zufällig 1 X-Chromosom inaktiviert, sodass dieselbe X-Gendosis wie beim Mann resultiert. V.a. wenn die Inaktivierten zufällig alle gesund sind folgt starke Symptomatik!
Was ist typisch für die Mutationen im Dystrophin-Gen bei Duchenne vs. Becker?
meist, zu 60% sind es Gen-Deletionen, 30% Punktmutationen, 10% Duplikationen.
Duchenne: out-of-frame-Deletionen!
Becker: in-frame-Deletionen!
Wie können Duchenne-Pat. mit nachgewiesener out-of-frame-Deletion medikamentös behandelt werden?
durch ASO-mediated inhibition:
Eteplirsen ist das erste Duchenne-Medikament und bislang nur in den USA zugelassen. =ein Antisense-Oligonucleotid (ASO), das Exon 51 des Dystrophingens in der zu spleißenden prä-mRNA bindet –> Exon-Skipping und dadurch Wiederherstellung der Dystrophin-Translation (verkürzt aber funktionsfähig!)
Wie können Duchenne-Pat. mit nachgewiesener out-of-frame-Deletion medikamentös behandelt werden?
durch ASO-mediated inhibition:
Eteplirsen ist das erste Duchenne-Medikament und bislang nur in den USA zugelassen. =ein Antisense-Oligonucleotid (ASO), das Exon 51 des Dystrophingens in der zu spleißenden prä-mRNA bindet –> Exon-Skipping und dadurch Wiederherstellung der Dystrophin-Translation (verkürzt aber funktionsfähig!)
Hilft ca. 13% der Duchenne-Patienten!
Wie häufig sind Spontanmutationen im X-Chromosom (Duchenne-Gen) schuld an einer progressiven Dystrophie?
Wslk. ist 1/3. Daher ist ohne Testung die Mutter mit Wslk. von 2/3 Anlageträgerin.
Wie häufig sind Spontanmutationen im X-Chromosom (Dystrophin-Gen) schuld an einer Erkrankung?
Wslk. ist 1/3. Wenn Junge erkrankt ist, ist ohne Testung die Mutter mit rechnerischer Wslk. von 0% oder 2/3 Anlageträgerin derselben Mutation. Töchter: 1/3.
Wie ist die Prävalenz von Chorea Huntington? Ab wann erkrankt man idR. und wie ist die Lebenserwartung?
1:10.000; erste Symptome idR. erst ab 40. LJ, Tod ca. 10J nach Krankheitsbeginn
Symptomtrias + weitere Symp. von Chorea Huntington?
- Früh: Pychiatrische Auffälligkeiten (Wahn, Depression, Reizbarkeit, Persönlichkeitsveränderung)
-2. Im Verlauf: Chorea (Veilstanz)
-3. Endstadium: Demenz
weiter:
-Bewegungsstörungen (Grimassieren, Hyperlordose, Herausstrecken der “Chamäleon-Zunge”, Ausfall sakkadischer Augenbewegungen, Blickparesen)
-spät: Schluckstörungen+hoher Energieverbrauch–>Kachexie
Wieso ist ein gesunder Vater vereinbar mit einem Chorea Huntington erkrankten Sohn?
Wegen paternaler Antizipation: je mehr Trinucleotid-Repeats von einer Gen. zur nächsten, desto früher die Erkrankung.
Definition inkl Pathogenese von Chorea Huntington?
=autosomal-dominante neurodegenerative Erkrankung mit psychischen, kognitiven und extrapyramidal-motorischen progredienten Auffälligkeiten. Ursache: Trinucleotid(CAG)-Repeat-Expansion im Huntington-Gen auf Chr. 4.
So entsteht pathologisches Huntingtin-Protein mit zu viel Glutamin (CAG-kodiert!), das neurotoxisch in Baselganglien-GABAergen-Neuronen (Striatum) wirkt –> Hyperkinesien! Im Verlauf auf Zelluntergang im Übererregten Thalamus + im Kortex (Amyloidähnliche HTT-Ablagerungen)
Wie viele CAG-Repeats braucht es für unvollständige Penetranz bzw. vollständige Penetranz?
Wie viele Kinder erkranken (%) wenn ein Elternteil krank ist?
a) 36-39 –> unvollständige Penetranz
b) >/=40 –> 100% Penetranz
c) 50% der Kinder erkranken, ♂ = ♀
je mehr, desto früher (idR ab 40J) und stärker ist Symptomatik! Paternale Vererbung führt zu mehr CAG-Tripletts –> “paternale Antizipation”
Wann/durch wen ist prädikative Testung auf Chorea Huntington möglich?
Wer: Neurologen mit fachspezifischer Weiterbildung & Humangenetiker
Wann: Erwachsene auf eigenen Wunsch bei pos. Familienanamnese (da bei Kindern ohne therapeutische Konsequenz)
Ansonsten PCR des HTT-Gens nur bei auffälliger Klinik+pos.Familienanamnese