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Was für eine Disziplin ist Naturschutz?
Eine normative Disziplin
Was sind die Verläuferbegriffe des Naturschutzes?
Forstschutz –> Heimatschutz –> Tierschutz –> Vogelschutz –> Waldschutz –> Baumschutz –> 1888 Ernst Rudorff Naturschutz
Wie wurde das aktuelle Naturverständnis von der Historie geprägt?
- Frühzeit: mythologische Deutungen der Natur, Naturreligionen
- Naturphilosophie löste Naturreligionen ab, Suche nach Ordnungsprinzip
- 17./18. Jhd mechanistisches Naturbild durch Entdeckung wichtiger Naturgesetze
- Entwicklung romantischer Naturphilosophie als Reaktion auf physikalisch bestimmten Naturbegriff im 19. Jhd
- Moderne Welt: Industrialisierung, Modernisierung der Landwirtschaft, Nutzung der Natur als Rohstofflieferant
–> Herausforderungen des traditionellen Natur- und Heimatbildes durch das zunehmende technisch-naturwissenschaftliche Wissen im 19. Jhd.
Wann und wo entstand das erste deutsche Naturschutzgebiet?
Siebengebirge mit Drachenfels 1923
Wer gründete wann den Bund Heimatschutz?
Ernst Rudorff gründete den Bund Heimatschutz 1904
- -> bediente sich oft völkischen Argumenten
- -> Deutsche jüdischen Glaubens + Frauen durften den Gründungsaufruf nicht unterzeichnen
Wer übernahm 1899 den Vorsitz des neuen Bundes für Vogelschutz?
Nina Hähnle übernahm 1899 den Vorsitz des neuen Bundes für Vogelschutz
Was geschah um die Jahrhundertwende mit dem Naturschutz (19 –> 20 Jhd?)?
Politisierung des Naturschutzes und Beginn der Verstaatlichung des Naturschutzes
Was forderte Wertekamp erstmals im preußischen Abgeordnetenhaus?
Wertekamp forderte Maßnahmen gegen die Zerstörung von Naturdenkmälern + Errichtung von Naturschutzparks nach amerikanischem Vorbild
Womit wurde Conwentz beauftragt?
Conwentz wurde zur Untersuchung der Gefährdung der Naturbestände und Erarbeitung von Vorschlägen für notwendige Schutzmaßnahmen beauftragt
Wer unterschied deutlich zwischen Kultur-und Naturlandschaft und wollte nur letzteres schützen, Rudorff oder Conwentz?
Conwentz, seine Ziele waren:
- ursprüngliche Natur nicht überall unterdrücken, stellenweise erhalten
- Unterstützung bestimmter Gebiete außerhalb der Städte (keine größeren Nationalparks)
- Schutz einzelner Objekte + kleinerer Flächen in Form von Naturdenkmälern
Kritik: Fokus auf seltenem, kein umfassender Landschaftsschutz, meist zufällige Auswahl der Schutzobjekte
Was passierte mit dem Naturschutz durch staatliche Anerkennung?
Er gewann an Popularität, es gab mehr ehrenamtliche Helfer*innen für Verbreitung des Naturschutzgedankens + Durchführung von Naturschutzmaßnahmen
Wer besaß die Aufgabe der Landschaftsgestaltung und -pflege in den besetzten Gebieten im Osten im Nationalsozialismus?
Wiepking-Jürgensmann
Was geschah 1935?
Verabschiedung des Reichsnaturschutzgesetzes
Was geschah 1936?
Verabschiedung einer Naturschutzverordnung
–> Festschreibung wesentlicher + bis heute wirksamer Grundlagen des Naturschutzes
- Instrumentarium Gebiets-und Artenschutz
- Bürgerbeteiligung
- Beteiligungsregelung für Naturschutzbehörden bei Eingriffen
- Pflege und Gestaltung von Biotopen
aber…
Viele gesetzliche Vorgaben wurden nicht umgesetzt, da geeignetes Personal fehlte, Problematik der gedanklichen + faktischen Missbrauchs im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie (z.B. Generalplan Ost)
Naturschutz in der Nachkriegszeit
Umweltkatastrophen + Krisen ab 60ern –> Entstehung Umweltbewusstsein + Umweltschutz als eigenes Politikfeld; Naturschutz profitiert von dieser Entscheidung, da er als Teil des übergeordneten Umweltschutz aufgepasst wurde - enge Verknüpfung mit Umweltschutz führte zu einer fachlichen und methodischen Neuausrichtung
–> Ausbau wissenschaftlicher Grundlagen im Bereich Arten+Biotopschutz unter Einbeziehung ökologischer Forschungen
–> Beginn systematischer Erfassung von Pflanzen und Tierarten, später auch Biotopen
–> Einstufung von Arten und Biotopen in Rote Leisten nach Grad ihrer Gefährdung und Seltenheit
–>Professionalisierung des Naturschutzes: Einstellung von geschultem hauptamtlichen Personal
–>Aufnahme der Landschaftsplanung als OFFIZIELLES PLANUNGSINSTRUMENT des Naturschutzes in das BNatSchG (wichtiger Unterschied zum RNG : Auftragserweiterung zur planerischen Mitverantwortung für die gesamte Landschaft)
Wie sahen die Synthesensuche aus?
(Denkmalschutz - Landschaftsverschönerung - Vogelschutz - Umweltschutz)
–>
1. Syntheseversuch (1880-1904): konservativer Natur + Heimatschutz
–>
(Denkmalschutz, Landespflege, Artenschutz, Umweltschutz)
–>
2. Syntheseversuch (1933-1945) völkischer Natur-und Heimatschutz
–> (Denkmalschutz - Landschaftsplanung- Biotop und Artenschutz - Umweltschutz)
–> 1976: Syntheseansatz BNatSchG
Welche Werte werden im BNatSchG verbunden?
physiozentrisch: Selbstwert (Wert an sich für sich selbst)
anthropozentrisch: instrumenteller Wert (Nutzwert)
Zielobjekt Biodiversität
1992: Convention on Biological Diversity
alle 2 Jahre –> Nachfolgekonferenzen COPs
Hauptziele: Schutz der Biologischen Vielfalt
Nachhaltige Nutzung der Vielfalt
gerechte Verteilung der aus der Nutzung entstandener Vorteile
Was ist das Übereinkommen der biodiversität?
Vielfalt der Arten, Genen, Ökosysteme –> bezeichnet verschiedene Ausprägungen der biologischen Vielfältigkeit in ihrer Gesamtheit
Wichtige Faktoren der Entstehung + Veränderung von Biodiversität?
Isolation + Entwicklungszeitraum
Evolution, Entstehung von Arten
Einwanderung oder Aussterben
vielfältige Umweltbedingungen
Entstehung von Arten durch einzelne Faktoren oder deren Zusammenspiel, die da wären?
Zufall: manche Mitglieder eine Population haben keine Nachkommen –> zufälliger Verlust genetischer Information oder zufallsabhängige Weitergabe eines veränderten Genbestandes an die nächste Generation: Gendrift
Mutation: Unregelmäßigkeiten bei der Weitergabe von Erbmaterial (Verlust eines Chromosoms, Vervielfachung eines Chromosomensatzes…)
Isolation: ausdauernde räumliche Trennung von Populationen einer Art verhindert deren genetischen Austausch
Selektion: sich verändernde Umweltbedingungen –> Individuen in der Population pflanzen sich stärker fort, die ein Genom besitzen mit erfolgreichen Anpassungen an neue Bedingungen
Was ist adaptive Radiation?
Adaptionen Kompromisse und Einschränkungen
Entstehung vieler Arten aus einer einzelnen phylogenen Linie
Diversifizierung in der Nutzung verschiedener Ressourcen
Einpassung in eine große Zahl ökologischer Nischen
Darwin Finken auf Inseln (durch Vulkanismus entstanden) vom Festland
Biodiversitätsdynamik (Muster der biologischen Vielfalt)
Artenvielfalt verändert sich im Laufe der Zeit + in einer räumlichen Dimension
der Artenreichtum terrestrischer Ökosysteme steht im Zusammenhang mit Klima + Produktivität
Artenzahlen hängen von Produktivität ab
je größer die Fläche, desto größer die Artenzahl
größere Populationen in großen Gebieten
Wie sieht die Verbreitung der Arten heute aus?
historische Faktoren: Kontinentaldrift, Eiszeiten (Arten wichen vor dem Eis zurück und suchten sich Refugialräume; Refugien: Rückzugsgebiete in ungünstigen Zeiten –> Aufsuchen der Refugialräume führte zur Bildung von endemischen und neuen Arten)
physikalisch-chemische Faktoren: Temperatur, Niederschlag
räumlich-strukturelle Faktoren: Lebensräume
biologische Faktoren: Nahrung, Interaktionen
Wie sieht die nacheiszeitliche Bildung neuer Arten aus?
Rückzug der Population einer art in zwei unterschiedliche Gebiete während Eiszeiten (Südwest und Südosteuropa)
Nach Rückkehr waren sie fremd! –> Gendrift, unterschiedliche Selektionsdrücke
–> nacheiszeitlich 2 Arten
Wie sieht die natürliche Entwicklung von Biodiversität, die Wiederbesiedlung aus?
- Einwanderungswelle (Lichtholzphase): windverbreitete Pionierarten z.B. Weiden, Birken
- Einwanderungswelle (Halblichtholzphase): auch tierverbreitete Arten z.B. Eichen, Haselnuss
- Einwanderungswelle (Schattholzphase): Rotbuche, Hainbuche
Was sind Biodiversity hotspots?
im engeren Sinne: Gebiete mit hohem Anteil endemischer arten
im weiteren Sinne: Gebiete mit außergewöhnlich hoher Vielfalt (Ökosysteme, arten, genetische Vielfalt)
Was sind endemische Arten?
Arten, die in ihrer Verbreitung auf bestimmte geografische Gebiete beschränkt sind
2 Entstehungsformen
Reliktendemismus: ehemals weit verbreitete Arten werden auf kleine Areale zurückgedrängt (eiszeitliche Trennung)
Entstehungsendemismus: Arten entstehen in den betreffen das Gebiet + konnten sich nicht weiter ausbreiten (Dareinfinden auf Galapagos)
Was sind megadiverse countries?
Kriterien:
a) Vorkommen von mindestens 5000 endemischen Gefäßpflanzenarten
b) Vorkommen mariner Ökosysteme
–> nur 17 Länder
Was kann Verlust von Biodiversität auslösen?
Entstehen von Wanderbarrieren
Entstehen von veränderten Nahrungsketten durch Einbringen einer neuer Art + abnehmende Diversität
Schutz von Biodiversität in D notwendig?
30 Hotspots in Deutschland (vergleichsweise hohe Vielfalt, aber keine Hotspots im globalen Maßstab, kaum Endemiten)
–> sollten Anstrengungen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt auf die globalen Hotspots konzentriert werden?
Nein (dagegen sprechen u.a. )
- rechtliche Grundlagen
- biologische Vielfalt ist überall erforderlich (z.B. Grundlage von Ökosystemleistungen)
Was sind Gründe für den Schutz der biologischen Vielfalt?
zahlreich: ethisch, sozial, ökonomisch, ökologisch,
ethisch: Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen
Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen: Biolog. Vielfalt in ihrer gesamten genetischen Bandbreite erhöht Chancen auf erfolgreiche Anpassung an Klimawandel
Bionik: Ideenpool für technische Erfindungen
Was sind Ökosystemleistungen der Biodiversität?
unterstützende Leistungen: Bodenbildung, Nährstoffkreislauf, Pflanzenwachstum
bereitstellende Leistungen: Ressourcen, Nahrung, Trinkwasser, Holz, Fasern, Gene
regulierende Leistungen: Regulierung von Klima, Überflutungen, Bestäubung, Wasserqualität, Luftverunreinigungen
kulturelle Leistungen: Erholung, ästhetische + spirituelle Bedeutung
- -> Lebensqualität, Menschl. Wohlergehen
- -> Biodiv als Grundlage aller Ökosystemleistungen
es gibt auch disservices (Beispiel: Ailanthus altissima: allergenic pollen, damage to infrastructure)
Wie verlief die anthropogen Entwicklung der Biodiversität?
Mitteleuropa: ursprüngliche Waldlandschaft
Neolithische Revolution (vor ca. 7000 Jahren in Europa)
–> Sesshaftwerdung
–> Domestizierung von Tieren und Pflanzen
–> Vorratshaltung
–> Beginn der Kulturlandschaftsentwicklung
–>Öffnung der Landschaft durch menschliche Landnutzungen: neue Biodiversitätsmuster
Wie sah die historische Nutzung der Wälder aus?
Bewegung: Hudewald - waldfreie Ökosystemtypen Heiden, Grünland
Holzgewinnung: Niederwald, Mittelwald
Weshalb wurden Wälder gerodet?
Ackerbau –> Äcker
Viehzucht –> Grünland
Wie sah die Bewegung von Wäldern aus?
durch Schweine, Rinder, Schafe ca. 5000 v. Chr. is Mitte 19./20. Jhd, danach rechtliche Trennung von Wald und Weide
ökologische Folgen der Waldweide:
veränderte Bestandsstruktur (heller, Auflockerung), andere Artzusammensetzung: Rotbuche benachteiligt, Eichen gefördert, heideresistente Arten im Unterwuchs (Stechpalme)
Heiden sind das Ergebnis von..?
meistens Ergebnis von Heidewirtschaft (Bewegung u.a.) auf nährstoffarmen, sauren Standorten, geprägt durch Zwergsträcuher (Heidekraut) und Wacholder (Weideunkraut)
Beschreibe Magerrasen
ertragsschwaches, kaum gedüngtes Grünland, häufig sporadische Bewegung (Triften), häufig Ausbildung an Halbtrockenrasen mit weideresistenten Arten in kalkreichen Gebieten
Beschreibe den Niederwald
flächenhaftes Ernten eines Bestandes, Regeneration der Bäume aus Stockausschlag, erneutes Ernten nach 15-25 Jahren usw.
Inwiefern kann die Biodiversität durch historische Landnutzungen differenziert werden?
Förderung vegetationsstarker Gehölze (Eiche, Hainbuche, Hasel) + Benachteiligung der Rotbuche
Entstehen neuartiger, anthropogener Waldtypen (Hudewälder, Niederwälder, Mittelwälder)
Entstehung von Offenlag-Ökosystemen durch Bewegung
Was bedeutet Kulturlandschaft?
lat. cultura = Ackerbau, weiter gefasst Pflege, Bearbeitung
Erhebung des Menschen über den Naturzustand
Pflege, Vervollkommnung und Bewahrung des so Gewonnenen
Was sind die tiefgreifenden Veränderungen der planmäßigen Forstwirtschaft seit Ende des 18. Jhd?
Bestandsstruktur
Baumarten-Zusammensetzung: produktive Nadelbäume ersetzen großflächig Laubbäume (Kiefer, Fichte, Lärche); kleinflächige Verwendung “exotischer” Baumarten (Robinie auf Sand, heute vor allem Douglasie)
Landschaftsbild: Nadelwald anstelle von Laubwald bestimmt in vielen Gebieten das Landschaftsbild
“Verfichtung” weiter Teile Deutschlands, vor allem in den Mittelgebirgen, großflächiger Kiefernanbau in Sandgebieten des Flachlands
Welche Formen der Weide gibt es?
Waldweide
Triftweide
Standweide
Wiesen entstehen durch Mahd, weitere Infos
Streuobstwiese wird so spät geschnitten, dass man mit dem strohig gewordenen Aufwuchs fast nur noch Kohlenhydrate entzieht, ohne Nährstoffzufuhr bleibt ihr Ertrag daher relativ hoch
Ein bis mehrschürige Futterwiesen müssen zunehmend gedüngt werden, um ausreichende Erträge zu erzielen, die Zahl der Arten pro Flächeneinheit ist am höchsten in extensiv bewirtschafteten Futterwiesen, die man nur einmal im Jahr mäht
früher übliche Allende oder Triftweide: extrem hinsichtlich Artenzahl, Häufigkeit der “weiden-unkräuter”, Nährstoffmangel + Ertragsarmut
hohe Erträge bei geringer Artenzahl und Verunkrautung liefern Rotationsweiden (Umtriebs-Mähweiden), die immer nur wenige Tage mit Vieh besetzt werden und sich dann regenerieren können
Standweiden werden von dem auf ihnen verbleibenden Vieh gedüngt, Unkräuter hier vor allem an Geilstellen
Beschriebe die Dreifelderwirtschaft auf Äckern
Sommergetreide, Wintergetreide, Brache, seit dem Mittelalter um etwa 1100 n Chr. in Europa weit verbreitet
Wie sieht die genetische Differenzierung innerhalb einer Art aus?
mit taxonomischer Charakterisierung: Unterarten (subsp./ssp.), Varietäten (var.), Cultivare, Sorten
ohne taxonmische Charakterisierung: innerartliche Variabilität, Mutationen, Herkünfte und Ökotypen
Differenzierung von Unterarten Bespiel Sanddorn
Gebirgssanddorn (Hippophae rhamnoides subsp. fluviatilis) an Alpenflüssen
Küsten-Sanddorn (Hippophae rhamnoides subsp. rhamnoides) an Nord und Ostseeküste
Variation auf Populationsebene bei Buche
Wuchsanomalie bei “Süntel-Buche” Fachs sylvatica var. suentelensis: verdrehte, verkrüppelte, miteinander verwachsene Äste, sehr kurze drehwachsige Stämme
Cultivare (Sorten)
Kulturpflanzen werden als cultivar und cultivar group benannt
Diese Rangstufen können innerhalb von Gattungen, arten, Unterarten, Varietäten oder Formen platziert werden
cultivare aus einer bekannten Art hervorgegangen
Solanum lycopersicum Yellow submarine
Wie sieht die innerartliche (intraspezifische) Variabilität beim Goldschopf Hahnenfuß aus?
Bei Ranunculus auricomus gibt es ganz unterschiedlich aussehende Blätter bei verschiedenen Populationen
Wie kann man Ökotypen nach Höhenlage anhand von Achillea lanulosa (kalifornische Schafgarbe) differenzieren
erhebliche Variation der Spross-/Achsenhöhe zeigt die verschiedenen Ökotypen
Was sind geografisch differenzierte Provenienzen oder Herkünfte?
morphologische Variationen der Fichtenkrone in Abhängigkeit vom Klima
Wie sieht die Anpassung von Ökotypen an Schwermetallbelastung beim Spitzwegerich aus?
Entstehung arsentoleranter Ökotypen auf arsenreichen Standorten
Wie sieht die Herbizidtoleranz bei Ackerunkräutern aus?
langjährige Herbizidanwendung führt zu herbizidtoleranten Ökotypen wie:
Ampfer Knöterich - Polygonum lapathifolium
Floh-Knöterich - Polygonum persicaria
Windenknöterich - Fallopia convolvulus
Schwarzer Nachtschatten - Solanum nigrum
Vogelmiere - Stellar media
Weißer Gänsefuß - Chenopodium album
zurückgebogener Amaranth - Amaranthus retroflexus
Warum sollte man genetische Vielfalt erhalten?
Ideenpool für technische Erfindungen
nutzbare Inhaltsstoffe
Anpassungspotenzial an Umweltdynamik
bessere Anpassung an Klimawandel
Welche rechtlichen Verpflichtungen zum Erhalt der Biodiversität gibt es?
CBD
BNatSchG
Inwiefern ist die genetische Vielfalt gefährdet?
Unterarten können unterschiedlich gefährdet sein
Gefährdung (alter) Kulturpflanzen, z.B. alte “Landsorten” von Getreidearten
Gefahr durch Vereinheitlichung der genetischen Vielfalt durch Ausbringen von Arten durch:
- Land und Forstwirtschaft
- Gartenbau
- Naturschutz und Landschaftspflege
- -> mögliche Probleme: nichteinheimische Taxa (Arten, Unterarten, Herkünfte) können sich ggf. ausbreiten und mit gebietseigenen Taxa hybridisieren (genetical swamping)
Einengung des gebietstypischen Artenspektrums + der gebietstypischen genetischen Vielfalt, wenn nur wenige Arten nachgepflanzt werden
Verwendung von genetisch einheitlichem (vegetativ vermehrten) Pflanzenmaterials: von 125 einheimischen Gehölzarten werden über 1/3 vegetativ vermehrt
Verwendung gebietsfremder anstelle regionaler (autothoner) Herkünfte
Was sind die Folgen der Pflanzausbringung?
traditionelle Pflanzenverwendung in der freien Landschaft …
… kann zur Gefährdung der innerartlichen Vielfalt führen
… kann Anpassungsmöglichkeiten von Populationen bei veränderten Umweltbedingungen reduzieren (Klimawandel)
Warum sollte gebietseigenes Pflanzenmaterial verwendet werden?
genetische Vielfalt ist regional differenziert + Betrachtung von Verschiedenheit ist ein wichtiges Naturschutzziel
gebietseigenes Material ist genetisch vielfältiger als konventionelle Baumschulware, daher oft anpassungsfähiger
gebietseigene Herkünfte können vor allem auf schwierigen Standorten oft besser (an)wachsen
Gebietsfremde Herkünfte können sich ausbreiten und auch die genetische Vielfalt durch Hybridisierung mit Gebietseigenen Herkünften beeinträchtigen
gebietsfremde Herkünfte können schlechtere Nahrungsgrundlagen für Tiere bieten (Inhaltsstoffe, veränderte Blühzeiten)
Wie sieht ein planerisches Leitbild aus?
Es umfasst allgemeine Zielvorstellungen für einen bestimmten Raum, Leitbilder im Naturschutz müssen qualitativ und quantitativ konkretisiert werden
gesetzlicher Rahmen:
zwingende Rechtsfolgen, z.b. europäisches Artenschutzrecht
Konkretisierung allgemeiner Grundsätze z.B: §1 BNatSchG
Schaubild über das Leitbild
Leitbild: Allgemeine Zielvorstellung, z.b. revitalisierte Auenlandschaft
—>
Leitlinien: Präzisierung ohne Indikatoren, nicht direkt überprüfbar, z.b. Verbesserung gewässerqualität
–>
Umweltqualitätsziele: weitere Präzisierung mit definierten Qualitäten, z.b. Wassergüte soll natürlichen Bedingungen nahe kommen
–> + —>
Umweltqualitätsstandards –> Maßnahmen Umwelterhaltungsziele: weitere Präzisierung mit bestimmbaren Parametern z.b. Güteklasse 1 soll erreicht werden
Grundmotiv Naturnähe für Leitbilder
Prozessschutz: Gewährleistung natürlicher Entwicklungen und Prozesse (Evolution, Sukzession, Bodenbildung, Geomorphologie)
Minimierung der Nutzungsintensität: Freiheit von aktuellen anthropogenen Störungen, Belastungen, Eingriffen
Wildnis: Erhalt der urlandschaftstypischen Elemente der Landschaft bzw. des Landschaftsbildes
Grundmotiv Biodiversität für Leitbilder
Artdiversitätsschutz: lokale Optimierung der Artenzahlen wildlebende Pflanzen und Tiere
funktionaler Diversitätsschutz: Maximierung / lokale Optimierung der Konnektivität in Nahrungsgruppen
Artenschutz: Schutz von lokalen Populationen die allgemein als selten/ gefährdet/ aus anderen Gründen als schützenswert gelten (Zielartenschutz)
Biotopschutz inkl. Biotopverbund: Schutz von bestimmten naturraumtypischen Lebensräumen, Teillebensräumen + lokalen Artzusammensetzungen (Leitartenschutz)
Grundmotiv Nachhaltigkeit für Leitbilder
Stoffverlustminimierung: Optimierung d Wirkungsgrades der Landschaft in Bezug auf Stoffverluste
Erhalt bzw. Herstellung der Landschaftsfunktionen: Förderung der Ertragspotenziale, insbesondere des Bodens, Verhinderung von Winderosion, Grundwasserschutz, Förderung der Grundwasserneubildung
Grundmotiv Kulturlandschaft für Leitbilder
Biotopgestaltung, -pflege, -management: Erhalt + Initiierung v. Landschaftselementen, die bedeutsam im Hinblick auf gleichzeitige Förderung v. Tourismus + Biotopschutz sind, Simulation historischer Nutzungsformen
Landschaftsgärtnerei und -architektur: Angleichung der Landschaft an die historische Kulturlandschaft vor dem Tagebau
Land art: Herstellung einer artifiziellen Landschaft unter Einschluss neuartiger kulturhistorischer Elemente
Beschreibe die Strategie im Naturschutz der Status quo Orientierung
Vorhandenes vor Veränderung (Zerstörung) bewahren : historischer Hintergrund: Wurzeln des Naturschutzes im Heimatschutz, Verbindung mit der Denkmalpflege
Bsp: Lüneburger Heide: Kulturlandschaft - bedingt durch Heidewirtschaft, Entdeckung der Eigenart Anfang des 20. Jhd, ab 1910 Naturschutzaktivitäten, Management notwendig, Erfolg unsicher, Starke Verluste (durch Zerstörung nämlich Aufforstung, natürliche Dynamik durch Nutzungsaufgabe nämlich Sukzession, Stoffeinträge nämlich Vergrasung, statische Pflege, wenig Störungen)
Hauptproblem: Aufgabe traditioneller Landnutzungen führt zu weit reichenden Veränderungen in Struktur + Artenzusammensetzung
traditioneller Lösungsansatz: Pflegemaßnahmen/Subventionierung traditioneller Nutzungen bei kulturabhängigen Schutzobjekten, Schutzgebietsausweisungen
Vorteile: oft stark kulturell gewachsene Identifikation mit traditionell geschützten/gepflegten Landschaftsauschnitten; viele Arten + Lebensgemeinschaften sind auf kulturbedingte Lebensräume angewiesen –> Mager-/Trockenrasen als Hotspots der Biodiversität
Nachteile: z.T. fehlende gesellschaftliche Akzeptanz, “musealer Naturschutz” + voranschreitender Artenrückgang, oftmals hoher Arbeitsaufwand + hohe Kosten; oftmals fehlendes Monitoring/Effizienzkontrollen
Lüneburger Heide: Abplagen (Abtragen der Humusschicht) als wichtige naturschutzfachliche Pflegemaßnahme, um eine Verglasung (+spätere Waldentwicklung) zu verhindern, zu beseitigen, schweres Gerät kommt zum Einsatz
Beschreibe die Strategie der Prozessorientierung im Naturschutz
prozessorientierter Naturschutz als Alternative
Kennzeichen: Zulassen natürlicher Prozesse, Leitbild Wildnis, Verzicht auf Eingriffe, Akzeptanz natürlicher Dynamik - Wildnis, Reinform in großen Schutzgebieten –> Kernzone von Nationalparks
Was ist Wildnis?: symbolische Ebene: Kontrollverlust, Chaos, Freiheit
naturwissenschaftliche Ebene: Steuerung durch Naturprozesse, Fehlen menschlicher Einflüsse
traditionelles Leitbild: Nationalparke in den USA: Mensch als ehrfürchtiger Betrachter ursprünglicher Natur
Alte Wildnis: Korrespondenz zu historischen Naturlandschaften (z.B. Moore, Naturwaldrelikte)
—- hohes Ausmaß an Selbstregulation —
Neue Wildnis: fehlende Korrespondenz zu historischen Naturlandschaften (z.b. urbane Brachflächen)
Wildnis-Sihlwald bei Zürich: Umwandlung eines forstlich genutzten Waldes in einem naturnahen Wald; Frage: sollen standortfremde Fichtenforste gerodet werden? Ansatz: Wandel zum Urwald durch natürlichen Abbau der Fichten, beschleunigt durch kleine mechanische Eingriffe, die die Etablierung von Buchen begünstigen
Biologische Invasionen und Wildnis? Passen gebietsfremde Arten zur Wildnis? Gebietsfremde Arten / freie Naturentwicklung zulassen?
Nein: bei ursprünglich alter Wildnis
Ja: wenn auch bei alter Wildnis umgesteuerte Naturdynamik akzeptiert wird
Ja: bei neuer Wildnis
–> Leitbild?!