2.6 Flashcards

1
Q

Zusammenfassung zu den drei Traditionen:

A

Kompass der Denkrichtungen, Ränder begegnen sich ebenso wie die Denkrichtungen, Extreme fließen in einander über
Englische Schule bietet Zugänge, sie sich nicht zu sehr auf eine Theorie versteifen, breites Spektrum, aber mehr Ansatz als klare Hypothesen

Zusammengefasst:
• Holistischer und integrativer Ansatz: vereint Perspektiven und Argumentationsmuster verschiedener Traditionen.
• Bietet umfassendes Spektrum an Gradierungen zur Erfassung unterschiedlicher Phänomene (unterschiedliche Konstellationen oder Aggregatzustände, Evolution und Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Welten und Bezugssysteme in Geschichte und Gegenwart).
• Nützlicher Kompass zur Bestimmung „typischer“ und wiederkehrender Perspektiven und Positionen in der internationalen Politik.
• (Zu) starke Bindung an die europäische Erfahrung; prinzipiell aber Offenheit für andere kulturelle und historische Erfahrungen in diversen Zivilisationen und Regionalordnungen.
• Tendenzielle Verschiebung des Fokus von einzelnen Staaten hin zum Wirkzusammenhang einer internationalen Gesellschaft; Anschlussfähigkeit an Globalisierungsdebatten.
• Grundlage und Relevanz für die erste, zweite und vierte der „großen Debatte“ der Theorien der Internationalen Beziehungen (vgl. Kapitel 4 der Vorlesung).

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2
Q

Die drei-Elemente Lehre nach Georg Jellinek:

A

Georg Jellinek (1851‐1911): Drei‐Elemente‐Lehre:

Ein Staat besteht aus :
• Staatsgebiet • Staatsvolk
• Staatsgewalt

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3
Q

Staatsdefintion nach Max Weber:

A

Max Weber (1864‐1920):
„Staat ist diejenige menschliche Gemeinschaft, welche innerhalb eines bestimmten Gebietes (…) das Monopol legitimer physischer Gewaltsamkeit für sich (mit Erfolg) beansprucht.“ (Weber 1992: 6)

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4
Q

Bartholomäusnacht 1572 und Jean Bodin (1530-1596)

A

Begriff der Souveränität bei Bodin: „Souveränität beinhaltet die absolute und dauernde Gewalt eines Staates, die im Lateinischen majestas heißt.“ (Bodin 1994: 19)
„Der souveräne Fürst muss die Umstände ändern können (…) wie der Lotse in eigener Entscheidung das Ruder betätigen muss, weil sonst das Schiff unterginge, wollte man zuerst den Rat aller Mitfahrenden einholen.“ (Bodin 1994: 32)
➔ Besonderes Kennzeichen von Staatlichkeit: „Souveränität“

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5
Q

Elemente der Souveränität nach Bodin:

A

• Gesetzgebungsgewalt gegenüber allen Untertanen
• Das Recht, oberste Instanz zu sein
• Das Recht, verurteilte Personen zu begnadigen
• Das Recht auf Treue und Gefolgschaft
• Das Münzrecht
• Das Recht, über Krieg und Frieden zu entscheiden
• Das Recht, die obersten Amtsträger zu •
ernennen
• Das Recht, Maße und Gewichte festzulegen
• Das Recht, Steuern und Zölle zu erheben

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6
Q

Souveränität nach King

A

Souveränität – Zur Definition
„The power or authority which comprises the attributes of an ultimate arbitral agent – whether a person or a body of persons – entitled to make decisions and settle disputes within a political hierarchy with some degree of finality.“ (King 1987: 492)
• Äußere und innere Souveränität
• Souveränität als Unabhängigkeit

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7
Q

Souveränität in der UNO-Charta

A

Souveränität in der UNO‐Charta

Art. 2 Ziffer 1
Die Organisation beruht auf dem Grundsatz der souveränen Gleichheit aller ihrer Mitglieder.

Art. 2 Ziffer 7
Aus dieser Charta kann eine Befugnis der Vereinten Nationen zum Eingreifen in Angelegenheiten, die ihrem Wesen nach zur inneren Zuständigkeit eines Staates gehören, oder eine Verpflichtung der Mitglieder, solche Angelegenheiten einer Regelung aufgrund dieser Charta zu unterwerfen, nicht abgeleitet werden; die Anwendung von Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII wird durch diesen Grundsatz nicht berührt.“

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8
Q

Ausprägungen der Souveränität nach Krasner:

A

Ausprägungen von Souveränität nach Krasner
• International Legal Sovereignty • Domestic Sovereignty
• Westphalian Sovereignty • Interdependence Sovereignty Bundesrepublik Deutschland erst seit 1973 Mitglied der UN (nach KSZE Schlussakte)
Oft Mischverhältnis von Krasners vier Souveränitäten, kein Staat wird jemals in vollkommen souverän sein

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9
Q

Was sind Leistungsmerkmale von Staatlichkeit?

A
  1. Funktionsfähige Institutionen (Sicherheit) 2. Leistungsfähige Wirtschaft (Wohlfahrt)
  2. Kollektive Identität (Legitimation)
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10
Q

Wie lässt sich Staatlichkeit messen? Plus Tabelle

A

Messbarkeit und Skalierungen von Staatlichkeit / innerer staatlicher Verfasstheit mittels Indices

Index setzt sich aus Indikatoren zusammen, die je nach Index unterschiedlich sein können
I CIA Worldfactbook / Weltbank

Staaten der Welt
• Fläche
• Bevölkerung
• Ölproduktion
• Ölexport/-import
• Verteidigungsausgaben [The International Institute for Strategic Studies (ISS)]
• Waffenexport/-import, Armeen [World Development Indicators]

II Das Polity Project

Globale Trends der Regierungsformen, minimalistische Demokratiekriterien Erfassungszeitraum: 1800-heute
Anokratien; hybride Modelle, zwischen Demokratien und Autokratien angesiedelt Anokratie, Demokratie, Autokratie
Historisch: Einsetzen der Demokratisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, schrittweise Zunahme bis zum WK 1, nach Weltwirtschaftskrise Abnahme, Aufschwung der Demokratien nach WK II
Entkolonialisierungsprozess der 50/60/70er, v.a. Afrika und Asien; in 80ern erneuter Aufstieg der Demokratien, Beendigung der Militärdiktaturen in Lateinamerika (Brasilien, Argentinien) und Asien (Taiwan, Südkorea); mit Ende des Kalten Krieges erneuter Anstieg der Demokratien, Transformation mittel- und osteuropäischer Staaten der ehemaligen Sowjetunion; heute zum ersten Mal mehr Demokratien als Autokratien
III Der Freedom House Index
Unterscheidung in Frei- teilweise frei- unfrei, wissenschaftlicher Think Tank, gegründet 1941, hybride NGO, weil 80% von USA finanziert
Aggregat, riesige Abstraktion, Kritik am Fragekatalog möglich, aber bislang noch keine besseren Lösungen in Aussicht

2022: 43,08% free, 29.23% partly free, 27,18% not free

IV Der Fragile State Index
Vormals Failed State Index; NGO; Spektrum statt Kategorie
Innerhalb des Spektrums eine Einteilung in very sustainable, sustainable, very stable, more stable, stable, warning, elevated warning, high warning, alert, high alert, very high alert
Querschnittanalyse: Ranking der Länder nach aktuellem Stand
Längsschnittanalyse: Verschlechterungen und Verbesserungen auch Vorwarn-Funktion, Prognose, dass da, wo sich die Situation in der Längsschnittperspektive verschlechtert, auch potenzielle Konflikte entstehen können

Für 2023 gilt Somalia als der fragilste Staat, gefolgt vom Jemen, dem Süd-Sudan und der Demokratischen Republik Kongo; Deutschland ist auf dem 166. Platz, insgesamt werden 179 Staaten untersucht, als das am meisten sustainable Länder gelten Norwegen (1), Island (2) und Finland (3)
Kritik:
• Ursache und Wirkung schwer voneinander zu trennen
• Ausblendung ungleicher Startvoraussetzungen; kolonialen Erbes und kolonialer Bürden
• Self‐fulfilling prophecy; Instrument zur Bevormundung und zur Vorgabe eines einheitlichen
• Staats‐ und Entwicklungsmodells
• Etikettierung von kollabierten und Quasi‐Staaten
• Methodische Probleme der Aggregatbildung
• Aber: Kapazitäten, Gradierungen und Probleme werden erkennbar; Aussage liegt nicht in
feinen Unterschieden des Rankings, sondern in Wasserstandsmeldung möglichen Staatsversagens. Beispielindikator: Kindersterblichkeit

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11
Q

Wie lief die Herausbildung internationaler Organisationen ab?

A

Reblausvertrag von 1878 als Zusammenarbeit verschiedener Staaten bzw. deren Repräsentanten, Reblaus als transnationales Problem, da Befall der Reblaus über Ländergrenzen hinweg, Kooperation erforderlich, um Befall zu bekämpfen (problems without passport), „Zweckmäßigkeit einheitlicher Bestrebungen“, „einheitliches und wirksames Vorgehen“, „die innere Gesetzgebung erforderlichenfalls zu ergänzen“, auch internationale Kontrollen; allgemeine, für mehr als einen Staat geltende, teils sehr detaillierte Regeln; organisch-funktionalistische Gründung der Kooperation, kein philosophisch-normatives Ideal
Auch zuvor schon Kongresse und Konferenzen, dort vor allem die
„Orientalische Frage“ besprochen, ab der Ersten Haager Friedenskonferenz
1899 Gespräche über Abrüstung, Abschaffung des „Dum-Dum-Gewehrs“
(=Verrechtlichung der Kriegsfühung, ius in bello) in 1907 unter Zar Nikolaus II,
Repräsentation vieler Länder der Welt, weil große Teile der Welt unter
europäischer Kolonialherrschaft stehend; um Jahrhundertwende dann
Hinwendung zur internationalisierter Zusammenarbeit anstatt Beharren auf Souveränität

Funktionale Zusammenarbeit in Internationalen Verwaltungsunionen

Zusammenarbeit aus Nutzenmaximierung und als Reaktion auf funktionelle Probleme mit funktionellen Lösungen, Sitz häufig in Bern, da zentral gelegen und Schweiz als neutrales Land

1865 Internationale Telegraphen-Union
1874 Weltpostverein
1875 Internationales Amt für Maße und Gewicht
1893 Zentralamt für internationale Eisenbahntransporte
1907 Internationales Büro für öffentliche Gesundheitswesen, ausschlaggebend ein Cholera Aufbruch auf den Pilgerfahrten nach Mekka

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12
Q

Was sind die Grundstrukturen internationaler Verwaltungsunionen und Organisationen?

A
  • Rat: Leitungsorgan mit Exekutivaufgaben - Wenige Mitgliedsstaaten
  • Sekretariat: Unterstützungsbüro mit Administrativaufgaben - Internationale Bedienstelle
  • Versammlung: Plenarorgan mit Legislativaufgaben - Alle Mitgliedsstaaten
  • Gerichtshof: Rechtssprechungsorgan mit Judikativaufgaben - Ausgewählte Richter

——-

Nicht, weil mal bei Kant gelesen und theoretisch begründet, sondern aus reiner Funktionalität heraus
Für die UN bedeutet das die Gliederung in verschiedene Räte (z.B. ECOSOC oder Sicherheitsrat), die Generalversammlung, den Internationalen Gerichtshof und ein Sekretariat

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13
Q

Wie kam es zu der Herausbildung solcher Institutionen auf zivilgeseellsxjsflricher Ebene?

A

Die Friedens-Warte
Zeitgleich zu den organisch-technisch-funktionalen Verwaltungsunionen auch Erstarken einer pazifistischen und damit normativen Begründung dieser Kooperation
Alfred Hermann Fried (1864-1921) als Gründer der Zeitschrift „Die Friedens-Warte“, Nobelpreisträger
Organisierter Pazifismus, sogar Planung einer universellen Weltsprache „Esperando“, These/Ziel: Frieden schaffen durch kulturelle Einflüsse, Aufklärung, Mobilisierung der öffentlichen Meinung, Frieden durch zivilgesellschaftliches Engagement verwirklichen
Walther Schücking (1875-1935) als Autor des Buches „Die Organisation der Welt“; Titel zweideutig, enthält sowohl die Suche nach einer konkreten Organisation, die die Welt regiert/beeinflusst als auch ein normatives Ideal, die Welt sei aus dem Chaos herauszuheben und in eine gewisse Ordnung zu bringen
Internationale Zusammenarbeit und Solidarität, Einflüsse durch Frauen- und Arbeiterbewegung
International Government: Probleme unserer Zeit sind staatenübergreifend und können so nicht mehr nur innerstaatlich bekämpft werden

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14
Q

Tabelle zu den Definitionen von solchen Institutionen:

A

.

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15
Q

Welche verschiedenen Arten von Institutionen gibt es?

A

IGO: Regierungsorganisationen als Interaktion zwischen den Regierungen eines Landes mit einem anderen (UN,EU,AU,IWF)

TGO: trans-governmental-organization, z.B. internationale Strafverfolgung durch INTERPOL

BINGO: Business-International-Nongovernmental-Organization, z.B. Swift (Bank), SAS (skandinavische Airline)

Hybrid INGO: formal gesehen NGOs aber Finanzierung zu großen Teilen durch einen Staat, z.B. DGVN, aufgebaut wie eine NGO (zivilgesellschaftlich), aber Headquarter in Berlin mit festen Stellen, die vom Auswärtigen Amt bezahlt
Manche Staaten kaufen sich so INGOs (z.B. autokratische Staaten, die sich so mehr Einfluss erhoffen)
INGOs unterterteilbar in nicht-profitorientierte also zivilgesellschaftliche Organisationen (RK-Kirche, greenpeace, amnesty international) und profitorientierte also multinationale Unternehmen (Daimler, Microsoft, Citigroup)

Anzahl der Staaten ist hoch, aber die Anzahl an Internationalen Organisationen ist höher, vor allem die NGOs, während des Kalten Krieges hatte jeder Block seine eigenen IOs (daher auch ihre hohe Zahl)

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16
Q

Was sind Merkmale von/der supranationalität?

A

• für Individuen direkt verbindliche Anordnungen (Staat nicht mehr zwischengeschaltet)
• Unabhängigkeit von Weisungen der Mitgliedstaaten
• Mehrheitsbeschlüsse in den Organen (nicht nur Konsensentscheidungen)
• ein organisationseigenes gerichtliches Organ
• andere Finanzierungsquellen als Beiträge der Mitgliedstaaten
• ein quasi‐parlamentarisches Organ

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17
Q

Von wem ist das Gemälde im UN-Sicherheiszrat?

A

Per Krogh

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18
Q

Was sind die drei Nummern der UN?

A

Die erste UNO: UNO-Mitgliedsstaaten
Die zweite UNO: UNO-Mitarbeitenden
Die dritte UNO: Experten, Kommissionen, NGOs, Zivilgesellschaft mit Bezug zur Arbeit der Vereinten Nationen

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19
Q

Was sind die drei Rollen der UN?

A

Instrument: Artikulation und Durchsetzung der eigenen Interessen; z.B. Russland nutzt Stimme im Sicherheitsrat

Forum: Suche nach gemeinsamen Lösungen durch Debatten und Konsens; z.B. Verurteilung des Ukraine Kriegs durch eine Zweidrittelmehrheit

Akteur: UNO als eigener Akteur in den internationalen Beziehungen, z.B. Grain Deal, UNO neben Türkei, Russland und Ukraine als eigener Akteur

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20
Q

Was sind die drei Arenen der UN?

A
  • Völkerrecht
  • Politik
  • Ethik
    => deren Schnittstelle als Menge aller möglichen Entscheidungen

UNO als ein großes casino, wo an drei verschiedenen Tischen gespielt wird, es muss an allen gewonnen werden, wenn eine Entscheidung in der UNO getroffen werden soll:
Die völkerrechtlichen Grundlagen ergeben sich aus der UNO Charta; Politisch wird durch eine Mehrheit (im Sicherheitsrat oder in der Generalversammlung) gewonnen; Vorschlag muss auch mit dem ethischen Anspruch der UNO (z.B. festgehalten in der Präambel der Charta) übereinstimmen
Die verschiedenen Tische sind komplett andere Spiele mit anderen Regeln und Einsätzen; an jedem Tisch muss also eine neue und passende Argumentation für einen Vorschlag formuliert werden
UNO in Krisensituationen oft kritisiert, als nicht sehr entschlussfähig und –freudig gebrandmarkt, ob Entscheidungen getroffen werden oder nicht, ist meistens auf diese Dreiteilung zurückzuführen
Ethisch: Präambel als ethische Gründungsintentionserklärung, sehr normativ und wertgeladen; Weltfrieden als Ziel, gestützt auf Menschenrechte und dem Ideal der internationalen Sicherheit; „we the peoples“/ „we the people“ (Analogie zur Unabhängigkeitskeitserklärung der Vereinigten Staaten); „wir, die Völker“, nicht „wir, die Regierungen“, Vertragsschluss im Namen der Menschen; UN-Charta mit Anspruch auf Weltverfassung

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21
Q

Was sind völkerrechtliche Grundsätze der UN?

A

(1) Souveräne Gleichheit aller der Mitglieder.

(2) Mitgliedsstaaten zur Einhaltung der Charta verpflichtet.

(3) Alle Mitglieder legen ihre internationalen Streitigkeiten durch friedliche Mittel so bei, dass der Weltfriede, die internationale Sicherheit und die Gerechtigkeit nicht gefährdet werden.

(4) Verbot von Androhung oder Anwendung von Gewalt

(5) Beistandspflicht
Bsp. Russland im Ukraine Krieg verstößt gegen Satz 1,2,3,4, womit Putins Vorgehen das „Herz der UNO“ angreift; manche sagen, dass wenn dieses nicht verurteilt (und geahndet) wird, werde die UNO in ihren Grundsätzen entkernt
Politische Entscheidungsverfahren: Artikel 27 (Abstimmungen im Sicherheitsrat), Zustimmung von 9 Mitgliedern des Sicherheitsrats, davon die von allen P5 erforderlich; Enthaltung gilt als Zustimmung; „gespielt“ wird an diesem Tisch mit der harten Währung der Mehrheit oder Minderheit, nicht mit irgendwelcher normativen Argumentationen im völkerrechtlichen oder ethischen Feld

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22
Q

Was sind Rolle und Funktionen von IOs?

A

UNO als Instrument, die Arena, Akteur mit verschiedenen Funktionen (Artikulation, Normensetzung, Rekrutierung, Sozialisation, Politikformulierung, Implementation, Politikevaluierung und Politikneusetzung, Information), die man sonst in der Regierungslehre benutzt

➔ IOs haben und übernehmen politikrelevante Funktionen; sie sind damit keine politischen Randerscheinungen, sondern können ebenso wie Staaten analysiert und als eigenständige politische Akteure wahrgenommen werden; nur, wenn man sie analysiert, können ihre Leistungen beurteilt oder/und kritisiert und/oder mit Verbesserungsvorschlägen erweitert; ein vorschnelles Lob oder eine vorschnelle Verurteilung sind nicht zielführend

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23
Q

Was sind Nichtregierungsorganisationen?

A

Definition
„[A] private citizens‘ organisation, separate from government but active on social issues, not profit making, and with transnational scope.“ (Gordenker/Weiss 1996: 20)

Sind noch häufiger als die IOs und damit von hoher Relevanz für die IB

Private Akteure / Zivilgesellschaftliche Akteure / Soziale Anliegen

NGOs (im engeren Sinne) vs. Transnationale Unternehmen

Funktionen der IOs in Variation auch auf die NGOs anwendbar; kontrovers: Al-Quaida als NGO?!

UNO Charta sieht in Artikel 71 die Zusammenarbeit mit NGOs vor, Kooperation mit Wirtschafts-und Sozialrat, breites Spektrum an NGOs

Konsultativabkommen: Registration als international handelnde NGO; gleicht einem Deal: IO bekommt Information, Expertise und Beratung (wo die staatliche Vertretung als Info-Geber nicht ausreicht), während die NGO eine Bühne bekommt, um zivile Probleme mit transnationalem Anliegen vorzubringen

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24
Q

Tabelle zum Nutzen für NGOs und dem Nutzen für die UNO:

A

Nutzen für UNO:

  • Expertise und Erfahrung vor Ort
  • Frühwarnmechanismus
  • Unterstützukg beim Monitoring und der Umsetzung internationaler Abkommen
  • Unterstützung bei der Gewinnung öffentlicher Aufmerksamkeit für relevante Themen
  • Unterstützung bei der Erfüllung der Ziele der VN
  • Bereitstellung wichtiger Informationen bei Großveranstaltungen

Nutzen für NGO:

  • Möglichkeit zur Teilnahme an internationalen Treffen und Konferenzen
  • Möglichkeit zur Angabe von mündlichen und schriftlichen Stellungnahmen bei diesen Gelegenheiten
  • Möglichkeit zur Veranstaltung von Parallel- oder Nebenkonferenzen
  • Möglichkeit des Zutritts zum Gelände ind den Institutionen der UNO
  • Möglichkeit zum Netzwerken und Lobbying
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25
Q

Welche Typen von NGOs mit Konsultativstatus beim ECOSOC gibt es?

A

Allgemeiner Status: wenn die Inhalte genauso breit sind wie die des ECOSOC

Konsultativstatus: nur ein Fokusthema, nur eingeladen, wenn dieses Thema besprochen

Listenstatus: Besonders gelistete NGOs, noch spezialisierter, noch weniger konsultiert

Je nach Status abgestufte Rechte und Pflichten; Meinung einer NGO manchmal auch stellvertretend für die ganze UNO, können ebenso Zugang erteilen

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26
Q

Welche Tätigkeiten von NGOs gibt es + ein Beispiel.

A

(1) Öffentlichkeit schaffende und hinsichtlich Politikprogrammen anwaltschaftliche Tätigkeiten; Organisation von Demonstrationen, Kampagnen, Mobilisierung der Aufmerksamkeit
z.B.: Greenpeace, Human Rights Watch, International Campaign to Ban Landmines

(2) Dienstleistungstätigkeiten oder Politikprogramme implementierende Tätigkeiten; Arbeiten vor Ort, Einbringung von Expertise am Standort
z.B..: Ärzte ohne Grenzen, CARE International, privatwirtschaftliche Unternehmen

(3) Gewaltkonflikte bearbeitende Tätigkeiten, internationale Friedens- und Vermittlungsarbeit, Mitwirken bei Friedensschlüssen
z.B.: private Sicherheits‐ und Militärfirmen, (I)NGOs in der Gewaltprävention, Sant‘egidio

(4) Normen setzende und deren Einhaltung verifizierende Tätigkeiten
z.B.: Forest Stewardship Council; eigentliches Ziel Einsetzen für den Schutz der Wälder, finanziert sich dadurch, dass jede Firma, die ein FSC-Siegel will, dafür bezahlen muss; so Beitrag zum Umweltschutz durch ein Gütesiegel, Unternehmen im Global Compact, ICANN)

Beispiel:
Illustration: Anti-Landminenkampagne (1992)

Eigene Rolle der NGOs in den ib
80% der Opfer sind Zivilisten, 20% Militär; 25% Kinder, weil sie spannend aussehen
„nichtdiskriminierende Waffen“ (unterschieden nicht, ob Kombattant oder Nicht-Kombattant), bleiben nach Kriegen häufig im Kriegsgebiet zurück; billige Minen kosten nur etwa 3-4$, eine

Entschärfung aber 1000$ (Grund, weshalb sie häufig verwendet, aber beinahe nie wieder eingesammelt werden)
Verminte Gebiete nehmen Landwirtschaft in Geiselhaft, sind gefährlich und erhöhen durch die Unfälle medizinische Kosten in den ehemaligen Kriegsländern
Aus diesem Grund: Ächtung der Landmine als Waffe durch ein internationales Abkommen zwischen Staaten; NGOs leisten zur Unterstützung dieses Projekts Lobbyarbeit, bieten Expertise an führen Gespräche mit Politikern und dem Militär, organisieren Proteste („Landmine-Walk“); z.B.: handicap international, physicians fur human rights, medico international, vietnam veterans of america (und Prinzessin Diana für The Halo Trust)
1997: Ottawa-Prozess Kooperation von NGOs, Staaten (zentral u.a. Kanada, Norwegen, Deutschland), Internationalen Organisationen, der zur Verabschiedung der Anti‐ Landminenkonvention (Ottoawa‐Konvention) geführt hat
Verbot der Produktion von Landminen, Senken der Produktions- und Sterberate; Organisation, die dies erreicht hat (unter anderem Jody Williams) noch im selben Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet; bis heute 164 Staaten, die der Konvention beigetreten sind; wenn eines dieser Länder gegen die Konvention verstößt, ist es möglich, es vor den Internationalen Gerichtshof zu zerren, Ukraine ist Mitglied, RL nicht
Monitoring durch NGOs: Landmine Monitor mit jährlichen Berichten; vergleichbar mit Indices aufbereitet; Langzeitziel: immer mehr Mitgliedsstaaten verpflichten
Analyse-Tool des Policy-Zyklus‘ auch für NGOs nutzbar, besonders bei Evaluierung und Problemwahrnehmung, weniger bei Komplementierung und Formulierung, mittelviel bei politischem Lernen und Vorstellen von Lösungsalternativen; auch mit anderen Begriffen analysierbar:
• Fragen der Legitimität (u.a. Input/Output)
• Fragen der Repräsentativität (u.a. Nord/Süd)
• Fragen der Effektivität (u.a. Ressourcen/Verfahren
NGOs wie Staaten und IOs ernstzunehmende Akteure in den ib, für die hinsichtlich der kritischen Herangehensweise dasselbe gilt

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27
Q

Die Analyseebenen der internationalen Politik nach Waltz 1959 + welche Images gibt es?

A

• First Image: Human Behaviour, INDIVIDUAL
• Second Image: Internal Structure of States, STATE
• Third Image: International Anarchy, SYSTEM

Für die Politikanalyse gilt, dass alle drei Images einbezogen werden müsse, um politische Entscheidungen in der internationalen Politik zu verstehen (z.B.: WK I)

Individuen als Akteure der ib, anders als IOs, NGOs und Staaten aber schwerer wissenschaftlich untersuchbar (wie soll man Individuelles, also genuin Unterschiedliches systematisieren?)

Beispiele:

• Dmitri Walerjewitsch Utkin hat als Leiter der Wagner-Gruppe Einfluss auf Ukraine Krieg
• Klaus Schwab, world economic forum, NGO

• Mohammed bin Salman, Herrscher Saudi-Arabiens, Öl- und Waffenexporteur, innenpolitisch reformwillig, aber mit Mord in der Botschaft assoziiert
• George Cloony: arbeitete für UNO, nutzte seinen Bekanntheitsgrad und sein Geld, um auf den Genozid in Dafour aufmerksam zu machen, Einsetzen für Menschenrecht und das Klima
• Christine Lagarde: Vertreterin der Hochfinanz, EZB, Einfluss auf Geldpolitik
• Malala Yousafzai: Frauen- und Bildungsrechte, Friedensnobelpreisträgerin, überlebte Attentat; Ausübung des Attentats nur, weil sie aus der Sicht des Attentäters in ihr eine Personifizierung von Idealen gesehen hat; allein dies deckt soziale Macht und Bedeutung
des Individuums für die IB auf
• Xi Jinpings, Staats- und Parteichef Chinas bzw. der PK verfolgt im Vergleich zu seinen
Vorgängern einen anderen Kurs; wenn sich eine Führungsperson Chinas in einer machtvollen Position (im Fall von Xi haben Aussagen mittlerweile Verfassungscharakter) ändert, dann hat das Auswirkung auf die gesamte Weltpolitik
• Jens Plötner: außen- und sicherheitspolitischer Berater von Bundeskanzler Olaf Scholz, vieles läuft über ihn; oftmals erste Adresse, wenn Kontakt zu Scholz aufgebaut werden soll, Vorbereiten politischer Entscheidungen
➔ Unterschiedliche Gesichter, unterschiedliche Entscheidungen

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28
Q

Tabelle zum Analyseansatz und dem Erklärungsfaktor der verschiedenen Theorien:

A

.

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29
Q

Wie lassen sich Individuen in den IB einschätzen/ ihr Handeln prognostizieren?

A

Realismus: Machtstreben von Staatsoberhäuptern

Modell der bürokratischen Politik: Präferenzen bürokratischer Akteure

Prospect Theory: Verlustaversion von Entscheidungsträgern

Polyheuristische Theorie: Heuristiken von Entscheidungsträgern

Operational Code-Ansatz: Überzeugungen von Entscheidungsträgern

Leadership-Trait-Analysis: Kognitionen, Eigenschaften, Motivationen von Entscheidungsträgern

Illustration: Der „präsidentielle“ Charakter
Erklärungsfaktor
Präferenzen bürokratischer Akteur:innen Verlustaversion von Entscheidungsträger:innen
Heuristiken von Entscheidungsträger:innen Überzeugungen von Entscheidungsträger:innen
Kognitionen, Eigenschaften, Motivationen von Entscheidungsträger:innen

Illustration: Der „präsidentielle“ Charakter
Erklärungsfaktor
Machtstreben von Staatsoberhäuptern Verlustaversion von Entscheidungsträger:innen
Heuristiken von Entscheidungsträger:innen Überzeugungen von Entscheidungsträger:innen
Kognitionen, Eigenschaften, Motivationen von Entscheidungsträger:innen
Klassifikation von Führungspersönlichkeiten in einer Vier-Felder-Tafel; Charakterisierung anhand von zwei Fragen: (1) How active or passive ist he leader?, (2) Does the leader view politics positively or negatively?
Einordnung nach vorherigen Präsidenten der USA, Trump als Aktiv-Negativer Präsident in den Fußstapfen von Nixon und Johnson
Prognose von zukünftigen Entscheidungen durch diese Systematisierung
Illustration: LTA der UNMIK SRSGs (1999-2008)
Unterschiedliche „Special Representatives of the United Nations Secretary‐General“ in der UNO-Mission im Kosovo, stammen aus verschiedenen Ländern, sind alles Männer, haben Funktion einer Übergangsverwaltung im Kosovo; weitreichende Machtbefugnisse, Innehaben aller exekutiven und legislativen Gewalt durch internationale Gemeinschaft; verschiedene Arten, diese Machtbefugnisse zu nutzen
1. Belief in one’s own ability
to control events Attitude towards contraints 2. Need for power and
influence
Perception of control over situations
Concern for establishing, maintaining or restoring one’s influence over others

3. Conceptual Complexity    Differation in describing or discussing others people, places, policies, ideas or things   Openness to new information Motivation 4. Self-Confidence 6. Distrust of others 7. Ingroup Bias Sense of self-importance Inclination to suspect and doubt the motives of others Degree to which own group is central in view of the world
5. Task versus interpersonal    Focus in substance of policy (problem solving) versus interpersonal relations (team work)
   Herausarbeitung von psychologischen Grundeinstellungen anhand der Wortwahl in spontanen Situationen (mind. 5000 Wörter) Im Vergleich zu anderen Westlichen Führungspersönlichkeiten eingestuft, da es sowas wie „normale Werte“ oder Mittelwerte hier nicht geben kann (Untersuchungsgegenstände sind immerhin Menschen); deswegen Einstufung mithilfe einer Kontrollgruppe (Westliche Führungspersönlichkeiten), Einordnung, ob diese Traits häufiger, seltener oder ebensoviel bei den anderen Vorkommen, daraufhin „Typisierung“, Polpersonen: Bernard Kouchner als Evangelist und Joachim Rücker als Opportunist; jeder Typ hat bestimmte Charaktereigenschaften, anhand derer sich ohr zukünftiges Handeln ableiten lässt; in den Fällen von Kouchner und Rücker hat sich dies als richtig herausgestellt (beide einer aggressiven Demonstration vor ihrem Amtssitz ausgesetzt, aber unterschiedliches, ihrem Persönlichkeitstyps zugesprochenes, Vorgehen)

Analyseansatz
Realismus
Modell der bürokratischen Politik Prospect Theory
Polyheuristische Theorie Operational Code-Ansatz Leadership-Trait-Analysis
Illustration: Der „präsidentielle“ Charakter
Erklärungsfaktor
Machtstreben von Staatsoberhäuptern Präferenzen bürokratischer Akteur:innen Verlustaversion von Entscheidungsträger:innen
Heuristiken von Entscheidungsträger:innen Überzeugungen von Entscheidungsträger:innen
Kognitionen, Eigenschaften, Motivationen von Entscheidungsträger:innen

Tabelle S.32

30
Q

Wie lief die Geschichte der IB in Deutschland ab?

A

Geschichte der IB in Deutschland bis zum Ende des WK II
1920: Deutsche Hochschule für Politik in Berlin (DHfP), 1923: Institut für Auswärtige Politik in Hamburg, 1936: Gründung der Auslandshochschule Berlin,1939: Gründung des Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts, 1940: Verschmelzung von DHfP und Auslandshochschule zur Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Universität Berlin
Nach WK II
1946: Europa-Archiv in Frankfurt mit Zeitschrift Europa-Archiv
Nachfolger: Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), 1955 gegründet, Zeitschrift Internationale Politik, zivilgesellschaftlich unterstützt
Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), offiziell von der Bundesregierung gegründet und finanziert
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Landesstiftung; Herausgabe eines jährlichen Friedensgutachtens, eng verbunden mit der Goethe-Universität in Frankfurt (akademisch orientierte Organisation)

31
Q

Was sind die zentralen Elemente des Idealismus?

A

Elemente des Idealismus:
1. Glaube an die Erziehbarkeit und Aufklärung der politischen Eliten und Bevölkerung
2. Optimistisches, progressives Menschen‐ und Geschichtsbild (allerdings: aus Einsicht und Erfahrung der Schrecken und des Leids der Alternativen)
3. Ökonomie und Freihandel als Friedensstrategie
4. Herrschaft des Rechts als Friedensstrategie
5. Abrüstung und kollektive Sicherheit als Friedensstrategie
6. Internationale Organisation als Friedensstrategie

32
Q

Was sind die zentralen Elemente des Idealismus?

A

„Idealismus“ als Begriff keine Selbstbezeichnung der Vertreter dieser Denkrichtung, sondern Fremdbezeichnung der Gegenbewegung des Realismus, um die oben vorgestellte Theorie als verblendet, naiv, zu optimistisch und weltfremd zu brandmarken

Elemente des Idealismus:

  1. Glaube an die Erziehbarkeit und Aufklärung der politischen Eliten und Bevölkerung
  2. Optimistisches, progressives Menschen‐ und Geschichtsbild (allerdings: aus Einsicht und Erfahrung der Schrecken und des Leids der Alternativen)
  3. Ökonomie und Freihandel als Friedensstrategie
  4. Herrschaft des Rechts als Friedensstrategie
  5. Abrüstung und kollektive Sicherheit als Friedensstrategie
  6. Internationale Organisation als Friedensstrategie
33
Q

Wie lief die Geschichte des Idealismus ab?

A

Erster Vertreter: Norman Angell (1872-1967) und sein zentrales Werk: The Great Illusion 1910

Entstanden aus dem Verständnis „so kann es nicht weitergehen“ nach dem 1.WK

Denken in den ib bislang immer in Gewinner und Verlierer, ständigem Dualismus, der Notwendigkeit zur territorialen Expansion, Macht (verstanden als militärische Stärke) als Schlüsselwort; Vergleiche zu Imperialismus (Stärkere Kolonialmacht gegenüber unterlegener indigener Minderheit); Vergleiche zum (Sozial-) Darwinismus: Survival oft he fittest auch für Entwicklung der Staaten vorgesehen (töte oder werde getötet?)?
Was ist das Verständnis der Welt?
———————–
Wie kann ich mir dieses nntnisgewinn?
Verständnis verschaffen? ———————— Wie sollte die Welt sein?
Norman Angell (1872-1967)

Angell widerspricht dieser „Doktrin“ (wie er sie nennt), in dem Stadium der modernen Staaten („in this stage of development“) des 20. Jahrhunderts sei kein ununterbrochener Kampf der Staaten ums reine Überleben durch Kriege oder der potenziell immer bestehenden Gefahr von Kriegen mehr nötig; er verweist dabei auch auf die Vernetzung zwischen den Staaten (u.a. im wirtschaftlichen Bereich); auch ökonomische Argumentation: Kriege werden eigentlich aus dem Grund geführt, damit sich der Zustand eines Staates (in welcher Hinsicht auch immer) nach Beendigung des Krieges verbessert hat, Berechnungen Angells allerdings zeigen, dass selbst der kleinste Krieg immer ein Minusgeschäft für einen Staat gewesen ist, fordert ein Umdenken in der Beziehung zwischen Staaten (der Welt); bislang in der Analogie eines hobbesianischen negativen Menschenbildes auf die Staaten geschlossen; das Ergebnis war nicht sehr überzeugend (s. WK I), deshalb: Zugrundelegen eines bewusst veränderten Menschenbildes; nicht aus Menschenfremdheit, sondern aus Erfahrungen („realitätsgesottener Idealismus“), Ändern der Basis aufgrund derer wir auf die Staaten blicken

34
Q

Was ist eine Illustration des Idealismus?

A

14 Punkte Wilsons (8.1.1918)

v.a. Punkte 1 (offene und öffentliche Friedensverträge statt Geheimdiplomatie), 3 (Freihandel), 4 (Rüstungsbeschränkung) und 14 (Gründung eines Völkerbundes)

Idealismus in der Institution des Völkerbundes manifestiert

Völkerbund in Genf; Struktur in Legislative (Bundesversammlung), Exekutive (Rat), Judikative (Internationaler Gerichtshof) und Sekretariat; Ziel: Bollwerk gegen die „optische Illusion“, Angells Programm in vielen Artikeln der Satzung gespiegelt

• Art 8: Abrüstungsverpflichtung
• Art. 9: Einrichtung Abrüstungskommission
• Art. 10: Wahrung von Unverletzlichkeit und Unabhängigkeit
• Art. 11: Krieg als Angelegenheit aller
• Art. 12: Vermittlung
• Art. 13: Schiedsgerichtsbarkeit
• Art. 14: Einrichtung des IGH
• Art. 15: Verfahren vor Rat und Bundesversammlung
• Art. 16: Sanktionen
• Art. 17: Nichtmitgliedstaaten

Insb. Art. 16: System kollektiver Sicherheit (aber nicht, weil im Wolkenkuckucksheim lebend, sondern bewusst aus den Erfahrungen des WK I gespeist); wenn Regelungen des Völkerbunden verletzt, dann Sanktionen als Konsequenzen (Abbruch der wirtschaftlichen, diplomatischen und Finanzbeziehungen) und militärischer Beistand; keine Weltarmee, sondern Land-, See- oder Luftstreitkräfte aus den einzelnen Bundesmitgliedsstaaten

➔ Doppeltes Friedensprogramm, weil auch für die Abrüstung gesorgt werden soll, um von dieser Seite her die Wahrung des Friedens stabil zu halten

Kollektive Sicherheit: System von Staaten, greift einer von ihnen einen anderen von ihnen an, so ist es, als wären alle angegriffen worden, z.B. UNO
Kollektive Verteidigung: wird ein Staat innerhalb des Systems von einem anderen außerhalb des Systems angegriffen, so ist es, als wären alle angegriffen worden; wichtig: der Aggressor ist nicht im Verteidigungsbündnis, z.B. NATO

35
Q

Woraus entstand der Realismus ?

A
  1. Kontext: Zweiter Weltkrieg
    Nochmals neue Dimensionen des Leids und der Zerstörung, noch aggressiverer Waffentyp der Atombombe, der nichts weniger als die ganze Menschheit auslöschen kann, erneut traumatische generationelle Erfahrung (für manche ja schon das zweite Mal); erneute Eskalation im Krieg als Zerlegung der Angell’schen Argumentation gewertet; Freihandel und Völkerbund und alle „idealistischen“ Denkweisen der Nachkriegszeit des WK I konnten WK II auch nicht verhindern; ökonomische Vernetzung in der Lesart Angells eine Basis für Frieden, in WWK hat sich aber diese Verwobenheit der Volkswirtschaften als nachteilig herausgestellt; globale Entwicklung nach dem WK I: aus Demokratien werden Autokratien
    ➔ Infragestellung der idealistischen Grundsätze, Neuausrichtung erneut erforderlich
36
Q

Prominenter Vertreter (+Hauptwerk) des Realismus?

A

Vertreter: Hans Morgenthau (1904-1980)

Werk: „Politics among Nations“ (1984), Vertreten einer „empirical and
pragmatic theory“ anstatt einer abstrakten und nicht an die Realität
gebundenen, beruft sich auf Fakten und Logiken; nimmt davon Abstand,
Kriege oder Machtstreben zu glorifizieren, sagt, dass er nur Vermittler der
Wahrheit sei; stellt in seinem Buch zwei Schulen gegenüber; idealistische
Sichtweise bewusst negativ geframed; hält mit eigenem Programm
dagegen: der Mensch ist imperfekt und lasterhaft (negatives
Menschenbild wie bei Hobbes) und so ist analog dazu die Welt ebenso
imperfekt und lasterhaft; beides wird nie perfekt sein, das gilt es zu
akzeptieren; um das bestmögliche herauszuholen, muss man sich an die echten Spielregeln halten, anstatt sie durch Ideale zu ersetzen; es gibt unterschiedliche Interessen (und wird es immer geben), es gibt ein Gegeneinander (und wird es immer geben); Gegenvorschlag: „system of checks and balances“ (Mächtegleichgewicht) als einzige Möglichkeit der Friedensfindung

37
Q

Was besagt der Realismus (Grundsatzannahmen)?

A

Grundsatzannahmen:

(1) Die Politik wird, wie die Gesellschaft im Allgemeinen, von objektiven Gesetzen beherrscht, die ihren Ursprung in der menschlichen Natur liegen.

(2) Der wichtigste Wegweiser des politischen Realismus‘ ist das Konzept von Interessen, definiert in Begriffen der Macht.

(3) Der Realismus nimmt das Konzept der Interessen, durch Macht definiert, als objektive Kategorie an, die allgemeingültig ist, stiftet damit aber keine endgültige Bedeutung.

(4) Der politische Realismus ist sich der moralischen Bedeutung der Politik bewusst.

(5) Der politische Realismus weist es zurück, den moralischen Anspruch einer einzelnen Nation mit den moralischen Gesetzen, die das Universum beherrschen, gleichzusetzen.

(6) Der Unterschied zwischen dem Realismus und anderen Denkweisen ist, dass er real begründet und profund ist.

Das Sicherheitsdilemma nach John H. Herz (1974)
Im internationalen System herrscht Anarchie -> Staaten müssen sich selbst helfen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten -> Um dies zu tun, rüsten sie sich (auf) -> Die (Auf‐)Rüstung eines Staates verstärkt das Unsicherheitsgefühl bei anderen Staaten -> Wenn diese in Ermangelung anderer Alternativen auch rüsten, ergibt sich daraus eine spiralförmige Eskalation der Aufrüstung -> Was eigentlich der höheren eigenen Sicherheit nutzen soll, wird so potentiell zur höheren eigenen Unsicherheit

38
Q

Erläutern Sie eine Illustration des Realismus:

A

• Beobachtbare Wirkungen des Sicherheitsdilemmas im globalen Wettrüsten
• Strategie des Containment
• Eindämmung des Einflusses der Sowjetunion; 1947 Truman Doktrin, Mister‐X‐Artikel
George Kennans in „Foreign Affairs“, Marshall‐Plan, Allianzgründungen (u.a. NATO)
• Strategie des Roll Back
• Zurückdrängung des Einflusses der Sowjetunion; 1957 Sputnik‐Schock; Militärhilfe,
Stellvertreterkriege etc.
➔ Politisches Denken und Handeln nach der realistischen Schule führte nach dem WK II zu
einem „Kalten Krieg“; Morgenthau und andere würden sagen, dass ein solcher immerhin besser sei als ein „heißer“ Krieg; in einer imperfekten Welt die beste Lösung; aber ist das so? Oder fördert das Denken im Realismus auch dazu, den Gegenüber als feindlicher, gegnerischer und damit auch bedrohlicher aufzufassen? (self-fullfilling-prophecy)

39
Q

Tabellen zu den vier Debatten

A

.

40
Q

Kontext des Szientismus:

A

1.Kontext: Der Behavioralismus
• Wissenschaftliche Neuausrichtung um die 1960er Jahre
• Weg von „geisteswissenschaftlichem“ Verstehen, Hermeneutik und Intuition
• Hin zu „sozialwissenschaftlichem“ Erklären, Kausalanalyse und Modellen
• Standardisierte Verfahren der (meist quantitativen) Messung von beobachtbarem
Sozialverhalten von Individuen und Kollektiven („exakte Wissenschaft“, „positivistisch“)
• Nutzung von neuen Möglichkeiten der Datenverarbeitung
• „Professionalisierung“ der Sozialwissenschaft nach dem Vorbild der Psychologie,
Ökonomie, Soziologie – letztlich nach dem Vorbild naturwissenschaftlicher Erkenntnis
(„science“)
➔ Damit: epistemologische Debatte

41
Q

Prominentester Vertreter des Szientismus und dessen Aussagen:

A
  1. Vertreter: J. David Singer
    Weltkriegsveteran, Berater im Verteidigungsministerium, damit praxiserfahren

Schrift: The Behavioral Science Approach (1966),

Verteidigung eines an die Sozialwissenschaft angelehntes quantitatives Verfahren, Zauberwort: Daten und Datenerhebung, Codierung; Ablehnung der „Traditionalisten“
1. Generiere Daten!
2. Trenne unabhängige und abhängige Variablen!
3. Je höher die Fallzahl N, desto besser!
4. Je weniger Variablen V, desto besser!
5. “classify events and conditions according to explicit and rigorous coding
rules” – instead of being “impressionistic”
J. David Singer (1925- 2009)

Correlates of War Project (Beginn 1973), misst wo, wann und mit welcher Motivation kriegerische Auseinandersetzungen stattgefunden haben, eine Messung, die erhoben wird: Todeszahlen („harte Fakten“), Wirk- und Kausalzusammenhänge (also Gesetzmäßigkeiten) sind wichtig; Zugeständnis Singers, dass bei Definitionen und Begriffen Daten allein nicht ausreichen; Thukydides Geschichtsschreibung wäre aus Sicht Singers allerdings nicht wissenschaftlich (nutzbar)

42
Q

Erläutern Sie eine Illustration des Szientismus:

A
  1. Illustration: Das Uppsala Conflict Data Program
    Konzeptionalisierung verschiedener Arten von Konflikten, Definieren von verschiedenen Aspekten des Krieges (z.B. Qualität der Akteure, Anzahl der Akteure, Art der Waffen, Todesopfer…), Operationalisierung mithilfe dieser unstrittigen Definitionen mithilfe eines Codebooks; misst Konflikte seit 1946; hier wieder: große Fallzahl; Ermöglichung einer Messung davon, wie friedlich oder kriegerisch sich die Welt entwickelt; ebenfalls nachvollziehbar, wie sich die Konflikttypen in ihrer Häufigkeit ändern, Unterscheidung dabei zwischen Extratate, Interstate, Internationalized intrastate und Intrastate; Ergebnis: Keine außerstaatlichen Konflikte mehr, starke Abnahme von rein zwischenstaatlichen Konflikten, Zunahme von internationalisierten innerstaatlichen Konflikten; Zahl der innerstaatlichen Konflikte seit Beginn der Messung immer schon am höchsten, aber nun Allzeithoch erreicht
43
Q

Nennen sie einen bekannten Vertreter des Traditionalismus (+Hauptwerk) und erläutern sie dessen Theorie:

A

Vertreter: Hedley Bull (1932-1985)
Schrift: International Theory. The Case for a Classical Approach 1966

Plädoyer für einen vielfältigen (literarischen, ethischen, philosophischen, rechtlichen, ideengeschichtlichen und auch intuitiven…) Zugang; nur so würde am meisten Erkenntnis gewonnen
Untersuchungsgegenstände der IB so komplex, dass sie nicht in Zahlen messbar gemacht werden; wenn allein Quantifizierung vorgenommen wird, wird die ib unzulässig vereinfacht (und man habe am Ende ja doch keine Erkenntnis gewonnen, s. Arendt und die Liebe)
„Fetisch des Messbaren“, das reine Messen entfernt sich schon vom Untersuchungsgegenstand; die Welt ist zu bunt, um sie in x und y zu teilen; die Menge der Variablen ist von Fall zu Fall unterschiedlich, jede Kategorisierung und Generalisierung wird dem Einzelfall nicht gerecht; Statistiken können auch gefälscht werden und Dinge verzerrt darstellen
Kritik am Szientismus
• Die Begrenzung auf logisch und mathematisch Verifizierbares verfehlt den Kern der IB und
• bringt keinen kumulativen Erkenntnisgewinn über Zeit
• Der Fetisch des Messbaren priviligiert einige Informationen und benachteiligt andere
• Die Verliebtheit in Modelle schafft eine Gegenwelt zur wirklichen “Realität”
• Der Verzicht auf Einsichten der Philosophie, Geschichte usw. bedingt einen Mangel an Selbstkritik des szientistischen Ansatzes

44
Q

Erläutern sie eine Illustration des Traditionalismus;

A
  1. Illustration: Wheeler zur humanitären Interventionen
    Beschränkung auf verschiedene, geschlossen voneinander analysierte Einzelfälle, aber in Betracht ziehen von verschiedenen Variablen und Zugänge, z.B. die grundlegenden Theorien, einen völkerrechtlichen Ansatz, einen geschichtlichen Ansatz (…)
    Genaue Einzelfallanalysen können als „Wegweiser“ für reales politisches Entscheiden tendenziell hilfreicher sein, wenn sich die Situationen ähneln
45
Q

Kontext, Verteter und Hauptwerk sowie Theorie des Neorealismus:

A
  1. Kontext: „American Decline“ und Machtverschiebung
    1970er: finanzpoltische, handelspolitische, wirtschaftspolitisch e, innenpolitische und militärische Krise Amerikas
    Neue internationale Konstellationen
    Erfordernis einer Neuausrichtung im politischen Denken, da der alte Realismus im Angesicht der Verschiebungen im Mächtesystem an Erklärungskraft verliert
  2. Vertreter: Kenneth Waltz (1924-2013)
    Werke: Theory of International Politics (1979)
    Realist Thought and Neorealist Theory (1990)

Prägung durch Szientismus: small V

Einfluss der Systemlehre (David Easton/ Gabriel Almond): Weg von anthropologischen Annahmen hin zu funktionalen Annahmen

Einfluss der Ökonomie: Rationales „Markt“-und Interessenverhalten der Staaten unter den Bedingungen der Anarchie

Staaten sind „like units“- auf der systemischen Ebene ist das Verhalten der USA und der SU vergleichbar zu analysieren (IPO ist zu vernachlässigen); Großmacht ist und bleibt Großmacht, unabhängig ihrer Regierung(sform)

Staaten als „Black Box“, da es auf die Struktur des internationalen Systems ankommt (third image)

Der „Motor der Jahrhunderte“ ist allerdings gleichgeblieben, deshalb keine komplett neue Theorie, sondern eine Weiterentwicklung des Realismus von Morgenthau mit inhaltlichen Pointierungen und szientistischen Methoden: Weiterhin sind Großmächte mit ihren egoistischen Interessen die eigentlichen Akteure; wichtig ist vor allem die Anzahl dieser „great powers“

Begriffe:
„Sicherheit“ (nicht mehr unbedingt „Macht“)

„System der Selbsthilfe“ („a self-help system is one in which those who do not help themselves will fail to prosper, will lay themselves open to danger, will suffer“)

Sicherheit der Staaten des internationalen anarchischen Systems wird nur durch ein Kräfteparallelogramm, ein Kräftegleichgewicht gesichert, das stets prekär ist

Auch Kritik an Morgenthau: Für Waltz auch nur deskriptiv, nicht systemisch und damit theoretisch gedacht

46
Q

Erläutern Sie eine Illustration des Neorealismus:

A

3.Illustration; John J. Mearsheimer und die Rolle internationaler Organisationen

Vertreter des Offensiven Neorealismus, Selbstverständnis als derjenige, der „nur Überbringer einer traurigen, aber deshalb nicht unwahren Nachricht“

1990er Jahre: Diskussion um die Rolle der IOs nach dem Ende des Kalten Krieges; IOs als ernstzunehmende, ja wichtige Akteure eines neuen Sicherheitssystems?

Mearsheimer dazu in der Zeitschrift International Security 1990:
IOs nur der verlängerte Arm der einzigen wichtigen Player des internationalen Systems (Großmächte), IOs nur als kurze Erscheinungen, nicht wirklich überlebensfähig, sondern nur so lange in Betrieb, bis die Großmächte ihre Interessen verlagern (NATO z.B. nur als Vehikel der Großmacht USA in Zeiten von Bedrohung); Kooperation also nur aus eigener Nutzenmaximierung und der Angst, bei Nicht-Kooperation schlechter als vorher dazustehen
(1) Alle Staaten im internationalen System fürchten einander
(2) Oberstes Ziel aller Staaten ist die Aufrechterhaltung oder Herstellung der eigenen Sicherheit
(3) Alle Staaten streben die Maximierung ihrer relativen Machtstellung um internationalen System an

Falsche Annahme: Glaube in Internationale Organisationen und Kollektive Sicherheit geht vom Interesse der Staaten an absoluten Gewinnen aus; stattdessen: Staaten schauen auf relative Gewinne; IOs daher auch potenziell konfliktträchtig

z.B. Eintritt in die NATO für alle Mitgliedstaaten ein absoluter Gewinn; Wettbewerb/ Kampf geht aber um relative Gewinne, d.h. auch innerhalb der NATO gibt es Konflikte darum, wer denn viel, mehr oder am meisten von ihr profitiert (gemessen an Mitgliedsbeiträgen, Kosten Nutzen)

Nach der Denke von Mearsheimer sind IOs also in ihrer Funktion und Daseinsberechtigung nur ein Abbild der existierenden Staatenkonstellation, kein eigener Akteur

47
Q

Kontext, Vertreter und Theorie des Neoliberalismus:

A
  1. Kontext: „American Decline“ und Machtverschiebung
    Derselbe Kontext wie Entstehung des Neorealismus, hier aber anstatt Verschiebung im Mächtesystem eher die wirtschaftliche Seite im Fokus (z.B. Ölkrise 1973)
    These/ Erkenntnis, dass internationale Politik mehr ist als militärischer Wettbewerb
    Wichtig: in der PoWi wird Bezeichnung des Liberalismus häufig (und teils verschieden) verwendet
    Grundannahmen des Liberalismus
    • Ausgangspunkt: Aufklärung und klassischer Liberalismus
    • Kernanliegen: Freiheit des Individuums
    • Normativ: Frieden statt bloßer Ordnung; Gerechtigkeit statt bloßer Stabilität
    • Zukunftsoptimismus
    • Pluralistisch: Staat in der Regel nicht der einzige Akteur
    • Regelmäßig Betonung von Freihandel, aber: wirtschaftlicher Liberalismus ist nicht gleich
    politischer Liberalismus Variationen
    • Liberaler Internationalismus (u.a. Kant) – Streben nach Weltregierung
    • Idealismus (u.a. Wilson) – Kollektive Sicherheit
    • Liberaler Institutionalismus (u.a. Mitrany) – Funktionale Kooperation und Integration
    • Neo‐liberaler Internationalismus (u.a. Doyle) – These des demokratischen Friedens
    • Neo‐Idealismus (u.a. Archibugi) – Reform internationaler Organisationen, „cosmopolitan
    democracy“
    • Neo‐liberaler Institutionalismus (u.a. Keohane/Nye) – Bedingungen von Kooperation unter Anarchie
  2. Vertreter: Robert O. Keohane und Joseph S. Nye
    Werk: Power and Interdependence (1977)
    Machtressourcen als Machtpotenziale, nicht automatisch Machtresultate; Ressourcen und Potenziale müssen auf dem Weg der Verhandlung übersetzt werden, um Wirksamkeit zu entfalten
    Neuer Machtbegriff: „Macht kann als die Fähigkeit eines Akteurs
    begriffen werden, andere dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie sonst nicht tun würden (bei akzeptablen Kosten für den Akteur). Ferner kann Macht als die Fähigkeit zur Einflussnahme auf das Ergebnis von Beziehungen verstanden werden. In beiden Fällen ist eine Messung nicht einfach.“

Damit wird Macht nicht in konkreten Zahlen (s. Szientismus) messbar, bleibt aber rational
Ablehnung der Theorie des Mächtegleichgewichts, das durch militärische Großmachtstellung allein begründet, des herkömmlichen Macht- und Sicherheitsbegriffs sowie dem, was unter „nationalem Interesse“ verstanden wird; Probleme der Zeit liegen auch und vor allem woanders
Neue Machtressourcen und -äußerungen
Einbezug der innenpolitischen, transnationalen und administrativen Interdependenzen Aufbruch des Staats als Blackbox
Ablehnung der These, dass sich mit zunehmender Intensivierung der Interdependenzen internationale Konflikte verringert werden; sie nehmen stattdessen neue Erscheinungsformen an und können sich unter Umständen sogar noch verschärfen
Gradierungen der Interdependenzen Interconnectedness Verflechtung
Interdependence Interdependenz, wenn mit wechselseitigen Kostenwirkungen verbunden (symmetrisch/ asymmetrisch; direkt/ indirekt)
Interdependence Sensitivity Interdependenzempfindlichkeit Interdependence Vulnerability Interdependenzverwundbarkeit „komplexe Interdependenz“
z.B.: Ölkrise ist Interdependenz-Empfindlichkeit, da das Abschalten von Öl an anderer Stelle den USA 1973 Schaden zufügen konnte; durch Umstellen der Politik und das Ankurbeln der eigenen Energiegeneratoren konnte der Krise aber entgegengewirkt werden; dennoch mit hohen Kosten der USA verbunden, umzusteuern
Verhältnis Deutschlands zu Putins Gas ist eher Interdependenz-Verwundbarkeit, da von RL abhängig
Weiterhin: Staaten versuchen primär die eigene Lage zu verbessern, erkennen aber auch die Logik der Kooperation (s. Gefangendilemma) -> um das bestmögliche Ergebnis für alle (und damit auch für sich selbst) zu erzielen, ist es sinnvoll, sich auszutauschen und zu verhandeln, anstatt auf Konfrontation zu beharren und die Problemlagen nur aus der eigenen, egoistischen Perspektive anzugehen

48
Q

Welche Rolle spielen Internationale Organisationen im Neoliberalismus?

A

Zur Rolle internationaler Organisationen

Replik auf Mearsheimer 1990: Robert O. Keohane und Lisa L. Martin 1995 auch in International Security

• Ja, relative Gewinne sind wichtig – aber die Frage, ob Staaten an relativen oder absoluten
• Gewinnen interessiert sind, kann von Fall zu Fall unterschiedlich beantwortet werden
• Ja, internationale Organisationen sind „abhängige Variablen“/Wirkungen, da sie u.a. von
der sie tragenden Mächtekonstellation abhängen – aber sie können auch selbst eine Wirkung auf diese Mächtekonstellation entwickeln (und insofern auch „unabhängige Variablen“/Ursachen sein)
• Ja, die NATO ist eng mit der Konstellation des Kalten Krieges verbunden – aber sie kann sich auch weiterentwickeln und neue Aufgabenfelder erschließen, wenn einmal gemachte erfolgreiche Zusammenarbeit das Vertrauen für weitere Zusammenarbeit nährt und Misstrauen abbaut

• Ja, Staaten sind stark an ihrem eigenen Überleben im Sinne militärischer Sicherheit interessiert – aber der Begriff der Sicherheit hat heutzutage auch weitere Dimensionen (u.a. Wirtschaft), die nicht allein mit militärischen Ressourcen und Logik bearbeitet werden können
• Ja, Staaten befinden sich einem Wettbewerb miteinander – aber sie können ihre Interessen nicht nur konfliktär, sondern auch kooperativ umsetzen
• Die Frage ist nicht, „ob“ internationale Organisationen wichtig sind, sondern „wie“, „wann“ und „warum“. Deshalb brauchen wir eine bessere Theorie des Verständnisses und der Logik internationaler Zusammenarbeit „The Promise of Institutionalist Theory“

49
Q

Vierte Debatte (Rationalismus vs. Konstruktivismus):

A
  1. Kontext: Das Ende des Kalten Krieges

Infragestellung der rationalistischen Theorien in ihrer Erklärungskraft in den 1990er Jahren

(Neo-) Realisten

• gingen nicht von einer friedlichen Entscheidung des Kalten Krieges aus.
• hatten nicht angenommen, dass Abrüstung und Verständigung der Großmächte eine unumkehrbare Wendung herbeiführen könnten.
• hatten der innenpolitischen Veränderung in den Ländern des Ostblocks keine große Bedeutung zugmessen.
• würden auf den aus westlicher Sicht „gewonnenen“ Rüstungswettlauf verweisen
• hatten nicht vorhergesehen, dass der aggressive Rüstungswettlauf eine Seite zur Aufgabe bringen würde.

 (Neo-) Liberale

• hatten nicht vorhergesehen, dass der aggressive Rüstungswettlauf eine Seite zur Aufgabe bringen würde.
• waren selbst überrascht vom plötzlichen Wandel der Interessen und Identität der Sowjetunion.
• hätten eher auf evolutionären statt auf revolutionären Wandel gesetzt.
• würden auf die Bedeutung von individuelle Freiheitsrechte und marktwirtschaftliche Prinzipien verweisen

50
Q

Vertreter, Werk und Annahmen des Konstruktivismus plus eine Illustrarion:

A
  1. Vertreter: Alexander Wendt (*1958)
    Werk: Social Theory of International Politics (1999)

Fasst die Neos zu Rationalisten zusammen und kritisiert sie Beide Theorien gehen davon aus, dass
• Akteure sich rational verhalten (Kosten‐Nutzen).
• Akteure stabile Interessen, Präferenzen und Identitäten haben – einmal bedingt durch die
Struktur des internationalen Systems (etwa: Großmächtekonstellation), einmal bedingt
durch die Logik rationaler Wahl zwischen Alternativen (etwa: Gefangenendilemma).
• Akteursbeziehungen primär über materielle Güter definiert werden – einmal etwa im
Sinne von „capabilities“ im Sinne militärischer Ressourcen, einmal in der im Sinne von
„kostenwirksamen Interdependenzen“.
• Akteur und Struktur sich in jeweils eine Richtung beeinflussen: Im Neorealismus (eher) in
der Richtung Struktur beeinflusst Akteur; im Neoliberalismus (auch) in der Richtung
Akteur beeinflusst Struktur.
• Strukturvorgaben geradezu naturgesetzlich „gesetzt“ sind: Anarchie wird immer bleiben,
Nutzenmaximierung wird immer bleiben. Ansatz des Konstruktivismus Infragestellung dieser Grundannahmen
• Akteure und ihre Identitäten sind sozial bestimmt, wandelbar und gestaltbar
• Erfahrung, Lernen, Interaktion und Kommunikation spielen eine wichtige Rolle in Theorie
und Praxis menschlichen Zusammenlebens
• Ideen, nicht nur materielle Ressourcen und Güter, sind wirkmächtig (Verweis auf
“Englische Schule”)
• Akteure handeln nicht nur zweckbestimmt, strategisch, “rational” bzw. determiniert durch
äußere Vorgaben, Handeln ist in sozialen Kontexten im Spektrum von Konflikt und Kooperation auch von solchen Einflussfaktoren wie Normen, Werten, Leitbilder wie “Feindschaft”, “Freundschaft”, “Freiheitsstreben”, “Solidarität”, “Ehre”, “Neid”, “Selbst‐ und Fremdbild” bestimmt. Diese sind wandelbar.
• “Welt” und “Wirklichkeit” sind nicht “gesetzt”, sondern “gemacht” (sozial konstruiert)
• Nicht unbedingt die Atombombe nehmen wir als gefährlich war, sondern nur eine
„feindliche“ (z.B. aus Nordkorea); die amerikanischen hingegen werden als weniger bedrohlich wahrgenommen, obwohl die Zerstörungskraft unabhängig von dem Land wirkt, wo sie stationiert sind
Zum “Agent‐Structure‐Problem”
• Struktur und Akteur hängen (nicht nur) als Ursache und Wirkung in jeweils eine Richtung zusammen (kausal)
• Struktur und Akteur bedingen sich gegenseitig (konstitutiv)
• “Strukturation” (Anthony Giddens): gegenseitige Konstituierung von Akteur und Struktur
• So ist Wandel möglich und kann auch erklärt werden (Ende des Kalten Krieges).
• „Anarchy is what states make of it“-> Anarchie ist kein Naturgesetz, sondern eine
Vorstellung
3. Illustration: Zur Rolle internationaler Organisationen
Replik Wendts auf Mearsheimer in der International Security 1995:

• Woher die Gewissheit um die scheinbar so eindeutigen und überzeitlichen Ziele von Staaten? Es ist also egal, ob die Sowjetunion von Gorbatschow oder die USA von Reagan regiert wird?
• Gefahr einer “self‐fulfilling prophecy”:
o NeorealismusistehereineBeschreibungalseineErklärungvonPhänomenen
o derdüsteren“Realpolitik”
o KannzumsichselbstperpetuierndenMobilewerden:NeorealistischesVerhaltenin
Washington wird mit neorealistischem Verhalten in Moskau beantwortet usw.
o KonstruktivismuseröffnetneueHandlungsmöglichkeiten:InternationaleBeziehungen
müssen nicht hingenommen werden, sondern können gestaltet werden
• Konflikt und Kooperation, Krieg und Frieden sind keine Wetterbedingungen der
internationalen Politik, denen man ausgeliefert ist und an die man sich anzupassen hat. In welcher Welt wir leben, hängt von sozialem Handeln ab (und das kann zu guten oder schlechten Folgen führen).

51
Q

Zusammenfassung zu den Vier Debatten:

A
  1. Debatte – Zwischenkriegszeit und 50er Jahre:
    I. Weltkrieg (Idealismus)
    II. Weltkrieg/aufkommender Ost‐West Konflikt (Realismus)
    Wie kann man Katastrophen wie die beiden Weltkriege verhindern?
  2. Debatte – 60er Jahre
    Englische Schule (Traditionalismus)
    Amerikanische Schule (Szientismus)
    Wo liegen Möglichkeiten und Grenzen sozial‐ bzw. geisteswissenschaftlicher Methoden?
  3. Debatte – 70er und 80er Jahre
    Bipolarität der Supermächte (Neorealismus)
    Komplexe Interdependenz auch im Nord‐Süd‐Verhältnis (Neoliberalismus)
    Wie lassen sich Dynamiken der Weltpolitik unter den Bedingungen von und jenseits des Ost‐ West‐Konflikts erklären?
  4. Debatte – ab den 90er Jahren
    Ende des Kalten Krieges und Globalisierung
    Konstruktivismus sowie
    weitere Ansätze mit verschiedenen konzeptionellen und methodischen Implikationen Wie lässt sich Wandel in der Weltpolitik erfassen und erklären?
52
Q

Zwei Definitionen von Globalisierung („Gloabilzation“):

A

Anthony Giddens:
„Globalization can thus be defined as the intensification of worldwide social relations which link distant localities in such a way that local happenings are shaped by events occurring many miles away and vice versa.“
➔ Betonung der Intensivierung sozialer Beziehungen durch Überbrücken räumlicher Distanz

David Held:
„Globalization may be thoght o fas a process (or set of processes) which embodies a transformation in the spatial organization of their extensity, intensity, velocity and impact- generating transcontinental or interregional flows and networks of activity, interaction, and the exercise of power.“
➔ Betonung des Prozessualen, Intensivierung, Geschwindigkeit, Überbrückung von räumlicher Distanz

53
Q

Neben Sie Aspekte des Globalisierungsegriffs nach Ulrich Beck:

A

Aspekte des Globalisierungsbegriffs nach Ulrich Beck
1. Globalismus Ideologie der Weltmarktherrschaft
2. Globalität Wahrnehmung des Lebens in der globalen Welt
3. Globalisierung Prozess der Denationalisierung

Staat als sozialer Handlungsrahmen wird relativiert und im Zuge dieses Prozesses immer weniger wichtig

Supranationales Regieren kann es geben (s. EU), muss es aber nicht flächendeckend

Transnationale Proteste, Bewegungen, auch NGOs agieren heute transnational

Diffundieren des Bezugspunkt Staat

54
Q

Lernen der zwei Tabellen zu Globalisierung (S.48/49)

A

.

55
Q

Wie veränderte sich der Begriff „Socherheit“?

A

Policy Dokument: Human Development Report 1994, diverses Gremium (nicht nur stereotyp westlich oder nördlich); nach Kaltem Krieg Notwenigkeit einer Neudefinition von Sicherheit, die sich den Menschen als Bezugspunkt nimmt und nicht den Staat; ist keine Absage an die Existenz und Notwendigkeit von staatlicher Sicherheit in den ib, denn weiterhin stammen viele Ressourcen aus dem nationalen Rahmen

Policy Dokument: Human Development Report 1994, diverses Gremium (nicht nur stereotyp westlich oder nördlich); nach Kaltem Krieg Notwenigkeit einer Neudefinition von Sicherheit, die sich den Menschen als Bezugspunkt nimmt und nicht den Staat; ist keine Absage an die Existenz und Notwendigkeit von staatlicher Sicherheit in den ib, denn weiterhin stammen viele Ressourcen aus dem nationalen Rahmen

56
Q

Neben sie die sieben Dimensionen des Begriffes der „menschlichen Sicherheit“:

A

Sieben Dimensionen menschlicher Sicherheit:
1) Economic (2) Food (3) Health (4) Environmental (5) Personal (6) Community (7) Political

57
Q

Was sind globale Risiken, inwiefern haben sie sich gewandelt?

A

Globale Risiken
783 Millionen Menschen leben von weniger als $ 1.25 am Tag.
2,3 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. 815 Millionen Menschen leiden unter chronischer Unterernährung.
884 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Jedes Jahr sterben
5,6 Millionen Kinder bevor sie ihr fünftes Lebensjahr erreicht haben.

940.000 Menschen an HIV/AIDS.
1,6 Millionen Menschen an Tuberkulose.
303.000 Mütter aufgrund von mangelhafter medizinischer Versorgung während Schwangerschaft und Geburt (99% dieser Mütter lebten in Entwicklungsländern, v.a. Afrika und Asien), Schwangerschaft und Geburt als Lebensbedrohung, weil es an den basalsten Dingen (heißes Wasser, blutstillende Medikamente, Desinfektion, Nachversorgung) fehlt
-> in der Welt von heute sind nicht (nur) Panzer und Drohnen eine Gefahr für die menschliche Sicherheit
-> militärische Konflikte mit Opferzahlen in dieser Höhe würden in der internationalen Gemeinschaft ungemeine Ressourcen zur Eindämmung mobilisieren; wieso macht uns dieselbe (mehr) Zahl von toten Menschen in diesen nichtmilitärischen Kontexten nicht im selben Maße handlungsfähig?

58
Q

Was sind neue Aufgabe nach 1990 welche für die ganze Welt gelten?

A

Neue Aufgaben nach 1990 mit der ganzen Welt als Aufgabenbereich hinsichtlich globaler öffentlicher Güter und menschlicher Sicherheit:
• Entstehung und Ausbreitung von infektiösen Krankheiten verhindern
• Den Klimawandel bearbeiten
• Stabile Internationale Finanzen gewährleisten
• Das internationale Handelssystem stärken
• Frieden und Sicherheit aller erreichen
• Bildung
Vorwurf lautet häufig, dass die Politik damit überlastet werde, wenn man neben den „harten“ auch die „soften“ Themen anspricht, dieserReport der International Task Force on Global Public Goods von 2006 widerspricht dieser These; diese sogenannten „weichen“ Themen sind nicht weich, sondern zentral

59
Q

Was sind die MDGs, wurden sie erreicht?

A

MDGs (Millennium Development Goals), 2000 für bis 2015 formuliert (1) Extreme Armut und Hunger ausradieren
(2) Allgemeine Grundbildung erreichen
(3) Geschlechtliche Gleichberechtigung und Stärkung der Frauen (4) Die Säuglings- und Kindersterberate reduzieren
(5) Werdende Mütter besser versorgen
(6) HIV/Aids und andere Krankheiten bekämpfen (7) Ökologische Nachhaltigkeit sichern
(8) Globale Zusammenarbeit für Entwicklung

Sehr ambitionierte Ziele, Problemstellungen der Zeit aber nicht mehr über das Zählen von militärischem Gerät oder an einem BIP festgestellt, sondern über die Anzahl der betroffenen Menschen (und damit auch postnational gedacht)
Scorecard von 2015 des MDGs zeigt, dass viele Ziele erreicht wurden
(1) Halbierung der Menschen in extremer Armut (Senkung von 1,9 Milliarden (1990) auf 836 Millionen (2015)) erreicht; Halbierung der Menschen, die an chronischer Unterernährung

leiden fast erreicht (von 23,2% auf 12,9%); Versorgung mit Trinkwasser von 76% auf 91% angehoben
(4) Kindersterblichkeit nicht zu 2/3 gesenkt, sondern erst zur Hälfte
(5) Senkung der Müttersterblichkeit nicht zu 3⁄4, sondern erst zu 45% erreicht (6) Behandlung von Tuberkulose rettet ca. 37 Millionen Menschenleben

60
Q

Erläutern sie Kritikpunkte an den MDGs:

A

• Engführung auf „quantifiables“
• Verkürzte Begrifflichkeiten („Armut“ $1.25)
• Keine Integration von Menschen‐ und Bürgerrechten
• Ursache‐Wirkung Beziehung diffus
• Unterschiede zwischen globalen Trends und lokaler Realität
• Langfristige Benachteiligungen ausgeblendet (koloniales Erbe etc.)
• Vorgaben der entwickelten Welt
• Unterstützung etablierter Eliten in der entwickelnden Welt

Anpassen und Erweitern Nachfolger der MDGs: SDGs (Sustainable Development Goals), 17 Ziele (aufgestellt 2015, ausgerichtet bis 2030); aber von allen UN Staaten verabschiedet und nicht innerhalb der einzelnen Länder eigene Programme („neue Art Politik zu machen“)

61
Q

Was verzehrt man unter der Bekämpfung von HIV weltweit und was ist der Global Fund?

A

Bekämpfung von HIV/ Aids und Global Fund
2023 ca. 28, 7 Millionen Menschen betroffen, nicht heilbar, aber behandelbar HIV Krise in Botswana 2001
Präsident Festus Mogae 2001 vor der UNO- Generalversammlung „We are threatened with extinction“; enormes Infrastrukturproblem, da 38.8% der Erwachsenen in Botswana zu diesem Zeitpunkt infiziert; es sterben so viele Menschen wie bei einem grauenhaften Krieg, in manchen Dörfern leben nur noch die ganz Alten oder die kleinen Kinder -> Krise
Gründung von www.theglobalfund.de, Bereitstellung von Medikamenten, Hilfsmitteln und Aufklärung vor Ort
Struktur des Global Fund als Paradebeispiel für Global Governance, weil eben NICHT westlich-amerikanisch-nördlich dominiert ODER nur Staaten als Akteure über die Verteilung der Finanzen entscheiden, sondern
Staaten (zu gleichen Teilen Industrie- wie Entwicklungsländer)

Zivilgesellschaft durch NGOs (aus Industrie- und Entwicklungsländern), Communities (Betroffene), privaten Stiftungen (Bill und Melinda Gates Foundation) und der privatwirtschaftliche Sektor (Ecobank Group)
Internationale Organisationen (aber ohne Stimmrecht), im Umfeld der UNO (Executive Director Unitraid, UNAIDS; WHO) und die World Bank
Bill and Melinda finanzieren den Fund stärker als die Volksrepublik China (0,76 Milliarden vs. 0,18 Milliarden) und werden dementsprechend auch bei den Entscheidungen des Funds berücksichtigt
Aktueller Bericht 2022 (2021)
• 23,3 Millionen Menschen erhalten HIV/AIDS Medikamente
• 5,3 Millionen Menschen erhielten Diagnose und Behandlung von Tuberkulose
• 670.000 Frauen erhielten PMTCT Medikamente (Prevention Mother to Child Transmission)
• ca. 133,2 Millionen Moskitonetze wurden gegen Malaria verteilt
Ergebnis: nach der Einrichtung 2002 konnten 50 Millionen Menschenleben gerettet werden

62
Q

Warum kommen neue Ansätze und Theorien in den IB auf?

A

Veränderungen in den internationalen Beziehungen (Politische Praxis) rufen Veränderungen in den Internationalen Beziehungen (Disziplin/ Theorie) hervor (New Voices)

63
Q

Was verzehrt man unter „Critical Theory“ in den IB?

A

Critical Theory
Aufsatz: Robert W Cox (1926-2018) , Social Forces, States ad World Orders. Beyond International Theory, in: Millennium 10:2 (1981), 126-155
Cox lange Zeit in einer internationalen Arbeiterorganisation und auch als Professor tätig,

Gegenüberstellung der Problem solving und der Critical Theory
„achieve a perspective on perspectives“, die Kritische Theorie ist immer für jemanden oder für etwas
Problem solving Theory nimmt die Welt in ihrem Bestehen und versucht sie innerhalb dieses Rahmens zu verbessern oder zu optimieren, nimmt die sozialen und Machtbeziehungen sowie die existierenden Institutionen, Organisationen und Systeme so hin, wie sie sind; Ziel: das Bestehende so optimieren, dass es mit den (neuen) Krisen umgehen kann
Die Kritische Theorie dagegen hinterfragt die ganze Organisation der Welt auf ihre Effektivität und Problemlösungsfähigkeit und wie das Bestehende eigentlich entstanden ist; dabei sind Fragen des Wertebezugs, der Historizität und der strukturellen Bedeutung von Klassen wichtig (Nähe zum Neomarxismus), greift aber noch weiter

64
Q

Was verzehrt man unter der Critical Theory Feminismus?

A

Werk: Bananas, Beaches and Bases. Making Feminist Sense of International Politics (1989) Vertreterin Cynthia Enloe (*1938)

Greift viele Aspekte der kritischen Theorie auf

Bestehende Ordnung nur möglich, weil Frauen die „unsichtbaren“ Rollen übernehmen, die die Männer stärken, Unsichtbarkeit von Weiblichkeit in den IB, Unsichtbarkeit von care work, Infragestellung der Superiorität der Männer und der Männlichkeit (und des Handelns nach stereotyp männlichem Gebaren)
Macht die unterdrückte und vernachlässigte Position der Frauen in den IB stark
Richtete sich gegen die Naturalisierung von Rollenklischees und der Männerdominanz

65
Q

Was verzehrt man unter der Critical theory „Postkolonialismus“?

A

Critical Theory: Postkolonialismus
Vertreterin: Meera Sabaratnam (*1982)

Kritik an den Mythen europäischer Entwicklungsvorstellungen, Herausfordern von eurozentrischer Historiographie, Politische Themenstellungen und Perspektiven ändern; Kalter Krieg war eben nicht Kalt in bestimmten Teilen der Erde ebenso wenig wie die Zeit nach 1990 besonders friedlich war
Kombination aus Feminismus und Postkolonialismus in „New Canon“ (Hutchings/Owens 2021)

66
Q

Was verzehrt man unter „Global International Relations“?

A

Vertreter; Amitav Acharya (*1962)
Das pluralistische und diverse Universum, in dem wir leben, akzeptieren; versuchen zu verstehen, dass es vielleicht nicht nur eine Haupterzählung für alle gibt; sich in den Theorien zur IB nicht nur auf die europäische und amerikanische Geschichte, oft begonnen mit der griechisch-römischen Antike, zu beschränken, sondern eine Weltgeschichte
Will Multiperspektiv auf die Entwicklungen der IB schauen, will bestehende Theorien aber ergänzen und nicht verneinen; will gegenseitige Schuldzuweisungen entgegenwirken und fordert nicht die Umkehrung der dominierenden Deutungsmuster
➔ Multiplex World

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Q

Tabelle zur Transformation des Politischen:

A

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68
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Tabelle zu den Lesarten menschlicher Furcht und Not (S. 49)

A

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69
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Tabelle zur horizontalen Erweiterung des Sicherheitsbegriffs (S.48/49):

A

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Q

Tabelle zu den verschieden Staatstypen

A

Prämoderne, moderne und postmoderne Staaten

71
Q

Große Tabelle zu den drei Denkrichtungen:

A

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