2. Semester VOL Flashcards
Spacial Cueing Paradigma
- > experimentelles Vorgehen, bei dem vor der Darbietung eines Stimulus ein Hinweisreiz (Cue) mit einer bestimmten Validität auf ausgewählte Charakteristika des eigentliches Reizes hinweist. Wichtig ist die Unterscheidung in symbolische und direkte Hinweisreize. Aus invaliden bzw validen Hinweisreizen resultieren Leistungskosten bzw. -gewinne,
- > beschleunigte Reaktion im validen, verlangsamte im invaliden Fall durch ortsbezogene Aufmerksamkeit auf die gecuete Position und ignorieren durch nicht- gecuete Positionen
zentraler cue: symbolischer Stimulus am Fixationspunkt (zb nach rechts zeigender Pfeil)
periphere cues: kurzzeitige Luminanzänderung direkt am indizierten Ort (zb Aufleuchten des Resten Kästchens)
->Hinweisreiz dient dazu, VP zu veranlassen, ihre ortsbezogene Aufmerksamkeit auf die angezeigte (d.h bei hoher tue Validität die Wahrscheinliche Zielreiz-) Position zu richten und nicht indizierte Positionen zu ignorieren
valider Durchgang: Zielreiz WK am indizierten Ort
invalider Durchgang: am nicht indizierten Ort
Licht Kegel Metapher
visuelle Aufmerksamkeit funktioniert wie ein Lichtkegel, der einen bestimmten Ort beleuchtet. Stimuli, die an einem attentional “angeleuchteten” Ort erscheinen, werden rascher und grünlicher Verarbeitet als Stimuli an anderen Orten.
Eriksen- Flanker- Paradigma
- Kongruente Bedingung: Zentraler Zielreiz und periphäre Distraktoren legen gleiche Reaktion nahe.
- Inkongruente Bedingung: Zentraler Zielreiz und periphäre Distraktorenlegen ungleiche Reaktion nahe.
➞ Ergebnisse: schnellere Reaktionen in kongruenter versus inkongruenter Bedingung (Flankierungseffekt)
- Flankierungseffektentsteht durch motorische Interferenz bei der Aktivierung falscher, inkongruenter Reaktionen
- Flankierungseffekt kann aber durch Markierung der zentralen Position reduziert werden
➞ Demonstration ortsbasierter Aufmerksamkeit
- Flankierungseffekt generell: Benachbarte Objekte werden in verhaltenswirksamer Weise verarbeitet, obwohl sie für die Bearbeitung der Aufgabe irrelevant sind (ortsbasierte Selektivität der Aufmerksamkeit ist unvollständig)
Gradientenmodell
Beschreibt die Vorstellung, dass die Auflösungskraft in der Mitte des Aufmerksamkeitslichtkegels am höchsten ist und zu seinen Rändern hin abfällt.
So ist Aufmerksamkeit innerhalb eines Fokus nicht immer gleich verteilt, sondern im Sinne eines Gradientenmodells (LaBerge 1983) zu ver- stehen. Bei diesem Modell wird angenommen, dass die Konzentration der Auf- merksamkeit und ihre Auflösungskraft innerhalb einer fokussierten Region vom Maximum im Zentrum zur Peripherie hin abfällt. Neben der ortsbasierten Auf- merksamkeit wurden außerdem Ansätze diskutiert, nach denen Aufmerksamkeit objekt- und merkmalsbasiert fokussiert wird. Das heißt, dass die Aufmerksamkeit auf bestimmte Objekte an einem Ort (z. B. auf einen Spieler auf einem Fußball- feld) beziehungsweise auf bestimmte Objektmerkmale (z. B. die Farbe der Tri- kots einer Mannschaft) ausgerichtet ist.
Ortsbezogene Aufmerksamkeit
Präsentation von zwei Übereinader präsentierten Filmen:
Film 1 - Aufgabe: Zählen des Aufeinaderklatschens zweier Hände.
Film 2 - Aufgabe: Zählen von Ballpässen.
➞ Ergebnis: Selektive (einzelne) Wahrnehmung der zwei überblendeten Filmhandlungen (im selben Raumbereich) ist möglich.
Beurteilung zweier Strukturen: Ist die Anzahl der Ausbuchtungen auf den Strukturen gleich?
➞ Ergebnisse: Die Beurteilung gelingt schneller und fehlerfreier, wenn die Ausbuchtungen auf der selben Struktur vorhanden sind. Sogar bei geringerem räumlichen Abstand auf unterschiedlichen Strukturen.
- Präsentation (zwischen 50-100 ms) von Rechteck (variiert durch Seite der Öffnung und Größe) und Linie (variiert durch Textur und Neigung)
- Aufgabe: Bewertung von 2 Attributen eines Objekts (z.B. Textur und Neigung) oder zwei Objekten (z.B. Textur und Öffnung).
➞ Ergebnisse: Urteilsgenauigkeit besser bei Attributen in einem Objekt als auf unterschiedlichen Objekten
➞ Die Aufmerksamkeit ist stärker objekt- als ortsbezogen.
Objektzentrierter Neglect
Personen mit diesem Defekt können bestimmte Bereiche im Raum nicht mehr wahrnehmen.
Paradigmen visueller Suche
- Visuelle Suche hat eine praktische Relevanz
2. Ist aber auch Testfeld für Aufmerksamkeitstheorien
Suchzeiten und Distraktoranzahl
[A] Suchzeit für Targets, die sich in einem einzelnen Merkmal von allen Distraktoren unterscheiden (feature search hier: grün), ist davon unabhängig (und generell sehr schnell und parallel, „Pop-Out“)
[B] Suchzeit für Merkmals- Kombinationen (conjunction search, hier: grün und horizontal) steigt linear mit Anzahl der Distraktoren (doppelt so steil, wenn Target abwesend, als wenn es vorhanden ist)
Gegenüberstellung der grundlegenden Suchmechanismen
Feature search („pop-out“)
Parallele Suche
Anzahl der Distraktoren
und Anwesenheit bzw. Abwesenheit eines Targets hat keinen Einfluss
Conjunction search
Serielle Suche
exhaustive Suche: alle Items (n) werden abgesucht, d.h. (im Mittel) n Suchschritte, erfordert in abwesend Durchgängen
selbstabbrechende Suche: Suche nur bis Target gefunden wurde, d.h. im Mittel n/2 + 1⁄2 Suchschritte, da das Target (im Mittel) nach Absuche der Hälfte der Display-Items gefunden wird, in Target-anwesend-Durchgängen ausreichend
Anstieg der Suchzeit mit Zunahme der Distraktoranzahl im Display für exhaustiv vs. selbstabbrechend: 2:1
Die Merkmals-Integrations-Theorie: (Feature Integration Theory(FIT), Treisman& Gelade, 1980; Treisman, 1988)
- Einzelmerkmale (features) werden in Merkmalsdimensionskarten ortsgemäß kodiert. Dies erfolgt in früher Verarbeitungsphase („präattentiv”), parallel für alle Merkmale auf einmal und unabhängig von einander (pop-out).
- Um die Einzelmerkmale an einem gegebenen Ort zu verknüpfen (Conjuction), muss ein Fokus der Aufmerksamkeit auf einer „mastermap oflocations” auf diesen Ort ausgerichtet werden.
- Zu einem Zeitpunkt kann der Fokus immer nur auf einen Ort gerichtet werden, die Aufmerksamkeits-zuweisung an verschiedene Orte erfolgt also seriell nacheinander.
Merke: laut der Merkmalsintegrationstheorie werden Merkmale eines Objekts durch Zuwendung der Aufmerksamkeit auf der kognitiven Hauptlasten der Orte integriert. Diese Merkmalsbindung geschieht seriell und ihre Dauer hängt von der Anzahl der Distraktoren ab.
Feature Search: Pop-out
Einzelmerkmale (features) werden in Merkmalsdimensionskarten ortsgemäß kodiert. Dies erfolgt in früher Verarbeitungsphase („präattentiv”), parallel für alle Merkmale auf einmal und unabhängig von einander.
Conjunction search
Um die Einzelmerkmale an einem gegebenen Ort zu verknüpfen, muss ein Fokus der Aufmerksamkeit auf einer „mastermap oflocations” auf diesen Ort ausgerichtet werden.
Guided search theory
Dimensionen: hier Ebenen auf denen Merkmale gesucht werden. Bspw. in der Dimension für Farbe werden die Farbeigenschaften aller betrachteter Objekte erfasst.
- Top-down-Einfluss:
Orte mit Merkmalen des gesuchten Objekts (im Beispiel rot und vertikal, da rote Vertikale gesucht) erhalten zusätzliche Aktivierung in den jeweiligen Dimensionskarten (im Beispiel Farbe und Orientierung).
➞ Target erhält 2-fach höhere Aktivierung (rot & vertikal),
Distraktoren dagegen nur einfach (rot oder vertikal) oder gar
nicht (weder rot noch vertikal).
Dabei bewegt sich der Fokus, welcher auch in der GST seriell und nötig für Merkmalsintegration ist, nicht zufällig über die Orte der Gesamtkarte, sondern sukzessiv über mit absteigender Aktivität.
➞ Targetort hat durch Top-down-Aktivierung erhöhte Wahrscheinlichkeit den Fokus schnell auf sich zu ziehen.
- Bottom-up-Aktivierung:
Auf Grund von Heterogenität der Distraktoren und Fehlerhaftigkeit (Zufallsrauschen) kann Fokus aber mitunter zuvor auf Distraktor-Orte gerichtet werden.
Bsp.: Man sucht nach Roten Minis und ein roter Ferrari fährt vorbei, welcher einen ablenkt.
Theorien multipler Ressourcen
Diese Theorien nehmen an, dass verschiedene voneinander getrennte Ressourcen existieren, und dass zwei gleichzeitig auszuführende Aufgaben in dem Ausmaß miteinander interferieren, in dem sie auf dieselben Ressourcen zurückgreifen (z.B. Wickens, 1984). Strukturell unterschiedlichere Aufgaben sollten weniger, im Extremfall gar keine, gemeinsame Ressourcen benötigen und sich deswegen weniger stark gegenseitig stören.
Modell multipler Ressourcen (Wickens, 1984)
Die gleichzeitige Ausführung zweier Aufgaben führt in dem Maße zu Interferenz, in dem sie:
- I.) die gleiche Stimulusmodalität (visuelle oder auditive Enkodierung)
ODER
II.) gleiche Reaktionsmodalität (manuell oder vokal) involvieren.
- die gleichen Verarbeitungsstadienbeanspruchen (frühe versus späte Prozesse: Enkodierung, zentrale Verarbeitung, Output)
- auf die gleichen Gedächtniskodes (räumlich versus verbal) zugreifen.
➞ A. Die (begrenzte) Verarbeitungskapazität muss bei Dimensionsähnlichkeit zwischen zwei Prozessen zweier Aufgaben verteilt werden.
B. Es kommt zu starken (Multitasking-) Einbußen bei ähnlichen Aufgaben.
Aufgabenschwierigkeit
Die gleichzeitige Ausführung zweier Aufgaben hängt von deren Schwierigkeit ab.
Aufgabenschwierigkeit: ideomotorisch (unbewusst) kompatibel
Voraussetzung: Sehr leichte Aufgaben
Experimente von Greenwald & Shulman(1973), Lien et al. (2006):
I. Nachsprechen von A oder B und
II. Drücken von Tasten links und rechts auf rechte bzw. linke Reize behindern sich kaum gegenseitig
Aufgabenschwierigkeit: attention and effort - Kahneman(1973)
- graded capacity sharing
Vorstellung der Aufmerksamkeit als eine limitierte, flexibel einsetzbare (zentrale) (All-Zweck-) Ressource, die a. auf eine Tätigkeit konzentriert oder b. zwei Tätigkeiten verteilt wird.
- Schwierigere Aufgaben erfordern einen erhöhten Einsatz von Aufmerksamkeit, leichte Aufgaben benötigen nur einen geringen Aufmerksamkeitseinsatz.
- Die verfügbare Gesamtkapazität ist dabei variabel und hängt vom generellen Arousal (Erregungs)-Niveau der Person oder dem Übungsniveau der Aufgabe/-n ab.
Modell des „Graded capacity sharing”
Instruktion: Anstrengung verstärkt einer von zwei simultan zu bearbeitenden Aufgaben zu widmen, führt oft zu verbesserter Leistung in dieser Aufgabe bei gleichzeitigem Leistungsabfall in der anderen Aufgabe.
Modell der „Alles-oder-Nichts-Verteilung” der Aufmerksamkeit/ EinKanal-Modell
- Broadbent(1958):
Nach Broadbents ursprünglicher Filtertheorie gibt es nur einen zentralen Verarbeitungskanal (für früh ausgewählte Informationen). Der kann immer nur vollständig oder gar nicht auf die Prozesse einer Aufgabe zugewiesen werden. Somit kann Multitasking nur dadurch erreicht werden, dass der Filter rasch hin-und her-geschaltet wird. D.h. Perzeption, Aufgabenauswahl & Reaktion müssen an einem Stück ausgeführt werden.
- Welford(1952), Pashler (1990, 1994), Schubert (2008):
Doppelaufgaben des Typs Psychologische Refraktär-Periode (PRP): konsistent mit der Existenz eines robusten, unvermeidlichen (d.h. „strukturellen”) Flaschenhals („bottleneck”, Alles-oder-NichtsVerteilung) in der Informationsverarbeitung. D.h. die Perzeption einer zweiten Aufgabe kann schon parallel zur ersten begonnen werden.
Paradigma der „Psychologische Refraktärperiode” (PRP)
SOA = Stimulus Onset Asynchrony: Zwei Aufgaben sind durch ein variables (Zeit-) Intervall getrennt.
Beschreibt die Ersparnis zwischen einer Aufgabe mit einem langen SOA gegenüber einer Aufgabe mit kurzen kurzen.
Bsp.: Es werden zwei Aufgaben hinter einander gestellt:
Aufg. 1 - sagen, ob ein hoher oder nidriger Ton präsentiert wird.
Aufg. 2 - Präsentation von den Buchstaben A, B oder C und anschließende entsprechende Reaktion in Form eines entsprechenden Tastendrucks links, Mitte oder rechts.
Die zwei Aufgaben werden in Form eines SOA’s präsentiert.
Dabei kommt es bei einer zeitlich sehr nahen Präsentation der zweiten Aufgabe zu Reaktionszeiteinbußen dieser.
Nun wird geschaut, wie weit das Zeitintervall vergrößert werden muss, bis die 1. Aufgabe keinen Einfluss mehr auf die zweite hat.
Die Reaktionsdifferenz zwischen maximaler Einbuße und normaler Aufgabenbewältigung bezeichnet man ans PRP.
Robustheit des „Alles-oder-Nichts-Bottlenecks”
- Es tritt eine Reduktion des PRP-Effektes nach einem Training ein.
- Der Effekt ist allerdings weiterhin präsent.
➞ Ein robuster und struktureller Flaschenhalseffekt existiert, welcher die gleichzeitige Ausführung von Aufgaben limitiert.
Theorie des zentralen Flaschenhalses/ „Antwortauswahl”-Bottleneck
Es gibt einen Zentralen Engpass bei der Aufgaben Auswahl zweier zu bearbeitender Aufgaben. Aufgabe zwei kann erst ausgewählt werden, wenn die Aufgabenauswahl der ersten Aufgabe abgeschlossen ist.
Der Engpass findet nicht während der Perzeption (Reizidentifikation) noch während der Reaktion (Beantwortung der Aufgabe) statt.
Behaltens-& Vergessenskurve/ Ersparnismethode
Von Hermann Ebbinghaus
Die Kurve gibt an, wieviel weniger Lerndurchgänge für fehlerfreie Reproduktion bestimmter zu lernender Listen nötig sind.
Typisches Ergebnis
- „negativ beschleunigte Abnahme” der Ersparnis
- „Asymptote” wird angenähert
- Es wird nie alles verloren.
Bild: Behaltens-& Vergessenskurve/ Ersparnismethode
Wiedererkennen (recognition)
Inhalte werden initial gelernt. Anschließend soll entschieden werden, ob gezeigt Elemente Teil der initialen Inhalte sind.
Es muss entschieden werden, ob eine bestimmte Anwortmöglichkeit bereits gelernt worden ist.
Reproduktion (recall)
Inhalte werden initial gelernt. Anschließend sollen Elemente des initialen Inhalts wiedergegeben werden.
Es muss etwas vorher gelerntes erinnert werden und wiedergegeben werden. Ohne Auswahlmöglichkeiten
Reproduktion ist in der Regel schwieriger als Reproduktion.
Klassisches Mehrspeichermodell
Annahme unterschiedlicher Systeme für kurz-und längerfristiges Behalten.
(siehe GRAFIK)
Sensorisches Register
Von Sperling, 1960
Eigenschaften
- Schnittstelle zwischen Wahrnehmung und Gedächtnis
- Sehr flüchtig
- Daten sind wahrnehmungsnah und unverarbeitet ➞ entspricht einer Kope der Umwelt
- Phonologische Klanginformationen zu visuellen Buchstaben werden nicht repräsentiert. ➞ Keine Verbindung zwischen auditiven und visuellen Informationen.
Ikonisches Gedächtnis sensorisches Register für visuelle Reize
Echoisches Gedächtnis
sensorisches Register für auditive Reize
Ganzberichtsverfahren
Ganzberichtsverfahren
Aus einer 3x4-Matrix an Buchstaben mit einer Präsentationszeit von 50ms sollen sich so viele Elemente wie möglich wiedergegeben werden.
Im Schnitt können sich die Probanden 4-5 Elemente merken.
Teilberichtsverfahren
Aus einer 3x4-Matrix an Buchstaben mit einer Präsentationszeit von 50ms sollen sich so viele Elemente wie möglich gemerkt werden.
Kurze Zeit später wird einer der folgenden Töne präsentiert.
Hoher Ton: obere Reihe
Mittlerer Ton: mittlere Reihe
Tiefer Ton: untere Reihe
Nun soll die dem Ton entsprechende Reihe wiedergegeben werden.
Im Schnitt können sich Probanden 3 von den 4 Elementen merken.
Teilberichtsvorteil
Im Schnitt können sich die Probanden im Ganzberichtsverfahren 4-5 von 12 (33% - 41,7%) Elemente merken, im Teilberichtsverfahren 3 von den 4; Also auf die gesamte Matrix gerechnet 9 von 12 (75%) Elemente.
Das Teilberichtsverfahren zeigt, dass die Limitierung des sensorischen Registers zeitlich ist und nicht aufgrund von einer begrenzten Kapazität.
Merkspanne/ magische 7
Gesunde Erwachsene weisen zumeist Merkspanne von 7+/-2 Elementen (Chunks) auf (Miller, 1956).
Bspw.: Zahlen mit sieben Ziffern sind im Schnitt die größten noch zu merkenden Einheiten.
Gilt auch für Folgen von sieben Wörtern.
Chunks
Sinnhaft zusammenhängende Einheiten des Kurzzeitgedächtnisses.
Beispiele:
Zahlen
Wörter
Phrasen
Marken
Sternberg-Paradigma
I. Reaktionszeit sollte mit der Anzahl der Lernelemente ansteigen.
II. Anstieg sollte in Negativ- Durchgängen doppelt so steil ausfallen wie in Positiv- Durchgängen.
Tatsächlich steigt Reaktionszeit linear mit Anzahl der zu lernenden Elemente.
Jedes hinzukommende Element verlängert die Reaktion um konstanten Betrag. Dies im selben Ausmaß für Positiv- und Negativ-Durchgänge.
Serieller Positionseffekt
Leistung bei sofortiger freier Reproduktion einer Lernliste ist für mittlere Elemente schlechter als für die zuerst (Primacy-Effekt) und für die zuletzt dargebotenen Elemente (Recency-Effekt).
Serieller Positionseffekt: Primacyeffekt
Die Ersten Elemente können gut wiedergegeben werden, da sie mehr Zeit hatten durchs Rehearsal eingeprägt zu werden.
Serieller Positionseffekt: Recencyeffekt
Die letzten Elemente werden direkt aus dem Kurzzeitspeicher ausgelesen. Dazu passt, dass die Probanden üblicherweise die letzten Elemente zuerst wiedergeben.
Die Fraktionierung Arbeitsgedächtnis (nach Baddeley)
Das Arbeitsgedächtinis ist in verschiedene Subsysteme unterteilt.
Insbesondere in zwei Speichermedien
- dem Visuelle-räumliche Notizblock, welcher für die Speicherung visuell-räumlicher Daten benötigt wird und
- der phonologischen Schleife, welche auditive Informationen enthält.
Beide werden durch eine - Subebene der zentralen Exekutiven verbunden.
Artikulatorische (phonologische) Schleife
- Speicherzeit zwei Minuten
Kann durch subvokales (?) Rehearsal (artikulatorischen Kontrollprozess) allerdings verlängert werden.
➞ So können auch visuelle Informationen versprachlicht werden. - Phonological similarity effect: Sofortige Reproduktion von Wörtern oder Buchstaben ist beeinträchtigt, wenn Elemente ähnlichen Klang aufweisen.
- Artikulatorische Unterdrückung: Simultanes Sprechen sinnloser Silben (z.B. „blablabla…”) sollte artikulatorischen Kontrollprozess „belegen”. Und tatsächlich wird Merkspanne für verbales Material stark beeinträchtigt.
- Effekt irrelevanter Sprache: zu ignorierende Hintergrundinformationen beeinträchtigt Gedächtisspanne für gesprochene Sprache (Sprache > Musik)
- Wortlängeneffekt: Es werden umso mehr Wörter behalten, je weniger Silben sie beinhalten (und je schneller sie ausgesprochen werden können).
➞ Der entscheidende Faktor hierfür ist nicht die Silbenanzahl, sondern die Artikulationsdauer ist. (siehe Abbildung)
Visuell-räumlicher Notizblock
1.
- Visuell-räumlicher Ähnlichkeitseffekt: Auch bei abstraktem visuell-räumlichem Material (das kaum sprachlich beschrieben werden kann) finden sich Beeinträchtigungen durch Ähnlichkeit (Avons& Mason, 1999)
- Visuell-räumliche Unterdrückung: Generierung raumzeitlicher Muster (Tippen oder Serie einfacher Körperbewegungen) beeinträchtigt Leistungen (Unterdrückung räumlichen Rehearsals).
- kein Analogon zum Wortlängeneffekt
Zentrale Exekutive
Modellkomponente (Subebene), die vorwiegend für Kontroll-und Steuerungsprozesse zuständig ist:
- Überwachungvon Denk- und Handlungsprozessen
- Eingreifen, wenn Aufgaben nicht routinemäßig durch feste Handlungsschemata gelöst werden können oder wenn Verarbeitung fehlerhaft wird.
- Planung und Koordination der „Sklavensysteme” (p. S. & v. r. N.)
- Unterbindung von Routinehandlungen in Situationen, wo diese unangemessen sind.
Theorie der Verarbeitungstiefe
Es gilt die Annahme, dass die Erinnerungsleistung kritisch von Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsprozessen bei der Enkodierung abhängt (Craik& Lockhart, 1972).
Dieses Prozesse werden in verschiedenen Ebenen verarbeitet
(Bspw. muss eine Versuchsperson in einer Orientierungsaufgabe verschiedene Wortlisten lernen):
Orientierungsaufgabe
- rein perzeptuelle (oberflächliche) Verarbeitung:
z. B. “Ist das Wort in Großbuchstaben geschrieben?” - phonologische Verarbeitung (Klanginformation muss erfasst werden):
z. B. “Reimt sich das Wort auf Clown?” - semantische Verarbeitung:
z. B. “Passt das Wort in den Satz: ‘Er traf ein ____ auf der Straße’?”
Die besten Gedächtnisleitungen ergeben sich bei tiefer (semantischer) und die schlechtesten bei oberflächlicher Verarbeitung (z.B. Hyde & Jenkins, 1973).
Doppelaufgabentechnik
I. Leistung in einer Primäraufgabe sollte durch die Ausführung einer weiteren Aufgabe umso mehr beeinträchtigt sein, je mehr beide Aufgaben auf dieselben Komponenten zurückgreifen.
Beispiel für Doppelaufgabe
Kombination von Aufgabe zur Messung der Merkspanne (Buchstaben vs. abstraktes visuelles Material) mit Kopfrechenaufgabe (Adding) oder mentaler Vorstellung (Imaging).
Kopfrechenaufgabe, die nach Theorie auf phonologische Schleife, nicht aber auf visuell-räumliche Skizze zurückgreift, beeinträchtigt stark Buchstabenmerkspanne, nicht aber Merkspanne für visuelles Material.
Bei visueller mentaler Vorstellung umgekehrtes Muster.
Inzidentelles vs. intentionales Lernen
Inzidentelles Lernen
Die Versuchsperson wird nicht darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein späteres Prüfen bestimmter Inhalte stattfindet.
intentionales Lernen
Die Versuchsperson wird darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie bezogen auf bestimmte zu lernende Inhalte befragt wird.
Es zeigt sich kein genereller Unterschied zwischen Gruppen, welche intentional oder inzidentiell Lernen in Bezug auf Orientierungsaufgaben.
➞ Die Aufgabe wirkt sich auf beide Arten aus.
Keine entscheidende Rolle der Lernabsicht (inzidentell vs. intentional) für Gedächtnisleistung.
Elaborative Enkodierung
Erinnerungsleistung fällt besser aus, wenn in der Orientierungsaufgabe erfordert wird, das zu lernende Element mit möglichst vielen bereits im Langzeitgedächtnis abgespeicherten Informationen in Beziehung zu setzen. Dabei ist es irrelevant, ob das Wort in einem semantisch-sinnvollen Zusammenhang mit dem Satz steht oder nicht.
Beispiel (Craik & Tulving, 1975)
Man erinnert sich weniger wahrscheinlich an das Wort Telefon, wenn in der Lernphase seine Passung zu dem Satz „Er griff nach dem ______” als zu dem Satz „Aufgeschreckt aus dem Schlaf durch schrilles Klingeln, stolperte er aus dem Bett und torkelte tastend durch sein Zimmer, bis er endlich unter einem Berg von Papieren auf dem Schreibtisch das _____ fand” zu beurteilen ist.
Um eine (für die Aufgabe notwendige) verständnisvolle Repräsentation des
Satzes aufzubauen, muss Telefon mit übrigen Elementen in Beziehung gesetzt
werden (geschieht eher in letzter als in erster Aussage).
Das Erstellen derartiger Beziehungen wird als (semantische) Elaboration bezeichnet.
Verständnisorientierte Repräsentation
Man kann sich Begriffe besser merken, wenn sie in der Lernphase in einen semantisch sinnvollen Satz eingebettet sind. Man orientiert seine Repräsentation an inhaltlichen Zusammenhängen.
Transferangemessene Verarbeitung
Übereinstimmung zwischen den Verarbeitungsprozessen der Enkodierungs- und der Abrufphase.
Das heißt: Die Enkodierung beeinflusst die Wiedergabephase.
Bsp.: Morris et al. (1977)
In einem Test sollten Wortlisten mit einer semantischen ODER phonologischen Verarbeitung gelernt werden.
In einer Abrufphase wurden anschließend die gelernten Wortlisten mit einem Standard-Test (Wiedererkennungs-Test) oder einem (Rhyming-Test) abgefragt.
Hierbei zeigte sich, dass eine vorher semantische Enkodierung der Wortlisten für den Rhyming-Test hinderlich war, da die inhaltliche Verarbeitung dem phonologischem Abruf im Weg stand.
➞ Wenn das, was in der Abrufphase geprüft wird auch gelernt wurden, sind die Ergebnissen besser.
Wenn das Lernen und das Prüfen zur selben Tageszeit statt findet, so hat dies auch einen positiven Einfluss auf die Testphase.➞ zeitliche Passung
Retrieval Cue
Erinnerungen werden oftmals durch bestimmte Wahrnehmungen ausgelöst.
Hierbei funktioniert die Wiedererkennung besser aus die Reprodunktion.
Bsp.:
Tulvingund Psotka(1971) gaben Vpn nach einander sechs Listen von Lernelementen, die derselben semantischen Kategorie angehörten (z.B. Kleidung, Möbel, Obst) vor und erhoben die Behaltensleistung nach jeder Liste (original learning). Am Ende sollten alle Lernelemente reproduziert werden (total freerecall). Diese Leistung viel bedeutend schlechter aus. Dagegen kein Leistungsabfall, wenn für Reproduktion die einzelnen Kategorien als Cues vorgegeben wurden (cuedrecall).
Kontexteffekte
Wenn bei der Enkodierung das Lernmaterial mit Kontextinformationen verknüpft wird, sollte sich eine bessere Erinnerungsleistung bei Kontextübereinstimmung zwischen Lern-und Abrufphase zeigen.
Das heißt, wenn man bspw. am selben Ort das Gelernte wiedergeben soll, dann funktioniert dies oftmals besser als an einem anderen Ort.
Praktische Relevanz
- Taucher sollten sicherheitsrelevante Informationen unter Wasser lernen!
- Allgemein: Lernsituation sollte möglichst viele kontextuelle Überschneidungen mit Situation, in der Abruf gefordert ist, aufweisen. –> lokale Passung
- Allerdings bewirkt bereits die Vorstellung des Lernkontexts eine verbesserte Gedächtnisleistung (Smith, 1979).
- Eine Grundtechnik des Kognitiven Interviews, mit dessen Hilfe die Qualität von Zeugenaussagen verbessert werden soll, besteht deshalb darin, Zeugen anzuleiten, sich zunächst an möglichst viele Details des externen Kontexts eines Tathergangs sowie der inneren Zustände zu erinnern (genauer Beobachtungsstandpunkt, Beleuchtungsverhältnisse, emotionaler Zustand etc).
Bild: Kontexteffekte
Amnesie
AnterogradeAmnesie: Störung des Neuerwerbs von Informationen (keine Bildung von Neugedächtnis seit Schädigung)
Retrograde Amnesie: Störung des Gedächtnisses für vor der Schädigung aufgenommene Informationen; Bezieht sich zum einen auf „Gedächtnislücken” für die einem Trauma unmittelbar vorhergehende Zeitspanne, zum anderen auf Altgedächtnis (meist mit zeitlichem Gradienten)
Konsolidierungshypothese (für anterograde Amnesie)
Annahme, dass Störung in der Konsolidierung (Verfestigung im Langzeitgedächtnis) der neuen Information vorliegt.
➞ Hippocampale Strukturen spielen hierbei vermutlich wesentliche Rolle, indem sie neue Informationen mit bereits im Langzeitgedächtnis befindlichen Informationen verbinden, die über viele kortikale Areale verteilt repräsentiert sind.
Spurenzerfall
Ohne aktives Wiederholung zerfallen Gedächtnisspuren im Kurzzeitgedächtnis rasch. (Die Ursprüngliche Interpretation von Vergessen)
Interferenz
Erinnerungen können durch später erworbene oder durch bereits zuvor bestehende Gedächtnisinhalte beeinträchtigt werden.
retroaktive Interferenz
Zurückliegende Informationen werden durch neue gestört.
Proaktive Interferenz
Neue Informationen werden durch zurückliegende gestört.
➞ Moderne Interpretation von Vergessen
Bild: Interferenz
Zeitlicher Gradient retrograder Amnesie
Weiter vor der Erkrankung zurückliegende Ereignisse sind weniger wahrscheinlich betroffen als kürzlicherder Erkrankung vorausgehende Ereignisse.
Konsolidierungshypothese kann auch diesen Befund erklären, wenn angenommen wird, dass Konsolidierung länger dauernden Prozess darstellt (Squire, 1984, Alvarez & Squire, 1994).
Bahnungseffekte (repetition priming)
Bei Reproduktions-, Wiedererkennens- und Wortfragmentergänzungsaufgaben zeigt sich, dass die amnestische Patienten bei den Wortfragmentergänzungsaufgaben genau so gut abschneiden, wie gesunde Probanden; bei den anderen Aufgaben schlechter.
Dies deutet darauf hin, dass der Primingeffekt bei den Wortfragmentergänzungsaufgaben wirkt.
Insgesamt sind amnestische Patienten mit schweren Beeinträchtigungen des deklarativen Gedächtnisses oftmals unauffällig hinsichtlich bestimmter prozeduraler Gedächtnisleistungen.
Es gibt Patienten, welche nur Einbußen im semantischen Gedächtnis und anderen Patienten, welche nur Einbußen im episodischen Gedächtnis haben.
➞ Diese Einbußen lassen darauf schließen, dass die beiden Gedächtnisarten unabhängig und getrennt von einander sind.
Deklaratives Langzeitgedächtnis
Langzeitgedächtnis, welches versprachlicht werden kann.
Implizites Langzeitgedächtnis
Langzeitgedächtnis, welches nicht versprachlicht werden kann.
Semantisches Langzeitgedächtnis
Langzeitgedächtnis, welches Sachwissen beinhaltet.
Semantische Netzwerke I: nicht hierarisch Netzwerke
Collins & Loftus (1975): Knoten repräsentieren Konzepte + Kanten zwischen semantisch verbundenen Knoten.
Semantische Netzwerke II: nicht hierarisch Netzwerke
Collins & Loftus (1975): Aktivationsausbreitungzwischen Konzepten (Knoten) im Netzwerk ist:
I. möglich
II. benötigt Zeit
III. nachlassend (Stärke).
Semantische Netzwerke und empirische Evidenz
Ausbreitung der Aktivierung:
Untersuchung in z.B. Primingexperimenten
Lexical decision task: Ist ‘xyz’ ein Wort?
➞ Entscheidung schneller, wenn vorheriges Wort mit Verknüpfung assoziiert vs. nicht assoziiert
Bild: Semantische Netzwerke und empirische Evidenz
Konzept
Definition
Informationseinheit, die für ein Objekt oder Objektklassen steht.
Funktion
- Einteilung von einzelnen Objekten in Kategorien.
- Zuschreibung von Eigenschaften zu Objekte
Eigenschaften
sind nicht-sprachliche, sondern bedeutungsbezogene Repräsentationen in Form von Propositionen(vgl. „Idee”)
Semantische hierarchische Netzwerke: Hierarchie
Es handelt sich um ein hierarchisches Netzwerkmodell des semantischen Gedächtnisses
Semantische hierarchische Netzwerke: Ordnung von Eigenschaften
Merkmale bei untergeordneten Begriffen sind nicht Merkmale bei allen Exemplaren des übergeordneten Begriffs.
Semantische hierarchische
Netzwerke: Schlussfolgerungen
Es werden Schlussfolgerungen
möglich:
Wenn ich weiß, dass
der Kanarienvogel ein
Vogel ist, weiß ich,
dass er fliegen kann.
Empirische Untersuchung
Aussage
richtig oder falsch?
➞ Reaktionszeit (RZ)
Annahme: RZ
verlängert sich mit dem
Ebenendifferenzen
Fehlinformationseffekt
Informationen, die nach einer Lernphase dargeboten werden, können Erinnerung an Lernphase verändern.
Klassische Untersuchung (Loftus & Palmer, 1974)
Vpn sahen kurze Filme über Autounfälle und beantworteten anschließend verschiedene Fragen zu Hergang.
Kritische Frage: About how fast were the cars going when they…
Vpn schätzen Geschwindigkeit umso höher ein, je mehr Formulierung der Frage hohe Geschwindigkeit nahelegt.
Fehlinformationseffekt Beispiel
- Loftus et al. (1978): In einer Befragungen wurden falsche Informationen eingeführt. Bsp.: Nachdem ein roter Datsun, der an einem Stop-Schild hielt, gezeigt worden war, gab es die Frage „Fuhr ein weiteres Auto am roten Datsun vorbei, als er am Vorfahrt-gewähren-Schildhielt?”
- In einer anschließenden Befragung, an welchem Schild das Auto gehalten habe (Auswahl zwischen Stopp-und Vorfahrt-gewähren-Schild), wählte mehr als die Hälfte das Vorfahrt-gewähren-Schild (ohne Fehlinformation dagegen nur ein Viertel).
➞ Die verzerrende Wirkung von Fehlinformationen, die nach dem Ereignis präsentiert werden, ist ein Beispiel von retroaktiver Interferenz.
Schemakonforme Ergänzung
Begriffsdefinition - Schemata
Wissensstrukturen, die Ereignisse, Handlungen und die darin involvierten Objekte und Orte durch typische Beziehungen miteinander verbinden.
!! Schemata können Gedächtnislücken „überbrücken” und Erinnerung verzerren. !!
Fast ein Drittel der Vpn, die unter einem Vorwand im Büro des Versuchsleiters auf eine Untersuchung warten mussten, erinnert sich fälschlicherweise daran, dort Bücher gesehen zu haben (Brewer & Treyens, 1981).
Offenbar beruht falsche Erinnerung auf Anwendung allgemeiner Schemata.
Hier: Man denkt Bücher gehören in ein Büro. Da man nicht genau weiß, ob welche im Büro standen, es aber sehr wahrscheinlich ist, bildeten sich fälschlicherweise Erinnerung, an Bücher, welche nicht existierten.
Flashbulb-Memory
Erinnerungen können gut abgespeichert werden, wenn sie an eine zeitliches Ereignis gekoppelt sind.
Beispiel für Flashbulb-Memory
In einer Untersuchung 13 Jahre nach der Ermordung John F. Kennedys berichteten 79 von 80 Vpn detailliert, was sie in dem Moment taten, als sie vom Attentat erfuhren (Brown & Kulik, 1977).
Um die Echtheit derartiger Erinnerungen zu überprüfen, befragten Neisser und Harsch (1992) College-Studierende einen Tag nach einem Space-Shuttle-Unglück („ Challenger-Unglück) 1986. Drei Jahre später wurde die Befragung wiederholt. Vpn berichteten wiederum detaillierte Erinnerungen, allerdings mit mitunter groben Abweichungen zu den vorherigen Berichten.
➞ Erinnerung stellt einen konstruktiven Prozess dar, der in vielfältiger Weise verzerrt werden kann.
Generativität der Sprache
Menschliche Sprachen ermöglichen eine unbegrenzte Anzahl verschiedener und immer wieder neuer Äußerungen mithilfe einer begrenzten Anzahl von Wörtern. Dies zeigt auch, das Sprache nicht ausschließlich durch Imitationslernen (siehe „Soziales Lernen”) erklärt werden kann.
Regelhaftigkeit der Sprache
Sprachliche Äußerungen können in vielerlei Hinsicht systematisch sein und Sprecher kennen diese Regeln (Kompetenz). Allerdings entspricht die Alltagsverwendung von Sprache oft nicht den Vorschriften dieser Systematik (Performanz).
Situationsabhängigkeit der Sprache
Sprachliche Äußerungen können sich auf Gegenstände beziehen, die nicht gegenwärtig sind (oder auch gar nicht existieren); Kommunikation ist nicht auf das Hier und Jetzt beschränkt.
- Enkodieren / 2. Dekodieren
Kommunikation umfasst Zeichen-Bedeutungs-Zuordnungen:
- Sprachproduktion: Bedeutungen werden in Zeichen umgewandelt.
- Sprachrezeption: Möglichst spiegelbildliche Zurückwandlung
Für soziale Kommunikation nur in erster Annäherung gültig (beispielsweise Bedeutungs-Zeichen-Zuordnung abhängig von Situation, Aufgabe, Annahmen über Informationsstand des Empfängers…).
Konzept
Konzepte sind nicht-sprachlich, eher gleichzusetzen mit Ideen, Begriffen oder Bedeutungen, kodieren Wissen über Objekte, Menschen etc., sind dem deklarativen Langzeitgedächtnis zugeordnet und in semantischen Netzwerkenorganisiert (Collins & Quillian, 1969; siehe Gedächtnis 3)
Idiome sind Konzepte, die in mehreren Wörtern versprachlicht werden.
Wort
Kleinste selbstständige sprachliche Einheit von Lautung und Inhalt bzw. Bedeutung.
Morphem
Kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache. Zum Beispiel: austrinken –> aus, trink und en
Hierbei gibt es die Unterteilung in freie (alleinstehende) und gebundene (nur mit Bindung an andere Morpheme möglich) Morpheme. Zum Beispiel: aus und trink (frei) vs. en (gebunden).
Phonem
Kleinste lautliche Einheiten (einer Sprache) mit bedeutungsunterscheidender Funktion, Anzahl variiert zwischen verschiedenen Sprachen, meist 25 -40.
Führt das Ersetzen eines Lautes durch einen anderen zu einer Änderung der Wortbedeutung, handelt es sich bei den beiden Lauten um unterschiedliche Phoneme.
Beispiel: Änderung des /a/ in Barzu /ä/ erzeugt Bär/a/ und /ä/ sind unterschiedliche Phoneme; gerolltes und nicht gerolltes r sind dagegen unterschiedliche Laute, aber keine unterschiedlichen Phoneme (im Deutschen).
Verwechslungen von Phonemen sind häufiger, wenn Phoneme eine größere Anzahl gemeinsamer Merkmale aufweisen (bspw. wird bei Darbietung von „pa” häufiger „ta” (beide stimmlos) als „da” (stimmlos vs. stimmhaft) gehört).
Gesprochene Sprache enthält ca. 10 Phoneme pro Sekunde, aber künstliche Beschleunigung auf 50 -60 pro Sekunde bleibt verständlich.
Lautproduktion
Sprachlaute entstehen durch Luftstrom in Mundraum, Nasenhöhle und Rachen und unterscheiden sich in Bezug auf ihre Stimmhaftigkeit (ob die Stimmbänder schwingen oder nicht), ihren Artikulationsort (woLuftstrom blockiert wird) und ihre Artikulationsart (wie Luftstrom blockiert wird bei Konsonanten; bei Vokalen keine Blockierung).
Lexikon
Es gibt Einträge ähnlich wie in einem Wörterbuch. Sie enthalten für jedes Wort Informationen zur Bedeutung, lautlichen Zusammenstellung durch Phoneme (Wortform), wie es geschrieben wird, aus welchen Teilen es sich zusammensetzt und zu welcher Wortklasse es gehört. Das Lexikon kann unterteilt werden in aktives Wissen (ca. 30.000 bis 50.000 Wörter) und passives Wissen (ca. 100.000 bis 200.000 Wörter).
Eine intensiv beforschte Frage ist, wie komplexe Wörter kodiert sind. Komplexe Wörter können entstehen durch:
Flexion: z.B. klein-er –> klein-e, Wortklasse bleibt bestehen Derivation: z.B. Luft –> luftig, Wortklasse wird verändert Komposition: z.B. Fußball, Fan –> Fußballfan(ähnlich wie Derivation ein kreativer, endlos fortführbarer Prozess).
Einige Modelle gehen davon aus, dass alle einfachen und komplexen Wörter als Ganzes im mentalen Lexikon vorliegen (Butterworth, 1983). Andere Modelle gehen davon aus, dass nur Morpheme im Lexikon abgelegt sind und beim Sprechen zusammengesetzt oder beim Verstehen in Teile zerlegt werden (Levelt et al., 1999)
Segmentierungsproblem
Akustische Sprachsignale verlaufen kontinuierlich; auf Grund rein physikalischer Reizcharakteristik oft nicht erkennbar, wo Grenze zwischen Wörtern verläuft.
Variabilitätsproblem
Starke interindividuelle Unterschiede zwischen verschiedenen SprecherInnen(Stimmhöhe, Sprechgeschwindigkeit, Akzent etc.) und Unterschiede zwischen Situationen (laute vs. leise Umgebung) bei der Realisierung (Token) von Wörtern (Typen).
- Sprachlaute werden unterschiedlich artikuliert in Abhängigkeit von vorhergehenden und folgenden Sprachlaut (Koartikulation, siehe VL 12 „Handlungen”):
–> Beispielsweise werden die Lippen beim Aussprechen des „M” von „Mond” bereits gerundet, bei „Meer” dagegen nicht. Oder: /t/ in /t/ + /u/ vs. /t/ + /i/.
- Wahrnehmungskonstanz: Trotz Veränderung des akustischen Signals durch den Artikulationsfluss werden Phoneme nicht unterschiedlich wahrgenommen und konsistent Kategorien zugeordnet.
McGurk-Effekt
Kombination der Lautfolge „ba-ba” (mit geschlossenen Lippen beginnend) mit Lippenbewegung von „ga-ga” (Lippen offen) wird als „da-da” wahrgenommen.
Auditive und visuelle Informationen werden zu einem gemeinsamem Perzeptintegriert. So kann visuelle die auditive Information verändern.
In ähnlicher Weise wird beim Bauchrednereffektdas Sprachsignal nicht am Ort seiner Entstehung, sondern am Ort der gesehenen Mundbewegungen der Puppe wahrgenommen (visuelle Dominanz).
Wortüberlegenheitseffekt
Vpn unterlaufen weniger Fehlidentifikationen von Buchstaben, wenn diese als Teil eines Wortes, als wenn als Teil eines Nichtwortes oder isoliert dargeboten werden (Reicher, 1969). (siehe Abbildung)
Wortbenennung
Dargebotenes Wort soll möglichst schnell benannt werden.
Lexikalische Entscheidung
Dargebotene Buchstabenkette soll möglichst schnell als korrektes Wort vs. Nichtwort kategorisiert werden.
Semantische Kategorisierung
Dargebotenes Wort soll möglichst schnell hinsichtlich der Zugehörigkeit zu einer semantischen Kategorie (z.B. belebt oder Obst) beurteilt werden.
Bahnung (Priming)
Darbietung eines semantisch verwandten Begriffs (Prime) beschleunigt die Erkennensleistung für kurze Zeit später dargebotenes Wort (Meyer & Schvaneveldt, 1971).
Definition Emotion
Emotion lässt sich mit Hilfe von drei Komponenten beschreiben:
- Emotionen sind normalerweise bewusste, episodische, zeitlich begrenzte Zustände wie z.B. Freude, Traurigkeit, Furcht, Wut, Ekel, Überraschung.
- Diese Zustände sind durch Objektgerichtetheit gekennzeichnet. D.h. sie sind immer an eine aktivierende Bedingung gekoppelt.
- Emotionen sind mehr oder weniger regelmäßig von mehr oder weniger emotionsspezifischen physiologischen Veränderungen, Ausdrucksreaktionen und Handlungen begleitet.
Unterschiede zu Gefühlen und Stimmung (Müsseler & Rieger, 2017)
Stimmung: Fehlender Objektbezug, weniger enge zeitliche Begrenzung, geringere
Intensität
Gefühl: Begrenzung auf subjektives Erleben (z.B. Unlust)
Komponenten Emotion
Beispiel Begegnung mit einem Löwen
- Subjektives Erleben (Gefühl): Angst, Furcht…
- Kognitive Komponente: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit auf überlebensrelevante Dinge fokussiert; Denken eingeengt und auf Flucht ausgelegt
- Expressive Komponente: zittrig, geduckte Körperhaltung, …
- Physiologische Komponente: erhöhte Herzfrequenz (extrem: Herzrasen), erhöhter Blutdruck, …
- Verhaltenskomponente: Ruhig bleiben (Freeze) oder Wegrennen (Flight)
➞ Anpassung an Situation mit nützlichen (z.B. kognitive Komponente Überlebenswille) und unpassenden Konsequenzen (z.B. Verhaltenskomponente Annäherung)
Diskrete vs dimensionale Ansätze
Diskret: Annahme einer überschaubaren Anzahl von Basisemotionen (Freude, Ärger, etc)
- Bipolare Emotionen:
- Emotionen geordnet in einer begrenzten Menge von Gegensatzpaaren
- Wundt (1905):
1. Lust vs Unlust
2. Erregung vs Beruhigung
3. Spannung vs. Entspannung (Erwartungshaltung vorhanden = Spannung, vs nicht vorhanden = Entspannung)
- Basisemotionen oder primäre Emotionen:
- begrenzte Anzahl von Basisemotionen werden angenommen, die bei allen Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht und Sozialisation auftreten
- Emotionen sind dabei grundlegend, wenn sie 1. angeboren sind, 2. bei allen Menschen unter ähnlichen Umständen auftreten, 3. einen unverwechselbaren Ausdruck im Verhalten finden und 4. distinkte physiologische Reaktionsmuster zuverlässig hervorrufen
—> Furcht, Ärger, Traurigkeit und Freude (kommen bei allen Theorien vor)
(Dimensional: Verortung des emotionalen Erlebens auf grundlegenden Dimensionen (die selbst keine Emotionen darstellen))
Subjektives Erleben:
individueller, subjektiver Erlebniseindruck (Gefühl)
Methoden zur Erfassung der subjektiven Erlebniskomponente:
- Introspektion (Selbstbericht) durch geschulte Beobachter
—> Probleme:
- .. der Generalisierung und Reliabilität, da interindividuelle Unterschiede in Zuordnung und Verwendung von Emotionsbegriffen
-.. Verzerrung durch sprachliche Vorgaben
-.. soziale Erwünschtheit - Emotions - Adjektiv- Listen:
Sprachgebundene Verfahren
—> Problem: Verzerrung durch sprachliche Vorgaben - Ratingsskalen: einfach, reliabel, sprachgebunden vs sprachfrei
(Glücklich: 1-5, neutral bis ängstlich,….)
4 Self- Assessment- Manikin: sprachfrei und zeitsparende Erfassung subjektiver Emotionszustände
Valenz: Wohlgefallen: Lust vs Unlust
Arousal: Erregung/Beruhigung
Dominanz: Gefühl von Stärke in einer Situation
Verhalten
- wahrnehmbar von außen
- in der Regel gut und treffsicher zu deuten, selbst bei deutlicher Informationsreduktion
- Körperbewegungen, zB Gewinner vs Verlierer eines Fußballspiels im Stadion aus weiter Distanz.
Expressive Komponente im Gesicht
- Mimik, Stimme: wichtig für nonverbalen Kommunikation (s.a. Funktionen von Emotionen)
- grundsätzliche reliable Erkennung: beurteilende Personen aus verschiedenen Kulturen stimmen mitunter sehr hoch hinsichtlich der Zuschreibung spezifischer Gefühle zu Gesichtsausdrücken überein
- aber: Erkennung ist auch kulturell gefärbt
Erkennung der expressiven Komponente:
Walk and Homan (1984):
- Darstellung von Bewegungen durch 12 Punkte, angebracht an Gelenken
- Tanzstile und Emotionen
- Ergebnis: korrektes Erkennen der Tanzstile Jazz, Walzer, etc,…
- Treffsicherheit: hohe Treffsicherheit mit nur wenig Informationen, Motorik von Emotionen gut erkennbar
Messung der Mimik: FACS
Fabian Action Coding System ist ein umfassendes Kategoriensystem, das alle visuell unterscheidbaren Gesichtsbewegungen erfasst, die reliabel kodiert werden können
Physiologische Messung der Mimik: EMG
Messung durch Gesichtsmuskel- Ektromyogramm (EMG) über Corrugator (Stirn) und Zygomaticus (Wange)
- Zygomaticus unterscheidet stark zwischen Trauer und Freude, kann generell gut differenzieren zwischen verschiedenen Emotionen
Zuverlässigkeit:
EMG kann verdeckte Reaktionen von Gesichtsmuskeln detektieren, FACS kann diese verdeckten Reaktionen nicht detektieren!
Physiologische Komponente: Periphere Änderung
- physiologische Komponenten, die peripher beobachtet werden können, sind vegetative Änderungen der Herzfrequenzzähler, Blutdruck, Durchblutung, Hautleitfähigkeit (Schweiß)
- Funktion: der Organismus wird aufgrund von Umweltsituationen in eine angemessene Verhaltensbereitschaft versetzt
- Problem: einzelne physiologische Änderungen sind wenig trennscharf
—> Ekman: erst in ihrer Gesamtheit ergeben physiologische Änderungen ein klareres Bild hinsichtlich spezifischer Emotionen
Zentralnervöser physiologische Änderungen
- Messung mithilfe von FMRT, PET, EEG
- linke und rechte Hemisphäre sind unterschiedlich in die Verarbeitung von positiven und negativen Emotionen involviert
- links- frontal: positiv (mit Annäherungsverhalten)
- rechts- frontal: negativ (mit Vermeidungs- und Rückzugsverhalten)
—> eher Tendenz, als strikte Trennung
Kognition
LeDoux:
Zwei Parallele Pfade der Informationsverarbeitung in emotionalen Situationen:
- schnell/ungenau/grob/affective Processing/low road/ direct vs.
- langsam / Genau / cognitive processing/ high road/ indirect
- kann zur Auflösung von Emotionen führen, obwohl keine Emotionsauslösung angemessen wäre (zB Zurückschrecken vor ungefährlicher Blindschleiche, direct pathway). Anschließend kann eine Annäherung erfolgen (direct pathway).
—> Modell findet vor allem Anwendung auf die Emotion Furcht
Emotionen haben Einfluss auf Aufmerksamkeits-, Gedächtnis-, Denk und Wahrnehmungsprozesse.
- besitzen auch einen Eingang in die Alltagspsychologie „Blind vor Wut”,…
- Stroop Effekt kleiner bei Depressiven im Vergleich zu fröhlichen Personen
—> kann durch Tunnelblick erklärt werden, und damit kontrollierteres Prozessieren und weniger automatisches Prozessieren
Tunnelblick (Christianson):
- Detailgedächtnis besser für zentrale Details in emotional anregenden Bildern vs neutralen Bildern
James’ Emotionstheorie
Setzt voraus, dass Emotion durch reine Körperliche Veränderungen hervorgerufen werden. Das bedeutet, dass die physiologische Reaktionen bereits notwendig und hinreichend ist, um eine Emotion hervorzurufen.
Dabei gilt:
Unterschiedliche Gefühlsqualitäten gehen auf unterschiedliche Muster von physiologischen körperlichen Veränderungen zurück; Gefühle variieren hinsichtlich Intensität, da körperliche Veränderungen unterschiedlich intensiv sein können.
- Aktualgenese
- wie entstehen Emotionen?
- Emotionen sind Erlebnisse von Erregtheit: Gefühle sind Empfindungen der bei emotionalen Zuständen auftretenden körperlichen Veränderungen
- körperliche Veränderungen werden also als die Ursache von Gefühlen, nicht als ihre Folge angesehen
- bedeutsam für Emotionen sind in erster Linie physiologische Reaktionen notwendig, wie zB Anstieg des Blutdrucks bei Furcht
- unterschiedliche Gefühlsqualitäten gehen auf unterschiedliche Muster von physiologischen körperlichen Veränderungen zurück
—> Gefühle variieren hinsichtlich der Intensität, da körperliche Veränderungen unterschiedlich intensiv sein können
- Wahrnehmung eines Ereignisses (Wanderer trifft Bär)
- Einschätzung des Ereignisses (Überzeugung einer akuten Bedrohung)
- emotionsspezifische peripher-physiologische Reaktionen (Flucht)
- Empfindung der physiologischen Veränderungen = Gefühl (Gefühl von Furcht)
Aktualgenese
Emotionsentstehung
Neurophysiologische Grundlagen von James’ Theorie
Schema
- Ein Objekt bzw. ein externer Reiz erregt ein Sinnesorgan (z.B. Auge).
- Von dort werden afferente Nervenimpulse zum sensorischen Kortex geleitet (1).
- Erregungsmuster im sensorischen Kortex aktivieren aufgrund angeborener oder erlernter Verbindungen zum motorischen Kortex dort befindliche emotionsspezifische „Reaktionsprogramme” (2).
- Dadurch werden efferente Nervenimpulse zu den inneren Organen und Muskeln gesendet, wo sie komplexe emotionsspezifische Veränderungen auslösen (3). Diese Veränderungen werden von Interozeptoren (Sensoren der inneren Organe) registriert und an den sensorischen Kortex rückgemeldet (4).
- Dort rufen diese Impulse emotionsspezifische sensorische Erregungsmuster hervor, die das Korrelat der Gefühle darstellen.
➞ Kortex, die durch die Wahrnehmung physiologischer Reaktionen auf emotionale Reize zustande kommen.
Facial-Feedback-Hypothese
Annahme, dass mimischer Ausdruck das emotionale Erleben der ausdrückenden Person beeinflusst (Überblick bei McIntosh, 1996).
empirischer Nachweis:
Studie zur wahrgenommenen Lustigkeit von Cartoons mit verschiedenen
Gesichtsausdrücken (Strack et al., 1988):
Versuchsaufbau:
Es gibt drei Gruppen, welche ein und das selbe Comic beurteilen sollen.
- Lächelstellung: Stift zwischen Zähnen
- unterdrückte Lächelstellung: Stift zwischen Lippen
- Kontrollgruppe: Stift in der Hand
Ergebnisse (siehe Abbildung) zeigen:
Der Comic wird besser bewertet, wenn eine Positive Emotion imitiert wird (Stift zwischen Zähne entsprechen einem Grinsen) und schlechter bewertet wenn eine negative Emotion gezeigt wird (Stift zwischen die Lippen entspricht einer “Schnute” )
Kritik an James’ Theorie
Hauptargumente im Detail:
- Viszerale Veränderungen, die bei unterschiedlichen Emotionen auftreten - selbst bei deutlich unterschiedlichen wie Furcht und Ärger -, sind praktisch identisch und zudem nicht unterscheidbar von Veränderungen, die bei einigen nicht-emotionalen Zuständen wie Fieber oder sportliche Anstrengung auftreten.
➞ Viszerale Veränderungen sind WEDER hinreichend für Gefühle im Allgemeinen NOCH für das Erleben spezifischer Gefühle im Besonderen. - Latenzen von viszerale Reaktionen sind größer als das Entstehen von Emotionen (d.h. physiologische Reaktion nach Emotion.; Wells, 1925).
- Künstliche Erzeugung der für starke Emotionen typischen peripherphysiologischen Veränderungen stimuliert keine Emotionen. Beispielsweise verursacht Adrenalininjektion physiologische Erregungssymptome (Herzklopfen, trockner Mund, Schwitzen, Zittern), die denen von Emotionen ähnlich sind, keine entsprechenden Gefühle hervor.
- Frage nach Emotionsspezifität viszeraler Muster bis heute nicht eindeutig beantwortbar
Gefühlstheorie/ 2-Faktoren-Theorie (Schachter)
Gefühlstheorie setzt physiologische Erregung als notwendige Bedingung für die Entstehung von Emotionen voraus.
Damit allerdings eine spezifische Emotion entsteht muss eine kognitive Komponente die Erregung interpretieren.
Diesen Vorgang nennt man Kausalattribution oder Ursachenzuschreibung.
➞ Physiologische Erregungen sind nicht emotionsspezifisch.
Der Theorie zufolge sind Erregungsempfindungen für die Intensität, nicht aber für die Qualität von Gefühlen verantwortlich. Qualitative Differenzierung wird durch kognitive Komponente (Situationseinschätzung) geleistet.
Fehlattribution Schachter 1962
Gefühle können wie folgt entstehen:
Eine Person erlebt eine physiologische Erregung, für die sie zunächst keine Erklärung hat. Die Person sucht nun nach einer Ursache ihrer Erregung. Ein Gefühl entsteht, wenn eine vermeintliche „emotionale” Ursache gefunden wird.
Zur Überprüfung wurde ein Experiment durchgeführt, welches testen sollte, wie Versuchsteilnehmer auf die Verabreichung von Adrenalin reagieren, bei unterschiedlichen Kenntnisstand (Euphorisch oder Verärgert).
V e r s u c h s a b l a u f
Vpn wird entweder Adrenalin oder
Kochsalzlösung (Placebo) injiziert (unter
Vorwand, die Auswirkung eines Vitaminpräparats
auf das Sehen zu untersuchen). In
Adrenalingruppe wurde entweder korrekt,
falsch oder gar nicht über die physiologischen
Auswirkungen der Injektion informiert.
Während Vpn auf Wirkung der Injektion
warten, agiert ein Vertrauter des Versuchsleiters
in euphorischer (verärgerter) Weise.
Ergebnisse (siehe Abblidung):
Die Daten zeigen, dass in einer Bedingung bei der den Versuchspersonen keine Information über die Verabreichung von Adrenalin mitgeteilt wurden, die Probanden ihre Erregung auf die Euphorie des Eingeweihten zurückführten. ➞ Es handelt sich um eine Fehlattribution.
Bei korrekter Information nahm das Gefühl der Erregung nicht so stark zu, da die physiologischen Reaktionen auf das Adrenalin zurückgeführt wurden.
Dieses Ergebnis ist unter der Ärger-Bedingung inkongruent.
Bild: Fehlattribution Schachter 1962
Erregungstransfer
Diese Erregungsreste sollten in einer nachfolgenden emotionalen
Situation das emotionale Erleben verstärken, wenn es zur Fehlattribution kommt. D.h., wenn man beispielsweise einen schlechten Tag hatte und dann Abends nicht schlafen kann überträgt sich die restliche Erregung auf die neue Situation, das Schlafen.
Hiermit übereinstimmend zeigen diverse Studien, dass z.B.
vorausgehende sexuelle Erregung sowohl zu intensiverer Wut und
aggressiverem Verhalten als auch zu mehr altruistischen Gefühlen und
Hilfehandlungen führt (Reisenzein, 1983; Zillmann, 1996).
Vorhersage der Gefühlstheorie von Schachter
- bezieht sich auf Situationen mit Überresten einer vorausgegangenen Erregung
—> diese Erregungsreste sollten in einer nachfolgenden emotionalen Situation das emotionale Erleben verstärken, wenn es zur Fehlattribution kommt (Erregungstransfer)
—> vorausgehende sexuelle Erregung führt sowohl zu intensiverer Wut und aggressivem Verhalten als auch zu mehr altruistischen Gefühlen und Hilfshandlungen
Kognitive Emotionstheorien:
Die Einschätzungstheorie von Lazarus
Lazarus postuliert zwei Einschätzungsprozesse:
- primäre Einschätzung (primary appraisal):
- Bedeutsamkeit von Ereignissen für die eigenen Wünsche
- mögliche Ergebnisse: günstig- positiv, bedrohlich, Schaden- Verlust, Herausforderung
- sekundäre Einschätzung (secondary appraisal):
- beurteilt die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten, vorhandene oder antizipierte relevante Ereignisse zu bewältigen
- Resultat ist Überzeugung, dass man das betreffende Ereignis durch verfügbare Handlungen bewältigen kann oder nicht
Empirische Überprüfung:
Emotionen sind abhängig von Einschätzung der Situation, zb deren Bedrohlichkeit.
Vpn sehen Film über Beschneidungsritual. In 2 Gruppen wird versucht, wahrgenommene Bedrohlichkeit der Filmereignisse durch leugnenden Kommentar zu reduzieren, der Filmdarbietung runterspielt (zB keine Schmerzen) und positive Aspekte hervorhebt (zB Anerkennung als erwachsenes Stammmitglied).
Leugnungsgruppen zeigen geringere Erregung (Hautleitfähigkeit, Herzrate), fühlen sich weniger unwohl und empfinden Ritual als weniger bedrohlich.
Theoretische Argumente für die Einschätzungstheorien
Hohe Erklärungskraft durch:
- Darstellung der Differenziertheit menschlicher Emotionen: Vielzahl von unterschiedlichen Gefühlen kann auf Differenziertheit von Situationseinschätzungen zurückgeführt werden
- interindividuelle Unterschiede in den emotionalen Reaktionen auf dieselbe objektive Situation (zB Klausurnote 3-> Person 1: Freude, Person 2: Trauer)
- gleichartige emotionale Reaktionen auf objektiv unterschiedliche Situationen (zB Freude nach Wahlsieg, erfolgreicher Klausur, etc)
- dieselben Informationen, die auf unterschiedlichen Wegen erworben werden, führen zur selben Überzeugung und damit zur selben Emotion
Neurophysiologische Emotionstheorien
Papez und MacLean:
Verwendung von neuronalen Korrelaten, um psychologische Annahmen über Emotionen zu systematisieren.
Zentrale These:
Neurales Substrat der emotionalen Mechanismen ist das limbische System (Thalamus, Amygdala, Hippocampus, Fornix, Septum).
Annahme, dass im Neokortex (erst bei höheren Säugetieren vorzufinden) eine begrifflich- sprachliche Interpretation von Sinnesreizen stattfindet, resultierend in kalten Kognitionen (Verstand), während Limbisches System emotionale Empfindungen auslöst (Gefühl).
Empirische Befunde:
Einwände:
- limbisches System nicht klar vom Rest des Gehirn abgegrenzt, so bestehen neben den Verbindungen innerhalb des Systems auch ausgiebige Verbindungen mit anderen, insbesondere mit neokortikalen Hirngebieten.
- Teile des limbischen Systems sind an nicht- emotionalen Funktionen beteiligt (zB Hippocampus: Integration von Sinnesinformationen)
Aber:
- chirurgische Entfernung der Amygdala eliminiert weitesgehend vokale und motorische Furcht- und Wutreaktionen
- elektrische Stimulation der Amygdala bei Katzen und Affen kann stereotypisierte Verhaltensweisen und physiologische Reaktionen auslösen, die für Emotionen (insbesondere Furcht) charakteristisch sind
- Epilepsieherde im Bereich des Temporallappens, inklusive Amygdala, bedingen mitunter im direkten Vorfeld eines Anfalls emotionale Erlebnisse ohne erkennbaren äußeren Anlass, insbesondere Berichte von Furcht
Furchttheorie von LeDoux
- beruht auf neueren und verfeinerten Untersuchungsverfahren
- keine allgemeine Emotionstheorie, sondern Fokus auf ausgewählter Emotion Furcht
- Schwerpunkt liegt auf Furchtverhalten, nicht auf emotionalem Erleben
Angenommen werden zwei neuronale Routen (subkortikal und kortikal):
Subkortikaler Pfad:
- ermöglicht schnelle und unbewusste Auslösung von Defensivreaktionen durch Gefahrenreize
- hier können lediglich einfache Reizmerkmale wie zB Form oder Farbe eines Objekts verarbeitet werden
- zB sollte schlangenähnlich gekrümmter Stock im Wald Furcht auslösen („quick and dirty”- Verarbeitung)
Kortikaler Pfad:
- Verarbeitung dauert länger, beinhaltet aber tiefere Analyse (auch Berücksichtigung des Kontextes)
—> Verarbeitung jeweils mithilfe der Amygdala
Theorien zur motivationalen Funktion von Emotionen
Hedonistische Emotionstheorien:
Emotionen als Ziel des Handelns, also Motiv der Motivation;
positive Emotionen erzeugen, negative vermeiden
- hedonistische Theorien der Gegenwart:
Ziel: Abbau vorhandener, aktueller (bzw akuter) negativer Emotionen
Beispiel: Dissonanztheorie nach Festinger
- hedonistische Theorien der Zukunft:
Ziel: abzusehende, antizipierte Emotion soll möglichst positiv sein
Reue und Enttäuschung minimieren, Zufriedenheit und Hochstimmung maximieren
Gegenstand der Motivation
Allgemein:
Wie werden bestimmte Aktionen determiniert und verursacht?
Spezifischer:
Verstehen, WARUM Lebewesen sich für etwas in bestimmten Situationen und unter bestimmten Umständen entscheiden.
Erklären von Richtung, Ausdauer und Intensität von Verhalten. —> drei Aufgabenbereiche der Motivation (wichtig für Klausur!!!)
Fragestellungen der Motivationspsychologie
Welche Fragen gehören zur Motivationspsychologie?
Fragen, die sich auf ein solches Verhalten beziehen, das das Verfolgen eines angestrebten Zieles erkennen lässt
Welche Fragen gehören nicht dazu?
- nicht-zielgerichtetes Verhalten (zB Utilisationsverhalten, dh nicht- adäquate Reflexe und Routinehandlungen)
- Grundlegende Prozess- und Strukturfragen des Verhaltens (Komponenten von Verhalten (Wahrnehmung, Aufmerksamkeit), Strukturen des Gedächtnisses (kognitives System), Handlungen und Koordination von Handlungen,..)
Einteilung der Motivationspsychologie nach Brandstätter
Motivorientiert:
- Leistungsmotiv
- Machtmotiv
- Hunger
- Durst
Theorieorientiert:
- Hulls Triebtheorie
- Lewins Feldtheorie
- Attkinsons Erwartungs- Wert- Theorie
Motive
- Inter- und intraindividuelle Unterschiede in Reaktionen und Verhalten auf bestimmte Zustände werden durch das Motivkonstrukt erklärt
- Motive werden als latente Bereitschaft verstanden, durch Verhalten einen Zielzustand zu erreichen, der eine positive emotionale Konsequenz zu erwarten lässt. Somit ist der Mechanismus (Wirkungsweise) von Motiven die Antizipation von zukünftigen Emotionen
- Motive sind angeboren und/ oder erlernt
Beispiel:
Anschlussmotiv (Aufbau und Aufrechterhaltung positiver Beziehung zu anderen Menschen):
Kritische Klasse von Zielzuständen besteht im Aufbau und Aufrechterhaltung positiver Beziehung zu anderen Menschen. Personen mit starkem Anschlussmotiv sollten demnach mit positiven Emotionen auf Situationen reagieren, in denen sich dieser Zielzustand verwirklichen lässt, und negative Emotionen empfinden, wenn sich ihre Beziehungen zu anderen Menschen verschlechtern
Motivationssysteme
Appetetives Motivationssystem:
- hin zum positiven Reiz oder Zustand (zB Gefühl des Siegs)
- Befriedigung dieses Motivationssystems löst angenehme Emotionen aus
Aversives Motivationssystem:
- weg vom negativen Reiz oder Zustand (zB keine Kritik)
- Befriedigung dieses Motivationssystems vermeidet negative Emotionen
Beide Systeme können auf dasselbe Ziel ausgerichtet sein, aber aus anderen Gründen! Ebenso können sie entgegengesetzt wirken!
Beispiel 1:
Ratte in Käfig gesetzt. Auf einer Seite steht Gitter unter Strom, auf der anderen Seite befindet sich Futter. Ratte strebt aus zwei Gründen in eine Seite.
Beispiel 2:
Ratte in Käfig gesetzt. Auf einer Seite steht Gitter unter Strom und es befindet sich Futter. Es entsteht ein Konflikt.
Motivarten und zugehörige Motive
Biogen:
Hunger, Schlaf, Sexualität, Durst
- eher genetisches Fundament
- variieren intraindividuell (zB Hunger vs Zeit zur letzten Mahlzeit)
- homöostatisch, dh einem körperlichen Gleichgewichtszustand, optimalem Funktionsniveau und somit individuellem Überleben dienend
- evolutionäres Ergebnis: Präferenz für Geschmack von Substanzen mit lebenswichtiger Energie (zB Kohlenhydrate, Fette)
- Rozin: Neugeborene ohne Lebenserfahrung bevorzugen süße Substanzen und reagieren Aversion auf bittere Lebensmittel
- Begünstigung von abwechslungsreicher Nahrung: Präferenz nimmt ab für Süßes und Salziges nach Einnahme von Süßem und Salzigem
- Kognition vs. Motivation: besseres Gedächtnis für essenbezogene Wörter vs neutrale Wörter bei hungrigen vs nicht- hungrigen Personen
Sexualität:
- nicht homöostatisch, Überleben der Art dienend, aber nicht Überleben des Individuums (lediglich Lusterfüllung)
- evolutionäres Ergebnis
- Präferenz für Sexualpartner, die die Wahrscheinlichkeit für Fortpflanzungserfolg erhöhen
- Frauen bestimmen Präferenzen bei Männern u.a. Durch Status und wahrgenommene Dominanz bei Männern
Soziogen:
Macht, Dominanz, Leistung, Anschluss, Intimität
- variieren interpersonell (zB Leistungsmotiv vs Profisportler)
Anschluss und Intimität:
- evolutionäre Tendenz zum Aufbau, Aufrechterhaltung und Wiederherstellung von positiven Beziehungen zu anderen Menschen
- Anschlussmotiv: Reduktion von negativen Affekten, die aufgrund einer wahrgenommenen Beeinträchtigung sozialer Beziehungen (zB Isolation, Zurückweisung) entstehen („aversives Motivationssystem”)
- Personen mit hoher Ausprägung im Anschlussmotiv verbringen mehr Zeit mit Freunden, Telefonaten etc als Personen mit schwacher Ausprägung
- Intimitätsmotiv: Verhaltensanregung durch Aussicht auf befriedigende soziale Kontakte
- Intimität hängt eher mit positiven Aspekten interpersonalen Verhaltens zusammen (appetetives Motivationssystem)
- hohe Ausprägung vs geringe Ausprägung im Intimitätsmotiv: mehr Lachen, Blcikkontakt, Zuhören in sozialen Kontakten, etc
Macht:
- Motiv ist das Bedürfnis nach Einfluss, Überlegenheit, Stärke und Dominanz
- beinhaltet das Streben nach Konkurrenten ausstechen
- Ziel des Motivs: Anheben des Status in formaler/informeller Hierarchie um A) Einfluss zu haben, B) sich stark zu fühlen, C) andere Menschen zu beeindrucken und kontrollieren (also besserer Zugang zu Nahrung und erhöhte Wahrscheinlichkeit für Fortpflanzung)
- Zusammenhang (Korrelation) zwischen der Höhe des sozialen Status (als Indikator für Macht) und Anzahl der Partner ist signifikant (zumindestens bei Männern)
Leistung:
- Leistungsmotiv zielt auf Erreichung von 1) bestimmtem Leistungsstandard und 2) Kompetenzerweiterung
- Zielzustand sind positive Emotionen beim Erreichen einer Leistung, zB Meistern einer schwierigen Aufgabe, sich selbst oder Gütemaßstab übertreffen
- Wirkung des Leistungsmotivs ist am stärksten bei geringfügig schwierigen Aufgaben
- Rückmeldung ist wichtig (um Erreichen des Gütemaßstabs zu überprüfen)
- Personen mit hoher Ausprägung im Leistungsmotiv wählen eher eine Leistungs- als eine Glücksaufgabe
- Einfluss von Leistungsmotiv auf Verhalten: Ausprägung im Leistungsmotiv im Alter von 31 Jahren erlaubt die Vorhersage des Einkommens und den Berufserfolg 10 Jahre später
Bedürfnishierarchie:
Allgemeine Eigenschaften
- Nichtbefriedigung von Bedürfnissen ist Ursache für Störungen und Fehlfunktionen im Verhalten (Vitaminmangel —> Krankheiten, Mangel an Liebe —> Depression)
- Bedürfnisbefriedigung —> Beseitigung von Störungen und Fehlfunktionen
- niedere Bedürfnisse haben Priorität
Zusammenwirken innerer Zustände und äußerer Reizereignisse
- Handlungswahrscheinlichkeit (zB Essen) ist Funktion aus inneren Zuständen (zB hungrig, satt) und äußeren Gegebenheiten (zB trockenes Brot, Leckerli)
- Beispiel aus dem Tierreich: Balzverhalten bei Guppy- Männchen. Während bei ausgeprägten Sexualitätsmotiv (erschlossen aus Farbigkeit der Schuppen) auch Weibchen geringer Größe Balzverhalten auslösen, sind bei schwacher Motivationsausprägung größere Weibchen vonnöten.
Hulls Triebtheorie
Trieb (D=Drive):
Laut Hull eine unspezifische physiologische Kraft (zB Hunger), die ob eines Mangelzustandes zu einem Verhalten anregt und durch die Stärke des Mangels modifiziert wird
Gewohnheit (H=Habit):
Wird Trieb durch Mangelreduktion reduziert, bleibt das „wie” als Gelerntes in Erinnerung
Anreiz (K):
Situative Faktoren außerhalb des Organismus
Verknüpfung:
- Reaktionsstärke = Trieb Gewohnheit/ R = D H
- Multiplikative Verknüpfung: es muss sowohl ein Mindestmaß (d.h. =) an Trieb und Gewohnheit vorhanden sein, um ein bestimmtes Verhalten zu bedingen
Lernen:
Testung des Einflusses der Verstärkermenge
Experiment von Crespi:
- das Durchlaufen eines Ganges wird anfangs mit unterschiedlicher Menge Futter verstärkt —> höhere Verstärkungsmenge führt zu größerer Laufgeschwindigkeit
- danach erfolgt eine Verminderung der Verstärkungsmenge auf für alle Gruppen gleichen Wert—> Gruppen zeigen unterschiedliches Verhalten trotz jetzt gleicher Verstärkungsmenge; stärkere Verminderung führt zu größerer Verlangsamung
- dieser negative Verhaltenskontrast steht nicht im Einklang mit dem Gesetz des Effekts: S-R- Assoziation in 256-16 Gruppe nicht weniger verstärkt in 16-16 Gruppe
—> Verhalten abhängig von Assoziationsstärke und Motivation!
Beispiele für Probleme in der Volition
- 5-jähriges Kind: Schwierigkeiten beim Abwarten eines gemeinsamen Spiels, bis es an der Reihe ist
- Patient mit Frontalhirnschädigung: reflexartiges Greifen und Verwenden von Gegenständen
- Patient in Psychotherapie. Zwanghaftes Kontrollieren des Herdes
- Schizophren diagnostizierter Patient: Gedanken von außen gesteuert
- Studierende: belangloser Zeitvertreib anstatt Klausurvorbereitung
—> Schwierigkeiten, zielgerichtete Handlungen und Gedanken willentlich zu kontrollieren und umzusetzen
Definition von Volition
- Willenspsychologie: Wer/Was koordiniert und kontrolliert Verhalten? Wie werden Ziele willentlich durch zielgerichtetes Verhalten umgesetzt
- befasst sich mit der Zielverfolgung!
- Handlungen/Verhaltensweisen, denen richtige Motivation fehlt
- Unterschied zur Motivation: Motivation befasst sich mit der Zielauswahl, nicht mit Handlungen und Verhaltensweisen ohne Motivation
- Einsatz von willentlicher, kognitiver Verhaltenssteuerung und -planung (Vergleich Emotion/ Motivation: nicht willentliche Prozesse)
Volition befasst sich mit der Zielverfolgung gegen in erster Linie innere Widerstände und ist ebenso für die kognitive Handlungssteuerung verantwortlich
Verhaltensebenen, die Kontrolle benötigen
5 Ebenen der Verhaltenssteuerung:
- Reflexe und Instinkte (zB Schutzreaktion)
- Assoziativ Gelerntes (zB Habituation)
- Motiviertes Verhalten (zB Fasten)
- Intentionale Handlungen (zB Lernen für die Klausur)
- Volitionale Selbststeuerung (zB Lernen für die Klausur auch bei konkurrierender Einladung ins Kino)
Der Anteil von
- Antizipation zukünftiger Situation
- volitionaler Kontrollprozesse
- exekutiver Funktionen nimmt nach unten hin zu.
Der Anteil von aktueller Reizsituation nimmt nach unten hin ab.
Prozessmodell der Volitionskontrolle: SAS nach Norman und Shallice
Supervisory Attentional System (SAS):
- Verhaltenssteuerung durch Aktivierung gelernter Schemata ohne SAS (zB rote Ampel: Aktivierung des Bremsschemas)
- Verhaltenssteuerung mit Wettstreit und Inhibition mehrer konkurrierender Schemata ohne SAS (zB Auto mit Gangschaltung vs Auto mit Automatik)
- Verhaltenssteuerung durch Einsatz einer kontrollierenden übergeordneten Aufmerksamkeit mit SAS (zB Stroop Aufgabe: Aktivierung des Schemas zum Drücken der roten und nicht Drücken der blauen Taste)
—> SAS moduliert Selektion von passenden Schemata und Einsatz von exekutiver Kontrolle
Problemfelder bei Verhaltenssteuerung
- Aufrechterhalten von Intentionen:
Aufrechterhalten von Absichten über kürzere Zeiträume (im Arbeitsgedächtnis, zB Telefonnummer merken) oder längere Zeiträume (im prospektiven Gedächtnis, zB Einwerfen eines Briefes in Briefkasten im Laufe des Tages)
- Unterdrücken automatisierter Reaktionen
Absichten erfordern die Unterdrückung von inadäquaten Reaktionen (zB Stroop Effekt)
- Abschirmung von Absichten gegen konkurrierende Tendenzen:
Antizipationsmotivierte Absichten benötigen Unterdrückung von momentanen Motivationstendenzen - Dilemmata:
Typen von Dilemmata:
- Persistenz- Flexibilitäts- Dilemma:
Spannungsfeld zwischen Verfolgung eines Pans vs flexible Handlungsanpassung eines Plans (Beispiel. Sunk Cost Fallacy) - Abschirmung- Überwachung- Dilemma:
Frage der Wahrnehmungsfokussierung: Fokus ist gerichtet auf Aufgabe oder Umwelt?
Beispiel: Fokus auf Klausurthemen vs Fokus auf Gefahren (zB Feuer) beim Lernen
Lösung von Dilemmata:
Goschke (2008): Regulation globaler Kontrollparameter:
Regulation und Setzen globaler Kontrollparameter, zB Relevanz einer Aufgabe im Kontrast zu anderen Informationen in der Umwelt
Wovon wird Regulation bestimmt?
- Bestimmt durch Vorhersehbarkeit der Zielerreichung:
- erhöhte Vorhersehbarkeit der Zielerreichung —> Tendenz zur Zielverfolgung —> Neigung zur Stabilität (Persistenz)
- geringe Vorhersagbarkeit der Zielerreichung —> weniger Zielverfolgung —> Neigung zur Flexibilität - emotionaler Zustand:
Negativer Affekt —> hohe Persistenz und geringe Ablenkbarkeit —> Aufmerksamkeit wird mehr fokussiert
Ergebnisse einer Emotionsinduktion: Wald oder Bäume?
Levels of Focus Hypothese:
- positive Stimmung: Fokus auf globale Merkmale (Gestalt)
- negative Stimmung: Fokus auf lokale Merkmale (Details)
—> unter negativer Stimmung ist Aufmerksamkeit mehr fokussiert (d.h. Aufmerksamkeit ist weniger abgelenkt, was zu hoher Persistenz führt)
Abwägen vs. Planen:
Offenheit für neue Informationen
Fujia et al (2007):
Erinnerungsleistung für irrelevante Informationen in Konzentrationstest (d2) nach Instruktion „Wägen Sie ein Problem ab!” („Abwägephase”) vs Instruktion („Legen Sie Handlungen zur Lösung eines Problems fest” („Planungsphase”) besser für Instruktion Abwägephase („deliberative”)!
Abwägephase: offen für neue Informationen
Planungsphase: weniger offen für neue Informationen
Abwägen vs Planen:
Realisierungschancen
Gollwitzer und Kinney: Einschätzung der Kontrolle über (zufällig und damit unkontrollierbar) aufleuchtende Lampe nach:
Instruktion Abwägephase vs
Instruktion Planungsphase
Abwägephase: reduzierte eingeschätzte Kontrolle, objektivere Informationsverarbeitung und Realisierungschance
Planungsphase: erhöhte eingeschätzte Kontrolle, parteiliche Informationsverarbeitung, überschätzte Realisierungschance
Gedankliche Inhalte:
Auswirkung unerledigter Absichten und ihrer Erledigung
Zeigarnik (1927):
VPN mussten Reihe einfacher Aufgaben bearbeiten und einige von ihnen wurden vor ihrer Vollendung unterbrochen. In anschließendem Gedächtnistest erinnerten sich die VPN weit häufiger an unterbrochene Handlungen im Vergleich zu vollendeten Handlungen!
—> Zeigarnik Effekt
Goschke und Kuhl (1993):
VPN mussten je zwei Skripts auswendig lernen und wurden informiert, dass sie eines später ausführen müssen. In einem darauffolgenden Wiedererkennenstest wurden Wörter schneller erkannt, die zum noch auszuführenden Skript gehörten. Dieser Absichtsüberlegenheitseffekt fand sich nicht, wenn VPN gesagt worden war, sie würden die Ausführung eines Skripts beobachten.
—> Absichtsüberlegenheitseffekt
—> Hemmung erledigter Absichten, die Störung neuer Tätigkeiten vermindert
Exekutive Funktionen:
Systematisierung von Kontrollprozessen von Volition
Exekutive Funktionen beziehen sich auf Prozesse, die das kognitive System und seine Verarbeitungsprozesse so strukturieren, dass sie Umweltinformation und interne Wissensbestände in einer zieldienlichen Weise verarbeiten und so motorische Aktivität auf angestrebte Handlungsziele orientieren.
—> Prozesse, die andere Prozesse kontrollieren
Utilization behavior nach Lhermitte 1983:
Situations- und zielunangemessenes Verhalten, das aber an sich korrekt ausgeführt wird.
—> exekutive Kontrolle funktioniert nicht (siehe auch zentrale Exekutive im Arbeitsgedächtnismodell von Baddeley)
Generelle Zeichen für kognitive Kontrolle:
Überwachung und Anpassung der Informationsverarbeitung
Post- error- slowing (zB Rabbit, 1966):
Das Auftreten von Antwortfehlern führt im Anschluss zur verlangsamten Verarbeitung im folgenden Durchgang. Dies wird interpretiert als erhöhte Sorgfalt in der Reizverarbeitung.
Error- related- negativity:
Im EEG führen Antwortfehler zu charakteristischen Komponenten (Ne, Pe), die direkt nach der Antwort auftreten
Prominente Einteilungsschema exekutiver Funktionen nach Gorschke
- flexible Um- Konfigurierung von Verhaltensdispositionen und Planen neuer Handlungssequenzen
- Aufrechterhaltung und Abschirmung von Zielen und Kontextinformationen
- Unterdrückung automatisierter Reaktionen
- Bedürfnisantizipation und Unterdrückung konkurrierender Motivationstendenzen
- Fehler- und Konfliktüberwachung
Sequenzielle Handlungseffekte im WCST
Wisconsin Sorting Test (WCST):
- Probanden sollen Karten nach einem ihnen unbekannten Kriterium sortieren (Farbe, Form, Anzahl)
- Feedback nach jeder Zuordnung
- nach 10 korrekten Zuordnungen Wechsel des Klassifikationskriteriums
- Frontalhirnpatienten machen mehr Perseverationsfehler (d.h. Sie bleiben fälschlicherweise bei veralteten Klassifikationskriterien)
Updating:
Aufrechterhaltung von zieldienlichen Repräsentationen
Vorraussetzung für zielgerichtetes Verhalten ist die Aufrechterhaltung handlungsrelevater mentaler Repräsentationen im Arbeitsgedächtnis.
Diverse Untersuchungen mit bildgebende Verfahren finden erhöhte Aktivität in präfrontalen Arealen, wenn aufgabenrelevante Information bereitgehalten werden muss.
Inhibition:
Durchsetzung von Handlungen gegen konkurrierende Tendenzen
Im Alltag treten Handlungsfehler oftmals auf, wenn Reize mit habituellen Reaktionen verbunden sind, die von den aktuellen zielgemäßen abweichen.
Es kommt zur Konkurrenz der habituellen mit zielgemäßen Handlungen.
Durchsetzung von Handlungen gegen konkurrierende Tendenzen:
Verarbeitung irrelevanter Reizdimensionen
- Beispiele für inkongruente oder Konflikt- Reize: Stroop- Aufgabe, Flankierungsaufgabe, Simon- Aufgabe
- Reaktionszeiten und Antwortfehler üblicherweise höher als für kongruente Reize oder für neutrale Reize, die keiner Reaktion zugeordnet sind.
—> irrelevante Reizdimension beeinflusst Verhalten, wird also nicht komplett ausgefeilter und muss inhibiert werden.
Niedrige perzentuelle Belastung erhöht den Inhibitionsaufwand
Zeitpunkt der Selektion: früh, spät oder beides (nach Lavie, 1995)?
Flankierungsaufgabe: x —> R1, z —> R2
Geringe perzentuelle Anforderungen: Z über z (kompatibel: kürzere Reaktionszeit), z über Z (inkompatibel: längere Reaktionszeit)
Hohe perzentuelle Anforderungen: ksmzvn über Z (kompatibel: kürzere R.zeit), Z über ksmzvn (inkompatibel: längere R.zeit)
—> Flankierungsinterferenz fällt unter hohen Anforderungen vermindert aus
—> Selektion erfolgt umso später, Aufmerksamkeit ist weniger fokussiert und es wird ein höherer Inhibitionsaufwand benötigt, je perzentuell geringer die Anforderungen der Zielreizverarbeitung sind
Stärkere Verarbeitung von Distraktor-Reizen unter Arbeitsgedächtnisbelastung
- VPN klassifizieren Namen (d.h. Schrift: David Bowie) als Politiker oder Popstar unter Bedingung hoher vs niedriger Gedächtnisbelastung
- gleichzeitig wird ein irrelevantes Gesicht (Politiker vs Popstar) präsentiert
An Verarbeitung von Gesichtsreizen ist maßgeblich Fusiform Face Area (Temporallappen) beteiligt
—> unter Bedingungen hoher Arbeitsgedächtnisbelastung findet sich erhöhte Aktivität in dieser Region
—> unter Bedingung hoher AG- Belastung kann Verarbeitung irrelevanter Gesichtsinformationen nicht inhibiert werden!
Dual tasking
Ausführung von zwei simultanen Doppelaufgaben führen zu längeren Reaktionszeiten als die alleinige Ausführung von Aufgaben in Einzelaufgaben.
Diese Doppelaufgabenkosten demonstrieren die kognitive Kontrolle (d.h.. exekutive Funktionen) bei der Doppelaufgabenverarbeitung.