2. Einführung und entwicklungspsychologische Grundlagen Adoleszenz I Flashcards
Definition psychische Störung im Kindes- und Jugendalter
Keine allgemeingültige Definition
Beeinträchtigt Kind/Jugendlichen, alterstypische Entwicklungsaufgaben zu bewältigen
Wenn Verhalten / Erleben eines Kindes / Jugendlichen unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren
(Z. B. Alter, Geschlecht, Erwartungen der Gesellschaft, Art und Ausmaß der Auffälligkeiten) abnormal ist bzw. zu einer
Beeinträchtigung führt (Z. B. durch persönliches Leiden,
soziale Einengung, Behinderung der Entwicklung, Auswirkungen auf Dritte)
Besonderheiten psychischer Störungen im Kindes- u. Jugendalter
Entwicklungsprozesse:
Im Verlauf normaler kindlicher Entwicklung können diverse pathologische Symptome auftreten
Erst dann problematisch, wenn dauerhaft und über entsprechendes Entwicklungsalter hinaus bestehend
Normative Entwicklungsübergänge:
Können Entwicklung psychischer Störungen begünstigen
Weitere Entwicklungsstörungen (z.B. Lese-Rechtschreibstörung, motorische Entwicklungsverzögerung)
Können zusätzlich auf psychische Symptomatik wirken
Spezifisch für eine bestimmte Altersperiode in Kindheit und Jugend (Z. B. Fütterstörung zwischen Geburt und Kleinkindalter)
Kommen nur im Kindes- und Jugendalter vor (Z. B. oppositionelles Trotzverhalten) Beginnen im Kindesalter, können bis ins Erwachsenenalter persistieren (Z. B.
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Tic-Störungen)
Kennen wir sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen (Z. B. Depressionen, Angststörungen)
Klassifikation in ICD-10, DSM-5
ICD-10: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, 10th Revision
(World Health Organization (WHO), 1994)
DSM-5: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition, 5th Edition
(American Psychiatric Association (APA), 2013)
Kaum entwicklungspsychologische Ausrichtung
Konzipiert v.a. für das Erwachsenenalter
Gehen wenig auf JUKIP Besonderheiten ein Bild: Hogrefe Verlag
Nicht alle Störungsbilder für JUKIP enthalten
Multiaxiale Klassifikation ICD-10
Multiaxiales Klassifikationsschema (MAS): geringfügige Anpassung des ICD-10 für klinische Kinder- und Jugendpsychologie (Remschmidt, Schmidt & Poustka, Hrsg., 2012)
Umfasst 6 Achsen
ICD-10-Diagnose (Achse I, Klinisch-psychiatrisches
Syndrom)
5 weitere Achsen
I. Achse Klinisch-psychiatrisches Syndrom
Altersbezogene Störungen
F84
F90-F98 F99
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Nicht näher bezeichnete psychische Störung
Achse 1 Klinisch psychiatrisches Syndrom
Störung ohne eignen Altersbezug
Störungen ohne eigenen Altersbezug
F00-F09 F10-F19 F20-F29 F30-F39 F40-F48 F50-F59 F60-F69
Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
Affektive Störungen
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen
Adoleszenz = Jugendalter
ca. 10-20 Jahre
Zeit der Entwicklung vom Kind zum selbständigen Erwachsenen, Loslösung Elternhaus
Soziokulturell definiert
Pubertät
Prozess der körperlichen Veränderungen, der zur sexuellen Reife führt
biologisch definiert
Adoleszenz
Einteilung nach (Steinberg, 1993)
Einteilung nach (Steinberg, 1993)
Frühe Adoleszenz
11-13 Jahre
Mittlere Adoleszenz
14-17 Jahre
Späte Adoleszenz/ Emerging Adulthood
18-22 Jahre
Frühe Adoleszenz
alter
11-13 Jahre
Mittlere Adoleszenz alter
14-17 Jahre
Späte Adoleszenz/ Emerging Adulthood alter
18-22 Jahre
Jugend (»Adoleszenz«)
Demografische Daten und Tendenzen
Jugendquotient in Deutschland seit 1910 (> 80 %) beständig gefallen (derzeit ca.
30 %)Historisches Tief
= Quotient der Anzahl Personen < 20 /
Anzahl Personen von 20 bis 65 Jahren
keine Veränderung über nächste
Jahrzehnte erwartet
Jugend (»Adoleszenz«) Psychologische Jugendforschung
- G. Stanley Hall (1904) gilt als Begründer
- Seit 1980ern in USA neuere Forschung (Lerner, Petersen, Brooks-Gunn,
Steinberg) - Heute auch zunehmend neurowissenschaftlicher Fokus:
USA, Niederlande (Eveline Crone), Großbritannien (Sarah-Jayne
Blakemore) - früherer Schwerpunkt auf negative Aspekteheute auch Betrachtung
der produktiven Seite von Jugendlichen
Grundlegende Prozesse der Entwicklung im Jugendalter
Die Pubertät zeichnet sich durch eine Reihe umfassender somatischer Veränderungen aus, die durch endokrine Prozesse in Wechselwirkung mit zentralnervösen Strukturen in einem relativ kurzen Zeitabschnitt ausgelöst werden.
Körperliche Veränderungen umfassen …
* Körperhöhe
* Körpergewicht
* Fett-/Muskelgewebe
* Organsysteme
* Verändertes Schlafverhalten
* sekundäre Geschlechtsmerkmale
Verhaltensweisen der Jugendlichen (u.a. starke körperliche Beanspruchung durch Sport, psychosozialer Stress) können in Regelkreise eingreifen und bspw. die Entwicklung verzögern.