1. Die Grundrechte und die Entstehung des Grundgesetzes Flashcards

1
Q

Was versteht man unter dem “Grundsatz der Volkssouveränität”?

A

Die Bürger sind an der Willensbildung und Entscheidungsfindung des Staates beteiligt.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
2
Q

In welchem Artikel ist der Grundsatz der Volkssouveränität im Grundgesetz verankert?

A

Art. 20 Abs. 2 S. 1 GG
“Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.”

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
3
Q

Welche Auswirkung hat der Grundsatz der Volkssouveränität für einen Staat?

A

Das bedeutet, dass der Staat nicht unabhängig oder gegen den Willen seiner Bürger handelt, sondern nur basierend auf deren Zustimmung und Mitwirkung.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
4
Q

Wodurch sind Bürgerinnen und Bürger > direkt < an der Willensbildung eines Staates beteiligt?

A
  • Volksentscheide und Referenden
  • Petitionen
  • Bürgerinitiativen
  • Teilnahme an öffentlichen Anhörungen
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
5
Q

Wodurch sind Bürgerinnen und Bürger > indirekt < an der Willensbildung eines Staates beteiligt?

A
  • Wahlen (Bürger wählen Vertreter)
  • Mitgliedschaft in Parteien
  • Zivilgesellschaftliche Organisationen (NGOs)
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
6
Q

Wie äußert sich der staatliche Wille in einer repräsentativen Demokratie?

A

Wenn ein Staat einen bestimmten Willen hat, bringt er diesen durch die Schaffung von Gesetzen zum Ausdruck.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
7
Q

Was ist ein Gesetz?

A

Ein Gesetz ist eine Rechtsnorm, die von einem zuständigen Gesetzgeber erlassen wurde und abstrakte, generelle Regelungen enthält.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
8
Q

Was macht eine richterliche Entscheidung “gerecht”?

A

Eine Entscheidung gilt als “gerecht”, wenn sie im Einklang mit dem Gesetz steht. Das Gesetz dient als Maßstab für Recht und Unrecht.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
9
Q

Wie dürfen im Öffentlichen Recht staatliche Organe in die Rechte von Bürgern eingreifen?

A

Staatliche Organe dürfen nur dann in die Rechte von Bürgern eingreifen, wenn ein Gesetz sie dazu ausdrücklich ermächtigt.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
10
Q

Welchen Zweck haben Gesetze im Hinblick auf die Staatsgewalt?

A

Gesetze setzen der Macht des Staates Grenzen und verhindern, dass der Staat oder seine Beamten ihre Macht willkürlich oder missbräuchlich ausüben.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
11
Q

Was versteht man unter dem Begriff “Verfassung”?

A

Die in einem oder mehreren “besonderen” Gesetzen zusammengefassten, für die jeweilige Rechtsordnung eines Staates oder auch einer supranationalen Organisation grundlegenden Rechtsvorschriften.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
12
Q

Welche Rechtsvorschriften beinhaltet eine Verfassung in der Regel?

A
  • Grundrechte
  • Aufgaben und Ziele des Staates
  • Organisation
  • Ausübung der Staatsgewalt
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
13
Q

Im Kontext der Verfassung wird oftmals von “besonderen” Gesetzen gesprochen, was bedeutet das?

A

Dass diese eine Sonderstellung im Vergleich zu “normalen” Gesetzen haben.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
14
Q

Nenne vier Punkte, inwiefern sich Verfassungsgesetze von einfachen Gesetzesbestimmungen unterscheiden

A
  • Vorrang
  • Änderungsschwierigkeit
  • Anweisungen staatlicher Organe
  • Verfassungsgerichtsbarkeit
How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
15
Q

Was versteht man unter dem rechtstaatlichen Grundsatz “Vorrang der Verfassung”?

A

Der Verfassung kommt gegenüber den einfachen Gesetzen ein höherer Rang zu. Einfache Gesetze dürfen also nicht gegen die Verfassung verstoßen.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
16
Q

Wo ist der Grundsatz “Vorrang der Verfassung” im deutschen Grundgesetz niedergeschrieben?

A

Art. 20 Abs. 3 GG
“Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.”

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
17
Q

Womit beginnt die Geschichte der Grundrechte wie wir sie kennen?

A

Mit den Unabhängigkeitsbestrebungen der 13 britischen Kolonien in Amerika in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

How well did you know this?
1
Not at all
2
3
4
5
Perfectly
18
Q

Was versteht man unter dem Zitat “no taxation without representation”?

A

Niemand darf mit Steuern belastet werden, ohne ein parlamentarisches Mitbestimmungsrecht zu haben

Kontext:
- Krieg in Europa hatte Großbritannien stark in Mitleidenschaft gezogen
- Großbritannien erhob Steuern von den Kolonien in Amerika (1764-65)
- Diese waren damit nicht vereinstanden, sie hatten die Staatsschulden nicht verursacht

19
Q

Welche Bedeutung hat die Boston Tea Party in 1773?

A
  • Kolonisten in Boston protestierten gegen den britischen “Tea Act”
  • Das führte zur Einführung des “Coercive Acts” durch das britische Parlament
  • Verschärfte die Verspannungen und ebnete den Weg zur amerikanischen Revolution in 1775
20
Q

Welche Erkenntnis der Boston Tea Party ist vor allem aus verfassungsrechtlicher Sicht von Bedeutung?

A

Selbst ein demokratisch legitimiertes Parlament ist nicht frei von Fehlern, sondern kann genauso Unrecht tun wie ein absolutistischer Herrscher.

-> Diese Erkentnnis bildet den Grundstein des sogenannten Vorrangs der Verfassung.

Kontext:
Die Besteuerung der Kolonien in Amerika war durch einen ordnungsgemäßen Beschluss im Londoner Parlament gefasst worden.

21
Q

Wo erfolgte die erste positive / schriftliche Fixierung von Grund- und Menschenrechten?

A

1776 in der “Bill of Rights” des amerikanischen Bundesstaates Virginia
-> dient 1791 auch als Grundlage der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika

22
Q

Wann fand der erste rechtsgültige Katalog von Grundrechten in “Deutschland” seinen Platz?

A

1919 in der Weimarer Reichsverfassung in Art. 109 - 165.

23
Q

Warum ist die in Deutschland fehlende liberalstaatliche Geschichte fatal?

A
  • Grundrechte waren nicht von Kämpfen und Revolutionen für Freiheit geprägt (wie in Amerika oder Frankreich)
  • Das führte zu einer mangelhaften Verankerung des enormen Stellenwerts und Bewusstseins der Grundrechte
  • Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 waren deshalb nur wenige bereit, gegen die faktische Außerkraftsetzung der WRV und der Grundrechte Stellung zu beziehen
24
Q

Wann wurde das Grundgesetz in Deutschland eingeführt?

A

1949

25
Q

Welche Artikel umfasst der Grundrechtekatalog des Grundgesetzes?

A

Artikel 1 bis Artikel 19

26
Q

Was sind grundrechtsgleiche Rechte?

A

Bestimmungen im Grundgesetz, die nicht im Grundrechtekatalog enthalten sind, aber in ihrer Funktion und Bedeutung den Grundrechten gleichkommen.

27
Q

Vor welchem Hintergrund sind die Menschenrechte entstanden?

A

Aus dem Hintergrund des Absolutismus.

Kontext:
- Absolutismus war eine Form der Monarchie, in der der Herrscher (“Souverän”) nahezu uneingeschränkte Macht über einen Staat und die Bürger hatte.
- Durch die oft willkürlichen Übergriffen und Ungerechtigkeiten entstand der Wunsch nach einem besseren Schutz der individuellen Rechte der Bürger

28
Q

Worin liegt die wesentliche Aufgabe der Grundrechte?

A

Grundrechte schützen die Menschen vor Eingriffen des Staates. Es geht darum, die Freiheit der Bürger vor dem Staat zu sichern.

29
Q

Was versteht man unter “status negativus” im Kontext der Grundrechte?

A

“Status negativus” bedeutet “Freiheit vor dem Staat” und bezeichnet die wesentliche Aufgabe der Grundrechte als Abwehrfunktion der Bürger gegenüber des Staates.

30
Q

Kann man Grundrechte und Menschenrechte als Synonym verwenden?

A

Es kommt drauf an.

Menschenrechte sind in internationalen Abkommen geregelt und gelten unabhängig von Staatsangehörigkeit und Aufenthaltsort. Grundrechte sind in nationalen Verfassungen verankert.

Menschenrechte werden auf internationaler Ebene durch Institutionen wie den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen oder dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte durchgesetzt. Grundrechte werden bspw. durch das Bundesverfassungsgericht durchgesetzt.

Die allermeisten Grundrechte des Grundgesetzes sind der Aufgabe des “Status negativus” verschrieben, also um die Abwehr eines Eingriffes des Staates in die Rechte einzelner Bürger. Das kommt den Menschenrechten sehr ähnlich.

31
Q

Beispiel:

Der Bundestag beschließt ein Gesetz, wonach das Christentum zur Staatsreligion erhoben werden soll und alle anderen Glaubensrichtungen verboten werden. Verstößt dieses Gesetz gegen das Grundgesetz?

A

Selbstverständlich. Die Glaubens- und Religionsfreiheit ist in Art. 4 GG geschützt. Das Gesetz wäre verfassungswidrig.

32
Q

Was ist absolute Notwendigkeit für einen Grundrechtsschutz?

A

Ein tatsächlicher Eingriff.

33
Q

Grundrechte leiten keinen Anspruch auf Leistung her. Was bedeutet das?

A

Wenn von Grundrechten als “Abwehrrechte” die Rede ist, dann bedeutet das, dass diese Rechte nicht notwendigerweise einen Anspruch auf eine bestimmte Leistung oder Handlung vom Staat herleiten

Zum Beispiel gibt das Recht auf Meinungsfreiheit einem Bürger nicht das Recht, vom Staat eine Plattform für seine Meinungsäußerung bereitgestellt zu bekommen. Es besagt lediglich, dass der Staat seine Meinung nicht unterdrücken darf.

34
Q

Beispiel:

Die beiden verfeindeten Nachbarn A und B kennen sich bereits aus ihrer Jugend. B erbt unerwartet ein Millionenvermögen, was den A extrem ärgert. A entschließt sich deshalb, den Staat auf Zahlung von 5 Millionen Euro zu verklagen und beruft sich zur Begründung auf den Gleichheitssatz nach Art. 3 GG. Ist so etwas möglich?

A

Natürlich nicht. Selbst wenn der Schutzbereich eines Freiheitsgrundrechts wie hier Art. 3 GG eröffnet wäre, würde es an einem staatlichen Eingriff fehlen.

35
Q

Beispiel:

A ist arbeitslos, vollkommen mittellos, ohne Eigentum und sonstiges Vermögen und daher praktisch dem Tode durch Verhungern und/oder Erfrieren ausgesetzt. Hat A gegen den Staat einen Anspruch auf „Hilfe“?

A

In diesem Fall legt der Schutz der Menschenwürde nach Art. 1 Abs. 1 GG dem Staat ausnahmsweise eine Pflicht zum Handeln auf. Der Staat darf nicht tatenlos zusehen, wenn seine Bürger verschuldet oder nicht verschuldet unter einem gewissen Existenzminimum leben.

A hätte in einem solchen (theoretischen) Fall also ausnahmsweise einen Anspruch, den er direkt von einem Grundrecht ableiten könnte.

Natürlich würde es in der Praxis niemals zu einem solchen Fall kommen, weil der Staat sich dieser Aufgabe bewusst ist und besondere, d. h. speziellere, gesetzliche Regelungen getroffen hat, dieeinen Anspruch auf Sozialleistungen gewähren.

36
Q

Neben der Funktion des Abwehrrechts der Grundrechte gibt es die Grundrechte als Leistungsrecht. Was bedeutet das?

A

Die Grundrechte geben dem Bürger im Einzelfall einen Anspruch auf ein positives Tun des Staates um die Grundrechtsausübung zu gewährleisten. (status positivus)

37
Q

Was versteht man unter originären Leistungsrechten?

A

Der Staat ist zum Schutz der Bürger verpflichtet, bestimmte Leistungen zu erbringen, bestimmte Verfahren bereitzustellen oder bestimmte Einrichtungen zu errichten.

38
Q

Wann würde ein direkter (originärer) Anspruch aus Art. 1. Abs. 1 GG ergeben?

A

Gäbe es keine entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen über die Gewährung von Sozialleistungen, dann würde sich aus Art. 1 Abs. 1 GG ein direkter (originärer) Anspruch ergeben, entsprechende Leistungen zu erbringen und staatliche Einrichtungen dafür bereitzustellen.

39
Q

Was versteht man unter einem derivativen Leistungsrecht?

A

In bestimmen Fällen kann aus einem Abwehrrecht ein derivatives Leistungsrecht werden - nicht, weil das Grundrecht explizit eine Leistung fordert, sondern weil eine Leistung notwendig ist, um die volle Wirksamkeit und den Schutz des Grundrechts zu gewährleisten.

40
Q

Wie unterscheidet man Status negativus zu Status positivus?

A

Status negativus bedeutet, den Staat (negativ) abzuwehren. Der status positivus willden Staat dagegen (positiv) zu einer Handlung bewegen.

41
Q

Beispiel:

A hat seinem Nachbarn B 50 Euro „geliehen“, die dieser sich weigert, ihm zurückzugeben. Aus lauter Zorn entschließt sich A, den B auf Rückzahlung zu verklagen. Sein Rechtsanwalt R meint jedoch, dass es bei 50 Euro keinen Rechtsschutz gäbe, da der Streitwert zu gering sei. Hat R recht?

A

Nein.

Art. 19 Abs. 4 GG ist primär ein Leistungsgrundrecht (BVerfGE 101, S. 106 [123]). Originär verpflichtet es den Staat damit, Gerichte zu errichten und für einen effektiven Rechtsschutz Sorge zu tragen. Dies hat der Staat durch die Einrichtung der Zivilgerichtsbarkeit getan.

Ein Zivilgericht ist deshalb verfassungsrechtlich aus Art. 19 Abs. 4 GG dazuverpflichtet, jede Klage, unabhängig von der Höhe des Streitgegenstands, zumindest anzunehmen.

42
Q

Was versteht man unter “status activus”?

A

Diese Funktion beschreibt eine Form des Zusammenwirkens des Staates und seiner Bürger. Der einzelne Bürger will den Staat mitgestalten und an ihm teilnehmen. So gewährleistet Art. 38 Abs. 1 S. 1 GG den Bürgern das Wahlrecht. Zugleich gewährt Art. 33 GG grundsätzlich jedem Bürger den Zugang zum öffentlichen Dienst.

43
Q
A