Teil 3 - Persönlichkeitstheorien Flashcards
Bedeutung des Begriffs “persona” (Maske) in der Antike nach Cicero
Cicero / historisch
- Wie man anderen erscheint (aber nicht ist)
- Die Rolle, die jemand im Leben spielt
- Eine Häufung von persönlicher Eigenschaften, die jemanden zu seiner Arbeit befähigen
- Besonderheit und Würde (z.B. ein bestimmter Stil)
Typologien
-älteste Versuche, Persönlichkeitspsychologie zu betreiben
-Beispiele: Hippokrates, Galenus von Pergamon, Paracelsus, Goethe…
Viersäftelehre
historisch
- griechischer Arzt (Hippokrates) , entwickelt die Viersäftelehre
- je nach Jahreszeit überwiegt ein Saft => Assoziation zu Lebensphasen
-trocken-warm: Gelbe Galle, Sommer
-feucht-warm: Blut, Frühling
-trocken-kalt: Schwarze Galle, Herbst
-feucht-kalt: Schleim, Winter
->Hippokrates wollte Weltgeschichte und Natur in Einklang bringen
Galenus von Pergamon
- Verknüpfung der Viersäftelehre mit der Lehre von den vier Temperamenten
Blut: Sanguiniker -> heiter, optimistisch
Schleim: Phlegmatiker -> langsam, apathisch
schw. Galle: Melancholiker -> traurig, depressiv
gelbe Galle: Choleriker -> wütend, Jähzorn
Körperbautypen nach Kretschmer
historisch
*Zusammenhänge zwischen körperlichen Merkmalen und dem Charakter
Leptosomer Typ: Schitzophrenie; neigt eher zu abstraktem Denken, befasst sich viel mit Details, denkt viel nach -> Kopfmensch
Athletischer Typ: Epilepsie; anhänglich, wenig innovativ, aber stark und durchsetzungsfähig. Leicht zu überrumpeln durchdenkt Dinge wenig intensiv
Pyknischer Typ: Depression-Manie; gemütlich, gesellig und erträglich. Er isst gerne und lässt Dingen ihren Lauf. Anfällig für Stimmungsschwankungen
-wurde im NS verwendet
Bewertung: Konstitutionstypologie nach Kretschmer
-Merkmale Körperbau und Temperament sind konfundiert (d.h. beide sind alterskorreliert)
* Bei den von Kretschmer entdeckten Zusammenhängen handelte es sich um altersbedingte Scheinkorrelationen (Konfundierung)
* DENNOCH: schwacher Zusammenhang zwischen Körperbau und Persönlichkeitseigenschaften vorhanden
-Jedoch unklar, was die Zusammenhänge eigentlich bedeuten (Problem der Interpretation von Korrelation)
Beginn der wissenschaftlichen Persönlichkeitspsychologie
- Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts:
- Entwicklung eigenständiger Persönlichkeitspsychologie (neben den damaligen Hauptströmungen Behaviorismus und Psychoanalyse)
- Fokus auf dem Eigenschaftsbegriff
- Zugang über alltagssprachliche Eigenschaftszuschreibungen
Persönlichkeitstheorien
warum ist Lara so intelligent?
-Eigenschaftsparadigma: Weil sie einen hohen IQ hat
-Behavioristisches Paradigma: Weil sie oft für Leistung belohnt wurde.
-Psychoanalytisches Paradigma: Weil sie die Entwicklungsaufgaben sehr gut meistert.
-Evolutionspsychologisches Paradigma: Weil sie gut angepasste Gene hat.
-Informationsverarbeitungs-paradigma: Weil ihr Arbeitsgedächtnis effizient arbeitet.
-Neurowissenschaftliches Paradigma: Weil ihre Nervenfasern gut isoliert sind.
Warum ist Lara so intelligent?
der psychoanalytischer Ansatz
Sigmund Freud
- einer der ersten modernen Persönlichkeitspsychologen
- Physiologie- und Medizinstudium in Wien
-Studium von Hypnosetechniken gegen Hysterie (heute: Konversionsstörungen) bei Charcot in Paris
-Studium der Sprechtherapie bei Breuer in Wien
-Emigration Juni 1938 nach London
-Verstorben 1939 in London
Modell der psychosexuellen Entwicklung
Psychoanalyse Freud
- Oral (0-1):
erogene Zone: Lippen, Mund, Zunge
Primäre Entwicklungsaufgabe: Entwöhnung
Fixierung:
-> zu viel Stimulierung führt zu oral rezeptivem Charakter: Leichtgläubigkeit, Passivität, Abhängigkeit, Autoritätsglauben
-> zu wenig Stimulierung: oral aggressiver Charakter: Ausbeutung anderer, Sadismus
orales Verhalten: Rauchen, übermäßiges Essen - Anal (2-3):
Anus
Reinlichkeitserziehung
Aufschieben der Darmentleerung -> Anal retentiver Charakter: Ordentlichkeit, Geiz, Hartnäckigkeit
Offener Widerstand -> Anal expulsiver Charakter: Widersetzung von Kontrollversuchen durch Unordentlichkeit, Schlampigkeit - Phallisch (4-5)
Genitalien
Bewältigung des Ödipuskomplexes: keine Identifikation mit dem Vater -> Eitelkeit, Narzissmus, Leichtsinn oder Gegenteil: Furcht vor Nähe und Liebe, Überehrgeiz wg. Kompensation der Kastrationsangst - Latenz (6-12)
erogene Zone: keine besondere
Entwicklung der Abwehrmechanismen - Genital (13-18)
Genitalien
Reife, sexuelle Intimität
Entwicklung von Dispositionen auf Grund von Fixierungen:
Elterliches Verhalten -> Fixierung -> Charakter
Probleme Freud
Psychoanalyse Freud
-
Operationalisierung:
Wie lässt sich Kastrationsangst, sexuelle Triebimpulse, Rivalität zum gleichgeschlechtlichen Elternteil bei 3-4 Jährigen messen?
Wie lässt sich eine Fixierung erfassen?
Beruht ein beobachtetes Verhalten auf Abwehr oder nicht?
Warum benutzten versch. Menschen in der selben Situation versch. Abwehrmechanismen? Vorhersage nicht möglich - Datenerfassung durch Erinnerung und freien Assoziationen der Patienten => Erinnerungsverzerrungen (man kann sich an das frühe Kindesalter nicht erinnern) => keine wissenschaftliche Methode
- Gültigkeit der Interpretation wird z.T. daran überprüft, ob Klient ihr zustimmen kann oder daran, ob sie zu Verhaltensänderungen beim Klienten führt => selbsterfüllende Prophezeiung
-
Stichprobe: Vorwiegend erwachsene Frauen aus der Wiener Gesellschaft
=> Eher Wissenschaftsparadigma -> kohärentes, von vielen Wissenschaftlern geteiltes Bündel aus theoretischen Leitsätzen, Fragestellungen und Methoden
keine persönlichkeits-psychologische Theorie im strengen Sinne einer empirischen Wissenschaft
Ursprung: Behaviorismus
Begründer: John B. Watson
- Untersuchungsgegenstand: objektives messbares
Verhalten
Ablehnung der Introspektion (keine Emotionen)
- Psychologie als Naturwissenschaft
-Forschungsmethodik: direkte Beobachtung, Objektivität, präzise Definitionen, kontrollierte
Experimente (im Labor, nicht in freier Wildbahn)
-Radikaler Behaviorismus: (Reiz-Reaktions-Psychologie)
Behaviorismus = Hauptstrom amerik. Empirie von 1920 - 1979
Persönlichkeitskonzept
- Mensch als black box
-Persönlichkeit entwickelt sich über Lernprozesse und verändert sich durch Lernen und Erfahrungen - Persönlichkeit ist Resultat der individuellen Lerngeschichte
- Mensch kommt als leere Hülle zur Welt und kann durch Lerneffekte beliebig geformt werden (J.B. Watson)
Reiz -> Black Box -> Reaktion
Zentrale Lernmechanismen
Klassische Konditionierung:
Erwerb oder Erlernen von Reiz-Reaktions-Assoziationen
Operante Konditionierung:
Erwerb oder Formung durch Verhaltenskonsequenzen (z.B.
Belohnung und Bestrafung)
Beobachtungs- oder Nachahmungslernen:
Erwerb oder Formung durch die Beobachtung und Nachahmung
anderer (Modelle)
Klassisches Konditionieren
Ivan Pawlow
Grundlage des Lernens: angeborene Reflexe
Studien über Verdauungsapparat von Hunden
Unkonditionierter Stimulus (UCS) -> unkonditionierte Reaktion (UCR)
Neutraler Stimulus (NS) -> keine Reaktion
UCS + konditionaler Stimulus (CS) -> UCR
CS -> konditionierte Reaktion (CR)
Erklärung: Reizsubstitution
*Ein neutraler Stimulus (NS; löst keine spezifische Reaktion aus)
-Er wird mit einem unkonditionierten Stimulus (UCS; löst verlässlich eine
unbedingte Reaktion [UCR] aus) gemeinsam dargeboten;
-Nach diesen gemeinsamen Darbietungen löst der NS allein eine konditionierte Reaktion aus (CR);
-Der neutrale Stimulus (NS) wird zum konditionierten Stimulus (CS)
Konditionierung: Löschung/
konditionierter Reiz “Ton” wird ohne Verbindung mit dem unkonditionierten Reiz “Nahrung” dargeboten
->konditionierte Reaktion “Speichelfluss” wird geschwächt oder ganz gelöscht
Versuchsdurchgänge = Akquisition
Löschdurchgänge = Extinktion
Konditionierung von Dispositionen
Ist Konditionierung von Furcht möglich?
Vgl. kleiner Albert
Operantes Konditionieren
Burrhus Skinner
-Radikaler Behaviorismus
-Menschliches Verhalten primär durch Umwelt bzw. die Konsequenzen des
Verhalten beeinflusst
Idiografische Forschungsausrichtung
Verhaltenskonsequenzen: Bestrafung und Verstärkung
Bestrafung: alle Konsequenzen, die die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten gezeigt wird, reduzieren
Verstärker: alle Konsequenzen, die die Auftretenswahrscheinlichkeit
eines Verhaltens erhöhen
Positiver Reiz:
hinzugefügt: positive Verstärkung
entfernt: Bestrafung Typ 2
negativer Reiz:
hinzugefügt: Bestrafung Typ 1
entfernt: negative Verstärkung
kontinuierliche Verstärkung: Etablierung erwünschten Verhaltens
Intermittierende Verstärkung:
Intensivierung oder Aufrechterhaltung erwünschten Verhaltens
Probleme Behaviorismus
- Es kann nur natürlich angeborenes Verhalten klassisch konditioniert werden. Erlernen neuer Verhaltensweisen nicht möglich.
- Viele Lerneffekte sind wenig stabil (z.B. Verhaltenstherapie bei Rauchern), andere entstehen durch einen einzigen Lerndurchgang (Traumata vgl. explodierendes Auto)
- Neugeborene unterscheiden sich im Temperament (Reizschwellen, Aufmerksamkeitsdauer) => manchmal keine Lerngelegenheiten
Evolutionspsychologisches Paradigma: Persönlichkeitskonzept
Evolutionspsychologisches Paradigma
- Menschliches Erleben und Verhalten ist das Ergebnis der Evolution
-Über viele Millionen Jahre andauernde genetische Anpassung von
Lebewesen an jeweils vorherrschende Umweltbedingungen führt zur
Selektion / Dursetzung arttypischer körperlicher und
Verhaltensmerkmale - Evolutionärer Prozess formt dabei die Variationsbreite eines
Verhaltens. - “Survival of the fittest”: Fitness ist kein Merkmal eines Menschen sondern eine Funktion eines Allels und seiner Umwelt
Zentrale evolutionspsychologische Überlegungen
Evolutionspsychologisches Paradigma
- Intrasexuelle Selektion: Mitglieder des gleichen Geschlechts konkurrierern um die des anderen Geschlechts
- Intersexuelle Selektion: Mitglieder des eines Geschlechts wählen die des anderen Geschlechts nach bestimmten Kriterien
- Künstliche Selektion: Zuchtwahl
-
Natürliche Selektion: Reduzierung des Fortpflanzungserfolgs
bestimmter Individuen einer Population mit der Folge, dass
andere Individuen, die im Rückblick als „überlebenstüchtiger“
erkennbar sind, sich stärker vermehren. Entscheidende
Einflüsse: äußere Faktoren der Umwelt, sog.
Selektionsfaktoren