Konstruktive Lernunterstützung Flashcards
Erinnerung: Perspektive: Motivation im schulischen Kontext (Wiederholung)
- überdauernde Merkmale (sog. Traits) –> in einer (Lern)-Situation (sog. States) –> Ergebnisse
- Kontrollüberzeugungen (Selbstwirksamkeitserwartung: Kann ich das hier schaffen?)
- Wertüberzeugungen –> Wertempfingen (situationales Interesse: Warum ist das hier wichtig)
-> führen zu Lernmotivation (intrinsich…extrinsisch) oder zu Anstrengung
-> Lernerfolg (kognitiv, motivational)
Konstruktive Lernunterstützung
Aspekte der Unterrichtsgestaltung, die motivational-emotionale Voraussetzungen für die Bereitschaft zur aktiven Auseinandersetzung mit dem
Lerngegenstand schaffen.
Grundbegriffe
Motivation
Ein psychologischer Prozess, der selbstreguliertem Handeln eine Richtung gibt.
- Ausgerichtet auf ein Ziel (Motiv): Anhand welcher Kriterien wird Fortschritt bewertet?
- Intensität/Stärke der Motivation beeinflusst ob Handlungen initiiert werden, oder nicht.
- Qualität der Motivation: Extrinsisch/fremdbestimmt bis intrinsisch/selbstbestimmt motiviertes Handeln.
Kontrollüberzeugungen/-erleben
Überzeugungen/Erleben dazu, ob man eine Situation erfolgreich bewältigen wird.
- z.B. Selbstkonzept: Fachbezogenes Selbstbild (In Mathematik bin ich gut) (trait, überdauernd).
- z.B. Selbstwirksamkeitserwartung: Aufgabenbezogenes Selbstbild (state, situativ).
Wertüberzeugungen/-erleben
Überzeugungen dazu ob und warum eine Sache wichtig ist.
- z.B. Wert in Bezug auf persönliche Bedeutung, Nützlichkeit oder Erfolg.
- z.B. (überdauerndes) Interesse: Breite wert- und gefühlsbezogene Überzeugung zu einer Sache
(Mathematik finde ich interessant) (trait).
- z.B. situationales Interesse: Interesse an einer bestimmten Aufgabe/Situation (state)
Theoretische Modelle der Motivation
traits: Vorwissen -> states: aktiviertes Vorwissen -> führt über Lern- und Problemlöseprozesse zu kognitiven Prozessen: Anstrengung: Zeit und Konzentration, Verarbeitungstiefe -> reguliert werden diese durch Planung, Adaption und Motivation: Qualität, Intensität, Ziel (-> Metakognitition/Selbstregulation) -> die kognitiven Prozesse führen zu Lernergebnissen: Wissensveränderung; und zu Problemlöseergebnissen -> die Ergebnisse beider Art werden dann bewertet durch z.B. soziale Eingebundenheit, Autonomieerleben, Kompetenzerleben und generell Emotionen -> das wirkt sich wiederum auf die Selbstregulation aus -> die Bewertund und Motivation führen dann zu Veränderungen der Kontrollüberzeugungen und des Werterlebens
Theoretische Modelle der Motivation:
Kontroll-Wert-Theorien
Leitfrage: Wie wirken sich motivationale Voraussetzungen auf Lernen und Problemlösen aus?
* Überdauernde Wert- und Kontrollüberzeugungen beeinflussen die Bewertung von Lern- und
Problemlösesituationen (Kontroll- und Werterleben).
-> Aktivieren und Bewerten im Kontext der jeweiligen Situation und des jeweiligen Ziels.
* Hohes Werterleben zusammen mit hohem Kontrollerleben in der Situation
führen zu selbstreguliert, intensiver Motivation.
-> Emotionen als wesentliche Verbindung.
-> Im Unterricht bestenfalls auf das in der Situation jeweils relevante extern gesetzte Lernzie
Selbstbestimmungstheorie
Leitfrage: Wie beeinflusst die Situation selbst das Entstehen selbstbestimmter Motivation?
* Positives persönliches Werterleben als notwendige Grundvoraussetzung
-> Die Situation wird als persönlich relevant, anziehend oder wichtig empfunden.
z.B. Neuheit, Herausforderung, Ästhetische Qualität.
* Erfüllen sog. psychologischer Grundbedürfnisse („Basic Needs“)
1. Autonomieerleben:
Möglichkeit Handlungsmöglichkeiten zu wählen, die kongruent zu eigenen Zielen und Interessen sind.
2. Kompetenzerleben:
Möglichkeit, die eigenen Potentiale erfolgreich nutzen zu können.
3. Soziale Eingebundenheit:
Teilhabe an einer sozialen Einheit, durch gegenseitiges Geben, Nehmen, Arbeit an einem gemeinsamen Ziel
.
Theoretische Modelle der Motivation: Theorien der Interessensentwicklung
Leitfrage: Wie entstehen überdauernde Wertüberzeugungen?
Phasenmodell der Interessensentwicklung
1. Catch-Komponente
* primär, emotional kurzfristig, flüchtig, oberflächlich
* z.B. durch… Unmittelbarkeit (Humor,
Enthusiasmus); eigenes Erleben von
Widersprüchen
- Hold-Komponente (starker Bezug zur selbstregulierter Motivation)
* auch stark kognitiv, mittelfristig (eine UE),
sachbezogen
* z.B. durch… Wert & Relevanz des Inhalts (–> Leitfrage) sinnhafte, bedeutungsvolle
Fragen und Inhalte. - Entstehendes Interesse
* kognitiv und emotional, relativ überdauernd - Entwickeltes Interesse
* kognitiv und emotional, dauerhaft, Teil der Persönlichkeit - und 5. durch…
wiederholtes Hold-interesse; herasufordernde Aufgaben; fachlicher Austausch; Teilhabe an der Wissenskonstruktion
Catch & Hold: Beispiel “Anwendungen motivieren die Lernenden”
- Aufgaben an einem gezeichneten Dreieck
- oder Aufgaben wie:
-> Wie lang ist die diagonale Seite einer Tischtennisplatte?
-> In welcher Distanz zum Maibaum stehen die Tänzer
Theoretische Modelle der Motivation: zentrale Fragekomplexe
Wie mobilisiert man affekt-motivationale Prozesse, um möglichst intensive individuelle Lern-und Problemlöseprozesse anzuregen?
- Ziel: Auf den wesentlichen Kern der Sache bezogene Motivation.
- Angriffspunkte: Günstige Kontroll- und Wertüberzeugungen, Erfüllen der Basic Needs.
Wie schafft man die Voraussetzungen, um langfristig günstige affektiv-motivationale
Überzeugungen (Wert, Kontrolle) aufzubauen?
- Ziel: Positive Wertüberzeugungen, Interessensentwicklung.
- Angriffspunkt: Zunehmend selbstregulierte (intrinsische) Formen der Motivation, „Hold“-Interesse.
- Ziel: Realistische Erwartungsüberzeugungen.
- Angriffspunkt: Autonomie- und Kompetenzerleben
Werterleben fördern: Grundidee
Konstruktive Lernunterstützung im Unterricht
Was ist das?
- Wertüberzeugungen beschreiben wie bedeutsam der Lerninhalt individuell empfunden wird (als persönlich
bedeutsam, nützlich oder wichtig für den Erfolg).
- Den Lerninhalt als bedeutsam zu erleben kann selbstregulierte Motivation und Interesse fördern.
Warum ist das wichtig?
- Werterleben und situationales Interesse sind Bedingungsfaktoren für selbstbestimmte Motivation,…
- …die die Bereitschaft zur vertieften kognitiven Arbeit am Inhalt verstärken kann…
- …und damit auch die Problemlöseleistung bzw. den Lernerfolg.
Wie kann man damit im Unterricht umgehen?
- Klären, was eigentlich der Kern der Sache ist, um die es geht (–> Konzeptorientierung).
- Problemhaltigkeit der Leitfrage erfahrbar machen.
- Individuellen Mehrwert der zu erwarteten Einsichten thematisieren.
- Zentral ist, dass dies über kurzfristige, oberflächliche Aufmerksamkeit (Catch) hinausgeht und sich zu
einem (situationalen, aber über eine UE andauernden) Interesse an der Sache (Hold) weitergeführt wird.
Werterleben fördern: Beispiel- Fortschritt erfahrbar machen
Konstruktive Lernunterstützung im Unterricht
Mehrwert neuer Konzepte, Verfahren und Strategien konkret erfahrbar machen.
- Klar problemhaltige Situation und Frage, die gelöst wird.
- Eigene Erfahrungen zur Problemhaltigkeit
wertexplizierende Hinführung:
Sachaufgabe & Gleichung -> nur kurzfristiges Interesse (Catch)
Gleichungen durch Probieren lösen -> Bedeutsame Leitfrage als Ausgangspunkt
Leitfrage: wie kann man Gleichungen effizienter lösen? -> Bedeutsame Leitfrage als Ausgangspunkt
Lösungsverfahren anhand der Gleichung erarbeiten
Verfahren sichern
Rückbezug zur Leitfrage -> Mehrwert des Gelernten!
Reichhaltig üben
weniger wertexplizierend:
Sachaufgabe–> kurzfristiges Interesse (Catch)
Gleichung aufstellen ohne vorher Problem als solches zu erfahren und eine bedeutsame Leitfrage aufzustellen –> für das lernen (hier) irrelevante Anforderung
Rückbezug zur Leitfrage weglassen -> kein Mehrwert des Gelernten
Werterleben fördern: Beispiel - Lerntagebücher für die Selbstreflexion
Lerntagebücher
Kontinuierliches Tagebuch der Lernenden zur individuellen Reflexion…
- …der Lerninhalte (Was war unser Thema?),
- …der Bedeutung der Lerninhalte (Warum könnte das für mich wichtig sein?),
- …des individuellen Lernfortschritts (Was habe ich zu diesem Thema dazugelernt?),
- …des individuellen Lernstandes (Was kann ich schon, was muss ich noch dazulernen?).
- Nutzung als…
- …Anregung für die Selbstreflexion der Lernenden.
- …individuelle Diagnose durch die Lehrkraft.
- …Rückmeldung für die Lehrkraft selbst.
- Beachten:
- Erfordert langfristige Einführung und Begleitung.
- Spezifische Leitfragen können hilfreich sein, um die Reflexion auf bestimmte Aspekte zu lenken
(Wertüberzeugungen, Metakognition, Kontrollüberzeugungen,…)
Werterleben fördern: Beispiel - Wertinterventionen
Grundidee
- Aufbau von Überzeugungen zur Nützlichkeit oder persönlichen Bedeutung von Fächern oder Inhalten.
- Schwerpunkt individuelle Selbstreflexion.
- Punktueller Einsatz zur individuellen Wertsteigerung.
Möglichkeit „Selbstreflexion“
- Eigenständige Reflexion zur Bedeutung von Mathematik bzw. eines Inhalts.
- z.B. Kurze Texte verfassen zu Fragen wie „In welcher Weise Mathematik für mich selbst von
Bedeutung/Nützlich?“
Möglichkeit „Reflexion von Aussagen“
- Reflektierende Stellungnahme zu Aussagen von Peers und Experten dazu, warum Mathematik bzw. ein Inhalt besonders nützlich ist
Werterleben fördern: Kriterien
Nicht nur kurzfristige Effekte (Catch)
- Kurzfristige Aufmerksamkeit durch „spannende“ oder „neue“ Materialien ist nicht ausreichend.
- „Schmissige“ Sachaufgaben verbleiben i.d.R. an dieser Stelle.
- Nutzen um bedeutungshaltige Fragen zu thematisieren, die dann zu „Hold“-Interesse führen können.
Teil der Identitätsentwicklung
- Nicht: Übernehmen der Wertüberzeugungen der Lehrkraft.
- Sondern: Finden der Bedeutsamkeit des Lerninhalts innerhalb der eigenen Identitätsentwicklung.
Enthusiasmus der Lehrkraft
- Ihr Enthusiasmus für das Fach, seine Fragen und Inhalte ist wichtig, v.a. für kurzfristige Aufmerksamkeit.
Das ist gut, reicht aber alleine nicht aus.
- Langfristiges Interesse und selbstregulierte Motivation erfordern ein individuelles Erleben von Wert.
Wert im Kleinen
- Zentral ist (zunächst) nicht der (potentielle) Wert der ganzen Mathematik für das ganze Leben.
- Wichtig ist, welchen Fortschritt, welche Bedeutung die Mathematik hat, mit der Sie sich gerade gemeinsam
beschäftigen
Autonomieerleben fördern: Grundidee
Was ist das?
- Möglichkeit Handlungsmöglichkeiten zu wählen, die kongruent zu eigenen Zielen und Interessen sind.
Warum ist das wichtig?
- Selbstbestimmungstheorie: Eines der drei „Basic Needs“ (Grundbedürfnisse) menschlicher Entwicklung.
- Begünstigt das Entstehen selbstbestimmter Motivation.
Wie kann man damit im Unterricht umgehen?
- Persönlich relevante Wahlmöglichkeiten bei der Arbeit im Unterricht.
- Unterstützung und Wertschätzung individueller Initiative (z.B. Ideen, Vorschläge,…).
- Ermöglichen selbstregulierten Lernens mit möglichst geringer externaler Steuerung.
Zu beachten
- Autonomes Handeln erfordert Fähigkeiten zur Selbstregulation.
- Ggf. Anpassen der Freiheiten an die Voraussetzungen der Lernenden.